Besser, Wilhelm Friedrich - Die Briefe St. Johannis in Bibelstunden für die Gemeinde ausgelegt - 2. Der Wandel im Lichte.

Besser, Wilhelm Friedrich - Die Briefe St. Johannis in Bibelstunden für die Gemeinde ausgelegt - 2. Der Wandel im Lichte.

Cap. 1, 5 - 2, 2.

Heiliger Vater, heilige uns in Deiner Wahrheit: Dein Wort ist die Wahrheit. Amen.

Wir kennen nun das Ziel, welches St. Johannes bei seinem Schreiben im Auge hat. Er will uns stärken und fördern, fest gründen und bewahren helfen in der Gemeinschaft mit Gott durch Christum, aus daß unsre Christenfreude völlig sey. Als Gehülfe unsrer Freude begegnet er uns alsbald in dem vorliegenden Abschnitte, in welchem wir zwei Stücke unterscheiden: Gottes Lichtwesen und der Christen Lichtwandel. Gott ist Licht, die Christen wandeln im Licht; in Ihm ist gar keine Finsterniß, sie lassen sich reinigen von aller Finsterniß; Er ist heilig, sie werden geheiligt. Wohl uns, daß unsre Gemeinschaft mit Gott, der Licht ist, angefangen und vollendet wird durch den Sohn Gottes, der Licht vom Lichte und das Gnadenlicht der Sünder ist.

V. 5. Und das ist die Verkündigung, die wir von Ihm gehört haben und euch verkündigen: daß Gott Licht ist, und gar keine Finsterniß ist in Ihm. Die Summe dessen, was Johannes aus dem Munde des eingebornen Sohnes, des Verkündigers der Geheimnisse des Vaterschooßes (Evang. 1, 18.), gehört hat und als treuer Zeuge uns verkündigt1), faßt er hier so zusammen: Gott ist Licht, und gar keine Finsterniß ist in Ihm. Wort, Leben, Licht: dieser evangelische Dreiklang tönt also gleich in den ersten Versen unsers Briefes wieder, und die Worte: Gott ist Licht schlagen das Thema an, welches den ersten Abschnitt des Briefes (bis Cap. 2, 28.) beherrscht. In Christo, dem fleischgewordenen Worte, ist erschienen das Leben, und den Inbegriff der göttlichen Lebenseigenschaften bezeichnet der Name: Licht. Licht war von Anfang das Kleid, das Gott anhatte (Ps. 104, 2.), wie Lichtglanz helle und wie Feuer um und um erschien den Propheten die Herrlichkeit des HErrn (Ezech. 1, 27; Hab. 3, 4.). Seitdem durch den Abfall der Creatur von ihrem Schöpfer die Finsterniß in die Welt gekommen ist, scheint das Licht in der Finsterniß (Evang, l, 4), ohne durch sie irgend einen umschattenden Wechsel zu erleiden (Jak. 1, 17.). Auch das Gesetz ist ein Ausfluß des in der Finsterniß scheinenden, schlechterdings keine Finsterniß hegenden Lichts. Doch nicht was durch Moses gegeben, sondern was durch Jesum Christum geworden ist, Gnade und Wahrheit (Evang. 1, 17.), hat Johannes im Sinne, indem er uns verkündigt, daß Gott Licht ist. Im Gesetze strahlt Gott als Licht zum Erschrecken, denn in dem verzehrenden Glanze göttlicher Heiligkeit (Jes. 10, 17.) finden wir uns wohl gestraft um unsre Finsterniß, aber nicht getröstet durch Vertreiben derselben; unsers Geschiedenseyns von Gott, in welchem keine Finsterniß ist, werden wir wohl inne, aber zur Gemeinschaft mit Gott, welcher Licht ist, zu kommen erhalten wir keine Kraft. Hingegen als erfreuendes (wie die alten Lehrer sagen: erheiterndes) Licht leuchtet Gott im seligen Evangelio. Gottes heilige Liebe hat in Christo, der die Versöhnung ist für unsre Sünden (Cap. 2, 2.), den Zugang uns eröffnet zu einer solchen Gemeinschaft mit Ihm, darinnen wir durchleuchtet werden vom Licht, so daß Gott unser Licht wird, während kein Schatten unsrer Finsterniß den reinen Lichtglanz Gottes verdunkelt. Die Sünde wird verdammt, der Sünder wird errettet durch die im Blute Christi gestiftete Versöhnung: dieses Geheimniß der heiligen Liebe wird kündlich groß in dem Evangelio, daß Gott Licht ist und gar keine Finsterniß in Ihm. Als Licht sonder Finsterniß hat Sich Gott offenbart in jedem Worte Jesu Christi, Seines Sohnes, und wenn der Sohn betet in jener Stunde der Angst: „Vater, verkläre Deinen Namen!“ (Evang. 12, 28.): was anders begehrt Er da, als daß durch die von Ihm zu vollbringende Versöhnung der Vater als makelloses Licht, als der Heilige, in welchem Gerechtigkeit und Barmherzigkeit eins sind, verherrlicht werde? „Es drückt demnach diese Wahrheit kürzlich den ganzen Inhalt der Verkündigung Jesu vom Vater aus. Und die Offenbarung des Sohnes selbst, welchen Gott gesandt hat zur Versöhnung für unsre Sünden (Cap. 4, 10), ja die ganze Haushaltung der Gnade, welche durch Jesum, unsern Versöhner und HErrn, ausgerichtet worden ist, geht daraus und ist danach eingerichtet, das Gott diese Ehre Seines Namens behalte: Er sey Licht, Er sey die allerlauterste Reinigkeit in Sich selbst; Er sey ein heiliger Gott; Heiligkeit sey die Zierde Seines Hauses, darin Er uns aufnehmen will, daß wir bei Ihm wohnen und Er bei uns (Offenb. 21, 3.). Wollen wir es mit andern Worten aus dem Munde Jesu hören, so sagt Er: Heiliger Vater, erhalte sie in Deinem Namen. Heilige sie in Deiner Wahrheit. Ich heilige Mich selbst für sie, auf daß auch sie geheiligt seyen in Wahrheit (Evang. 17, 11. 19.).“ Steinhofer. - Der Apostel wendet sich nun in den folgenden fünf Versen gegen dreierlei Irrthümer, welche die evangelische Wahrheit, daß Gott Licht und keinerlei Finsterniß in Ihm ist, verdunkeln und um ihren kräftigen Segen uns betrügen wollen. Dreimal heißt es: So wir sagen; dreierlei Geister straft Johannes Lügen, indem er den Ruhm der Gemeinschaft mit Gott für eitel erklärt im Munde solcher, die anstatt im Lichte in der Finsterniß wandeln; solcher, die anstatt der fortwährenden Reinigung durch das Blut Christi einer bereits vollendeten Reinheit sich trösten; solcher endlich, die anstatt ihre Sünden zu bekennen ihre Sünderschaft leugnen. Weltsinn, Heiligenstolz und Selbstgerechtigkeit stellt der Apostel ins richtende Licht der Wahrheit und ermahnt zu aufrichtigem, demüthigen und bußfertigen Wandel im Licht.

V. 6. So wir sagen, daß wir Gemeinschaft mit Ihm haben, und wandeln in der Finsterniß, so lügen wir und thun nicht die Wahrheit. Johannes schließt in gliedlicher Liebe sich selber mit ein in die Gemeinden, denen seine Ermahnung gilt; mitleidend mit seinen „Kindlein“ faßt er die Gefahr ins Auge, in welcher dieselben schwebten, verderbt zu werden in Irrthum durch jene Nikolaiten 2), welche damals mit der falschberühmten Kunst umgingen, Finsterniß und Licht in Gemeinschaft zu setzen. Nicht zu etwas Absonderlichem - will er sagen - ermahne ich euch, sondern zu der allgemeinen Christenpflicht, die mir sammt euch obliegt. Sollten auch wir in die neue Rede einstimmen, daß Gemeinschaft mit Gott und Wandel in der Finsterniß zusammen bestehen könnten, so würden wir lügen, wie jene Lügner. Doch drückt er sich, eingedenk unsers Wankelmuths, sehr eindringlich aus: So wir sagen - ach, HErr, laß es niemals geschehen! - daß wir Gemeinschaft mit Ihm haben, und wandeln in der Finsterniß, so lügen wir. Dies wir dringt ans Herz. Wir allzumal, an die Johannes diese Worte gerichtet hat, sollen uns nicht leicht darüber hinwegsetzen, sondern sorgfältig uns prüfen, ob unsere Gemeinschaft mit Gott als Licht-Gemeinschaft sich erweise. Gott ist Licht, und keine Finsterniß ist in Ihm; aber außer Ihm, und ohne Ihn, in der Seinem heiligen Liebes- und Lebens-Reiche entfallenen Welt, ist eitel Finsterniß, und ihre argen Mächte stehen im Dienste des Teufels (Cap. 5, 19; Luc. 22, 53; Col. 1, 13), des Fürsten und Vaters der Finsterniß, welcher Finsterniß ist und gar kein Licht ist in ihm (Evang. 8, 44). Wandeln in der Finsterniß heißt demnach solche Werke immer wieder mit Wissen und Willen thun, die Gott verboten hat; es heißt der Sünde stetig anhangen, ihren Weg nicht verlassen, sondern darauf immer weiter schreiten, im Abwenden der Seele von dem Lichte der Wahrheit, welches alle Finsterniß daraus zu vertreiben trachtet. Solche auf dem Wege der Gottentfremdung Wandelnde fühlen wohl zuweilen über diese und jene Sündenthat ein Mißbehagen, eine Reue; sie haben nicht immer Lust an ihrem Wandel in der Finsterniß, bleiben aber doch darin, auch wider ihre „guten Vorsätze“; dann gereut sie bald wieder jene Reue, und immer entschiedener wird es ihr Wille, sich keine Sünde mehr gereuen zu lassen und das Beben vor der Verdammniß zu beschwichtigen durch Hineinstürzen in den Taumel der Lust; ja! Etlichen von ihnen wird es endlich auch klar bewußt, daß sie die Finsterniß lieben und ihre finstern gottlosen Werke hervorbringen aus einem finstern gottentfremdeten Herzen. Der Heiland sagt in jenem Gespräche mit Nikodemus, in welchem das Licht der heiligen Liebe Gottes so wunderhell leuchtet: „Das ist das Gericht, daß das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsterniß mehr als das Licht, denn böse waren ihre Werke“ (Ev. 3. 19.). Die Liebe zur Finsterniß gebiert den Wandel in der Finsterniß, das „Thun des Argen,“ wie der HErr dort weiter sagt, und wer von seinen finstern Werken nicht lassen will, der hasset das Licht und dessen durchdringende, gar keine Finsterniß duldende Kraft. Wie sollte denn Gemeinschaft mit Gott, der Licht ist, haben, wer in der Finsterniß wandelt? Und wie sollten die Augen Gottes, die zu rein sind Böses zu sehen (Hab. 1, 13.), die Liebhaber der Finsterniß vertragen? Wie sollte der Gottlose das Herz Gottes bewohnen, dem kein gottloses Wesen gefällt (Ps. 5, 5.)? Nein, jedes Einverständniß mit dem Argen, mit dem Teufel und allem seinen Wesen, jedes Willigen in böse Lust, jedes absichtliche Verstecken vor dem heiligen um die Sünde uns strafenden Geiste Gottes wird da verworfen, wo die Gemeinschaft mit Gott wahrhaftig vorhanden ist und wir mit Gott das Licht gemein haben, als Kinder des Lichts und nicht der Finsterniß. „Die ihr den HErrn liebet, hasset das Arge“ (Ps. 97, 10.), beides gehört unauflöslich zusammen. Wir lügen, sagt Johannes, wenn wir wandelnd in Finsterniß uns und Andere bereden, wir hätten Gemeinschaft mit Gott. Man sollte meinen, die Wahrheit, daß Sündenwandel in Folge geheimer oder bewußter Sündenliebe von der Gemeinschaft mit Gott ausschließt, wäre so einleuchtend, daß die entgegengesetzte Lüge gar nicht aufkommen könnte in der Seele. Und dennoch treibt mein arges Herz oft mit Sünde und Gnade Scherz.“ Auch die, welche im Lichte wandeln, weichen oft von ihrem Pfade ab; wie die in Finsterniß Wandelnden zuweilen Reue, so fühlen die im Licht Wandelnden zuweilen Lust an der Sünde, werden auch von einem Fehl übereilt, so sehr sie davor fliehen; und wenn es dann geschehen ist, daß wir in den Schlamm der Sünde - in den Graben dicht neben der rechten Straße - gefallen sind, so will uns die Sünde bethören, daß wir, wie die in der Finsterniß Wandelnden thun, einen Gott uns zurechtlügen, in welchem mancherlei Finsterniß ist, der uns z. B. so und nicht anders geschaffen, in diese und keine andre Lage gesetzt habe, kurz, der ein Versucher zum Bösen sey (Jak. 1, 13.). So ging es David, ehe Nathan zu ihm kam. Diese dem natürlichen Menschen sehr bequeme Lüge weiß sich ein prächtiges Ansehen zu geben bei den Weisen dieser Welt, deren lose Philosophie bis auf den heutigen Tag den heiligen Gott verleugnet, der auf keine Finsterniß sich einläßt. Wie Viele aber, die den Schul-Namen der heutigen Nikolaiten - Pantheisten - etwa nicht kennen, thun doch ihre Werke, indem sie aus Scheu vor einer das Fleisch schmerzenden Scheidung von der Sünde die Scheidegrenze zwischen Böse und Gut verrücken, aus Finsterniß Licht und aus Licht Finsterniß machen (Jes. 5, 20.), und dann ein Gemächte ihrer Gedanken, das sie Gott nennen, ihrem Weltsinne als Polster unterbreiten. Freude und Frieden freilich bringt dieser selbstgemachte Gott nicht ins Herz: wir lügen, so wir sagen, daß wir Freude haben in der Finsterniß. O wie bezaubernd arg ist der Betrug der Sünde, daß wir das Eitle lieb und die Lüge gerne haben! Doch du sprichst: „Ich glaube an den Gott der Christen, den Gott der Bibel, und gebe der Wahrheit Beifall, daß Er Licht ist und daß ferne von Ihm ist, wer in der Finsterniß wandelt.“ Bitte, siehe den apostolischen Spruch nochmal recht genau an. So lügen wir, und thun nicht die Wahrheit, heißt es. Vielleicht hast du das Wissen der Wahrheit, und thust doch nicht die Wahrheit, sondern die Lüge. Thust du die Wahrheit, so darfst du gar nicht erst sagen, daß du Gemeinschaft mit Gott habest, sondern dein Wandel im Licht stellt die Wahrheit lebendig und thatsächlich dar: ein Thäter (Jak. 1, 22. der Verkündigung, die Johannes von Jesu gehört hat und uns verkündigt, bist du dann, ein vom HErrn zugerichteter lebendiger Brief (1 Cor. 9, 3.), daran Jedermann lesen kann, daß Gott Licht und die Gemeinschaft mit Ihm eine Lichtgemeinschaft ist. Jedes erkannte Böse sey uns abscheulich, dem Guten hange unsre Liebe an; Jesu Christo hange sie an, auf daß die in Ihm erschienene Wahrheit uns durchläutere (Ephes. 4, 21.), und wir verkündigen die Tugenden Deß, der uns berufen hat von der Finsterniß zu Seinem wunderbaren Licht (1 Petr. 2, 9.): dann thun wir die Wahrheit und wandeln im Lichte. - Johannes hat sich in herzlicher Bekümmerniß um das Seelenheil seiner Kindlein aufs schärfste ausgedrückt. Wie ein Donnerschlag trifft dies: „So lügen wir“ alle unlauteren Seelen. Wir werden im Verlaufe des Briefes ihn noch öfter als Donnerskind reden hören. „Wobei er aber - sagt Steinhofer - um der schwachen und blöden Herzen willen immer etwas hinzusetzt, daß sie nicht durch unnöthige Aengstlichkeit (denn redliche Seelen nehmen‘s immer gern aufs schärfste) die völlige Freude missen.“ So denn auch hier, wo er zwei überaus tröstliche Merkmale der wahrhaftigen Kinder des Lichts und ihrer Gemeinschaft mit Gott angibt: V. 7. So wir aber im Lichte wandeln, wie Er im Lichte ist, so haben wir Gemeinschaft untereinander, und das Blut Jesu Christi, Seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde. Gott ist Licht und ist im Lichte; Er ist um und um von Licht umgeben, wohnt im Lichte (1 Tim. 6, 16); wenn wir Ihn anrufen: „Vater unser, der Du bist im Himmel,“ so rufen wir Ihn als Den an, der im Lichte ist. Um Gottes Thron her ist. Alles lautre, reine Heiligkeit und Seines Lichtes Herrlichkeit strahlt wieder aus den Spiegeln Seiner Ehre, den tausendmal tausend Engeln, die Sein Angesicht sehen. Nun sagt der Apostel nicht: „So wir Licht sind, wie Er Licht ist,“ sondern: So wir im Lichte wandeln, wie Er im Lichte ist. Noch ist ja nicht erschienen, was wir seyn werden; wenn es erscheinen wird, dann werden wir Ihm gleich seyn (Cap. 3, 2), Licht wie Er Licht ist. Dann wird Jes. 60. in herrliche Erfüllung gehen: in unumwölkter Klarheit wird die verklärte Kirche als „ihr Licht“ das Licht ausstrahlen, welches der HErr selbst ist (Offenb. 21, 24), denn es wird dann Sein Licht Alles in Allen seyn (1 Cor. 15, 28.) und wie in Ihm von Anfang, so in den Seinen am Ende, gar keine Finsterniß - keine Nacht mehr (Offenb. 22, 5). Bis dahin wandeln wir im Licht, als Gottes Kinder, wie Er im Licht ist. In dem Lichte, in welchem der Vater des Lichts (Jak. 1, 17.) wohnt, in dem leben wir mit Ihm, als des Lichtes Kinder (Ephes. 5, 8.); Seine heilige Liebe und deren Offenbarung in Seinem theuern Worte ist unser Element; Seinem guten und vollkommenen Willen sind wir in herzgründlicher Neigung zugekehrt, und das ist unsre Freude, im hellen Scheine des neutestamentlichen Tages abzulegen die Werke der Finsterniß und anzulegen die Waffen des Lichts (Röm. 13, 12.), ja, die Licht-Waffen, welche die Finsterniß. Werke zerstören. Weil Er im Lichte ist, darum wollen wir gern mit Gedanken, Worten und Werken im Lichte erfunden werden, denn Ihm nachzuarten ist unser Kindestrieb, und fortzufahren in der Heiligung, wie Er heilig ist. unser kindliches Verlangen (2 Cor. 7, 1.). Wenn wir so im Lichte wandeln, dann ist unsre Gemeinschaft mit Gott keine erdichtete, sondern eine Gemeinschaft im Geist und in der Wahrheit. Johannes bezeugt seinen im Licht wandelnden Brüdern die tröstliche Wirklichkeit ihrer Gemeinschaft mit Gott, indem er schreibt: So haben wir Gemeinschaft untereinander. Unsre Gemeinschaft mit Gott, den wir nicht sehen, offenbart sich in unsrer Gemeinschaft untereinander, die wir uns einer den andern sehen (Cap. 4, 12. 20). Gott ist im Lichte, wie im Himmel, also auch aus Erden in Seiner heiligen Kirche. „Er ist es, der Seinen Saal im Himmel bauet und Seine Hütte aus der Erde gründet“ (Am. 9, 6.). Dann wandeln wir rechtschaffen im Lichte, wenn wir dessen Wiederschein mit Liebesfreude wahrnehmen in Gottes Heiligen und Geliebten; unsre gliedliche Gemeinschaft mit den Brüdern, die im Lichte wandeln, läßt uns wissen, daß wir Gemeinschaft haben mit dem Vater des Lichts. Gleichwie zwei oder drei Leuchter, die man in einem Saale anzündet, nicht zwei oder drei separierte Lichtschichten bilden, sondern in Ein Licht zusammenscheinen, weil das Licht etwas Ungetheiltes und Untheilbares ist: ebenso haben zwei oder drei Christen, welche in dem Einen Lichte Gottes wandeln, Gemeinschaft untereinander, und es ist nicht möglich, daß ein jeder für sich allein, unbekümmert um den andern, des Lichtes sich freuen sollte. Aber freilich gibt es auch Irrlicht-Gemeinschaften, und ist nicht die Meinung, daß wir bei jedweder Kirchengemeinschaft - auf ihr Sagen hin, sie habe Gemeinschaft mit Gott - uns beruhigen dürften. Woran erkennen wir nun, daß die Gemeinschaft, die Christen untereinander haben, von dem rechten einigen Lichte gewirkt und erfüllt sey? Untrüglich daran, daß wir in solcher Gemeinschaft eins sind mit den heiligen Aposteln, in deren Worte das Licht uns leuchtet und die im Lichte uns vorangewandelt sind. „Seyd meine Mitnachfolger, lieben Brüder, und sehet auf die, welche also wandeln, wie ihr uns habt zum Vorbilde,“ ermahnt der Apostel Paulus die Philipper (Phil. 3, 17); ebenso schreibt es hier Johannes den Gemeinden ins Herz, daß ihr Wandeln im Lichte zugleich ein Wandeln in apostolischer Gemeinschaft sey (indem er das in V. 3. Ausgesprochene in diesem 7ten Verse wiederaufnimmt): so haben wir Gemeinschaft untereinander. Dürfen wir also nur fröhlich überzeugt seyn, daß in unsere Gemeinschaft untereinander eingeschlossen sind die lieben Apostel und Alle, die durch ihr Wort an Jesum Christum je geglaubt haben und noch glauben, und finden wir uns gezogen von heiligem Gemeinschaftszuge zu allen Thätern der Wahrheit, aus denen die Gestalt Christi uns anleuchtet: dann werden wir's mit unsrer brüderlichen Gemeinschaft versiegeln, daß wir im Lichte wandeln und kindliche Gemeinschaft mit Gott haben. Vergl. besonders Cap. 3, 14. - Nun ja, wir haben etwas erfahren von der heiligen Liebesgemeinschaft der Christen, von dem Geheimniß der Kirche, und darum wissen wir, daß wir aus der Finsterniß ans Licht gekommen sind. Aber wir wissen auch und erfahren es im Lichte Gottes alle Tage gründlicher, daß uns noch große Stücke Finsterniß ankleben. Ach wie vielfach wird unsre Gemeinschaft mit Gott und den Brüdern unterbrochen durch die Sünde, die sich täglich in uns anmeldet und unser Gemüth verdunkelt! Ich will die Wahrheit im Lichte wandelnd thun, denn ich hasse die Finsterniß; aber -“ich thue nicht, das ich will, sondern das ich hasse, das thue ich“ (Röm. 7, !5.). Das macht mich traurig und müde; oft dünkt mich, es sey gar aus mit meinem Christenthume. „Jesu, hilf siegen, Du Fürste des Lebens, sieh wie die Finsterniß dringet herein!“ Ja, Gottlob, Er hilft siegen. Johannes reicht der Bekümmerniß solcher „Elenden,“ deren Erfahrung Röm. 7. beschrieben steht, die rechte Arzeney dar, indem er das andre Merkmal der im Licht Wandelnden nennt: ihre Reinigung durch das Blut Jesu Christi. Unter sich hängen beide Licht-Merkmale, die gliedliche Gemeinschaft und die Reinigung durch Christi Blut, innerlich zusammen, wie auch das Bindewörtlein „und“ anzeigt: das Blut Jesu Christi ist ja der Hauptschatz der Kirche, durch dessen gemeinschaftlichen Genuß ihre Glieder als Glieder Eines Leibes ernährt werden und wachsen. Gemeinschaft unter einander haben die durch Jesu Blut Gereinigten, die Heiligen, welche hier auf Erden und dort im Himmel dem geschlachteten Lämmlein lobpreisend die Ehre geben (Offenb. 5, 14) und erquickt werden an dem Tische des HErrn, der Einer ist im Himmel und auf Erden. So werde uns denn neu die Freude an dem hochgeliebten Worte, das wir von Kind auf wissen: Und das Blut Jesu Christi, Seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde. Das Blut Jesu Christi ist dem heiligen Johannes das Blut des Lammes (Offenb. 7, 14; 12, 11). Vom ersten Tage seiner Jüngerschaft an, da er durch des Täufers Stimme: „Siehe da das Lamm Gottes!“ zu Jesu berufen ward (Evang. 1, 36. 37), hat er im Glauben und Lieben Ihn als das Lamm anzuschauen sich geübt. - Das wahrhaftige Lamm ist Christus: in Ihm ist die ewiggültige Erfüllung dessen erschienen, was als Gnadenunterpfänder die Opferlämmer im Alten Bunde weissagten. Wie das im Blute gelegene Leben der reinen Opferthiere an die Stelle des Lebens des sündigen Menschen trat und zur Sühne für ihn in den Tod gegeben ward (3 Mo. 17, 11): also hat Jesus Christus, das unschuldige und unbefleckte Gottes-Lamm, Sein im Blute webendes gottmenschliches Leben in den Tod dahingegeben; das Urtheil des Todes, dem wir als Sünder verfallen sind, hat Er übernommen und dem Rechte der Heiligkeit Gottes genuggethan und durch. Sein Versühnen ist Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit uns erworben. Denn was das alttestamentliche Opferblut nur in sehnsuchterweckendem Vorbilde abschatten, nicht wahrhaftig zu Stand und Wesen bringen konnte (Hebr. 9, 12f.), das hat das Versöhnungsblut Jesu Christi vollbracht, weil „es das Blut des Sohnes Gottes ist, welcher die Reinigung unserer Sünden gemacht hat durch Sich selbst (Hebr. 1, 3). Johannes weiß nichts von einer Scheidung des Menschen- und des Gottes-Sohnes, wonach das Blut eines bloßen Menschen für uns sollte vergossen seyn. Ihm, wie seinen Mitaposteln Petrus und Paulus, ist das Blut Christi ein „theures Blut,“ Gottes „eigenes Blut“ (1 Petr. 1, 19; Apostelg. 20, 28), des Lammes Blut, das Gott aus Seinem Schooße dargegeben hat zur Versöhnung. Darum ist es auch kräftig zur Versöhnung für die Sünden der ganzen Welt (Cap. 2, 2). In dem Fleisch und Blut, dessen der Sohn Gottes, der Schöpfer aller Creatur, Sich theilhaftig gemacht hat, ist mein und dein und aller Menschen Fleisch und Blut der Kraft nach eingeschlossen; mein und dein und aller Menschen Sündenelend hat Jesus Christus mit Lammes-Geduld getragen und mit Sohnes-Macht überwunden. Er war todt, und siehe Er ist lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit (Offenb. 1, 18). Zum Gedächtniß daran, daß Er todt war, essen und trinken wir des Ewiglebendigen Leib und Blut im heiligen Abendmahl. So ist denn in dem Blute das Leben, in dem Blute des Sohnes Gottes das ewige Leben: Sein auf Golgatha einmal zur Versöhnung vergossenes Blut hat uns erworben mit Vergebung der Sünden ewigseliges Leben, Sein vor dem Angesichte Gottes im Himmel für uns erschienenes (Hebr. 9, 24) und im Abendmahls-Sacramente auf Erden gegenwärtiges Blut wendet den Genuß des erworbenen Lebens immerdar uns zu. Diese gegenwärtige Kraft des Blutes Jesu Christi, des Sohnes Gottes, preist der Apostel, da er sagt: es macht uns rein von aller Sünde. Wie die Jünger rein gesprochen wurden durch das Wort von der versöhnenden Liebe Gottes in Christo, das sie hörten (Evang. 15, 3), also sind wir rein um des Blutes willen, das für uns vergossen ist und für uns redet (Hebr. 12, 24). Rein von aller Sünde macht uns dieses Blut, weil es alle unsere Sünde austilgt in Gottes zurechnendem Gedächtniß und als gerecht uns darstellt vor Gottes richterlichem Angesicht (Röm. 3, 25; 2 Cor. 5, 19; Ephes. 5, 26; Col. 2, 13. 14), so daß wir zur Ehre des Blutes Jesu sagen dürfen, wir seyen rein - frei, ledig und los aller unserer Sünden, oder wie die Schrift diesen Gnadenstand ausdrückt: wir haben kein (verdammendes) Gewissen mehr von den Sünden, weil wir einmal gereinigt sind (Hebr. 10, 2. 22). Wenn wir im Lichte wandeln, so wandeln wir ja im Lichte der Augen Jesu Christi, der uns geliebt hat und gewaschen von den Sünden mit Seinem Blut (Offenb. 1, 5), und wir finden in diesem Blute des ewigen Sohnes Gottes reichliche und tägliche Vergebung aller Sünde. Täglich neuen Zugang haben wir zu der Gnade, in welcher wir um des Blutes Jesu Christi willen stehen (Röm. 5, 2); täglich hebt uns der Vater unsers HErrn Jesu Christi auf Seine Arme, in welche die heilige Taufe uns als Gottes Kinder und Miterben Christi gelegt hat, indem die Vergebung, welche unser ganzes Leben mit allen seinen mannigfaltigen Sünden ohne Zahl, die aus der Erbsünde hervorbrechen, völlig umspannt und bedeckt, aufs neue uns zugesprochen und angeeignet wird, so oft wir wieder bußfertig bitten: „Gott, sey mir Sünder gnädig!“ und auf das ewiggültige Lösegeld des Blutes Jesu Christi, Seines Sohnes, im Glauben uns berufen. Bei unserm Gott ist viel Vergebung - nach unsern Gedanken wohl wenig, aber viel nach den Seinigen, denn Seine Gedanken sind höher als unsre Gedanken s. Jes. 55, 7 - 9.. Jede von neuem uns zugeeignete Vergebung mehrt und kräftigt aber auch die Liebe zum Licht und den Haß der Finsterniß in unserm Herzen. Liebgehabte Sünden, in denen du bleiben willst, werden dir nicht vergeben; gerade so wenig verdammliche Sünde ist an uns, als liebgehabte Sünde. Das Blut Jesu Christi ist Gift für das alte und ist Arzeney für das neue Leben; dem alten Adam wird jedesmal ein neuer Todesstoß versetzt und dem aus Gott neugebornen Leben wird jedesmal neue Kraft des Lebens eingeflößt, wenn das Blut Jesu Christi von aller Sünde durch Vergebung der Sünde uns rein macht (2 Cor. 5, 15. 17; 1 Petr. 2, 24.). Es ist daher unrichtig, aus dem Worte „rein machen“ erzwingen zu wollen, unser Spruch handle ausschließlich von der heiligenden, nicht von der rechtfertigenden Kraft des Blutes Christi. Johannes verbindet in V. 9. beiderlei Kraft miteinander. Die rechtfertigende Vergebung ist es, wodurch allein die heiligende Reinigung zu Stande kommt. Die ihre Kleider waschen, die machen sie auch helle in dem Blute des Lammes (Offenb. 7, 14). Das Blut Christi reinigt unser Gewissen von den todten Werken, zu dienen dem lebendigen Gott (Hebr. 9, 14). Bei dem HErrn ist die Vergebung, daß man Ihn fürchte (Ps. 130. 4.). - Von aller Sünde macht uns das Blut Jesu Christi rein. Es ist ein wahrer Spruch: „Keine Sünde ist so groß, sie kann vergeben werden; keine Sünde ist so klein, sie muß vergeben werden,“ wenn nichts Verdammliches an uns seyn soll. Hat jede Sünde das Blut Christi gekostet, um gesühnt zu werden, so gibt es wahrlich keine, mit der wir es leicht nehmen dürften. Und will das Blut Christi von aller Sünde uns reinigen, weil es für alle, nicht für etliche vergossen ist, so gilt es wahrlich nicht, von etlichen Sünden rein werden und von andern befleckt bleiben wollen. Ist dir eine einzelne Sünde von ganzem Herzen leid, so faßt deine Buße alle andern mit, und die einzelne Versündigung wird dir vergeben, weil alle Sünde dir vergeben wird. - Wie unzertrennlich die Reinigung durch das Blut Christi zum Wandel im Licht gehört, mag uns noch ein theures Kind des Lichts sagen, Steinhofer, dessen ganzer Wandel (wie einer seiner Freunde bezeugt) seinen stündlichen Umgang mit dem Blute der Besprengung bekundete: „Eine durch das Blut Jesu Christi gewaschene Seele hat gar ein zartes Gemerk in sich. Das Licht, so in ihr ausgegangen, zeigt ihr den kleinsten Staub der Sünde und der subtilsten Regung des Fleisches, daß sie merkt, was ihrer heiteren Fassung in dem fröhlichen Umgang mit Gott und ihrem Heiland gemäß ist oder denselben stört und kränkt. Ereignet sich nun irgend etwas, das aus der Finsterniß ist, das der Seele einen dunkeln, unreinen Flecken macht, so fühlt sie bald, daß ihr Licht finster und ihr Auge trübe wird, und daß eine solche Verdunklung ihres Gemüths sie nicht läßt ins Licht Gottes schauen. Was Raths ist solcher Unruhe und Sorge, man möchte etwa von der Gemeinschaft mit Gott gar abgebracht und vor Ihm verwerflich werden? Da muß uns das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, immerdar zu Statten kommen. Das reiniget uns von aller Befleckung und Sünde. Man wendet sich zu seinem Heilande; man vertraut Seinem Amte, in welches Er gesetzt ist, zu versöhnen die Sünde Seines Volks (Hebr. 2, 17.). Man stellt sich Ihm mit aller seiner Schnödigkeit und Beschämtheit dar. Man bittet Ihn, daß Er Sein Blut an uns wende und uns desselben Kraft zur Reinigung aufs neue empfinden und genießen lasse. Was nun das Blut unsrer Versöhnung im Heiligthume gilt, da es für uns in einem fort redet, das legt der Geist Jesu auch in unser Herz und Gewissen und versichert uns einer völligen Vergebung. Der priesterliche Geist, durch welchen Sich Christus einmal für uns Gott geopfert hat, wirkt in und mit diesem Blute kräftig, vertreibt alle Finsterniß der Sünde, macht alle Phantasie der Lust und der Eigenheit verschwinden und heitert die Seele wieder auf zum Umgang mit ihrem Gott. So behält man durchs Blut des Lammes ein reines und helles Priesterkleid, wenn man sich ungesäumt wiederum in diesem offnen Borne von aller Unreinigkeit wäscht (Sach. 13, 1.), damit kein Flecken an uns hafte, der uns beschämen möchte. Die Freundlichkeit des Angesichts Gottes leuchtet der Seele wieder entgegen, daß sie nun mit vollendetem Gewissen und inniglichem Frieden sich Seiner seligen Gemeinschaft aufs neue getrösten und erfreuen kann. Da wird sie eins und einerlei gesinnt mit dem Sinne des Herzens Gottes und schmeckt Seine Liebe in Christo, Seinem Sohne, in welchem der Vater sie einmal angesehen und zur Kindschaft angenommen hat. Da ist die Gemeinschaft mit Gott ihres Lebens einige Freude, ihr Schatz, ihr Erbtheil, und sie wandelt in diesem Lichte mit einfältigem Herzen.“ - Der heilige Johannes war alt geworden im Wandeln im Licht: desto tiefer war er davon durchdrungen, daß um völlige Freude zu haben er der reinigenden Kraft des Blutes Jesu Christi täglich bedürfe, und mit wehmüthigem Ernste straft er den seelengefährlichen Irrthum, wonach die Reinigung von Sünden aus der Gegenwart hinweg ausschließlich in die Vergangenheit verlegt und die vollendete Heiligkeit, welche uns vorbehalten ist im Reich der Herrlichkeit, als gegenwärtiger Zustand der Christen beansprucht wird,

V. 8. So wir sagen: Sünde haben wir nicht, so verführen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Also auch die im Lichte wandeln, haben noch Sünde, und eben dies, daß sie dieselbe erkennen und zum reinigenden Blute Jesu Christi Zuflucht nehmen, ist die Frucht ihrer Erleuchtung vom Lichte der Wahrheit. „Die wahre Erkenntniß Christi macht, daß der Mensch fühlt und empfindet, daß er Sünde habe, und verursacht, daß wir darüber seufzen.“ L. Es gab aber schon zu Johannis Zeit solche, welche als fertige Heilige von Sünde nichts mehr an sich zu verspüren versicherten - „eine Art, die sich rein dünkt“ (Spr. 30, 12.), In diese Irre verführten sie sich selbst, weil die Wahrheit nicht in ihnen war: ihre Gedanken von der Sünde schöpften sie nicht aus dem Geiste der Wahrheit, sondern aus ihrem eignen schmeichlerischen Geiste, der das nicht Sünde nannte, was doch vor Gott in Wahrheit Sünde ist. Noch heute beruht der Ruhm: „Sünde haben wir nicht“ auf sonst nichts, als auf der Abschwächung und Verkleinerung der Sünde. Dahin magst du es vielleicht bringen, daß Andre an dir keine Sünde mehr sehen; aber wehe deinem Auge, wenn es selber keine Sünde mehr in dir entdeckt - die Sehkraft nach innen muß ihm dann erlahmt seyn. Augustin hält dem Ketzer Pelagius (dessen frevlerischen Irrthum er in den Worten ausdrückt, welche er ihn und seines Gleichen zu Gott sprechen hört: „Du hast uns zu Menschen gemacht, zu Gerechten wollen wir uns selbst machen“) unsern Textspruch entgegen und ruft aus: „Könnten wir alle heiligen Männer und Weiber versammeln und sie fragen, ob sie ohne Sünde seyen, sie würden einstimmig mit Johannes antworten: „So wir sagen, wir haben keine Sünde, so verführen wir uns selbst!“ Derselbe große Zeuge beide von der Tiefe der Sünde und der Herrlichkeit der Gnade sagt einmal: „So lange der Mensch das Fleisch an sich trägt, hat er immer, wenngleich leichte, Sünden. Aber hüte dich gering zu achten, die man leicht nennt! Achtest du ihrer nicht, wenn du sie wiegst, so erschrick, wenn du sie zählst; viele leichte machen eine schwere, viele Tropfen bilden einen Fluß, viele Körnlein einen Haufen.“ Und Cyprian in der Auslegung des Vater unser's: „Damit Niemand sich selber gefalle, als habe er keine Sünde, und durch Ueberhebung umkomme, wird er überwiesen, daß er täglich sündige, indem er unterwiesen wird täglich zu bitten: Vergib uns unsre Schuld.“ Das Gebet um Sündenvergebung ist das Gebet „aller Heiligen“ (Ps. 32, 6.). Wo freilich, wie in der römischen Kirche, die Lust (Concupiscenz) nicht für eigentliche Sünde gehalten wird, da gibt es „Heilige,“ welche von sich sagen: „Sünde haben wir nicht.“ In der Kirche dagegen, in welcher die Schrift (vergl. vornehmlich Röm. 7, 7.) Wahrheit ist - helfe Gott, daß die Wahrheit nicht bloß in unsern Bekenntnißschriften3), sondern auch in unsern Herzen geschrieben stehe! - da gilt kein „Frommmachen der Natur,“ sondern so lange wir im Lichte wandeln, bis wir lauter Licht seyn werden, bleiben wir im Thale der Demuth als arme Sünder und trachten alle Tage nach dem Frieden, zu dem der Apostel den untrüglichen Weg weist, da er fortfährt:

V. 9. So wir unsre Sünden bekennen, so ist Er treu und gerecht, daß Er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Untugend. Aus der Sünde, die wir haben, kommen Sünden hervor. Die läßt uns das Licht Gottes erkennen, und wir sollen unsern Willen in diese Erkenntniß eingeben und in aller Demuth bekennen: Wir haben gesündigt. Gewiß meint Johannes vor allen Dingen das Bekenntniß vor Gott, aus einem aufrichtigen und gebeugten Herzen. Jedoch wie unsre Gemeinschaft mit dem unsichtbaren Gotte in der Gemeinschaft mit den sichtbaren Brüdern sich ausdrückt (V. 6. 7.), so können die, welche vor Gott ihre Sünden ohne Falsch bekennen, vor dem Bruder sie nicht verschweigen wollen. Prüfe sich doch jeder, der sich für bußfertig, aber ein Bekennen seiner Sünden vor Menschen für überflüssig hält (gegen Jak, 5, 16.), ob nicht etwa ein Betrug der Sünde dabei im Spiele ist. Gründliche Demuth und gründlicher Haß der Sünde machen das Bekennen derselben zu einem heiligen Bedürfniß, und wo man der apostolischen Ermahnung: „Bekenne einer dem andern seine Sünden,“ in Einfalt gehorsam wird, da - und nur da - wird der Segen christlicher Gemeinschaft, deren süßestes Geschäft Zucht heißt, reichlich erfahren werden. - Bon dem Sünder, der seine Sünden nicht leugnet, sondern bekennt (Sprüch. 28, 13.), hinüber zu Gott, der die Sünden vergibt, schlägt der Apostel eine Brücke aus zwei grundfesten Pfeilern: Gottes Treue und Gottes Gerechtigkeit. Treu ist Gott Seinem Bunde: „Gnädig will Ich seyn ihren Ungerechtigkeiten, und ihrer Sünden will Ich nicht mehr gedenken“ (Hebr. 8, 12; vergl. Jerem. 31, 34.); nimmermehr wird Sein Friedensbund hinfallen (Jes. 54, 10.), Seine Treue wird durch nichts aufgehoben werden (Röm. 3, 3.), und Sein Liebesvorsatz wird Ihn nicht gereuen (Röm. 11, 29.). So wahrhaftig keinerlei Finsterniß in Ihm ist, so gewiß wird Er uns nicht fehlen, wenn wir die theuern Verheißungen ergreifen, die Seine heilige Liebe uns zuerkannt hat und die Ja und Amen sind in Christo Jesu (2 Cor. 1, 20.). So oft wir von neuem bitten: „Vergib uns unsre Schuld!“ wecken wir Gottes Treue auf, die da ewiglich bleibt mit Seinem ewigbleibenden Worte. Ein geständiger Sünder, der alle Entschuldigung fahren läßt, ist des allmächtigen Gottes mächtig: was will ihn scheiden von der Treue des Barmherzigen? Nichts. Eins freilich müßte ihm scheidend entgegentreten: die Gerechtigkeit Gottes, wenn er ohne das Blut Jesu Christi an Gott sich wendete. Aber um dieses Blutes willen ist die Gerechtigkeit Gottes vielmehr die allerkräftigste Ursache der Vergebung. Gott ist gerecht, sagt Johannes, daß Er uns die Sünden vergibt. Bekennen wir unsere Sünden und daß wir damit die Verdammniß verdient haben, so wandeln wir recht im Lichte, wie Gott im Lichte ist: wie Gott die Sünde an Christo, den Er für uns zur Sünde gemacht (2 Cor. 5, 21), beurtheilt hat, so beurtheilen auch wir die Sünde; wir ehren im Glauben die Gerechtigkeit Gottes, die in der Versöhnung durch Christi Blut dargestellt ist und im Evangelio geoffenbart wird (Röm. 1, 17), und durch den heiligen Geist überführt von der im Hingange des Sohnes zum Vater vollendeten Gerechtigkeit (Ev. 16, 10), erfahren wir das gottselige Geheimniß, daß Gott gerecht ist und gerecht macht den, der da ist des Glaubens an Jesum (Röm. 3, 26.). So wahr Gott gerecht ist, kann Er dem bußfertigen und auf Jesum sich gläubig berufenden Sünder nicht vorenthalten, was durch das Lösegeld des theuern Blutes Seines Sohnes allen Sündern erworben ist: Vergebung der Sünden. „Ist Einer für Alle gestorben, so sind sie alle gestorben“ (2. Cor. 5, 14): wie sollte Gott den Versöhnungstod Seines Sohnes nicht anerkennen, und zum zweiten Male zum Tode die verurtheilen, welche durch den Glauben in der Gemeinschaft des Todes Jesu Christi stehen (Phil. 3, 10)? So wir sagen, daß Gott unsere Sünden uns nicht vergebe, so machen wir Ihn zum ungerechten Richter, was ferne sey. Aus der Hand des HErrn, des gerechten Richters, erwartet Paulus die Krone der Gerechtigkeit (2 Tim. 4, 8.). Luther frohlockte im Geist, als er die Perle fand, welche wie in Röm. 1, 17., so auch in dem Spruche verborgen liegt: Er ist gerecht, daß Er uns die Sünden vergibt, und - so schreibt er selbst - „wie ich zuvor dieses Wörtlein: Gottes Gerechtigkeit, mit rechtem Ernst haßte, so fing ich nun dagegen an, dasselbe als mein allerliebstes und tröstliches Wort theuer und hoch zu achten“. Zu unserm Spruche schreibt er: „Wenn du sagen kannst: Wir haben keine Gerechtigkeit, so sollst du gewiß versichert seyn, daß Gott getreu sey und Seine Verheißung stets und fest halte, daß Er nämlich dir um Christi willen die Sünde vergeben wolle; und daß Er gerecht sey. der einem Jeden widerfahren läßt, was ihm gebührt, und dem, der seine Sünden bekennt und glaubet, die durch Christi Tod erworbene Gerechtigkeit schenke und dich also gerecht mache.“ Das ist der theure Trost unsers Spruches, daß Gottes gerechtes Gericht um des Blutes Seines Sohnes willen gerade in der Vergebung an den bußfertigen Sündern sich vollzieht, daß Ihm also wohlgefällt das Gebet Davids: „HErr, erhöre mich um Deiner Gerechtigkeit willen, und gehe nicht ins Gericht mit Deinem Knechte, denn vor Dir ist kein Lebendiger gerecht“ (Ps. 143, 1. 2.). - So werden uns denn die Sünden vergeben nach dem Rechte des Bundes, darinnen wir stehen. Durch das Blut des Geliebten, in welchem wir Gott angenehm gemacht sind, haben wir die Erlösung, nämlich die Vergebung der Sünden, nach dem Reichthum Seiner Gnade (Ephes. 1, 6. 7.)!; aus diesem Reichthum nehmen wir Gnade um Gnade, weil die Vergebung, die wir haben, uns bestätigt und zugesprochen wird zu vollem Frieden, so oft wir unsre Sünden bekennen, womit wir gegen Gottes liebreiche Gemeinschaft uns verschuldet und unsern Lichtwandel verdunkelt haben. „Ich sprach: ich will dem HErrn meine Uebertretung bekennen, da vergabest Du mir die Missethat meiner Sünde“ (Ps. 32, 5.). David bekannte dem HErrn, da er zu Nathan sprach: „Ich habe gesündigt wider den HErrn“ und der HErr vergab ihm seine Sünde durch den Mund Nathans: „So hat auch der HErr deine Sünde weggenommen“ (2 Sam. 12, 13.). Gesegnet sey uns die heilige Absolution aus dem Munde der Diener am Wort der Versöhnung! Mit dem Wort der Versöhnung hat der HErr das Amt gegeben, das die Versöhnung predigt (2 Cor. 5, 18. 19.), mit dem Gruße des Friedens die Boten des Friedens (Ev. 20, 21-23.), und von Herzen preisen wir Gott, „der solche Macht den Menschen gegeben hat“ (Matth. 9, 8.)4). - Indem der HErr die Sünden uns vergibt, reinigt Er uns von aller Untugend, Die Vergebung der Sünden scheidet den Willen unsers Herzens von aller Ungerechtigkeit, von Allem, was wider den heiligen Willen Gottes in der Seele vorgegangen war, kurz, von aller Finsterniß, und stellt die selige Gemeinschaft mit Gott, welcher Licht ist, wieder her. Keine Heiligung, deren Wurzel nicht Vergebung ist; keine Vergebung, deren Frucht nicht Heiligung ist. Das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, hat zugleich sühnende und heiligende Kraft: die Schuld der Sünde deckt es zu und die Macht der Sünde zerstört es, macht das Herz getrost und macht es rein. „Verbirg Dein Antlitz vor meinen Sünden, und tilge alle meine Missethat; schaffe in mir, Gott, ein reines Herz, und gib mir einen neuen gewissen Geist“ (Ps. 51, 11. 12.): diese Bitte erhört Gott in Treue und Gerechtigkeit, indem Er um des Blutes Christi willen die Sünden uns vergibt und reinigt uns von aller Untugend. - Aber anstatt mit David so zu bitten, führen die vom Licht des göttlichen Worts unerleuchteten und einem Irrlichte ergebenen Sünder andre Rede, welche Johannes aufs schärfste straft:

V. 10. So wir sagen, wir haben nicht gesündigt, so machen wir Ihn zum Lügner, und Sein Wort ist nicht in uns. Die, welche der Apostel V. 9. der Selbstverführung zeiht, sagen etwas Anderes, als die von V. 10. Getroffenen. Jene sagen, sie haben keine Sünde, nämlich jetzt nicht mehr, die Sünde ist ihnen etwas Vergangenes; diese sagen, sie haben nicht gesündiget, die Sünde ist in ihren Augen überhaupt nicht da. Ist es denn möglich, daß Jemand nicht wissen sollte, er sey ein Sünder und habe gesündigt? Es gibt eine Art Sündenerkenntniß, aus eigner Vernunft hervorgebracht, welche Niemandem entgeht noch schwer fällt. Aber das Sündenbekenntniß, bei welchem Vergebung der Sünden haftet, ist nicht Jedermanns Ding. David nennt die Erkenntniß seiner Missethat, als einer Versündigung an dem lebendigen, heiligen Gotte und als einer argen Frucht seiner angebornen Herzensargheit, eine „heimliche Weisheit“, und dankt dem HErrn für die Erleuchtung zum klaren Einblick in solche der Vernunft „gar verborgene Wahrheit“ (Ps. 51, 8.). Und so weiß Jeder, dem es gelingt zu bekennen: „An Dir allein habe ich gesündigt und was vor Dir böse ist gethan“, daß die Tüchtigkeit zu solchem Bekenntniß das Werk des Heiligen Geistes in ihm ist. Gottes Wort ist in uns aufgegangen als Licht der Wahrheit, wenn wir unser sündliches Verderben erkennen und sagen: wir haben gesündigt. Nun ist freilich kein Sünder, dem die allgemeine Liebe Gottes dieses Licht mißgönnte, und eben weil das göttliche Wort Alle anschuldigt, um Alle zur Buße zu bringen, sagt der Apostel von denen, welche das erleuchtende Wort mit Widerstreben von sich abwehren: sie machen Gott zum Lügner, und Sein Wort ist nicht in ihnen. Anstatt dem Worte Gottes sich zu beugen, welches Alles unter die Sünde beschließt (Gal. 3, 22.), und anstatt ihr Wesen mit dem Maße dieses Wortes zu messen, erlösen sie sich selber von dem unleidlichen Verdammungsurtheile des Gesetzes durch Leugnen ihrer Sünde. So machen sie den HErrn zum Lügner, Ihn, der doch treu ist, und weil das schuldigende Wort des Gesetzes nicht in ihnen haftet (Ev. 8,37; vergl. mit 5, 38.), so findet auch das tröstende Wort des Evangelii keinen Raum in ihnen. Sie sagen: wir haben nicht gesündigt; so müssen sie auch sagen: das Blut Jesu Christi ist uns nichts nütze. Die Pharisäer sagten: wir haben nicht gesündigt, und verachteten Gottes Rath wider sich selbst; aber die Zöllner gaben Gott Recht (Luc. 7, 29. 30.), darum nahmen sie das Sünderrecht, welches Gott ihnen gab an dem Sünder-Heilande.

Indem der heilige Johannes solches schrieb, streckte sich sein Herz in zärtlicher Liebe nach seinen „Kindlein“ aus, deren völlige Freude in der Gemeinschaft mit Gott sein inniges Anliegen war. Diese apostolische Liebe treibt ihn an, zum Beschluß dieses Abschnitts vom „Wandel im Licht“ noch einmal recht deutlich und eindringlich die zwiefache praktische Folgerung aus der Verkündigung, daß Gott Licht ist, ihnen ans Herz zu legen:

Cap. 2, 1. Meine Kindlein, solches schreibe ich euch, damit ihr nicht sündiget; und ob Jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesum Christum, der gerecht ist. Vom Wandel im Licht schreibt Johannes, was er schreibt, erstlich deshalb, um seine Kindlein - wie sollten Kindlein (vergl. Ev. 13, 33.; Gal. 4, 19.) die väterliche Stimme nicht zu Herzen nehmen? - mit entschiedenem Haß der Sünde zu durchdringen. In Finsterniß wandeln, in der Sünde beharren wollen, das läßt die Gemeinschaft mit Gott, welcher Licht ist, und mit der Gemeinde, die eine Gemeinde der Heiligen ist, nicht zu. Ein jedweder Leser des ersten Capitels dieses Briefes soll daraus Stärkung des Licht-Willens schöpfen: Ich will nicht sündigen. Das ist des Apostels Absicht. Er selber stand durch Gnade in diesem Verhältnisse eines völligen, entschiedenen Bruches mit aller Ungerechtigkeit (was Paulus Abtreten von der Ungerechtigkeit nennt, 2 Tim. 2, 19.); aber er wußte auch aus eigner Erfahrung, daß die uns anklebende Sünde so manchen dunkeln Flecken in unsern Lichtwandel bringt, so daß nur von der Wahrheit Verführte sagen mögen. „Wir haben keine Sünde.“ Darum will er zum andern jeder fälschlichen Selbstreinigung wehren und wiederholt seine Einladung zu dem unablässig reinigenden Blute Jesu Christi mit den Worten: Und ob Jemand sündigt, so haben wir - merke wohl, er schließt sich selbst ein, denn was wäre auch ein Johannes ohne einen Fürsprecher! „Johannes rechnet sich selbst mit drein, als der auch noch Sünde habe und eines solchen Fürsprechers benöthigt sey,“ L. - so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesum Christum, der gerecht ist. Der heilige Augustin sagt zu diesem Spruche: „Johannes schreibt nicht: ihr habt; weder: ihr habt mich, noch selbst: ihr habt Christum; sondern Christum stellt er ihnen vor, nicht sich, und „wir haben“ sagt er, nicht „ihr habet.“ Lieber unter die Zahl der Sünder wollte er sich stellen, damit er Christum zum Fürsprecher mithabe, als sich anstatt Christi zum Fürsprecher hinstellen und unter den verdammlichen Stolzen erfunden werden.“ Wo die gegenwärtige, täglichgeschäftige Kraft des Blutes Jesu Christi verkannt wird, da verführt man sich, um seine Schuld zu vergessen, zur Leugnung der Sünde, zum „Verkehren des Rechts, was nichts nützet“ (Hiob 33, 27.). Wer aber aufrichtig im Lichte, im evangelischen Lichte wandelt, also daß die Wahrheit in ihm ist, der eilt allewege dahin, wo „die Versöhnung gefunden wird“ (Hiob 33, 24.), zu dem Treuen und Gerechten, der uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Untugend, Wenn jemand sündigt - nicht mit muthwilligem Thun, und Beharrenwollen in der Sünde (Cap, 3, 4 ff.), sondern trotz des Willens in seinem Gemüthe, der zur Sünde nein sagt (Rom. 7, 15 ff.), so bekenne er seine Schuld, und thue das, wohl mit Schaam und Schmerzen, doch ohne Verzagtheit und Verzweiflung. Denn wir - wir armen Sünder voller Schwachheit und Gebrechen - wir haben einen Fürsprecher bei dem Vater. Wir haben Ihn. Er hat Sich selbst uns zu eigen gemacht, hat unserm Glauben ein ewiggültiges Anrecht an Ihn gegeben. Einen Fürsprecher haben wir an Ihm.

Diesen Namen nimmt Johannes aus dem Munde seines lieben HErrn. Den heiligen Geist nennt der HErr Jesus: Fürsprecher, Tröster, und wir haben in den Abschiedsreden des Evangelisten dieses Namens köstliche Meinung kennen gelernt. Je reichlicher nun Johannes des Heiligen Geistes Fürsprecher-Amt in seinem Herzen erfahren, desto lieber gibt er dem himmlischen Sachwalter unsrer Seligkeit (Röm. 8, 34.), der für uns geschäftig ist beim Vater, denselben Namen, den der Heilige Geist trägt als unsrer Schwachheit Vertreter in uns. Nicht allein in uns, sondern auch für uns beim Vater haben wir einen Fürsprecher, und gelobt sey Gott, daß dem so ist. Ja, es ist eins der vornehmsten und heilsamsten Geschäfte des „andern“ Trösters, des Heiligen Geistes, daß er des Trösters in der Höhe uns versichere. Die kräftige Fürsprache, womit Jesus Christus beim Vater für uns einkommt und die Einsprache unsers Verklägers (Offenb. 12, 10.) niederschlägt, ist in der Eigenschaft des Fürsprechers begründet, welche Johannes nachdrücklich ausspricht: der Gerechte. „Also bleibt Christus unser einiger Fürsprecher, weil die Heiligen nicht also für uns beten können, daß ihr Gebet aus eine für uns erworbene Gerechtigkeit sich gründete.“ Spener. Auf Ihm, als dem Gerechten, ruht das Wohlgefallen des Vaters, von Anfang war Er als der ewige Sohn der Geliebte des ewigen Vaters; aber Johannes schaut Ihn an als das Wort, welches Fleisch ward, als Jesum Christum, und Den nennt er den Gerechten. Die Gerechtigkeit verkündigt er, in welcher Jesus Christus zum Vater gegangen ist (Ev. 16, 10.); die Gerechtigkeit, welche unserm Hohenpriester kraft Seines stellvertretenden Gehorsams für die Sünder eignet, da Er im Thun und im Leiden den Rechten der göttlichen Gerechtigkeit Genüge gethan hat. „Durch Sein Erkenntniß wird Er, Mein Knecht, der Gerechte, Viele gerecht machen, denn Er trägt ihre Sünden“ (Jes. 53, 11.). Wenn der heilige und gerechte Gott uns ansähe, so wie wir in uns selber sind, dann müßten wir verzagen; aber wir haben einen Fürsprecher bei Ihm, den eingebornen Sohn des Vaters, der als Menschensohn zur Rechten Gottes sitzet, Jesum Christum, dessen Gerechtigkeit unsre Ungerechtigkeit bedeckt (1 Petr. 3, 18. vergl. Hebr. 7, 25 ff.). Er ist uns gemacht von Gott zur Gerechtigkeit (1 Cor. 1, 30.). „Die Gerechtigkeit Jesu Christi steht auf unsrer Seite“, sagt Luther, „denn Gottes Gerechtigkeit ist in Jesu Christo unser.“ So spricht denn unser Fürsprecher, indem Er erscheint vor dem Angesichte Gottes für uns (Hebr. 9, 24.) und - wie Beda es schön ausdrückt - dem gleichewigen Vater Sich selber als Mensch darstellt: „Siehe, Vater, Ich bin gerecht; für die Ungerechten bin Ich Dir gerecht worden! Siehe, ihr Fleisch und Blut ist auch Mein Fleisch und Blut, und Ich bin versucht gleich wie sie, sie mit Sünde, Ich aber ohne Sünde - bitte, Vater, sey barmherzig Meinen Brüdern! Höre doch, wie sie in Meinem Namen Dich bitten: so sey ihnen gnädig um Meinetwillen!“ Ja, Er heischt unser Leben und spricht: „Vater, Ich will“ (Ev. 17,24). Wahrlich, Gott ist treu und gerecht, daß Er auf unsers großen Hohenpriesters Fürsprache den Richterspruch der Absolution über uns ausspricht. Welch durchdringender Trost für ein blödes, erschrockenes Gewissen liegt in der Gewißheit, daß die Seufzer, welche der Tröster, der Heilige Geist, unserm Geiste eingibt, unterstützt werden von den Bitten, welche der Tröster Jesus Christus voll Mitleids dem Vater ins Ohr. Seiner allmächtigen Liebe sagt! - Daß die Gerechtigkeit des Fürsprechers stellvertretender Weise den Sündern zu Statten komme, bezeugen die Worte:

V. 2. Und Er selber ist die Versöhnung für unsre Sünden; nicht allein aber für die unseren, sondern auch für der ganzen Welt. Dem Gerechten war nicht noth, für eigne Sünde Opfer zu thun (Heb. 7, 27.), aber für unsere Sünden hat. Er Sich selber einmal geopfert und ist unsre ewige Versöhnung geworden. Hiemit erklärt Johannes das Blut Jesu Christi (Cap. 1, 7) für das Blut, welches zur Versöhnung für unsere Sünden vergossen ward. Er selber, Jesus Christus, welcher der Fürsprecher für uns ist, ist auch das Sühnopfer für uns; Er ist der Arzt und selbst die Arzeney, Sein Blut, als das Blut des Gerechten, des Sohnes Gottes, ist die eigentliche Fürsprecher-Stimme (Hebr. 12, 24.). Das unterscheidet unsern himmlischen Fürbitter Jesum Christum von den Fürbittern unter unsern christlichen Brüdern, daß in Seiner Person die Versöhnung vorhanden ist - der Gnadenstuhl Röm. 3, 25; Hebr. 4, 16.) - worauf Seine Fürbitte sich gründet (Hebr. 2, 17.), während alle menschlichen Fürbitter in Seinem Namen bitten. Er ist die Versöhnung für unsre Sünden; nicht bloß vor achtzehnhundert Jahren, nicht bloß am Tage deiner Taufe, nicht bloß als du zum ersten Male bußfertig durch Ihn zu Gott kamest (Hebr. 7, 25.), kurz, nicht bloß gestern, sondern heute und in Ewigkeit ist Er die Versöhnung. Der süße Geruch seines Opfers, zu dem Er einmal Gott Sich dahingegeben hat (Ephes. 5, 2.), duftet als tatsächliche Fürsprache in jedem Augenblicke und neigt des Vaters Herz uns zu in Barmherzigkeit (Hebr. 10, 12; 13, 8.). „Alle unsre Schuldigkeiten, die Gott von uns fordern kann, sind hinaus auf alle Zeiten, schon aus einmal abgethan: Einer hat sie übernommen. Alles steht in Richtigkeit, und seitdem der Bürge kommen, ist es nimmer Zahlungszeit.“ - Wer sind denn nun die, welche einen Fürsprecher beim Vater haben, Jesum Christum, der ihre Gerechtigkeit und die Versöhnung für ihre Sünden ist? Offenbar die im Lichte wandelnden Christen. Doch haben diese, was sie haben, nicht zur Belohnung ihres Lichtwandels, sondern ihr Kommen ans Licht ist selbst die Folge ihrer Berufung zu der ihnen umsonst bereiteten Seligkeit (Cap. 4, 10.). Es ist auch nicht Gottes Wille und Beschluß, daß Etliche in der Finsterniß bleiben sollen; dann wäre nicht wahr, was Johannes sagt: „Keinerlei Finsterniß ist in Ihm“ (Cap. 1,5). Vielmehr ist der Zugang zur Licht-Gemeinschaft mit Gott Allen, der ganzen Welt weit aufgethan, denn Jesus Christus ist die Versöhnung nicht allein für Johannis und seiner Kindlein Sünden, sondern auch für der ganzen Welt. „Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt“ (Ev. 1, 29), und: „Also hat Gott die Welt geliebt“ (Ev. 3, 16), dies theure Evangelium tönt hier wieder aus dem Munde des Apostels. „So weit die Sünde reicht, so weit reicht die Versöhnung.“ Bengel. Wenn wir auch nur die drei Schriftstellen hätten, diese hier und die im Ev. 1, 29. und 3, 16., so wären wir hinlänglich gerüstet gegen die heillose Irrlehre, daß Christus zur Erlösung nicht für Alle, sondern nur für die Auserwählten gestorben sey. 5) Nein, Gott hat nicht gelogen noch geheuchelt, da Er Seinen eingebornen Sohn „für uns Alle“ dahingab (Röm. 8, 32). Es bleibe vielmehr also: gehst du verloren, so gehst du darum verloren, weil du Gott zum Lügner macht und dich nicht erleuchten lassen willst zum Glauben an Den, welcher die Versöhnung auch für deine Sünden ist. Niemand sage, wenn er in der Finsterniß wandelt, daß Gott für ihn nicht Licht sey. Gott hat die Menschen nicht, wie die brennbaren und unbrennbaren Stoffe, in zwei Klassen gesondert, sondern so gewiß Christus für der ganzen Welt Sünden die Versöhnung ist, so gewiß ist jedes Sünderherz entzündbar vom Feuer der allgemeinen göttlichen Liebe und wo dies Feuer nicht brennt, da hat es muthwilliger und hartnäckiger Unglaube ausgelöscht.

Die verdammliche Sünde des Unglaubens wird gestraft von diesem Spruche, der das allgemeine Lösegeld des Blutes Christi preist. Die allgemeine Versöhnung erweist sich kräftig in allgemeiner Wirkung: den Gläubigen gereicht sie zum Leben, den Ungläubigen zum Tode. So darf denn jeder Botschafter Christi mit voller Freudigkeit alle Sünder bitten: „Lasset euch versöhnen mit Gott!“ und gewiß seyn, daß ein Bitten und Vermahnen ein Bitten und Vermahnen Gottes, und zwar ein ernstliches, ist - denn Gott war in Christo und versöhnte die Welt mit Ihm selber (2 Cor. 5, 19. 20). Mit Freudigkeit dürfen wir Fürbitte thun für alle Menschen, und gewiß seyn, daß solch Gebet angenehm ist vor Gott, welcher will, daß allen Menschen geholfen werde; ja, sonder Zweifel dürfen wir so bitten, weil wir wissen, daß wir in Einigkeit bitten mit dem großen Mittler und Fürsprecher Jesu Christo, welcher sich selbst für Alle gegeben hat zur Erlösung (1 Tim. 2, 1-6). Wohl bittet Christus anders für Seine Gläubigen, anders für die Welt (Ev. 17, 9), für jene um Bewahrung, für diese um Bekehrung; doch will Johannes gerade an dieser Stelle, wo er seine Kindlein mit dem Fürsprecher tröstet, den sie beim Vater haben, ihren Blick ganz von ihnen selber weg allein auf die aus freier Liebe entsprungene, die ganze Sünderwelt umfassende Versöhnung hinlenken, damit Jedermanns Zuversicht sich gründe nicht auf besondere Gnadenerfahrungen, sondern auf die allgemeine und wahrhaftig gewisse Gnade Gottes in Christo, Jesu. Wo ist ein Gläubiger, der des Trostes entrathen könnte, daß für ihn Gnade da sey, weil für Alle Gnade da ist? Ich habe von vielen Christen gehört, die in ihrer letzten Angst an den Heiland aller Sünder sich anklammerten und Sprüche ergriffen, welche die allgemeine Gnade bezeugen; aber noch von Niemand, der eines Heilandes sich getröstet hätte, den er (als „Auserwählter“) vor Andern besonders und voraus hätte. Gottlob, daß alle Mühseligen und Beladenen zu Christo kommen sollen (Matth. 11, 28.): darum darf wahrhaftig auch ich kommen! „Es ist eine ausgemachte Sache, daß auch du ein Theil von der Welt bist; damit dich nicht etwa dein Herz betrügen möge, wenn es dachte: Der HErr ist für Petrum und Paulum gestorben, für diese hat Er genug gethan, nicht für mich. Zu Ihm mag nur ein Jedweder, der Sünde hat, seine Zuflucht nehmen, weil Er die Versöhnung für die Sünden der ganzen Welt worden ist und die Sünden der ganzen Welt trägt.“ L.

Gebet

HErr Jesu Christe, wir geben uns von neuem in Deine Hände hin, weil Du von neuem uns zu Dir ziehst durch Dein theures Wort. Wir danken Dir, liebster Heiland, für Deine Verkündigung, daß Gott Licht ist, denn sie ist uns süßes Evangelium, weil wir Dich kennen, Du wahrhaftiges Licht. Erfülle uns nun recht mit Licht und Leben, daß wir wandeln mögen als die Kinder des Lichts. Begnadige uns mit rechtschaffenem Hasse gegen die Finsterniß der Sünde, daß wir ihr einen Scheidebrief geben, weil wir nicht in ihre, sondern in Deine Gemeinschaft gehören. Du weißt es, HErr, denn Dein Werk in uns ist es, daß wir Greuel haben an der Sünde, und wir geloben es Dir mit aufrichtigem Herzen: Wir wollen nicht sündigen. Aber Du weißt auch, daß unser williger Geist noch in einem schwachen Fleische herbergt. Du kennst aus Erfahrung, o wohlversuchter Hoherpriester, unsre Schwachheit, darum rufen wir voller Zuversicht Dein heiliges, brüderliches Mitleid an. Zu Deinem Blute, HErr Jesu Christe, Du Sohn des lebendigen Gottes, fliehen wir: wasche uns wohl von unsrer Missethat und reinige uns von unsrer Sünde! Du hast uns ja wissen lassen die der Vernunft verborgene Weisheit Deiner Heiligen, welche Dir Recht geben und bekennen, daß sie Sünder sind. So laß nun Dein Wort in uns bleiben und bewahre uns und alle Deine Gläubigen durch das Licht Deiner Wahrheit vor Verführung in den Irrthum der vermessenen Heiligen, welche Buße genug gethan haben in ihren Augen und der Vergebung nicht mehr bedürfen. Erhalt uns in der Wahrheit, o HErr, und also in der Demuth, Erhalt uns im Glauben an Deinen Namen, auf daß an uns armen Sündern reichlich gepriesen werde Dein ewiges Priesteramt, Deine vollkommene Versöhnung, Dein für uns redendes Blut, Deine mitleidige Treue, Deine untadelige Gerechtigkeit, Deine überschwängliche Erlösungs- und Lebens-Kraft. Leuchte uns alle Tage heller ins Herz mit der Gotteskraft des Evangelii, daß uns das Geheimniß der Gerechtigkeit Gottes offenbar werde in einem vollendeten Gewissen, und wenn der Teufel in unserm letzten Stündlein den festen Trost uns wankend machen will, daß wir zu denen gehören, welche an Dir, HErr Jesu Christe, der Du gerecht bist, einen Fürsprecher haben beim Vater: dann lehre uns siegen im Ergreifen des Wortes, daß Du wahrhaftig bist die Versöhnung für unsere Sünden, weil Du die Versöhnung bist für die Sünden der ganzen Welt. Amen.

Mel. HErr Jesu, ew‘ges Licht.

Hochheilig Lebenslicht!
Dein Gnadenangesicht
Und majestätisch Wesen
Leucht‘ uns, daß wir genesen
Und werden ganz befreit
Aus finstrer Dunkelheit.

1)
„So oft ich von Vätern und von Concilien höre, so frage ich: Ist es denn auch eine Verkündigung? Und ist's keine, so spreche ich denn: Trolle dich.“ L.
2)
Verderber des Christenvolks, in denen Bileam - griechisch: Nikolaus - wiederaufgelebt war, Offenb. 2, 6. 14. 15.
3)
„Es wäre auch nicht möglich, daß ein Heiliger, wie groß und hoch er ist, wider das Anklagen göttlichen Gesetzes, wider die große Macht des Teufels, wider das Schrecken des Todes und endlich wider die Verzweiflung und Angst der Hölle sollte bleiben oder bestehen können, wenn er nicht die göttliche Zusage, das Evangelium, wie einen Baum oder Zweig ergriffe in der großen Fluth, in dem starken gewaltigen Strome, unter den Wellen und Bulgen der Todesangst, wenn er nicht durch den Glauben sich an das Wort, welches Gnade verkündigt, hielte und also ohne alle Werke, ohne Gesetz, lauter aus Gnaden, das ewige Leben erlangt. Diese Lehre allein erhält die christlichen Gewissen in Anfechtungen und Todesängsten, von welchen die Widersacher nichts wissen und reden davon, wie der Blinde von der Farbe.“ Apol. d. A. C. Art. 3.
4)
„Es ist gar nicht die Rede davon, daß dem Worte oder dem Sacramente die Kraft erst durch die Diener kommen müßte, oder daß diese ausschließlich die Canäle für Gottes Lebenswasser wären. Gottes Wort ist Gottes gnadenreiches Wort in jedem Munde, gehöre er Vater oder Mutter oder Bruder, und Alles, was behauptet wird, ist das, daß das heilige Amt das Wort in einem besondern Auftrag Gottes und mit besonderer Verheißung predige. So hat z. B. jeder Christ Recht und Pflicht, reuige Sünder zu trösten, und das Trostwort aus brüderlichem Munde ist sicher Gottes Wort wie aus dem Munde der berufenen Diener des Worts. Dennoch haben die letzteren besonderen Amtsauftrag, im Namen des HErrn den Reumüthigen Vergebung mitzutheilen, und eine kleine Ueberlegung gibt an die Hand, wie viel kräftiger zum Herzen die Absolution aus dem Munde von Christo selbst beauftragter Boten sprechen müsse, als die, sey es auch noch so treue und reiche Tröstung eines Mannes, der den besonderen Auftrag nicht hat.“ Löhe, Kirche und Amt, S. 25.
5)
Augustin hat sich gescheut, unserm Spruche einen vollen Trost zu rauben („Er ist die Versöhnung für die Sünden der ganzen Welt, welche Er durch Sein Blut erkauft hat“). Es ist eine Freude, bei diesem Kirchenlehrer, der vor andern unsern Luther erzogen hat, hin und wieder wahrzunehmen, wie die Ehrfurcht vor dem göttlichen Worte ihn behütet hat vor dem Vernunftstolze, der den Irrthum zur Ketzerei steigert.
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