Beck, Johann Tobias - Das Eine Heilmittel.

Beck, Johann Tobias - Das Eine Heilmittel.

Bibelfest.

Theure Freunde und Brüder! Die göttliche Gnade bereitet den Christen unsrer Zeit Feste, wovon die Kirche lange Zeit nichts wußte, vor mehreren Jahrzehnden noch kaum einzelne Glaubens-Männer einen Vorschmack hatten. Während jetzt das göttliche Wort vor unsern Augen frei wie ein Siegesheld seine Bahn durchschreitet, über Land und Meer, unter Heiden, Juden, Türken und Christen, lag es früher selbst in der Christenheit lange unter Schloß und Riegel; und mit der Reformation erstanden aus seinem Grabe, offenbarte es, wie unser göttlicher Meister, noch nicht vor allem Volk die Gewalt seines Lebens, sondern nur zu der neu erwählten Jüngerschaar, zu den wahrhaft Evangelischen ging es ein mit seinem Friedensgruß, redete von den großen Thaten Gottes mit ihnen, daß das Herz ihnen brannte, daß sie mit Freuden unter Gleichgesinnten es verkündigten: wir haben den HErrn gesehen, und Solches hat Er zu uns gesagt! Aber draußen in der Welt, unter den falschen und Namen-Christen galt das göttliche Wort immer noch für todt, und es wurde zur gemeinen Rede, alles das, was seine Freunde rühmten von seiner unsterblichen Lebenskraft, sey nur eitles Vorgeben und Schwärmerei; bereits hielt der Unglauben seine Gerichts - Acten über das Bibelbuch für abgeschlossen, und sein Urtheil, Kraft dessen er es an's Kreuz geschlagen hatte, für versiegelt in Ewigkeit: da, gerade da erhebt sich das todtgeglaubte und für mundtodt ausgeschriebene Wort aus seiner Verborgenheit, als ein unwiderstehlicher Apostel des HErrn erhebt es sich zum heiligen Zeugniß über einer ungläubigen Welt, gehet aus auf seine Apostel-Reise und „prediget an allen Orten und der HErr wirkt mit ihm und bekräftigt das Wort durch mitfolgende Zeichen.“ Als eine neublühende Himmelsblume trägt es nun den Geruch der Gottes-Erkenntniß über die ganze Welt hin, ist aber den Einen, die ihr Eigenleben behalten wollen und Gottes Reich für einen Todtenacker ansehen, ein Todeshauch zum Tode; den Andern, die Erkenntnis) Gottes in Jesu Christo für ewiges Leben halten, ist es ein Lebenshauch zum Leben (2 Kor. 2, 14-16.).

In dieser göttlichen Apostelkraft verrichtet nun seit Jahren die Heilige Schrift unter dem tiefgefallenen Geschlecht dieser Zeit ihr Zeugenamt, beides unter denen, die selig werden, wie unter denen, die verloren werden; das ist ein Wunder vor Aller Augen, die noch Gotteswerk und Menschenwerk zu unterscheiden wissen. Die Stimme des HErrn gehet mit Macht, die Stimme des HErrn gehet herrlich (Ps. 29, 4.) über den Erdkreis hin, und prediget uns Allen: Erkennet die Zeichen eurer Zeit! bedenket zu dieser eurer Zeit, was zu eurem Frieden dienet!

Friede - da sprechen aber Manche in unsern Tagen: „Es ist Friede! es hat keine Gefahr! der Geist der Zwietracht und des Aufruhrs und des Krieges ist gebunden, Ruhe und Ordnung neu befestigt; die Gefahren, die Ländern und Völkern drohten, sind beseitigt, und die unruhigen Köpfe gewitzigt; in Eintracht und auf friedlichem Wege schreitet Alles wachsender Besserung und sicherem Wohlstand entgegen: nur noch die Nachwehen früherer Unfälle müssen nach und nach verschmerzen.“ Mit solchem Lügentrost wollen Viele das Volk bethören, daß es gering soll achten die Zeichen der Zeit. Die Seuchen und Pestilenz, die wie Todes-Engel von Land zu Land schreiten, die ungewöhnlichen Stürme, Wasserfluthen, Erdbeben, die mit flammendem Schwert als Diener des Höchsten hin und wieder fliegen (Ps. 104, 4.), der zehrende Wurm, der an dem hochgepriesnen Wohlstand nagt, die Hunger-Tage, die alsobald losbrechen, wo ein Rad in der künstlichen Maschine unsrer Gewerbsamkeit, unsres Handels und Wandels in's Stocken geräth, die bereits geflochtene Peitsche in der Hand dessen, der Wechseltische umstößt, und als eine Gottes-Schändung jenen Wucher in Kauf und Verkauf richtet, welcher die heiligen Tage, Orte und Gebote Gottes mißachtet, der Geist des Mißtrauens, des Argwohns und der Eifersucht, der wie ein unvertreibbares Gespenst sich aufgestellt hat zwischen Volk und Regiment, höhern und niedern Ständen, Reichen und Armen, die Spaltungen in der Christenheit nach Schulen und Sekten, wo es bald heißt: siehe hier ist Christus! bald wieder: siehe dort ist Er! die Ungerechtigkeit, die überhand nimmt, und die falschen Propheten daneben, die aus der Ungerechtigkeit eine Noth oder gar eine Tugend machen, der Eigendünkel, der Geiz, die Ruhmredigkeit und Hoffart, die Lästersucht, der Ungehorsam gegen Eltern, die Undankbarkeit, die Störrigkeit, die Unversöhnlichkeit, die Menschen- und Thierquälerei, die Unkeuschheit und aufgeblasene Wollust, die Treulosigkeit, der rohe, harte, frevle Sinn, wodurch die Arbeiten unsrer Geistlichen vielfach wie mit Stricken gebunden und in eine Thränen-Saat, in ein Werk des Seufzens verwandelt, unsre Gerichte mit Klagen und Prozessen überladen, unsre Gefängnisse und Strafanstalten überfüllt werden - sind das nicht alles Zeichen unsrer Zeit, und sind das Friedens-Zeichen? ja daß man dem ungeachtet noch behauptet: es ist Friede und hat keine Gefahr - gehört das nicht eben zu den schlimmsten Zeit-Zeichen nach dem Zeugniß der Schrift: eben wenn sie so reden, wird das Verderben sie schnell überfallen, wie der Schmerz ein schwangeres Weib, und werden nicht entfliehen (1 Thess. 5, 3.)! Und daß unsre Zeit mit vielfachen Gefahren und Nöthen schwanger geht, das kann selbst in denen, deren Mund es bestreitet, wenigstens das Gewissen nicht verläugnen; eine geheime unerklärliche Sorge und Furcht vor Etwas, das noch kommen werde, verfolgt ja dieß Geschlecht auch in dem Gewirre seiner Lust- und Geschäfts-Wege.

Was soll nun dieses Alles, meine Freunde? ein düsteres Gemälde nur sein, ein augenblickliches Schreckbild, dem sich doch wieder noch manches Schöne und Gute, das unsre Zeit daneben habe, gegenüber lasse stellen! Zum Malen und Bildern bin ich nicht hier, und am wenigsten gesonnen, zu läugnen, daß für das unläugbare Uebel auch das Heilmittel schon bereit sey - die große Frage aller Fragen aber ist: wo das Heilmittel uns gegeben ist, und wer es ergreift? Von selbst wird es nun einmal nicht besser, und Alles, was lebt, darf nicht sich Rechnung machen auf bessere Tage, als würden sie einer verdorbenen Welt in den Schooß geschüttet wie die Gaben des Frühlings! Das Heil kommt von oben, nicht von unten her, und zu denen nur, die sich selbst desselben würdig achten und bereiten, die sich helfen lassen von Ihm, der allen Menschen geholfen wissen will. An eigenmächtigen Versuchen zur Besserung unsrer Lage hat es leider indeß nirgends gefehlt - aber wo ist das Heil zu Stande gekommen? und auch in die Versuche, welche im Allgemeinen den rechten Heilsweg einschlagen, den Weg der Glaubensthätigkeit in Liebe, auch da schleicht sich so manches Eigenmächtige ein, so Manches, das nicht von Gott ist, sondern von der Welt, und der HErr hat nach vielen Seiten seine Strafworte auszutheilen: du denkest bei. deinem gutgemeinten Plan und Werke nicht was göttlich, sondern was menschlich ist.

Nur ein Gottes-Gedanke kann das Heil bringen dieser in eigene Eitel-Gedanken versunkenen und zerrissenen Welt - wo der HErr nicht das zerfallene Haus unsres Lebens wieder aufbaut, da arbeiten die Bauleute umsonst, und Er baut nach Seinen Gedanken, nicht nach Menschen-Gedanken: dafür heißt Er Gott der Allerhöchste! Diesen göttlichen Gedanken der neuen Welt-Erbauung werden wir uns auch nicht erst vom Himmel holen aus der Tiefe der Gottheit, wir, die wir kaum treffen, was auf Erden ist, und mit Mühe das Rechte herausfinden aus dem, was wir mit Händen greifen (Weish. 9, 13-19.) - aber aufgeschlossen ist uns die Fülle der göttlichen Gedanken über uns in Gottes Wort; und womit Er gerade unsre Zeit erbauen will zu neuem Frieden und Heil, das zeigt Er uns eben, indem Er mit neuer Macht das Evangelium vom Reich als seinen Apostel durch die Welt sendet zu einem Zeugniß über alle Völker. Das Wort Gottes gerade ist nach seinem offenbaren Willen das einzige Heilmittel für unsre schwer erkrankte Zeit! Der Stein, welchen die Bauleute verworfen haben seit Jahren, muß wieder zum Eckstein werden.

Wie der HErr selbst, da Ihn der Anblick des verschmachtenden und zerrissenen Juden-Volkes jammerte, täglich sich aufmachte, segnend und wohlthuend gleich der Sonne durch das Land zu ziehen, mit Seinem Friedensgruß in die Häuser einkehrend, mit Seiner Heilskraft an die Krankenbette, mit Seiner Gnade und Wahrheit in die Schulen tretend; nicht die alten Schulden einzufordern, sondern zu geben, wo Mangel und Glaube war; nicht zu Gericht zu sitzen, sondern aus dem nahen Gerichte zu erretten; nicht neues Gesetzes-Joch aufzuladen, sondern ein neues Reich zu erbauen, in welchem die Menschen von Gott gehalten würden wie Kinder von ihrem Vater zeitlich und ewig - einen solchen Tag des Menschensohns, wie ihn manche Gläubige früherer Zeiten oft umsonst zu sehen wünschten (Luk. 17,22.) gibt uns jetzt die göttliche Gnade wieder zu sehen. Den HErrn jammert des Volkes dieser Zeit; denn bei allen seinen selbstgegrabenen Brunnen, aus denen es seinen Durst will stillen, verschmachtet es, und bei all' den vielen Hirten, die zur Leitung und Vereinigung sich ihm anbieten, hat es den guten Hirten noch nicht gefunden, der ihm Leben und volle Genüge gäbe, ist eine zerstreute, in sich zerrissene Heerde; nun aber macht der HErr sich auf in Seinem Wort, das umhergehet in Städte und Dörfer, lehret in den Schulen und predigt das Evangelium von dem himmlischen Reich; und heilet allerlei Seuche und allerlei Krankheit im Volk! (Matth. 9, 35.) - So zieht der HErr gegenwärtig vor uns her, das Menschen-Volk in der Nähe und Ferne, in seinen eigenen Häusern und Herzen durch sein Wort, unsre Bibel, besuchend, daß Er das einzig wahre Heil ihnen bringe - und uns, meine Brüder, die wir also den HErrn mit Seinem ewigen Wort vor uns herwandeln sehen, und wirklich Theil wollen haben an dem Namen Christi, was ruft Er uns zu? „Folget mir nach! die Ernte ist groß, der Arbeiter wenig - ihr sollt meine Mitarbeiter sein!“

Das ist's nun eben, theure Freunde! was es jetzt gerade gilt: wie der HErr, der Erbarmer, mittelst Seines Wortes das gegenwärtige Menschengeschlecht mit Macht in Seine Arbeit nimmt, daß Er das Heil ihm schaffe: so müssen wir an demselben Heil schassen durch Arbeit mit Seinem Wort. Dieß ist das Eine Nothwendige für diese Zeit, dieß ist Menschenliebe, Christen-Werk, Gottesdienst; arbeiten müssen wir mit Seinem Wort an uns und Andern, nicht bloß es drucken lassen und verbreiten, nicht bloß darüber reden und Gedanken uns machen, viel weniger wie ein todtes Heiligthum, das man nicht berühren darf, es anstaunen - nein, Arbeit gilt es im Weinberg des HErrn, Arbeit im Wort, daß wir in diesem Ackerland Gottes die verborgenen Schätze der Weisheit, der Gütigkeit und Gerechtigkeit herausgewinnen, über die ein träger oder flüchtiger Spaziergänger unwissend hinwegläuft. Arbeit am Wort gilt es, daß wir als rechtschaffene, unsträfliche Diener des HErrn nicht nur dasselbe nicht wissentlich fälschen, sondern auch die Wahrheit daraus recht theilen, Jedem sein gebührendes Theil zukommen lassen, den Widersprechern und Ungezogenen die Strafe, den Gläubigen und Gebeugten die Heils-Vermahnung. Arbeit gilt es mit dem Wort, daß wir dasselbe als Schwert des Geistes bei uns führen, das Böse, das uns noch entgegenstreitet, zu überwinden mit der Kraft des Guten, welches Gott uns darreicht in Seinem Wort; daß wir dieses bei uns tragen als einen Samen Gottes, das Unkraut, das in uns und um uns wuchert, zwar nicht auszurotten - denn dieß hat der HErr Seinem eigenen Gericht vorbehalten - aber eine Saat ihm entgegen zu setzen, die ihm über den Kopf wächst, eine Saat des göttlichen Lebens und der himmlischen Ernte!

Geliebte! wem viel gegeben ist, von dem wird auch viel gefordert, und uns ist wahrhaftig viel gegeben - so viele Bibeln uns Gott verleiht, an die Menschen zu bringen: so viele Fürsprecher und Beförderer alles Guten haben wir unter den Menschen; gilt da Verzagtheit und rechenmeisterische Weltklügelei, wenn es um den Kampf gegen das Böse, um Befolgung der Gebote Gottes sich handelt? Die Macht der Guten, der Kinder des Lichts ist durch die Bibelverbreitung in unsrer Zeit unberechenbar verstärkt: eben an der Bibel haben sie überall, wo sie hindringt, einen geheimen, gotteskräftigen Bundesgenossen, der ihnen in die Hände arbeitet zum Siege über die Welt - darf man da nicht dem Trotzen und Pochen der Welt gegenüber in Glaubenskraft das Haupt emporheben und sprechen: ist Gott für mich, wer kann wider mich sein? Und treten nun auch die Bedächtlichen und Aengstlichen heran mit ihrem Wahlspruch: „Ja, Freunde, das ist Alles recht - aber nur nicht übereilt! nur nicht allzu muthig und unbesonnen! allmälig muß es gehen, mit Klugheit und Nachgiebigkeit nun, was wahr ist an solchem Zuspruch, das lehrt uns das Wort, dem wir nur als Mitarbeiter uns wollen zur Seite stellen, zehnmal besser als Menschenwitz; und was falsch und unrein ist, schneidet es ab und wirft es weg! Weltklugheit, die auf Menschenfurcht und Menschengefälligkeit einestheils erbaut ist, anderntheils auf Eigenliebe und Bequemlichkeit - solche Klugheit duldet das göttliche Wort an keinem seiner Arbeiter; dagegen jene Christus-Klugheit, die da im göttlichen Geiste warten, dulden, schonen und tragen kann, weil sie Gott fürchtet, und prüft, was Sein weiser, heiliger Wille ist, weil sie die Menschen liebt und nicht ihr Eigenes sucht; die aber auch bei allem Harren und Dulden nie die Arbeit einstellt, wenn sie einmal von Gott befohlen ist, sondern immer neu angreift, unermüdlich die Hand am Pflug hält, ohne rückwärts zu schauen, immerdar Gutes aussät, wenn es auch nicht alsobald aufgeht, in Hoffnung, weil sie weiß: die Arbeit im HErrn ist nie verloren - die Klugheit ist es, womit das göttliche Wort seine Arbeiter ausrüstet.

Also es bleibt dabei und bleibt ewig dabei, meine Brüder! was auch kurzsichtiger Menschenverstand dagegen mag sagen: nicht Vielerlei bedarf es, um unsrer Zeit aufzuhelfen in allen Stücken; nicht Bittgänge und neue Schulwege müssen wir erst antreten da und dorthin, nicht vielerlei Künste treiben; Eins ist noth, und mit dem Einen haben wir Alles in Allem: arbeiten müssen wir an uns und Andern mit Gottes Wort, daß unser Werk wahrhaft gethan sey in Gott. Und dieß lasset uns nicht zu leicht nehmen. Immer noch glaubt man das, was von Gott ist, so auch das göttliche Wort, erst meistern und regeln, bessern und verschönern zu müssen mit Menschenkünsten, und das ist die Quelle so vielen Uebels; immer noch hat Menschen-Ansehen unter uns mehr Einfluß und Gewicht, als das lautere, einfache Gotteswort; die Einen suchen und ehren darin nur ihre eigenen gelehrten Gedanken, die Andern wollen nur die Frömmigkeit herauslesen, die sie nun einmal auf diese oder jene angesehene Männer und Bücher hin für die rechte halten - es sind noch der Worte mehr von dem, was wir der heiligen Schrift schuldig sehen und was sie uns darreiche als des Wirkens mit ihr! Von der unerschöpflichen Lebensfülle in ihr und von der Pflicht, sie zu nützen, wird mehr gesprochen, als wir wirklich Gnade um Gnade zu unsren Werken ans ihr schöpfen, und unsre Werke wahrhaft aus ihr herausarbeiten!

Das geht nicht nur so leicht und obenhin, wie so Viele auch gläubigen Sinns es nehmen: die Bibel muß wahrhaft das heilige Gesetzbuch werden in unsern Herzen, unsern Häusern, in Kirche, Schule, und - was man in unsrer Zeit am wenigsten noch will gelten lassen - auch im Staat; je mehr dieß geschieht, desto bessere Tage, weil bessere Menschen; dünken wir aber mit unsern alten und neuen Satzungen fortan uns klüger als Gottes Wort: dann müssen wir erst durch die Wüste, und Schaden muß uns erst wahrhaft klug machen.

Mancherlei sind unsre Gaben und Berufsgeschäfte; aber als treue Haushalter Gottes darüber haben wir aus der Schrift selbst nur Eine Regel: so Jemand redet, daß er es rede als Gottes Wort; so Jemand ein Amt hat, daß er es thue aus dem Vermögen, das Gott darreicht, auf daß in allen Dingen Gott gepriesen werde durch Jesum Christum (1 Petri 4, 11.). Also haben wir nun bloß dem Dienste eines Hauswesens abzuwarten, oder der Kinder-Erziehung, oder einem weltlichen oder geistlichen Amte, oder sonst irgend welchem Geschäfte: bloßes Lesen in der Schrift, bloßes Sprüche-Anführen aus ihr, bloßes Unterrichten und Predigen über sie thut's noch nicht, uns und Andern das Heil zu verschaffen - hineinleben müssen wir uns in sie, mit ihrem Geist und ihrer Kraft muß sie immer mehr in uns Wohnung machen, daß wir nicht ruhen können, unserm Berufsgeschäft gerade eine solche Gestalt zu geben, wie sie dem Worte Gottes gemäß ist; ob nun auch Welt-Sitten und eigene Meinungen wie Bollwerke dagegen sich aufthürmen, sie werden überwunden und müssen weichen, wenn wir unsre entgegengesetzte Ueberzeugung und Handlungsweise aus Gottes Wort schöpfen ohne Menschen-Ansehen, und geltend machen als Gottes Wort in dem Vermögen, das Gott eben uns darreicht, so Sein Wort und Wille wirklich unsre Speise ist.

Möchten doch solcher Mitarbeiter des Wortes Gottes am Heile der Menschheit immer mehrere unter uns werden in allen Ständen und Aemtern - wahrlich es thut noth, und dann wird der Sieg zwischen Licht und Finsterniß, Welt und Christenthum, Friede und Krieg, böser und guter Zeit nimmer lange schwanken. Darum bittet den HErrn der Ernte, daß Er Arbeiter sende in Seine Ernte. Schließet euch fest zusammen, an welchem Posten auch Jeder möge stehen, in Kirche, Schule, Staat oder Haus, ihr theure Brüder, die ihr eure Kniee nicht möget noch könnet beugen vor der weltlichen Unordnung, die immer noch sich schmückt mit Titeln des sogenannten alten oder neuen guten Rechts, mit Titeln der kirchlichen Ordnung oder falscher christlicher Freiheit, mit gelehrtem Prunk oder leichtfertigem Geistreichthum, mit fauler Frömmelei oder blindem Tugendstolz und Wissensdünkel, mit alt hergebrachtem Wandel nach Väter Weise, oder aufgeblasenem Neulingswesen - das Wort Gottes steht wie ein zweischneidiges Schwert zwischen diesen Welt-Eiteleien, und mit diesem führet, ein Jeder in seinem Theil und Alle in Einem Geist, den heiligen Krieg gegen dieß menschliche Satzungswesen, welches das Reich Gottes mit engherzigem Bann will belegen, und die Vormundschaft darüber führen. Nein, wir sind theuer erkauft - das Leben des eingebornen Sohnes Gottes hat es gekostet, daß wir nimmermehr der Menschen, sündiger Menschen Knechte werden und ihrer selbstgemachten, wenn auch gutgemeinten Aufsätze; unsre Freiheit ist versiegelt vor Gott mit dem Blute des Gerechten, und darf nicht erst bewiesen werden; unser Freibrief ist das göttliche Wort, unsre theure Bibel, und ohne alle weltliche Klauseln durch ihren eigenen Gottesgeist weiß sie die Christenfreiheit in den wahren Schranken göttlicher Ordnung zu bewahren, daß sie nicht zum Deckmantel der Bosheit gemacht werde. Die Herrlichkeit, die gleißende Verstandes- und Werkherrlichkeit eines jeden Jahrhunderts ist bisher verdorrt neben diesem Buch wie eine Blume, und das Heu, Stroh und Stoppelwerk, welches Menschen aller Art über seinem von Gott gelegten Grunde erbaut haben, hat seiner Zeit immer wieder das Feuer des Tages verzehrt; das Buch selbst aber hat in den heißesten Tagen der Menschheit die Feuerprobe bestanden, und steht in seiner alten Frische und mit immer neuer Lebenskraft da unter dem menschlichen Trümmerwerk; was wahrhaft aus ihm heraus der Welt eingepflanzt wird, das ist aus dem unvergänglichen Samen Gottes gepflanzt, das muß wachsen und bleibet in Ewigkeit, während alles Andere abnimmt. Darum selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren in einem seinen guten Herzen, und sein Werk treiben als aus Lauterkeit, und als aus Gott und vor Gott. Amen.

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