Blumhardt, Christoph - Andachten zum Buch des Propheten Maleachi

Blumhardt, Christoph - Andachten zum Buch des Propheten Maleachi

Mal. 3,16.

Die Gottesfürchtigen trösten sich unter einander also: Der HErr merkt's und hörete, und es ist vor Ihm ein Denkzettel geschrieben für die, so den HErrn fürchten und an seinen Namen gedenken.

Wie übel haben's nicht die Gottesfürchtigen oft auf Erden! Sie müssen gar geduldig sein und dürfen nicht wiedervergelten, nicht Schalkheit üben an denen, die ihnen Böses anthun, dürfen nicht stolz und hochfahrend auftreten, wenn die Muthwilligen an sie kommen, dürfen auch mitunter nicht einmal vor Gericht gehen, weil sie dann nur noch übler wegkommen. Daher kommt es, daß die Gottlosen ohne Scheu mit ihnen fahren und das Leben ihnen oft recht sauer machen, weil sie's ohne Strafe thun können, auch wohl wissen, daß die Gottesfürchtigen ihr Gewissen nur verlegen würden, wenn sie Gleiches mit Gleichem vergälten. So machen sich's denn die Gottlosen zu Nutz; und wie es Zeiten und Umstände zulassen, mißhandeln, verunglimpfen, beeinträchtigen sie die Gottesfürchtigen, wo sie nur können, und lachen und spotten noch über ihre Geduld und Thorheit. In ruhigen Zeiten geht's freilich so bunt nicht zu; aber wie wird's gehen, wenn die bösen Zeiten kommen, die wir noch zu erwarten haben, und von welchen gerade der Prophet redet!

Was thun nun aber in solchen Zeiten und Umständen die Gottesfürchtigen? Haben sie keinen Trost mehr? Doch ja, sie wissen sich unter einander zu trösten, indem sie zu einander sagen: „Der HErr merket es und siehet es, und ist vor Ihm ein Denkzettel geschrieben für die, so den HErrn fürchten.“ Sie wissen sich sicher unter der Hut ihres Gottes, der Alles sieht und hört, daß ihnen also nichts widerfahren kann, das Ihm nicht bewußt wäre. Sie denken sich von Ihm in ein Buch zur Erinnerung an sie eingetragen, wie freilich Er nicht nöthig hätte, wie wir, wenn wir etwas nicht vergessen wollen. Sie freuen sich „eingeschrieben zu sein in's Buch des Lebens.“ Sie glauben's daher und trösten sich deß, daß Er ihnen nichts geschehen lasse, das ihnen Schaden bringen könnte, daß Er ihnen vielmehr Alles zu gut schreibe, was sie um Seinetwillen und um Seines Bekenntnisses willen leiden. Solche Trostgedanken machen sie ruhig und geduldig, ja getrost und freudig, daß sie sich durch nichts irre machen lassen.

Beachten wir's auch, daß die Gottesfürchtigen sich untereinander so trösten. Wenn sie einander begegnen, so machen sie's nicht, wie die ungöttliche Welt, daß sie sich gegenseitig zu Zorn und Unmuth, zu verkehrter Selbsthülfe und üblem Thun aufsteifen; sondern, wenn sie rechter Art sind, trösten sie sich nur unter einander und sagen: „laß dir's gefallen, kannst's ja doch nicht ändern, sollst ja, wie dein HErr sagt (Matth. 5,39), dem Uebel nicht widerstreben, machst's ja auch nur schlimmer, wenn du dich ungebärdig stellest; wie's unser Meister gehabt hat, müssen wir's auch haben; dir ist's kein Schade, was du leidest; die sind übler daran, die Unrecht thun, als die Unrecht leiden; der HErr, der's merkt und höret, wird schon Alles recht machen, daß dich's freuen wird.“

So trösten sie sich unter einander; und wie wohl wird's ihnen dabei sein! - und wie wohl wird's ihnen einmal werden, wenn der HErr kommt, und Seine Getreuen, die mit Ihm getragen und gelitten haben, zu Sich ruft!

Mel. Alles ist an Gottes.

Drum, wer wollte sonst was lieben,
Und sich nicht beständig üben,
Dieses Königs Freund zu sein?
Muß man gleich dabei was leiden,
Sich von allen Dingen scheiden,
Bringt's Ein Tag doch wieder ein.

Zusatz Der Trost der Gottesfürchtigen.

Die schlimmen Zeiten, wie sie die Gottesfürchtigen oft haben, sind freilich nicht immer in gleichem Grade vorhanden, fehlen manches Orts sogar fast ganz. Indessen treten sie da und dort gerne ein, wenn das Christenthum ernstlicher bekannt wird, da denn das Letztere vielfältig noch als eine Wahnsinnssache angesehen wird. Im Kleinen gibt es ohnehin nur zu häufig peinliche Zustände für die Gottesfürchtigen. Am Schlimmsten wird's dann sein, wenn das ganze Christenthum, wie es da und dort bereits anfängt, wieder in Frage kommt und etwas Anderes statt seiner aufgebracht werden soll, wie nach der Schrift noch zu erwarten ist. Da werden's nur die Gottesfürchtigen mit ihrer Geduld und Standhaftigkeit durchbringen. Sei ihm aber vorerst, wie ihm wolle, so haben die Gottesfürchtigen Mancherlei zu beachten.

1) Die Gottesfürchtigen sind die, welche an den Namen des HErrn gedenken, wie der Prophet sagt, und nicht aus Furcht und Leidensscheue die werden, welche Seinen Namen, insbesondere, wie dieser sich geoffenbart hat, verleugnen und eben damit auf die Seite der Gottlosen fallen.

2) Sie sind die, welche es wirklich so machen, wie der Prophet sagt, und sich so, wie er's sagt, unter einander trösten. Es kann sich geben, daß sie's nicht so machen, daß sie lieber zu Selbsthülfe, zu Zorn und Rachegelüste sich hinreißen lassen, keineswegs, so gottesfürchtig sie sein wollen, in gleichem Grade geduldige Lämmer sind, wie der Heiland ein geduldiges Lamm gewesen ist, daß sie etwa auch, wie sonst ungöttliche Menschen, aufbrausen, zornig und hitzig und rechthaberisch werden, Vergeltung üben, zu mehr oder minder unrechten Mitteln greifen, also anfangen, selbst gottlos zu werden. Wenn es ihnen etwa gelingt, in ungöttlicher Weise sich des Unrechts zu erwehren, können sie ein gutes Gewissen dabei haben? verlieren sie nicht mehr, als sie gewinnen? und kann es ihnen der Heiland zu gut schreiben, was sie unter der argen Welt leiden müssen? Viel ruhiger schläft, wer geduldig trägt, dessen sich tröstend, daß es der HErr merkt und hört, und wer dem Wort des Herrn nachkommt: „Ich sage euch, daß ihr nicht widerstreben sollt dem Uebel.“ Vergesse es darum nicht, wer gottesfürchtig sein will, sich anders zu trösten, als die ungöttliche Welt sich trösten will; und vergessen wir nicht, einander zur Geduld, zur Ergebung, zur Sanftmuth, zur Versöhnlichkeit zu ermahnen, und also Bedrängte auszurichten und zu trösten, statt sie im Unwillen zu steigern.

3) Die Gottesfürchtigen sind die, welche, was sie sein wollen, auch sonst wirklich sind, wirklich Gott fürchten, mithin nichts thun, womit sie feindselige Stimmungen gegen sich mit Gewalt hervorrufen, welche in ihrem Eifer nichts ungebührlich Herausforderndes haben, auch nicht einerseits christlich und gottselig sein wollen, andererseits es der Welt nachmachen, mit Zürnen und Stolzthun, mit Munkeln und Geizen, mit Trotzigthun und Empfindlichkeit. Gar häufig hat die Welt hier ein besseres Gefühl, als die Gottesfürchtigen selbst, was sich für diese geziemt, und oft haßt und schilt sie nur aus Ärger darüber, daß man will gottesfürchtig sein und es nicht recht ist.

4) Die Gottesfürchtigen sind die endlich, welche das Wort des Propheten nicht dahin mißverstehen, als dürften sie denken und wünschen, daß der HErr es den Gottlosen vergelte, was sie Uebels thun, oder als sollten sie sich damit trösten, daß sie die Gottlosen vor Gottes Gerichtsstuhl laden. So meinte der Prophet nicht. Dein Trost soll nur der sein, daß Gott es merkt, wie du unschuldig leidest, er also dein Freund bleibt, wenn dir auch Alles zuwider ist, Er dich nicht verwirft, wie die Gottlosen dich verwerfen, er dein gedenken wird mit Güte für alle erfahrene Unbill. Sonst sollst du „deine Feinde lieben, segnen, die dir fluchen, wohl thun denen, die dich hassen, bitten für die, so dich beleidigen und verfolgen“ (Matth. 5,44.) Mit deinem Lieben und Vergeben und deiner Fürbitte thust du seinem Heiland den größten Gefallen, weil du Ihm gleichsam erlaubst, deinen Feinden auch zu vergeben; und so kann gerade deren Unbill an dir ihre Rettung werden. Wenn das wird, wie werdet ihr Beide dann so gute Freunde werden und bleiben in Ewigkeit! Trösten wir uns denn auch dessen mit einander, daß die Gottlosen der HErr nicht so schnell wegwirft!

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