Augustinus, Aurelius - Soliloquien - XIX. Von der Liebe Inbrunst.

Augustinus, Aurelius - Soliloquien - XIX. Von der Liebe Inbrunst.

O HErr, mein Gott, ich liebe Dich und begehre Dich je länger, je mehr zu lieben; Du bist fürwahr süßer denn Honig, ernährst besser, denn alle Milch, bist klarer als alles Licht, viel teurer als alles Gold und Silber samt Edelstein; denn Deine Süßigkeit und die liebliche Zierde Deines Hauses machte, dass ich an Allem, was ich in der Welt täte, Missfallen hatte. O Du Feuer, das allezeit brennt, und nimmer verlöscht, o Du Liebe, die Du allezeit inbrünstig bleibst, und nimmer erkaltest, entzünde mich; ja, lass mich von Dir ganz entzündet werden, dass ich Dich gänzlich liebe. Denn der liebt Dich nicht vollkommen, welcher neben Dir etwas liebt, das er nicht um Deinetwillen liebt. O HErr, ich will Dich lieben, denn Du hast mich erst geliebt. Und wo soll ich das Wort finden, mit welchem ich ausspreche die Zeichen Deiner Liebe zu mir? Unzählbar sind die Wohltaten, mit denen Du mich von Anfang auferzogen hast!

Denn Du hast mich nach der Wohltat meiner Schöpfung, da Du mich anfänglich aus Nichts nach Deinem Bild erschaffen, geehrt und hoch erhoben unter Deinen Kreaturen und hast mich herrlich gemacht mit dem Licht von Deinem Angesicht, damit Du die Wohnung meines Herzens bezeichnet und mit ihm zugleich mich unterschieden hast von den fühllosen Dingen und unvernünftigen Tieren, und ein wenig geringer gemacht als die Engel. Auch dies war gering geachtet vor Deinem göttlichen Angesicht; denn Du hast mich außerdem noch mit täglichen besonderen und großen Geschenken Deiner Wohltaten ohn' Unterlass ernährt und wie ein zart Kindlein an den Brüsten Deines Trostes gesäugt und gestärkt. Und damit ich nicht ganz und gar zu dienen hätte, hast Du Alles, was Du gemacht, mir zu meinem Dienst unterworfen!

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