Augustinus, Aurelius - Soliloquien - XXXIII. Von dem Bekenntnis seiner eigenen Untüchtigkeit vor GOtt.

Augustinus, Aurelius - Soliloquien - XXXIII. Von dem Bekenntnis seiner eigenen Untüchtigkeit vor GOtt.

HErr, wer ist auch Deines Gleichen unter den Göttern? Wer ist Dir gleich an Größe der Herrlichkeit, also schrecklich, löblich und wundertätig? Ich habe Dich zu spät erkannt, Du wahres Licht, spät habe ich Dich erkannt. Es war aber eine große Wolke vor den Augen meiner Eitelkeit, also dass ich nicht sehen konnte die Sonne der Gerechtigkeit und das Licht der Wahrheit: ich ließ mich als ein Kind der Finsternis von der Finsternis einnehmen und in sie verstricken, ja ich liebte noch dazu meine Finsternis, weil ich das Licht nicht erkannte. Ich war blind und liebte die Blindheit, und wandelte durch die Finsternis zur Finsternis. Wer hat mich von da herausgeführt, da ich ein blinder Mensch war und in der Finsternis und im Todesschatten saß?

Wer hat mich bei der Hand gefasst, mich aus ihr herauszuführen? Wer ist derselbige mein Erleuchter? Denn ich suchte Ihn nicht, und Er hat mich gesucht. Ich rief Ihm nicht, und Er hat mich gerufen. Wer ist Er doch? Du bist es, o HErr mein GOtt, gnädig und barmherzig, Du Vater der Barmherzigkeit und GOtt alles Trostes! Du bist es, o mein heiliger HErr und GOtt, den ich bekenne von ganzem Herzen und dessen Namen ich Dank sage. Ich suchte Dich nicht und Du hast mich gesucht. Ich rief Dich nicht an und Du hast mich gerufen!

Denn Du hast mich gerufen in Deinem Namen, hast vom Himmel herab gedonnert mit starker Stimme in das innerliche Ohr meines Herzens und gesprochen: Es werde Licht! und es ward Licht! und die große Wolke ist von dannen gewichen und die finstere Wolke ist zerschmolzen, die meine Augen bedeckt hatte; da hab ich Dein Licht gesehen und Deine Stimme erkannt, und gesprochen: O HErr, Du bist wahrhaftig mein Gott, der Du mich von der Finsternis und dem Todesschatten ausgeführt hast und hast mich berufen zu Deinem wunderbaren Licht. Und siehe, so sehe ich nun. Habe Dank, o Du mein Erleuchter! Und ich wendete mich um und sah die Finsternis, darin ich gewesen und die finstere Tiefe, darin ich gelegen und fing an zu zittern und zu zagen, und sprach: Wehe, wehe meiner Finsternis, darin ich lag; wehe wehe der vorigen Blindheit, in der ich das Licht vom Himmel nicht sehen konnte! Wehe, wehe meiner vorherigen Unwissenheit, da ich Dich, o HErr, nicht erkannte. Ich habe Dich spät erkannt, Du alte Wahrheit, ich habe Dich spät erkannt, Du ewige Wahrheit! Du warst im Licht und ich in Finsternis, und ich erkannte Dich nicht; denn ich konnte nicht erleuchtet werden ohne Dich, und außer Dir ist kein Licht! Amen.

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