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Psalm 70

Psalm 70

70:1 Ein Psalm Davids, vorzusingen, zum Gedächtnis. Eile, Gott, mich zu erretten, HERR, mir zu helfen!

70:2 Es müssen sich schämen und zu Schanden werden, die nach meiner Seele stehen; sie müssen zurückkehren und gehöhnt werden, die mir Übles wünschen,

70:3 daß sie müssen wiederum zu Schanden werden, die da über mich schreien: „Da, da!“

70:4 Sich freuen und fröhlich müssen sein an dir, die nach dir fragen, und die dein Heil lieben, immer sagen: Hoch gelobt sei Gott!

70:5 Ich aber bin elend und arm. Gott, eile zu mir, denn du bist mein Helfer und Erretter; mein Gott verziehe nicht!
Ist das nicht der wesentliche Inhalt der Bitte des bußfertigen Schächers? Wie beschämt er mich mit seiner Buße und mit seinem Glauben nach allen Stücken desselben! Wie hell ist seiner Erkenntniß von Dir, Herr Jesu, wie gewiß sein Beifall, wie zuversichtlich sein Vertrauen auf Dich! Und Du lässest ihn nicht nur keine Fehlbitte thun, sondern antwortest ihm so, wie er es gewiß nicht erwartete; denn Du versprichst ihm viel mehr, als er von Dir gebeten. Wer Dein Herz noch nicht kennt, der mag nur auf Golgatha gehen und auf Dein Verhalten gegen Sünder Achtung geben, und auf Deine so süßen Worte. So oft Du Deinen Mund öffnest, so oft schüttest Du gleichsam Dein Herz mit den Worten aus. Wie froh bist Du, wenn Dich ein armer Sünder um etwas bittet! Wie wartest Du gleichsam mit Verlangen darauf, damit Du nur Deine Willigkeit ihm zu helfen beweisen kannst! Wie bittet man doch nie zu viel von Dir! Du giebst immer noch mehr; denn Dein Herz ist eine unerschöpfliche Segensquelle. Und weil oft einer schüchternen Seele Deine Antwort zu köstlich für sie dünkt: so bekräftigst Du ihr die theuersten Verheißungen mit einem Eidschwur und mit einem doppelten Wahrlich. - Je größer die Noth, je mehr eilest Du mit Deiner Hülfe. Der Schächer hatte wenig Zeit zu leben, da er Dich um Dein Andenken in Deinem Reiche bat; darum eilest Du, die Verheißung an ihm zu erfüllen: „Ich will Dich nicht verlassen noch versäumen;“ Du versäumest ihn keinen Augenblick, sondern nimmst diesen Sünder als eine Kreuzesbeute mit in’s Paradies. Ach, da sehe ich wohl, daß Du Dich nicht nur der Sünder nicht geschämt hast auf der Welt, sondern daß Du Dich ihrer auch im Himmel nicht schämest, ja, mit ihnen prangest als mit einer Siegesbeute. Du magst ohne errettete Sünder nicht im Himmel sein, auch nicht einmal hineingehen, ohne einen mitzunehmen; so sehr liebst Du ihre Gesellschaft. – Herr, ich bin auch ein Sünder, ein großer, todeswürdiger Sünder; ich muß auch schreien: „Herr, gedenke an mich;“ o erbarme Dich denn auch über mich und sei mir armen Sünder gnädig jetzt im Leben und dereinst in meinem Sterben. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


Nicht nur eine Errettung und daraus entstehende Zufriedenheit, sondern Freude und Frohlocken ist den Gerechten bereitet. Sie müssen und werden in Gott sich freuen und frohlocken, denn es ist den Rechten Seines Reichs gemäß, und Er hat’s ihnen verheißen. Was davon nicht in dieser Welt vorkommt, wird in der zukünftigen nach einem vollen und überfließenden Maß vorhanden sein. Welches sind aber die Leute, die sich unfehlbar noch in dem HErrn freuen, und Seinetwegen frohlocken müssen? Es sind solche, die vielleicht heute, wie David V. 6., bekennen und beten müssen: ich bin elend und arm; Gott eile zu mir; denn Du bist mein Helfer und Erretter; mein Gott verzeuch nicht. Indem sie so klagen und beten, frohlocken sie noch nicht; doch fragen sie nach dem HErrn, suchen Sein Antlitz, wenden sich bei ihrer geistlichen Armuth zu Ihm, und lieben sein Heil. Das ist ihnen nämlich lieb, daß sie einen Gott haben, der da hilft, und daß Er Jesum als einen Held erweckt hat, der allen Elenden helfen soll, Ps. 89,20. Sie bitten also Ihn um das Heil, das Er zu erweisen pflegt, und um die Hülfe, die Er den Elenden erzeigt, und wenn diese Hülfe verzeucht, so sprechen sie ihren Seelen so zu, wie David that, da er Ps. 42,12. sagte: was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott, denn ich werde Ihm noch danken, daß Er meines Angesichts Hülfe und mein Gott ist. Sie lieben dieses Heil und diese Hülfe Gottes, weil sie dieselbe schon vorher erfahren haben, und weil sie sowohl aus dem Wort Gottes als auch aus der Erfahrung wissen, daß Gott den Elenden herrlich helfe, daß Er zur rechten Zeit helfe, und daß Er Sein Heil und Seine Hülfe so erzeige, daß es eine gute folge auf die Ewigkeit hinein hat, weil die durch’s Elend geläuterte Seele zugleich erleuchtet, gestärkt und zur Empfahung des himmlischen Erbes zubereitet wird. Die unglaubige Welt betet nicht, und liebt das Heil Gottes nicht. Sie will nicht, daß Er ihr helfe, weil Er zu spät und nicht nach dem Willen des Fleisches und der Vernunft zu helfen scheint, ja sie traut es Ihm bei ihrem Unglauben gar nicht zu, daß Er helfen werde. Sie sucht sich also selber zu helfen, wie Israel, da es einen König begehrte, 1 Sam. 8., und Ahas, da er einen Bund mit den Assyrern machte, Jes. 7., Kön. 16., und die Hülfe, die ihm Gott durch den Propheten Jesajas anbieten ließ, verachtete. Wer so gesinnt ist, fürchte den Fluch und bedenke den Segen, der Jer. 17,5.6.7.8. von dem HErrn selbst ausgesprochen ist. Diejenigen, die nach dem HErrn fragen und Sein Heil lieben, müssen sich zuletzt in Ihm freuen, und frohlockend immer sagen: hochgelobet sei Gott; denn es muß erfüllt werden, was Sprüchw. 10,28 steht: das Warten der Gerechten wird Freude werden, aber der Gottlosen Hoffnung wird verloren sein. Was hievon in der Zeit der Pilgrimschaft zurückbleibt, wird in dem himmlischen Vaterland nachgeholt werden. HErr, mein Herz hält Dir vor Dein Wort: du sollst Mein Antlitz suchen; darum suche ich auch, HErr, Dein Antlitz. Verbirg Dein Antlitz nicht von mir, und lasse auch mein Warten zur Freude werden, und wische wenigstens in jener Welt alle Thränen von meinen Augen ab. (Magnus Friedrich Roos)

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