Gerok, Karl - Der Heimat zu! - 15. Trinitatis.

Gerok, Karl - Der Heimat zu! - 15. Trinitatis.

1889.

(Luk. 12,13-21.)
(13) Es sprach aber einer aus dem Volk zu ihm: Meister, sage meinem Bruder, dass er mit mir das Erbe teile. (14) Er aber sprach zu ihm: Mensch, wer hat mich zum Richter oder Erbschlichter über euch gesetzt? (15) Und sprach zu ihnen: Seht zu und hütet euch vor dem Geiz; denn niemand lebt davon, dass er viel Güter hat. (16) Und er sagte ihnen ein Gleichnis und sprach: Es war ein reicher Mensch, des Feld hatte wohl getragen. (17) Und er gedachte bei ihm selbst und sprach: Was soll ich tun? Ich habe nicht, da ich meine Früchte hinsammle. (18) Und sprach: Das will ich tun: ich will meine Scheunen abbrechen und größere bauen, und will drein sammeln alles, was mir gewachsen ist, und meine Güter; (19) Und will sagen zu meiner Seele: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat auf viel Jahre; habe nun Ruhe, iss, trink und habe guten Mut. (20) Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr, diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern; und wes wird's sein, das du bereitet hast? (21) Also geht es, wer sich Schätze sammelt und ist nicht reich in Gott.

Von einem Schatz im Acker handelte das Evangelium des vorigen Sonntags und stellte uns damit die unsichtbaren Schätze des Himmelreichs mit ihrer verborgenen Herrlichkeit vor die Seele.

Heut ist es nicht ein verborgener Schatz im Acker, sondern es ist der sichtbare Schatz auf dem Acker, es sind die goldenen Garben auf dem Erntefeld, es sind die irdischen Segnungen Gottes in der Natur, die unser Gleichnis uns vor Augen stellt.

Mahnt uns ja auch die gegenwärtige Herbstzeit an diesen Segen der Natur. Stellt ja auch das landwirtschaftliche Fest in unserer Nachbarschaft mit seiner bunten Festsäule und seinen vollen Fruchtkörben uns diese irdischen Gaben des allgütigen Gottes vor Augen.

Würden nur diese Gaben immer auch recht gebraucht, würde nur dieser Segen nicht so oft in Unsegen verwandelt durch die Verkehrtheit der Menschen! Ein warnendes Beispiel davon sehen wir in dem reichen Mann unseres Gleichnisses, dem sein Feld wohl getragen hatte und doch machte er davon so einen schnöden Gebrauch und hatte davon so einen schlechten Gewinn.

Lasst uns durch seinen Schaden klug werden. Der reiche Kornbauer im Evangelium soll uns zeigen: Wie der irdische Sinn Gottes Segen in Unsegen verwandelt.

Gott, präg es stets in meinen Sinn, dass ich, um hauszuhalten,
Gesetzt in deine Güter bin, sie redlich zu verwalten;
Es eilt ja schon der Tag herzu, da willst du, dass ich Rechnung tu
Von allen deinen Gütern. Amen.

Der reiche Kornbauer im Evangelium soll uns zeigen, wie der irdische Sinn Gottes Segen in Unsegen verwandelt. Es ist eine ganze Schar von schlimmen Gästen und bösen Geistern, die das zeitliche Gut dem Irdischgesinnten mit ins Haus bringt und die wir uns der Reihe nach ein wenig ansehen wollen.

1) Da begegnet uns zuerst die hässliche Selbstsucht, die dem Bruder das Seine nicht gönnt.

Wenn sogleich im Eingang unseres Evangeliums ein Bruderzwist ums väterliche Erbe vor den Herrn gebracht wird, dass einer aus dem Volk zu Jesu sprach: „Meister, sage meinem Bruder, dass er das Erbe mit mir teile“ sehen wir da nicht den Fluch, der so oft am Reichtum hängt; den Hader ums Mein und Dein; auf der einen Seite den Geiz, der dem Bruder nicht geben will, was ihm gebührt, und auf der anderen den Neid, der dem Bruder nicht gönnen will, was ihm gehört von irdischem Gut?

Und wenn dann dem reichen Landmann, dem sein Feld so wohl getragen hatte, bei seiner Frage: Was soll ich tun? auch kein leiser Gedanke kommt an seine minderglücklichen Brüder, die nichts zu ernten hatten; an die Armen, denen er hätte mitteilen können von seinem Überfluss; wenn er nur die eigennützige Sorge kennt: Was fang ich mit meinen Garben an, um für mich den möglichsten Nutzen draus zu ziehen haben wir da nicht abermals in ihrer ganzen nackten Blöße die Selbstsucht, die den Segen Gottes in Unsegen verwandelt, weil sie dem Bruder nichts davon gönnt?

O in wieviel tausend Gestalten treibt diese Selbstsucht ihr Wesen auf Erden! Wieviel Tränen und Flüche der Armen hängen an den Gütern dieser Welt! Wie manches Erbe ist zum Fluch geworden für die Familie durch Bruderzwist, der sich darüber entspann, noch ehe der Hügel grün war über dem Grab des Vaters oder der Mutter! Ja gleicht nicht heutzutage die ganze menschliche Gesellschaft einem feindlichen Brüderpaar, wo die eine Hälfte sich als die Verkürzten, als die Enterbten betrachtet, die von der anderen verlangt, dass sie das Erbe mit ihr teile, während die andere Hälfte auf ihren Besitz pocht und sichs wohl sein lässt auf Kosten der Armen?

Wie gut könnten wir's auf Erden haben, wenn wir diese Erde mit allem, was sie uns Schönes trägt und Gutes bringt, als ein großes Erbe betrachteten, vom Vater im Himmel seinen Kindern übergeben mit der Bedingung: Doch teilt euch brüderlich darein! Wieviel Bitteres könnten wir einander und könnten wir uns selbst ersparen, wenn der, welcher weniger bekommen, sich neidlos lernte begnügen mit seinem bescheidenen Teil und der, welcher über Bedarf empfangen, von seinem Überfluss brüderlich mitteilte dem verkürzten Bruder als ein guter Haushalter des allgütigen Gottes.

Aber freilich, da tritt eine zweite Unart hervor, die Gottes Segen in Unsegen verwandelt:

2) Der schnöde Undank, der über der Gabe den Geber vergisst.

„Was soll ich tun?“ fragt der reiche Kornbauer bei seinem Erntesegen. Lag ihm nicht die Antwort nahe: „Opfere Gott Dank und bezahle dem Höchsten dein Gelübde?“ Wusste er nichts von dem Spruch: „Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat?“ Aber nein, kein Wörtlein von Dank! Kein Gedanke an den himmlischen Geber, der ihm seine Ernte so reichlich beschert und so gnädig behütet hatte.

„Meine Früchte“, sagt er, „meine Scheunen“ „meine Güter“ - „was mir gewachsen ist.“ Als ob alles das ihm gehörte; als ob er alles das nur sich selbst verdankte, seiner Arbeit, seinem Fleiß, seinem Glück und nicht dem Allmächtigen über ihm, an dessen Segen alles gelegen ist!

Und dieser Undank, meine Lieben, der die Gaben Gottes hinnimmt als einen Raub und an keinen göttlichen Geber denkt, ja an keinen göttlichen Geber glaubt ist er nicht weit verbreitet unter dem gottesvergessenen Geschlecht unserer Zeit? Hat dem Landmann sein Feld wohl getragen: man nimmt sein Korn, sein Obst, seinen Wein hin, als müsste es so sein. Ist dem Geschäftsmann eine Unternehmung gelungen: man streicht seinen Gewinn ein, als hätte es nicht fehlen können. Man dankt seinem Verstand, seiner Tatkraft, seinem Glück im höchsten Fall, aber nur nicht dem lebendigen Gott.

Nicht also du, lieber Christ! Was soll ich tun? sprichst du bei den Gaben deines Gottes. Aufwärts vor allem deinen Blick mit kindlichem Dank zum Geber aller guten Gaben. Dann erst hast du den rechten Segen davon, wenn du sie mit Danksagung empfängst als aus Gottes Händen und sie in seiner Furcht genießt als unter seinen Augen. Wo aber dieser dankbare und vertrauensvolle Aufblick nach oben fehlt, da steht die Tür offen für allerlei andere böse Geister. Da kommt gern:

3) Der unruhige Sorgengeist, der den Besitzer seiner Habe nicht froh werden lässt.

„Was soll ich tun?“ fragt der reiche Mensch im Gleichnis, „ich habe nicht, da ich meine Früchte hinsammle.“

Hören wir da nicht etwas heraus von dem unruhigen Sorgengeist, der den Menschen auch am guten Tag nicht recht froh werden, auch des reichsten Segens sich nicht von Herzen freuen lässt, weil man gleich wieder umgetrieben wird von der Frage: Was soll ich tun? von der Angst: Darf ichs auch behalten? von der Sorge: Wie kann ichs am besten nutzen und verwerten und vermehren?

O in wie manches reichen Mannes Haus spukt dieser Quälgeist, der Sorgengeist weit ärger als in dem des Armen; lässt ihn bei Nacht nicht ruhig schlafen, lässt ihn bei Tisch nicht recht essen, verfolgt ihn selbst in Feld und Garten und flüstert ihm ängstlich ins Ohr: Was willst du tun, dass du deinen Reichtum recht zusammenhältst und verwahrst, gehörig nützt und vermehrst, dass jener Schaden dich nicht trifft und dieser Vorteil dir nicht entgeht? Wie manche Hausfrau auch, die es gar nicht nötig hätte, hat sich in diesen Sorgengeist so hineingesponnen, hat sich dieses Klagen und Zagen so angewöhnt, dass sie es nicht mehr lassen kann auch am guten Tag, dass sie auch des Segens Gottes nicht mehr froh wird, ja dass ihr der Segen Gottes selber wieder zu einer Last und Bürde wird, womit sie nichts anzufangen weiß, worüber sie kleinmütig fragt: Was soll ich tun?

Was du tun sollst? Die Antwort hat dir schon der Psalmist gegeben: „Es ist umsonst, dass ihr früh aufsteht und hernach lange sitzt und esst euer Brot mit Sorgen!“ Und unser Herr und Meister: „Sorgt nicht für den anderen Morgen, denn der morgende Tag wird für das Seine sorgen!“ Und der Apostel des Herrn: „Sorgt nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitte im Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kund werden!“

Wer freilich nicht beten kann, dem bleibt nichts übrig als zu sorgen. Wer von keinem himmlischen Versorger weiß, auf den er seine Sorgen werfen darf, an dem bleibt das Sorgen hängen, er sei reich oder arm. Und wer keine bessern Schätze kennt, als die Motten und Rost fressen und da die Diebe nachgraben und stehlen, dem kann man nicht zumuten: Sorge nicht! von dem muss es uns eigentlich wundern, dass er nur eine Stunde ruhig des Lebens sich freuen kann. Das ist der Fluch des irdischen Sinns, der auch den Segen Gottes in Unsegen verwandelt.

Aber wer himmlisch gesinnt ist, wer bessere Schätze kennt, als Schätze dieser Erde, dem werden weder die Sorgen des Reichtums noch die Sorgen der Armut die Ruhe rauben, dem wird kein Kreuz der Welt und auch kein Segen der Erde über den Kopf wachsen, sondern er wird den Kopf oben behalten in guten wie in bösen Tagen und wird vom reichsten Erntefeld wie vom verhagelten Acker aufwärts blicken mit dem Gedanken:

Was hat die Welt, was beut sie an? Nur Tand und eitle Dinge,
Wer einen Himmel hoffen kann, der schätzet sie geringe.

Da ist man dann auch sicher vor dem Gegenteil solch ängstlichen Sorgens:

4) Vor dem törichten Hochmut, der immer höher hinaus will.

„Und sprach: Das will ich tun: ich will meine Scheunen abbrechen und größere bauen und will darein sammeln alles, was mir gewachsen ist und meine Güter.“

Ist's uns nicht, meine Lieben, als hörten wir aus diesen Worten etwas heraus von jenem dummen Bauernstolz, von jenem einfältigen Geldstolz, der prahlend an seinen vollen Geldgurt schlägt, wo man meint, man sei mehr als andere, weil man mehr hat als sie; von jenem gefährlichen Schwindelgeist, der den Segen Gottes in Unsegen verwandelt, weil man im Übermut des Besitzes immer höher hinaus will.

„Ich will meine Scheunen abbrechen und will größere bauen.“ Das lautet noch bescheiden. Heutzutage heißt es etwa: Ich will Häuser bauen, ich will Wagen und Pferde anschaffen, ich will mich neu einrichten. Und nun wird alles auf einen größern Fuß gestellt: die Kleidung und der Tisch, die Miene und der Gang, die Sprache und der Ton, der Umgang und die Gesellschaft. Der einfache Bauersmann oder ehrsame Handwerksmann wird ein Herr; die schlichte Hausfrau wird eine Dame. Man will über seinen Stand hinaus; man steigt so lang, bis man sich zuletzt versteigt; man baut so lang, bis man sich vielleicht verbaut; man tut groß, bis es sich einmal wieder erfüllt: Hochmut kommt vor dem Fall.

Nein, lieber Christ, je mehr dich Gott erhöht, je mehr demütige dich vor ihm.

Das lerne von dem gesegneten Erzvater, da er sprach: Herr, ich bin zu gering aller Barmherzigkeit und Treue, die du an deinem Knechte getan hast; denn ich hatte nichts als diesen Stab, da ich über diesen Jordan ging, nun aber bin ich zwei Heere geworden.

Das lerne von der Kornähre auf deinem Acker: je gehaltvoller sie ist, um so mehr neigt sie ihr Haupt; und von der Weintraube am Stock: je vollkommener sie sich füllt, um so tiefer hängt sie zur Erde.

Den Hoffärtigen widersteht Gott, aber den Demütigen gibt er Gnade. Also hinweg mit dem törichten Hochmut, der immer höher hinaus will. Hinweg aber auch:

5) Mit der gemeinen Genusssucht, welche den Menschen immer tiefer sinken lässt.

„Und will sagen zu meiner Seele: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat auf viele Jahre; iss, trink und habe guten Mut.“ Ja wenn es noch dabei bliebe. Wenn die edlen Gottesgaben, die der gütige Nährvater aller Kreaturen heuer wieder wachsen lässt auf Feldern und an Bergen, nur dazu dienen sollten, dass jeder Hausvater sich wieder satt essen darf mit seinen Kindern, dass der fleißige Arbeiter sich am Abend stärken kann mit einem Trunk von dem Wein, der des Mensch Herz erfreut; dass der gedrückte Schuldner wieder etwas von seiner Last abtragen und einen guten Mut fassen kann für seine Zukunft - wer wollte ihnen das nicht gönnen und wollte sich des nicht freuen?

Aber wer das Volk kennt, wie es eben in Wirklichkeit ist, unser deutsches Volk vor anderen mit seinem alten Erbübel, unser süddeutsches Volk insbesondere, wie es zwar keineswegs immer und überall, aber doch oft und viel sich zeigt bei alt und jung, in Stadt und Land, wo das Essen und Trinken in Schlemmen und Prassen und der gute Mut in rohe Lust ausartet, dem kann manchmal bange werden vor unseren Volksfesten und Herbstfreuden.

Und wer es schon beobachtet hat, wie ein bisher ordentlicher Mann genau von dem Zeitpunkt an, wo er in sogenannte „bessere Umstände“ kam, langsamer oder schneller herunterkam an Leib und Seele, aus einem fleißigen Mann ein Müßiggänger, aus einem mäßigen Mann ein Trinker, aus einem guten Hausvater ein Wirtshaussitzer, aus einem ehrlichen Mann ein Spieler, aus einem gesunden Mann ein kranker Mann geworden ist, weil er sein Glück nicht ertragen, weil er sein Gelüste nicht zähmen konnte - der darf angesichts des Herbstsegens, womit Gott ein Jahr wiederum krönt, wohl den Warnungsruf erheben: Seht zu, dass ihr den Segen Gottes euch nicht in Unsegen verwandelt; freut euch, aber freut euch in dem Herrn; hütet euch, dass eure Herzen nicht beschwert werden mit Fressen und Saufen; seid nüchtern und wacht, damit nicht jener gefährliche Schlummergeist über euch komme, welcher der schlimmste Begleiter des Glückes ist:

6) Der gedankenlose Leichtsinn, der an kein Ende denkt.

„Liebe Seele, du hast einen Vorrat auf viele Jahre; habe nun Ruhe.“ Fürwahr das heißt sich gewaltig verrechnen! Fürwahr ein schöner Vorrat für eine unsterbliche Seele: Garben in den Scheunen, Essen und Trinken auf dem Tisch, Geld und Gut im Haus! Fürwahr eine unermessliche Zeit für einen hinfälligen Menschen: diese paar Jahre oder Jahrzehnte, die ihm hienieden zugemessen sind, die morgen, die heute, die in einer Stunde können verronnen sein! Fürwahr eine gefährliche Ruhe der lieben Seele, womit so mancher Mensch in den Tag hineinlebt und nichts macht ihm bang: kein Gott über seinem Haupt, kein Gewissen in seiner Brust, kein Grab zu seinen Füßen, keine Vergangenheit hinter seinem Rücken und keine Ewigkeit vor seinen Augen! Und woher diese Ruhe? Etwa weil man einen versöhnten Gott über sich, ein gutes Gewissen in sich, ein fleckenloses Leben hinter sich und eine selige Ewigkeit vor sich hat? O nein, sondern lediglich darum, weil man an das alles nicht denkt, weil man gegen das alles geflissentlich sein Auge verschließt, weil man in seinem irdischen Sinn sichs so wohl sein lässt auf dieser Erde, dass man es völlig vergisst: Wir haben nichts in die Welt gebracht, darum offenbar ist, wir werden auch nichts mit hinausnehmen; und mit keinem Gedanken daran denkt: Wer weiß, wie nahe mir mein Ende, hingeht die Zeit, herkommt der Tod!

Und wehe, wenn er nun kommt, dieser letzte und gefürchtetste Gast:

7) Der bittere Tod, der dem Menschen einen Strich macht durch seine ganze Rechnung.

„Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr, heute Nacht wird man deine Seele von dir fordern, und wes wird es sein, das du bereitet hast?“ Fürwahr ein böser Gast, der bittere Tod, wenn er so unangemeldet und ungebeten eintritt ins Haus des Irdischgesinnten und ruft die arme Seele so unbarmherzig und unerbittlich ab aus ihrer sichern Ruhe, von ihrem Essen und Trinken, ihrem Geld und Gut, ihren Häusern und Scheunen, ihren Planen und Rechnungen hinüber in ein unbekanntes Land, wo man für keine Wohnung gesorgt, wohin man keine Garben mitbringt, wo es aus ist mit aller Weltlust und Erdenherrlichkeit!

„Also geht es, wer ihm Schätze sammelt und ist nicht reich in Gott.“ So verwandelt der irdische Sinn den Segen des Herrn sich in eitel Unsegen für dieses Leben und für jene Welt.

Darum, sterblicher Mensch, flieh diesen Sinn! „Nur was du dem Himmel lebst, dir von Schätzen dort erstrebst, das ist Gewinn.“ Diese himmlischen Schätze aber, die zu allem irdischen Besitz erst den rechten Segen bringen und für allen irdischen Mangel den besten Ersatz geben - die Schätze des inwendigen Menschen: die Weisheit, die von oben stammt; die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt; der Friede, den die Welt nicht gibt wir wissen, bei wem sie zu haben sind.

Es ist der, welcher Leben und volle Genüge hat für alle die Seinen, Jesus Christus, der Pfleger der himmlischen Güter, bei dem zwar nicht irdische Schätze zu erfragen sind, der aber zu ihrem himmlischen Erbteil gern der Seele verhelfen will, die danach begehrt. Zu ihm lasst uns kommen mit einer bessern Bitte, als der Mensch dort aus dem Volk, nicht mit der Bitte: Herr, sage meinem Bruder, dass er das Erbe mit mir teile, sondern: Herr, hilf mir und hilf meinem Bruder zu dem Erbteil der Heiligen im Licht, das du denen bereitet hast, die mit Geduld in guten Werken trachten nach dem ewigen Leben.

Nicht um Güter dieser Erde, des erhabnen Geists Beschwerde,
Um die Weltlust komm ich nicht, Vater, vor dein Angesicht;
Schätze, die mich nicht verlassen, wenn ich sterbend werd erblassen,
Tugenden, des Christen wert, sind es, die mein Herz begehrt!

Amen.

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