Augustinus, Aurelius - Soliloquien - X. Vom unbegreiflichen Lobe Gottes.

Augustinus, Aurelius - Soliloquien - X. Vom unbegreiflichen Lobe Gottes.

HErr, woher kommt es mir, woher hab' ich das Lob, damit ich Dich lobe? Denn wie Du mich ohne mich gemacht hast nach Deinem Wohlgefallen, also hast Du auch Dein Lob ohne mich, wie es Dir wohlgefällt. Du, HErr, bist Dein Lob selbst. Lass Dich Deine Werke loben nach der Menge Deiner großen Herrlichkeit! Dein Lob, o HErr, ist unbegreiflich; das Herz kann es nicht ermessen, das Ohr nicht erfassen; denn diese Dinge vergehen alle, aber Dein Lob, o HErr, bleibt in alle Ewigkeit. Die Gedanken heben an und hören auf, die Stimme erklingt und verklingt; das Ohr hört und lässt die Töne wieder fahren: Dein Lob aber bestehet in Ewigkeit.

Wer ists nun, der Dich loben könnte? Welcher Mensch kann Dein Lob verkündigen? Dein Lob ist ewig, ist unvergänglich. Der lobt Dich, der da glaubt, Du selbst seiest Dein Lob. Der lobt Dich, der erkennt, dass er Dein Lob nicht erreichen kann. Dein Lob ist ewig und vergeht nimmermehr. In Dir ist unser Lob, in Dir soll sich meine Seele rühmen. Wir loben Dich nicht, sondern Du lobest Dich selbst, durch Dich und in Dir, und wir haben auch Lob in Dir. Dann haben wir das rechte wahre Lob, wenn wir von Dir das Lob haben, wenn ein Licht das andre für gut erachtet; denn Du, das wahre Lob, teilst ein wahres Lob mit. So oft wir aber anderswo Lob suchen, denn bei Dir, so oft verlieren wir Dein Lob; denn jenes ist vergänglich, das Deine aber ewig. Wenn wir das Vergängliche suchen, so verlieren wir das ewige. Begehren wir nun das ewige, so sollen wir das Vergängliche nicht lieben. Du ewiges Lob, HErr mein GOtt, von dem alles Lob kommt, ohne den kein Lob ist: ich vermag Dich nicht zu loben ohne Dich lass mich Dich haben, so will ich Dich loben! Denn, wer bin ich, HErr, dass ich Dich aus mir selbst loben möge! Staub und Asche bin ich, ein toter und stinkender Hund bin ich, ein Wurm und faules Aas bin ich! Wer bin ich, HErr, dass ich Dich lobe, o Du gewaltiger Gott der Geister und des Lebens über alles Fleisch, der Du in Ewigkeiten thronest?

Sollte denn die Finsternis das Licht können loben? Oder der Tod das Leben? Du bist das Licht, ich die Finsternis: Du das Leben, ich der Tod. Sollte denn der Schein die Wahrheit loben? Du bist die Wahrheit, ich aber ein Mensch, so eitel Schein geworden. Wie nun, HErr? Soll ich Dich loben? Wird Dich denn können mein Elend loben? Wird denn der Gestank können einen guten Geruch geben? Wird denn ein sterblicher Mensch, der heute kommt und morgen vergeht, Dich loben können? Wird denn der Mensch ein faul Aas, und des Menschen Kind, ein Wurm, Dich können loben? Wird Dich denn der können loben, der in Sünden empfangen, geboren und erzogen ist? Nicht schön ist das Lob im Mund eines Sünders. O HErr, mein Gott, Deine unbegreifliche Macht, Deine unbeschreibliche Weisheit und Deine unaussprechliche Güte soll Dich loben: Deine unübertreffliche Mildigkeit, Deine überschwängliche Barmherzigkeit, dazu Deine ewige Kraft und Gottheit soll Dich loben: Deiner Allmacht Stärke soll Dich loben, dazu auch Deine höchste Freundlichkeit und Deine Liebe, durch welche Du uns erschaffen hast, o HErre GOtt, der Du bist das Leben meiner Seele! Amen.

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autoren/a/augustinus/augustinus-soliloquien/augustinus-soliloquien_x.txt · Zuletzt geändert: von aj
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