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Psalm 6

Psalm 6

6:1 Ein Psalm Davids, vorzusingen, auf acht Saiten. Ach HERR, strafe mich nicht in deinem Zorn und züchtige mich nicht in deinem Grimm!

6:2 HERR, sei mir gnädig, denn ich bin schwach; heile mich, HERR, denn meine Gebeine sind erschrocken,

6:3 und meine Seele ist sehr erschrocken. Ach du, HERR, wie lange!

6:4 Wende dich, HERR, und errette meine Seele; hilf mir um deiner Güte willen!

6:5 Denn im Tode gedenkt man dein nicht; wer will dir bei den Toten danken?

6:6 Ich bin so müde vom Seufzen; ich schwemme mein Bett die ganze Nacht und netze mit meinen Tränen mein Lager.

6:7 Meine Gestalt ist verfallen vor Trauern und alt ist geworden; denn ich werde allenthalben geängstet.

6:8 Weichet von mir, alle Übeltäter; denn der HERR hört mein Weinen,

6:9 der HERR hört mein Flehen; mein Gebet nimmt der HERR an.
Die hier bevorzugte Erfahrung ist die meine. Ich kann mein Siegel dazu setzen, daß Gott wahrhaftig ist. In sehr wunderbare Weise hat Er viele, viele Male die Gebete seines Knechtes erhört. Ja, und Er hört mein jetziges Flehen, und Er wendet nicht sein Ohr von mir ab. Gelobt sei sein Name!
Was denn? Nun, sicherlich ist die Verheißung, die schlummernd in des Psalmisten gläubiger Zuversicht liegt, auch mein. Laßt mich sie mit der Glaubenshand ergreifen: „Der Herr wird mein Gebet annehmen.“ Er wird es annehmen, daran gedenken und es erhören in der Art und zu der Zeit, die seine liebevolle Weisheit als die beste erkennt. Ich bringe mein armes Gebet in meiner Hand vor den großen König. Er gibt mir Gehör und nimmt meine Bitte gnädig an. Meine Feinde wollen mich nicht anhören, aber mein Herr will es. Sie verlachen meine thränenvollen Gebete, aber mein Herr thut es nicht; Er nimmt mein Gebet in sein Ohr und in sein Herz auf.
Welch Aufnahme ist dies für einen armen Sünder! Wir nehmen Jesus an, und dann nimmt der Herr uns und unsre Gebete an, um seines Sohnes willen. Gelobt sei der teure Name, der unsre Gebete frankiert, so daß sie frei sogar in die goldenen Thore eingehen. Herr, lehre mich beten, weil Du meine Gebete hörst. (Charles Haddon Spurgeon)

6:10 Es müssen alle meine Feinde zu Schanden werden und sehr erschrecken, sich zurückkehren und zu Schanden werden plötzlich.
Dies ist der erste Bußpsalm Davids in der Reihe der sieben Bußpsalmen, (32. 38. 51. 102. 130. 143.) und enthält ein gar bewegliches Klaggebet um Abwendung des göttlichen Zorns. Mit diesem Psalm tröstete im Jahre 1541 Dr. Luther eine betrübte und angefochtene Person und sagte: „Ich, Dr. Luther, bin auch in solchen Anfechtungen gewesen, die meinen Leib gar verzehrten, daß ich nicht wohl Athem hatte und mich schier kein Mensch trösten konnte; denn wem ichs klagte, der sagte: „Ich weiß nichts von dieser Anfechtung,“ daß ich darauf sagte: Bin ich’s denn allein, der ich den Geist der Traurigkeit leiden muß? Aber ich war’s nicht allein. Siehe den König David an, der hat diese Anfechtung auch gehabt. Er sprach wohl ernstlich: „Ich aber sprach, da mirs wohl ging, ich werde nimmermehr darniederliegen.“ (Ps. 30,7.) Darnach aber sprach er: „Ach, Herr, strafe mich nicht in Deinem Zorn und züchtige mich nicht in Deinem Grimm.“ (Ps. 6,2.) Diesen Vers habe ich aus der Erfahrung gelernt: „Ich schwemme mein Bett die ganze Nacht und netze mit meinen Thränen mein Lager.“ (Ps. 6,7.) – Freude und Leid, beides gehört zusammen; wer das Eine will, muß auch das Andere haben. Darum stehen neben den Lob- und Dankpsalmen auch Buß- und Klagpsalmen und folgt auf den Sonntag Jubilate der Buß- und Bettag des Jahres. Mit der Genesung der Seele geht’s einmal nicht anders. Sünde und Gnade bleiben, so lange wir leben, die Angeln, um die sich unser Christenthum dreht. Beim Blick auf die Gnade daher lauter Dank, beim Blick auf unsere Sünde lauter Buße! Des Christen Leben daher ein immerwährendes Loben und sich Beugen! Auf das: Herr, sei mir gnädig! folgt immer das Bekenntniß: denn ich bin schwach. Die Noth allein macht Füße. Vollends die Seelen- und Sünden-Noth. Die Bußthränen sind das beste Vorbeugungsmittel vor der Hölle. Doch ist es nicht sowohl das weinende Auge, als das zerbrochene Herz, worauf Gott sieht. Um solches Herz bitte ich Dich; Herr, gieb, Herr erhalte es mir bis an mein Ende. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


Dies ist der erste Bußpsalm und zugleich ein herrlicher Betpsalm, uns zum gesegneten Vorbild und Gebrauch geschrieben, wenn wir, wie David, vom bösen Gewissen unserer Sünden halben angefochten werden und den Zorn Gottes sammt den Strafen theils wirklich fühlen, theils auf's künftige noch weiter fühlten. Denn es klagt David hier sehr wehmüthig über das hohe und heimliche Leiden des Gewissens, welches um der Sünde willen mit dem Fluch des Gesetzes und mit dem gedroheten Zorn Gottes sich sehr martert - und schier zum Mißglauben und zur Verzweiflung getrieben wird, - wiewohl dabei Glauben und Hoffnung untermenget sind; - ein Zustand, welcher sonst in der heiligen Schrift des Todes Bande und der Hölle Stricke, ja auch des Todes Noth und der Hölle Angst geheißen wird.
Es zeigt aber David mit seinem Exempel, daß in solchen Gewissensängsten kein besseres Mittel sey, als wahre Buße und das gläubige Gebet zu Gott, darin man um Linderung der Strafen, wie auch um Erbarmung und schleunige Hilfe bitten, - als Grund aber der Hoffnung, von Gott erhört zu werden, die unendliche Gnade Gottes in Christo gebrauchen soll, ingleichen das Lob Gottes, das Ihm nach geleisteter Erhörung werde gegeben werden, und dann die Größe des Elends und geistlichen Leidens, worin man steckt.
Gegen das Ende des Psalms zeigt David auch an, und zwar allen angefochtenen und mit ihm also betenden bußfertigen Sündern zum Trost, daß solche Gebete erhöret und sie aus ihren Anfechtungen gerettet werden sollen. Zugleich aber straft er die Uebelthäter und falschen Heiligen, welche gemeiniglich solche angefochtene Leute hassen und wohl gar verfolgen. Denn ihr Trost stehet allein auf ihrem Trotz, auf zeitlicher Glückseligkeit und eingebildeter Heiligkeit; auch wissen sie nichts von solcher geistlichen Anfechtung; daher sie eben die ärgsten Feinde des reinen Glaubens sind, der durch jenes Feuer geläutert wird.
Nun - Gott wolle bei uns und allen andern, so oft wir um unserer Sünde willen Gewissensängsten fühlen und die Strafgerichte empfinden, durch Seinen heiligen Geist zuvörderst wahre Buße wirken und uns alsdann zu einem gläubigen Bußgebet selbst tüchtig machen, - wolle uns auch, so oft wir also beten, in Gnaden erhören - und damit unsere Feinde, sowohl leibliche als geistliche, zu Schanden machen, - durch Jesum Christum. Amen. (Veit Dieterich)

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