Blumhardt, Christoph - Andachten zum Buch der Sprüche

Blumhardt, Christoph - Andachten zum Buch der Sprüche

Sprüche 23,26

Gib Mir, Mein Sohn, dein Herz, und laß deinen Augen Meine Wege wohlgefallen!

Was will der HErr? Dein Herz! So da und dort ein wenig in der Ordnung sein und ehrbar und tugendstolz dahergehen, das ist's noch nicht, womit man's dem lieben Gott abgewinnen kann. Das Herz will Er haben, dich selbst, dein eigentlichstes Ich. Dein Lieben und Wohlgefallen soll auf Ihm, deinem HErrn und Gott, allein ruhen; und du sollst dich auf nichts anderes sonst mit Wonne und seliger Freude werfen - wenn nicht Gott selbst ganz dabei ist. In all deinem Tun soll deine Liebe zu Gott erkennbar sein. Dein ganzes Wesen, im kleinen und großen, im Geistlichen und Weltlichen, alles miteinander, soll sich bei dir so stellen, daß man dir's abfühlt, du habest deinen Gott und Erbarmer lieb, Er habe dein Herz.

Sonst mag es wohl auch Leute geben, die sich einen Tugendschein oder eine fromme Art zu geben wissen, ohne ganz beim lieben Gott zu sein. Aber daß es so nicht ganz lauter ist, kann man schon daran sehen, daß ihre ganze Art nur gar zu leicht etwas Steifes und Gesetzliches, auch Hartes und Herbes, ja selbst etwas Unangenehmes der Erscheinung nach bekommt. Man sieht es aber noch mehr an dem, daß solche Menschen leicht aus ihrer Rolle fallen, wenn's ihnen zu schwer werden oder wider die Neigung und Natur gehen will.

Das alles wird bei dem, der bei seinem besseren Streben das Herz wirklich bei Gott hat, ganz anders. Er fühlt sich beseligt durch die Gnadenbezeigung, die Gott einem Ihn suchenden Herzen zukommen zu lassen weiß. So geht ihm alles leichter, und so bekommt bei ihm alles eine freundliche und liebreiche Art, weil er sich freier fühlt und nicht so steif in gesetzlichen Schranken eingeengt ist. Er kann heiter und munter sein, kann ab- und zugeben, wie es eine freiere Bewegung nach dem Geist erfordert. Und er findet nicht, daß immer alles bis aufs letzte Tüpfelchen gleich sein müsse. Ein solcher fällt dann auch nicht so leicht aus seiner Rolle. Denn Liebe zu Gott, dem er angehören will, läßt ihn seine Haltung nicht verlieren. Sein Herz schlägt stets für das, was Gott lieb und wert ist, und kränkt sich bei allem, was wider Gott versehen worden ist. Wie glücklich ist doch der und wie sichergestellt, der sein Herz Gott gegeben hat!

Im Neuen Bunde ist`s uns gar leicht gemacht, das Herz hinzugeben, weil da alles darauf abgesehen ist, durch den Blick auf Christus, den Sohn Gottes und unsern Bruder - der uns lauter Herz entgegenträgt, uns auch wieder das Herz abzugewinnen.

Gott sagt also: „Gib Mir, Mein Sohn, dein Herz, und laß dir Meine Wege wohlgefallen!“ Ist das Herz nicht Gottes, so stutzt man leicht über Wege, die Er gehen heißt und die Er selber geht; man stutzt selbst an dem, wie Er selig machen will. Man kann mürrisch, ungehalten und verdrießlich werden, wenn's übel geht, auch zweifelnd, mißtrauisch und ungläubig, wenn man die Sachen nur natürlich und nicht geistlich ansieht. Was aber wird man Gutes von einem solchen Benehmen haben? Ein kindliches Gemüt dagegen hat Wohlgefallen an allen Wegen Gottes, nimmt Seine Wege demütig und dankbar an, läßt sich von Gott und Seinem Wort leiten und führen und weiß sich bald in das, was Er fügt, zu schicken, weil es kein apartes (gesondertes, eigenwilliges) Gelüste hat. Es sucht nur in der Gemeinschaft mit dem HErrn sein Heil und seinen Frieden - auch wenn's durch Verleugnungen, durch Dornen und Hecken, durch Kreuz und Not geht. So aber will's der HErr zu unserm Wohl und Heil.

Möchten wir es lernen, alle Tage neu Ihm und Seiner Liebe unser Herz zu schenken, damit Seine Wege, wenn sie rauh sind, uns nicht so fremd und unliebsam erscheinen!

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