Binde, Fritz - Die Hoffnungslosigkeit des modernen Unglaubens

Binde, Fritz - Die Hoffnungslosigkeit des modernen Unglaubens

„Ihr hattet keine Hoffnung und wart ohne Gott in der Welt“.
Epheser 2,12

Ohne Hoffnung und ohne Gott in der Welt, so bezeichnet der Apostel Paulus den Zustand eines Nichtchristen. Es ist also der Zustand eines Ungläubigen ein hoffnungsloser Zustand. An dieser Tatsache hat sich in den bald vollendeten zwei Jahrtausenden nichts geändert. Zwar sucht man heute die Tatsache umzukehren und die Wahrheit auf den Kopf zu stellen. Man redet mit aller Dreistigkeit vom „Verfall des Christentums“ und von der Hoffnungslosigkeit des Christenglaubens. Gläubiger Christ sein oder werden sei etwas ganz Hoffnungsloses, sei nichts als Ignoranz und Resignation, öde Unwissenheit und armseliger Verzicht. Diese Meinung ist dank der sogenannten Aufklärungsschriften so verbreitet, daß der gewöhnliche Kulturmensch den bibelgläubigen Christen bereits als ein Kuriosum, als etwas Absonderliches betrachtet, das er sowohl bedauert als verachtet. Bedauert wird der Gläubige, weil man ihm ohne weiteres das „intellektuelle Defizit“, den Mangel an Verstand, anhängt, ein Zurückgebliebener, ein Dummer! Und verachtet wird der Gläubige, weil man ihm ebenso schnell das „moralische Defizit“, den Mangel an Ehrlichkeit, anhängt, ein Heuchler, ein Schuft! Beide Erklärungsweisen genügen dem Unglauben, um die Hoffnungslosigkeit des Christenglaubens zu betonen. Rückt aber der Ernst und die Notwendigkeit des Christwerdens dennoch einmal näher, so ist man schnell bereit, das Christwerden als etwas Hoffnungsloses abzuweisen, weil es, wie die jungen Leute gerne sagen, alle Lebensfreude zerstöre oder die geschäftliche Tüchtigkeit untergrabe und am Fortkommen hindere, also den Schritt hinein in die nackte Hoffnungslosigkeit bedeute. Und doch bleibt es bei dem Apostelwort.

Nicht der Christ ist der Hoffnungslose, sondern der Nichtchrist. Ich möchte aber nicht ins Blaue hineinreden und bloße Behauptungen aufstellen, sondern, was gesagt werden muß auch zu beweisen suchen.

Was heißt denn „hoffnungslos“? Nun, ich denke: antwortlos, aussichtslos, zukunftslos. Ist das denn der Zustand des Nichtchristen? Gibt der Ungläubige nicht an, die ganze Wissenschaft für sich zu haben, die seinem Verstande doch so zahlreiche Antworten gibt, und er soll antwortlos sein? Haben ihm Wissen und allgemeine Kultur nicht geradezu leuchtende und großartige Aussichten eröffnet, und er soll aussichtslos dastehen? Und garantiert ihm die fortschreitende menschliche Erkenntnis nicht jede Zukunft, und er soll zukunftslos sein? Berechtigt nicht das bisher Errungene zu den schönsten Hoffnungen, und der so reich ausgerüstete Unglaube soll hoffnungslos sein?

Nun, wir wollen sehen.

Drei große Menschheitsfragen gibt es, vor denen jede sogenannte Weltanschauung sich zu erproben hat. Es sind die Fragen nach dem Woher? Wozu? und Wohin? unseres Geschlechts. Vor diesen drei inhaltsschweren, unabweisbaren Fragen zeigt es sich, wie weit eine Weltanschauung antwortfähig und damit hoffnungsvoll oder antwortlos und damit hoffnungslos ist. Die Frage nach dem Woher? der Menschheit scheint ja das ungläubige Denken von heute ganz besonders ernstlich beschäftigt zu haben. Den biblischen Schöpfungsbericht hat man als „unwissenschaftlichen“ Mythos überlegen beiseite gelegt. Himmel, Erde und Mensch aus dem Worte und der Hand des persönlichen Gottes hervorgegangen, wird als unglaubliches Märchen belächelt. Man will eine bessere Antwort, als die, die Gott heißt. Man will Wirklichkeit. So hat man den einzig wirklichen Gott als etwas „Unwissenschaftliches“, das das menschliche Denken nimmermehr befriedigen kann, bei der Beantwortung der Frage nach dem Woher? streng methodisch ausgeschaltet und eine vernünftigere Antwort gesucht. Und man gibt an, die richtigere, ja, die einzig richtige Antwort gefunden zu haben. Wie lautet sie denn?

Ich stehe gerne vor den Schaufensterauslagen der Buchhandlungen still. Das Denken unserer Zeit mit seinen Fragen und Antworten spiegelt sich da ab. So las ich da einmal als Titel eines ausliegenden Buches: „Vom Nebelfleck zum Menschen“. Aha, dachte ich, da hat wieder einer die Frage nach dem Woher? unseres Geschlechts modern naturwissenschaftlich zu beantworten versucht. Und ich brauchte mir das Buch gar nicht erst zu kaufen, um mir die darin gegebene Antwort anzueignen, befanden sich doch bereits mehr als genug Bücher dieses populärnaturwissenschaftlichen Schlages mit ihren großtönenden Titeln in meinem Besitz. Großtönender aber hatte ich noch keinen gelesen. Das war wirklich etwas Großzügiges und Umfassendes. Nicht nur etwa: „Vom höheren Affen zum Menschen“ oder: „Vom Wirbeltier zum Menschen“ oder: „Von der Monere zum Menschen“ oder: „Vom feurigen Erdball zum Menschen“ oder: „Von der glühenden Sonnenkugel zum Menschen“, nein, hier sollte ganze Arbeit getan, hier sollte das äußerste enthüllt und gesagt werden, also: „Vom Nebelfleck zum Menschen“. Lange stand ich still und sann: Wißbegierige Menschheit, frohlocke! Du bist weiter vorgedrungen als bis zum Nord- oder Südpol deiner Erde. Preise deine Sternwarten und Riesenteleskope; denn sie haben dich nun den Anfang aller Dinge schauen lassen: den Nebelfleck. Großartige Sammlung und Vereinfachung aller weltlichen Herkünfte und Bezüge; denn alles gipfelt im Nebelfleck! Uralt ewige Frage, über die so manche Häupter gegrübelt, Häupter im Turban und im schwarzen Barett, du hast deine zwar nicht nahe liegende, auch nicht sehr hell einleuchtende, aber desto gewaltigere und großartigere Lösung gefunden; sie heißt: Der Nebelfleck! Rätsel des Lebens und des Todes, Rätsel der Welt, der Mensch ist dir nachgegangen bis zum fernsten Mutterschoß, bis zum Nebelfleck! Lebendiger, allmächtiger Gott, und dennoch wissenschaftlich auf Erden vernichtet, nun bist du bei den aufgeklärten Menschen eine geringwertigere Rarität geworden, als jede vorzeitliche Postkutsche; denn an Stelle deiner illusorischen Existenz ist getreten die reale Ausdehnung des Nebelflecks! Wird mich jetzt wieder ein Mensch fragen: Woher denn nun dies alles? Wo ist die Heimat? Wo liegt der hohe Pol? So werde ich geradenwegs ins Blaue oder Graue hinaufweisen, und werde mit wissenschaftlicher Betonung antworten: Im Nebelfleck! – So ungefähr sann ich. Und dann dachte ich weiter, wie viele Hunderte, ja vielleicht Tausende von deutschen Jünglingen und Jungfrauen wißbegierig dies Buch kaufen und lesen und danach den Gott ihrer Väter und Mütter tatsächlich aus ihrem Denken und Leben streichen und an seine Stelle tatsächlich diese letzte Station des Sichtbaren, den Nebelfleck, setzen werden. Welche zeitgemäße Bereicherung des Denkens, welche solidere Fundamentierung des Daseins wird das geben!

Wahrlich, ich treibe nicht Scherz hier; aber das Lächerliche bleibe lächerlich unter uns, damit es als Lächerlichkeit getötet werde. Auch denke ich gar nicht daran, hier Weltentstehungshypothesen kritisieren zu wollen, das liegt ganz außerhalb meines Könnens, aber wenn denkende Menschen die brennend ernste Frage nach dem Woher? des Menschen und seiner Welt mit dem Hinweis auf die Existenz glühender kosmischer Nebelhaufen erledigen wollen, dann muß man sagen: Ihr schreibt euch nichts anderes als das Zeugnis eurer Hoffnungslosigkeit!

Denn es mögen Menschen fortfahren, die sichtbare Schöpfung in ihrer Einzel- und in ihrer Gesamterscheinung, in ihren Nah- und in ihren Fernvorgängen zu beobachten und die Ergebnisse ihrer Beobachtung als „Wissenschaft“ zu bezeichnen, sie mögen von glühenden Nebelflecken im fernsten Weltraum oder von Elektronen-Vorgängen im Atom berichten, das eigentliche Woher? der Nah- oder Fernvorgänge, der Einzel- oder Gesamterscheinung vermögen sie durch solche Beobachtung nie zu beantworten. Ihre Erklärung bleibt Beschreibung des sinnlich Wahrnehmbaren; aber ins Innere der Natur dringt kein erschaffener Geist. Hoffnungslos bleibt daher jeder Versuch, die Frage nach dem Woher? des Menschen und seiner Welt auf naturwissenschaftlichem Wege beantworten zu wollen. Möge sich die menschliche Wahrnehmung durch den Gebrauch der sinnvollsten Instrumente und Apparate verschärfen und bereichern, sie wird dadurch nie ohne weiteres das Woher? ersehen, ertasten oder ermessen und registrieren können. Mithin bleibt jede „Weltanschauung“, die die Beantwortung der Frage nach dem Woher? unter Beiseitesetzung der Offenbarung, die Gott in der Bibel gegeben hat, erzwingen will, hoffnungslos. Ihre Antworten sind keine Antwort. Der wirklich denkende Mensch wird sich nie mit den gottlosen Armseligkeiten einer monistischen Dogmatik abspeisen lassen, die den wahrgenommenen Stoffen und Kräften und dem ihnen innewohnenden „Naturgesetz“ einfach Allmacht und Ewigkeit zuspricht und sie an die Stelle des persönlichen Gottes setzt. Ebenso wenig läßt sich der wirklich denkende Mensch die Frage nach dem Woher? verbieten. Sagt man doch, es sei menschlich beschränkt, anmaßend und durchaus „unwissenschaftlich“ so zu fragen; der kleine Mensch müsse sich am sinnlich Erforschbaren genügen lassen und vor dem großen Unerforschlichen verstummen. Ja, wenn das Fragen nach dem Woher? nicht gerade unsere menschliche Natur ausmachte! Aber es gehört zu unserem natürlichsten Bestand und ist geradezu das unterscheidende Merkmal zwischen Mensch und Tier; denn das Tier kennt keine Frage nach seinem Schöpfer. Und was heißt denn schließlich „wissenschaftlich“? Doch nichts anderes, als das Begehren und Bemühen, die Wahrheit wissen zu wollen mit allen Mitteln der Wahrheit. Solange es Menschen gibt, werden sie immer fragen müssen: Woher der Mensch mit seinem unruhigen Herzen in der Brust? Und immer wieder werden sie als letzte und einzig befriedigende Antwort „Gott“ denken und erkennen müssen; jede andere Antwort muß sich als furchtbare Hoffnungslosigkeit erweisen.

Denn aufs engste hängt mit der ersten Frage nach dem Woher? die zweite Frage zusammen, die Frage nach dem Wozu? Wozu lebte ich? Wozu lebt die Menschheit? Wozu lebt das Weltall? Auch diese Fragen wird der Mensch nicht los, obgleich er sie nicht liebt. – Nein, er liebt sie nicht; denn es sind ja so unbehagliche und scheinbar auch so schwierige Fragen … So geht ihnen der gedankenlose Durchschnittsmensch am liebsten aus dem Wege, denn sie stören sein Tun und fordern sein Denken; beides ist ihm unbequem. Darum überläßt er die Beantwortung dieser Fragen gerne den grübelnden Gelehrten, den Philosophen, und – wie es heute Mode ist – der Wissenschaft. Diese wiederum lehnt die Beantwortung der Wozu?-Frage ebenfalls am liebsten als nicht streng wissenschaftliche, weil der wissenschaftlichen Methode eigentlich ganz abseits liegende Frage, glatt ab. Indes bleibt doch jedes Menschlein, ob gelehrt, ob ungelehrt ein kleiner Philosoph und Wissenspraktiker, der sich für alles sein Sprüchlein zurechtmacht. Denn die unbequeme Frage nach dem Wozu? lebt nun einmal in und mit uns, obgleich wir zehntausendmal versuchen, nicht mit ihr leben zu wollen. So muß sich der Mensch, schon um ihre lästige Aufdringlichkeit ein klein wenig loszuwerden, irgendeine billige Antwort bereithalten, mit der er ihr zu entweichen sucht. Ja, eigentlich sind alle unsere Moralsprüchlein und ethischen Systeme nichts weiter als der fortgesetzte Versuch des Menschen, sich die unerträgliche Schwere der Frage: Wozu leben wir eigentlich? auf eine annehmbare Weise vom Halse zu schaffen.

Ich stand einmal vor dem Schaufenster eines Graveurs. Ins blanke Messingschild eingegraben, las ich da: „Das einzige Glück – die Pflicht, Der einzige Trost – die Arbeit, Der einzige Genuß – die Schönheit“ Siehe da, sagte ich mir, da hat sich jemand der Frage nach dem Wozu? seines Lebens in idealster Weise zu erledigen gesucht. Ein Moralsätzlein in drei Zeilen, laßt uns sehen was sie zur Beantwortung der Frage nach dem Wozu? unseres Lebens wert sind!

„Das einzige Glück – die Pflicht.“

Also man lebt auf Erden, um seine Pflicht zu tun, seine Pflicht in der Familie, im Beruf, in der Gesellschaft, im Staats- und Vaterlandsdienst, in der Menschheit. Pflichterfüllung ist etwas unbedingt Notwendiges und Löbliches. Aber wie unzulänglich wird das Pflichtgebot, wenn es zur Beantwortung unserer Frage ausreichen soll! Warum lebt man? Antwort: Um seine Pflicht zu tun! Ist damit unsere Frage beantwortet? Keineswegs! Denn die noch so ideale Betonung eines noch so nötigen Gebotes ist doch noch keine Daseinserklärung. Und warum soll ich meine Pflicht tun? fragt der Mensch. Hier wird ihm geantwortet: Die Pflichterfüllung sei dein Glück. Also wäre sittliches Glück der Zweck unseres Daseins. Schön, die Antwort erhebt unser Gemüt, aber sie befriedigt nicht unser Denken; denn Glücksempfinden ist doch keine Erklärung unseres Daseins. Zudem, wenn unser einziges Glück die Pflicht ist, dann ist es kein Wunder, daß sich die Menschen durchweg so unglücklich fühlen; denn wer tut allezeit seine Pflicht? Ja, man muß sogar so sagen: Wenn unser einziges Glück die Pflicht ist, so haben wir alle miteinander nur eine Pflicht, nämlich die, uns allesamt unglücklich zu fühlen; denn niemand tut allezeit seine Pflicht. Prüfe dich nur einmal! Hast du gestern, hast du heute wirklich und wahrhaftig deine Pflicht getan? Das heißt: Hast du alles getan, was du nicht nur tun mußtest, sondern tun konntest, und hättest du nicht noch mehr tun können? Und umgekehrt: Hast du alles unterlassen, was du nicht hättest tun sollen? Denn auch das gehört zur Pflicht. Ich suche jetzt schon seit Jahren den Mustermenschen, der wirklich und allezeit seine Pflicht getan hat. Bedenke doch: er wäre der einzig zum Glück Berechtigte unter uns allen! Man müßte ihn durch alle Straßen führen und auf allen Weltausstellungen prämieren. Er wäre der beneidenswerteste „Glückspilz“, den es gäbe. Aber ich habe ihn leider noch nicht gefunden. Vielleicht ist er hier. Er melde sich doch! – Niemand? Ich habe es mir gedacht. – Fern sei mir der bloße Scherz. Aber auch hier gilt es, das Lächerliche als Lächerlichkeit bewußt zu machen und zu töten. Nie und nimmermehr ist ernste Pflichterfüllung und jedes ehrliche Ringen nach Pflichterfüllung lächerlich; und ideal und schön mag auch der Gedanke genannt werden: „Mein einziges Glück – die Pflicht.“ Aber soll dieser Gedanke mit allem Lebensernst zur wirklichen Lebenstat werden, dann bleibt uns allen – ich wiederhole und betone es – nur die eine Pflicht übrig, uns bitter unglücklich zu fühlen. Und soll gar vollendete Pflichterfüllung unser Lebenszweck sein, so haben wir allesamt unseren Lebenszweck verfehlt; unser Urteil hat dann zu lauten: Hoffnungslos!

Aber so geht es: der Unglaube fabriziert sich als Ersatz für den Glauben niedliche Moralsprüchlein, mit denen er sein Leben schmücken und inhaltsvoll machen möchte, und gerät ihm, wenn er nachdenklich ehrlich wird, doch nichts anderes als das, was sein Wesen ist, nämlich: Hoffnungslosigkeit! Hoffnungslos heißt hier aber nicht nur „antwortlos“, „aussichtslos“, sondern auch „gedankenlos“. Es kann ja gar nicht anders sein, fehlt doch dem Unglauben die Furcht Gottes, die jeder wahren Weisheit Anfang ist!

Sehen wir uns das zweite Moralsätzlein an:

„Der einzige Trost – die Arbeit.“

Ein recht modernes Sprüchlein! In unserer Zeit der Kulturüberschätzung gibt es ja beinahe nichts unbestritten Wertvolleres als die Arbeit. Man braucht nur die Probe zu machen. Frage irgendeinen regelrecht tätigen Menschen, wozu er eigentlich lebe. Er wird antworten: „Um zu arbeiten!“ Er hat damit der reellen Ernsthaftigkeit seiner Lebensauffassung Ausdruck gegeben; denn er kennt nichts Reelleres als die Arbeit; mithin erhebt er sie zum Lebenszweck.

Frage ihn weiter: „Und wozu arbeiten Sie?“ so sieht er dich verwundert an und platzt heraus: „Na, um zu leben!“ Also er lebt, um zu arbeiten, und arbeitet, um zu leben. Das ist vieler moderner Kultursklaven einzige Lebensweisheit. Welch eine Hoffnungslosigkeit! Sicherlich ist die Arbeit eine Lebensnotwendigkeit; aber sie bedeutet keine Lebenserklärung. Vielmehr ist die Arbeit eine fluchvolle Folge der Lebensbeeinträchtigung, die dem biblisch geoffenbarten Sündenfall auf dem Fuße folgte. „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis daß du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist“ (1. Mose 3,19). Welch ein unseliges Verhängnis! Aber der gottentfremdete Mensch empfindet diesen fluchbeladenen, verhängnisschweren Ursprung und Charakter der Arbeit gar nicht mehr. Im Gegenteil, er rühmt sich durch die Jahrtausende seiner Arbeitsleistung, ja, glaubt sogar durch sie zu werden wie Gott. Und doch ruht der Fluch auf aller menschlichen Arbeit. Sie bleibt mühevolle, Schweiß erfordernde, den brüchigen Erdenleib aufreibende Plage. Was diese Plage mühsam gebiert, bleibt unvollkommenes Stückwerk, das bald wieder in Trümmer fällt. Und sie ist kein Weg zu Gott zurück; denn niemand kann sich das Himmelreich erarbeiten. Das ist und bleibt der dreifache Fluch, der nicht vom menschlichen Tun weicht, was auch Menschenruhmredigkeit dagegen schreit. Heute, wo die Kulturleistung vergöttert und als Mittel zur Selbsterlösung der Menschheit über alles gepriesen wird, heute, wo ein Geschlecht, das bewußt ohne Gott in der Welt sein will, die stolzen Hoffnungen seines Unglaubens ganz auf den Ruhm seiner Arbeit stützt, muß es biblisch klar gesagt werden: Die Arbeit erklärt und erlöst unser Dasein nicht! Sie ist und bleibt eine fluchgeborene Not, die Gott zur Erziehung der Menschen zur Tugend erhoben und gesegnet hat – denn der Müßiggang ist noch ungleich fluchbeschwerter, und das apostolische Gebot heißt: „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen,“ ja, wehe dem, der sein Pfund vergräbt ins trockene Schweißtuch! Er kann vor Gott nicht bestehen – aber die Arbeit darf nicht abgöttisch zum rettenden Lebenszweck umgestempelt werden; und das geschieht überall, wo sie nicht mehr nach dem Worte Gottes unter dem Auge Gottes geschieht. Dämonische Leidenschaft ist sie da für unzählige, ein Geißelhieb für alle Geld- und Ehrgeizigen. Und satanische Betäubung ist sie da für alle, denen das Wort Pascals gilt: „Der Mensch sucht nichts so sehr als sich selbst, und er flieht zu gleicher Zeit nichts so sehr als sich selbst.“ Und furchtbarstes, trostlosestes, hoffnungslosestes Joch ist sie da für alle, die im Schweiße ihres Angesichtes sich auf Erden abmühen müssen.

Wer nicht klar weiß, wozu er lebt, der weiß auch nicht klar, wozu er arbeitet. Wozu arbeitest du, teurer Hörer? Die ärmlichste und allgemeinste Antwort lautet, wie bereits angeführt: „Ich arbeite um zu leben.“ Eine reichere Antwort scheint zu sein: „Ich arbeite für die Zukunft meiner Familie.“ Eine noch freiere und frohere Antwort wäre: „Ich arbeite im fröhlichen Schaffensdrang zur Betätigung und Verwertung meiner besonderen Anlagen und Kräfte.“ Sozialer und edler klingt die Antwort: „Ich arbeite für die und die gute Sache.“ Hochideal tönt es: „Ich arbeite für die Höherentwicklung der nationalen und allgemeinen Kultur.“ Und das erhabenste scheint zu sein: „Ich arbeite für die Menschheit.“ Alles gut und schön, aber die folgerichtigste Frage auf die umfassendste Antwort ist doch sicherlich die: „Wozu arbeitet die Menschheit?“ Und damit steht der Unglaube wieder vor der Antwortlosigkeit und Hoffnungslosigkeit; denn er vermag die Frage nicht zu beantworten.

Darum macht er es am liebsten bei der Frage nach dem Wozu? geradeso wie bei der Frage nach dem Wohin? Nämlich er sagt: „So muß man nicht fragen! Auch die Seidenraupe weiß nicht, wozu sie ihren Kokon spinnt, und doch spinnt sie ihn und stirbt. Und fragt sich der Vogel, wozu er sein Lied singt? Und doch singt er es, und singt's fröhlich. Mach's geradeso!“ Darauf ist zu fragen: „Sind wir nicht mehr als Vogel und Raupe? Ist die Frage nach dem Wozu? nicht der lauteste Vernunftschrei unserer Menschlichkeit, ununterdrückbar und unersättlich, bis er seine auf ewig stillende Antwort gefunden?“ Nie und nimmermehr wird sich der Mensch dabei beruhigen, eine Ätherwelle im Meere der Stoffbewegung, ein Rädchen in der Maschinerie des fragwürdigen Kulturbetriebs zu sein! Gerädert von der Kultur, geplagt von der Natur, wird er immer wieder aufschreien: „Wozu das alles? Wozu? Wozu?“ Und der Unglaube, der die Gottesoffenbarung der Bibel ablehnt, kann ihm keine Antwort geben. – Hoffnungslos! O, würde der Schrei nur noch viel lauter, nur noch viel nachdenklicher, wuchtiger, verzweifelter ertönen, wie viel schneller würde die Hoffnungslosigkeit jeder ungläubigen Weltanschauung offenbar werden! Indessen wird die Hoffnungslosigkeit des Unglaubens nur verhüllt durch die Gedankenlosigkeit des Unglaubens. Wird diese Hülle durch Not und Nachdenken einmal gründlicher zerrissen, so stöhnt man trostlos auf: „Mein einziger Trost – die Arbeit!“ Nun wohl, es kann ein vorläufiger Trost sein, in irgendwelcher Bedrängnis und Trauer zu wissen, es ist einem noch Kraft und Gelehrsamkeit zur Arbeit geblieben; aber ein befriedigender, befreiender Trost kann für den nachdenklichen Menschen, in der bloßen Arbeitsbetätigung, mit der man sich schließlich nur zu betäuben sucht, nicht gefunden werden; denn Arbeiten erklärt und erlöst unser Dasein nicht.

Und nun zur praktischen Hauptsache in diesem Punkte. Wer hat denn das bißchen Trost im Leben am nötigsten? Ich denke, zunächst die Kranken. Nun gehe hin zum Kranken und sage ihm: „Der einzige Trost – die Arbeit.“ Er wird meinen, du wollest ihn verhöhnen. Die Krankheit hat ihn arbeitsunfähig gemacht, und du sagst: „Dein einziger Trost – die Arbeit“? Damit gibst du ihn der völligen Trostlosigkeit preis; denn gerade die Arbeit als einziger Trost, den er so sehr nötig hätte, ist ihm genommen. Ist's nicht schon traurig, wenn einem die Gesundheit genommen ist? Ist's nicht schon schlimm, wenn einem die Arbeit als Arbeit, genommen ist? Und nun muß er hören, daß ihm mit der Arbeit auch der einzige Trost genommen ist! Wie hoffnungslos entsetzlich! Siehst du jetzt die platte Gedankenlosigkeit des prunkvollen Moralsprüchleins: „Der einzige Trost – die Arbeit“ ein? Gehe mit diesem gedankenlosen Trostspruch zum Arbeitsunfähigen, zum jungen Invaliden, der sonst gesund, aber eben aus irgendwelchem Grunde sein Leben lang arbeitsunfähig ist. Hat der Arme nicht Trost nötig? Sag ihm den Hohn ins Gesicht: „Dein einziger Trost – die Arbeit!“ Geh zu den Alten, zu den Ergrauten und Weißgewordenen, die im Lehnstuhl sitzen oder in Altersschwäche auf dem Lager liegen. Die Leute haben immer Trost nötig. Sage ihnen: „Euer einziger Trost – die Arbeit.“ Oder tritt in die Herbergen und in die tausendköpfige Versammlung der Arbeitslosen. Rufe ihnen zu: „Euer einziger Trost in eurer trostlosen Lage – die Arbeit!“ Und was sollte man den Sozialdemokraten sagen, die den achtstündigen Arbeitstag begehren. „Haltet ein!“ müßte man ihnen entgegentreten, „ihr beraubt ja die Leute des einzigen Trostes! Trachtet doch lieber nach dem vierundzwanzigstündigen Arbeitstag, damit die Leute doch vierundzwanzig Stunden Trost haben! – Zu solchen Schlüssen müßte man kommen, wäre das Sprüchlein wahr: „Der einzige Trost – die Arbeit.“ Möge die Lächerlichkeit auch hier töten! Es bleibt also dabei: Nur wer aufgrund der Offenbarung Gottes im heiligen Schriftworte durch erlebten Glauben klar weiß, wozu und für wen er lebt und arbeitet, der schätzt die Arbeit recht ein und tut sie oder legt sie nieder getröstet. Ohne solchen wissenden Glauben bleibt auch das heute so beliebte Carlylesche Wort: „Arbeiten und nicht verzweifeln!“ nur eine schillernde Kulturphrase und der großtuerische Ausdruck bereits eingetretener platter Verzweiflung.

Wäre die Arbeit anders ein Trost und schützte sie anders vor Verzweiflung – in welcher trostreichen, erquickenden Gegenwart müßten wir dann leben; denn zu keiner Zeit ist so intensiv gearbeitet worden wie heute. Entweder kehrt unsere wirre, überarbeitete Zeit zum Glauben zurück – oder ihr Siegel heißt: „Hoffnungslos!“

Und so ist es auch mit dem dritten Moralsätzlein:

„Der einzige Genuß – die Schönheit.“

Erziehung zur Kunst ist ein modernes Schlagwort geworden. Der Carlylesche - Eigenwilliger, kraftvoller, pathetischer Ausdruck künstlerisch schaffende und der künstlerisch genießende Mensch gelten als die eigentlichen Kulturträger. Von keiner Bemühung verspricht man sich so viel Veredelung des Menschen, wie von der Heranbildung der Sinne zum Kunstverständnis. Natur- und Kulturoffenbarungen sollen da gewonnen werden, wie man sie nie zuvor gekannt habe. Ein neuer Mensch werde der Erde gegeben: der ästhetische Mensch, der die Religion des Schaffenden bringe, den erlösenden Dienst und Genuß der Kunst. – Dieses Kulturideal hat reichlich Anhänger gefunden, denn es entspricht der sinnlichen Anlage des Menschen. Sinnenpflege im Interesse der Kunst, Kunstbetätigung und Kunstliebe als Vorzugskultur, Kunstverständnis als Ausweis wertvollster Höchstreife inmitten einer Zeit, die von dem Zauberwort „Entwicklung“ berauscht ist, o, das ist etwas für den immer genießenwollenden Menschen, der an die Welt der Sichtbarkeit und an sich selbst versklavt ist! So ist denn vielen „Gebildeten“ die Kunst einfach zur Religion geworden. Sie betrachten jetzt reichlich alles vom sogenannten künstlerischen Standpunkt aus, den sie natürlich möglichst „jenseits von gut und böse“ gewählt haben, und der ihnen erlaubt, alles genießend zu erleben und sich zugleich an nichts sittlich zu binden. So genießt man sogar in ästhetischer Überlegenheit das künstlerisch veranschaulichte oder vertonte Leiden Jesu Christi. Man sucht eben grundsätzlich längst nicht mehr ernste, unwidersprechliche, unabweisbar verpflichtende Wahrheit, sondern nur noch irgendwie genießbare Schönheit, in der sich, wie man gerne sagt, das „Göttliche“ am reinsten und annehmbarsten offenbare.

Man muß es mutig aussprechen: Das Ergebnis der ästhetischen Erziehung zum Genuß der Schönheit ist zum allergrößten Teil nichts anderes, als gesteigerte Sinnenlust, Erhöhung der selbstsüchtigen Ansprüche auf Ausstattung und Bequemlichkeit, üppigere Entfaltung der Modetorheiten, unbedenklichere, raffiniertere Genußsucht in Essen und Trinken, zugleich moralische Erschlaffung auf der ganzen Linie, Verlust an Einfachheit und Keuschheit, Zunahme der eitlen Selbstherrlichkeit, unfruchtbare Genußsucht bis ins Sensationell-Religiöse hinein, an Stelle der herben Wahrheit des einfachen Evangeliums pantheistisch-monistische Gedankenspielerei, Berauschung an spiritistischen, theosophischen und okkultistischen Ungeheuerlichkeiten, und durchaus Verlust an christlicher Wahrheit, Echtheit und Klarheit.

Und was wird der eigentliche Offenbarungswert der gegenwärtigen künstlerischen Überproduktion sein? O, er wird äußerst gering sein! Gemäß unserer ganzen Zeitentwicklung wird er bestehen in viel Technik und in wenig Gedanken. Es kann ja auch gar nicht anders sein. Auch das Kunstschaffen kann nur in Verbindung mit dem lebendigen persönlichen Gott und seinem Gesalbten Jesus Christus zu klarer und großer Reife gedeihen. Wo man aber bewußt ohne Gott zu leben und zu schaffen begehrt, da wuchert zuletzt nur noch die eitle menschliche Mache mit allen ihren widerspruchsvollen Albernheiten, wie es heutzutage in der Kunst zutage tritt. Aber selbst die reifste Kunst kann kein Volk vor seinem Niedergang retten; sie ist Blüte, aber nicht Wurzel. Deswegen kann sie nie zur Erklärung und Erlösung unseres Lebens dienen. Die Kunst vermag uns im besten Falle ein erhebendes Ahnen des Göttlichen, für das wir bestimmt sind, verschaffen, aber bleibend und erlösend herausheben aus der gemeinen bändigenden Macht unserer fluchbeladenen Lebensverhältnisse, das vermag kein Kunstschaffen und kein Kunstgenuß. Gerade die größten Künstler haben das einsehen und am Erlösungswert der Kunst verzweifeln müssen. Michelangelo, vielleicht der größte Bildhauer und Maler, mußte dichten:

„Am Ziel der Fahrt ist angelangt mein Leben,
Auf schwachem Kahn durch wilden Meers Gewalten,
Im Hafen, wo der Landende gehalten
Ist, Rechnung über all sein Tun zu geben.
Die mich die Kunst zur Gottheit ließ erheben,
Zum einz'gen Herrn, die Freude am Gestalten:
jetzt weiß ich, wieviel Irrtum sie enthalten;
Denn Irrtum ist des Menschen Erdenstreben.
Was gilt, was einst ich sann in Lust und Fehle,
Wenn zwiefach Sterben mir vor Augen schreitet,
Ein Tod gewiß, der andre schreckt mit Bangen?
Nicht mal' noch meißl' ich mehr, Ruh wird der Seele
Von jener Gottesliebe nur, die breitet
Am Kreuz die Arme aus, uns zu umfangen.“

Also auch hier bei allem Dienst der Schönheit, ohne den biblischen Glauben, nichts anderes als Hoffnungslosigkeit! Nicht Pflicht als Glück, nicht Arbeit als Trost, nicht Schönheit als Genuß beantworten die bange Frage des Menschen nach dem Wozu? seines Daseins. Mithin ist alles Tun und Genießen des Menschen ohne den lebendigen biblischen Glauben hoffnungslos!

Das soll uns noch deutlicher werden, wenn wir jetzt zum Schluß noch die letzte Frage betrachten, die Frage nach dem Wohin? Wohin Mensch, Menschheit, Menschenwerk und die vom Menschen wahrgenommene Welt? Bei dem Versuche, diese allerwichtigste, allerhöchste Frage zu beantworten, zeigt sich die Hoffnungslosigkeit des Unglaubens am auffälligsten. Wie lautet die Antwort, die er uns anbietet? Sie lautet kurz zusammengefaßt so: Vom Menschen zurück zum Nebelfleck.

Vor mir liegt eine Einladung zu einem naturwissenschaftlichen Vortrag, betitelt: „Die Tragödie der Erde“, das will sagen: „Die Unglücksgeschichte der Erde“, gemäß folgendem Programm:

I. Teil.

* Wie konnte die Erde im Weltenraum entstehen? * Wie entwickelten sich die ersten Lebewesen auf der Erde? * Wie bildete sich der Mensch aus den niedrigsten Formen der Lebewesen? * Das erste Auftreten des Menschen. * Halbmensch, Vormensch, Urmensch.

II. Teil.

* Die Entwicklung des Menschen und seiner Kultur. * Der Mensch der Zukunft. * Die höchste Stufe der Kultur auf Erden. * Rückgang und Verfall des Lebens auf der Erde.

Uns möge jetzt der zweite Teil dieser „Unglücksgeschichte der Erde“ interessieren. Da wird uns zunächst wissenschaftlich verkündigt, es gehe mit dem Menschen und seiner Kultur noch immer mächtig vorwärts. Ungeahntes werde sich erfüllen. Doch habe sich der Mensch nicht herausgerungen aus seiner tierischen Herkunft und Vergangenheit. Noch lebe die Bestie in ihm. Aber die Überwindung des Tierischen sei nur eine Frage der Zeit. Allerdings könne diese Zeit Jahrhunderttausende umfassen. Das sei aber im Vergleich mit der Länge der Entwicklungsperiode, die die Umwandlung des Wirbeltieres zum Kulturmenschen umfasse, so gut wie gar nichts. Also nur Geduld. Gerade gegenwärtig tue die Kulturmenschheit in Naturerkenntnis und Naturbeherrschung wieder einen ganz gewaltigen Schritt vorwärts, der zum Glauben an die Erreichung der höchsten Kulturideale berechtige. Der Mensch der Zukunft werde sich als völliger Herr der Natur erweisen. Keine Phantasie könne sich die Herrlichkeit dieser Herrschaft ausmalen.

Ihr werde die Gerechtigkeit, Freiheit und Vernünftigkeit seiner ethischen und sozialen Kultur entsprechen, die ihm eine Zeit vollkommenen Wohlbefindens als Lohn für alles menschliche Ringen auf seiner Erde bringen werde. Aber inmitten des ewigen Werdens und Vergehens könne ja auch diese sicher zu erwartende höchste Kultur nicht von bleibender Dauer sein. Der Höher- und Höchstentwicklung müsse naturgemäß der Rückgang und Verfall der menschlichen Kultur auf Erden folgen. Und nicht nur der Verfall der Kultur, sondern sogar der Verfall des Menschen mitsamt der Menschheit selbst. Eine Rückbildung der Menschenart ins Tierische zurück sei als wahrscheinlich anzunehmen. Sie werde Hand in Hand mit dem allgemeinen Verfall des Lebens auf der alternden Erde vor sich gehen.

Vielleicht kaum merklich langsam, vielleicht durch veränderte Daseinsbedingungen der Erde katastrophenartig, in Gestalt wiederkehrender Eiszeiten, die die Kultur des Menschen nach dem Äquator zurückdrängen werden und womöglich den letzten Menschen in Eskimokleidung dort erfrieren lassen. Ob nun langsam oder plötzlich, jedenfalls werde das organische Leben wieder zu den niedrigsten Formen herabsinken und endlich ganz auf Erden ersterben. Die Erde selbst habe man sich dann in mondgleicher Verödung als ausgestorbenen Planeten zu denken, dessen Kollegen am Himmel ebenfalls einer nach dem andern dem Greisentum entgegenaltern, bis sie, wie der Mensch und alles Erdenleben in den Schoß seiner Mutter Erde zurücksank, in den Schoß der greisen Mutter Sonne zurückstürzen werden, deren verlöschende Glut sich vom Tode ihrer Kinder vielleicht noch einmal nähre, um endlich auch zu verlöschen. Als tote dunkle Sonne, wie es deren viele im Weltraum gibt, werde sie dann noch existieren, bis sie durch gewaltige Weltkatastrophen einer größeren Sonne, ans glühende Herz geschleudert oder sonst zertrümmert werde. Aber nicht nur unser Sonnensystem, sondern auch die große Sonnenfamilie, zu der unsere Sonne mit ihren Kindern gehört, werden unter unermeßlichen Himmelskatastrophen verenden und, wie der Mensch zu Erdenstaub wird, wieder zur glühenden Gasmasse werden, aus der die Sonnen einst durch Rotation und Abkühlung geboren wurden. Das weite Totenfeld zerschellter Sonnen im Weltraum werde dann sein ein neuer glühender Nebelfleck.

Also vom Nebelfleck zum Menschen und vom Menschen wieder zum Nebelfleck! Und in diese Weltentragödie eingeschlossen die Tragödie, die Unglücksgeschichte der Erde und – des Menschen! –: das ist's, was dir mit grausiger Sachlichkeit eine ungläubige Wissenschaft zu melden und als Antwort zu bieten hat auf die Menschheitsfrage „Woher? Wohin?“ Ist das nicht wahnwitzige, wahnsinnige Hoffnungslosigkeit? Oder soll die erhabene Großartigkeit des Weltbrandspieles, innerhalb dessen der Mensch in der Eiszeit seiner sterbenden Erde mitsamt seiner heißerarbeiteten Kultur verdirbt, für die grausige Hoffnungslosigkeit entschädigen? Oder soll der Gedanke, daß aus dem Weltenflammentode ja wieder neue Sonnen, neue Erden, neue Erdenlebewesen, ja eine neue Menschheit geboren werden die grausige Hoffnungslosigkeit mildern oder gar aufheben? Ist etwa die Endlosigkeit dieses nach Milliarden von Milliarden Erdenjahren aufgerollten Weltenspieles eine Antwort auf den Menschenschrei: „Woher? Wozu? Wohin?“ Oder soll der ewige Bestand des „Seins“, in dem über Werden und Vergehen hinaus „das Leben“ lebendig kreist und bleibt, etwa lebendige Hoffnung sein? Wie könnte der bloße Bestand des Seins die Antwort sein! Und doch kennt der Unglaube am Grabe des einzelnen Menschen und am Grabe des Menschengeschlechtes und seiner verherrlichten Kultur keine andere Auferstehungspredigt als die des „ewigen“ Seins als „ewiges“ Werden und Vergehen. Und weil ihn selber dabei friert, fügt er mit der Gebärde des großen Verzichts eine moralische Ermahnung zur Bescheidenheit fürs kleine Menschlein an, es solle doch keine egoistischen Wünsche ans Weltall stellen, sondern sich genügen lassen am wissenschaftlich so herrlich erkannten Kreislauf des einen großen Lebens. Welche grausig-armselige Komödie! Ja, welche Tragikomödie der Hoffnungslosigkeit! O Mord am Menschenherzen und Menschengeist! O Bankrott einer Wissenschaft, die gerade von dem nichts weiß, was der Mensch so lebensnötig wissen muß! Denn nie wird sich das Innerste des Menschenwesens und Menschenherzens „wissenschaftlich“ totschlagen lassen; nie wird es aufhören zu fragen: Woher? Wozu? Wohin? Und immer wieder wird es die Antwort des Unglaubens als Hoffnungslosigkeit empfinden.

Allerdings deckt die träge, ichsichere Gedankenlosigkeit des Menschen die Schauerlichkeit seiner Hoffnungslosigkeit zu. Die meisten Menschen denken nicht weit. Sie leben dem Augenblick. „Lasset uns essen und trinken; denn morgen sind wir tot!“ Das ist ihr Gedankenkreis. Solche Gedankenlosigkeit ist der beste Nährboden des materialistischen Unglaubens und der gemeinen Selbstsucht. Wenn man nur das geliebte Ich durchbringt; im Übrigen mag kommen was will – „nach uns die Sintflut!“

Andere wieder sind geblendet durch einen aus Trotz und Verzagtheit geborenen Optimismus. Sie haben einen geradezu blinden Glauben an sich selbst und an die Menschheit. Es sind die revolutionären und reformatorischen Kulturethiker und Friedensapostel. Mit einer auf wissenschaftlicher Entwicklungslehre gegründeten Ethik erhoffen sie eine Kultur der Gerechtigkeit und Freiheit schaffen zu können. Krieg und menschliche Selbstsucht scheinen ihnen nur Reste einer unwissenschaftlichen Erziehung. Dächten sie über ihren wissenschaftlichen Evolutionismus und über Möglichkeit und Wert ihrer erträumten Kultur im Sinne der großen Dreifrage: Woher? Wozu? Wohin? gründlich nach, müßte sie die Hoffnungslosigkeit angrinsen! Kennten sie das Menschenherz und das Wesen der Sünde; wie beides Gott im Bibelworte offenbart, und beugten sich dieser realen Offenbarung, wie würde ihr blinder Optimismus zusammenkrachen! Denn dieser Optimismus ist nichts anderes als die ungebrochene Hoffart des menschlichen Geistes, die in trotziger Selbsthilfe lieber zehntausendmal mit ethischen Kulturphrasen den Turm von Babel zu bauen sucht, als daß sie sich einmal dem Gott und Heiland der Heiligen Schriften unterwirft. Nur ihre Verblendung trennt sie von der Einsicht in ihre Hoffnungslosigkeit. Zerreißt der Allmächtige nach langer Geduld endlich mit starkem Arm den Schleier solcher wissenschaftlichen Verblendung, indem er den Menschen die Frucht ihres eigenen Wesens in schrecklichen Gerichtszeiten zu schmecken gibt und etwa, wie jetzt, während dies geschrieben wird, die Greuel des Krieges sich entfesseln läßt, o wie sinken da die ethischen Träumereien in den Staub, wie nackt zeigt sich da die Hoffnungslosigkeit des Menschen, der ohne den lebendigen, persönlichen Gott in der Welt ist, und wie schnell lernen da manche, die sonst ohne ihn fertig wurden, nach seiner allein wahrhaft mächtigen Hilfe schreien! Denn solange der Mensch selbstgewiß in stolzer Vernunftsicherheit, die er „Wissenschaft“ nennt, gegen den geoffenbarten Gott und seinen alleinigen Retter Jesus Christus streitet, wird er auch noch gegen seinen Nebenmenschen und wird Volk wider Volk streiten. Nur wenn der Wille Gottes, wie er in Christus offenbar geworden ist, auf Erden geglaubt und erkannt wird, gibt es keine Kriege auf Erden mehr. Alle anderen Friedensversuche werden an der sündigen Menschennatur scheitern als Hoffnungslosigkeit! Dasselbe Offenbartwerden der Hoffnungslosigkeit des Unglaubens vollzieht sich auch immer noch im Einzelleben. Ich traf nach Jahren einen monistisch gesinnten Freund wieder und redete zu ihm vom lebendigen persönlichen Gott. „Ach was!“ rief er da aus, „Gott, Gott?“ wies zum Fenster hinaus und meinte: „Da, das ist Gott! Das weite Leben ringsum draußen! Einen anderen Gott gibt's nicht!“ Ein Jahr später bat mich der inzwischen schwer herzleidend gewordene Freund auf schriftlichem Wege, ich möge doch für ihn beten. „Zu wem soll ich beten?“ fragte ich zurück. „Ihr Gott ist ja das weite Leben ringsum draußen. Soll ich also zum weiten Leben für Sie beten?“ – So offenbart sich in Völker- und Einzelnot die Hoffnungslosigkeit jeder ungläubigen, unbiblischen Weltanschauung.

Der Unglaube in allen seinen Formen hat es noch nie weiter gebracht, als bis zum Heroismus, Stoizismus oder Pessimismus. Entweder optimistisches selbstsicheres Heldentum, das sich blind auf roh oder edel gesteckte Ziele versteift, bis es zusammenkracht oder gelehrte oder ungelehrte Verzicht leistende Gelassenheit, die bereit ist, alles geradeso hinzunehmen, wie es ist, oder schwermutsvoller Weltschmerz, der mit dem freiwilligen Tode liebäugelt. Und damit bin ich bei der auffälligsten Form der Hoffnungslosigkeit des Unglaubens angelangt: sein Liebäugeln mit dem Tode. Auch der Unglaube braucht einen Erlöser aus den Nöten unseres unzulänglichen irdischen Daseins und dieser Welt, die im Argen liegt. Den vom Vater im Himmel gesandten Erlöser Jesus Christus, als Erretter aus Schuld und Macht der Sünde, verschmäht er. Er hat sich einen anderen Erlöser erwählt als den Urheber und Herrn des Lebens. Er verehrt den König der Schrecken, in dem die Gewalt Satans lebt: Er verehrt den Tod. Die zunehmende Zahl der Selbstmorde, diese Quittung auf die Hoffnungslosigkeit des Unglaubens, beweist, wie verzweifelt man sich diesem schrecklichen Erlöser in die Arme wirft. Der Menschenmörder als Menschenerlöser, welch eine Tragik des ungläubigen Menschenherzens! Aber das ist ja ganz natürlich! Was soll man siebzig und achtzig Jahre die Plackereien des Lebens tragen, wenn man noch nicht einmal weiß woher? wozu? wohin? Welche Kraft zum Leben soll der Gedanke geben: Ich bin eine Ätherwelle im Meere der Stoffbewegung, die auftaucht und verebbt. Ich bin Dünger für eine menschliche Kultur auf Erden, die vielleicht in so und so vielen Jahrtausenden so weit entwickelt sein wird, daß sie vielleicht die dann lebenden Geschlechter so glücklich machen wird, wie ich es jetzt so gerne sein möchte; indes muß ich ringen, darben, leiden und verderben. Aber auch jene späteren glücklicheren Geschlechter werden ja mitsamt ihrer ausgereiften Kultur und dieser Erde zugrunde gehen! Was soll also das grausame Spiel? Machen wir mit Revolver, Gift, Gas und Strick dem Unsinn ein Ende! Komm, Tod, du einzig gewisser Erlöser!

Siehe, das ist die verzweifelte Hoffnungslosigkeit des zu seiner grausen Wirklichkeit erwachten Unglaubens! Ich traf einst einen Studenten, einen durch die gottlose Pseudowissenschaft ungläubig und unglücklich gewordenen Sohn frommer Eltern. „Sehen Sie“ sagte er zu mir, „in diese Tasche hat man mir Haeckel und Nietzsche gesteckt, und in diese Tasche habe ich mir den Revolver gesteckt; denn ich bin überzeugt, beides gehört zusammen!“ Das war folgerichtig gedacht und gehandelt. Als platte Gedankenlosigkeit aber äußert sich die Hoffnungslosigkeit bei den gewöhnlichen Sterbefällen. Da kann man alle Tage lesen: „Friede seiner Asche!“ Der arme ungläubige Mensch hat sein Lebtag nie Frieden gehabt, nun wünscht man wenigstens seiner Asche den Frieden. Welcher gedankenlose Ausdruck der Hoffnungslosigkeit! Die Asche soll Frieden haben! Wie wird sie sich darüber freuen! Wie wohl wird ihr der Friede tun! – Oder: „Er ruhe sanft!“ Wer denn? Der Leichnam! Sein Leben lang hat der arme hoffnungslose, ungläubige Mensch nie wirklich sanft geruht, nun soll sein Leichnam sanft ruhen. Öder Bankrott alles Denkens! Das sind aber dieselben Leute, denen es zu dumm ist, der Bibel zu glauben. Auch lassen sie auf Grabmäler schreiben: „Hier ruht in Gott!“ Nicht eine Stunde seines gottfernen Lebens hat der Verstorbene in Gott geruht; denn er hat Gott weder gekannt noch gesucht noch gefunden, nun soll sein Leichnam mit einem Male in Gott ruhen. Was wird diese Ruhe wert sein? Geradezu lächerlich aber wird die Gedankenlosigkeit des Unglaubens, wenn sie dem hoffnungslos Verschiedenen wünscht: „Möge ihm die Erde leicht sein!“ Wem denn?

Nun, eben dem Leichnam. Man befürchtet nämlich, die Erde könne ihn zu sehr drücken, wegen ihrer Schwere: Darum: „Möge ihm die Erde leicht sein!“ Welch eine Erquickung für den Toten! Aber um das Maß des Unsinns voll zu machen schreibt man das auf einen zwei Zentner schweren Leichenstein, den man dem Begrabenen gewissermaßen auf die Brust setzt! Wer sieht hier nicht, wie „Hoffnungslos!“ gleichbedeutend ist mit „Gedankenlos!“ Auferstehung und Gericht Gottes verlacht man; denn das ist einem zu töricht. Nun wünscht man der Asche Frieden und dem Leichnam eine leichte Erde! Das ist die einzige Hoffnung, die, weil sie nicht übers Grab hinauswährt, doch wenigstens bis ins Grab hineinwähren soll. Welch jammervolle Armut!

Eine Weltanschauung, die das Dasein nicht erklären kann, ist durch ihre innerliche Unfähigkeit dazu gezwungen, den Tod als Erlöser zu verherrlichen und muß dabei zu solchen Unsinnsblüten kommen, wie wir sie eben betrachteten, wobei ich nicht unerwähnt lassen will, daß das andere Extrem auf dieser Linie der echt heidnische moderne Spiritismus ist. Auch das modern gewordene Begehren, nach dem Tode verbrannt zu werden, gehört zu den Kennzeichen der Hoffnungslosigkeit des Unglaubens. Die hygienisch-sanitäre Begründung des Einäscherungsverfahrens ist vielfach nur äußerer Vorwand. Der tiefere Grund ist, man möchte einen ganzen und vollen Tod mit jeder Sicherheit nicht nur gegen ein Erwachen aus dem Scheintod, sondern auch mit jeder Sicherheit gegen ein Erwachen zum biblisch geoffenbarten Gottesgericht. Wie wird dereinst die Gedankenlosigkeit des Unglaubens offenbar werden, die da glaubte, die Gluthitze bei der Leichenverbrennung schütze gegen den Auferstehungsruf Gottes zum Gericht! Indes bleibt dem Unglauben nichts anderes von seinen Lieben als die Asche im Grabe, der man Frieden wünscht, oder die Asche in der Urne, die ja nun sicher Frieden hat; denn man hat sie ja bis auf weiteres dem sonst so gerühmten Kreislauf der Kräfte aufs vorsichtigste entzogen.

O Armseligkeit der Hoffnungslosigkeit!

So bleibt es denn eine furchtbare Tatsache: Ohne Gott in der Welt, das heißt ohne Hoffnung in der Welt, das heißt antwortlos den drei großen Fragen Woher? Wozu? Wohin? gegenüber, das heißt aussichtslos, zukunftslos! Und daß das nicht jedem Ungläubigen klar ist, daran ist nichts anderes schuld, als das zu kurze Denken, die öde Gedankenlosigkeit, die sich obendrein noch für Weisheit hält. Sie wissen nicht nur nicht, was sie tun, sie wissen auch nicht, was sie denken.

Nun aber noch eine Form der Hoffnungslosigkeit. Nämlich nicht wenige die jetzt hören, werden denken: Das alles trifft mich nicht; denn ich glaube an Gott, ich habe nie an seinem Dasein gezweifelt, mithin bin ich nicht ohne Gott in der Welt und also auch nicht hoffnungslos.

Da muß ich dir sagen: Es ist recht, daß du noch irgendwie mit einem Gott rechnest. Aber was hast du für einen Gott? Ist er der Gott deines Wähnens und Meinens? Der Gott deiner Gedanken und Einbildungen? Der Gott deiner Wünsche und Gefühle? Ist es der ferne große Unbekannte der Philosophen und Weisen, das blasse Gedankending und wissenschaftliche Destillat der Schulstreiter, bestenfalls eine notwendige Möglichkeit, die sich gefühlsmäßig ahnen, aber wissenschaftlich nicht beweisen und praktisch nie fassen läßt? Oder ist es der wahrhaftige Gott, der sich lebendig und persönlich in der Bibel offenbart hat? Ist es der Vater unseres Herrn Jesus Christus, in dem allein sich Gott zuverlässig offenbart hat? Denn „niemand hat Gott je gesehen; der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat ihn uns kund gemacht“. Hast du diesen Gott durch den Mittler Jesus Christus, der gesagt hat: „Niemand kommt zum Vater, denn durch mich,“ als deinen Gott und Vater in Buße und Bekehrung erlebt? Hast du durch den Glauben, der der Heiligen Schrift entspricht, im Blute deines Versöhners Jesus Christus Vergebung deiner Sünden und damit Versöhnung und Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott empfangen, so daß du jetzt weißt: Ich bin durch Jesus Christus mit dem Vater eins geworden, gleichwie er mit dem Vater eins ist?

Wenn du das nicht im Glauben erlebt hast und bezeugen kannst, dann bist du mitsamt deinem erdichteten Gott doch hoffnungslos in der Welt. Dein Gottglaube hat dann keinen biblischen Grund und Boden; er ist nichts als schwankendes menschliches Wähnen und Meinen. Dir fehlt die Gewißheit der Vergebung deiner Sünden. Dir fehlen Zeugnis und Kennzeichen der biblisch geoffenbarten Gotteskindschaft. Dein Unglaube trennt dich vom Erleben Gottes. Gott wohnt nicht in dir, du nicht in ihm; denn du kamst nicht auf dem Wege, der Jesus heißt, in Buße und Bekehrung zu ihm. Denke, rede und hoffe, was du willst, aber dein Hoffen hat keinen biblischen Grund, und damit ist es ein hoffnungsloses Hoffen und nichts als gefährlicher religiöser Selbstbetrug, von dem die Welt voll ist. Die Teufel glauben mehr als du; denn sie glauben Gott und seiner Offenbarung in Christus Jesu und dem ganzen Bibelworte, und doch zittern sie. Solltest du da nicht auch erzittern mit deinem vernunftgemäß erdachten Gott und Glauben, der vor Gott nicht gilt, weil er nichts als Gottlosigkeit und Unglauben ist?

Glückselig aber bist du, wenn du Gott in Christus aufgrund seines Wortes erlebt hast! Denn dann weißt du, daß uns mit dem Erlöser von Golgatha auch die Lösung des Lebensrätsels gegeben ist.

Jesus Christus, in dem alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis Gottes verborgen lagen, hat uns auch die inhaltschweren drei Fragen, von deren Beantwortung jede Menschenhoffnung abhängt, aufs erlösendste beantwortet.

Woher kommt der Mensch? Antwort: Aus der Hand des biblisch geoffenbarten Gottes, der in Christus Jesus unser lieber Vater im Himmel ist.

Wozu lebt der Mensch? Antwort: Er lebt, um in seinem Leben Jesus Christus als den Urheber, Erretter und Herrn seines Lebens zu erleben, dem er in demütiger Sinnesänderung und entschiedener Umkehr das unzulängliche, schuldbeladene Eigenleben hinlegt, um durch den lebendigen Glauben aus Christi Hand zu empfangen: Vergebung der Sünden, Versöhnung mit Gott, Kraft aus der Höhe zu einem neuen Leben im Heiligen Geiste, um fortan nicht mehr sich selbst zu leben, sondern Gott in Christus. Ich habe früher oft nicht gewußt, warum ich am Morgen aufstehen sollte; denn die Eitelkeit und Hoffnungslosigkeit der irdischen Ziele hatte ich genugsam durchschaut. Nun aber ist Jesus der Erneuerer und Herr, die Kraft und der Inhalt meines Lebens geworden; jetzt weiß ich, wozu und für wen ich lebe. Wozu wieder einen Tag hinleben mit all seinen geräusch- und mühevollen Nichtigkeiten? fragte ich mich früher. Jetzt möchte ich mir ein zehnfaches Leben wünschen, um es mit jeden Tag, ja mit jeder Sekunde dem zu geben, dem ich mit Freuden diene in seiner Kraft und nach seinem Willen, damit er Herr werde auch in anderer Menschen Herzen und auf der ganzen Erde. Das ist etwas anderes als zweifelhafter Kulturdienst nach Menschenweisheit und in Menschenkraft.

Und wohin? Nun, der Christ hat da die allerfröhlichste, hoffnungsfroheste Antwort: Zu Gott! heißt sie. Wenn ich in diesem Augenblick sterben sollte, so wüßte ich: Sterben ist mir Gewinn, denn Christus ist mein Leben! Ich hätte Lust abzuscheiden, um bei ihm zu sein allezeit! Wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, zu einem unvergänglichen, unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das behalten wird im Himmel, würde ich durch das ewige Leben, das er mir gegeben mit dem Unterpfand des Heiligen Geistes, freudig hineingehen in die bleibende, sturmlose Heimat zu meines Herrn Freude. Das ist dem Unglauben törichtes Ärgernis – das ist dem Glauben lebendige Hoffnung.

Von Gott – für Jesus – durch Jesus zu Gott.

Siehe, das sind drei Säulen, die tragen auch dein Lebensdach. Ihr Felsengrund, auf dem sie stehen, ist das Wort Gottes, das bleibt, wenn selbst Himmel und Erde vergehen. Siehe, das ist Lösung der uralt ewigen Lebensfrage, wo selbst nicht ein Narr auf Antwort zu warten braucht! Siehe, da ist Antwort, da ist Aussicht, da ist Zukunft, da ist ewige, da ist einzig lebendige Hoffnung! Wer sie in demütigem Glauben annimmt, hat sie und wird ein Erlöster Christi im Frieden und in der Freude des Heiligen Geistes! Sein Leben ist geborgen! Sein Lebenszweck erreicht! Wer diese Antwort nicht annimmt, bleibt, mag er reden und träumen, was er will, bleibt antwortlos, bleibt hoffnungslos!

Ich habe nun den Grund gefunden,
Der meinen Anker ewig hält;
Wo anders als in Jesu Wunden?
Da lag er vor Beginn der Welt,
Der Grund, der unbeweglich steht,
Wenn Erd' und Himmel untergeht.

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