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Psalm 5

Psalm 5

5:1 Ein Psalm Davids, vorzusingen, für das Erbe. HERR, höre meine Worte, merke auf meine Rede!

5:2 Vernimm mein Schreien, mein König und mein Gott; denn ich will vor dir beten.

5:3 HERR, frühe wollest du meine Stimme hören; frühe will ich mich zu dir schicken und aufmerken.

5:4 Denn du bist nicht ein Gott, dem gottloses Wesen gefällt; wer böse ist, bleibt nicht vor dir.
Frühe Morgens, frühe in deiner Jugend, sollst du dich zum Herrn schicken, täglich frühe dich zu ihm erheben. Du kommst ihm nie zu frühe, er ist schon vor dir aufgestanden, deine Stimme zu hören und sein Herz zu deinem Herzen zu neigen. Je früher und herzlicher du am Morgen gleich sein Antlitz suchest, desto herrlicher und kräftiger wird er dir als Sonne aufgehen und als Schild erscheinen, alle Nacht und Finsterniß aus deinem Gemüthe verbannen, dein Herz in Glauben und Liebe fruchtbar machen. Die Gärtner pflegen ihre Pflanzen und Gewächse der Morgensonne auszusetzen; so laß du in den Garten deines Herzens die Sonne der Gerechtigkeit, die dir täglich frühe aufgeht, wenn du sie frühe suchest, scheinen, und fasse ihre wohlthätigen, belebenden, erwärmenden und stärkenden Strahlen recht frühe in dein Herz auf. Die Sonne geht alle Tage auf ohne dein Bemühen; sie wandelt über dir und deinem Garten, ohne daß du sie halten oder führen müßtest. Nur dein Herz mußt du ihr öffnen, oder doch wenigstens nicht verschließen, es nicht bedecken, sondern mit offnem, sehnendem, schmachtendem Herzen dich ihren Einflüssen aussetzen; so wird sie dich erleuchten, beleben und entzünden. Was besonders erfreulich ist an dieser Seelen-Sonne, ist das: Sie geht nie unter, scheint zu allen Jahreszeiten gleich warm und helle; im Norden wie im Süden, im Winter wie im Sommer. Sie kennt keinen Untergang, auch keine Wolken; denn die steigen, wenn sie da sind, und dir die Sonne verbergen, nur aus deinem Moosgrunde auf. Wer sie nie aus dem Auge läßt, den verläßt sie auch nie. (Johannes Goßner)


Wie ist mein Herz voll Dankes, daß du, gnädiger Gott und Vater, nicht aufhörst, mich sammt den lieben Meinigen nah und fern zu segnen mit der Fülle deiner Barmherzigkeit! Wie schliefen wir so sicher unter deinem heiligen Schutze und wurden bewahrt vor Schaden und Unfall! Des Nachts verheißest du uns deinen Schutz und am Tage waltet deine Güte über uns. Ach, so behüte uns auch diesen Tag und die ganze Zeit unseres kurzen Erdenlebens; laß uns wachsen und zunehmen an Erkenntniß deines heiligen Willens, an Liebe zu deinem einigen Sohne, unserm Herrn und Heiland, an Kraft zu einem rechtschaffenen Leben und Wirken. Lenke unsere Gesinnungen, Gedanken und Wünsche und richte sie auf das Eine, das noth thut. Lehre uns thun nach deinem Wohlgefallen, denn du bist unser Gott; dein guter Geist führe uns aus ebener Bahn. Schaffe in uns ein reines Herz und gieb uns einen neuen gewissen Geist. Verwirf uns nicht von deinem Angesicht und nimm deinen heiligen Geist nicht von uns. Wir befehlen Leib und Seele, Hab und Gut, Gegenwart und Zukunft in deine Hände. Mach' es mit uns nach deinem heiligen Rath und Willen; denn was du thust, Herr und Gott, ist allezeit wohlgethan und gereicht Denen, die dich fürchten, zum Heil und Segen. In deinem Namen und zu deiner Ehre gehen wir an unser Tagewerk. Gieb, daß wir es treulich und gewissenhaft, nach unsern besten Kräften verrichten, und verleihe zu Allem, was wir thun, das Beste, deinen Segen. Ohne denselben ist ja doch all' unsere Mühe eitel und fruchtlos. Stehe uns bei, auch wenn es uns sauer werden und das Herz verzagen wollte. (Christian Wilhelm Spieker)

5:5 Die Ruhmredigen bestehen nicht vor deinen Augen; du bist feind allen Übeltätern.

5:6 Du bringst die Lügner um; der HERR hat Greuel an den Blutgierigen und Falschen.

5:7 Ich aber will in dein Haus gehen auf deine große Güte und anbeten gegen deinen heiligen Tempel in deiner Furcht.

5:8 HERR, leite mich in deiner Gerechtigkeit um meiner Feinde willen; richte deinen Weg vor mir her.
Die Feindschaft der Welt gegen das Volk Christi ist gar bitter. Menschen vergeben einander gern tausend Fehltritte, aber die geringste Beleidigung gegen einen Jünger Jesu verherrlichen und preisen sie. Anstatt uns darüber zu betrüben, wollen wir es uns zur Aufmunterung dienen lassen, und weil so viele über unser Tun und Lassen wachen, so soll es uns ein ganz besonderer Sporn sein, recht sorgfältig in den Wegen Gottes zu wandeln. Wenn wir sorglos dahin leben, so entdeckt es die luchsäugige Welt gar bald, und mit ihren hundert Zungen breitet sie es aus, und die Verleumdung übertreibt und verdreht die Sache mit geschäftigem Eifer. Die Welt frohlockt siegreich: „Sehet, so muß es kommen! Ei, wie doch die Christen handeln, sie sind alle Heuchler und alle gleich!“ So widerfährt der Sache Christi großer Nachteil und sein heiliger Name wird hart geschmäht. Das Kreuz Christi ist schon an sich der Welt ein Stein des Anstoßens; hüten wir uns, daß wir diesen Anstoß nicht aus eigner Schuld vergrößern. Es ist „den Juden ein Ärgernis“: erinnern wir uns, daß wir kein Ärgernis geben, wo schon so viel des Argen vorhanden ist. „Den Griechen ist es eine Torheit“: wir wollen nicht mit eigner Torheit Anlaß geben zum Spott, mit welchem die Weisheit dieser Welt das Evangelium verhöhnt. Wie sorgfältig sollten wir auf unsrer Hut sein! wie strenge unser Gewissen bewahren! In Gegenwart von Widersachern des Kreuzes, welche auch unsre besten Handlungen zum übelsten ausdeuten und uns unlautere Absichten unterschieben, wo die an unsrem Tun nichts zu tadeln finden, können wir nicht vorsichtig genug sein. Die Zionspilger ziehen wie verdächtiges Gesindel durch die Stadt Eitelkeit. Nicht nur stehen wir unter Aufsicht, sondern geheime Kundschafter umgeben uns von allen Seiten. Der Verrat lauert überall auf uns, daheim und draußen. Fallen wir dem Feind in die Hände, so mögen wir eher von einem Wolfe Großmut erwarten, oder Gnade von einem Feinde, als irgend welche Nachsicht mit unsren Schwachheiten von den Menschen, welche ihren Abfall von Gott mit Lästerungen gegen sein Volk zudecken. O Herr, leite uns in Deiner Hut, damit uns unsre Feinde nicht überfallen! (Charles Haddon Spurgeon)


Es wird in der heiligen Schrift oft von einem Weg Gottes geredet, welchen der Mensch halten, und worauf er gehen soll. Es wird auch gesagt, daß Gott den Menschen diesen Seinen Weg zeige, weise, kund thue, und ihn selber lehre. Es wird derselbe ein guter Weg (Jer. 6,16.), der Befehle Gottes (Ps. 119,27.), und dein Weg des Lebens (Spr. Sal. 15,24.), und des Friedens (Jes. 59,8.) genennet. Petrus nennt diesen Weg den Weg der Wahrheit und der Gerechtigkeit, und den richtigen Weg, s. 2 Petr. 2,2.15.21. Von eben diesem Weg nun sagt David zu dem HErrn, seinem Gott: Richte Deinen Weg vor mir her! Das Wort Weg bedeutet in diesen Sprüchen die von Gott bestimmte Form des Glaubens und des Wandels, oder die von Gott vorgeschriebene und durch Seinen Geist gewirkte Einrichtung des Sinnes und der Lebensart, wobei aber der Mensch auch fortschreitet, das ist, von Zeit zu Zeit etwas Neues erfährt, und immer mehr Licht und Kraft in seine Seele bekommt, welche er dazu anwendet, daß er Gutes thut, bis er ein gewisses Ziel erreicht, welches in der Bibel Seligkeit, Ruhe Gottes, himmlisches Reich Gottes u.s.w. heißt.
David betete: Richte Deinen Weg vor mir her! Es hat aber schon ein alter erleuchteter Lehrer (Hieronymus) bemerkt, daß diese Bitte mit der ersten Bitte des Vater-Unsers übereinkomme. Wir bitten nämlich: Geheiliget werdet Dein Name; obschon der Name des Vaters im Himmel an sich selbst heilig ist. Wir bitten aber in der Rücksicht auf uns, daß er geheiliget, das ist, von uns als heilig erkannt und verehret werde. Eben so verhält es sich mit dem Weg Gottes. Er ist derselbe an sich selbst ein richtiger Weg, und doch betete David: Mache Deinen Weg vor mir her richtig! Er bat hiemit, daß dieser Weg hinfüro für ihn eben recht, und gleichsam ein gerader und ebener Weg sein möchte, auf dem er, ohne zu fallen, wandeln könnte. Es gibt nämlich Leute, denen der Weg Gottes nicht richtig zu sein scheint. Er dünkt sie zu schmal, zu steil, zu beschwerlich zu sein. Sie zweifeln durchaus, ob er der Weg Gottes sei. Haben sie angefangen, darauf zu wandeln: so verlassen sie ihn wieder, weil sie bei ihrem unredlichen Herzen darauf gefallen sind, und Einige verlästern ihn gar. Vor diesem Allem grauete dem frommen David, und deßwegen bat er den HErrn: Richte Deinen Weg vor mir her. Schaffe, daß mir Dein Weg, wie ich ihn von Zeit zu Zeit werde vor die Augen bekommen, ein richtiger Weg zu sein scheine, und ich mir auf demselben keine unwiderleglichen Zweifel, keine unüberwindlichen Versuchungen einbilde. Schaffe, daß mein Innerstes an Deinem Weg immer ein Belieben habe, daß ich gern und standhaft darauf wandle, daß mich das Beispiel der Bösen, die einen bequemern Weg zu haben scheinen, nicht davon ablocke, daß ich ungeachtet aller Einreden des Satans, der Welt und meiner Vernunft darauf fortgehe, bis zum Ziel.
So wende denn, o Gott, den falschen Weg von mir, und gönne mir Dein Gesetz. Ich habe den Weg der Wahrheit erwählet, Deine Rechte habe ich vor mich gestellet. Zeige mir, HErr, den Weg Deiner Rechte, daß ich sie bewahre bis an’s Ende. Unterweise mich, daß ich bewahre Dein Gesetz, und halte es von ganzem Herzen. Führe mich auf den Steig Deiner Gebote: denn ich habe Lust dazu Ps. 119,29.30.33.34.35. Es ist nöthig, daß ich so bete, weil nicht nur ein jeder Mensch eigenliebig genug ist, um an seiner eigenen Weise zu denken und zu handeln ein Wohlgefallen zu haben, sondern weil auch viele Verführer in der Welt sind, deren jeder einen Weg erdichtet, und seinen Mitmenschen als den Weg Gottes anpreiset; ach es gibt falsche Meinungen, und eine falsche Tugend und Frömmigkeit! HErr, laß mich nicht durch diese Irrwische betrogen werden!(Magnus Friedrich Roos)

5:9 Denn in ihrem Munde ist nichts Gewisses; ihr Inwendiges ist Herzeleid. Ihr Rachen ist ein offenes Grab; denn mit ihren Zungen heucheln sie.

5:10 Sprich sie schuldig, Gott, daß sie fallen von ihrem Vornehmen. Stoße sie aus um ihrer großen Übertretungen willen; denn sie sind widerspenstig.

5:11 Laß sich freuen alle, die auf dich trauen; ewiglich laß sie rühmen, denn du beschirmst sie; fröhlich laß sein in dir, die deinen Namen lieben.

5:12 Denn du, HERR, segnest die Gerechten; du krönest sie mit Gnade wie mit einem Schild.

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