Augustinus, Aurelius - Soliloquien - XXX. Von der gläubigen Seele als einer Wohnung GOttes.

Augustinus, Aurelius - Soliloquien - XXX. Von der gläubigen Seele als einer Wohnung GOttes.

Die Seele, welche Du durch Dein Wort, nicht aus einem gewöhnlichen Stoff der Elemente, sondern aus Nichts erschaffen hast, ist zwar vernünftig, verständig, geistlich, lebt und bewegt sich immerfort, als die Du bezeichnet hast mit dem Licht Deines Angesichts und hast sie Dir zugeeignet mit der Kraft Deines Bades, ist also Deiner Majestät fähig worden, dass sie von Dir allein und von keinem andern Ding mag erfüllt werden: aber wenn sie Dich hat, so ist ihr sehnlich Verlangen erfüllt und ist daher ferner nichts andres mehr übrig, was sie außerhalb Dir wünschen oder begehren mag. Wenn sie aber außer Dir noch etwas begehrt, so ist klar und offenbar, dass sie Dich nicht hat; hat sie Dich aber, so ist nichts, das sie weiter wünscht oder begehrt.

Denn weil Du das höchste und vollständigste Gut bist, so hat sie nichts das sie ferner begehren möchte, sondern sie besitzt Dich als das vollständigste Gut mit einem Mal; begehrt sie aber das Gut nicht vollständig auf ein Mal zu haben, so folgt ja, dass sie etwas begehren muss, das nicht das vollständige Gut ist. Nun, dann begehrt sie auch nicht das höchste Gut, so begehrt sie auch Gott nicht, sondern vielmehr die Kreaturen. Wenn sie aber die Kreaturen begehrt, so hat sie einen steten Hunger. Und ob sie gleich das, was sie von den Kreaturen begehrt, bekommt, so bleibt sie doch leer; denn es ist nichts, das sie erfüllt, denn Du, nach dessen Bilde sie erschaffen ist. Du erfüllst aber diejenigen, welche nichts anders begehren denn Dich allein und machst sie Deiner würdig, machst sie heilig, selig, unbefleckt und zu Gottes Freunden, die Alles für Kot achten, auf dass sie Dich ganz allein gewinnen mögen.

Denn dies ist der selige Stand, welchen Du dem Menschen mitgeteilt hast, dies die Ehre, womit Du ihn unter allen Kreaturen und über alle geehrt hast, auf dass Dein Name gepriesen werde in aller Welt. Siehe, HErr, mein höchster, mein bester und allmächtigster GOtt, ich habe den Ort gefunden, da Du wohnst, nämlich in der Seele, die Du nach Deinem Ebenbild und Gleichnis erschaffen hast, der Dich allein sucht und begehrt; denn Du wohnst nicht in einer solchen, die Dich nicht sucht, noch Deiner begehrt.

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