Arnd, Johann - Wie ein Mensch durch's Gebet die Weisheit Gottes suchen soll - Capitel VII.

Arnd, Johann - Wie ein Mensch durch's Gebet die Weisheit Gottes suchen soll - Capitel VII.

Gott reizt, lockt, vermahnt, treibt alle Menschen zum Gebet, sagt Allen gewisse Erhörung zu.

Joel 3, 5.: Wer den Namen des Herrn wird anrufen, der soll errettet werden.

Dies soll vor allen Dingen betrachtet werden. Denn wissen, daß Gott alle Dinge zuvor weiß, ist nicht genug; man muß auch wissen, daß Gott das Beten fordert und Erhörung zusagt, Joh. 16, 23.: „So ihr den Vater Etwas bitten werdet in meinem Namen, so wird er's euch geben“. Matth. 7, 8: „Wer da bittet, der empfahet; wer da suchet, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgethan“. Luc. 18, 1.: „Man muß allezeit beten, und nicht müde werden“. Jac. 1, 5.: „So Jemand unter euch Weisheit mangelt, der bitte von Gott, der da gibt einfältig Jedermann, und rücket's Niemand auf; so wird sie ihm gegeben werden“. 1 Joh. 5, 14.: „So wir Etwas bitten nach seinem Willen, so erhört er uns“. Matth. 21, 22.: „Was ihr bitten werdet, so ihr glaubet, so werdet ihr's empfahen“.

2. Da stehet der Befehl und Zusage. Wer hiedurch nicht bewogen wird, muß ein steinern Herz haben. Wer's nicht glaubt, hat ein heilloses Herz, ist nicht werth, daß er ein Mensch heiße.

3. Dies ist nicht unbekannt. Warum glauben wir's aber nicht? Oder warum beten wir nicht? Warum werden wir nicht erhört? Warum erlangen wir den heiligen Geist nicht? Darum, daß wir nicht im rechten Glauben beten, und Gott stille halten und auswarten. Denn der rechte Glaube hält Gott stille in ganzer Gelassenheit.

4. Wer aber zweifelt, ist treulos; macht erst sein Gebet selbst zu nichte; denn Gott kann ihm nichts geben. Zum andern hält er Gott für einen Lügner und ohnmächtigen Gott, der entweder nicht wolle oder nicht könne geben, was uns mangelt. Dies sind zwei böse Stücke.

5. Der Glaube aber hält das Herz stille, macht es fähig göttlicher Gnaden. Gott fordert Nichts mehr von dem Menschen, denn den Sabbath, „Ruhe von allen seinen Werken“, 1 B. Mos. 2, 2. von ihm selbst vornehmlich.

6. Unser Geist und Gemüth ist wie ein Wasser, darüber der Geist Gottes ohne Unterlaß schwebt, 1 B. Mos. 1, 2. So bald es stille wird, und von keinem Winde der zeitlichen Gedanken hin und her bewegt, bleibt Gott darin, spricht kein kräftiges Wort in solch still Wasser. Dieser Blick ist besser und edler, denn die ganze Welt. Besiehe das 8. Capitel der Deutschen Theologie und Dr. Taulerus an vielen Orten. Stille Wasser werden leichtlich erwärmt von der Sonne; die schnellen, rauschenden Flüsse selten oder gar nicht.

7. Der Unglaube raubt Gott seine Ehre und Namen der Treue und Wahrheit. Dadurch wird ein Christ gar zum Heiden und Verleugner Gottes. Wo er darin bleibt, ist er gewiß ewiglich verdammt.

Gebet um wahren Glauben.

O ewiger, treuer und wahrhaftiger Gott, der du nicht lügen kannst! ich erkenne durch deine Gnade, daß du alle Menschen reizest, vermahnest und treibest zum Gebet, zu ihrem großen Nutzen und Frommen, erbietest dich mit deiner Güte Allen gleich. Hilf, lieber Vater! daß ich solches mit Ernst bedenke, und dadurch zum rechten, beständigen, wahren Glauben möge kommen, auf daß ich deine große Güte an mir nicht lasse vergebens sein, sondern durch den Glauben dir stille halte, und in beständiger Geduld auf dein Licht in mir warte. Amen.

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