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Psalm 30

Psalm 30

30:1 Ein Psalm, zu singen von der Einweihung des Hauses, von David. Ich preise dich, HERR; denn du hast mich erhöht und lässest meine Feinde sich nicht über mich freuen.

30:2 HERR, mein Gott, da ich schrie zu dir, machtest du mich gesund.

30:3 HERR, du hast meine Seele aus der Hölle geführt; du hast mich lebend erhalten, da jene in die Grube fuhren.

30:4 Ihr Heiligen, lobsinget dem HERRN; danket und preiset seine Heiligkeit!

30:5 Denn sein Zorn währt einen Augenblick, und lebenslang seine Gnade; den Abend lang währt das Weinen, aber des Morgens ist Freude.
Lieber Christ! Wenn du in der Nacht der Trübsal trauerst, so hoffe auf den Morgen; tröste deine Seele mit der Aussicht auf die Zukunft deines Herrn. Sei geduldig, denn „Des Menschen Sohn wird kommen In seiner Herrlichkeit.“ Sei geduldig! Der Landmann harrt, bis er die Ernte einbringe. Sei geduldig, denn du weißt ja, wer Der ist, der gesagt hat: „Siehe, ich komme bald, und mein Lohn mit mir, zu geben einem jeglichen, wie seine Werke sein werden.“ Und wenn du jetzt noch so elend wärest, so fasse Mut! „Hebet eure Häupter auf, Die Erlösung ist nicht ferne!“ Vielleicht ist jetzt dein Haupt mit mancherlei Dornen der Trübsal gekrönt; aber einst wird es eine Sternenkrone tragen, und es dauert bis dahin nicht mehr so lange. Oder ist deine Hand von vielen Sorgen beschwert? bald wird sie die Saiten der himmlischen Harfe rühren. Deine Kleider mögen vom Staub und Schmutz dieser Welt befleckt sein; sei getrost, einmal werden sie schneeweiß werden. Warte nur noch ein wenig. O, wie unbedeutend werden unsere Prüfungen und Leiden uns einst scheinen, wenn wir darauf zurückblicken? Wenn wir sie jetzt in der Nähe betrachten, wie unermeßlich kommen sie uns noch vor; wenn wir aber zum Himmel eingehen, dann werden wir rühmen: „Nun sind die Tränen ausgeweint, Dem treusten Freund bin ich vereint!“ Alsdann werden unsere Leiden uns als leichte und bald vorübergehende Heimsuchungen erscheinen. Darum mutig vorwärts! Und wäre die Nacht auch noch so finster; es kommt der Morgen, der weit mehr ist, als alle Vorstellung derer ahnt, die verschlossen werden in die Finsternis der Hölle. Weißt du, lieber Leser, was es heißt, von der Zukunft leben, von der Hoffnung sich nähren - den Himmel zum voraus genießen? Seliges Glaubenskind, wenn du eine solche gewisse, eine solch tröstliche Hoffnung hast! Jetzt mag dir alles düster erscheinen, aber bald wird's helle werden; jetzt ist vielleicht überall um dich her Trübsal, aber bald schwebst du in einem Meer der Wonne. Was tut's auch, „ob den Abend lang währt das Weinen?“ denn es kommt „des Morgens die Freude.“ (Charles Haddon Spurgeon)


Ein Augenblick unter dem Zorn unsres Vaters scheint sehr lang, und doch ist es im Grunde genommen nur ein Augenblick. Wenn wir seinen Geist betrüben, so können wir sein Lächeln nicht erwarten; aber Er ist ein Gott, der bereit ist zum Vergeben und bald alle Erinnerung an unsre Fehler auslöscht. Wenn wir vor seinem Mißfallen dahinsinken und dem Tode nahe sind, so gießt seine Huld uns neues Leben ein.
In diesem Verse ist noch ein andrer halb bebender Ton. Unsre Nacht des Weinens verkehrt sich bald in freudigen Tag. Kürze ist das Kennzeichen der Barmherzigkeit bei der Züchtigung der Gläubigen. Der Herr liebt es nicht, die Rute bei seinen Erwählten zu gebrauchen; Er gibt einen oder zwei Schläge, und alles ist vorüber; ja, und das Leben und die Freude, welche dem Zorn und dem Weinen folgen, sind mehr als Ersatz für den heilsamen Schmerz.
Komm, mein Herz, beginne dein Halleluja! Weine nicht die ganze Nacht hindurch, sondern trockne deine Augen im Vorgefühl des Morgens. Diese Thränen sind Tautropfen, die uns ebenso viel Gutes bedeuten, wie die Sonnenstrahlen am Morgen. Thränen machen das Auge klar für den Anblick Gottes in seiner Gnade; und machen das Erscheinen seiner Gunst um so kostbarer. Eine Nacht des Leides erzeugt jene Schatten des Gemäldes, durch welche die lichten Stellen deutlicher hervortreten. Alles steht wohl. (Charles Haddon Spurgeon)

30:6 Ich aber sprach, da mir's wohl ging: Ich werde nimmermehr darniederliegen.
Weil auf dem Erdboden immer viel Jammer ist, so wird auch ohne Zweifel der gegenwärtige Abend von vielen Menschen mit Weinen zugebracht, und dieses Weinen kann auch in der Nacht, welche einbricht, von Einigen fortgesetzt werden. Wenden sie sich aber unter ihrem Weinen zu Gott, dürsten sie dabei nach Seinem Trost, schütten sie ihr Herz in ihrer Betrübniß vor Ihm aus, so kann es geschehen, daß am nächsten Morgen eine Freude in ihrem Herzen anbricht, wenn nämlich der Heilige Geist ihre Herzen durch einen evangelischen Zuspruch kräftig tröstet, und sie etwa auch eine Hülfe in der Nähe oder von Weitem erblicken läßt. Auf diese Weise kann der obenstehende Spruch nach dem Buchstaben an Einigen erfüllt werden. Ohne Zweifel darf er aber auch als ein Sprüchwort oder als eine verblümte Rede erklärt werden. Man weint zuweilen auch des Morgens oder Mittags, wie denn auch David Ps. 55,18. sagt: des Abends, Morgens oder Mittags will ich klagen und heulen, so wird der HErr meine Stimme hören. Man mag aber zu einer Tageszeit weinen, zu welcher man will, so darf man an das Wort gedenken: den Abend lang währet das Weinen; aber des Morgens die Freude. Wenn man weinet, so ist’s gleichsam Abend. Die Sonne scheinet nicht mehr, Finsterniß nimmt die Seele ein, und diese stellt sich vor, der Zorn Gottes breche nun über sie aus. Allein dieses Alles währet nicht lange: der Zorn Gottes währet einen Augenblick, und nach dem Abend der Traurigkeit folgt wieder ein Morgen der Freude. Jener Augenblick wird bei der Vergleichung mit heiteren Stunden, noch mehr aber in der Vergleichung mit der freudenvollen Ewigkeit berechnet und erkannt: und gleich wie der Abend von dem Morgen nicht weit entfernt ist, also sit auch die Zeit des Weinens von der Zeit der Freude, da die Sonne gleichsam wieder aufgeht, und der HErr Sein Antlitz wieder leuchten läßt, nicht weit entfernt. Zwar denkt zuweilen ein weinender Mensch, er könne nimmer aufhören zu weinen, und ein Trauernder, er wolle nimmer aufhören zu trauern: ist er aber ein wahrer Christ, und hat der Heilige Geist das Regiment in seiner Seele, so kann er seinen Vorsatz nicht ausführen, er kann’s nicht hindern, wenn ihm der Heilige Geist dasjenige, worüber er geweint hat, auf einer heiteren oder wenigstens erträglichen Seite vorstellt: ja er muß es leiden, wenn dieser göttliche Geist ihm den Sack gleichsam auszieht, und ihn mit Freuden gürtet, wie von David V. 12. gesagt wird. Nur ein steifer Eigensinn kann das Trauern, welches alsdann ein unglaubiges Murren wider Gott ist, ganze Monate und Jahre durchsetzen. An einem Glaubigen aber wird immer das Wort erfüllt: den Abend lang währet das Weinen, aber des Morgens die Freude. Wenn er auch die Freude und Wonne nicht ergreifen kann und mag, so ergreift die Freude und Wonne ihn, wie Jes. 35,10. gesagt wird: und wenn er seinen Mund zum Heulen und Klagen lange genug gebraucht hat, so macht der HErr selbst seinen Mund wieder fröhlich (Ps. 103,5.), daß er des HErrn Lob aussprechen, und Ihm fröhlich singen kann. Bei der Aufnahme in die selige Ewigkeit wird einem Christen ein heiterer Morgen der Freude anbrechen, auf den kein trauriger Abend mehr folgen wird. Man wird zwar alsdann dasjenige, worüber man bei Leibesleben geweint hat, wie Abraham Luk. 16,25., etwas Böses nennen; doch aber mit Gottes Führung zufrieden sein, und nimmer weinen können, weil Gott alle Thränen von den Augen abwischen wird.(Magnus Friedrich Roos)


Moab ist auf seinen Hefen stille gelegen und ist nie aus einem Faß in das andre gegossen. Gib einem Menschen Reichtum; laß seine Fahrzeuge stets reichbefrachtet heimkehren; laß Wind und Wellen also walten, daß sie wie seine Diener sind, die seine Schiffe durch des großen Weltmeers Tiefen tragen; laß seine Felder reichlich Frucht bringen; laß das Wetter seinen Saaten günstig sein, daß sie wohl gedeihen; laß ihm ohne Unterbrechung alles nach Wunsch gelingen; laß ihn unter dem Volke angesehen sein als einen mächtigen Kaufherrn; laß ihn sich blühender Gesundheit erfreuen; laß ihn mit gestählten Nerven und strahlenden Auges durch die Welt ziehen und glücklich leben; gib ihm sprudelnden Witz; laß seine Augen von stets neuer Wonne strahlen - und die natürliche Folge eines solchen Standes in Wohlleben ist bei jedem Menschen, und wäre er der beste Christ, der je einen Atemzug getan hat, Übermut; sogar ein David sprach: „Ich werde nimmermehr daniederliegen;“ und wir sind nicht besser als David, ja, nicht halb so gut. Lieber Bruder, hüte dich vor den ebenen Stellen auf deiner Straße; du magst Gott wohl dafür danken, wenn du darauf einhergehst; aber wenn dein Pfad rauh wird, so denke nicht minder. Wenn Gott uns allezeit in der Wiege des Wohlergehens würde schaukeln; wenn wir immer dem Glück im Schoße säßen; wenn wir stets auf den Knien der irdischen Wonne gewiegt würden; wenn nie ein Flecklein auf der Alabastersäule unsers Hauses sich zeigte; wenn nie ein Wölklein unseren Himmel trübte; wenn nie ein Tröpflein Wermut den Wein unsers Lebens verbitterte; dann würden wir berauscht werden von der Fülle des Wohlbehagens, wir würden wähnen, „wir stehen;“ und stehen würden wir auch, aber auf einer schwindelnden Höhe, auf einer engen, gefährlichen Zinne; wir schwebten jeden Augenblick in höchster Gefahr, wie der Mann, der auf dem Topmast schläft. Darum wollen wir Gott auch für unsere Prüfungen danken; wir wollen Ihm danken für unseren Glückswechsel; wir wollen seinen Namen erheben für die Verluste an Gut und Vermögen, denn wir spüren wohl, daß, wenn Er uns nicht also gezüchtigt hätte, wir leicht allzu sicher geworden wären. Ununterbrochenes Erdenglück ist eine harte Feuerprobe. (Charles Haddon Spurgeon)

30:7 Denn, HERR, durch dein Wohlgefallen hattest du meinen Berg stark gemacht; aber da du dein Antlitz verbargest, erschrak ich.

30:8 Zu dir, HERR, rief ich, und zum HERRN flehte ich:

30:9 Was ist nütze an meinem Blut, wenn ich zur Grube fahre? Wird dir auch der Staub danken und deine Treue verkündigen?

30:10 HERR, höre und sei mir gnädig! HERR, sei mein Helfer!

30:11 Du hast meine Klage verwandelt in einen Reigen; du hast mir meinen Sack ausgezogen und mich mit Freude gegürtet,

30:12 auf daß dir lobsinge meine Ehre und nicht stille werde. HERR, mein Gott, ich will dir danken in Ewigkeit.
Das haben wohl alle Gläubige in ihrem Leben unzählige Male erfahren, daß den Abend lang das Weinen währet und des Morgens die Freude, und werden es noch eben so oft erfahren; denn unser Gott ist ein Gott, der da Lust hat zum Leben. Insbesondere haben es die erfahren, deren Herz voll so großer Bekümmerniß war, als Jesus gestorben war. Da finden wir auf allen Wegen und Stegen nur Weinende; Maria Magdalena stand weinend am Grabe, die andern Frauen sind nicht minder trostlos, die Jünger von Emmahus ziehen traurig ihrer Straße, die übrigen Jünger sitzen in großer Herzensangst bei verschlossenen Thüren. Wie bald aber sahen sie Ihn wieder, den sie verloren glaubten! Und als sie Ihn sahen, war ihre Freude so groß, daß sie vor Freuden nicht glaubten, daß Er es sei. Denn so ist es mit unserm Herzen; es wird der Glaube hienieden angefochten in Betrübniß und in Freude, und ist entweder der Mangel oder die Fülle zu groß, und des Trostes zu viel oder zu wenig. – David bricht darauf in den Lobgesang aus: „Du hast mir meine Wege verwandelt in einen Reigen, Du hast meinen Sack ausgezogen und mich mit Freuden gegürtet;“ aber ehe er das thut, sagt er: „Herr, höre und sei mir gnädig, Herr, sei mein Helfer!“ Dank und Bitte, Preisgesang und Hülfegeschrei stehen dicht bei einander. So ist’s hier auf Erden. Der Bedürfnisse, der Schwachheiten der Nöthe sind so viele, daß bei dem letzten Tone des Reigens der erste der Klage folgt. Aber dem David sollen wir’s ablernen, daß wir die Klage dann gar nicht durch viele Töne fortgehen lassen, sondern nach dem kurzen Seufzer gleich mit dem Triumphgeschrei einfallen und im Glauben den Herrn schon preisen für die Hülfe, als sei sie gekommen, noch ehe sie erschienen. Mein Gott, ich will nicht klagen, sondern lobsingen, lobsingen will ich immerdar Dir, meine Ehre; auf daß zu Deiner Ehre mein’ Ehre sich erhöb’, und nimmer stille wäre, bis daß ich Deine Lieb und ungezählte Schaar der großen Wunderdinge mit ew’ger Freude singe im goldnen Himmelssaal. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

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