Zuletzt angesehen: Psalm 94

Psalm 94

Psalm 94

94:1 HERR, Gott, des die Rache ist, Gott, des die Rache ist, erscheine!

94:2 Erhebe dich, du Richter der Welt; vergilt den Hoffärtigen, was sie verdienen!

94:3 HERR, wie lange sollen die Gottlosen, wie lange sollen die Gottlosen prahlen

94:4 und so trotzig reden, und alle Übeltäter sich so rühmen?

94:5 HERR, sie zerschlagen dein Volk und plagen dein Erbe;

94:6 Witwen und Fremdlinge erwürgen sie und töten die Waisen

94:7 und sagen: „Der HERR sieht's nicht, und der Gott Jakobs achtet's nicht.“

94:8 Merket doch, ihr Narren unter dem Volk! Und ihr Toren, wann wollt ihr klug werden?

94:9 Der das Ohr gepflanzt hat, sollte der nicht hören? Der das Auge gemacht hat, sollte der nicht sehen?

94:10 Der die Heiden züchtigt, sollte der nicht strafen, -der die Menschen lehrt, was sie wissen?

94:11 Aber der HERR weiß die Gedanken der Menschen, daß sie eitel sind.

94:12 Wohl dem, den du, HERR, züchtigst und lehrst ihn durch dein Gesetz,

94:13 daß er Geduld habe, wenn's übel geht, bis dem Gottlosen die Grube bereitet werde!
David klagt Ps. 94 sehr über die Hoffärtigen und Gottlosen, welche trotziglich reden, und viele Andere, zutheuerst auch Wittwen und Waisen drücken und beleidigen, und dabei sagen: der HErr siehet’s nicht, der Gott Jakobs achtet’s nicht. Er selber bekennt aber auch V. 18.: sein Fuß habe gestrauchelt, die Gnade des HErrn aber habe ihn gehalten. Ohne Zweifel ging es ihm, wie dem Propheten Assaph, welcher Ps. 73. sagt: ich hätte schier gestrauchelt mit meinen Füßen, mein Tritt hätte beinahe geglitten; denn es verdroß mich auf die Ruhmredigen, da ich sahe, daß es den Gottlosen so wohl ging u.s.w., hernach aber erzählt, wie ihn Gott im Heiligthum zurechtgewiesen, und auf die Betrachtung des Endes, welches allein bestimme, wer glücklich oder unglücklich sei, gelenkt habe, da er dann zu dem HErrn gesagt: dennoch bleibe ich stets an Dir, denn Du hältst mich bei meiner rechten Hand, Du leitest mich nach Deinem Rath, und nimmst mich endlich mit Ehren an u.s.w. David hat aber auch Ps. 39. bekannt, wie er seinen Mund mit Gewalt habe zäumen müssen, wenn er den Gottlosen vor sich gesehen, und wie ihn Gott zu seiner Beruhigung auch auf die Betrachtung des Endes geleitet habe. Auch Petrus betrachtete die frommen Christen, wie sie unter den Gottlosen wohnen und wandeln müssen, und gab ihnen deßwegen 1 Petr. 3,9.10.11.12. die Ermahnung: vergeltet nicht Böses mit Bösem, noch Scheltwort mit Scheltwort, sondern dagegen segnet, und wisset, daß ihr dazu berufen seid, daß ihr den Segen beerbet; denn wer leben will und gute Tage sehen, der schweige seine Zunge, daß sie nichts Böses rede, und seine Lippen, daß sie nicht trügen. Er wende sich vom Bösen und thue Gutes, er suche Frieden und jage ihm nach. Denn die Augen des HErrn sehen auf die Gerechten, und Seine Ohren auf ihr Gebet; das Angesicht aber des HErrn siehet auf die, die da Böses thun. Wer diese göttlichen Zusprüche zu Herzen nimmt, an dem wird das Wort erfüllet: wohl dem, den Du, HErr, züchtigest und lehrest ihn durch Dein Gesetz, daß er Geduld habe, wenn’s übel geht, bis dem Gottlosen die Grube bereitet werde. Der Anblick der Gottlosen, die Gewalt haben und glücklich sind, und ihre Bosheit lange ungestraft ausüben, kann die Seele mit einem unartigen Eifer entzünden, und dieser Eifer will durch die Zunge ausbrechen, ja er will sich in Klagen über Gott selber ergießen. Zuweilen kann der Mensch gar durch die Gedanken versucht werden, er sollte von der Frömmigkeit, die unglückliche Leute zu machen scheine, abstehen, unter den Lügnern auch lügen, unter den Uebelthätern auch Uebels thun, und im Fall einer Beleidigung anstatt der Geduld Böses mit Bösem, und Scheltworte mit Scheltworten zu vergelten. Allein der HErr will redliche Seelen innerlich in Seiner Zucht halten, daß sie nicht in einen solchen Verfall gerathen. Er will sie durch Sein Gesetz oder Wort lehren. Sie sollen wie David Ps. 39. ihr eigenes nahes Ende, und wie Assaph Ps. 73. das Ende des Gottlosen betrachten, und Geduld haben, bis diesem die Grube des Unfalls bereitet werde, worin er gestürzt wird. Dazu muß aber der Tag des Gottlosen kommen, Ps. 37,13., und dieser kommt oft später als der ungeduldige Zuschauer wünscht. Er kommt aber doch, und alsdann wird man von seiner Tyrannei frei und kann Gottes Gerechtigkeit preisen. (Magnus Friedrich Roos)

94:14 Denn der HERR wird sein Volk nicht verstoßen noch sein Erbe verlassen.
Nein, Du willst auch nicht einen von ihnen verstoßen. Der Mensch verstößt, aber Gott nicht, denn seine Wahl ist unveränderlich und seine Liebe ewig-während. Niemand kann einen Menschen finden, den Gott verlassen hat, nachdem Er sich ihm geoffenbart hatte.
Diese große Wahrheit wird in dem Psalm ausgesprochen, um das Herz der Betrübten zu erheitern. Der Herr züchtigt die Seinen, aber Er verläßt sie nie. Das Ergebnis des doppelten Werkes des Gesetzes und der Rute ist unsre Unterweisung, und die Frucht dieser Unterweisung ist eine Beruhigung des Geistes, eine Nüchternheit der Seele, aus der Friede kommt. Die Ungöttlichen bleiben sich selbst überlassen, bis die Grube gegraben ist, in die sie fallen und gefangen werden; aber die Gottesfürchtigen werden zur Schule gesandt, um für ihr herrliches künftiges Schicksal vorbereitet zu werden. Das Gericht wird wiederkehren und sein Werk an den Empörern vollenden, aber es wird ebenfalls wiederkehren, um die Aufrichtigen und Gottesfürchtigen zu rechtfertigen. Deshalb mögen wir die Rute der Züchtigung mit gelassener Unterwerfung tragen; sie bedeutet nicht Zorn, sondern Liebe. (Charles Haddon Spurgeon)

94:15 Denn Recht muß doch Recht bleiben, und dem werden alle frommen Herzen zufallen.

94:16 Wer steht bei mir wider die Boshaften? Wer tritt zu mir wider die Übeltäter?

94:17 Wo der HERR nicht hülfe, so läge meine Seele schier in der Stille.

94:18 Ich sprach: Mein Fuß hat gestrauchelt; aber deine Gnade, HERR, hielt mich.

94:19 Ich hatte viel Bekümmernisse in meinem Herzen; aber deine Tröstungen ergötzten meine Seele.
Gott wird uns groß in Seinem Wort. Wir erhalten da einen tiefen, unauslöschlichen Eindruck von Seiner Erhabenheit und Liebe; unsere Seele labt sich an Ihm und wird hineingezogen in Sein Wesen, in Seine Liebe und Heiligkeit. O, wie groß ist dies! Oft steht mir meine Sündhaftigkeit, meine Schwäche und Unvollkommenheit vor dem inneren Auge; ja, dies will mich oft in Furcht versehen, so dass selbst das Gebet gehemmt würde und ich niedergeschlagen einhergehen müsste, wenn ich nicht immer und immer wieder in Gottes Wort Liebe schmecken dürfte. Wenn die ganze Fülle der Liebe Gottes unser Herz umwogt, Seine Gedanken die unseren betauen. Sein Gnadenrat uns klar und durchsichtig wird, so weicht alles zurück, was uns verzagt und mutlos machen könnte. Auch haben wir den Sieg über die Dinge, die erniedrigen; die Sünde in ihrer mannigfachen Gestalt gewinnt die Herrschaft nicht. Wenn uns Gottes Wort so lieb und teuer geworden ist, so werden wir auch in der Ewigkeit um Ihn sein, dessen Worte dort zu hören unendliche Seligkeit ist. Es lag mir ferne, hier ein Bild zu malen, das nur schön genannt werden müsste. Ich genieße in Wahrheit Seligkeit in Gottes Wort, es ist mir süßer denn Honig und lieber als viel tausend Stücke Goldes und Silbers; und ich weiß, dass an vielen Orten sich etliche die Augen und die Herzen haben öffnen lassen, diesen Schafe zu erkennen und durch ihn glücklich und reich zu sein. O, so wage du es auch und nimm teil an diesen allen zugänglichen Seligkeiten. Das ewig bleibende Gotteswort sei täglich deines Herzens beste Labung. (Markus Hauser)

94:20 Du wirst ja nimmer eins mit dem schädlichen Stuhl, der das Gesetz übel deutet.

94:21 Sie rüsten sich gegen die Seele des Gerechten und verdammen unschuldig Blut.

94:22 Aber der HERR ist mein Schutz; mein Gott ist der Hort meiner Zuversicht.

94:23 Und er wird ihnen ihr Unrecht vergelten und wird sie um ihre Bosheit vertilgen; der HERR, unser Gott, wird sie vertilgen.1)
Ein Klage- und Bittpsalm, in Zeiten gesungen, wo die Heidenvölker das Volk Gottes mit Schmach überhäuften und in seinem Lande Unrecht übten. Der Sänger klagt sehr über die Hoffärtigen und Gottlosen, welche trotzig reden, himmelschreiende Gewalt üben und dabei sagen: der Herr sieht’s nicht, der Gott Jacobs achtet’s nicht. Er selber bekennt zugleich, auch sein Fuß habe gestrauchelt, die Gnade des Herrn aber habe ihn gehalten, und häuft dann einen Trost über den andern zur Stärkung der Verzagten in ähnlichen Lagen und Versuchungen. Er preist V. 12. 13. den selig, den der Herr züchtigt, weil solche Züchtigung aus Liebe hervorgeht und zu unserm Besten gereicht. Anfechtung lehre auf’s Wort merken, und mit dem könne man sich schon aufrecht halten, bis den Gottlosen, die uns plagen, die Grube bereitet werde. Augustinus sagt: „Gott verschiebe Etlicher Strafen bis nach diesem Leben, auf daß wir gewiß sein mögen, daß ein höllisches Feuer sei, worin die Gottlosen einst mit allerlei Pein und Marter sollen gestraft werden; hingegen halte Er darum in dieser Welt bisweilen mit seiner Gnade und Belohnung an sich, auf daß wir gewiß schließen mögen, daß ein ewiges Leben sei, worin den Gläubigen Alles wird eingebracht werden.“ Er trotzt V. 14. 15., daß der Herr sich sein Erbe und Eigenthum, seine theuer erworbenen Gläubigen, nimmer werde nehmen lassen, und wie Er selber lauter Recht und Gerechtigkeit sei, auch ihnen zuletzt jedesmal Recht schaffen. Er richtet sich V. 16-19 durch die reichen Erfahrungen der göttlichen Erquickungen und Durchhülfen auf, welche er und alle Gläubigen in ihrem bisherigen Leben schon oft gemacht haben, und bestätigt damit Pauli Aussage: Haben wir des Leidens Christi viel, so werden wir auch reichlich getröstet durch Christum. Er schildert den Widerspruch des göttlichen Richterstuhls mit dem weltlichen: was auch möglich sei in der Welt, das sei unmöglich, daß Gott jemals könnte eins werden mit den Gottlosen oder es mit ihnen halten und ihre Lehren und Thaten billigen, oder ihre Bosheit ihnen immer hingehen lassen. Jene graben sich zuletzt nur ihre eigne Grube. Luther sagt dazu: „Wer nun solches glaubt und von Gott gelehret ist, der kann geduldig sein, die Gottlosen toben lassen, und auf’s Ende schauen und der Zeit harren.“ Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
bibel/at/19_psalter/psalm_94.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain