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Psalm 81

Psalm 81

81:1 Auf der Gittith, vorzusingen, Asaphs. Singet fröhlich Gott, der unsre Stärke ist; jauchzt dem Gott Jakobs!

81:2 Hebet an mit Psalmen und gebet her die Pauken, liebliche Harfen mit Psalter!

81:3 Blaset im Neumond die Posaune, in unserm Fest der Laubhütten!

81:4 Denn solches ist die Weise in Israel und ein Recht des Gottes Jakobs.

81:5 Solche hat er zum Zeugnis gesetzt unter Joseph, da sie aus Ägyptenland zogen und fremde Sprache gehört hatten,

81:6 da ich ihre Schulter von der Last entledigt hatte und ihre Hände der Körbe los wurden.

81:7 Da du mich in der Not anriefst, half ich dir aus; ich erhörte dich, da dich das Wetter überfiel, und versuchte dich am Haderwasser. (Sela.)

81:8 Höre, mein Volk, ich will unter dir zeugen; Israel, du sollst mich hören,

81:9 daß unter dir kein anderer Gott sei und du keinen fremden Gott anbetest.

81:10 Ich bin der HERR, dein Gott, der dich aus Ägyptenland geführt hat: Tue deinen Mund weit auf, laß mich ihn füllen!
Als Joas der König in Israel den Propheten Elisa in seiner tödtlichen Krankheit besuchte, und wegen des elenden Zustandes, worein sein Königreich durch die Syrer gerathen war, vor ihm weinte, so hieß ihn der Prophet zuerst einen Pfeil gegen Morgen abschießen, und sagte: dieser Pfeil bedeute das Heil, welches der HErr dem Volk Israel wider die Syrer verleihen werde. Hernach hieß er ihn mit den übrigen Pfeilen die Erde schlagen; der König aber, der wohl merken konnte, daß dieses Schlagen auch wieder etwas Gutes bedeute, schlug dreimal, und hörte alsdann auf. Hierauf wurde der Mann Gottes Elisa zornig über ihn, und sprach: hättest du fünf- oder sechsmal geschlagen, wo würdest du die Syrer geschlagen haben, bis sie aufgerieben wären; nun aber wirst du sie dreimal schlagen, 2 Kön. 13,14-19. Durch diese Geschichte wird angezeigt, daß die Menschen oft allzu kleinmüthig seien, und von Gott mehr erbitten könnten als sie thun. Er sagt deßwegen zu dem Volk Israel und zu einem jeden Christen, der in dem Stammbaum Israels durch die Taufe und den Glauben eingepfropft ist: thue deinen Mund weit auf, laß Mich ihn füllen. Er redet hier so freundlich, wie eine Mutter mit ihrem kleinen Kind reden kann, dem sie zu essen gibt, und von dem sie begehrt, daß es seinen Mund weit aufthun soll, damit sie ihm viel darreichen könne. Der Mund unserer Seele ist ihre Begierde, und das weite Aufthun dieses Mundes geschieht mit einer großen Zuversicht. Wir dürfen Gottes nicht schonen; denn Er ist unermeßlich reich, und unendlich gut, auch vermag das Verdienst und die Fürbitte Seines Sohnes unbegreiflich viel bei Ihm. Wir dürfen mit einem großen Vertrauen viel von Ihm begehren und bitten.
Gott hat uns die Ewigkeit in’s Herz gegeben, wie Salomo Pred. 3,11. sagt, das ist, Er hat dem Menschen ein Verlangen nach ewigen Gaben und nach einer unaufhörlichen Seligkeit eingepflanzt. Lasset uns also unsere Begierden über das kurze irdische Leben hinausstrecken, lasset uns um ein ewiges Leben, um ein unvergängliches, unbeflecktes und unverwelkliches Erbe bitten. Lasset uns nicht weniger bitten, als daß unser Loos in der Ewigkeit auf’s Liebliche falle, und wir eine unaufhörliche Sättigung aller unserer Begierden aus Ihm als einer unerschöpflichen Quelle bekommen.
Gott hat den Menschen zur Gemeinschaft mit Sich selber erschaffen. Er selber will ihn bewohnen, besitzen, erfüllen, erfreuen, erleuchten, beleben, regieren und sättigen. Er will seines Herzens Trost und sein Theil sein. So lasset uns also bitten, daß Er Sich uns selber gebe, daß Er komme und Wohnung in uns mache, daß Er Seinen Geist in uns ausgieße, daß Er unser Schild und unser großer Lohn sei.
Aber wir haben oft und viel und schwer gesündigt, die zehntausend Pfund (Talente) mit welchen unsere Sünden verglichen werden, sind eine große Summe. Auch stecken wir in vielen und mancherlei Nöthen, und insonderheit steht uns die letzte Todesnoth, welche gemeiniglich tief ist, bevor. Viele Pflichten liegen auch auf uns, die wir als Christen und als Knechte und Mägde Gottes in unsern Aemtern und Ständen erfüllen sollen, und diese vielen Pflichten erheischen vieles Licht, große Kraft, und überhaupt genugsame Geistesgaben. Laßt uns aber um Vergebung unserer vielen Sünden und mit einem weit aufgethanem Mund um alle Errettung und Gaben, deren wir bedürfen, bitten. Lasset uns auch in der Fürbitte unsern Mund weit aufthun. Gott will ihn füllen.(Magnus Friedrich Roos)


Was für eine Ermutigung zum Gebet! Unsre menschlichen Vorstellungen würden und dahin leiten, um geringe Dinge zu bitten, weil unser Verdienst so gering ist; aber der Herr will, daß wir große Segnungen verlangen. Das Gebet sollte eine so einfach Sache sein, wie das Aufthun des Mundes; es sollte eine natürliche, ungezwungene Äußerung sein. Wenn ein Menschen es ernst meint, so thut er seinen Mund weit auf, und unser Text treibt uns an, inbrünstig zu zu bitten und zu flehen.
Indessen liegt auch in demselben, daß wir kühn bei Gott sein sollen und viele und große Segnungen von seiner Hand erbitten. Leset den ganzen Vers und seht die Beweisführung: „Ich bin Jahwhe, dein Gott, der dich aus Ägyptenland geführet hat. Thue deinen Mund weit auf, ich will ihn füllen.“ Weil der Herr uns so viel gegeben hat, fordert Er uns auf, um mehr zu bitten, ja, mehr zu erwarten.
Seht, wie die kleinen Vögel in ihren Nestern ganz und gar Mund zu sein scheinen, wenn die Mutter kommt, sie zu füttern. Laßt es ebenso mit uns sein. Laßt uns Gnade einnehmen an jeder Thür. Laßt uns sie eintrinken wie ein Schwamm das Wasser aufsaugt, in dem er liegt. Gott ist bereit, uns zu füllen, wenn wir nur bereit sind, gefüllt zu werden. Laßt unsre Bedürfnisse uns veranlassen, unsren Mund aufzuthun; laßt unsre Schwäche uns anspornen, unsren Mund aufzuthun und zu lechzen; ja, laßt unsre Angst uns treiben, daß wir den Mund aufthun mit dem Schrei eines Kindes. Der geöffnete Mund soll vom Herrn gefüllt werden. (Charles Haddon Spurgeon)

81:11 Aber mein Volk gehorcht nicht meiner Stimme, und Israel will mich nicht.

81:12 So habe ich sie gelassen in ihres Herzens Dünkel, daß sie wandeln nach ihrem Rat.

81:13 Wollte mein Volk mir gehorsam sein und Israel auf meinem Wege gehen,

81:14 so wollte ich ihre Feinde bald dämpfen und meine Hand über ihre Widersacher wenden,

81:15 und denen, die den HERRN hassen, müßte es wider sie fehlen; ihre Zeit aber würde ewiglich währen,

81:16 und ich würde sie mit dem besten Weizen speisen und mit Honig aus dem Felsen sättigen.
Ein Osterfestlied, das zugleich eine Predigt Gottes an sein Volk enthält! (Luther hat übersetzt: in unserm Feste der Laubrüst; aber V. 6. weist auf Ostern.) Der Sänger hebt fröhlich an mit der Ermahnung, nach Gottes Befehl mit liebreicher Musik und Psalmen das Passahfest zu begehen. Die Sabbathe, die Neumonde und die drei jährlichen Feste Israels, Ostern, Pfingsten und Laubhütten, waren lauter Dank- und Freudentage, theils um der Wohlthaten willen im Reiche der Natur, theils um der Wohlthaten willen in Israels Geschichte. Warum zu Ostern insbesondere fröhliche Psalmen unter dem dumpfen Schall der Pauke, der hellen Harfe und der Laute? Es ist das Fest der Erlösung Israels aus großer Noth und tiefem Elende durch seinen Gott und Herrn. Ostern war Israels Geburts- und Lebensfest. Da hat sich der Herr seinem Volke geoffenbart und ihm seinen Namen kund gethan. Da hat Er in der Wüste durch seine Wunderwerke sich an ihnen bewährt. Dafür verlangt Er aber auch als ein Recht, das Er fordern kann, daß Israel Ihm allein diene und der Welt ihre erdichteten Götter überlasse, daß Er allein ihm genug sei und sie bei keinem Andern weiter Hülfe suchen sollten. Leider entsprach Israel der Forderung Gottes nicht und stürzte sich dadurch ins Elend. Gott ließ es dahin gehen, damit es aus Erfahrung lernte, was es ohne einen solchen Gott ist. O daß es endlich zum Gehorsam des Herrn zurückkehrte! Gott selber ladet dazu ein durch die lieblichsten Verheißungen; Er wollte die Seinigen nähren und wehren, und nicht allein ihr Kriegsmann sein, der für sie stritte, sondern auch ihr Ackermann, also daß denen, so Ihn fürchten und Ihm vertrauen, nichts mangeln solle, was zu diesem Leben von nöthen sei. – Auch wir sind erlöst worden durch eine noch größere Erlösung, und noch größere Wunder hat der Herr an uns gethan: haben wir dem Herrn dafür gedankt durch unsern Gehorsam? oder muß Er auch über uns klagen: Israel will meiner nicht? O daß wir auf seine Bitte zur Umkehr hörten, damit Er uns wieder höre! daß wir Gott nicht länger aus dem Wege gingen, wir gehen damit nur unserm Glück aus dem Wege! Herr, Du bist allein Gott, keinen andern wollen wir anbeten, fürchten und lieben. Mache uns in Deinem Dienst immer gehorsamer, damit wir einst das große Erlösungsfest des ewigen Lebens erreichen. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

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