Zuletzt angesehen: Psalm 39

Psalm 39

Psalm 39

39:1 Ein Psalm Davids, vorzusingen, für Jeduthun. Ich habe mir vorgesetzt: Ich will mich hüten, daß ich nicht sündige mit meiner Zunge. Ich will meinen Mund zäumen, weil ich muß den Gottlosen vor mir sehen.
Mitpilger, sprich nicht in deinem Herzen: „Ich will hierhin und dahin gehen und nicht sündigen;“ denn du bist nie und nirgends so außer aller Gefahr des Sündigens, daß du dich der Sicherheit rühmen dürftest. Die Straße ist sehr sumpfig, es wird dir schwer fallen, deinen Pfad so auszuwählen, daß deine Kleider nicht verunreinigt werden. Diese Welt ist wie Pech; du mußt dich sehr in acht nehmen, wenn du sie anrührst, daß du dich nicht besudelst. Es lauert an jeder Straßenecke ein Räuber auf dich, der dich deiner Kostbarkeiten berauben will; in jeder Freude schläft eine Schlange; und wenn du noch den Himmel erreichst, so ist es ein Wunder der lauteren göttlichen Gnade, die du der Macht deines himmlischen Vaters verdankst. Nimm dich in acht. Wenn ein Mensch eine Bombe in der Hand trägt, so weiß er, daß er sich keinem brennenden Lichte nahen darf; und so mußt du dich hüten, daß du nicht in eine Versuchung gerätst. Sogar dein tägliches Tun ist wie ein scharfgeschliffenes Werkzeug, du mußt sorgfältig damit umgehen. Es ist nichts in dieser Welt, was eines Christen Frömmigkeit förderlich wäre, sondern alles ist für ihn verderblich. Wie sehnlich solltest du darum zu Gott aufblicken, damit Er dich bewahre! Dein stetes Gebet sollte heißen: „Stärke mich, daß ich genese.“ Hast du gebetet, so mußt du auch wachen; mußt wachen über jeden Gedanken, jedes Wort, jede Tat, mit heiligem Eifer. Stelle dich nicht unnötigerweise der Gefahr bloß; wenn du aber auf einen gefährlichen Posten berufen wirst, wenn dir befohlen wird, dahin zu gehen, wo die feurigen Pfeile hin und her fliegen, dann gehe nicht ohne deinen Schild; denn wenn dich der Feind ein einziges Mal ohne Schutz findet, so frohlockt er, daß die Stunde des Sieges für ihn gekommen ist, und streckt dich alsbald nieder mit seinen Waffen, daß du schwer verwundet daliegst. Zwar kann er dich nicht töten; wohl aber darf er dich verwunden. „Seid nüchtern und wachet, denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, welchen er verschlinge.“ Darum behüte deine Wege, und wache im Gebet. Niemand hat je übel daran getan, daß er zu wachsam war. Möge Gott der Heilige Geist uns auf allen unsern Wegen leiten, so werden sie allezeit dem Herrn wohlgefällig sein. (Charles Haddon Spurgeon)

39:2 Ich bin verstummt und still und schweige der Freuden und muß mein Leid in mich fressen.

39:3 Mein Herz ist entbrannt in meinem Leibe, und wenn ich daran gedenke, werde ich entzündet; ich rede mit meiner Zunge.

39:4 Aber, HERR, lehre mich doch, daß es ein Ende mit mir haben muß und mein Leben ein Ziel hat und ich davon muß.

39:5 Siehe, meiner Tage sind einer Hand breit bei dir, und mein Leben ist wie nichts vor dir. Wie gar nichts sind alle Menschen, die doch so sicher leben! (Sela.)1)

39:6 Sie gehen daher wie ein Schemen und machen sich viel vergebliche Unruhe; sie sammeln, und wissen nicht, wer es einnehmen wird.

39:7 Nun, Herr, wes soll ich mich trösten? Ich hoffe auf dich.
Diese Worte stehen in der Verbindung mit der Beschreibung einer äußerlichen und innerlichen Noth, worin David einmal steckte. Er war krank und betete deßwegen V. 11.12.: Wende Deine Plage von mir: denn ich bin verschmachtet von der Strafe Deiner Hand. Wenn Du einen züchtigest um der Sünde willen, so wird seine Schöne verzehret wie von Motten. Auch kränkte es ihn nach V. 2. und 3., daß er mußte den Gottlosen vor sich sehen, und dabei verstummet und still sein, der Freuden schweigen, und sein Leid in sich fressen. Endlich befürchtete er auch nach V. 9. wegen seiner Sünde den Narren ein Spott zu werden. Ob er nun gleich immer Macht genug hatte, Andern zu schaden, und in seiner Krankheit wenigstens den Mund zum Befehlen oder Schelten brauchen konnte: so wurde er doch von dem Geist Gottes nach V. 2. und 3. zum Stillesein angewiesen, und ergab sich auch dazu, wie er denn V. 10. sagte: Ich will schweigen und meinen Mund nicht aufthun: Du wirst’s wohl machen. Er that hingegen seinen Mund gegen Gott auf, und sagte: Nun HErr, weß soll ich mich trösten? Ich hoffe auch Dich. Es ist doch schön, wenn man einen König oder Feldherrn (denn eines von beiden war David, da er diesen Psalmen schrieb) bekennen hört: er könne sich keines Dings trösten, hoffe aber auf den HErrn. Die Ursache dieses Bekenntnisses war nicht eben der Mangel irdischer Hülfsmittel, sondern das Gefühl ihrer Unzulänglichkeit und Schwachheit, und zugleich die Furcht, einen ungerechten Gebrauch davon zu machen, überdieß aber auch die Erkenntniß Gottes, als des treuesten und mächtigsten Trösters und Nothhelfers.
Ich, der ich dieses heute lese, kann und soll eben dieses Bekenntniß vor Gott ablegen: Nun HErr, weß soll ich mich trösten? Ich hoffe auf Dich. Ich habe zwar Menschen um mich, die mir treu und hold sind. ich habe zeitliche Gaben von Gott empfangen, wodurch mein Leben und meine Wallfahrt erhalten und erleichtert werden soll: allein ich kann mich doch dieser Dinge nicht trösten. Brauchen kann ich sie wohl mit Maße und mit Danksagung: aber trösten kann ich mich derselben nicht; denn wenn ich es thäte: so wäre ich trostlos, wenn mich Gott (wie es täglich geschehen kann) von diesen Dingen durch den Tod wegrisse. Aber so lange auch der Besitz und Gebrauch derselben noch währet, sollen sie doch nicht mein Trost sein. Meine Seele ist für Gott erschaffen. Er allein kann meines Herzens Trost und mein Theil sein, wie Assaph Ps. 73,26. sagt, weil Er allein unermeßlich gut ist und allein Unsterblichkeit hat. Ich wende mich also von allen Geschöpfen weg, und sage zu dem HErrn: ich hoffe auf Dich. Daß ich auf den HErrn hoffen darf, habe ich Sünder meinem Erlöser und Fürsprecher Jesu Christo zu danken: und daß ich auf Ihn hoffen kann, dem Tröster, dem Heiligen Geeist, der mich auf die wahren Verheißungen Gottes weiset, und mich tüchtig macht, dieselben zu glauben. Ich stehe nicht in dem völligen Genuß der göttlichen Liebe (denn wer wollte bei Leibesleben darin stehen?); ich sehe hier Gottes Angesicht noch nicht: aber doch hoffe ich auf Ihn. Was ich schon von Seiner Liebe empfunden, und von Seiner Treue erfahren habe, ist mir ein Angeld künftiger Empfindungen und Erfahrungen. Ich hoffe auf Ihn, und erwarte, daß Er mich in keinem Stück verlassen und versäumen, sondern Seinen ganzen Liebes-Rath an mir ausführen, und alle Seine Verheißungen an mir erfüllen werde.(Magnus Friedrich Roos)

39:8 Errette mich von aller meiner Sünde und laß mich nicht den Narren ein Spott werden.

39:9 Ich will schweigen und meinen Mund nicht auftun; denn du hast's getan.
David war krank, da er den Vorsatz faßte zu schweigen und seinen Mund nicht aufzuthun, denn er sagt V. 11.12. ohne Zweifel in der Absicht auf sich selbst. wende Deine Plage von mir, denn ich bin verschmachtet von der Strafe Deiner Hand. Wenn Du Einen züchtigest um der Sünde willen, so wird seine Schöne verzehret, wie von Motten. Ach HErr, wie gar nichts sind doch alle Menschen! In dieser Krankheit nun wurde er wegen seines unzeitigen Eifers, den er je und je mit Reden ausgelassen hatte, bestraft. Er bekennt nämlich V. 4.: sein Herz sei entbrannt worden in seinem Leibe, und wenn er daran gedacht habe, daß gottlose Leute vor seinen Augen frei herumlaufen und viel Böses thun, so sei er entzündet worden, und habe mit seiner Zunge geredet. Ob er nun gleich nicht einsehen konnte, daß er den Gottlosen damit Unrecht gethan habe, so erkannte er doch, daß sein Eifer ein ungeduldiger und unzeitiger Eifer gewesen sei, und daß er mit seiner Zunge gesündiget habe, weil er ein Gericht ausgesprochen, das ihm nicht gebührte. Er nahm sich also in seiner Krankheit vor, sich ferner zu hüten, daß er nicht mehr so mit seiner Zunge sündigte und seinen Mund zu zäumen, wenn er schon den Gottlosen müßte vor sich sehen. Er bat auch Gott, daß Er ihn von der Betrachtung der Gottlosen, welche ihn entzündet, oder in einen heftigen Eifer hineingetrieben hatte, abführen, und in die heilsame Betrachtung seiner Sterblichkeit hineinleiten möchte, und nachdem er V. 7. noch einmal einen Blick auf die Gottlosen gethan, und sie als Leute, die wie bald verschwindende Schattenbilder herumlaufen, sich viel vergebliche Unruhe machen und sammeln, ohne zu wissen, wer es kriegen werde, mitleidig angesehen hatte, so faßte er auf’s Neue den Vorsatz: ich will schweigen und meinen Mund nicht aufthun, Du HErr, wirst’s wohl machen, oder: Du HErr hast’s gemacht und durch eine heilige Zulassung die Welt so eingerichtet, daß in derselben viele Gottlose vor den Frommen herumwandeln und ihren Theil in dem irdischen Leben empfangen sollen: warum soll ich also darüber zürnen? Ich lerne hieraus, warum Gott auch mich und Andere zuweilen durch Krankheiten vom gewöhnlichen Umgang mit Menschen und von den Geschäften wegreiße, und in die Stille führe. Er will uns nämlich alsdann etwas entdecken, das wir vorher nicht erkannt hatten; Er will uns über etwas bestrafen, worüber Er uns damals, da wir’s thaten, nicht alsbald bestrafen konnte. Doch kann Er auch in gesunden Tagen ein solches Gericht über den Menschen halten, welches aber jedesmal eine demüthige Aufmerksamkeit erfordert. Habe ich mich also auch in einem unzeitigen Eifer und unbefugten Gericht über Gottlose vergangen, so wolle Er mir’s gnädiglich entdecken und vergeben. Ueberhaupt wolle Er gegen mir bei Seiner Gnade sein, wie das Feuer eines Goldschmieds und wie die Saife der Wäscher, und mich reinigen und läutern wie Gold und Silber, damit ich ihm in Gerechtigkeit dienen könne, Mal. 3,.2.3. David war ein junger Mann, da er den 39. Ps. verfertigte, weil er sonst nicht von der Verzehrung der Schöne geschrieben hätte. Das jugendliche Feuer und die Kälte des Alters bringe der HErr bei den Seinigen durch die Zucht des Heiligen Geistes in die rechten Schranken.(Magnus Friedrich Roos)

39:10 Wende deine Plage von mir; denn ich bin verschmachtet von der Strafe deiner Hand.

39:11 Wenn du einen züchtigst um der Sünde willen, so wird seine Schöne verzehrt wie von Motten. Ach wie gar nichts sind doch alle Menschen! (Sela.)

39:12 Höre mein Gebet, HERR, und vernimm mein Schreien und schweige nicht über meine Tränen; denn ich bin dein Pilger und dein Bürger wie alle meine Väter.2)
Ja, o Herr, ich bin ein Pilger, ein Fremdling bei Dir, aber doch nicht von Dir. Deine Gnade hat alle meine natürliche Entfremdung von Dir wirksam entfernt; und nun wandle ich in Deiner Gemeinschaft durch diese sündige Welt als ein Pilgrim im fremden Lande. Du bist ein Fremdling in Deiner eignen Welt. Der Mensch vergißt Deiner, verunehrt Dich, untersteht sich, Gesetz und Sitte zu ändern und kennt Dich nicht. Dein teurer Sohn kam in sein Eigentum, und die Seinen nahmen Ihn nicht auf. Er war in der Welt, und die Welt ward durch Ihn erschaffen, und die Welt erkannte Ihn nicht. Nie war je ein buntgefiederter Vogel unter dem einheimischen Gevögel so fremd, wie Dein geliebter Sohn unter den Brüdern seiner Mutter. Was kann mich's denn noch befremden, wenn ich als Jünger und Nachfolger Jesu hienieden unbekannt und ein Fremdling bin? O Gott, ich möchte da kein Bürgerrecht besitzen, wo mein Herr Jesus ein Fremdling ist. Seine durchgrabene Hand hat die Seile gelockert, die einst meine Seele an diese Erde fesselten, und nun bin ich ein Fremdling geworden im Lande. Meine Sprache scheint diesen Babyloniern, unter denen ich wohne, eine ausländische Mundart, meine Sitten sind ihnen auffallend, mein Tun ist ihnen befremdend. Ein Hottentotte würde sich in meiner Heimat behaglicher fühlen, als ich mich je im Umgang mit Sündern fühlen könnte. Aber das ist das Liebliche meines Loses; Ich bin ein Fremdling bei Dir, „Dein Pilgrim“. Du bist mein Mitgenosse in der Trübsal, mein Mitpilger. O, welche Wonne, in so seliger Gemeinschaft zu pilgern! Brennt nicht mein Herz in mir, wenn Er mit mir redet auf dem Wege; und ob ich gleich ein Wanderer bin, so bin ich doch weit glücklicher als die, die auf Thronen sitzen, und fühle mich heimischer bei Ihm, als die, die in getäfelten Häusern wohnen, bei ihren Schätzen. (Charles Haddon Spurgeon)

39:13 Laß ab von mir, daß ich mich erquicke, ehe ich den hinfahre und nicht mehr hier sei.
Deine Pilger sind wir, o Gott! Du willst es, und hast es also geordnet, daß die Dinge um uns her sich in unaufhörlichem Wechsel bewegen, daß auch in unserm Innern Gefühle, Gedanken und Entwürfe vorüberrauschen, und daß der Tod, die größte aller Veränderungen, die Reihe derselben beschließe. Aber Du hast uns nicht dem Gefühl dieser Vergänglichkeit, nicht der niederschlagenden Trauer, nicht der Verachtung des Lebens, die daraus hervorgehen müßten, überlassen. Offenbart hast Du uns das ewig Bestehende, nämlich Dich selbst und die Rathschlüsse Deiner Liebe und Weisheit. Berufen hast Du uns zu einem Streben, das Jugend und Alter, Zeit und Ewigkeit verbindet, und das, weil es auf die Aehnlichkeit mit Dir, dem unendlich Vollkommenen, gerichtet ist, auch niemals aufhören kann. und empfangen soll uns dereinst, wenn wir hier nach Heiligung rangen, die Gemeinschaft mit Dir, heiliger Vater, und Deine ewige Stadt, die auf einem unwandelbaren Grunde erbauet ist. So sind wir denn auch Deine Bürger, sind es schon jetzt, sobald wir das Unvergängliche, wie Du uns dazu aufforderst, ergreifen. Gieb denn, o Gott, daß wir stets Dich vor Augen haben, Dich, den Unvergänglichen, wenn Alles verschwindet, Dich, den Unwandelbaren, wenn die Bewegung der irdischen Dinge uns fortreißt. Gieb, daß wir jagen nach dem vorgesteckten Ziel, nach dem Kleinode, welches uns vorhält Deine himmlische Berufung in Christo Jesu. Und stärke uns Pilger, wenn wir ermüden, durch das Vorgefühl unsers Bürgerrechts in Deiner herrlichen Stadt, wo der Baum des Lebens ewig grünet und unvergängliche Früchte trägt.(Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
bibel/at/19_psalter/psalm_39.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain