Fries, Nikolaus – Andachten über den 2. Petrusbrief

Fries, Nikolaus – Andachten über den 2. Petrusbrief

2 Petri 1, V. 13-15

Denn ich achte es billig zu sein, so lange ich in dieser Hütte bin, euch zu erwecken und zu erinnern; denn ich weiß, dass ich meine Hütte bald ablegen muss, wie mir denn auch unser Herr Jesus Christus eröffnet hat. Ich will aber Fleiß tun, dass ihr allenthalben habt nach meinem Abschied solches im Gedächtnis zu halten.

Hier gedenkt der Apostel des Wortes am See Genezareth, als der auferstandene Christus redete von dem Tod, womit der Jünger Gott preisen würde; und ist gehorsam jenem andern Wort, aus der dunkelsten Nacht seines Lebens: „Wenn Du dermaleinst Dich bekehrst, so stärke Deine Brüder.“ Das ist wahrlich ein köstlich Ding, so klar und getrost zu sagen: „Ich weiß, dass ich meine Hütte bald ablegen muss!“ und dabei Fleiß zu tun, dass nach dem Abscheiden des Herrn Werk fortgehe, und die Nachbleibenden im Gedächtnis halten das Kleinod ihrer himmlischen Berufung. Als ein großes Vorbild steht der Apostel da! - Wem hätte die lange Todes-Nacht nicht Gedanken gemacht? es ist die Probe auf Dein ganzes Erdenleben, wie Du in Deiner Sterbenszeit erfunden wirst. Die Meisten wollen Nichts davon wissen, dass sie ihre Hütte bald ablegen müssen, im Gegenteil, sie rechnen auf lange Jahre und Jahrzehnte. So geschieht es, dass sie plötzlich und schnell hingerafft werden. Auch ist es selten, dass ein Hausvater oder Lehrer und Diener am Wort darauf allein Fleiß und Fürsorge richte, die Nachbleibenden zu stärken mit Erwecken und Erinnern, bei dem Herrn zu bleiben, ihren Beruf und Erwählung fest zu machen; richten vielmehr Fleiß und Sorge hauptsächlich auf das zeitliche Gut und Vermögen, das sie zurücklassen. O, wie ganz anders werden sie es in der Ewigkeit ansehen. Wenn wir uns doch hier schon, wie Petrus, ins Licht der Ewigkeit stellten! Da würden uns die Augen aufgehen und würden klug werden zu bedenken, dass wir sterben müssen, würden auch unseren Nächsten ein gut Vermächtnis hinterlassen.

2 Petri 3, V. 8-10

Eins aber sei euch unverhalten, ihr Lieben, dass Ein Tag vor dem Herrn ist wie tausend Jahre, und tausend Jahre wie Ein Tag. Der Herr verzieht nicht die Verheißung, wie es etliche für einen Verzug achten; sondern er hat Geduld mit uns, und will nicht, dass jemand verloren werde, sondern dass sich jedermann zur Buße kehre. Es wird aber des Herrn Tag kommen als ein Dieb in der Nacht; in welchem die Himmel zergehen werden mit großem Krachen, die Elemente aber werden vor Hitze zerschmelzen, und die Erde und die Werke, die darinnen sind, werden verbrennen.

Dies Wort lässt uns einen tiefen Blick tun in das Sinnen und Sorgen der ersten Gemeinde. Es konnte nicht anders sein, als dass die Christen, inmitten des Heidentums, voll Warten und Erwarten, der Wiederkunft des Herrn und dem Siege Seines Reiches entgegen sehen mussten. Wie nahe lag da die Gefahr, dass sie ungeduldig würden, wenn ein Jahrzehnt nach dem andern verging, ohne dass ihr Hoffen und Wünschen gestillt ward. Mit Klarheit und Sicherheit bringt das apostolische Wort solche Ungeduld zur Ruhe in Gott. Zuerst mahnt es die Christen, wohl zu bedenken, dass die Uhr der Ewigkeit ganz anders geht als die auf Erden, ihr Pendelschlag lautet: Immer - Nimmer; Nimmer - Immer, denn Ein Tag ist wie tausend Jahre, und tausend Jahre sind wie Ein Tag. Sodann ist es nicht ein willkürliches Hinausschieben, wenn das Ende noch nicht kommt, sondern nichts als göttliche Geduld, welche gern Jedermann retten will, und darum die Frist verlängert. Gegenüber solcher Geduld ist die eigene Ungeduld nichts als sündige Torheit. Gewiss aber, unerschütterlich gewiss ist der Tag des Herrn, und zwar Allen durchaus unerwartet wird er einbrechen, wie ein Dieb in der Nacht, damit wir Alle jederzeit uns hüten vor falscher Sicherheit. Das ist rechte Weisheit und Tiefe der Erkenntnis Gottes. Wie heilsam auch uns zu diesen letzten Zeiten, da Menschenwitz und übermütige Sicherheit das große Wort führen, und Tausende sich davon berücken lassen. Wie wird das Alles aufflackern in einem Nu in der Hitze jenes Tages. O Herr! hilf uns, dass wir dann errettet werden, ob auch als durchs Feuer.

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autoren/f/fries_nikolaus/fries-andachten_ueber_den_2._brief_des_petrus.txt · Zuletzt geändert: von aj
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