Bernhard von Clairvaux - Zeiten der Verfolgung läutern den Eifer

Bernhard von Clairvaux - Zeiten der Verfolgung läutern den Eifer

„Selig“, heißt es, „sind die Friedensstifter, denn sie werden Kinder Gottes genannt werden“ (Matth. 5, 9). Beachte genau: Nicht die Friedensredner, sondern die Friedensstifter werden gelobt. Es gibt ja Menschen, die Worte machen, aber nicht danach handeln. Wie nicht die Hörer, sondern die Befolger des Gesetzes gerecht sind, so sind auch nicht die Friedensredner, sondern die Friedensstifter selig. Dennoch wünsche ich, daß alle die Pharisäer, die unter uns sind - und es sind sicher solche da - wenn sie schon nicht so handeln, wenigstens so reden. Wenn sie schon das Evangelium nicht um Gotteslohn verkünden wollen, so sollen sie es wenigstens um klingende Münze verkünden: sie sollen es verkünden, damit sie davon leben können. „Der Mietling“, heißt es, „sieht den Wolf kommen und entflieht“ (Joh. 10, 12). Möchten sie doch, wenn sie schon keine Hirten sind, wenigstens Mietlinge sein und nicht Wölfe: daß sie nicht selbst den Schafen einen Schaden zufügen und nicht fliehen, wo niemand sie verfolgt. Oder wenigstens sollen sie nicht fliehen, solange man noch gar keinen Wolf sieht. Man könnte sie noch ertragen, wenn sie, zumal solange Ruhe ist, um Lohn arbeiten und für den Schutz der Herde besorgt sind und sie nicht ohne Grund von den Weiden der Gerechtigkeit und Wahrheit wegtreiben. Die Verfolgung wird Mietling und Hirte gründlich scheiden. Das ist einzusehen. Wie sollte der nicht zeitlichen Schaden fürchten, der zeitlichem Gewinn nachjagt? Wird der um der Gerechtigkeit willen leiden können, der irdischen Lohn sucht statt Gerechtigkeit? Es steht geschrieben: „Selig sind, die Verfolgung leiden um der Gerechtigkeit willen, denn ihrer ist das Himmelreich“ (Matth. 5,10). Das ist die Seligkeit der Hirten, nicht der Mietlinge und noch viel weniger der Räuber und Wölfe. So weit sind sie davon entfernt, Verfolgung zu leiden um der Gerechtigkeit willen, daß sie lieber die Verfolgung zulassen, als sich um die Gerechtigkeit zu kümmern.

Andererseits kannst du sehen, wie sie aus Habsucht und Ehrgeiz alle möglichen Gefahren bestehen, Ärgernisse erregen, Haß auf sich nehmen, Schmach ruhig ertragen, Verwünschungen nicht beachten, so daß ihre Kühnheit nicht minder verderblich ist als die Schüchternheit der Mietlinge. Zu l den rechten Hirten aber spricht ihr Oberhirte, der Gute Hirte. der sein Leben nicht schonte, sondern für seine Schafe einsetzte: „Selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen und euch verstoßen und euch schmähen und euch den guten Namen rauben um des Menschensohnes willen: Freut euch an jenem Tage und frohlocket; denn euer Lohn wird groß sein im Himmel!“ (Luk. 6, 22-23) Wer sich Schätze im Himmel sammelt, braucht den Dieb nicht zu fürchten, und wer nach dem vervielfachten Lohne sich reckt, braucht über die vielfältige Drangsal nicht zu klagen. Im Gegenteil! Sie sollen sich freuen, weil nicht so sehr die Verfolgung sich mehrt als die Belohnung. Um so lauter sollen sie jubeln, je mehr sie um Christi willen leiden, weil um so reicherer Lohn sie bei Christus erwartet. „Was seid ihr so furchtsam, ihr Kleingläubigen?“ (Matth. 8, 26) Festgegründet auf die unerschütterliche Wahrheit steht das Wort: „Kein Unglück kann schaden, wenn nicht ein Unrecht obwaltet“ (Ps. 119, 133). Doch das ist noch zu wenig gesagt: „Nicht schaden“; es wird reichen Nutzen bringen, wenn man nur das Rechte will und Christus der Beweggrund ist. Vor ihm wird der Bedrängten Geduld nie zuschanden werden (Ps. 9, 19).

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