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Hiob - Kapitel 6

Hiob - Kapitel 6

(Leander van Eß)

Kap. 6. 7. Hiob rechtfertiget seine Klagen durch die Größe seiner Leiden, die ihm seine treulosen Freunde vermehrten, die ihn verkennen; und bittet Gott, da das Menschenleben ohnehin mühevoll und kurz sey, ihm Ruhe zu gönnen.

1 Und Hiob hob an und sprach:
2 O! würde doch genau gewogen mein Gram; und mein Elend in der Schale aufsteigen sämmtlich!
3 Ja, schon ist's schwerer, als der Sand der Meere, darum waren meine Worte zügellos.
4 Dennn die Pfeile des Allmächtigen sind in mir, deren Gift trinkt meine Geist; die Schrecknisse Gottes rüsten sich wider mich.
5 Schreiet wohl der wilde Esel im jungen Grün? Oder brüllt der Stier bei seinem Futterkorn?
6 Isset man Geschmackloses ohne Salz? Oder ist wohl Geschmack in dem Molken?
7 Was zu berühren meine Seele ekelt, das ist gleichsam meine ekele Speise.
8 O! würde doch gewährt meine Bitte; erfüllte Gott doch meine Hoffnung!
9 Gefiel es Gott, mich zu zermalmen; möcht' er lösen seine Hand, und mich vertilgen!
10 So wäre noch mein Trost - und jauchzen wollt' ich im schonungslosem Schmerz - daß ich nicht verleugnet die Worte des Heiligsten.
11 Was ist denn meine Kraft, daß ich ausharren, und was mein Ende, daß ich geduldig ertragen kann?
12 Ist die Kraft der Steine meine Kraft? Ist mein Fleisch von Erz?
13 Ist noch wohl eine Hülfe für mich? Ist nicht die Rettung entflohen von mir?
14 Dem Unglücklichen gebührt von seinem Freunde Mitleid, sonst verläßt er die Furcht des Allmächtigen.
15 Meine Brüder sind treulos wie ein Bach; gleich dem Bache in Thälern verinnen sie,
16 getrübt von Eis, in die sich entzogen der Schnee.
17 Zur Zeit werden sie aufgelöst, und zergehen, bei der Hitze verschwinden sie von ihrer Stelle.
18 Sie winden die Gänge ihres Laufes; sie ziehen sich hin bis zur Leere, und versiegen.
19 Es blicken umher die Reisezüge von Thema, die Wanderer von Saba harren auf sie.
20 Sie sind beschämt, daß sie getrauet; sie kommen hin, und sind getäuscht.
21 So seyd ihr jetzt zu Nichts geworden; ihr sehet den Schrecken und fürchtet.
22 Habe ich denn gesprochen: „Theilet mit mir, und von eurer Habe schenket mir!“
23 Oder: „Rettet mich aus der Hand des Feindes; und aus der Hand der Wüteriche kauft mich los!“
24 Belehret mich, und ich willschweigen; und worin ich geirret, beweiset mir!
25 Wie kräftig sind die Worte der Wahrheit! Aber was beweisen eure Verweise?
26 Gedenket ihr Worte zu tadeln? Dann sind für den Wind vergebliche Worte.
27 Fürwahr! über eine Waise fallet ihr her, und grabet eine Grube eurem Freunde.
28 Doch seyd so gut, euch zu mir zu wenden. Ja, vor eurem Angesichte, ich lüge nicht!
29 Redet doch wieder, es wird sich kein Unrecht finden; ja, redet wieder, noch ist das Recht für mich.
30 Sollte auf meiner Zunge Unrecht seyn? Sollte mein Gaumen nicht fühlen das Elend?

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