Harms, Ludwig - Am ersten heiligen Weihnachtstag.

Harms, Ludwig - Am ersten heiligen Weihnachtstag.

Die Gnade unseres HErrn Jesu Christi, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

Text: Ev. Luk. 2,1-20.
Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot vom Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste, und geschah zu der Zeit, als Cyrenius Landpfleger in Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt. Da machte sich auch auf Joseph aus Galiläa, aus der Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, darum dass er von dem Haus und Geschlecht Davids war, auf dass er sich schätzen ließe, mit Maria, seinem vertrauten Weib. Die war schwanger. Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Hohn, und wickelte Ihn in Windeln und legte Ihn in eine Krippe, denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge. Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Feld, bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihrer Herde. Und siebe, des HErrn Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des HErrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht, siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus der HErr in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen, ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt, und in einer Krippe liegend. Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe, und Friede auf Erden, und den Menschen ein Wohlgefallen. Und da die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten unter einander: Lasst uns nun gehen gen Bethlehem, und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der HErr kund getan hat. Und sie kommen eilend, und fanden beide, Mariam und Joseph, dazu das Kind in der Krippe liegend. Da sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, welches zu ihnen von diesem Kind gesagt war. Und alle, vor die es kam, wunderten sich der Rede, die ihnen die Hirten gesagt hatten. Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott um alles, das sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.

Gestern Abend, meine Lieben, ist unser letzter Gang in die Kirche gewesen, und heute ists unser erster Gang. So muss es ja auch sein, denn alles Christentum fängt ja mit dem heutigen Tag an. Wäre Christus, Gottes Sohn, nicht geboren, so hätten wir keinen Heiland. Gäbe es kein Weihnachten, so gäbe es auch keinen Karfreitag, kein Ostern, kein Pfingsten, überall kein Christentum. Weihnachten ist der Anfang des Heils. Weihnachten ist das Fest Gottes des Vaters. Da preist Gott der Vater Seine große Liebe gegen uns, dass Er das Liebste, was Er hatte, Seinen eingeborenen Sohn aus dem Himmel auf die Erde hat kommen lassen, und hat uns das allergrößte Geschenk gegeben, Seinen einigen liebsten Sohn, dass wir jubelnd an der Krippe unseres lieben HErrn Jesu stehen können und können da mit dem Finger hineinzeigen und rufen: Seht welch eine Liebe hat uns der Vater erzeigt, dass wir Gottes Kinder heißen sollen, da Gottes eingeborener Sohn unser Bruder worden ist! Heute singen wir mit Recht:

Lobt Gott, ihr Christen alle gleich,
in Seinem höchsten Thron,
der heut aufschleußt Sein Himmelreich
und schenkt uns Seinen Sohn.

Heut schleußt Er wieder auf die Tür
zum schönen Paradeis;
der Cherub steht nicht mehr dafür,
Gott sei Lob, Ehr und Preis!

Was die Menschen Weihnachten einander schenken, das ist nicht weit her, das ist meist alles irdisch, und leider noch dazu so mit Sünde befleckt, besonders mit Sabbatschändung; denn statt in die Kirche zu gehen an den Sonntagen vor Weihnachten, schänden fast allenthalben die Leute die Sonntage vor Weihnachten, indem sie arbeiten, um Geschenke machen zu können, und die meisten Geschenke sind außerdem noch gar unnützer, überflüssiger Kram und dienen nur, den Übermut und die Begehrlichkeit zu stärken. Was aber Gott der Vater uns schenkt am lieben Weihnachtsfest, das ist ewige, unvergängliche, unverwelkliche Gabe, denn Er schenkt uns Seinen Sohn, den Heiland, der die Sünder erlöst und selig macht. Da müssen wir ja notwendig hin nach Bethlehem und das Wunder in der Krippe besehen. Nun bin ich freilich heute gar nicht zum Pilgern aufgelegt, am wenigsten zum weiten Pilgern, denn meine Füße wollen mich kaum tragen. Und doch habe ich heute so viele Wege mit euch zu machen. Gott der HErr gebe Kraft dazu.

Lasst uns beten: Lieber Heiland Jesu Christe, wir haben heute so viele Reisen zu machen, dass die Wege, welche diese Festgäste hier zur Kirche gemacht haben, nichts dagegen sind, obgleich sie zum Teil viele Meilen gegangen sind. Nun bin ich schwach, und viele unter den lieben Kirchleuten sind vielleicht auch schwach, und diese großen Reisen zu machen, die wir heute machen müssen, dazu sind keines einzigen Füße unter uns stark genug. Darum bitten wir Dich, erfülle das Wort, das Dein Mund gesagt hat: die auf den HErrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, laufen und nicht matt werden, gehen und nicht müde werden. Sende uns Deinen heiligen Geist, dass der uns Flügel gebe, aufzufahren in den Himmel und hin und her auf der Erde, dass wir allenthalben schauen die Wunder Deiner Gnade und anbeten. O HErr, unser Gott, gib uns ein gesegnetes Weihnachten um Deiner Erbarmung willen, und ein fröhliches, seliges Weihnachten um Deiner Güte willen. Lass uns unsere Lust haben an Deinem Wort, mehr als an vielen tausend Stücken Goldes und Silbers, lass uns schauen Deine Wunder und nehmen aus Deiner Fülle Gnade um Gnade und Wahrheit um Wahrheit. Amen.

So lasst uns denn antreten
unsere Weihnachtsreisen

1. nach Rom zu dem Palast des Kaisers Augustus.

Was sollen wir denn da? Rom war damals die große, glänzende Hauptstadt der Welt, wo alles das vereinigt war, was der Teufel einst dem HErrn Jesu zeigte in der Versuchung, wenn Er ihn anbeten wollte. Und dahin willst du uns führen? fragt ihr. Nein, meine Lieben, an dem allen wollen wir in Rom vorübergehen, wir sind ja Jesu Jünger, Augenlust, Fleischeslust, hoffärtiges Leben gehen uns nichts an. Aber in Rom lebte und regierte damals der mächtige Kaiser Augustus, dem die ganze damals bekannte Welt gehorchte, der hatte viele hunderttausend Soldaten und an seinem Hof eine unglaubliche Pracht und einen so schönen Palast, dass er der goldene Palast genannt wurde. Sollen wir denn das etwa mit ansehen? fragt ihr weiter. Nein, meine Lieben, an allen den Soldaten, an aller der Pracht, an allem dem Gold und all der Herrlichkeit wollen wir vorübergehen. Aber in des Kaisers Augustus Stube muss ich euch doch hineinführen, denn die hängt ganz genau mit der Geburt unseres HErrn Jesu zusammen. Das scheint euch wieder ein Wunder zu sein, denn Kaiser Augustus war ja ein Heide, und wenn noch so mächtig, doch ein ganz blinder Heide, der von Jesu nichts wusste, und der soll mit Jesu Geburt etwas zu tun haben? Hört zu, da auf dem Tisch, daran Augustus sitzt, liegt eine Schrift, die der Kaiser unterzeichnet, und diese Schrift enthält das Gebot, dass alle Welt geschätzt würde, d. h. dass alle seine Untertanen ihre Namen anschreiben lassen mussten, um danach die Schätzung, die Abgaben zu bestimmen, die sie bezahlen sollten. Kraft dieses Gebots musste nun ein jeder in seine Stadt gehen, dass er sich schätzen ließe. Und das wars, was Joseph auch trieb, dass er sich aufmachte aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, wo er mit Maria wohnte, um hinzugehen nach Bethlehem im jüdischen Land, darum dass er aus dem Haus und Geschlecht Davids war; denn Bethlehem war Davids Stadt. Und da musste denn Maria auch mit, weil sie auch aus dem Haus Davids war, um sich mit ihm schätzen zu lassen. Und von dieser Maria heißt es in unserem Text: sie war schwanger, dazu hoch schwanger. Meint ihr nun wohl, dass diese schwangere Maria es sich von selbst hätte einfallen lassen, unter diesen Umständen den weiten Weg von Nazareth nach Bethlehem zu machen? und meint ihr wohl, dass Joseph zu einer solchen Reise der schwangeren Maria Erlaubnis gegeben hätte, wenn sie nicht gemusst hätten? Denn es konnten immerhin so ein zwanzig bis fünfundzwanzig Stunden sein, vielleicht gar Meilen. Das bittere Muss war es, das sie zu dieser Reise zwang, und dieses Muss kam aus dem Palast des Kaisers Augustus, der das Gebot ausgehen ließ, das alle Welt sich schätzen ließe. So war also der Kaiser Augustus die Ursache davon, dass Jesus nicht in Nazareth, sondern in Bethlehem geboren wurde. Und Jesus musste in Bethlehem geboren werden, weil geschrieben stellt Mich. 5: „Und du Bethlehem Ephrata bist mit nichten die kleinste unter den Tausenden in Juda, denn aus dir soll mir kommen der Herzog, der über Mein Volk Israel ein HErr sei, des Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist.“ Wäre Jesus also nicht in Bethlehem geboren worden, so wäre Gottes Wort und Weissagung eine Lüge gewesen. Das kann aber Gottes Wort nicht sein. Darum muss Kaiser Augustus, der ein Heide ist und von Gottes Wort nichts weiß, gerade zu der Zeit und zu der Stunde den Befehl ausgehen lassen zur Schätzung aller seiner Untertanen, damit Gottes Wort erfüllt werde und Jesus in Bethlehem geboren werden könne nach dem Wort des Propheten. Seht, das ist das erste große Wunder, davor wir staunend stehen und anbeten an diesem teuren Fest, und nehmen den himmlischen Trost aus Rom mit, dass eher Himmel und Erde vergehen, als Gottes Wort, dass eher ein Heide bewegt werden muss, zur Erfüllung des Wortes Gottes die Hand zu bieten, als dass Gottes Wort unerfüllt bleiben kann. Denn des HErrn Wort ist wahrhaftig und was Er zusagt, das hält Er gewiss. Darum an diesem teuren, allein unfehlbaren und untrüglichen Wort Gottes haltet fest. Alles andere ist Lüge, dies Wort allein ist buchstäblich wahr, darauf könnt ihr leben und sterben, darauf aber müsst ihr auch leben und sterben, denn sonst seid ihr verloren. Nun lasst uns

II. aus dem goldenen Palast des Augustus in Rom in den Stall nach Bethlehem gehen.

Das ist ein Unterschied, aus einem Palast in einen Stall, aber geht nur mit, es soll euch nicht gereuen. Zwar Gold und Silber seht ihr da nicht, bunte Wände und große Spiegel auch nicht, auch keine Sofas und Stühle und anderes kostbares Hausgerät, vornehme Herren und Damen mit Staatskleidern, Soldaten mit Hellebarden sind weder darin noch davor. Es ist ein einfacher Stall, wahrscheinlich wie die alte Sage erzählt, in einer Felsenhöhle, und die Bewohner davon sind Schafe, Ochsen und Esel. Aber lasst euch nicht davor grauen, sie tun euch nichts, es ist gewöhnlich mit solchen Tieren besser umgehen, als mit Menschen, denn die Menschen stoßen, beißen, kratzen noch viel mehr, als die Tiere, und ich glaube fest, die Tiere haben das alles erst von den Menschen gelernt. Aber seht, da in der einen Ecke des Stalls sind Maria und Joseph, dieselben Leute, die der Kaiser Augustus aus Nazareth nach Bethlehem getrieben hat. Und Maria und Joseph die sehen so fröhlich und selig mit ihren Augen nach einem kleinen Platz in der Krippe hin. Was betrachten die denn da und sehen so selig dabei aus, als ob sie im Himmel wären? O seht, da liegt ein kleines Kind, in Windeln gewickelt, die Krippe ist seine Wiege, Heu und Stroh sind seine Wiegenkissen. Das ist das liebe Jesuskind, das hat Maria da in dem Stall geboren, weil sie sonst keinen Raum zur Herberge in Bethlehem mehr gefunden hat. Ob es zu voll gewesen ist in Bethlehem, weil vielleicht der Schätzung halber viel Fremde da zusammen kamen? Ich weiß es nicht, glaub es aber nicht. Ich glaube, wenn sie in einer Kutsche mit sechsen angefahren gekommen wäre, Bediente vorn und hinten auf, sie wäre allenthalben willkommen gewesen. Aber arme Leute, noch dazu ein hochschwangeres Weib wollte niemand aufnehmen, die Leute hätten zu viel Unbequemlichkeit und Umstände davon gehabt, und an Bezahlung für die Umstände wäre eben nicht zu denken gewesen. Für sie, für solche arme Leute war kein Raum zur Herberge, und sie mussten es noch als eine Barmherzigkeit ansehen, dass sie nicht unter freiem Himmel zu liegen brauchten. Da in diesem Stall hat Maria das Jesuskind geboren und Gott hat ihr beigestanden. Es ist alles glücklich gegangen, es war ja Gottes Kind, das sie gebar. Und auf dies liebe Jesuskind sehen nun Maria und Joseph so fröhlich und selig hin, denn nun war der Immanuel da, den eine Jungfrau gebären sollte, der lange erwartete und ersehnte Messias, der Heiland der Welt. Und welch ein Wunder Gottes ist dieses Jesuskind! In Ihm ist der wahre Gott Mensch geworden. Himmel und Erde fassen Ihn nicht und Er hat Raum in der Krippe. Alles im Himmel und aus der Erde ist Sein und Er liegt auf Heu und Stroh. Er ist der Schöpfer und Erhalter der ganzen Welt und saugt Milch aus der Mutter Brust. Ich weiß nicht, worüber ich am meisten staunen und anbeten soll, darüber dass Er so groß ist, oder darüber dass Er so klein geworden ist; darüber dass wir so reich ist, oder darüber dass Er so arm geworden ist; Er schafft alles und wird geschaffen, Er erhält alles und wird erhalten. Gott sei Lob und Dank für das Wunder Seiner Gnade. Bete an im Staub auf deinen Knien, deine Vernunft aber lass schweigen und den Mund nicht auftun. Gottes Taten können nur im Glauben gefasst werden. Darum fange nur gleich im Glauben an und bitte um den Glauben, und glaubst du es erst durch die Kraft des heiligen Geistes, dann lässt du dich auf diesen Glauben totschlagen mit Freuden, denn dieses Jesuskind, wahrer Gott und Mensch, macht dich selig, Er kommt aus dem Himmel und bringt dich in den Himmel. Und ich kann euch gar nicht sagen, welch eine Herzensfreude ich gerade an diesem armen, geringen, niedrigen Jesuskind habe. Das hätte ich, wenn ich dabei gestanden hätte, gleich herzhaft in die Arme nehmen können und hätte mich nicht davor gescheut. Aber wenn es so ein vornehmes Kind gewesen wäre in goldener Wiege und mit Ammen und Wärterinnen und Aufseherinnen an jedem Finger, dann wäre es gewiss nicht zum in die Arme nehmen gekommen, unser einer Hätte kein Herz dazu gehabt. Darum dankt und preist den HErrn für dies Wunder der Gnade, dass Jesus so arm und gering geworden ist, nun kann jedermann, auch der geringste, ein Herz zu Ihm fassen, Ihn auf die Arme nehmen und ohne Umstände an sein Herz drücken und sprechen -. nun lässt Du Deinen Diener in Frieden fahren, denn meine Augen haben Deinen Heiland gesehen! Doch wir wollen weiter reisen, und was meint ihr, wohin? Nun diesmal

III. geradesweges in den Himmel.

Der Himmel ist aber der Ort, wo der liebe Gott und die heiligen Engel wohnen. Weiter kann ich dir über den Himmel nichts sagen, als lies nach was in den ersten Kapiteln des Hiob und im 6. Kapitel des Jesajas steht. Und wenn du das gelesen hast, dann lies noch dazu die letzten Kapitel aus der Offenbarung St. Johanni, dann weißt du, was der Himmel ist. Und nun lasst die Gelehrten streiten über den Himmel so lange und so viel sie wollen, aber lass dich nicht dadurch irre machen, bleibe du nur ganz einfältig dabei: der Himmel ist der Ort, wo der liebe Gott und die heiligen Engel wohnen, und alles andere lass dich gar nicht anfechten. Ich weiß recht gut, dass Gott allmächtig und allgegenwärtig ist, weiß auch, dass Er alles erfüllt und Himmel und Erde umspannt und in Seiner Hand trägt, und doch bleibe ich dabei, ein Ort ist ein Ort, und ein Tempel ist ein Tempel, und eine Stadt ist eine Stadt, und ein Thron ist ein Thron, und von allem dem sagen jene Stellen der Schrift. Ich weiß auch, um ein armes Beispiel zu sagen, dass die Sonne am Himmel steht und doch hinein leuchtet in die tiefsten Gründe der Erde. Nun, da im Himmel geht ganz etwas Besonderes und Außerordentliches vor. Es ist eine Unruhe, ein Laufen und Bewegen im Himmel unter den heiligen Engeln, und das allermerkwürdigste ist, sie wollen alle aus dem Himmel hinaus, alle auf die Erde hinunter. Es sind ja der Wagen Gottes viel tausendmal tausend und viel zehntausendmal zehntausend, wer kann die Millionen der Engel alle zählen! Aber so gern sie auch sonst im Himmel sind, es ist der Himmel ihre Wohnung, jetzt will keiner im Himmel bleiben, sie machen sich alle auf, den Himmel zu verlassen und die Erde zu besuchen. Und die Erde ist doch so jämmerlich gegen den Himmel, die Erde ist doch eine Wohnung der Sünde, des Jammers, des Elendes, ja des Fluches und des Todes! Was treibt sie denn auf die Erde? Seht, da lernt ihr den Spruch verstehen, dass auch die Engel gelüstet, hineinzuschauen in das wunderbarste aller Geheimnisse, in die Erlösung des menschlichen Geschlechts. Diese Erlösung hat angefangen, da Gott Mensch geworden ist. Da wollen die Engel hineinschauen und zugleich ihrem Gott und HErrn Loblieder singen für dies Wunder der Gnade, dass Er den Menschenkindern erzeigt; denn die heiligen Engel sind nicht neidisch, wie die sündigen Menschenkinder, sie freuen sich innig mit über den Ratschluss des weisen Gottes, der doch noch ein Mittel gefunden hat, wo sonst keins zu finden war, die Sünden zu versöhnen und eine ewige Erlösung zu erfinden. So geht es denn in lauter Lust und Freude der Erde zu, und wir wollen gleich mit ihnen gehen, denn uns geht dies Wunder der Gnade noch viel näher an, für uns ist Gott Mensch geworden. So kommen wir denn nun

IV. zu den Hirten auf dem Feld.

Es waren Hirten in derselbigen Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herden. Das sind arme Leute gewesen, sicher nicht die Eigentümer der Herden, die pflegen des Nachts nicht auf dem Feld zu sein, sondern in den Betten zu liegen. Dies sind Knechte, die von den Eigentümern dazu gemietet waren, die Herden zu hüten und ;u bewachen. Das ist häufig im warmen Morgenland, dass die Herden des Nachts nicht eingetrieben werden in den Stall, sondern unter freiem Himmel bleiben. Aber um der Wölfe willen treibt man sie Nachts in die Hürden, das ist ein Zaun von Flechtwerk und die Hirten bleiben auch in diesen Hürden oder bei ihnen. Diese armen Hirten sind aber fromme Leute gewesen, die auch voll Sehnsucht auf den Messias warten und um Sein Kommen gebetet haben, und wer weiß, was sie noch diese Nacht alles von dem Messias gesprochen haben mit einander, ob Er denn nicht bald kommen und Israel erlösen werde; wer weiß, ob sie nicht eben noch in jener Nacht gebetet haben mit inbrünstigem Flehen - Hüter, ist die Nacht schier hin? oder, o dass die Hilfe aus Zion käme und der HErr Sein gefangen Volk erlöste! Fragt ihr aber vielleicht, woher ich das wisse, dass die Hirten fromm gewesen seien, so antworte ich euch, eben daraus, was nun gleich kommt, dass die Engel zu ihnen gehen, gerade zu ihnen! Und nun stellt euch ihre Freude vor: des HErrn Engel trat zu ihnen und die Klarheit des HErrn umleuchtete sie. Es wurden ihnen also von Gott die Augen aufgetan, dass sie sahen die Herrlichkeit des HErrn, dass sie sahen den Engel Gottes, der hellleuchtend zu ihnen trat. Es wurden ihnen die Ohren aufgetan von Gott, dass sie hörten die Stimme des Engels, der anhob ihnen zu predigen. Da könnt ihr euch nicht wundern, wenn arme sündige Menschen sich fürchteten. Die Armen pflegen sich schon zu fürchten, wenn ein vornehmer Mann in stolzem Kleid zu ihnen tritt, und nun trat ein Engel zu ihnen in Himmelsherrlichkeit, dessen Kleid ist wie das Licht, und sein Angesicht wie der Blitz. Wie sollten sie sich da nicht fürchten! Aber nur einen Augenblick. Die freundliche Anrede des lieben Engels verscheuchte bald alle Furcht, denn eine lieblichere Predigt als diese Engelspredigt gibt es nicht. Er sprach: fürchtet euch nicht, siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird. Ihr frommen Hirten sollt diese Freude haben, aber ihr nicht allein, sondern allem Volk soll sie widerfahren. Das muss ja eine ganz besondere Freude sein, ganz einzig in ihrer Art. Wenn zwei Menschen sonst sich freuen, weinen dagegen zehn. Wenn an zwei Menschen sonst eine Freudenbotschaft kommt, so kommt an zehn eine Trauerbotschaft. Hier aber ist kein Mensch auf der ganzen Welt ausgenommen. Für alle, für alle ohne Unterschied ist diese Freudenbotschaft bestimmt. Da müssen wir doch ernstlich fragen: was ist denn das für eine ganz besondere Freude? Der Engel sagt: denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus der HErr, in der Stadt Davids. Das ist also die Freude: der Heiland ist geboren. Und nun seht ihr auch, warum es eine allgemeine, allem Volk bestimmte Freude ist. Alle Menschen ohne Ausnahme sind Sünder, alle sind verlorene und verdammte Sünder. Und hier ist für alle verlorene und verdammte Sünder der Heiland, der geboren ist, alle Sünder selig zu machen. Lasst an ein Schiff, das untergehen will, ein anderes herankommen und die armen Leute aus dem versinkenden Schiffe in ihr Schiff holen, wirds nicht eine allgemeine Freude sein? Lasst in einen Kerker voll Gefangener einen königlichen Boten eintreten, die Türen auftun und verkündigen: ihr alle seid frei, kommt heraus! wirds nicht eine allgemeine Freude sein? Und nun seht, hier ist Jesus, der Heiland aller armen Sünder und die Freudenbotschaft wird aus Seinem Mund allen armen Sündern verkündigt: die Sünde ist euch vergeben, ihr seid los von Tod, Hölle und Verdammnis. Siehe, Ich tilge eure Sünden wie einen Nebel, und eure Missetat, wie eine Wolke. Ist das nicht Freude über alle Freude? Wenn deine Sünden dich verklagen, dich ängsten, dass du ausrufst: wer will mich erretten? Sprich aus den Namen Jesus, der vergibt die Sünde. Wenn der Tod dich schreckt, sprich aus den Namen Jesus, der hat dem Tod die Macht genommen. Wenn Hölle und Verdammnis ihren Rachen auftun, dich zu verschlingen, sprich aus den Namen Jesus, der ist der Hölle ein Gift und der Verdammnis eine Pestilenz geworden, dass sie nimmer dich verschlingen können, denn dieses Jesuskind ist der wahre Gott, und Gott ist größer als dein Herz, dass dich dein Herz nicht mehr verdammen kann. Er ist Christus der HErr, der alle Macht hat im Himmel und alle Macht auf Erden. Siehe da, in Bethlehem, der Stadt Davids, da im Stall ist Er geboren, da findest du das Kind, in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend. So predigt der Engel. Und diese Predigt ist Himmelsfreude für die Hirten. Der Engel hat ja zu ihnen ausdrücklich gesagt: euch, euch ist der Heiland geboren, wie allem Volk. Jesus ist also auch ihr Heiland, auch ihre Sünde ist vergeben, auch sie haben nun Leben und ewige Seligkeit. Und als so ihre Herzen in Sprüngen gehen, da war alsbald bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, und dieser hunderttausendfache Chor der Engel fängt an zu singen den himmlischen Lobgesang: Ehre sei Gott in der Höh, Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen! O wie das geschallt und geklungen haben mag! Wir sind schon so froh bei unseren Lobgesängen, bei unserem Orgelton und Posaunenschall, wir kennen keine süßere Freude, als die: singt und spielt dem HErrn in eurem Herzen und mit eurem Mund! Unser Herz jauchzt, wenn in unserer Kirche schallt: allein Gott in der Höh sei Ehr! Und nun dieser Gesang der Engel! O meine Lieben, hättet ihr nicht dabei sein mögen? Aber wartet nur, wir kommen auch einst in den Himmel zu Gott und Seinen Engeln, da wollen wir nicht nur die Engel singen hören, da wollen wir mit ihnen singen, denn da haben wir auch alle Harfen in den Händen. Ja, durch Jesum hat Gott nun die Ehre wieder, die ihm gebührt. Wir beten Gott an, und nicht mehr die Götzen. Durch Jesum ist nun wieder Friede auf Erden, denn durch Jesum haben wir Vergebung der Sünden und Friede mit Gott und den Menschen, denn wir sind mit Gott versöhnt und unter einander. Durch Jesum hat Gott nun wieder Wohlgefallen an uns und liebt uns wie ein Vater seine Kinder, und wir haben Wohlgefallen an einander, denn wir lieben einander, als Brüder und Schwestern. Du lieber HErr Jesu, Gott sei Dank, dass Du gekommen bist.

V. Vom Feld wandern wir nun noch einmal mit den Hirten nach Bethlehem.

Wir sind freilich schon einmal da gewesen, und haben da auch schon alles gesehen, was die Hirten da finden, nämlich Maria und Joseph, dazu das Kind in der Krippe liegend. Aber was man gern sieht, das sieht man nicht zu oft. Als nämlich die Engel wieder gen Himmel gefahren waren, da sprachen die Hirten untereinander: lasst uns nun gehen gen Bethlehem und die Geschichte sehen, die uns der HErr kund getan hat. Und kaum hatten sie das gesagt, so führten sie auch ihren Vorsatz aus, denn es heißt gleich weiter: und sie kamen eilend und fanden Maria und Joseph, dazu das Kind in der Krippe liegend. Wie beschämend ist dieser Eifer der Hirten, wenn wir dagegen halten unsere große Trägheit und Gleichgültigkeit. Wenn es weltliche Geschichten zu sehen und zu hören gibt, da setzen sich alle Beine in Bewegung, die jungen und die alten. Es braucht nur ein Regiment Soldaten zu kommen mit den bunten Röcken, oder Kunstreiter oder Seiltänzer, so ist alles auf den Beinen, um die zu sehen. Es ereignete sich einmal, als ich studierte, dass eine berühmte Sängerin die Universität besuchte, um da zu singen. Da sind, glaube ich, keine zwei Studenten zu Hause geblieben, und doch mussten sie noch dazu einen Taler bezahlen. Aber im Geistlichen ist es gerade umgekehrt.

Da können die Leute z. B. die Kirche vor der Tür haben und wissen, da in der Kirche wird Gottes heiliges Wort gepredigt, das den Menschen zeigt, wie sie selig werden können, und wie viele haben da Blei an den Füßen und können nicht hinkommen, und andere wenden gar der Kirche den Rücken, um Kühe und Schweine zu kaufen. Warum waren denn die Hirten so eilend, nach Bethlehem zu kommen; da gab es ja weiter nichts zu sehen, als ein neugeborenes Kind, in Windeln gewickelt, und in der Krippe liegend! Ja freilich, aber was für ein Kind! Es war der Heiland, es war Gott der HErr selber. Und da sollten sie nicht eilen? sollten einen Augenblick zögern, das Wunder über alle Wunder zu sehen, wie Gott der HErr als ein Kind in der Krippe liegt? Sie wollten ja gern selig werden, und da war der Heiland, der die Sünder selig macht. O meine Lieben, ein armer Sünder, der gern selig sein möchte, der läuft nicht nach Soldaten, auch nicht nach Kunstreitern und Seiltänzern, auch nicht nach Sängerinnen, die können ihm alle nichts helfen zur Seligkeit. Aber nach einem Heiland läuft er und wenn es hundert Meilen sein sollten, da macht er es wie die Königin aus Saba und wie der Kämmerer aus Mohrenland. Ich habe neulich einmal gelesen von einem Neger in Afrika, der gehört hatte, in England sei der Christengott zu finden, der die Sünder selig mache. Da verdingte sich der arme Mann auf einem Schiff als Matrose, um nach England zu kommen und lief dann acht Tage in der großen Stadt London umher und fragte jedermann, wo der Christengott denn zu finden wäre, der den Sündern die Sünden vergibt. Seht, solche Leute waren diese Hirten, darum eilten sie, was sie konnten, um nach Bethlehem zu kommen und den Heiland zu finden, den ihnen Gott kund getan hatte. Und als sie Ihn gefunden hatten, da weiß ich wohl, was sie getan haben, obgleich es hier nicht gerade gesagt ist. Sie sind niedergefallen auf ihre Knie und haben Jesum angebetet, ihren Gott und HErrn, der Mensch geworden war, die Sünder selig zu machen. Und da sie das taten, da waren sie selig. Denn wer den Heiland gefunden hat und den Heiland im Glauben anbetet, der ist selig. Seid ihr nun arme Sünder, wie die Hirten waren, sehnt ihr euch nach Vergebung der Sünden, wie die Hirten taten, dann weiß ich geht auch ihr keinen Weg fröhlicher, als den Weg zur Kirche, wo Jesus gepredigt wird, der Sünderheiland, dann ist euch auch kein Kirchweg zu weit, wenn ihr nur Jesum finden könnt, dann kniet auch ihr in seliger Freude vor Jesu nieder und betet Ihn an, der euch die Hölle zuschließt und den Himmel auftut. O dass ihr alle, alle, Groß und Klein heute rufen könntet: es reut uns nicht, dass wir mitgegangen sind nach Bethlehem, wir haben Jesum gefunden, der die Sünder selig macht, wir haben mit den Hirten die Knie gebeugt und Jesum angebetet. Nun sind wir selig, denn wir haben Vergebung der Sünden! Ist euch aber solches Heil widerfahren, habt ihr wirklich Jesum gefunden, so macht nun noch

VI. mit den Hirten die Wanderung von Haus zu Haus.

Denn wir lesen: da sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, welches zu ihnen von diesem Kind gesagt war. Sie konnten ihre Freude und ihre Seligkeit, dass sie den Heiland gefunden hatten, nicht für sich behalten, sondern ihr Herz trieb sie, diese Freudenbotschaft auszubreiten bei allen, die davon hören wollten, damit die auch selig würden. Gerade hieraus könnt ihr am besten sehen, was für prächtige Leute diese Hirten gewesen sind, wahre Gläubige, rechte Fromme. Glaubt nur, meine Lieben, mit dem Christentum aller derjenigen ist es nie etwas Rechtes, die das Wort nicht ausbreiten. Siehst du andere Leute auf dem Wege der Verdammnis, ohne Christum, und du sagst ihnen nichts, sondern lässt sie ruhig auf dem Weg der Verdammnis fortgehen, so lügst du, wenn du sagst, du seist ein Christ. Denn erstlich, dir liegt die Ehre Christi nicht am Herzen, wenn du siehst, dass die Menschen Jesum Christum nicht anbeten, und du tust nicht alles, um sie zur Anbetung Jesu Christi zu bewegen. Und sodann, du hast durchaus nicht die geringste Liebe zu den Menschen, wenn du sie siehst ohne Jesum den Weg der Verdammnis gehen, und du tust nicht alles, was du kannst, um sie von dem Weg der Verdammnis ab- und auf den Weg der Seligkeit hinzubringen. Und wenn du nun am jüngsten Tag vor Jesu Gericht erscheinst und dir wird von dem HErrn vorgeworfen, dass du Christum nicht geehrt und die Menschen nicht geliebt hast, kannst du dann selig werden? Nein, du musst verdammt werden, denn wer Jesum nicht ehrt und die Menschen nicht liebt, der ist verflucht. Und sagst du da zehnmal, du glaubst an Jesum, so lügst du; denn wer an Jesum glaubt, der ehrt Ihn auch. Und wenn du sagst, du liebst die Menschen, so lügst du wieder, denn wer die Menschen liebt, der lässt sie nicht in die Hölle laufen. Darum sage ich, die Hirten waren rechte Fromme und wahre Gläubige; denn sie waren selig, da sie Jesum gefunden hatten. Die Jesum aber noch nicht hatten, die waren unselig. Darum mussten die seligen Hirten den unseligen Leuten von Jesu erzählen, der die Sünder selig macht, und ihnen sagen: seht, da ist Jesus, geht hin und betet Ihn an, dass ihr auch selig werdet. Und das taten sie auch; denn sie breiteten das Wort aus. welches zu ihnen von diesem Kind gesagt ward.

Meine Lieben, ich bitte euch, fragt euch aufrichtig: wie steht es mit euch in diesem Stück? Breitet ihr auch das Wort von Jesu aus? Sagt nicht, dazu sind die Pastoren da! Ja gewiss, die sind dazu da, und wehe ihnen, wenn sie das Wort nicht ausbreiten. Aber jene Hirten waren keine Pastoren, und doch breiteten sie das Wort aus; denn die Liebe Christi und die Liebe zu den Menschen drang sie also. Und ihr sollt es auch ausbreiten. Wehe euch, wenn ihr es nicht tut, dann ist keine Liebe Jesu in euch! Sagt auch nicht: die Leute wollen es doch nicht hören, sie lachen uns aus, schelten uns, schlagen uns wohl gar! Das sind alberne Entschuldigungen der Faulheit, Furcht und Bequemlichkeit. Das bisschen auslachen, schelten oder gar schlagen ist gerade so ein gewaltiges Unglück nicht. Aber verdammt werden, das ist ein entsetzliches Unglück, und das habt ihr verschuldet, dass die Leute verdammt werden, wenn ihr ihnen den Weg der Seligkeit nicht sagt. Sprecht auch nicht: wir haben genug an uns selbst zu bekehren und zu arbeiten! das sollt ihr tun und das andere nicht lassen. Und nicht einmal daran dürft ihr euch genügen lassen, dass ihr das Wort so weit ausbreitet und es den Leuten sagt, als eure Stimme reicht, sondern ihr müsst es auch ausbreiten bis zu den Enden der Erden, ihr müsst es auch den Heiden bringen, dass die auch den lieben HErrn Jesum finden und selig werden, sonst werden euch eben sowohl die Heiden verklagen am jüngsten Tag, dass ihr ihnen nicht geholfen habt, als euch die Leute hier verklagen werden, wenn ihr ihnen den Weg der Seligkeit nicht gezeigt habt. Der rechtschaffene Christ kann nicht anders, er muss das Wort ausbreiten, und wenn es ihm den Hals kosten sollte. Ich lief den Weg der Hölle, als ich Jesum noch nicht kannte. Nun gehe ich, Gott sei Dank, den Weg zum Himmel, da sich Jesus meiner erbarmt hat. Und ich sehe meine unbekehrten Mitchristen den Weg der Verdammnis laufen, und nun sollte ich es ihnen nicht sagen: liebe Brüder, das ist der Weg der Hölle, den ihr geht, ich bitte euch, bekehrt euch zu Jesu! Ich sehe die Heiden in Finsternis und Schatten des Todes sitzen und dem Teufel dienen, und ich sollte es ihnen nicht sagen lassen durch Prediger, die ich zu ihnen sende: bekehrt euch zu Jesu, der ist euer Heiland! Und glaubt nur, wo man das treu tut, da bleibt auch die Frucht nicht aus, wie ihr es hier auch seht: alle, vor die es kam, wunderten sich der Rede, die ihnen die Hirten gesagt hatten. Und bei dem Verwundern ist es sicher nicht geblieben, sondern die Leute sind weiter gekommen, gerade wie am Pfingstfest die Leute auch nicht beim Verwundern stehen blieben, sondern bekehrten sich zu dem HErrn. Darum kehrten denn auch die Hirten so fröhlich wieder heim und lobten und priesen Gott um alles, das sie gesehen und gehört hatten, denn sie hatten Jesum bekannt vor den Menschen, und das allein ist schon Himmelsfreude; dazu aber war ihr Wort nicht vergeblich gewesen, sie hatten Menschenseelen errettet aus dem Verderben, und das ist wiederum eine rechte Himmelsfreude. Darum bitte ich euch alle, meins Lieben, lasst das alle auch euren rechten Weihnachtsdank sein gegen das liebe, teure Jesuskind, macht es wie die Hirten, und breitet das Wort von Jesu aus. ein jeglicher in seinem Beruf, Wirkungskreis und Amt, sagt es mit treuer Liebe und betendem Herzen allen, die es noch nicht wissen, allen, die Jesum noch nicht gefunden haben, Christen, Heiden und Juden, dass in keinem andern Heil ist, als allein in Christo Jesu, damit sie auch selig werden, wie ihr es seid durch den Glauben an Ihn.

Lasst uns beten: Lieber HErr Jesu Christe, wir danken Dir, dass Du uns Pilgrimmen heute Wunder über Wunder gezeigt hast. Wunder im kaiserlichen Palast. Wunder im Stall. Wunder im Himmel. Wunder auf dem Feld, dass Du uns gezeigt hast, wie Engel und Menschen eins werden, Dich anzubeten. HErr, wir beten Dich auch an, unseren Gott und unseren Bruder, unseren Heiland, unseren Seligmacher, der Du auf dem Himmelsthron sitzt und in der Krippe liegst, der Du Himmel und Erde hältst mit Deinem allmächtigen Arm und lässt Dich tragen auf den Armen Deiner Mutter. Nun, hast Du die Krippe nicht verschmäht, so verschmähe nun auch unsere armen Herzen nicht. Zwar, der Stall, darin die Ochsen und Esel und Schafe standen, ist reiner als unser Herz - aber Stall ist doch immer Stall, und Herz ist Herz. Hast Du den Stall nicht verschmäht, so verschmähe unsere Herzen nicht, wir bitten Dich, lieber HErr Jesu. Siehe, der Stall brauchte Dich nicht, ist auch nicht anders geworden durch Dich. Unser Herz aber braucht Dich und wird auch anders durch Dich, wenn Du darin einkehrst. So komm denn, lieber HErr Jesu, vergib uns unsere Sünden, reinige und heilige unsere Herzen, aber komm auch zu allen Leuten in unserer ganzen Gemeine, zu unseren Eltern, unseren Kindern, unseren Eheleuten, unseren Knechten und Mägden, gebe an keinem vorüber. Komm zu allen Christen, komm auch zu den Heiden und Juden, dass alle, alle mit den Engeln und Hirten an Deiner Krippe knien und singen und beten: Ehre sei Gott in der Höh, Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen. Amen.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/h/harms_l/harms-predigten_ueber_die_evangelien_des_kirchenjahrs/harms_l_predigten_weihnachten.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain