Augustinus, Aurelius - Manuale - III. Von dem Verlangen der Seele nach GOtt.

Augustinus, Aurelius - Manuale - III. Von dem Verlangen der Seele nach GOtt.

Du allergnädigster GOtt, Dich rufe ich darum an, kehre ein in meine Seele, bereite sie Dir, dass sie Dich fassen möge mit dem begierlichen Verlangen, das Du ihr einflößt. Ich bitte Dich, tritt zu ihr ein und richte sie also Dir zu, damit Du sie besitzt, welche Du geschaffen und wieder geschaffen hast, damit ich Dich wie ein Siegel auf mein Herz drücken möge. Ich bitte Dich, wolle mich, der ich Dich aufs Herzlichste anrufe, nicht verlassen, sintemal ehe ich Dich anrief, Du mich schon gerufen und gesucht hast zu dem Ende, dass ich Dein Knecht Dich suchen, durch Suchen finden, und Dich den Gefundenen lieben sollte. Nun habe ich Dich gesucht und auch gefunden, o Herr, und begehre sehr, Dich zu lieben! Vermehre nun in mir mein begehrliches Verlangen und gib mir, was ich begehre; denn wenn Du gleich Alles, was Du gemacht hast, mir geben wolltest, so würde dies Deinem Knecht doch nicht genügen, wenn Du mir nicht Dich selbst gäbest. Gib mir also Dich selbst, o mein GOtt, gib Dich mir hin! Siehe, ich liebe Dich, und wenn es nur wenig ist, so will ich Dich stärker lieben. So bin ich nun von Deiner Liebe gefesselt, ich brenne vor Verlangen nach Dir, ich ergötze mich in Deinem süßen Gedächtnis.

Siehe, indem meine Seele nach Dir seufzt, und Deiner unaussprechlichen Barmherzigkeit gedenkt, beschwert sie die Bürde meines Fleisches nicht so hart, es legt sich die Unruhe der Gedanken, es lähmt mich die Last der Sterblichkeit und des Elends nicht wie sonst. Alles schweigt. Alles wird still. Das Herz glüht, das Gemüt jauchzt, das Gedächtnis grünt, und der vom Verlangen nach Deinem Anschauen entzündete Geist erfährt es, wie er von der Liebe zu den unsichtbaren Dingen entzückt wird. O dass mein Geist könnte an sich nehmen Flügel, wie Adlersflügel, dass er flöge und nicht matt würde und gelangte bis zur Zierde Deines Hauses und zum Thron Deiner Herrlichkeit, dass er allda zu Tische mit allen Himmelsbürgern auf der grünen Aue bei dem Strom des lebendigen Wassers gespeist und erquickt würde. Sei Du unser Frohlocken, der Du unsere Hoffnung, unser Heil und unsere Erlösung bist. Sei Du unsere Freude, der Du unser zukünftiger Lohn bist. Lass meine Seele Dich immer suchen und verleihe, dass sie des Suchens nicht müde werde. Amen.

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