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Psalm 84

Psalm 84

84:1 Ein Psalm der Kinder Korah, auf der Gittith, vorzusingen. Wie lieblich sind deine Wohnungen, HERR Zebaoth!

84:2 Meine Seele verlangt und sehnt sich nach den Vorhöfen des HERRN; mein Leib und Seele freuen sich in dem lebendigen Gott.
Unter andern herrlichen Wohlthaten, welche Gott dem Menschen erwiesen, ist auch diese, daß er ihm einen Ruhetag in der Woche bestimmet, daran er von aller Arbeit, Last und Bemühungen soll befreit seyn, ja er hat auf diesen Tag einen sonderbaren Segen gelegt, welches Segens die werden theilhaftig werden, die ihn andächtig hinbringen. Ist es nun eine Wohlthat, so soll ein wahrer Christ sich hüten: 1) daß er den Tag nicht mit Faulheit und Müßiggang zurücklege; denn so feiern Pferde und Ochsen und andere Lastthiere den Sonntag. 2) Daß er den Tag nicht anwende zu Fressen, Saufen, Ueppigkeit; denn was alle Tage Sünde ist, das ist des Sonntags doppelte Sünde. 3) Daß er nicht den Sonntag mit Arbeit entheilige, mit irdischen Geschäften, als Spazierenfahren, Schulden eintreiben, Rechnungen durchgehen, Arbeits-Leute bestellen, denn alle dergleichen Bemühungen zerstreuen das Gemüth. Die solches thun, sind noch keine rechten Kinder Gottes, sondern Maul-Christen, welchen, wie sie sagen, kein Tag so lang wird, als der Sonntag. Ein wahrer Christ weiß den Tag besser anzuwenden zur Ehre Gottes und zu seiner Seele Bestem. 1) Zur Ehre Gottes mit Beten, Loben, Singen, Betrachtung der Güte und Wohlthat Gottes, die er die Woche und die Zeit seines Lebens empfangen. 2) Zu seiner Seele Bestem, daß er den Tag widme zum Gehör göttlichen Worts, damit er in der Erkenntniß Gottes und seinem Christenthum zunehmen möge. 3) Dieses alles aber soll er thun, nicht etwa eine Stunde, sondern den ganzen Tag; denn das dritte Gebot redet von dem ganzen Tag. Ach gewiß, an der andächtigen Feier des Sonntags liegt viel, daran hängt ein großer Segen. Wer weiß, warum viele Menschen der Fluch und Unsegen drücket. Die Alten haben gesagt: Wie man höret Gottes Wort, so gehet auch die Nahrung fort. 4) Hat man Gottes Wort gehöret, so behalte man es in einem feinen guten Herzen, man lebe darnach und sammle sich dabei einen Vorrath an Trostlehren und Machtsprüchen, deren man sich in Noth und Tod bedienen könne. (Johann Friedrich Stark)


Jeremias sagt in seinen Klageliedern Kap. 3,33 von Gott, daß Er die Menschen nicht von Herzen plage und betrübe: dasjenige aber, was Gott von Herzen thut, ist erfreuen. Er ist ein Licht, und in Ihm ist keine Finsterniß: darum kann und soll Alles durch Ihn aufgeheitert werden. Er ist die Liebe, darum soll Alles durch Ihn gesegnet und erfreut werden. Auch die unvernünftigen Thiere genießen etwas von der erfreuenden Liebe die Gott gegen Seine Geschöpfe hat; weßwegen Ps. 65,9. von Ihm gesagt wird: Du machest fröhlich, was da webet, das ist, was sich beweget, beide des Morgens und des Abends.
Ein wiedergeborner Christ hat insbesondere Ursachen genug, sich in dem lebendigen Gott zu freuen, wenn er Seiner Gnade in Christo Jesu durch den Heiligen Geist versichert ist, und zu gewissen Zeiten Seine Liebe deutlich empfindet, und zugleich liebliche Aussichten in die selige Ewigkeit hat. Eine solche geistliche Freude macht den Menschen nicht toll, wild und ausschweifend, wie die Freude der Welt, sondern still, sanft, liebreich, und bricht in’s Lob Gottes und in die innigste Aufopferung an Gott aus. Sie hat ihren Sitz im Innersten der Seele, das ist im Herzen; weßwegen Christus zu Seinen Aposteln Joh. 16,22. sagte: euer Herz soll sich freuen, und Sirach Kap. 30,16. sie des Herzens Freude nennt. Sie ergießt sich aber zuweilen nicht nur in die ganze Seele, sondern auch in den Leib, daß dieser munter wird, das Lob Gottes auszusprechen, und Seinen Willen zu thun, oder auch durch Geberden und Bewegungen die innerliche Freude an den Tag zu legen. Ein Beispiel einer solchen durch den Leib ausbrechenden Freude ist David, der, als er die Lade des HErrn auf den Berg Zion tragen ließ, vor derselben unter dem Jauchzen des Volks und unter dem Schall der Posaunen nach der morgenländischen Weise mit aller Macht tanzte oder hüpfte, 2 Sam. 6,14.15. Der israelitische Gottesdienst bei der Stiftshütte und im Tempel war zur Zeit Davids und Salomo’s zur Erweckung einer solchen geistlichen Freude besonders gut eingerichtet. Es herrschte Andacht und Ordnung dabei. Die Opfer waren Lehrbilder, welche an den künftigen Messias mahnten. Große Chöre von Sängern lobeten Gott durch Absingung der Psalmen, und spielten dabei auf lieblichen Instrumenten, und was man dabei sahe, war ergötzend. Auch im Neuen Testament soll man sich in dem HErrn freuen, und zur Erweckung einer gemeinschaftlichen Freude den HErrn mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen lieblichen Liedern preisen. Kol. 3,16.
In jener Welt wird es freilich noch besser hergehen, wenn eine frohe weißgekleidete Schaar, die Niemand zählen kann, vor dem Thron Gottes stehen, und Ihn gemeinschaftlich loben wird, Offenb. Joh. 7.; wenn hundert und vier und vierzig Tausende bei einem Harfenton auf dem Berg Zion ein neues Lied singen werden, Offenb. Joh. 14.; und wenn Andere an dem gläsernen Meer auf Gottes Harfen spielen und zugleich das Lied Mosis des Knechtes Gottes und das Lied des Lammes singen werden, off. 15. Alsdann werden die Tage des Leids ein Ende haben, und auf die vorhergegangene Thränensaat wird eine ewige Freudenernte gefolgt sein. Lasset uns jetzt in der Hoffnung dieser himmlischen Freuden fröhlich sein!(Magnus Friedrich Roos)

84:3 Denn der Vogel hat ein Haus gefunden und die Schwalbe ihr Nest, da sie Junge hecken: deine Altäre, HERR Zebaoth, mein König und Gott.

84:4 Wohl denen, die in deinem Hause wohnen; die loben dich immerdar. (Sela.)

84:5 Wohl den Menschen, die dich für ihre Stärke halten und von Herzen dir nachwandeln,

84:6 die durch das Jammertal gehen und machen daselbst Brunnen; und die Lehrer werden mit viel Segen geschmückt.
Hier wird uns gezeigt, daß der Trost, der dem einen zuteil ward, sich auch gar oft einem andern wirksam erweist; gerade wie Brunnen auch von den Reisenden benutzt werden, die hernach vorüberziehen. Wir lesen etwa ein Buch, das uns reichen Trost gewährt und dem Stabe Jonathans gleicht, der vom Honig troff. Ach! da denken wir unser Bruder sei schon vor uns in derselben Lage gewesen wie wir, und er habe diesen Brunnen ebensowohl für uns gegraben, wie für sich selber. Manche herrliche „Abendklänge,“ „Reisepsalter,“ „Kreuz- und Trostlieder,“ „Kranken- und Siegesbette,“ „Trost im Leiden,“ sind solche Brunnen gewesen, die irgend ein Pilger für sich selbst gegraben hat, und die sich für andre als ebenso erquickend bewährt haben. Das bemerken wir besonders in den Psalmen, wie z.B.: „Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir?“ Reisende haben sich oft mit Entzücken gefreut über die Spuren der Fußtritte eines Menschen auf einem öden Strande, und wir sehen so gern die Pfadspuren der Pilger, wenn wir durch dies Tränental wandern. Die Pilger graben den Brunnen; aber sonderbar, er füllt sich von oben, statt von unten. Wir brauchen die Mittel, aber der Segen stammt von oben, und nicht von den Mitteln. Wir graben einen Brunnen, aber der Himmel füllt ihn mit seinem Segen. Das Pferd ist bereit auf den Kampftag, aber der Sieg kommt vom Herrn. Die Mittel stehen im Zusammenhang mit dem Zweck, aber sie bringen denselben nicht zur Vollendung. Siehe, so füllt der Regen die Teiche, und die Brunnen erfüllen dadurch ihre Bestimmung, daß sie Behältnisse für das Wasser sind; die Arbeit ist nicht umsonst, aber sie macht die göttliche Hilfe nicht überflüssig. „Die Lehrer werden mit viel Segen geschmückt.“ Die Gnade kann dem Regen verglichen werden um ihrer Reinheit, um ihrer erfrischenden und belebenden Wirkung willen, weil sie von oben stammt, und weil sie nach göttlichem Wohlgefallen geschenkt oder entzogen wird. Regenströme mögen euch, liebe Seelen, erquicken, und mögen eure Brunnen sich mit frischem Wasser füllen! Ach, was sind doch Heilmittel und Heilsvorschriften ohne den Beifall des Himmels! sie sind Wolken ohne Regen und Brunnen ohne Wasser. O, Du Gott der Liebe, öffne die Fenster des Himmels und gieße über uns aus Deinen Segen! (Charles Haddon Spurgeon)

84:7 Sie erhalten einen Sieg nach dem andern, daß man sehen muß, der rechte Gott sei zu Zion.
Sie erhalten einen Sieg nach dem andern. Diese Stelle wird verschieden übersetzt, aber alle diese Übersetzungen geben übereinstimmend den Sinn eines Fortschrittes. Unsre gebräuchliche Bibelübersetzung gibt uns für die heutige Betrachtung Stoff genug zum Nachdenken. „Sie erhalten einen Sieg nach dem andern.“ Das heißt, sie werden immer männlicher, immer mächtiger, immer mutiger. Im Kampfe, auf dem Marsch folgt gewöhnlich nach Sieg und Kraft Ermattung und Ermüdung; wir erheben uns munter und frisch am Morgen, aber der Tag wird heiß, die Sonne brennt, wir wischen den Schweiß von der Stirn und sehnen uns nach erquickender Rast, und dann geht's fort zu neuer Anstrengung. Aber der christliche Streiter, der stets neue Gnadenstärkung empfängt, ist nach jahrelanger Mühe und unausgesetztem Kampfe so frisch und kräftig, wie im Anfang. Er ist vielleicht nicht mehr so feurig und flink, nicht mehr so hastig und hitzig in seinem Eifer, wie ehemals, aber dafür ist er gewiegter in allem, was wirkliche Kraft heißt, und schreitet, wenn auch bedächtiger, doch um so sicherer voran. Manche silberlockige, erfahrene Kriegsleute haben sich so tapfer und treu um das Panier der Wahrheit geschart, haben es so siegreich in den Kampf getragen, wie in ihren jugendlichen Tagen; aber leider muß zugegeben werden, daß dies nicht immer der Fall ist; denn in vielen erkaltet die Liebe, und die Ungerechtigkeit nimmt überhand; aber daran ist ihre eigne Sünde Schuld und nicht die Verheißung, die noch immer feststeht in guten Treuen: „Die Knaben werden müde und matt, und die Jünglinge fallen. Aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, daß sie auffahren mit Flügeln, wie Adler, daß sie laufen und nicht matt werden, daß sie wandeln und nicht müde werden.“ Furchtsame Seelen sinken nieder und kümmern sich um die Zukunft. „Ach!“ rufen sie, „wir erhalten eine Trübsal nach der andern.“ Freilich, du Kleingläubiger, aber eben damit erhältst du auch einen Sieg nach dem andern. Du findest nie ein Bündel Trübsal, in welches nicht auch genügende Gnade mit eingebunden wäre. Gott schenkt uns mit der Bürde, die Er erwachsenen Schultern auferlegt, auch die Stärke der reifen Manneskraft. Denn Er ist der Herr, dein Gott, der deine rechte Hand stärkt, und zu dir spricht: Fürchte dich nicht, ich helfe dir! (Charles Haddon Spurgeon)


DIs sind schöne tröstliche wort / darin uns angezeigt wird / was rechte Lerer der Kirchen fur Leute sein sollen / was inen fur unglück begegnen wird / und widerumb was sie fur glück und Sieg haben werden.
Erstlich / wenn sie das wort rein und lauter predigen / und on allen zusatz / und der Teufel inen drumb zusetzt / sie verfolget / und tod haben wil / Sollen sie nicht auff Menschen hülffe oder gewalt / sondern allein auff Gott sich verlassen / in anruffen / und denn seines trosts und hülffe gewislich gewarten / Sich und ir Ampt Gott befehlen / und bitten / das er das gedeien wolle dazu geben.
Darumb bildet er die Welt mit hesslicher trauriger gestalt / sagt / sie sey nichts anders / denn ein Jamertal / vol trübsals und elends / dadurch die Gottseligen Lerer wallen / und da viel unglück leiden und ausstehen müssen.
Weiter zeigt er an / was ir Ampt sein sol / nemlich / das sie in diesem Jamertal sollen Brunnen machen / doch (wie der lxviii Psalm lautet) welche Gott erstlich durch die Propheten / darnach durch die Apostel seinem Volck gegraben und gemacht hat. Aus denen sollen sie Bechlin der Göttlichen Schrifft leiten / und imer weiter ausbreiten / und allein daraus schepffen / und das Jamertal damit begiessen / und die sie auffnemen und ir Wort hören / damit trencken / trösten und erquicken.
Weil sie aber viel jamers und elends erdulden und ausstehen müssen / setzt der Prophet ein seer tröstliche Verheissung hin zu / und spricht / Die Lerer sollen mit viel Segen geschmückt werden. Das gehet also zu / das sie selbs erstlich aus diesen edlen und lustigen Brunnen des wassers / das in das ewige Leben quillet / ein frisschen Labtrunck mögen schepffen / so offt sie wöllen / und sich damit in der hitze der anfechtungen erquicken. Darnach auch andere so durstig / das ist / von hertzen betrübt und engstig sind / trencken / laben und lebendig machen. Und wenn sie aus diesem Jamertal faren in ir recht Vaterland / werden sie leuchten wie des Himels glantz / und wie die Sterne imer und ewiglich.
Weil aber / wie droben gemelt / der Teufel und die Welt / sein Hofegesind / wider solche Brunnenmacher scheuslich und grewlich wütet und tobet / tröstet sie der heilig Geist / und hengt abermal eine herrliche Verheissung dran / und spricht / Sie erhalten einen Sieg nach dem andern / das man sehen mus / der rechte Gott sey zu Zion. Wil so viel sagen / Ir erbeit und vleis werde nützlich sein / von statten gehen / und viel frucht schaffen / und sie wider den Teufel und alle ire Feinde siegen / welchs ja ein herrlicher Segen und gross trost ist fromen Lerern. (Georg Major)

84:8 HERR, Gott Zebaoth, erhöre mein Gebet; vernimm's, Gott Jakobs! (Sela.)

84:9 Gott, unser Schild, schaue doch; siehe an das Antlitz deines Gesalbten!

84:10 Denn ein Tag in deinen Vorhöfen ist besser denn sonst tausend; ich will lieber der Tür hüten in meines Gottes Hause denn wohnen in der Gottlosen Hütten.
David hatte au dem Stamm Levi Thürhüter zur Hütte des Stifts bestellt, 1 Chron. 10,24. und gegen das Ende seiner Regierung noch ausdrücklich verordnet, dass 4000 Leviten das Thürhüteramt auch bei dem Tempel, den Salomo bauen würde, abwechslungsweise verwalten sollten. Diese Thürhüter waren zwar keine vornehmen und angesehenen Männer, hatten aber diesen Vortheil zu genießen, dass sie, alldieweil sie unter den Thoren des Hauses Gottes Wache hielten, die schönen Gottesdienste des HErrn immer anschauen, die Psalmen Davids bei einer lieblichen Musik anhören, und durch die vielen Israeliten, welche zum Beten in das Haus Gottes gingen, zum Beten erweckt werden, ja im Gebet sich mit ihnen vereinigen konnten. Der Prophet, welcher den vier und achtzigsten Psalmen vielleicht nach Davids Tod gemacht, hatte ein großes Belieben an dem Hause Gottes, und sagte deßwegen V. 2.3.: wie lieblich sind Deine Wohnungen, HErr Zebaoth! Meine Seele verlanget und sehnet sich nach den Vorhöfen des HErrn, mein Leib und Seele freuen sich in dem lebendigen Gott. Er bezeugt V. 4., dass, wenn er in das Haus Gottes, und zu den Altären Gottes komme, so sehe er sich selbst als einen Vogel an, der nun ein Haus, und als eine Schwalbe, die ihr Nest gefunden habe, da sie Junge hecken könne, es sei ihm also innig wohl, er fühle eine sanfte Ruhe in seiner Seele. Er sagt ferner, V. 1., Ein Tag in Deinen Vorhöfen ist besser, denn sonst tausend. Ich will lieber der Thüre hüten, und also das geringste Amt verwalten in meines Gottes Hause, denn lange wohnen in der Gottlosen Hütten. Wir lernen hieraus, daß rechtschaffene Israeliten und unter denselben auch die Propheten den öffentlichen Gottesdienst sehr hoch geschätzt und im Tempel einen besondern geistlichen Genuß gefunden haben. Jetzt ist kein Haus Gottes von dieser Art auf Erden. Aber wo Zwei oder Drei, oder auch Mehrere im Namen Jesu versammelt sind, da ist Er mitten unter ihnen. Da ist also Seine Wohnung oder Sein Haus. Ja wenn auch ein einzelner Christ, wie Jakob zu Bethel, die Gegenwart Gottes besonders deutlich empfinden, zu Ihm nahen, vor Ihm das Herz ausschütten, und die Kraft Seines Evangeliums empfinden kann, so kann er wie Jakob sagen: hier ist nichts Anderes, denn Gottes Haus, hier ist die Pforte des Himmels, 1 Mos. 28,17. Ein Tag so zugebracht ist besser denn sonst tausende. Es ist auch besser, in der Einsamkeit, oder auch in der Gemeinschaft mit Andern den HErrn anbeten und Seine Gnade durch sein Wort und durch die heiligen Sakramente genießen, denn lange in der Gottlosen Hütten wohnen, wo man leichtlich zerstreuet und befleckt werden kann, oder wenigstens durch das Böse, das man sehen und hören muß, betrübt wird. Alle, die gerne in den Hütten der Gottlosen wohnen, und daselbst dasjenige, was man Lustbarkeiten und Herrlichkeiten heißt, begierlich einschlucken, diese Alle wissen nichts von der innigen Seelenruhe, und von der erquicklichen Empfindung der Liebe Gottes, welche die Kinder des Höchsten zu den Füßen Jesu insgeheim genießen. Wie herrlich wird’s im himmlischen Hause Gottes hergehen!(Magnus Friedrich Roos)


Gottes Haus, Gottes Wohnungen und Vorhöfe sind nicht nur im Himmel unter den vollendeten Gerechten und Engeln, sondern auch hier unten in den gläubigen und begnadigten Seelen, in unserm Allerinnersten des Herzens. Wenn wir da hinein kehren und drinnen bleiben, so sind wir in seinem Hause und in seinen Wohnungen des Friedens; denn wir finden ihn und in ihm den Himmel, wandeln in ihm, wie im Himmel. Finden wir ihn nicht allemal gleich, warten wir aber seiner, und harren wir auf seine Gegenwart, so stehen wir in den Vorhöfen des Herrn, und wenn es da auch manchmal schwer wird auszuhalten, wegen Dürre und Trockenheit, so ist's doch besser als in den Hütten der Gottlosen sich zerstreuen und dem Vergnügen der Sinne und der Welt nachlaufen. Denn wenn wir in seinen Vorhöfen, im Warten auf ihn, verharren, so kommt er gewiß und führt uns bald ein in seine Wohnungen; dann ist alle Mühe des Stunden-, Tage- und Jahrelangen Harrens in einem Augenblick reichlich ersetzt; man lobt den Herrn und singt mit David: Wie lieblich rc. (Johannes Goßner)

84:11 Denn Gott der HERR ist Sonne und Schild; der HERR gibt Gnade und Ehre: er wird kein Gutes mangeln lassen den Frommen.
Gütig und gnädig ist der Herr in allem seinem Wesen, Geben ist seine Lust. Seine Geschenke sind über alle Begriffe köstlich und werden uns so frei gewährt, wie das Licht der Sonne. Er gibt Gnade seinen Auserwählten, weil Er's also will, seinen Erlöseten um seines Bundes willen, den Berufenen um seiner Verheißung willen, den Gläubigen, weil sie darum bitten, den Sündern, weil sie ihrer bedürfen. Er gibt seine Gnade reichlich, rechtzeitig, beständig, bereitwillig, nach seiner unumschränkten Macht; Er erhöht den Wert seiner Geschenke ums doppelte durch die Art, wie Er sie darreicht. Er gewährt jegliche Gnadenerweisung den Seinen frei und umsonst: Trost, Bewahrung, Heiligung, Leitung, Unterweisung, Hilfe; dies alles gießt Er großmütig und ununterbrochen aus in unsre Seelen, und mag auch kommen, was da wolle, so fährt er allezeit fort, also zu tun. Krankheit mag uns beschleichen, aber der Herr schenkt uns Gnade; Armut kann uns überfallen, aber gewißlich wird uns Gnade zuteil; der Tod muß über uns kommen, aber in der dunkelsten Stunde zündet die Gnade ihren Leuchter an. Lieber Freund, wie köstlich ist's, wenn die Jahre vorüberziehen, und das Laub fällt, daß wir eine so unverwelkliche Verheißung besitzen, wie die: „Der Herr gibt Gnade.“ „Er ist es wert, daß man Ihn ehrt; Die Liebe, die mit Gnade krönt, Hat ewig uns mit Gott versöhnt.“ Das Wörtchen und in unsrer Stelle ist ein diamantener Nagel, der die Gegenwart mit der Zukunft unauflöslich zusammennietet: Gnade und Ehre sind stets beisammen. Gott hat sie verbunden, und niemand kann sie trennen. Der Herr versagt einer Seele, der Er freies Leben in seiner Gnade geschenkt hat, die Herrlichkeit niemals; die Herrlichkeit ist nur Gnade im Feierkleid, Gnade in vollster Blüte, Gnade in reifster und vollendetster Frucht. Wie bald wir solcher Ehre teilhaftig werden, weiß niemand. Vielleicht erblicken wir die heilige Stadt noch vor Ende dieses Monats; aber sei die Frist auch länger oder kürzer, so werden wir dennoch in einer Kürze verherrlicht. Ehre, himmlische Herrlichkeit, ewige Ehre, Ehre Jesu, Ehre des Vaters: das will der Herr seinen Auserwählten allen schenken. O, seltene Verheißung eines treuen Gottes! (Charles Haddon Spurgeon)


Gnade ist das, was wir jetzt brauchen, und sie ist allen zugänglich. Was kann freier sein als eine Gabe? Heute sollen wir erhaltende, stärkende, heiligende, befriedigende Gnade empfangen. Er hat bis jetzt tägliche Gnade gegeben, und für die Zukunft ist diese Gnade immer noch genügend. Wenn wir nur wenig Gnade haben, muß der Fehler in uns liegen; denn des Herrn Macht ist nicht verkürzt und Er ist auch nicht säumig, sie im Überfluß zu verleihen. Wir können nun so viel bitten, wie wir wollen und niemals ein Nein erwarten. Er gibt einfältig jedermann und rückt es niemand auf.
Der Herr mag kein Gold geben, aber Er gibt Gnade; Er mag keinen Gewinn geben, aber Er will Gnade geben. Er wird uns gewiß Prüfungen senden, aber Er wird Gnade im Verhältnis dazu geben. Wir mögen berufen werden zu arbeiten und zu leiden, aber mit dem Beruf wird alle dazu nötige Gnade kommen.
Was für ein und ist das in dem Spruche - „und Herrlichkeit!“ Wir brauchen noch keine Herrlichkeit, und wir taugen noch nicht dafür; aber wir sollen sie zur rechten Zeit haben. Nachdem wir das Brot der Gnade gegessen haben, sollen wir den Wein der Herrlichkeit trinken. Wir müssen durch das Heilige - welches die Gnade ist, zu dem Allerheiligsten, welches die Herrlichkeit ist, gehen. Diese Worte „und Herrlichkeit“ sind genug, um einen Mann vor Freude tanzen zu machen. Eine kleine Weile - eine kleine Weile, und dann Herrlichkeit auf ewig! (Charles Haddon Spurgeon)


Vieles Angenehme mag der Herr mangeln lassen, aber „kein Gutes“. Er ist der beste Richter über das, was gut für uns ist. Einige Dinge sind sicherlich gut, und diese können wir haben, wenn wir durch Jesum Christum, unsren Herrn, darum bitten.
Heiligkeit ist etwas Gutes, und diese will Er gern in uns wirken. Sieg über böse Neigungen, Heftigkeit des Temperaments und böse Gewohnheiten wird Er willig verleihen, und wir sollten nicht ohne denselben bleiben.
Volle Heilsgewißheit will Er gewähren und nahe Gemeinschaft mit Ihm selber, und Zugang zu aller Wahrheit und Kühnheit mit obsiegender Macht vor dem Gnadenthron. Wenn wir diese nicht haben, so ist es Mangel an Glauben zum Empfangen und nicht Mangel an Willigkeit Gottes zum Geben. Eine gelassene, eine himmlische Gemütsstimmung, große Geduld und inbrünstige Liebe - alles dies wird Er dem heiligen Eifer geben.
Aber beachte wohl, daß wir „aufrichtig wandeln“ müssen. Es dürfen keine Nebenzwecke und keine krummen Wege da sein, keine Heuchelei und kein Betrug. Wenn wir unehrlich wandeln, kann Gott uns keine Gunst erzeigen, denn das würde eine Prämie an die Sünde sein. Der Weg der Aufrichtigkeit ist der Weg himmlischen Reichtums - so großen Reichtums, daß er alles Gute einschließt.
Was für eine Verheißung, die wir im Gebet geltend machen können! Laßt uns auf unsre Knie fallen. (Charles Haddon Spurgeon)

84:12 HERR Zebaoth, wohl dem Menschen, der sich auf dich verläßt!1)
Lob und Dank sei Dir gesagt, o Du ewiger und allmächtiger Gott, daß Du mich diese Tage, welche zur Ehre der Sendung des heiligen Geistes gewidmet sind, in Friede und Ruhe hast überleben lassen. O was ist es für eine große und unaussprechliche Wohlthat, daß Du mich nicht allein im Schooß Deiner christlichen Kirche hast lassen geboren werden, sondern daß Du mich auch bis auf diese Stunde in derselben gnädiglich erhalten hast. Insonderheit aber erkenne ich Deine väterliche Güte und Barmherzigkeit, daß Du mich diese Tage mit dem himmlischen Troste Deines heiligen und allein seligmachenden Wortes erquickt, und daß Du mir die gnadenreiche Sendung Deines heiligen Geistes hast verkündigen lassen, welcher das göttliche Licht ist, das unsere Seelen heiligen, erleuchten und auf den rechten Weg zum Himmel führen kann. Für diesen Deinen heiligen Geist, den Du im Namen Deines lieben Sohnes Jesu Christi gesandt hast, sei Dir ewiger Dank gesagt. Vergieb mir aber auch, gnädiger, barmherziger Vater, daß meine Pfingstandacht mit eiteln Gedanken, unnöthigen Sorgen und anderer Unruhe des Gemüthes vermischt gewesen sit. Ach, ich bekenne Dir mit bußfertigem, zerknirschtem Herzen, daß ich diese Tage nicht also zugebracht, wie es die Dankbarkeit für ein so großes Geschenk und der schuldige Gehorsam gegen Deine göttliche Majestät erfordert hätten.
O Gott, heiliger Geist, Du Tröster in aller Noth, Dir sei Lob und Dank für Dein gnadenreiches Kommen am ersten christlichen Pfingstfeste, und für alle Segnungen, die mit Dir über die Apostel und über die ganze Christenheit ausgegossen worden sind. Ach, kehre Du auch in mein und aller Menschen Herzen, damit wir recht zu Dir bekehret und durch Dein himmlisches Licht erleuchtet werden. Entzünde in mir die göttliche Liebe, und mache meine Zunge feurig, damit sie tüchtig werde, von Deiner unaussprechlichen Liebe Tag und Nacht zu reden und Deine Wunder zu verkündigen; lösche dagegen die Liebe der Welt in meinem Herzen aus, damit ich mich von ihrer Eitelkeit gänzlich befreie und die thörichten Lüste des Fleisches meide, welche wider die Seele streiten. Lösche aus in mir allen Hochmuth, allen Geiz und die Begierde zu zeitlichem Reichthum; laß mich aber mit brünstiger Liebe und himmlischem Verlangen Dich allein, als das ewige und unendliche Gut, mit herzlichen Seufzern und stetem Gebet suchen. Lösche aus in mir allen Haß und Neid gegen meinen Nächsten, und entzünde in mir die wahre christliche Liebe, daß ich mich befleißige, alle Menschen ohne Unterschied zu lieben und ihnen nach allen Kräften und Vermögen Gutes zu thun. O Du Geist der Weisheit und des Verstandes, lehre mich die rechte Weisheit von oben, daß ich in meinem ganzen Lebe vorsichtiglich wandle und in keine Sünde willige, damit Du, als ein reiner Geist, nicht wiederum aus meinem Herzen vertrieben werdest. Wie bin ich doch glücklich zu preisen, daß ich in einem noch höheren Sinne, als die Kinder Korah im 84sten Psalm, im Besitze des höchsten aller Güter, des Wohnens im Hause des Herrn, der Gemeinschaft mit Dir bin; daß ich darum auf Dich mein Vertrauen setzen kann, mein Elend zuletzt in lauter Heil sich verwandelt und das Ende meines Weges Loben und Danken ist! Laß mich die bevorstehende Nacht in Deiner Liebe einschlafen und in derselben auch wieder erwachen. O Du heilige und hochgelobte Dreieinigkeit, Gott Vater, Sohn und heiliger Geist, schütze mich in der Finsterniß der Nacht an Leib und Seele, Hab und Gut, und erbarme Dich aller Menschen, welche Du in der Wahrheit erhalten, oder sofern sie dieselbe noch nicht erkannt haben, durch Deine himmlische Erleuchtung bekehren und auf den Weg des Lebens führen wollest, der Du lebest und regierest von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


Hast du dein Anliegen vor Gott ausgeschüttet und Ihn um Wegleitung gebeten, so versäume es nicht, still und gelassen auf Seine bestimmten und klaren Winke zu achten. Wir haben einen lebendigen Herrn, und Er hat uns lieb. Um uns aber erhören zu können, muss Gott nicht selten die Dinge ganz anders leiten, als es in unserem Sinne lag. Kurzsichtig ist auch der kluge Mensch; der Unverstand äußert sich oft darin, alles verstehen zu wollen. Da kann es gar leicht geschehen, dass wir uns zerarbeiten, eherne Riegel vorschieben und uns unnötige Schmerzen bereiten, während doch der Herr freundlich Seine Hand zur Hilfe ausgestreckt hat. Vielleicht hängt ein Schleier über deinem Gesicht im Blick auf deine jetzige Lage, du fühlst dich wie umschlossen und kannst nirgends hinaussehen. Was mag es schaden? Christus ordnet dein Leben, und Er steht über dem Staube, für Ihn gibt es keine Finsternis, kein Dunkel, und das ist genug für dich. Hauseltern, Väter, Mütter! denkt doch in eurem Herzen an die gebahnten Straßen, tragt dem Herrn euer Anliegen vor, suchet Sein Angesicht. Vorsteher, Lehrer, Hirten der Herde Jesu, haltet fest daran: In Gott ist unsere Kraft. Gehet auf die Knie und betet euch durch, der Herr wird gnädig darein sehen und sich lebensmächtig offenbaren. Haltet euch ganz und unbedingt an den Unsichtbaren, als ob ihr Ihn sähet. O, wisset es, Er ist ein Herr aller Reichtümer. Nicht nur das Zukünftige, auch das Gegenwärtige, nicht nur das Ewige, auch das Zeitliche gehört Ihm. (Markus Hauser)

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