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autoren:a:ahlfeld_friedrich:andachten:ahlfeld-andachten_ueber_das_evangelium_nach_lukas [] – [Lukas 2,10.11.] ajautoren:a:ahlfeld_friedrich:andachten:ahlfeld-andachten_ueber_das_evangelium_nach_lukas [] (aktuell) – [Lukas 3,17.] aj
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 Herr, himmlischer Vater, wir danken dir, dass du uns auch heute wieder hast erwachen lassen. Täglich gibst du uns neuen Grund, dein Lob zu verbreiten und deine Treue zu rühmen, die mit uns geht und unsere Hilfe ist. Vor allem aber mache uns bereit zu rühmen deine Barmherzigkeit, die du uns erwiesen hast in der Sendung deines Sohnes. Gib uns fröhlichen Mut, das Wort von ihm auszubreiten. Wir entfernen uns mit jedem neuen Tage ja wiederum mehr vom Feste seiner Geburt, der Freudenjubel, der dieses begleitete, verstummt, o so hilf dass wir nicht verstummen. Lass uns der Maria gleichen, welche alle Worte, die an der Krippe gesprochen wurden, behielt und in ihrem Herzen bewegte. Mache uns aber auch den Hirten gleich, die mit Freuden verkündeten, was sie erfahren hatten. Amen. Herr, himmlischer Vater, wir danken dir, dass du uns auch heute wieder hast erwachen lassen. Täglich gibst du uns neuen Grund, dein Lob zu verbreiten und deine Treue zu rühmen, die mit uns geht und unsere Hilfe ist. Vor allem aber mache uns bereit zu rühmen deine Barmherzigkeit, die du uns erwiesen hast in der Sendung deines Sohnes. Gib uns fröhlichen Mut, das Wort von ihm auszubreiten. Wir entfernen uns mit jedem neuen Tage ja wiederum mehr vom Feste seiner Geburt, der Freudenjubel, der dieses begleitete, verstummt, o so hilf dass wir nicht verstummen. Lass uns der Maria gleichen, welche alle Worte, die an der Krippe gesprochen wurden, behielt und in ihrem Herzen bewegte. Mache uns aber auch den Hirten gleich, die mit Freuden verkündeten, was sie erfahren hatten. Amen.
  
 +=====Lukas 2,21. =====
 +**Und da acht Tage um waren, dass das Kind beschnitten würde, da ward sein Name genannt Jesus.**
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 +Wenn wir die Grenzen eines Landes überschreiten, dann sind wir nicht lange in Zweifel, in wessen Land wir kommen. Die Grenzpfähle sind mit den Landesfarben bezeichnet und bald sieht man auch das Wappen des Landes mit den Namenszügen seines Fürsten. Heute Nacht um 12 Uhr sind wir ausgewandert aus einem alten, wohlbekannten Land, aus dem alten Jahr, in ein neues Land, in das neue Jahr. Wer ist denn Herr in diesem neuen, unbekannten Gebiet? Wir schauen uns um an der Grenze, ob wir keine Farben, keine Wappen, keinen Namen sehen. Und da tritt uns Christus entgegen in dem Weiß und Rot, in der Farbe seiner Unschuld und seines vergossenen Blutes. Da steht das rote Kreuz im weißen Feld, da steht der teure Name Jesus, der über alle Namen ist. Der Name hat einen guten Klang. Wenn in der vergangenen Nacht der Übergang aus dem alten ins neue Jahr hier und dort unter den schönsten Melodien gemacht ist, eine schönere Neujahrsmelodie gibt es nicht, als die: „Jesus Christus, der eingeborene Sohn Gottes, ist Herr und Pförtner der neuen Zeit. Jesus Christus gestern und heute, und derselbige in Ewigkeit.“ Der die Gebundenen löst, die Gefangenen frei macht, der die zerschlagenen Gewissen heilt, der da predigen lässt das gnädige Jahr des Herrn, der uns auftut die Perlenpforten des himmlischen Jerusalem, ruft uns am Eingang des Jahres zu: „Fürchte dich nicht, denn ich bin bei dir, weiche nicht, denn ich bin dein Gott!“
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 +Herr Jesu Christe, um deines Namens, um deiner Ehre willen neige und beuge heute unsere Herzen in deinen guten, gnädigen Willen. Segne diesen ersten Tag des Jahres mit stiller Andacht, mit reichem Gebet, mit festem Glauben. Bleibe bei uns mit deinem heiligen Geist bis zur letzten Jahresstunde. Alles was in diesem neuen Jahr uns begegnet, lass uns hindrängen auf dich. Willst du uns gute Tage geben, so mache sie zu Führern zu dem einen ewigen Gut. Willst du uns schlagen mit Kreuz, so mache dies zum Führer zu deinem Kreuz. Schenke uns in Gnaden zu deinen geistigen Gaben auch die irdischen; gib uns unser täglich Brot, Friede in Haus und Land. Segne Alt und Jung. Und soll dies Jahr das letzte sein das wir beginnen, so schreibe auch über die letzte Lebensstunde deinen Namen, der dem Tod die Macht nimmt und die Pforten ewigen Lebens öffnet: Jesus. Amen.
 =====Lukas 2,27-30. ===== =====Lukas 2,27-30. =====
 **Und da die Eltern das Kind Jesus in den Tempel brachten, dass sie für ihn täten wie man pflegt nach dem Gesetz, da nahm Simeon ihn auf seine Arme, und lobte Gott und sprach: „Herr nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen.“** **Und da die Eltern das Kind Jesus in den Tempel brachten, dass sie für ihn täten wie man pflegt nach dem Gesetz, da nahm Simeon ihn auf seine Arme, und lobte Gott und sprach: „Herr nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen.“**
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 O du treuer Gott, wie hast du doch die Leute so lieb! Wie richtest du doch alle deine Wege so ein, dass unser armes, schwaches Herz einen getrosten Mut für alle Zeit behalten soll! Wenn die Nacht kommt, wissen wir hinter ihr den Morgen. Wenn die Trübsal kommt, wissen wir deine Gnade darüber und dahinter. Das hast du uns bisher in dem davoneilenden Jahr erfahren lassen, das verkündigt uns heute dein alter Diener Simeon. So hilf denn, dass wir uns für uns und unsere Kinder nicht eitel gute Tage träumen. Musste Maria mit ihrem Kind einem Leben voll Leid und Sorge entgegengehen, wie sollten wir Anderes erwarten dürfen. Aber lass uns auch in jeder Trübsal, die kommt, dankbar den Segen sehen, welchen du damit schaffen willst, und die Freude, mit der du uns wieder erquickst. So bereite uns vor, dass wir, unseren Heiland allzeit vor Augen, wenn unser Leben über kurz oder lang zu Rüste geht, mit Simeon rufen können: „Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen.“ Amen. O du treuer Gott, wie hast du doch die Leute so lieb! Wie richtest du doch alle deine Wege so ein, dass unser armes, schwaches Herz einen getrosten Mut für alle Zeit behalten soll! Wenn die Nacht kommt, wissen wir hinter ihr den Morgen. Wenn die Trübsal kommt, wissen wir deine Gnade darüber und dahinter. Das hast du uns bisher in dem davoneilenden Jahr erfahren lassen, das verkündigt uns heute dein alter Diener Simeon. So hilf denn, dass wir uns für uns und unsere Kinder nicht eitel gute Tage träumen. Musste Maria mit ihrem Kind einem Leben voll Leid und Sorge entgegengehen, wie sollten wir Anderes erwarten dürfen. Aber lass uns auch in jeder Trübsal, die kommt, dankbar den Segen sehen, welchen du damit schaffen willst, und die Freude, mit der du uns wieder erquickst. So bereite uns vor, dass wir, unseren Heiland allzeit vor Augen, wenn unser Leben über kurz oder lang zu Rüste geht, mit Simeon rufen können: „Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen.“ Amen.
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 +=====Lukas 2,41.42. =====
 +**Und seine Eltern gingen alle Jahre gen Jerusalem auf das Osterfest. Und da er zwölf Jahre alt war, gingen sie hinauf gen Jerusalem nach Gewohnheit des Festes.**
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 +Es mag ein fröhliches Wandern gewesen sein, jener Ostergang der heiligen Familie. Ganze Scharen, ganze Orte zogen miteinander. Und wie man weiter ging, schlossen sich neue Pilgerzüge an. Ihr Gespräch unterwegs war die alte Gnadenzeit Gottes. Fast jeder Ort war eine Gedenkstätte an Gottes Erbarmung und an die frommen Väter. Hier hatte Abraham sein Zelt aufgeschlagen, und die Engel hatten mit ihm geredet; da hatte Jakob seine Herden geweidet; dort hatte der Herr dem Josua oder einem andern Kämpfer Sieg gegeben über die Feinde. Vor allem aber war der Auszug aus Ägypten das Wandergespräch der Pilger. An den Auszug knüpfte sich ja das Fest, das Fest der süßen Brote, an. Die höchste Blüte des ganzen Wanderlebens war aber die Hoffnung auf den Messias, in dem Jerusalem zur vollen Herrlichkeit und Ehre gelangen sollte. Und er war in ihrer Mitte. Er zog mit ihnen. Sie sahen ihn, und sahen ihn nicht. Die Zeichen vor zwölf Jahren waren teils nur von Wenigen gesehen. Etliche von diesen Wenigen waren gestorben. Es waren alte, bejahrte Hoffer gewesen. Teils hatte Gott die ganzen zwölf Jahre hindurch kein Wort von diesem Kind geredet. Diese Zeit lag wie ein Schleier über dem großen Anfang. Das Licht des Sternes und die Klarheit der Engel war blass geworden, das Hosianna klang nur in wenigen Herzen nach.
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 +Herr Jesu Christe, auch mit uns willst du ziehen hinauf gen Jerusalem, unser ganzes Leben soll ja eine Pilgerfahrt sein nach dem Jerusalem, das droben ist. O halte uns treu auf diesem Wege. Du bist bei uns, ob wir dich auch nicht mit leiblichen Augen sehen. Deine segensreiche Gegenwart aber lässt du uns spüren Tag für Tag. So stärke uns denn, dass wir fröhliche Pilger nach oben sind, die in den alten Gnadenerweisungen an deiner Christenheit und in den Gedanken an die Erlösung aus der Knechtschaft der Sünde immer erquickt und ermutigt werden, auch wenn der Weg steil und heiß wird. Ja, lass auch diesen heiligen, stillen Tag wieder solch fröhlichen Pilgertag werden, der uns rüstig ausschreiten sieht, damit wir nicht zurückbleiben und träge seien auf unserem Heilswege. Amen.
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 +=====Lukas 2,43-45. =====
 +**Und da die Tage vollendet waren, und sie wieder zu Hause gingen, blieb das Kind Jesu zu Jerusalem, und seine Eltern wussten es nicht. Sie meinten aber, er wäre unter den Gefährten und kamen eine Tagereise und suchten ihn. Und da sie ihn nicht fanden, gingen sie wieder gen Jerusalem.**
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 +Hast du deinen Heiland verloren, so helfe dir der Herr, dass du ihn so bald vermisst, wie Joseph und Maria. Schon nach einer Tagereise vermissten sie ihn. Ach, wir sind flugs ganze Monate, ganze Jahre, ein ganzes Jünglings- und Mannsalter gewandert und haben nicht bemerkt, dass wir unseren teuersten Begleiter verloren hatten! Frage dich doch jetzt, ob du ihn wirklich hast, ob er dir zugesellt, ob er an dich gebunden ist mit den festen Banden des Glaubens. Und wenn du ihn nicht hast, was dann tun? Kehre um wie Jene. Der selige Friede, der etwa deine Jugend und etliche geweihte Stunden deines Lebens beschienen hat, kehrt sonst nicht wieder. Drei Tage suchen ihn Maria und Joseph. Die Zeit mag ihnen lang gedauert haben. Geh, suche! Wenn du auch länger suchen musst als drei Tage, wenn er auch auf dein Bitten und Anklopfen so schnell kein Ja antwortet, suche nur, er ist des Suchens wert. Suche ihn aber nicht am unrechten Ort, nicht hier und da bei den Gefährten auf der Straße, sondern in seinem Tempel, in seinem Wort.
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 +Herr, barmherziger Heiland, wir danken dir, dass du mit uns gehst von Tag zu Tag. Du bist auch in der vergangenen Nacht wieder unser Schutz gewesen, und hast im Schatten der Finsternis deine Hand über uns gebreitet. O gib uns wachsame Augen, dass wir auch heute allezeit nach dir ausschauen. Wo du dann nicht bei uns bist, lass uns umkehren und dich suchen. Wo du nicht mit hingehen kannst, da lass uns auch fernbleiben.
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 +Was dein Auge nicht  sehen soll, das lass uns meiden. Hilf aber auch, dass wir dich nicht suchen an falscher Stätte, dass nicht unser Verstand oder unsere Werke uns zum Heiland werden, auf den wir trauen. Und wenn es dein Wille wäre, das Antlitz deiner Gnade uns zu verbergen, wenn Sorge und Leid uns träfe, so gib uns die rechte Geduld und das feste Vertrauen, welche nicht nachlassen, bis wir dich wiederhaben und deine Segensnähe spüren. Amen.
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 +=====Lukas 2,49. =====
 +**Und er sprach zu ihnen: „Was ist es, dass ihr mich gesucht habt? Wisst ihr nicht, dass ich sein muss in dem, das meines Vaters ist?“**
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 +Wunderbares Wort, das Kind spricht sich selbst aus über seine himmlische Herkunft. Verhüllt war in ihm die Gottheit in das arme Gewand unseres Fleisches. Hier leuchtet sie hindurch wie ein Stern durch die Wolke. Die dabei waren, verstanden zwar das Wort nicht. Aber der Maria war es eine Anknüpfung an die Wunder der Verkündigung und Geburt. Sie behielt alle diese Worte in ihrem Herzen. Nun, mein Christ, der du deinen Herrn sucht, der du nach Frieden verlangst, geh, suche ihn in dem, was seines Vaters ist. Hast ihn in manchem Kreis gesucht: suche ihn in der Gemeinde der Gläubigen. Die ist seines Vaters. Hast ihn in manchem Haus gesucht; suche ihn im heiligen Tempel Gottes, wo die Predigt der Apostel und Propheten Worte auslegt. Dieser Tempel ist seines Vaters. Hast ihn in manchem Buch gesucht; suche ihn in Gottes Wort. Das ist seines Vaters. An einer Stätte wirst du ihn finden. Ja in allen dreien wirst du ihn endlich erkennen als den eingeborenen Sohn vom Vater. Freude wird dann in dir sein, wie du sie noch nie gehabt hast.
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 +Herr Jesu Christe! Ob wir hier auf Erden keine Heimat mehr hätten, ob kein Vaterhaus uns mehr seine Pforten öffnete: du hast uns eine Heimat gegeben, ein Vaterhaus, aus welchem Niemand uns ausstoßen kann. Gib uns nur das rechte Kindsherz, dass wir darin uns immer recht heimisch fühlen. Ob wir einsam daständen im Leben und Eins unsrer Lieben nach dem Anderen dahinginge: du hast uns eine Familie gegeben, die uns bleibt, bist selbst unser lieber Bruder worden und hast die ganze treue Christenheit uns zu Brüdern und Schwestern gemacht, auf deren Fürsorge und Fürbitte uns ein heiliges Recht zusteht. Und ob Keiner mehr hier zu uns väterliche Worte der Liebe und Ermahnung spräche: du redest zu uns die Worte deines und unseres Vaters, Worte voll heiliger Wahrheit, Weisheit und Barmherzigkeit. O lass keinen Tag dahingehen, ohne dass wir an jener Gemeinschaft uns freuen und aus diesen Worten unsere Weisheit nehmen. Ja, lass uns immer treuer bleiben in dem, das auch unseres Vaters ist. Amen.
 =====Lukas 3,15.===== =====Lukas 3,15.=====
 **Als aber das Volk in dem Wahn war, und dachten alle in ihrem Herzen, ob er vielleicht Christus wäre; antwortete Johannes, und sprach zu Allen: Ich taufe euch mit Wasser, es kommt aber ein Stärkerer nach mir, dem ich nicht genugsam bin, dass ich die Riemen seiner Schuhe auflöse.** **Als aber das Volk in dem Wahn war, und dachten alle in ihrem Herzen, ob er vielleicht Christus wäre; antwortete Johannes, und sprach zu Allen: Ich taufe euch mit Wasser, es kommt aber ein Stärkerer nach mir, dem ich nicht genugsam bin, dass ich die Riemen seiner Schuhe auflöse.**
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 Herr Jesu Christe. Wie der Kranke sich sehnt nach dem Arzt, so sehnen wir uns nach dir. Krank sind wir Alle, und du allein bist der rechte Arzt. Wie der Verschuldete nach dem Bürgen, so rufen wir nach dir. Verschuldet sind wir Alle. Leib und Seele, Zeit und Ewigkeit haben wir verwirkt, aber du bist der treue und reiche Bürge. Nichtig und vergänglich sind alle Dinge. Wieder stehen wir am letzten Tag einer Woche und sehen, wie schnell Stunde auf Stunde unsrer Gnadenfrist dahinrollt. Aber in aller Nichtigkeit und Vergänglichkeit bleibst du der lebendige Herr! Wann wird für unser Leben der letzte Tag kommen? O bleibe nur dann, wenn unser irdisches Teil zunichte wird und vergeht, unser Leben. Verwirf uns nicht wie die Spreu, die das Feuer verzehrt, sondern sammle uns und alle die Unsern in deine ewigen Scheuern. Amen. Herr Jesu Christe. Wie der Kranke sich sehnt nach dem Arzt, so sehnen wir uns nach dir. Krank sind wir Alle, und du allein bist der rechte Arzt. Wie der Verschuldete nach dem Bürgen, so rufen wir nach dir. Verschuldet sind wir Alle. Leib und Seele, Zeit und Ewigkeit haben wir verwirkt, aber du bist der treue und reiche Bürge. Nichtig und vergänglich sind alle Dinge. Wieder stehen wir am letzten Tag einer Woche und sehen, wie schnell Stunde auf Stunde unsrer Gnadenfrist dahinrollt. Aber in aller Nichtigkeit und Vergänglichkeit bleibst du der lebendige Herr! Wann wird für unser Leben der letzte Tag kommen? O bleibe nur dann, wenn unser irdisches Teil zunichte wird und vergeht, unser Leben. Verwirf uns nicht wie die Spreu, die das Feuer verzehrt, sondern sammle uns und alle die Unsern in deine ewigen Scheuern. Amen.
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 +=====Lukas 4,16. =====
 +**Und er kam gen Nazareth, da er erzogen war, und ging in die Schule nach seiner Gewohnheit am Sabbattag.**
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 +Es liegt in jedem Menschen ein Zug nach seinem Heimatorte, nach der Stätte seiner Jugend. Und wenn es uns da auch kümmerlich ergangen und sauer geworden ist, so wird im weiteren Laufe des Lebens das Alles zwar nicht vergessen, aber mit lieblichen goldenen Farben überzogen. Mit stiller Freude denkt man sich dahin zurück, und gern möchte man an dem, was Gott uns später schenkt, den Jugendort und die Gefährten der Jugend teilnehmen lassen. Alles rein Menschliche finden wir nun auch in dem Herrn wieder. Etwa zwei Jahre alt war er mit den Eltern von Ägypten nach Galiläa, nach Nazareth, gezogen, und dort hatte er an 28 Jahre gelebt, gebetet, gearbeitet. Dort wohnten die Gefährten seiner Kindheit und Jugend; dort wollte er wenigstens für Galiläa mit seiner Predigt beginnen. Es war Sabbat. Der Herr kam in die Schule oder Synagoge nach seiner Gewohnheit. Also er selbst, das ewige Wort vom Vater, er selbst, der gepredigt werden soll in allen Kirchen und Schulen bis ans Ende der Tage, er kam jeden Sabbat in die Schule, wo Gesetz und Propheten vorgelesen wurden. Er, auf den Gesetz und Propheten geweissagt hatten, hielt es als feste Gewohnheit, Gesetz und Propheten zu hören. Wie viel mehr sollen wir, für die das Gesetz und die Propheten weissagen, für die das teure Evangelium verkündigt wird, uns treu zum Hause und Worte Gottes halten.
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 +Herr Jesu Christe, nicht die Kirche allein ist die Stätte, wo das Wort von dir erschallen soll. Du sendest deine lieben Boten, die Evangelisten und Apostel auch in unser Haus, dass sie hier deine Ehre verkündigen. In jedem Hause, auch im kleinsten und ärmsten willst du ja weilen und segnen. O so komme auch zu uns und bleibe bei uns. Mache uns bereit dir zu lauschen und deine Wahrheit in uns aufzunehmen. Nicht der Sonntag allein ist es, wo wir dir dienen sollen. Du verlangst alle Tage unseren Dienst. Lass auch heute uns rechten Gottesdienst üben in der Liebe, die dir das Herz gibt und dem Nächsten hilft, in der Treue, die nicht vom rechten Wege weicht und jeden Tag als von dir gegebene Zeit ansieht, die nicht zum Vergeuden, sondern zum Arbeiten da ist. Lass uns dir dienen mit treuem Bekenntnis und willigem Gehorsam. Gehe selbst mit uns und leite uns mit treuer Hand bis zum Abend. Amen.
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 +=====Lukas 4,22. =====
 +**Und sie gaben Alle Zeugnis von ihm, und wunderten sich der holdseligen Worte, die aus seinem Munde gingen, und sprachen: „Ist das nicht Josephs Sohn?“**
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 +Was war die Frucht der Predigt Jesu? Sie wunderten sich der holdseligen Worte, die aus seinem Munde kamen, und sprachen: „Ist das nicht Josephs Sohn?“ O arme Frucht! Sie wundern sich, dass der, welcher in keine gelehrte Schule gegangen ist, welcher nicht zu den Füßen eines gelehrten Rabbi gesessen, so reden kann. Das ist Alles. „Ist das nicht Josephs Sohn?“ Er ist der Sohn, der Pflegesohn des alten Zimmermanns, der bei uns gelebt hat und gestorben ist, und nun kann er so reden. Woher hat er das? Das ist Alles. Obgleich er ihnen deutlich gesagt hat: „Heute ist diese Schrift erfüllt vor euren Ohren“, obgleich er sich damit als den Heiland kund getan hat, fragt doch kein Mensch: „Also du bist der Verheißene?“ oder: „Was soll ich tun, dass ich selig werde?“ Der Herr hat umsonst gepredigt. Denn wo unter der Predigt diese Frage nicht aufkeimt oder, schon vorhanden, lebendiger wird, da ist die Predigt umsonst. Sie hatten eigentlich so viel wie Nichts gehört. Es war eine schöne Predigt gewesen, aber sie wussten Nichts davon. Der Herr las auf ihren Gesichtern, wie sie auch die holdseligen Worte nicht befriedigt hatten, wie sie auf etwas Anderes warteten. Wunder wollten sie sehen. Er aber sieht der Menschen Herzen. Wo kein Glaube wachsen kann, da tut er auch kein Wunder.
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 +Gnadenreicher Herr, du hast dort gepredigt, predige auch uns. O predige uns, dass du gekommen bist zu heilen die zerstoßenen Herzen, die Gefangenen zu lösen, den Blinden die Augen aufzutun und die Zerschlagenen gesund und ledig zu machen. Aber lieber Herr, lass uns doch auch zu der Erfahrung kommen, dass wir von Natur blind sind zu allem Guten, und dass wir gefangen sind in den Ketten der Sünde. Gib dem Gesetze die Kraft, dass es uns zerschlage, und uns die Demut und Klarheit, dass wir uns von ihm zerschlagen lassen. Herr, wir wollen nicht äußere Wunder sehen, sondern Wunder an unseren begnadigten Seelen. Behüte uns vor der fleischlichen Art derer zu Nazareth, die wohl eine schöne Predigt hören, aber sich dieselbe nicht wollten an das Herz kommen lassen. Herr, behüte uns vor ihrem Trotz, in welchem sie dich von sich stießen. Du bist nie wieder zu ihnen gekommen. Zu uns aber sollst du heute, morgen und alle Tage kommen. Ja, komm, bleibe bei uns im heiligen Geist. Amen.
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 +=====Lukas 4,29.30. =====
 +**Und sie standen auf und stießen ihn zur Stadt hinaus, und führten ihn auf einen Hügel des Berges, darauf ihre Stadt gebaut war, dass sie ihn hinabstürzten. Aber er ging mitten durch sie hinweg.**
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 +Weil er nicht wollte, wie sie wollten: weil er nicht predigte, wie ihnen die Ohren jückten, wollten sie ihn töten. Noch heute zeigt man bei Nazareth, bei der Maronitenkirche, die 4050 Fuß hohe Felsenwand, an die sie ihn stellten. Da sollte er sterben. Erst staunten sie über seine holdseligen Worte, und eine Stunde darauf wollten sie ihn in den Abgrund stürzen. Sie stürzten ihn aber nicht hinein. Er kehrt um, er geht mitten durch den Haufen hindurch. Wie die Fluten des roten Meeres Israel Bahn machten, so musste auch dieser wilde Haufen Jesu Bahn machen. Seine Würde und Majestät bricht sich einen Weg hindurch. Sie können, sie dürfen ihn nicht hindern. Schreckt ihn nun diese erste Erfahrung etwa? Steht er etwa ab von dem Zeugnis über verhärtete Herzen? Redet er fortan wie es die Leute gern hören? Nein, er zeugt bis ans Kreuz, und gekreuzigt, gestorben, auferstanden und aufgefahren gen Himmel, befiehlt er immer noch jedem seiner Knechte: „Rufe getrost, schone nicht, erhebe deine Stimme wie eine Posaune, und verkündige meinem Volke ihr Übertreten, und dem Hause Jakobs ihre Sünde.“
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 +Herr Jesu Christe, weise uns immer mehr hinein in den heiligen Mittelpunkt deiner Lehre: „Lasst euch versöhnen mit Gott; lasst euch heilen von eurem Heiland; lasst euch versöhnen von eurem Versöhner.“ Hilf uns kämpfen gegen allen Schein des gottseligen Wesens, der die Kraft der Wahrheit nicht in sich hat. Und wenn du uns unsere Sünden vorhältst und mit der Kraft deines Wortes an unsere harten Herzen schlägst, o so lass uns nicht verstocken wie Jene, die dich töten wollten. Führe vielmehr du unseren alten eigenen Menschen mit seinem Trotz und seiner Trägheit zu solchem Felsen und stürze ihn hinab, dass er zerschelle. Ja, lass auch diesen Tag dazu dienen, dass wir uns demütigen vor deiner Wahrheit. Mache uns klein, damit du uns erhöhen kannst. Denn wer auf eigener stolzer Höhe hochmütig verharrt, der wird einst um so tiefer fallen. Davor behüte uns, lieber Heiland. Amen.
  
 =====Lukas 8,5.===== =====Lukas 8,5.=====
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 Da ich sie finde tausendfach; \\ Da ich sie finde tausendfach; \\
 Das wünsch' ich mit Verlangen.“ Amen. (F. Ahlfeld.) Das wünsch' ich mit Verlangen.“ Amen. (F. Ahlfeld.)
 +
 +=====Lukas 12,6.7. =====
 +**Verkauft man nicht fünf Sperlinge um zwei Pfennige? Noch ist vor Gott derselben nicht einer vergessen. Darum fürchtet euch nicht; denn ihr seid besser, denn viele Sperlinge.**
 +
 +Die Sorge steht bei so vielen Christen als Türhüterin an der Pforte des neuen Jahres. Einer sorgt ums Leben, ein Anderer um Gesundheit, ein Dritter um Brot. Einer sorgt um sich, ein Anderer um seine Freunde. Was richten sie denn Alle aus? Nichts. Die Sorge ist ein stetes Fragen, auf das keine Antwort erfolgt. Gott hat nie verheißen, dass er sich der Sorge offenbaren will. Die Sorge ist ein Bohrer, mit dem du in die Zukunft einbohren willst; aber in der Tat bohrst du in dein eigenes Herz. Die Sorge ist ein umherflatternder Vogel, der sich bald auf diesen, bald auf jenen wankenden Zweig niedersetzt. Aber nirgends findet er eine feste Stätte. Die Sorge kommt aus ungläubigem und kleinmütigem Herzen und macht wiederum das Herz noch kleinmütiger. Sie kommt von ihren Irrfahrten stets ärmer zurück, als sie ausgegangen war. Indem sie nach Nahrung und Stärke sucht, verzehrt und verstört sie auch das, was du in dir hattest. Denke doch an die Vögel unter dem Himmel. So wenig die Sperlinge wert sind, sie stehen doch in Gottes Liebe, doch hat er bei Saat und Ernte auch an sie gedacht, doch deckt er ihnen von Tag zu Tag den Tisch, doch darf ihr Tod keinen Augenblick eher erfolgen, als er es will. Und du, der du nach seinem Bild geschaffen, durch das Blut seines lieben Sohnes erlöst bist, du solltest vergessen sein? du solltest dich mit Sorgen um deine Jahre plagen müssen?
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 +Herr, heiliger Gott. Wir sehen draußen arm, kahl und tot die Natur, nirgends ist ein Rest des Lebens zu spüren, und wir wissen doch, dass du mit deiner Macht in kurzer Zeit die Flur wieder mit Leben, Gras, Blumen und Früchten schmücken wirst. Auch unser Herz gleicht oft der winterlichen Flur, wo Hoffnung und Vertrauen unter Schnee und Eis begraben liegen. Ach wecke du darin das Leben des Glaubens, pflanze das Grün und die Früchte deiner Gnade hinein. Wo Klagen darin stehen, lass Gebete wachsen, wo Seufzer aufsteigen, da lass Danklieder für alle schon empfangenen Gaben an die Stätte treten. Lass unsere Seele nicht umherflattern wie einen Vogel, dem sein Nest zerstört, sondern mache sie still und zuversichtlich, es kann uns ja Niemand deine Hilfe und dein Erbarmen nehmen. Deine Gnadenschätze lassen sich nicht verzehren und dem Hungrigen versagst du sie nicht. So lass uns auf dich bauen als Kinder die ihres Vaters sich gewiss sind. Amen.
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 ===== Lukas 16,9. ===== ===== Lukas 16,9. =====