Arndt, Johann - Erbauliche Psalter-Erklärung - Psalm 25, Vers 8-22.

Arndt, Johann - Erbauliche Psalter-Erklärung - Psalm 25, Vers 8-22.

Was der Mann Gottes, Moses, von Gott zeuget (5 B. 32,3.4.): ich will den Namen des HErrn preisen, gebt unserem Gott allein die Ehre; er ist ein Fels, seine Werke sind unsträflich; denn alles, was er tut, das ist recht; treu ist Gott und kein Böses an ihm, gerecht und fromm ist er - dasselbe rühmt und preist auch David in dem verlesenen Abschnitt unseres Psalms und zeigt die vornehmsten Wohltaten und Gnadenwerke, die Gott täglich an uns beweist. Daraus wollen wir lernen, wie unser lieber Gott alle die, so ihm herzlich vertrauen, sich ihm ganz und gar überlassen, und seiner Barmherzigkeit, gnädigen Regierung und göttlichem Willen sich übergeben, freundlich, gnädig und väterlich regiert, leitet und führt zu ihrer Seligkeit und zu allem Guten.

V. 8. Der HErr ist gut und fromm, darum unterweist er die Sünder auf dem Weg. Mit diesen Worten werden wir erinnert, dass wir uns doch von ganzem Herzen Gott übergeben sollen; er ist ja so fromm, so gütig; wir würden es auch selbst erfahren, dass er uns nicht lässt verderben. Der HErr ist gut, wie kann er dir doch Böses tun? Seine Natur ist eitel Liebe und Güte; er kann nicht anders tun als wie er ist, darum tut er alles Gute herzlich und gründlich allen denen, die ihn lieb haben. Ja so gut ist er, dass er sich selbst uns ganz und gar gibt und sich uns mitteilt; warum sollten wir uns denn Gott nicht wiedergeben? Der HErr ist auch fromm; er ist gut nach seinem Wesen, gerecht nach seinem Willen. Er gönnt allen Menschen alles Gute von Herzen, tut ihnen alles Gute und tut keinem Menschen leid. Und wie von ihm alles Gute kommt, so kommt von ihm alle Gerechtigkeit, Billigkeit und Frömmigkeit. Deswegen unterweist er die Sünder auf dem Wege; die irrenden Sünder ruft er und führt sie wieder auf den rechten Weg; so gütig und fromm ist er, dass er nicht einen Menschen verderben lässt. So tat er unseren ersten Eltern, da sie von ihm abgefallen waren, da rief er sie und führte sie wieder zu sich. Das Wörtlein „unterweist“ lehrt uns, wie Gott erstlich unsere Sünde, Irrtum und Fall uns zu erkennen und zu verstehen gibt, und danach den rechten Weg zeigt, wie er unser Herz rührt und bewegt mit seinem Wort, Geist und Kraft. So unterweist uns Gott täglich auf dem ganzen Weg unseres Lebens, dass wir wieder zu ihm kommen sollen; darum ist Christus in die Welt gekommen, dass er uns arme Sünder recht unterweise mit seiner Lehre und seinem Leben, auf dass er uns wieder zum Vater brächte.

V. 9. Er leitet die Elenden recht und lehret die Elenden seinen Weg. Gott lehret nicht mit bloßen leeren Worten, wie ein Mensch lehrt, sondern er lehrt mit der Tat, Kraft, Geist, Licht und Trost, dass das Herz geändert, erleuchtet, geheiligt wird. Ihr Elend erkennen aber nur die Demütigen, die Hoffärtigen nicht; denn die Hoffart und der Zorn hindert die göttliche Weisheit. Solche Elende aber, die demütig sind und sich Gottes Willen gerne unterwerfen, wird Gott in ihrem Kreuz recht führen, und sie lehren, wie sie sich darin schicken sollen; er will sie lehren, was er von ihnen will getan haben; denn Gottes Willen ist des HErrn Weg. Gott hat uns seinen Willen im Gesetz und Evangelium geoffenbart im Allgemeinen. Insonderheit aber will er den Demütigen, Sanftmütigen und Elenden seinen Weg offenbaren und sie lehren, wie sie Gottes heiligen Willen täglich sollen vollbringen, was Gott insbesondere durch sie tun und wirken, und wozu er sie in der Welt brauchen will, auf dass sie so zu seiner Ehre und des Nächsten Nutz ihr ganzes Leben anwenden. Darum nun sollen wir Gott täglich bitten, dass er uns diesen seinen Weg wolle offenbaren und mit lebendigem Geist also lehren, dass er uns Kraft und Vermögen dazu gebe.

V. 10. Die Wege des HErrn sind eitel Güte und Wahrheit denen, die seinen Bund und Zeugnis halten. Güte und Wahrheit sind die Wege, dadurch Gott zu uns kommt, und dadurch wir müssen zu ihm kommen. Aber seine Wege sind seine Werke, darum ist alles, was Gott mit uns handelt, alle seine Werke, Gnade und Wahrheit. Ach wie viel Gnade und Barmherzigkeit erzeigt er uns in unserem ganzen Leben an Leib und Seele, und wie große unaussprechliche Wahrheit übt er an uns! Wie ist er doch so getreu, wie viele tröstlichen Verheißungen hat er uns gegeben in seinem Wort, die da sind die ewige Wahrheit, darauf wir uns in Ewigkeit gewiss verlassen können, weil seine Gnade und Wahrheit ewig ist. Wie viele reiche Verheißungen haben wir in Gottes Wort von Vergebung der Sünden, Errettung aus aller Trübsal, Erhörung unseres Gebets, von ewigem Leben und zukünftiger Herrlichkeit! Alles, was Gott mit uns handelt und tut, ist lauter Gnade und Wahrheit. Und das ist auch das rechte Fundament unser Seligkeit; denn was ist Christus mit seinem ganzen heiligen Verdienst anders denn Gnade und Wahrheit?

An wem übt nun Gott diese Werke oder diese seine Wege der Gnade und Wahrheit? An denen, die seinen Bund und Zeugnis halten. Gottes Bund und Zeugnis halten oder bewahren ist, den Glauben bewahren an unseren HErrn JEsum Christum; denn das ist Gottes Zeugnis, sagt St. Johannes (I. Br. 5,9), das er gezeugt hat von seinem lieben Sohn, dass wir in ihm leben sollen. Wer nun dieses Zeugnis und diesen Bund Gottes bewahrt, an Christum glaubt und in Christo lebt, an dem will und kann Gott nichts anderes beweisen denn Güte und Wahrheit. Denn der Bund, den er mit den Menschen gemacht hat, ist Güte und Wahrheit, und dieser Bund ist durch Christi Tod bestätigt.

V. 11. Um deines Namens willen, HErr, sei gnädig meiner Missetat, die da groß ist. Es ist dem lieben Gott eine große Ehre, dass er alle armen Sünder, die Buße tun und zu seiner Barmherzigkeit ihre Zuflucht nehmen, zu Gnaden annimmt und ihnen ihre Sünde vergibt. Darum werden ihn alle Auserwählten hoch preisen, wie Offenb. 4,10 steht: Du bist würdig zu nehmen Preis, Ehre und Kraft. Da Gott die Kinder Israel vertilgen wollte, weil sie das goldene Kalb gemacht hatten, sprach Moses: HErr, wo will dein großer Name bleiben? Ist die Missetat des Volkes groß, so lass doch deine Barmherzigkeit auch groß werden; hast du nicht gesagt, du seist ein Gott von großer Barmherzigkeit (2 Mos. 32,11)? So sagt David hier auch: meine Missetat ist groß; aber deine Barmherzigkeit ist auch groß, darum wirst du mir gnädig sein. Denn wo die Sünde mächtig worden, da ist die Gnade noch viel mächtiger worden (Röm. 5,20).

V. 12. Wer ist der, der den HErrn fürchtet? Er wird ihn unterweisen den besten Weg. Gott wird dem, der ihn von Herzen fürchtet und liebt, geben ein Herz voll Weisheit, Verstand, Glauben, Trost, Freude, Kraft, Sieg und Schutz, dass er alle seine Freude und Lust an Gott haben möge in Zeit und Ewigkeit, und das ist ein solcher Weg, wie er Gott wohlgefällt und wie ihn ein Mensch nur immer wünschen und auswählen kann. Für dieses Leben aber will Gott denen, so ihn fürchten, seinen göttlichen Rat und Willen offenbaren in all ihrem Tun, dass alles, was sie vornehmen, möge Gott gefallen und glücklich fortgehen, wie wir an Joseph, David und Daniel sehen. Und wenn uns Gott gleich durchs Kreuz führt, so wird es zuletzt doch offenbar, dass dieser der allerbeste Weg war.

V. 13. Seine Seele wird im Guten wohnen und sein Same wird das Land besitzen. Die unsterbliche Seele kann nicht in vergänglichen Dingen, Ehre, Ruhm u. dergleichen ihre Wohnung haben; die Ruhe und Ersättigung der Seele ist allein in Gott, nur von Gott empfängt sie Licht, Kraft, Friede, Freude, Trost, Weisheit und alles Gute. Die Seele dessen, der Gott fürchtet, wird in seiner Liebe ruhen und in Gottes Gnade und Treue sicher sein. Denn der Name des HErrn ist ein festes Schloss; der Gerechte läuft dahin und wird beschirmt (Spr. 18,10). Sein Same wird das Land besitzen, er wird ausgebreitet und gesegnet sein; denn Gott will Gutes tun denen, die ihn lieben, bis in tausend Glied.

V. 14. Das Geheimnis des HErrn ist unter denen, die ihn fürchten, und seinen Bund lässt er sie wissen. In Christo ist uns das allerhöchste Geheimnis von unserer Erlösung geoffenbart, von dem St. Paulus sagt (Kol. 1,26), es sei von der Welt her verborgen gewesen, nun aber habe es uns Gott geoffenbart durch das Evangelium. Darum nennt auch hier der Psalm dies Geheimnis Gottes Bund. Von diesem Geheimnis in Christo lässt uns allen Gott durch sein Wort so viel wissen, als uns zur Seligkeit nötig ist; aber denen, so ihn besonders fürchten und lieb haben, offenbart er durch seinen heiligen Geist noch größere Erkenntnis, wie wir an Abraham, David und an den Aposteln sehen.

V. 15. Meine Augen sehen stets zu dem HErrn; denn er wird meinen Fuß aus dem Netz ziehen. Hier lehrt uns David, wie wir in unserem Kreuz, es sei leiblich oder geistlich, innerlich oder äußerlich, allein auf Gott sehen sollen, weil er durch seine Weisheit und Allmacht alles regiert. Zu einem rechten Gebet gehört, dass man seine ganze Zuversicht auf Gott setze, und wie wir unser Angesicht dahin wenden und das ohne Unterlass ansehen, was wir begehren, also sollen die Augen unseres Herzens, Glaube und Hoffnung, immer auf Gott sehen und sich nicht von ihm abwenden; denn wir sollen die feste Zuversicht haben, er sehe, kenne und wisse unsere Not, und wolle auch als ein erbarmender Gott alle Not und Gefahr, List und Betrug des Teufels und der bösen Welt und aller unserer Feinde abwenden, dass unser Fuß in ihrem Netz nicht gefangen werde. Wie mancher entrinnt aus dem Netz und Strick seiner Feinde allein durch das starke Vertrauen auf Gott.

V. 16. Wende dich zu mir und sei mir gnädig; denn ich bin einsam und elend d. h. das ist ja deine Weise, dass du die Einsamen und Elenden ansiehst: ich bin einsam und elend, und habe keine menschliche Hilfe, darum wende dich zu mir und sei mir gnädig. Da haben wir den herrlichen Trost: wenn uns gleich die Menschen verlassen, ja alle Welt, so wolle uns doch Gott nicht verlassen, wie wir lesen (Jes. 49,14): Zion spricht: der HErr hat mich verlassen, der HErr hat mein vergessen. Kann auch ein Weib ihres Kindleins vergessen, dass sie sich nicht erbarme über den Sohn ihres Leibes? Und ob sie dessen vergäße, so will ich doch dein nicht vergessen; siehe in die Hände habe ich dich gezeichnet.

V. 17. Die Angst meines Herzens ist groß; führe mich aus meinen Nöten. Gott ist's allein, der unseres Herzens Angst sieht, kennt und hört; wenn wir gleich Menschen unseres Herzens Angst klagen, dennoch sehen und erkennen sie dieselbe nicht. Solche geistliche Wunden des Herzens kann Niemand heilen, denn Gott allein; das tut Gott durch sein Wort und den heiligen Geist. Er lässt uns oft in solche Seelenangst und geistliche Traurigkeit geraten, auf dass wir würdig werden zu schmecken den kräftigen himmlischen Trost. Darum ist diese geistliche Traurigkeit nichts anderes als eine Bereitung zur himmlischen Freude.

V. 18. Siehe an meinen Jammer und Elend und vergib mir alle meine Sünde. Meine Sünden haben diesen meinen Jammer und mein Elend verursacht, das erkenne ich und darum bitte ich, du wollest nicht meine Sünde, sondern meinen Jammer ansehen und mich vom Elend erlösen. Wollen wir Linderung in unserem Kreuz haben, so müssen wir bei der Vergebung der Sünden anfangen; denn du sollst wissen, dass dein Gott ein barmherziger Gott ist; wenn du dich zu ihm bekehrst, so wird er dich nicht verderben; auch nicht seines Bundes vergessen (5 Mos. 5,31).

V. 19. Siehe, dass meiner Feinde so viel ist, und hassen mich aus Frevel. Hier wird Gottes Gerechtigkeit angerufen; denn das ist Gottes Eigenschaft, dass er Recht schaffe denen, so Gewalt leiden. Gegen unsere Feinde können wir uns nicht besser schützen denn mit dem Gebet, das ist das geistliche Schwert, das die Feinde schlägt, und es ist fast unglaublich, was das Gebet wider die Feinde vermag.

V. 20. Bewahre meine Seele und errette mich; lass mich nicht zu Schanden werden, denn ich traue auf Dich. Du bist ein Hüter und Wächter meiner Seele und meines Lebens; du hast mir mein Leben gegeben und bist ein Herr desselben, darum bewahre meine Seele. Gott bewahrt unsere Seele vor Irrtum und falscher Lehre, vor Aberglauben, vor der List des Teufels und Verzweiflung; er bewahrt uns durch sein Wort, dass wir nicht in Laster und Schanden geraten. Gott bewahrt aber unsere Seele auch zeitlich, dass uns Niemand unser Leben nehmen kann, wenn wir Gott vertrauen, bis er selbst unsere Seele von uns nimmt; und auch dann darf sie keine Qual des Todes anrühren, er lässt sie nicht ewig zu Schanden werden.

V. 21. Schlecht und recht, das behüte mich, denn ich harre dein. Hier lehrt uns David bitten um den einfältigen Glauben, der sich hält an das reine, klare, lautere Gotteswort, dass wir bei demselben mögen erhalten werden, weil unsere Seele davon lebt, und um ein unsträfliches Leben, um Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit. Lass mich dein Wort als die edle Speise erhalten, auch wahre Unschuld, Aufrichtigkeit, Tugend und ein gutes Gewissen mich stets behüten, dass ich mich nicht an dir oder Menschen versündige, so wird meine Seele leben und erhalten bleiben. Weil aber in unserem Leben viel Schwachheiten mit unterlaufen, so müssen wir im Glauben Zuflucht nehmen zu der Unschuld und Gerechtigkeit unseres HErrn JEsu Christi, dass sie zudecke unsere Schwachheit und Gebrechen und uns erhalte in allen Anfechtungen wider Sünde, Tod, Teufel und Hölle.

V. 22. Gott erlöse Israel aus aller seiner Not. Ach Gott, hilf mir und allen notleidenden Gläubigen; was ich gebeten habe, gib mir und allen, die dir vertrauen! So bitten alle Gläubigen für uns, seufzen und leiden mit uns; und wir alle erbitten uns die Erlösung von dem rechten Erlöser, Jesu Christo. Ja wir haben die geistliche Erlösung schon erlangt und heißen nun die Erlösten des HErrn: die Erlösten des HErrn werden kommen, ewige Freude wird über ihrem Haupt sein (Jes. 35,10), und der HErr hat uns erlöst, erlöst uns noch täglich und wird uns erlösen aus allen Nöten (2 Kor. 1,10). Amen.

Gebet.

Allmächtiger, ewiger und gerechter Gott, Vater unseres HErrn Jesu Christi, ich bitte dich, du wollest mir um Christi willen alle meine Sünde vergeben, dass ich nicht zu Schanden werde, und dass sich meine Feinde, Teufel, Welt und Tod nicht über mich freuen. Ach HErr, sei mir gnädig; gedenke nicht der Sünden meiner Jugend und meiner Übertretungen, welche groß, schwer und unzählig sind, gedenke aber mein nach deiner großen Barmherzigkeit um deiner Güte willen. Hilf mir von aller Anfechtung, Angst und Traurigkeit, tröste mich mit deinem Wort, erquicke mein Herz mit deinem heiligen Geist. Um deines Namens willen, HErr, sei gnädig meiner Missetat, die da groß ist; du bist ja gut und fromm, barmherzig und gnädig. Darum sei auch mir gnädig, wie du verheißen hast, und siehe an meinen Jammer und mein Elend, und vergib mir alle meine Sünde. Nach dir, HErr, verlangt mich; mein Gott, ich hoffe auf dich; täglich harre ich dein. Ich traue auf dich; zeige mir deine Wege und lehre mich deine Steige, leite mich in deiner Wahrheit, errette mich und führe mich aus allen meinen Nöten und sei eingedenk deiner Barmherzigkeit und deiner Güte, die von der Welt her gewesen ist; so will ich dir in Ewigkeit danken und deine Güte und Wahrheit rühmen, loben und Preisen und von dir singen und sagen von nun an bis in alle Ewigkeit. Amen.

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