Arnold, Gottfried - Geistliche Erfahrungs-Lehre - Das I. Capitel.

Arnold, Gottfried - Geistliche Erfahrungs-Lehre - Das I. Capitel.

Von der Erkenntniß der Schöpfung.

Durch den Glauben merken wir, daß die Welt durch Gottes Wort fertig ist. Ebr. 11,3.

§ 1

Es möchte zwar wohl ein Zweifel entstehen, ob auch die Betrachtung der äußerlichen Schöpfung mit dem Evangelischen Christenthum verwandt sey, indem dieselbe theils aus der Natur und Creatur, theils auch in Mosis Büchern und also im Alten Testament schon vor dem Neuen bekannt gewesen. Wie denn ausdrücklich bezeugt wird, daß Gottes unsichtbares Wesen, das ist, seine ewige Kraft und Gottheit wird erkannt und gesehen von Schöpfung der Welt her an den Werken, also daß sie (die Heiden) keine Entschuldigung haben. Röm. 1, 20.

2. Und freilich hat sich Gott in Hervorbringung aller Dinge so deutlich und reichlich offenbaret, daß Jedermann, auch die Heiden, ihn und seine Werke daraus erkennen, ja mit Augen sehen und mit Händen greifen können, wenn sie nur wollen. Also daß freilich in diesem Verstand die Schöpfung kein Geheimniß heißen mag, so fern sie allen in die Augen von außen fällt.

3. Nichts desto weniger ist und bleibt sie ein Geheimniß nach dem innern und verborgenen Grund, und nach dem darunter liegenden tiefen Rath der Weisheit und Güte Gottes, nach welchen sie auch den subtilsten Weltweisen und Naturkündigern verschlossen bleibt, ob sie schon noch so viel Betrachtungen und Erforschungen darüber anstellen. Wie denn die Erfahrung lehrt, wie sie nicht nur unter einander über den Ursachen, Eigenschaften und Wirkungen aller Dinge uneins, sondern auch oft in den geringsten Dingen so blind seyn, daß sie selbst ihre Unwissenheit oft gestehen müssen.

4. Diesemnach ist und bleibt die Schöpfung allerdings ein Geheimniß des Glaubens nach ihrem wahren inwendigen Grund und Zustand, und gehört also in diesem Sinn und Absehen zum Evangelio, weil sie allein durch den Geist der Weisheit und Wahrheit erkannt, geglaubt und zur Besserung gebraucht werden muß.

5. Eben deßwegen wird Ebr. 11, 3. bezeugt, daß wir (nemlich erleuchtete Christen) erst durch den Glauben merken und erkennen, daß die Welt durch Gottes Wort zubereitet sey. Ob nun schon ein natürlicher Mensch kraft der natürlichen Erkenntniß Gottes aus den Geschöpfen schließen mag, es sey ein Gott, er habe auch alles dieses gemacht, und als ein Urheber dessen, was da ist, sey er anzubeten: So ist doch solches alles sehr unvollkommen, mit vieler Ungewißheit und Dunkelheit umgeben, und wird leicht unterdrückt.

6. Dagegen muß und kann der Glaube allein recht einsehen, wie diese sichtbaren Dinge alle entstanden sind, nemlich durch das allmächtige Sprechen Gottes, worin der Grund der ganzen Creatur liegt: Gleichwie ein Ungläubiger muthwillens nicht wissen will, daß die Erde durchs Wort Gottes entstanden sey. 2 Pet. 3, 5.

7. Und zwar offenbaret sich in der Schöpfung vornehmlich das Geheimniß des dreieinigen Gottes in solcher Herrlichkeit, daß er sonst außer dem wäre verborgen blieben. Dieß alles aber kann uns nichts zu erkennen geben, als der bloße Glaube: denn wenn dieser als ein Licht vom heiligen Geist in uns entzündet wird, so sehen wir erst alle Dinge ein, und schauen gleichsam ihr Innerstes durch, ihr Wesen und Wirken, so viel noth ist, zu bemerken.

8. Der Glaube aber läßt uns nicht in müßiger Betrachtung stehen, wie die Welt-Gelehrten thun, sondern er führet alles auf Gott, den ewigen Ursprung, und machets uns recht zu Nutz, unsern Willen zu ihm zu ziehen, nachdem der Verstand erleuchtet ist. Und also heißt es recht in dem Bekenntniß: Ich glaube einen Schöpfer Himmels und der Erden, ich glaube, daß mich Gott geschaffen hat; nicht, ich vermuthe, schließe, weiß es nur so in Ungewißheit, sondern ich bins göttlich gewiß und überzeugt, so viel ich bedarf.

9. Ist nun die Schöpfung durch Glauben zu erkennen, der Glaube aber gehöret zum wahren Christenthum, so wird auch diese Wahrheit nicht von Erkenntniß und Erfahrung auszuschließen seyn. Und darf sich also Niemand vermessen mit seiner Vernunft in diesem Geheimniß zu grübeln, oder dieselbe für genugsam zu achten zu solcher Erkenntniß. -

Die Betrachtung der Schöpfung aber gehört so fern zum Evangelio, als sie nicht allein auf Evangelische Weise zur Erkenntniß des Sohnes und der in ihm geschehenen Wiederbringung dient, sondern auch vornehmlich zur Liebe Gottes leitet und locket. Deßwegen denn auch der selige Arndt nicht nur in einigen Capiteln des I. Buchs, sondern auch im ganzen 4. Buch des wahren Christenthums darin gegründet gefunden und angewiesen; wie auch T. H. Müller im 2. Cap. der Liebes-Flamme, anderer solcher Evangelischen Zeugnisse davon, zu geschweigen.

10. Und eben daher kommt es auch, daß dieses göttliche Werk bei den Meisten so unbekannt ist, ob sie schon täglich mit Geschöpfen zu thun haben; darin sind sie nicht besser als die Thiere, welche auch täglich Gottes Gaben genießen, aber dabei nicht an den Schöpfer gedenken, sondern sie nur in viehischer Begierde in sich schlingen. Wie also das Christenthum insgemein eine ziemlich unbekannte Sache ist nach seinem wahren Grunde: also wird auch dieses Stück desselben von den Wenigsten beobachtet und geschätzt, wie es wohl seyn sollte.

Es lautet zwar unangenehm, ist aber doch mehr als zu wahr, was Luther klagt im großen Catechismo, daß wenige diesen Artikel (von der Schöpfung) glauben, und dieß beweiset er daher, weil sie ihn alle übergehen, hörens und sagens, sehen aber und bedenken nicht, was uns die Worte vortragen. Denn wo wir's, spricht er, von Herzen glaubten, würden wir auch darnach thun, und nicht so stolz hergeben, trotzen und uns brüsten, als hätten wir das Leben, Reichthum, Gewalt und Ehre von uns selbst. Darum sollte uns Alle dieser Artikel demüthigen und erschrecken, wo wir's glaubten.

Er selbst hat von sich aufrichtig gestanden: „Ich bin durch viel Uebungen, Gott Lob, dahin gekommen, daß ich schier anhebe zu glauben, Gott sey Schöpfer Himmels und der Erden.“

Die Ursache Ist, weil theils eine lange Erfahrung und Ueberzeugung, theils des heiligen Geistes eigenes Licht dazu gehört, wie er selbst sagt: „Dazu, daß man den Nutzen und Gebrauch der Dinge, so Gott geschaffen bat, erkennen möge, gehört der heilige Geist, und wer denselben Nutzen der Creatur siehet, der siehet den heiligen Geist, wer die Gestalt oder Schönheit derselben siehet, der siehet den Sohn, wer aber das Wesen an ihm selbst und wodurch die Creaturen erhalten und wahrhaftig seyn, betrachtet, der siehet Gott den Vater.“

11. Daher wird es nun nicht für überflüssig zu achten seyn, wann wir auch hier auf Evangelische Art Christum in dem Vater durch den heiligen Geist, sonderlich als den Schöpfer aller Dinge erkennen lernen, und also bedenken die Schöpfung oder den Ursprung aller Dinge erstens nach dem Urheber, zweitens nach dem Ursprung, und drittens nach dem Absehen und Nutzen.

12. Der ewige alleinige Urheber aller Dinge ist die ewige hochgelobte Gottheit selbst, wie uns bereits die natürliche Erkenntniß an die Hand gibt. Sintemal auch die vernünftigen Heiden aus dem ganzen wunderbaren Gebäude Himmels und der Erden einen festen Schluß gemacht haben, es könne dieß Alles nicht von sich selbst entstehen oder ohngefähr worden seyn, zumal es in der herrlichsten Ordnung und Schönheit stehe, sondern müsse ein ewiges unanfängliches Wesen seyn, davon es alles herkomme.

13. Aber die göttliche Offenbarung seines Geistes zeigt es uns noch viel klarer und umständlicher, welch' einen Ursprung wir nebst allen Creaturen haben. Da der Geist Gottes so gleich den Anfang mit diesem Zeugniß in den allerältesten Schriften gemacht hat und gelehret: Im Anfang habe Gott Himmel und Erde erschaffen, 1 B. Mose 1,1. Da wir also in Allem auf Gott selbst angewiesen werden, von dem Alles sey, was da ist.

14. Gott selbst nimmt sich auch gleichsam die Mühe, und bekräftigt es uns auf's Klarste, wie er der Werkmeister allein sey. Jes. 44, 7. spricht er und rühmt davon: Ich bin der Herr, und sonst keiner mehr; ich bin der Herr, der solches alles thut. Ja er setzt eben darin sich den Abgöttern entgegen und zeigt, wie eben deßwegen kein anderer Gott seyn könne, weil keiner der Ursprung des geringsten Dinges sey. Jes. 44, 24. bietet er den Götzen Trutz damit: Ich bin der Herr, der solches alles thut, der den Himmel ausbreitet allein, und die Erde weit macht ohne Gehülfen.

15. Und dieses muß auch unsere Herzen auf's Kräftigste von aller feinen und groben Abgötterei abziehen, weil wir Niemand etwas eigentlich und ursprünglich zu danken haben, als allein dem Gott aller Götter, der alle Dinge in's Wesen gebracht hat. Deßwegen immer unser Wunsch seyn soll aus Jeremia 10, 11.: Die Götter, so den Himmel und Erde nicht gemacht haben, müssen vertilgt werden.

16. So weit nun, als Gott insgemein und als ein ewiges einiges Wesen erkannt werden mag, läßt sich etwas aus der Natur erkennen. Aber nun treffen wir bei der Schöpfung das allerhöchste Geheimniß der Dreieinigkeit Gottes an, welches nicht anders denn durch Erleuchtung und Offenbarung zu erkennen ist. Es haben auch die alten Juden zum Theil gemerkt, daß in der ersten Schöpfungs-Historie etwas mehrers verborgen liege.

17. Denn da heißt es ja überaus nachdenklich 1 B. Mos. 1,1. f. Im Anfang schuf Gott, welches gleichwohl stehet als Götter, und eine mehrere Zahl bedeutet, und der Geist Gottes schwebete auf den Wassern; und Gott sprach, welches wesentliche Sprechen des Schöpfers auch der Chaldäische Dolmetscher und Andere von dem ewigen Wort verstehen, das denn kein ander ist, als der Sohn des lebendigen Gottes.

18. Von dem ewigen Vater ist wohl kein Zweifel noch Streit, daß er sich insonderheit in diesem Werk offenbaret habe, wie er deßwegen der Schöpfer vornehmlich heißt. Wir haben auch nur einen Gott, den Vater, aus welchem alle Dinge sind, und wir zu ihm, wie ja auch die Christen sowohl als Juden und Türken bekennen. 1 Cor. 8, 6.

19. Allein von dem Sohn fraget sich's insonderheit, ob und wie er der Schöpfer seyn könne? Es haben aber auch die alten Hebräer schon so viel gestanden, daß solches Geheimniß eben bei der Schöpfung gar deutlich dargelegt sey. Denn sie erinnern von dem Sprechen Gottes, daß es das wesentliche Wort des Vaters sey, dadurch Gott alles ausgesprochen habe, wie es heißt Ps. 33, 6.: Der Himmel ist durch's Wort des Herrn gemacht.

20. So merken sie auch von der ewigen Weisheit Gottes an, daß dieselbe die Werkmeisterin sey von Anfang gewesen, aus Sprüchw. 8, 30. f., allwo steht: Ich war der Werkmeister bei ihm, und hatte meine Lust täglich, und spielete vor ihm auf dem Erdboden. Diese aber ist nichts anders, als der Sohn Gottes, durch welchen alle Dinge sind. 1 Cor. 8, 6.

21. Wer Jesum Christum im Geringsten erkennet und liebet, der wird an dieser Wahrheit so viel weniger zweifeln, weil auch derselbe Heiland die neue Schöpfung und Wiederbringung des verdorbenen Geschöpfes hat zuwege bringen müssen. Daher er ja auch mit der ersten muß zu thun gehabt haben. Wie denn dieser Immanuel in den Augen der Gläubigen so groß seyn muß, daß sie ihn wirklich als die Ursache alles Guten anzusehen haben.

22. Darum bricht auch der heilige Geist im Neuen Testament so gar klärlich heraus mit diesem Glaubensgrund und bezeugt: Gott habe durch den Sohn die Welt oder Weltläufe gemacht, Ebr. 1, 2. Und damit wir s desto gewisser fassen können, so erklärt er's noch ausführlicher mit dem Gegensatz: Alle Dinge sind durch das Wort gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist, Joh. 1,3.

23. Es muß also im Herzen eines Gläubigen gar kein Zweifel hierüber bleiben, oder gelitten werden, weil es eine Haupt- und Grund-Wahrheit ist, die wir im ganzen Christenthum nicht entbehren können. Denn eben deßwegen hat sich der Sohn insonderheit unserer Erlösung so herzlich und schmerzlich angenommen, weil wir seiner Hände Werk sind, und er uns also nicht lassen kann. Also benennet der Geist nacheinander Alles, was durch ihn gemacht ist, nemlich: Alles, was im Himmel und auf Erden ist, das sichtbare und unsichtbare, beide die Thronen und Herrschaften und Fürstenthümer und Obrigkeiten. Coloss. 1, 16.

21. So oft wir nun die Creatur betrachten oder genießen, so oft sollen wir auch den Werkmeister mit fassen, nemlich das ewige sprechende Wort, welches alle Dinge ausgesprochen hat. Denn wer ihn siehet, der siehet den Vater Joh. 14, 21., und also verehren und lieben wir in Christo den Vater durch und über die Creatur. Folglich können wir dieß schaffende wesentliche Wort bei und mit allen Dingen genießen, ja in allen finden, und uns seiner überall und stets freuen. Ist das nicht Gnade?

25. Weil aber der im Fleisch geoffenbarte Gottes Sohn auch menschliche Natur an sich genommen, und er das Lamm ist, das erwürget ist von Grundlegung der Welt her. Offenb. 13, 8. So ist auch diese nicht von der Erschaffung auszuschließen, sondern es ist ihr freilich auch in der Erhöhung alle Schöpferkraft gegeben, gleichwie sie in des Vaters Sinn vom Anfang mit gewesen ist.

Siehe von der Menschwerdung Christi, wie sie in Gottes Sinn und Vorsatz gewesen, das inwendige Christenthum im 2 B. 6 Cap. § 13.

26. Es wohnet ja in Christo auch nach seiner Menschheit alle Fülle oder die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig. Coloss. 1, 19. 2, 9. 10. So ist denn auch in ihm die Kraft und Weisheit zur Schöpfung verborgen. Und wie er von Anbeginn mit dem Vater gewirket hat, also wirket er auch bisher und verklärt sich auch in diesem Werk wie in andern. Joh. 5, 17.

27. Das sehen wir vornehmlich aus den häufig Wunderwerken: zu welchen nicht weniger eine unendliche Allmacht gehört, als zur Schöpfung selbst, wenn sie Jemand aus sich selbst und eigenmächtig thut. Nun hat der Heiland auch äußerlich damals sogar göttliche Proben erwiesen, so manche elende Creaturen zurecht gebracht, so viele Todte erweckt, auf dem Meer gegangen und dergleichen.

28. Ja, was war das nicht für eine Schöpfungskraft, daß er einigemal etliche tausend Menschen mit wenigem Brod, das gegen die Menge für nichts zu rechnen war, sättigte und also ihnen Nahrung schaffte? Bewies er nicht damit, daß er derjenige wäre, welcher alles zum Wesen gebracht und noch erhält?

29. Von dem Geiste Gottes ist desto weniger zu zweifeln, weil ausdrücklich steht, er habe auf dem Wasser geschwebt, oder gleichsam als eine Henne sie erwärmt und belebt, daß allerlei Geschöpfe hervorkommen können. 1. B. Mos. 1,2. So heißt es auch noch im Alten Testament, Ps. 33, 6.: Es sey alles Heer des Himmels gemacht durch den Geist seines Mundes.

30. Insonderheit aber steht von dem Menschen, daß ihm Gott einen lebendigen Odem oder Geist eingeblasen c. 2, 7., welches Hiob also ausdrückt c. 33, 4.: Der Geist des Herrn hat mich gemacht und der Odem des Allmächtigen hat mir das Leben gegeben. Daher wir den heiligen Geist billig auch als den Schöpfer aller Dinge, und insonderheit als unsern eigenen Bau- und Werkmeister anzusehen und demüthig zu verehren, auch desto mehr ihm zu folgen haben.

31. Nun kommt es vornehmlich darauf an, wie wir den Ursprung aller Dinge selbst erkennen sollen nach seiner Art und Beschaffenheit. Und dazu finden wir Anlaß genug in der Schrift, die zwar alles kurz, aber auf's Tiefste ausdrückt. Denn Moses beschreibt sie, daß im Anfang Himmel und Erde und also das Wesen aller Dinge an sich selbst sey geschaffen, oder aus der Unsichtbarkeit an das Licht hervorgebracht. Nachdem aber solche durch den Abfall Lucifers leer und wüste oder ohne Form und Ordnung worden, und in eine Verwirrung gerathen: habe Gott durch seinen Geist dieselbe wieder zu heben gesucht. Darauf sey nach Gottes Willen und Sprechen auch die Gestalt und Bildung der Creaturen erfolgt nach ihrem Unterschied der Eigenschaften, Kräfte und dergleichen. Und endlich sey alles dieses vom Schöpfer als sehr gut und nützlich geordnet und erkannt worden. 1 B. Mose 1, 1. f.

32. Paulus gibt uns hievon weiter dieses Licht, daß die Welten oder Weltläufe Ebr. 1, 2. durch Gottes Wort fertig oder wohl an und bei einander eingerichtet seyn, und daß die Dinge, die man sieht, aus den Dingen, die man nicht sieht, worden sind. Ebr. 11,3. Da er also die unsichtbaren Dinge zum Grund und Ursprung auch zum Muster und Vorbild der sichtbaren vorlegt und beschreibt.

33. Es redet der heilige Geist anderswo auch also, daß er bezeugt, wie alle Dinge aus Gott seyn, und auch durch und zu ihm. Röm. 11, 36. Aus dem Vater seyn alle Dinge. 1 Cor. 8, 6. Daher auch sein unsichtbares Wesen und seine ewige Kraft und Gottheit an der Schöpfung der Welt erkannt wird. Röm. 1, 20. Wovon oben §. 10. Luthers Worte merklich waren.

34. Wie dieses in unanstößigem Verstand zu verstehen sey, ist schon in der Abbildung des inwendigen Christenthums 1 B. 1. c. 18. f. angezeigt, nemlich: daß man das creatürliche Wesen von dem uncreatürlichen und unerschaffenen wohl unterscheiden, und also Gott nicht als die Materie ansehen müsse, sondern als den ersten Ursprung, der eine Ursache aller Dinge sey.

35. Also ist es leicht zu entscheiden, wenn die Alten sagen: Die Schrift lehrt, daß Alles aus Gott sey, was da ist. Dieses behalten wir, weil es die Schrift sagt, wie aber Alles aus Gott sey, das forschen wir eben nicht so neugierig, weil es über unsern Verstand ist; glauben aber nur, daß die göttliche Natur eine Schöpferin aller Dinge sey. Ingleichen: Nichts von den geschaffenen und umschriebenen Dingen errichtet die unerschaffene und unendliche und herrschende Natur, folglich sind sie auch nicht eines Wesens mit ihr.

36. Dahin gehet auch, daß die Creaturen nach der Idee und Bildung erst in Gottes Sinn gewesen; weil alle Dinge durch Gott bestehen, so sind sie auch vermuthlich in ihm gewesen, da sie noch zukünftig waren, weil er's ja wußte, wenn und daß er sie würde hervorbringen, indem er Alles vor dessen Hervorbringung wußte.

37. Wenn nun einige alte oder neue Lehrer aus Röm. 11, 36. auch hievon das Wort Ausfluß oder ausfließen brauchen, so ist freilich der Verstand nicht eigentlich von einem gleich wesentlichen Ausfluß, wie manche heidnische Philosophisten oder Atheisten es brauchen, sondern in unschädlichem Sinne.

38. Ein erleuchteter Schreiber drückt die Sache also ziemlich klar aus: Die Creaturen sind von Ewigkeit in Gott gewesen, als in ihrem Eben- oder Vorbild. Dieß Vorbild ist das ewige Wesen Gottes, wie er sich durch seine Mittheilung von den Creaturen begreifen und erkennen läßt. Es sind aber alle Creaturen nach ihrem Vorbild Gott in Gott: - auf was Weise sie aber von Gott durch die Erschaffung ausgegangen, hat eine jegliche ihr eigenes Wesen mit eigener Gestalt empfangen, die ihr dann ihr natürliches Wesen gibt. - Und in diesem Ausfluß haben alle Creaturen den allmächtigen und ewigen Gott überkommen. Denn wo sich die Creatur als eine Creatur erkennt, da bekennt sie Gott ihren Schöpfer.

39. Dieses erläutern ferner Andere aus Röm. 1, 20. Da Gottes unsichtbares Wesen oder die Gottheit mit seiner ewigen Kraft zusammen gesetzt wird, wie beides aus der Schöpfung erkannt werden könne. Hier, sagen sie, werde erstens Gottes Wesen in sich selbst benennt, und zweitens, wie dasselbe außer sich in den Creaturen sich äußert. Dieses Letztere nennen Einige die ewige Natur und einen unerschaffenen Himmel, darin Gott vor der Schöpfung schon gewohnt habe, gleichwie die Sonne in ihrem Licht und Glanz gleichsam wohnt. Und dahin deuten sie auch das Unsichtbare, Ebr. 2, 3., aus welchem die sichtbaren Geschöpfe entsprungen seyn, wie wir durch Glauben, nicht durch Vernunft merken sollen. Wovon auch die alten Hebräer Vieles haben. Dabei wir uns aber hier nicht aufhalten.

40. Genug kann uns seyn, daß wir uns so viel zur Gewißheit des Glaubens daraus nehmen können: Gott das ewige Gut habe sich in seinem ewigen Willen hervor gethan, und als das ewige Eins in Hervorbringung eines erschaffenen Wesens geoffenbart, daraus so vielerlei Dinge, Kräfte, Eigenschaften und Wirkungen entsprungen seyn, darunter jedes Ding sein eigen Wesen, Wollen und Wirken empfangen. So lange das Göttliche Ein in sich selbst ohne Neigung etwas außer sich hervorzubringen blieb in der Ewigkeit, so lange war nichts ohne und außer ihm. So bald aber dieß Eine in Vielen sich wollte äußern, und durch's ewige Wort die Creaturen aussprechen, da ward Himmel und Erde mit ihrem ganzen Heer zum Wesen gebracht, und als ein gut Geschöpf vom Werkmeister erkannt.

41. Wir müssen also besonders diesen Ursprung aller Dinge erkennen, wie er aus Gottes Willen und Wohlgefallen herkomme. Denn auf diesen Urquell und ersten Grund führt uns der heilige Geist, wenn er Gott also preiset: Du hast, Herr, alle Dinge geschaffen, und durch deinen Willen haben sie das Wesen und sind geschaffen. Offenb. 4, 11. Also ist der allererste Anfang aller Wesen das freie Wollen Gottes gewesen, eher hat auch nichts werden können, bis sich die Gottheit zu solchem Werke bewegt, und aus ihrem unzugänglichen Lichte hervorgethan hat.

42. Die Ordnung der Schöpfung drückt Luther kurz und gut also aus: Da Gott im Anfang Himmel und Erde erschuf, war sein erstes Merkmal das Wesen aller Dinge, darnach kam die leibliche Gestalt auch dazu, zum dritten dieses, daß es gute Creaturen waren. Aber solchen Unterschied der Creaturen merken nur die Frommen, setzt er dazu, die nemlich der Werke des Herrn achten, und eitel Lust daran haben.

43. Es läßt sich freilich diese Ordnung nicht wohl erklären, daß nicht dergleichen Fragen Zank gebären sollten. Moses hebet die Schöpfung von der Scheidung des Lichtes und der Finsterniß an, zeigt ferner den Ursprung der zwei obersten Elemente des Feuers und der Luft, dann des Wassers und der Erde; am vierten Tage meldet er vom Gestirn, am fünften von den Thieren und endlich von Gottes Bild, das Alles beherrschen sollte, und schließt mit dem Sabbath. Insgemein leitet uns auch die heilige Schrift dazu an, daß wir den ewig begehrenden Willen Gottes erkennen sollen, in welchem sich Gott von Ewigkeit beschauet, und nichts außer sich gefunden hat, darin er sich könnte offenbaren und gleichsam spiegeln. Weßwegen er selbst der Anfang und Ende aller Dinge worden, aus welchem, durch und zu welchem Alles ist nach Röm. 11, 36.

44. Hier sind nun große Tiefen verborgen, wie und wodurch der Dreieinige Gott alles hervorgebracht habe, beide das Sichtbare und Unsichtbare, was dasjenige Chaos und das ursprüngliche Wesen aller Dinge sey, wie es durch des Schöpfers Willen gebildet worden, wie derselbe alles darin nach seinem Wesen, Grund, Bildung, Farben, Eigenschaften und dergleichen erkannt und zuvor gesehen habe, und was dergleichen Betrachtungen mehr sind, davon hin und wieder bei erleuchteten Männern viel zu finden ist.

45. Von dem ewigen Willen Gottes, darin Gott alle Creaturen zuvor gesehen, heißt es: Wenn Gott die Todten lebendig macht, und ruft dem, das nicht ist, daß es sey, Röm. 4., so müssen alle Creaturen schon nach seinem unveränderlichen Rath in ihm gelebt haben, und wenn er rufet, das da nicht ist, als sey es schon: so war ihr künftiges Wesen bereits in seinem Rath gegenwärtig, und lebte in demselben.

Und von der schaffenden Liebe steht: Es war der göttlichen Liebe nicht genug, daß sie von der Beschauung ihrer selbst bewegt wurde, sondern es mußte sich das Gute ergießen und ausfließen, damit es sich vielen mittheilen könnte. Daher hat sie die englischen und himmlischen Herrschaften im Sinn gefaßt, und dieses Denken ist die Sache selbst gewesen, die durchs Wort erfüllet und im Geist vollendet worden.

46. Nun solcher gnädiger Wille Gottes ist gleichsam die Mutter, worin der Schöpfer alle seine Creaturen belebt und erweckt hat, auch noch heget und erwärmet. Denn in dieser allgemeinen unparteischen Neigung und Wohlgefälligkeit fasset er alles ohne Unterschied in seine Vorsorge und Pflege, und schließt keines aus, es sey vor der Vernunft so verächtlich als es wolle.

47. Denn das ist gewißlich wahr, was im B. der Weish. 11, 24. f. nacheinander bezeugt wird: Gott liebet alles, was da ist, und verabscheuet nichts, was er gemacht hat, denn er hat nichts Hassende zubereitet, er schonet Aller, weil sie seine sind.

48. Aus eben dieser Liebe kommt es, daß auch dem Schöpfer so tief zu Herzen geht, wenn sein Geschöpf Noth leidet. Gleichwie es den Heiland jammerte, daß das Volk verschmachten sollte, und er also Anstalt zu ihrer Erhaltung machte. Womit er denn eben seinen Vaters-Sinn und Schöpfers-Willen bewies, daß ihm seine Creatur so lieb sey, weil sie ihren Ursprung von ihm hat.

49. Wir erinnern uns bei diesem Liebes-Willen des Schöpfers billig, was Jes. 64, 8. die Gläubigen zu ihrem Trost setzen und daher beten: Nun Herr, du bist unser Vater, wir sind Thon, du bist unser Töpfer, und wir Alle sind deiner Hände Werk. Und Ps. 88, 8.: Herr, deine Güte ist ewig, das Werk deiner Hände wolltest du nicht lassen.

50. Mit diesem guten Willen aber war und ist noch in dem Schöpfer verknüpft seine Allmacht, da er als ein allgewaltiger Herr durch solche allen Dingen geboten, daß sie im Wesen seyn sollten. Dieß geschah durch den unumschränkten Befehl Gottes: Es werde! Und es ward durch solch' Wort alles, was da ist. So er auch noch jetzt spricht, so geschiehts, so er gebäut, so stehets da. Ps. 33, 9. Dieß schaffende Sprechen Gottes aber ist nicht ein äußerlicher Laut oder Ton, sondern ein Göttlicher Einschluß der Kraft durch das ewige Wort, den Sohn, wodurch der Wille des Vaters in alles eindringt, was ihm gefällt und dasselbe in's Wesen setzt.

51. Denn mit dieser seiner Macht arbeitet er noch täglich neue Creaturen hervorzubringen und sie zu vermehren. Insonderheit beweist er seine höchste Kraft in der Schöpfung der Menschen, die er als ein solch' Wunder-Bild formiret, und zum Zeichen seiner Allmacht in die Welt setzt. Daher Hiob 10, 8. bekannte: Deine Hände haben mich gearbeitet und gemacht alles, was ich um und um bin.

52. Dieß sind die Göttlichen Hände, durch welche auch der Sohn Gottes in seinen Tagen so viel Wunder that, und zur Noth oft Brodes genug schaffte. Er nahm bisweilen das Brod in seine Hand, und siehe es vermehrte sich in seiner Schöpfungshand zu viel Tausend, daß eine solche Menge essen konnte, Marci 8, 6. Durch diese Hände vermehrte er dort der Wittwe 1 B. d. Kön. 17, 14. das Mehl im Cad, daß es nicht verzehret ward, und den Oelkrug, daß ihm nichts mangelte.

53. Auf diese schaffende Hand Gottes laßt uns sehen, so oft es etwa mangeln will, und uns in dieselbe mit allen Sorgen ergeben. Diese milde Hand thut der Schöpfer auf, und sättiget alles mit Wohlgefallen, wenn aller Augen auf ihn sehen. Ps. 145, 16. Denn es ist lauter schaffen, segnen, vermehren und sättigen darin. Er kann dem Regen gebieten, daß er bei uns sey und aus wenigem viel mache, wenn wir's ihm nur zutrauen. 5 B. Mose 28, 6. f.

54. Nicht weniger nimmt die Creatur ihren Ursprung aus Gottes Weisheit, die er als der höchste Meister an allen seinen Werken, so gar auch an den verächtlichsten Würmlein auf eine unaussprechliche Art erwiesen hat; sintemal alles in der allerlieblichsten Ordnung und Harmonie zu besonderm Nutzen und Gebrauch in allen Umständen und nach den kleinsten Theilen eingerichtet ist, und jedes sein Geschöpfe hat, wozu es hervorgebracht war. Welches noch ungleich herrlicher würde hervorgeleuchtet haben, wo nicht der Fall der bösen Engel und der Menschen die ganze Creatur zerrüttet und geschändet hätte.

Siehe das 2te Capitel von dem Fall hieselbst.

55. Denn das müssen wir ein für allemal merken, daß, obwohl der Teufel durch die Sünde alles verkehrt und verderbt hat, gleichwohl die Güte des Schöpfers, als des ewigen Gut's anfänglich, alles gut, ja sehr gut erschaffen habe, wie es heißt 1 B. Mose 1, 31.: Also daß Gott gar nicht ein Ursacher des Bösen ist, welches hernach durch den Abfall eingedrungen war. Wie denn auch keine vernünftige Creatur von dem so guten Gott und wesentlichen Gut anders argwöhnen kann oder darf.

56. Es heißt billig davon im Buch der Weisheit 1, 14.: Gott hat Alles geschaffen, daß es im rechten Wesen seyn solle, und die Ursprünge der Welt sind heilsam, und ist in ihnen kein tödtlicher Gift innen. Also muß sich auch Niemand so hart an dem Schöpfer vergreifen, daß er ihm das geringste Böse in der Welt schuld gebe, wie doch unter dem unwissenden Volk allzu gemein ist, daß sie sagen, Gott habe sie so und so geschaffen.

57. Dieses ist hiebei nicht nöthig zu erinnern, daß Gott auch jetzt noch die Menschen und alle Creaturen selbst schaffe und hervorbringe; zumal wir schon viel Spuren davon bisher gesehen haben. Denn es hat der Schöpfer den Creaturen seine Göttliche lebendigmachende und erhaltende Kraft eingegeben, die alles im Wesen und Fortgang erhält, damit kein Mangel an etwas sey, und nichts von seinen Geschöpfen vergehe. Dieses heißen Einige eine Art des Geistes oder Lebens in der Natur.

58. Was von dem sogenannten Weltgeist gestritten wird, gehört hierher nicht; diejenigen, die etwas davon einsehen, legen die Sache ganz untadelich vor, daß Moses selbst davon die Spur an die Hand gebe, und die lebendig und fruchtbarmachende Kraft Gottes dadurch verstehe, welche der heilige Geist als der Schöpfer der Welt dem Chaos oder der ungestalteten Materie eingedrückt habe, 1 B. Mose 1, 2.

59. Welche nun diese Sache also beschreiben, die widerlegen selbst den groben Begriff und Ausdruck der heidnischen Welt-Weisen, welche der Welt eine eigene Seele zuschreiben, aus Mangel der Erkenntniß Gottes. So lassen sich auch einiger Gelehrten Meinung an ihrem Ort stehen, bleiben aber lieber bei dem einfältigen Grunde Mosis, welchem die alten Hebräer hierin nachgefolgt sind.

60. Und also beschreiben sie diesen Weltgeist nach Mose, als die Schöpfungskraft, welche den Creaturen von Gottes Geist mitgetheilt ist, zu ihrer Bewegung, Erhaltung und Fortpflanzung, als ein allgemeines Leben und Weben, daraus alle natürlichen Wirkungen herfließen.

61. Wir erinnern uns aber hierbei derjenigen Zeugnisse, worin Gott sich selbst noch immer die Schöpfung der Dinge, sonderlich der Menschen zuschreibt, ob sie schon durch die natürliche Fortpflanzung geboren worden. Denn so sagt Gott selbst von den Menschen, die nach Adam kommen waren: Er habe sie gemacht, 1. B. Mose 6, 7. Und Malachias bezeugt: Daß wir alle einen Vater haben und uns ein Gott geschaffen, Mal. 2, 20., der deßwegen auch unser Schöpfer heißt, an den wir denken sollen, Pred. 12, 1., welches eigentlich zu der Erhaltung gehört (davon anderweit gehandelt wird.)

62. Nun was ist denn die Absicht und Frucht solcher Schöpfung, und was hat der Herr dadurch gesucht und gemeint? Was anders, als seine Verherrlichung und Ehre? Er hat alles um sein selbst willen erschaffen; daß es wieder zu ihm komme, und er aller Dinge letzter Zweck sey und bleibe, Spr. 16, 4. Weil denn wir Menschen insonderheit zu vernünftigen Creaturen deßwegen erschaffen sind, daß wir den Schöpfer sollen preisen und ihm zu Liebe und Gefallen leben: so müssen wir uns auch vornehmlich nach solcher Absicht Gottes richten.

63. Wie sollen wir ihn aber preisen, wenn wir ihn nicht recht erkennen und zwar lebendig und wahrhaftig? Daher ist vor allen Dingen des Schöpfers Wille und Meinung, daß er erkannt werde, so weit ihn eine Creatur kennen mag. Denn siehe, dazu hat er sonderlich uns Menschen auf den Erdboden gesetzt, nicht daß wir uns selbst sollten suchen und meinen, sondern ihn allein.

64. Paulus mußte dieß den Heiden auch bezeugen, wie sie allerdings sollten und könnten ihren Schöpfer kennen lernen. Er hat, heißt es Ap. Gesch. 17, 27. die Menschen gemacht, daß sie den Herrn suchen sollten, ob sie ihn fühlen und finden möchten, und also will er sich gern zu erkennen geben.

65. Wie aber die Erkenntniß Gottes zweierlei ist, eine bloß natürliche und eine übernatürliche und geistliche: Also kann auch Gott auf diese beide Arten aus der Creatur erkannt werden. Einmal wird auch nach der Natur Gottes unsichtbares Wesen, seine ewige Kraft und Gottheit erkannt, so man dessen wahrnimmt an den Werken, Röm. 1, 20. Und da sollten billig alle Menschen bei allen Dingen ihres Herrn wahrnehmen, und seine Gegenwart, Allmacht, Weisheit und Güte daraus schließen und glauben.

66. Wenn sie in diesem geringen Anfang treu würden, so würde ihnen Gott auch das übernatürliche Licht geben, daß sie auch in höherm Grad seine Gottheit lernten schauen mit den Augen des Gemüths im Glauben, ja daß sie ihn in allen Dingen finden und genießen möchten. Denn das Licht des heil. Geistes leuchtet gern dem Menschen vor bei aller Gelegenheit, und führt ihn von dem Sichtbaren zum Unsichtbaren, von dem Geschöpf zum Schöpfer.

67. Wer nun darin sich läßt erleuchten, und nicht mit dem Vieh auf den vergänglichen Dingen liegen bleibt, sondern sich aufschwingt nach dem Ewigen, und da seine Ruhe suchet: dem kann die Creatur zu einer Leiter dienen, an welcher er zu Gott mit dem Gemüthe aufsteigen mag. Und o! daß sich ein Jeder darin übte, wie süß würde ihm Gott auch in der Creatur werden. Dahingegen, wenn man blos auf dem Sichtbaren bestehen bleibt, nichts als Unsegen und Schaden erfolgen kann.

68. Sirach Cap. 43, 5. u. f. gibt den Gläubigen seine Anleitung, wie sie überall Gott sehen mögen, und seine Herrlichkeit erblicken, wenn er nach der Länge davon spricht, und unter andern erinnert: Siehe den Bogen an und benedeye den, der ihn gemacht hat. - Wir sagen viel, und erreichens doch gar nicht, und die Vollendung der Worte ist: Er selbst ist Alles. Preisen wir's, wo werden wir's vermögen? Denn er selbst ist der Große über alle seine Werke, f.

69. Und so sollte es billig bei allem Gebrauch und Genuß der Geschöpfe und Gaben Gottes zugehen, daß wir uns dadurch wie durch einen Magnet zu Gott ziehen ließen, und nicht ruheten, bis wir dieß höchste Gut erkannt und erlangt hätten mit dem Geist unsers Gemüths. Dann weil wir ja mit so mancherlei sichtbaren Dingen handthieren müssen, so thäte ja jeder Mensch wohl, wenn er seine Gedanken unter der Arbeit und sonst mit solchen guten Betrachtungen beschäftigte, wie wunderbar Gott doch dieß und jenes geordnet, gezieret und dem Menschen zu gut erschaffen habe.

70. Das sollte uns denn wohl kräftig zur Liebe Gottes reihen, und eine herzliche Ehrerbietung, Unterthänigkeit, Scheu, Vertrauen, Begierde, Neigung und Lust zu dem ewigen Gut erwecken. Wir sollten recht entbrennen, Gott dankbar zu werden, und ihm wiederum zu dienen, weil ja uns alles auf seinen Befehl dienen muß.

Freilich soll das Geschöpf allein um des Schöpfers willen geliebt werden, es folgt auch aus der Liebe zu Gott von selbst eine ordentliche Liebe gegen sein Geschöpf. Wer Gott erkennet, der erkennet auch die Creatur, versteht dieselbe, und hat sie um Gottes willen auch lieb, denn in der Creatur sind Fußstapfen und Merkzeichen der Gottheit, sagt Luther über 1 B. Mose 23.

71. Die Sache aber muß nach Gottes Willen also zugehen: Wir müssen Gott allein für gut halten, und seine Güte allein in den Creaturen sehen und fühlen lernen, auch uns darüber allein freuen; sodann ist die Liebe Gottes auch in den Creaturen gut und heilig; und solche Liebe gibt eine große Ruhe und Vergnügung, denn sie beruhet lediglich in Gott, nicht in der Creatur. Dieß kann und soll uns auch zur Danksagung bei allem Genuß bewegen. Dieß ist sodann das einfältige Auge, darin wir nur einem Herrn dienen und lieben, nicht aber die Creatur neben Gott setzen müssen. Matth. 6. 22.24. 1. Joh. 2, 15. Jac. 4, 4.

72. Allein dieses ist zwar bald gesagt, aber nicht so gleich erfüllt, wo der Geist Gottes das Herz nicht immer vom Sichtbaren ab- und mit der Liebe und Begierde an sich ziehen und hängen kann. Sintemal es sonst so tief in's Irdische eingewurzelt ist durch den Fall, daß es nicht anders als mit großer Kraft kann losgerissen werden. Da denn die Göttliche Liebeskraft das Beste thun kann, wenn sie sich in unsere Seelen ergeußt, und darin ausbreitet, die irdischen Gedanken unterdrückt und bestraft, und also unter manchem Kampf die Creatur recht brauchen lehrt.

73. Außer dem bleibt wohl der Mensch das unerkenntlichste Geschöpf gegen seinen Schöpfer. Denn die Natur fällt alsbald auf's Sichtbare, bleibt darin liegen, und vertieft sich in abgöttischer Liebe, Ergötzung und Hochachtung derselben, daß es den wahren Ursprung gar darüber vergißt. Solche dienen dem Geschöpf mehr als dem Schöpfer, der doch ist gelobet in Ewigkeit. Röm. 1, 26.

74. Hingegen, wenn der heilige Geist uns kann erleuchten und heiligen, daß wir ihm nemlich folgen, und nicht widerstreben, so erweckt er uns zu lauter Liebe und Lob Gottes auch über seine Creaturen. Da erinnert er uns nach einander so vieler unzähligen Gaben Gottes, und dieß erfreuet uns, daß wir nicht anders können, als ihm solches alles danken und zuschreiben, auch in sein Lob und Bekenntniß ausbrechen gegen Jedermann. Da werden wir recht Gelegenheit suchen von Gottes Güte zu denken und zu sagen, und alle unnütze Worte und Dinge darüber vergessen.

75. Im 101. Psalm wird des Herrn Lob über seine Geschöpfe uns zum Vorbilde gar herrlich besungen, und endlich beschleußt der Geist sehr schön v. 31.: Die Ehre des Herrn ist ewig, er hat Wohlgefallen an seinen Werken. Ich will dem Herrn singen mein Lebenlang u. s. w. Also sehen wir, daß sich die Gläubigen immer darin geübt haben, und es für ihre höchste Lust und Ehre geachtet, des Herrn große Werke zu preisen. Man lese Sirach's seine Vorstellung nach einander im 43. Cap. sonderlich v. 15. u. f., so wird man sich recht beschämt finden, daß man so wenig an diese Pflicht gedacht hat, den Herrn zu preisen über seiner Hände Werk, und wird nothwendig darin lernen fleißiger seyn.

76. Zwar wird sich Niemand vermessen dürfen, als ob er Gottes Lob darin erschöpfen und erfüllen wollte; denn auch im Aeußerlichen kein Verstand die Zahl, Masse, Schönheit, Güte und Weisheit der Creaturen erreichen wird, wie viel weniger das Innere und den geistlichen Zweck, nemlich Gottes Preis. Es bleibt wohl dabei, was Sirach daselbst v. 34. sagt: Preiset den Herrn und erhöhet ihn, so hoch ihr könnt, er wird doch noch darüber seyn. Wendet viel Kraft an ihn zu erheben, werdet nicht müde, denn ihr werdet's gar nicht erreichen.

77. Inmitten ist doch der gütigste Schöpfer auch mit der einfältigen Anbetung und Danksagung einer gläubigen Seele in Christo zufrieden, und ist ihm keine größere Lust, als wo sich die Creatur in Demuth und Treue wieder zu ihm wendet, und ihn als den Brunnen alles Guten erkennet und anbetet; darüber freuet sich alles Himmels-Heer, und was uns schwachen Menschen hierunten auf Erden fehlt, das ersetzen die Chöre der Engel und himmlischen Heerschaaren.

78. Jedoch darf die Vernunft oder Heuchelei nicht denken, als lasse sich der Schöpfer mit bloßen Worten abspeisen, wenn die Menschen nach Gewohnheit vor und nach Tische dem Herrn äußerlich mit dem Munde danken, oder sonst vermeinen ihn zu loben, denn wo es nicht aus dem Glauben geht, so ist es Sünde, wie kann es denn Gott gefallen?

79. So ist auch dieses kein Dank, sondern der schnödeste Undank, wenn die Meisten anstatt des schuldigen Gehorsams, den gleichwohl ein Geschöpf seinem Werkmeister und Ursprung schuldig ist, nur in allem zum Verdruß leben, und wider dessen Willen stracks das Gegentheil thun, wie wir hernach hören werden, da Gott freilich im Gewissen solcher Leute immer fragen muß: Dankest du also dem Herrn deinem Gott, du toll und thöricht Volk.

80. Darin aber bestehet das rechte Dankopfer, daß wir unsern Gott, der uns gemacht hat, auch mit der That preisen, und zwar mit dem Leibe und dem Geist, welche Gottes sind, nicht nur nach der ersten sondern auch nach der andern Schöpfung. 1 Cor. 6, 20. Alsdann aber preisen wir den Herrn in der That, wenn unser Herz, Muth und Sinn und alle Kräfte, ja was uns Gott gegeben hat, sich dem Herrn wieder unterwirft, nach seinem Willen fragt und so dann thut, in Einfalt und Wahrheit, wozu er uns verordnet, erschaffen und berufen hat.

81. Denn wie die ganze Creatur, auch die unvernünftige und leblose, in des Schöpfers Ordnung einhergehet, und seinen Befehl ausrichtet, wozu er sie gesetzt hat, besser als die meisten Menschen, so daß auch die schrecklichsten Dinge, als Feuer, Hagel, Sturmwind und dergleichen Gottes Gebot gehorchen, und ihren Schöpfer rächen: Also sollte ja wohl der Mensch viel Tausendmal mehr in den Schranken bleiben, die der Herr gesetzt hat, und nicht ausschweifen.

82. Aber ach, welche Schmach, Untreue und Rebellion erlebt er nicht von den Meisten! keine Creatur in der Welt ist nächst den Teufeln ihm so widerspenstig, als eben der Mensch. Dieser mißbraucht seinen Verstand, Willen und Kräfte meist dem eigenen Herrn zuwider, und macht aus den besten Gaben solche schädliche Waffen, damit er Gott seinen Himmel gleichsam stürmet, und ihn recht feindselig bekrieget.

83. O wie klaget der Geist nicht nur über die Heiden, sondern auch über heidnische Christen, Röm. 1, 25. Sie haben dem Geschöpf mehr gedienet denn dem Schöpfer. Darum hat sie auch Gott dahin gegeben in schändliche Lüste. - Sie haben nicht geachtet, Gott zu erkennen, u. s. w.

84. Aber wie würde es dem Herrn Christo gefallen haben, wenn die Leute, die er speisete, das Brod hätten genommen und mit Füßen getreten, vor seinen Augen? Nicht anders thun wahrlich alle, die Gottes Wohlthaten also unerkenntlich verschlingen oder sonst verderben: Sie machen sich aller weiteren Gnade unwerth. Und weil sie im Geringen nicht treu sind, so werden sie auch über nichts mehr gesetzet.

85. So viel nun noch ein Gefühl von solcher Schmach haben, die dem Schöpfer täglich angethan wird, die lernen auch anders gesinnet werden, und sich dem gemeinen Verderben der Creatur ernstlich in Christo entziehen, damit sie nicht die gemeinen Plagen dürfen erfahren. Sintemal die Creatur der Eitelkeit unterworfen ist wider ihren Willen, und seufzet und ängstet sich noch immerdar unter dem Mißbrauch. Röm. 8, 20. 22.

86. Worüber ergeht aber dieß Seufzen und Klagen der armen Creatur, als eben über die, welche ihr solches durch ihren Mißbrauch in Wollust, Geiz, Pracht und Tyranney auspressen? Da schreien alle Tropfen gleichsam, die da zum Ueberfluß von Schwelgern genommen werden, Rache über sie; und eine jede Gabe Gottes zeuget wider die Kinder der Bosheit. Also auch, wenn man mit den Thieren ohne Noth tyrannisch handelt, oder sonst etwas leichtsinnig verderbt, so ist's Sünde: Denn der Gerechte erbarmet sich auch seines Viehes, der Ungerechte aber gehet mit dem übel um, was er doch nicht erschaffen hat. Sprüchw. 12, 10.

87. Darum lasset uns doch in des treuen Schöpfers Rath und Sinn lernen einsehen, wozu er doch alles in's Wesen gebracht habe: Hat er es nicht den Menschen zu gut gethan? Hat er nicht ihn zum Herrn gesetzt über andere sichtbare Creaturen? 1 B. Mos. 1,16. Hat er nicht die Erde den Menschenkindern gegeben? Nun was kann uns denn mehr bewegen, alle diese theuren Gaben Gottes wohl anzulegen, als eben diese überflüssige Güte Gottes, die er ungesucht bewiesen hat?

88. Um deßwillen laßt uns doch ernstlich dahin ringen, daß wir Gottes Geschöpfe recht nach seinem Willen brauchen, wozu er sie uns gegeben hat. Denn keine Creatur ist uns recht nütze, wenn wir sie auch alle auf einem Haufen hätten, wenn wir sie unrecht brauchen, sondern es folgt anstatt des Segens Gottes Zorn und Unsegen darauf. Alsdenn aber ist alle Creatur gut und nichts verwerflich, wenn es mit Danksagung genommen wird. 1 Tim. 4, 4.

89. O welch' eine Gnade ists vom Schöpfer, daß wir arme gefallene Menschen gleichwohl nach dem Fall noch die Gaben Gottes genießen dürfen, die wir sonst wegen der Sünde nicht eines Bissen Brodes, sondern der Hölle werth waren! wie theuer ist diese Güte, daß er noch Speise geschaffen hat, zu genießen mit Danksagung den Gläubigen! Sollten wir denn nicht alles in Gottes Ordnung mit Demuth nehmen, und die Herzen stets dabey zum Ursprung erheben? v. 3. 5.

90. Es kann und soll von Rechts wegen im äußerlichen einen Gläubigen nichts mehr demüthigen, als dieses, daß er noch Freiheit hat, Gottes Gaben im Segen zu genießen. Dieses Recht hat uns der Sohn nach dem Fall wieder erworben, da wir sonst allen Anspruch durch die Sünde verloren hatten. Da ward er so arm, dürftig und verlassen um unsertwillen, damit wir nicht zeitlich und ewig darben dürften 2 Cor. 8, 9. Und daher sagt der Geist den Gläubigen mit Recht: „Alles ist euer.“ 1 Cor. 3, 21.

91. So ist auch dieses eine selige Hoffnung für Gläubige, daß obwohl durch den Fall alles unter den Fluch gerathen ist, doch endlich derselbe wieder soll weggethan und alles erneuert werden, wie es im Anfang war, damit das Ende den Anfang finde. Denn auch die Creatur wird frey gemacht werden von dem Dienste des vergänglichen Wesens zur herrlichen Freiheit der Kinder Gottes Röm. 8, 21. Und deswegen warten wir eines neuen Himmels und auch einer neuen Erde, in welcher Gerechtigkeit wohnet. 2 Per. 3, 10. nemlich wenn der Herr alle die Dinge neu machen wird, als er verheissen hat. Offenbarung Joh. 21, 15.

Daß die einmal von Gott in's Wesen gebrachte Creatur nicht auf ewig vernichtet, sondern nur erneuert und gereinigt werden solle, haben unter den Alten schon sehr viele eingesehen. Am deutlichsten sagt Luther oft davon in der Kirchen-Postill am 4. Trinit.: Gott wird die Welt (nach 6000 Jahren) in einen Haufen stoßen, und um der Auserwählten willen auch die Creaturen wiederum (wie St. Petrus 2 Epist. 3, 13, auch lehret) reinigen und verneuen. Diese Hoffnung haben wir und die ganze Creatur mit uns, welche auch um unsertwillen auf das schönste gereiniget und erneuert werden wird. - Die Auserwählten sollen beides Himmel und Erde besitzen. - Alle Creaturen werden nicht zergehen, und zunichte werden, sondern verneuet.

92. Was aber uns selbst anbelangt, haben wir am meisten zu ringen und zu bitten, daß uns Gott inwendig zuvörderst neu schaffen wolle zu neuen Creaturen und ganz erneuern, damit das Alte vergehe, und dagegen alles neu in uns werde. Denn weil unser alter Mensch vor Gott nicht bestehen kann, und das Alte also vergehen muß mit allem Bösen und Unreinen: so muß uns denn nun anstatt der alten Schöpfung die neue immer vor Augen stehen, daß wir nirgends ruhen, bis wir ein rein neu Herz überkommen, und die alten Himmel dem neuen Reich Gottes in uns weichen müssen. Gott gebe es aus Gnaden.

93. Nur lasset uns diesem treuen Schöpfer auch aus ganzer Macht vertrauen und glauben, der uns selbst erschaffen, Leib und Seele gegeben, auch von Jugend auf bis jetzo nicht nöthiges mangeln lassen, der wird es ja auch weiter thun. Lässet er doch nie kein Vögelein hungern, keinen Sperling ohne seinen Willen fallen: so wäre es ihm eine Schmach, wo er etwas gemacht hätte, dafür er auch nicht sorgte, so laßt uns ihm auch unsern Leib und Seele vertrauen.

94. Es ist gleichwohl alles sein, und muß ihm alles dienen. Die Erde ist des Herrn, der Erdboden und was darauf wohnet Ps. 24,1. Hat er nun über alles Recht und Macht, warum wollten wir nicht selbst auch willig sein eigen seyn, und auch ihn wieder uns zueignen? Sind wir seiner Hände Werk, so wird er uns ja nicht lassen, wenn etwas anders über uns will Herr werden, als er selbst. Siehe alle Thiere sind sein, der Erdboden ist sein und was darinnen ist, alles steht in seiner Hand. Ps. 50, 13. Was er nun weiß, daß uns gut ist, wird er uns nicht versagen. Denn es muß ihm alles zu Gebot stehen und denen dienen, die es mit i-hm halten. Durch den Glauben kann auch alles unser werden, wo es uns nöthig ist. Denn er ist nun nicht allein der Gläubigen Schöpfer, sondern auch, was noch vielmehr ist, ihr Vater, daher haben sie alles, was sein ist, in Christo Jesu, der uns alles wiederbracht hat.

95. Gesetzt nun, daß uns schiene etwas zu mangeln nach der Vernunft und dem Fleische, so behalten doch die, so ihm anhangen, Gott selbst, in dem finden wir alles genug. Denn haben wir ihn wahrhaftig, so haben wir alles. So und nicht anders kann der Glaube mit Grund sagen: Herr, wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erden. Ps. 73, 2. Haben wir den Schöpfer zum Freund, so muß uns die Creatur wohl dienen und gönnen, was er uns gönnet. Er ist doch besser, als alles Andere.

96. Sollen wir denn auch leiden, und aus diesen sichtbaren Dingen ausgehen, nach Gottes Willen, so laßt uns ihm unsere Seelen befehlen, als dem treuen Schöpfer in guten Werken. 1 Pet. 4, 19. Der uns geschaffen hat, wird uns auch bewahren und alles ersetzen, ja auch nach dem Tod viel herrlicher hervorbringen, als wir gewesen.

Gebet.

Nun Vater, so verkläre denn dich und deinen Sohn in unsern armen Herzen, als einen wahren Schöpfer aller Dinge, und lehre uns also dich lebendig erkennen und anbeten. Siehe, wir sind deiner Hände Werk, die haben uns gebildet und bereitet, das haben wir nie erkannt, wie wir gesollt, noch dich nach Würden gepreiset, könnens auch noch nicht ohne deinen schaffenden Geist. Weil du uns denn nicht gern umsonst willst in die Welt gesetzt haben, sondern deinen Zweck an uns gerne so erreichest: So bitten wir dich, du wollest uns für allen Dingen ein rein Herz schaffen, und uns zu deinen neuen Geschöpfen machen in Christo, auch also ganz bekehren, daß wir im Lichte deines Geistes die Geheimnisse deiner Schöpfung zur Besserung lernen einsehen, vor deiner offenbarten Majestät gerne niederfallen, und uns derselben in Gehorsam unterwerfen: Damit wir wieder als gute Creaturen mit dir zu Lobe leben. Laß uns nimmermehr in solche Gottes Vergessenheit gerathen, deine guten Gaben zur eigenen Lust Erhebung und Abgötterei zu mißbrauchen und dich zu schmähen.

Stärke uns im Geist des Glaubens, alles mit Erhebung des Gemüths in Dank und Anbetung zu nehmen, dich in deinen guten Wohlthaten zu fühlen und zu finden, und also den Segen mir zu genießen, den du geist- und leiblich in deine Creaturen gelegt hast. Laß uns auch im Glauben immer deinen treuen Schöpferssinn erfahren, uns dir gänzlich anvertrauen, auf dich in allen deinen Schickungen sehen, um deinetwillen gern alles verleugnen, und an dir ewig genug haben und behalten, daß du könnest uns Alles und Eins seyn, ja besser denn alle Creaturen, hochgelobet in Ewigkeit. Amen.

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