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Hiob - Kapitel 15

Hiob - Kapitel 15

(Leander van Eß)

Eliphas erwiedert zum zweiten Male. Hiob verdamme durch seine frevelnde Rede sich selbst; vor Gott könne Niemand gerecht seyn; alte Beobachtung lehre: der Gottlose sammt seinem Hause sey immer unglücklich.

1 Und Eliphas, der Themanite, hob an und sprach:
2 Antwortet ein Weiser mit windiger Weisheit; und füllt er mit Ostwind seine Brust?
3 Rechtet er mit Worten, die nichts frommen; und mit Reden, mit denen er nichts fördert?
4 Ja, du hebest auf die Gottesfurcht; und schwächest die Andacht vor Gott!
5 Denn dein Mund lehret dein Verbrechen, obschon du wähltest die Zunge der Schlauen.
6 Dich verdammt dein Mund, und nicht ich; deine Lippen zeugen wider dich.
7 Bist du als erster Mensch erzeugt? Und vor den Hügeln du geboren?
8 Hast du gehorcht im Rathe Gottes? Hast du die Weisheit eingesogen?
9 Was weißt du denn, was wir nicht wüßten? Was verstehest du, was nicht bei uns wäre?
10 Sowohl Alte als Greise sind unter uns, bejahrter als dein Vater.
11 Waren für dich zu gering die Tröstungen Gottes? Und das Wort, das so sanft gegen dich war?
12 Wohin reißt dich dein Herz; und wohin starren deine Augen,
13 daß du wider Gott wendest dein Schnauben? Du hast aus eigenem Munde gesprochen die Reden:
14 „Was ist der Mensch, daß er rein seyn; daß er gerecht seyn wollte, der vom Weibe Geborne?
15 Siehe! seinen Heiligen traut er nicht; und die Himmel sind nicht rein in seinen Augen.“
16 Wie viel weniger kann es seyn der Verabscheuungswürdige, der Verdorbene, der Mensch, der Unrecht trinkt wie Wasser.
17 Belehren will ich dich, höre mich; und was ich sah, will ich erzählen,
18 was Weise kund gethan, und nicht verhehlten vor ihren Vätern,
19 denen allein das Land übergeben worden; und in deren Mitte kein Fremdling drang.
20 Die ganzen Lebenstage quält sich selbst der Böse; und die Zahl der Jahre sind verborgen dem Wüterich;
21 Schreckenstöne schallen in seinen Ohren; mitten in der Ruhe überfällt ihn der Verwüster.
22 Er glaubt nicht zu entgehen der Finsterniß, und sich belauert vom Schwerte.
23 Er irret nach Brod, wo es seyn mag; er weiß, daß bereit ihm vorhanden ist ein Tag der Finsterniß.
24 Ihn schrecken Angst und Noth; sie setzen ihm hart zu, wie ein König gerüstet zum Streit.
25 Denn er streckte wider Gott seine Hand aus; und lehnte sich auf wider den Allmächtigen.
26 Er rannte wider ihn mit vorgerecktem Halse, mit dichten Buckeln seiner Schilde;
27 so lange er sein Antlitz mit seinem Fett bedeckte; und Speck ansetzte an seine Lenden.
28 Darum bewohnte er Städte, die verwüstet, Häuser, die unbewohnt, die zu Schutthaufen bestimmt sind.
29 Er bleibt nicht reich; und sein Wohlstand ist nicht von Dauer; sein Vermögen breitet sich nicht im Lande aus.
30 Er entgeht nicht der Finsterniß; seinen Sprößling senget die Flamme; ja, er wird weggerafft durch den Hauch seines Mundes.
31 Er verlasse sich doch nicht auf Eitles, der Betrogene; denn Eitles wird ihm zur Vergeltung.
32 Vor seiner Zeit ist's aus mit ihm; und sein Zweig grünet nicht.
33 Er reißt gleich dem Weinstocke seine unreife Traube weg; und wirft gleich dem Oelbaume seine Blüthe ab.
34 Denn unfruchtbar ist des ruchlosen Familie; und Feuer frißt die Wohnung der Bestechung.
35 Mit Schuld gehen sie schwanger, gebären Unheil; ihr Inneres bereitet Trug.

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