Amsdorff, Nikolaus von - Ein schöner Sermon von dem Wort, Zeichen und Sacrament

Amsdorff, Nikolaus von - Ein schöner Sermon von dem Wort, Zeichen und Sacrament

(Einzeln, Wittenberg 1533. S. Vorrede: „Es hat diesen Sermon, freundlicher Leser, ein Liebhaber göttlichen Wortes dem würdigen Herrn Nicolao von Amsdorff am Tage St. Antonii zu Goslar nachgeschrieben und mit seiner Gunst und Verwilligung in Druck gegeben, darum, dass viele Leute, sogar daselbst und anderswo mit der Sacramentsschwärmer vernünftigen Reden überladen und verbittert sind, dass, so Jemand ihnen zu rathen oder zu helfen Fleiss fürwendet, sie nicht allein die Personen, sondern auch die gnadenreiche lehre nicht leiden, noch hören wollen. Solchen armen, elenden, verführten Leuten zu Dienste ist dieser geringe Fleiss geschehen, ob doch Gott ihnen allen oder doch etlichen wollte Gnade verleihen, damit sie wiederum aus dem gräulichen Irrthum und Stricken des Teufels zur rechten Wahrheit kommen möchten. Das helfe ihnen Gott durch Jesum Christum, unsern Heiland. Amen.“)

Liebe Herren und Freunde, ich habe euch Dreierlei gepredigt, zum Ersten, dass man Christum nirgends, denn in seinem Worte und Sacramente suchen soll: da findet man ihn und sonst nirgends. Zum Andern, dass man ihn zu der rechten Hand Gottes, wiewohl er da sitzt, nicht suchen soll. Er ist uns zu hoch, wir können nicht hinaufsteigen, wie St. Paulus zu den Römern am 10. sagt: Sprich nicht in deinem herzen, ich will hinauf zu dem Himmel steigen; Das wäre nichts Anderes, denn Christum herab holen u.s.w., sondern das Wort ist dir nahe in deinem Munde und Herzen, durch dasselbige Wort, wenn du das glaubst, so findest du Christum und er ist bereit in deinem Herzen, und bist also wahrhaftig fromm und gerecht. Darum ist Alles erlogen, das die Schwärmer schreien und plaudern, man müsse uns solle Christum nirgend denn zur rechten Hand Gottes suchen. Das ist ein Lügen und Irrthum; sie können’s auch nicht mit einem Buchstaben bewähren.

Die heilige Schrift lehrt uns, dass wir Christum in seinem Wort und Sacrament suchen sollen, sie lehrt uns nicht, dass wir ihn zur rechten Hand Gottes suchen sollen. Derhalben dürfen wir nicht hinauf in den Himmel steigen, sondern müssen hernieden auf Erden bleiben und zu dem Wort und Sacrament gehen, wollen wir ihn finden. Wenn wir das Wort und Sacrament in dem Glauben haben, so haben wir Den, der zu der rechten Hand Gottes sitzt und unser einiger Priester, Mittler und Fürsprecher ist, demselbigen glauben wir und lieben ihn als unsern einigen Heiland und Mittler, dafür wir ihn halten und erkennen durch das Wort und Sacrament. Wer anders lehrt und predigt, Der predigt seine eigenen Gutdünkel aus Eingeben des Teufels wider Gott und sein heiliges Wort.

Denn wer wider St. Paul lehret und prediget, der lehret und prediget wider den heiligen Geist, wer aber wider den heiligen Geist lehret, Der lehret gewiss aus dem Teufel. Nun lehret der heilige Geist durch den Mund Pauli, dass wir Christum haben, fromm und gerecht werden durch das Wort, das in unserm Munde und Herzen ist. Daraus folgt unwidersprechlich, dass eure Prediger und Alle, die da sagen, man müsse Christum suchen zu der rechten Hand Gottes und anders nirgend, nicht aus Gott, sondern aus dem Teufel reden und predigen. Sie führen wohl den Spruch Coloss. 3.: Seid ihr mit Christus auferstanden, so suchet, was droben ist; aber er reimet sich gar nicht dazu. Denn dieser Spruch sagt nicht, dass man Christum droben suchen soll, sondern so spricht er: Suchet, was droben ist, da Christus sitzt zur rechten Hand Gottes. Nun ist Nichts droben, denn geistliche Güter, danach sollen wir trachten, nicht nach den Gütern, die hie auf Erden sind, das ist, wir sollen geistlich, nicht fleischlich gesinnt sein. Dahin gehört dieser Spruch und anders nirgend hin.

Das wundert mich auch, wie sie daraus (dass er zur rechten Hand Gottes sitzt) schliessen können, dass Christus Leib nirgend sei, denn in dem Himmel, so doch das Widerspiel folget, nämlich also: Christus sitzt zu der rechten Hand Gottes, darum glaube ich, dass sein Leib sei in dem Brodt, als er selbst spricht: Das ist mein Leib. Denn er ist die Wahrheit, der nicht lügen kann. Was er spricht und sagt, Das muss also sein und nicht anders. So ist er auch allmächtig, dass er Alles thun kann, was er sagt. Dieweil er denn sagt: Das ist mein Leib, so muss er Das auch gewisslich also geordnet und gemacht haben, dass das Brodt sein Leib sei; denn er sitzt zu der rechten Hand Gottes, das ist, er ist gleich allmächtig, ein Herr und Gott über Alle, als der Vater.

Darum hab’ ich zum Dritten gelehret, dass in dem Sacrament des Altares das Brodt sei der wahre Leib Christi und der Wein das wahrhaftige Blut Christi. Das sollen wir festiglich gläuben und in keinem Weg daran zweifeln, das Brodt sei der Leib, dieweil Der Das sagt, der allmächtig ist und nicht lügen kann. Ob ich Das nicht verstehe, wie Das zugehet, da liegt nicht an. Können wir doch keinen Artikel des Glaubens mit der Vernunft begreifen und verstehen; warum unterstehen denn sich die armen Menschen, mit ihrer Vernunft diesen Artikel zu gründen und zu begreifen! Wir sollen Gott die Ehre geben und seinen Worten gläuben, ob wir’s gleich nimmermehr verstehen.

Damit ist der Schwärmer Consequentia und Folge ganz und gar niedergelegt, da sie also folgern: Christus sitzt zur rechten Hand Gottes, darum kann sein Leib nicht in dem Brodte sein. Diese Folge bewähren sie mit der Vernunft also: Das ist nicht die Art und Natur des Leibes, dass er zugleich an zweien Orten sei. Wenn Das beschlösse, so folgte auch, dass Christus nicht wäre durch verschlossene Thür zu seinen Jüngern kommen: denn Das ist nicht die Art und Natur eines Leibes, dass er durch eine Wand oder Mauer gehe, oder dass zwei Leiber zugleich auf ein Mal an einem Orte sein. Mit der Weise wollten wir die ganze Schrift umstossen; aber da sei Gott vor! Ob wir nicht verstehen, wie Das zugehet, dass Christus durch verschlossene Thür gegangen sei, sollte Das darum nicht wahr sein, dass die Evangelisten schreiben, er sei durch verschlossene Thür gangen? Also auch, ob wir nicht verstehen, wie Das zugehet, dass Christus im Himmel zur rechten Hand Gottes sei und doch zugleich in dem Brodt, sollte Das darum nicht wahr sein, das Christus von dem Brodt sagt: Das ist mein Leib? Wie käme Gott dazu, dass Gott um unserer Vernunft willen lügen sollte und nicht mehr thun könnte, denn wir verstünden und mit der Vernunft begriffen?

Darum sollten die grossen Geister solche Folge bewähren mit der Schrift. So aber fahren sie zu und bewähren Das mit der Vernunft und führen dieweil viel Sprüche, damit sie bewähren, dass Christus sei zum Himmel gefahren und sitze zur rechten Hand Gottes. Dess dürfen sie nirgend zu, wir wissen Das vorhin wohl und gläuben’s (Gottlob) besser und festiglicher, denn sie selbst. Derhalben hätten sie solche Mühe und Arbeit wohl sparen mögen, des Papiers und der Tinte verschont haben. Aber Das hätten sie thun sollen, wenn sie uns überreden und überpoltern wollten, dass sie solche Sprüche führeten, damit ihre Folge bewähret und gegründet würde. Das lassen sie anstehen, schweigen stille dazu und springen überhin und bewähren dieweil das Antecedens, nämlich, dass Christus im Himmel sei. Darum schliessen wir also: Christus ist im Himmel und sitzt zu der rechten Hand Gottes; darum ist sein Leib im Brodt nach Laut seiner Worte: Das ist mein Leib. Denn er kann nicht lügen, noch trügen; darum, wenn wir ihm gläuben, so werden wir nicht verführt, noch betrogen.

Darnach wollen sie mit Gleichnissen ihre Schwärmerei bewähren, nämlich: Das Wort „ist“ wird in der Schrift oft genommen für das Wort „bedeutet“; darum muss das auch hier in den Worten des Abendmahl also genommen werden, dass es so Viel gesagt sei, Das ist mein Leib, als: Das bedeutet mein Leib. Und wiewohl sie selbst wissen, dass Gleichnisse und Parabeln nicht streiten, noch schliessen, auch in weltlichen Sachen nicht, noch sind sie so vermessen und verblendet, dass sie der Gleichnisse in dieser grossen, geistlichen und allerhöchsten Sache des Gewissens gebrauchen. Wer sollte doch mit solchen groben, unverständigen Eselsköpfen umgehen oder mit ihnen zu schaffen haben?

Dazu, so ist es auch nicht wahr, dass in der Schrift das Wort „ist“ sollte für das Wort „ist“ sollte für das Wort „bedeutet“ genommen werden, wie Das der ehrwürdige, in Gott erleuchtete Mann, unser lieber Herr und Vater in Christo, Doctor Martin Luther, klärlich bewähret und bewiesen hat, dass in keiner Sprache auf Erden solches die Art, Weise und Gewohnheit sei, das Wort „ist“ bleibe für sich selbst, in seiner Art, Natur und Wesen und wird nimmermehr für das Wort „bedeutet“ genommen, auch in den Sprachen, die sie selbst führen; denn Christus ist ein rechter Weinstock, er bedeutet nicht einen Weinstock, also auch Christus bedeutet nicht einen Fels, sondern ist ein rechter Fels, aber ein geistlicher Fels, darauf das geistliche, lebendige Haus Gottes gebauet wird. Also gehet Das zu in allen Sprüchen, die sie hieher ziehen.

Und wenn Das gleich gewonnen wäre, dass es mit den angewiesenen Sprüchen wahr wäre, dass dies Wörtlein „ist“ sollte für das Wörtlein „bedeutet“ genommen werden, so wäre doch darum noch nicht gewonnen, dass es auch im Abendmahl also sollte genommen werden, sondern man muss Das mit Schrift beweisen, dass es auch im Abendmahl also sollte und müsste und nicht anders genommen werden. Das können sie aber nicht thun, Das ist ihnen auch unmöglich. Darum schliessen wir, dass die Worte im Abendmahl, wie sie stehen und lauten, sollen und müssen bleiben und in keinem Weg anders verstanden werden; denn dieweil eines Menschen Worte in seinem Testament nicht sollen, noch müssen verändert werden, viel weniger soll man Christus Wort in seinem Testament verändern, sondern unverrückt und ungedeutet lassen. Will doch kein Mensch sein Wort einen Andern deuten lassen, wie sollte denn Gott dazu kommen, dass man ihm sein Wort sollte deuten nach des Menschen Wohlgefallen?

Darnach führen sie auch diesen Spruch Joh. 6.: Das Fleisch ist kein nütze, und sagen, dass Christus daselbst rede von seinem Fleische, als sage er: Mein Fleisch ist kein nütze. Dieweil aber Solches nicht wahr ist und nimmermehr kann bewiesen und bewähren werden, so können sie damit ihre Schwärmerei nicht bewähren, dass im Abendmahl sollte schlecht Brodt und Wein sein. Dass aber Christus nicht von seinem Fleische redet, weiset der Text selber klar und hell an; denn er spricht: Der Geist ist’s, der lebendig machet, das Fleisch ist kein nütze. Er redet von Geist und Fleisch und giebt einem Jeglichen sein eigen Werk, dem Geiste sein eigen Werk, nämlich, dass er lebendig mache, dem Fleische auch sein eigen Werk, nämlich, dass es nicht nütze ist; das macht nicht lebendig wie der Geist. Dieweil diese beiden Werke stracks wider einander sind, so folgt, dass Geist und Fleisch, davon er hier redet, mit dem Geiste nicht eins ist, sondern wider ihn ist. Aber Christus Fleisch ist mit dem Geiste eins, nicht wider den Geist, sondern von dem heiligen Geiste empfangen. Darum kann er nicht von seinem Fleische reden, da er spricht: Das Fleisch ist kein nütze; wie denn auch die Antworten daselbst in ihrer Art und Natur selbst mitbringen; denn Christus sagt und antwortet seinen Jüngern, da sie seine Worte nicht verstanden (nämlich diese: Wer von diesem Brodte isset, wird ewig leben): Blut und Fleisch verstehet mein Wort nicht; aber der Geist erleuchtet und macht lebendig den Menschen, dass er sie verstehet. So spricht er auch nicht: Mein Fleisch ist nütze; gleich als wollte er mit Fingern weisen, dass er von einem andern Fleisch und nicht von seinem Fleisch redete. Denn sein Fleisch ist die rechte Speise, ein selig und nützlich Fleisch; wer das isset, Den macht es selig.

Und was soll ich Viel sagen? Wenn gleich erstritten wäre, dass Christus von seinem Fleisch redet, und dass wir ihnen dasselbige nachgäben, was hätten sie doch gewonnen oder damit erlangt? Nichts überall, und wenn sie gleich lang hadern und zanken, so schleusst es doch nicht mehr, denn dass Christus Fleisch, ohne Glauben genützet, kein nütze sei. Das ist wahr. Ich will wohl mehr sagen: Ohne Glauben genützet ist es schädlich und verdammlich. Denn wer unwürdig isset von dem Brodt etc., Der isset ihm das zum Gerichte. Ja noch weiter, wer nicht gläubet, Dem ist auch die Gottheit kein nütze, das Kreuz und der Tod Christi ist ihm auch kein nütze; denn den Unreinen ist Alles unrein, schädlich und verdammlich.

Derhalben ist nun ihr Argument, das sie auf diesen Spruch gründen, ganz und gar umgestossen, und bleibt also ihre Schwärmerei unbewährt und stehet die Wahrheit noch stark und fest: Das ist mein Leib, und dass derselbige Leib dem Gläubigen nütze und selig ist, und nicht allein der Leib Christi, sondern alle Dinge auf Erden, auch der Tod selbst, wie St. Paulus sagt: Denen, die Gott lieben, dienen alle Dinge zum Besten. Ja, eine ungläubige Frau ist einem ungläubigen Manne heilig und nütze: wie sollte denn der Leib Christi seinen Gläubigen unnütze sein? Darum ist es eitel Teufelsgespenst, damit sie umgehen, wenn sie uns und das heilige Sacrament lästern, schänden und schmähen und sprechen, wir haben einen fleischlichen Christum, aber sie (die hohen Geister, die rechten Christen) haben einen geistlichen Christum, wie sie denn Dess Viel machen. Aber lass sie schänden und lästern, so lang sie wollen, sie schänden und lästern uns nicht, sondern Christum und sein Wort und geben dabei an den Tag, dass sie grobe, unverschämte Esel sein, dass sie nicht wissen, was geistlich oder fleischlich ist.

Ein verklärter Leib ist ein geistlicher Leib, spricht Paulus. So geniessen wir desselbigen Leibes nach Christus Wort, Gebot und Befehl, sie aber geniessen das Brodt und Wein nach ihrem Gefallen und Gutdünken, darum haben sie ein fleischlich Sacrament; denn Alles, was von menschlicher Vernunft kommt, Das ist fleischlich, ein Werk des Fleisches. Was aber von Gott kommt, aus seinem heiligen Wort, Das ist uns geistlich, wenn Das auch gleich an ihm selbst leiblich ist, und wahrhaftig eine Frucht des Geistes. Darum ist unser Sacrament der wahrhaftige Leib Christi im Brodt, ein geistlich Sacrament, von Gottes Geist, durch das Wort uns geschenkt und gegeben.

Wir wollen noch einen ihrer Sprüche handeln, Matth. 24.: So Jemand zu euch sagen wird: Siehe, hier ist Christus, oder da ist Christus, so gläubet ihm nicht. Damit wollen sie bewähren, dass wir falsche Lehrer und Verführer sind, dieweil wir lehren und predigen, der Leib Christi sei wahrhaftig im Brodt. Darauf antworten wir kürzlich: Zum Ersten, dass wir Das nicht sagen, sondern Christus sagt’s selbst; wir brauchen nicht unsere Worte, sondern Christus eigene Worte. Darum, dieweil sie uns falsche Propheten schänden und lästern, so schänden und lästern sie Christum selbst, dass er ein falscher Prophet und Verführer sei. Zum Andern so lehren wir nicht, dass Christus hier oder da sei, sondern dass nach Laut der Worte Christi das Brodt, das wir brechen, nehmen und essen, sei der wahrhaftige Leib Christi. Das ist ein grosser Unterschied, Christum essen und Christus Leib essen, davon dieselbigen Esel nicht wissen. Zum Dritten sagen wir, dass dieser Spruch vom Reich Christi und nicht vom Sacrament soll verstanden werden. Denn Christus will sagen: Es werden falsche Lehrer in meinem Namen kommen, die werden sagen: Es werden falsche Lehrer in meinem Namen kommen, die werden sagen: Siehe, hie in der Kammer (das ist, in dem Kloster) ist Christus, oder draussen in der Wüste ist Christus. Das ist so Viel gesagt: Wer ein Einsiedler, Nonne oder Mönch wird, Der findet Christum und kommt in sein Reich, wird Gottes Kind und Diener, fromm, gerecht und selig, darum, dass er ein Klosterleben führt oder ein Einsiedler ist, wie man denn von den Nonnen geschrieben, gelesen und gepredigt hat, und sie sich selbst auch gerühmet haben, dass sie Gottes Bräute sind, Christo durch ihr nönnisch Leben vertrauet. Welche also lehren und predigen, Denen soll man nicht gläuben, das sind falsche Lehrer und Propheten. Und dass dies der rechte Verstand sei, zeiget Christus Lucä am 17. Cap. klar an und sagt. Das Reich Gottes wird nicht kommen mit auswändigen Gebärden, man wird nicht sagen: Siehe, hie ist er, oder da ist er.

Sie haben auch weiter gepredigt, das Sacrament sei ein schlechtes Zeichen des Bluts und Leibes Christi, dabei man die Christen kenne. Dazu sagen wir, dass es nicht ein schlechtes Zeichen sei des Leibes und Blutes Christi, sondern es sei ein Zeichen des neuen Testaments, das ist, der Zusage und des Gelübdes Christi, dabei wir erkennen den göttlichen Willen und das väterliche Herz gegen uns, dass er unserer Sünden um Christus willen will gnädig sein und uns das ewige Leben geben, ohne alle Werke und einiges Verdienst, allein aus Gnaden, Liebe und Barmherzigkeit. Das ist das neue Testament und sein Bund, den er mit uns gemacht hat, dazu er sein Leib und Blut uns zu essen und zu trinken für ein Zeichen gegeben hat, wie er Noä den Regenbogen gab zu einem Zeichen, da er ihm zusagte, dass er die Welt nicht mehr mit Wasser ersäufen wollte. Derhalben wir auch noch auf diesen Tag, wenn wir den Regenbogen sehen, sollen an den Bund und an die Zusage des Herrn gedenken und gläuben, er werde die Welt mit Wasser nicht ersäufen. Also, wenn wir essen von dem Brodt und trinken von dem Kelch, sollen wir gedenken an den neuen Bund und sein Testament und festiglich gläuben, dass Christus um unserer Sünde willen gestorben ist und durch sein Leiden und Sterben uns Gottes Gnade und ein ewiges Leben erworben hat.

Also hangt und haftet der Glaube an dem auswändigen Zeichen und gläubet, das nicht siehet, noch greifet, nämlich dem Worte, das da sagt: Das ist mein Leib. Darum ist es erlogen, dass die Schwärmer schreiben und schreien, der Glaube könne an keinem auswändigen Dinge hangen, er müsse allein geistliche und unsichtliche Dinge haben. Der Glaube ist der Art, dass er ist in sichtlichen und unsichtlichen Dingen, in himmlischen und irdischen Dingen, doch also, dass er nicht siehet, noch fühlet Das, das er gläubet von sichtlichen Dingen.

Also hie im Abendmahl hanget der Glaube an dem Brodt und Wein und gläubet, es sei der wahrhaftige Leib und Blut Christi, welches er nicht siehet, noch fühlet, sondern gläubet dem Worte Christi: Das ist mein Leib etc. Also haftet unser Glaube an dem Regenbogen und gläubet, das er nicht siehet, noch greifet, nämlich dem Worte, das Gott Noä sagte, er wolle die Welt nicht mehr mit dem Wasser ersäufen. Und also muss man reden von allen Zeichen. Der Glaube hangt an dem Wasser und gläubet, das er nicht siehet, noch fühlet, nämlich dem Wort Christi: Wer gläubt und getauft wird, Der wird selig. Glaubte doch Abraham, dass Gott seinem Samen nach ihm wollte das gelobte Land geben. Nun ist das gelobte Land ein auswändig irdisch Ding, ist kein geistlich, noch himmlisch Ding.

Darum hat der Teufel selbst im Abgrund der Hölle das Büchlein (da die dreihundert Argument innen verfasset sind) durch seinen Diener geschrieben, eitel Gift in alle Welt ausgegossen, die Leute von dem Wort und Sacrament zu reissen, unter einem Scheine der vernünftigen Worte und vieler Sprüche, die da reden vom geistlichen Leben, so unverschämt, dass sie dürfen sagen: Auswändige Zeichen und Worte trösten das Herz nicht. O ihr Bösewichte und Verräther!

Spricht nicht Paulus: Das Evangelium, das ist, das mündliche Wort, das ihr höret, das ist Gottes Kraft, das da selig macht Alle, die daran gläuben? Macht es selig, so muss es ja das Herz und Gewissen trösten und stärken. Darum ist es eitel Lügen und Trügen, was in demselbigen Büchlein ist. Am 140. Argument sagt er, dass im Abendmahl nicht Gebietworte seien, sondern Worte einer einfältigen Geschichte; welches offentlich erlogen ist. Das sind Heisseworte oder Gebietworte: Nehmet hin und esset; so oft ihr Das thut, so thut’s in meinem Gedächtniss. Und Paulus spricht selbst: Ich habe Das von dem Herrn empfangen, was ich euch gegeben habe, das ist, aus seinem Befehl und Gebot. Derhalben ist kein ärgerer Bösewicht und Heuchler auf Erden kommen, denn eben Der, der das Büchlein mit dreihundert Argumenten hat drucken lassen.

Item, sie lassen sich noch wohl mehr hören, nämlich, dass man in dem Sacrament nicht habe Vergebung der Sünde, sondern an dem Kreuz, da ist Vergebung der Sünde. Dawider reden, sagen und predigen wir, dass am Kreuz Vergebung der Sünde erworben, ist aber nicht ausgetheilt durch das mündliche Wort. Nämlich durch das Evangelium wird der Schatz ausgetheilt und gegeben allen Denen, die Gott nach seinem Vorsatz aus Gnaden und Barmherzigkeit erwählt und zu der ewigen Seligkeit verordnet hat. Darum hat er auch die Apostel ausgeschickt und solchen Schatz verkündigen und offenbaren lassen. Was hätte es uns geholfen, wenn er uns nicht verkündigt und angeboten würde? Dieweil denn das Sacrament nicht ohne Wort ist, sondern in das Wort verfasset und mit dem Wort Ein Ding und ein Sacrament aus Gottes Ordnung worden ist, so wird auch in dem Sacrament (wer das im Glauben empfähet) dieser Schatz, nämlich Vergebung der Sünde, ausgetheilet.

Und gleich wie wir täglich im Vaterunser um Vergebung der Sünde bitten sollen, also sollen wir auch täglich Vergebung der Sünde, jetzt in dem Wort, das man predigt, jetzt in dem Sacrament holen; denn der Glaube wird darin geübt und wohl getrieben, dass er wächst, stark wird und zunimmt, dass er in der Anfechtung bestehen kann. Wir gläuben wohl und haben Vergebung der Sünde, aber der Glaube ist schwach, das Fleisch stark, der Teufel noch stärker und voll aller List, der hindert und wehret ohne Unterlass dem Glauben und er ruhet nicht, bis so lang er uns zu Falle, in Sünde und Schande bringe.

Derhalben ist wohl von Nöthen, dass wir etwas Auswändiges haben, als Zeichen und Wort, daran und damit unser Glaube geübet und getrieben werde, dass wir wachsen und zunehmen, von einer Klarheit zur andern, und wandern vom Glauben in Glauben wie Paulus schreibt.

Daraus schleusst sich nun Das selbst, dass, wenn wir wollen haben Vergebung der Sünde, so dürfen und sollen wir nicht gen Jerusalem zu dem Kreuze laufen, auch nicht hinaufsteigen zu dem Himmel, zu der rechten Hand Gottes, sondern zu dem Worte und Sacrament müssen wir gehen und uns dazu halten. Da, da finden wir Vergebung der Sünde und ein ewiges Leben, ja Christum selbst mit allen Gaben, nicht um des Essens und Trinkens willen, sondern um des Wortes willen, darin das Essen und Trinken, Brodt und Wein gefasst ist. Das Wort, das Wort, das bei uns im Sacrament ist und mir dem Leib und das Blut Christi (also für mich gegeben und vergossen) darbeut, schenkt und giebt, dasselbige Wort mach Das, dass wir im Sacrament Vergebung der Sünde haben, nicht das Trockne auf der Zunge und das Nasse in dem Munde, wie die Gotteslästerer schwärmen und lügen. Darum, wenn Christus tausend Mal für uns gestorben wäre, so hülfe es doch Alles nicht, so nicht das Wort käme und spräche: Um deinetwillen ist’s geschehen, dir zu gut. Darum wissen die Narren nicht, was sie reden, schreiben oder predigen. Gott gebe uns seine Gnade durch Christum, seinen Sohn. Amen.


Quelle: Beste, Wilhelm - Die bedeutendsten Kanzelredner der lutherschen Kirche des Reformationszeitalters

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