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Psalm 28

Psalm 28

28:1 Ein Psalm Davids. Wenn ich rufe zu dir, HERR, mein Hort, so schweige mir nicht, auf daß nicht, wo du schweigst, ich gleich werde denen, die in die Grube fahren.
Ein Schrei ist der natürliche Ausdruck der Angst, und die geeignetste Art, unsere Empfindungen zu äußern, wenn uns alle andern Mittel, uns verständlich zu machen, fehlschlagen; aber solch ein Ausruf muß ganz allein an den Herrn gerichtet sein, denn der Ruf zu den Menschen verhallt umsonst und ungehört. Wenn wir der Bereitwilligkeit eingedenk sind, mit welcher der Herr auf unser Flehen hört, so haben wir den allerbesten Grund, unsere Anliegen unmittelbar vor den Gott unsers Heils zu bringen. Es wäre vergeblich, wenn wir am Tage des Gerichts wollten die Felsen anrufen, aber unser Fels höret auf unser Schreien. „Schweige mir nicht!“ Wer nur ein Lippendiener ist, begnügt sich mit seinem Beten und wartet auf keine Erhörung; aber ein echter Beter kann das nicht; er begnügt sich nicht damit, daß das Gebet an und für sich imstande ist, das Gemüt zu beruhigen und den eignen Willen zur Geduld und zum Gehorsam zu führen; er muß mehr empfangen, er will wirkliche Erhörung vom Himmel erlangen, sonst hat er keine Ruhe; und nach dieser Erhörung sehnt er sich bald, und wenn Gott ein wenig schweigt, so ängstigt er sich. Gottes Stimme ist oft so furchtbar, daß die Wüste darob erzittert; aber nicht minder schmerzlich ist sein Schweigen einem dringenden Beter. Wenn Gott sein Ohr zu verschließen scheint, dürfen wir darum unseren Mund nicht auch zutun, sondern wir müssen nur um so ernstlicher rufen; denn wenn unsere Stimme vor Angst und Schmerz heiser wird, verweigert Er uns seine Erhörung nicht lange. In was für eine schreckliche Lage kämen wir, wenn der Herr auf all unser Bitten ewig stumm bliebe? „Auf daß nicht, wo Du schweigest, ich gleich werde denen, die in die Hölle fahren.“ Des Gottes beraubt, der Gebete erhört, wären wir in einem erbarmungswürdigeren Zustand, als wenn wir tot im Grabe lägen, und würden bald so tief gesunken sein, wie die Verlornen in der Hölle. Wir müssen Erhörung finden auf unsere Gebete: unser Anliegen erfordert dringend Erhörung; gewiß wird der Herr zu uns „Friede“ sagen, denn Er kann es nicht ertragen, daß seine Auserwählten sollten umkommen. (Charles Haddon Spurgeon)

28:2 Höre die Stimme meines Flehens, wenn ich zu dir schreie, wenn ich meine Hände aufhebe zu deinem heiligen Chor.

28:3 Raffe mich nicht hin mit den Gottlosen und mit den Übeltätern, die freundlich reden mit ihrem Nächsten und haben Böses im Herzen.

28:4 Gib ihnen nach ihrer Tat und nach ihrem bösen Wesen; gib ihnen nach den Werken ihrer Hände; vergilt ihnen, was sie verdient haben.

28:5 Denn sie wollen nicht achten auf das Tun des HERRN noch auf die Werke seiner Hände; darum wird er sie zerbrechen und nicht aufbauen.

28:6 Gelobt sei der HERR; denn er hat erhört die Stimme meines Flehens.

28:7 Der HERR ist meine Stärke und mein Schild; auf ihn hofft mein Herz, und mir ist geholfen. Und mein Herz ist fröhlich, und ich will ihm danken mit meinem Lied.
Das will viel sagen, wenn Einer kühnen Muts, aber mit wahrem Herzen, nicht blos, daß es Lippengeschwätz ist, sagen kann: „Der HErr ist mine Stärke und mein Schild.“ Das eine Mal muß man mannhaft kämpfen, ritterlich sich wehren, die Bollwerke der Finsternis verstören helfen, fast übermäßig sich anstrengen, um sich durchzuschlagen, - dazu braucht's Stärke. Das Mal muß man aushalten, gefaßt und ruhig sich stille bleiben, wenn die Macht der Finsternis auf uns einstürmt, und uns zu überschütten und zu zertrümmern droht, ohne daß wir etwas dagegen vornehmen können, - dann brauchts eines Schilds. Ob wir nun wirken oder ruhen, kämpfen oder stille sind, so baben wir auf beide Fälle am HErrn genug. Einerseits ist Er uns Stärke, und andererseits ist Er uns Schild, und dieses beides, sobald unser Herz in Wahrheit auf Ihn hofft. „Auf Ihn hoffet mein Herz,“ sagt David weiter, „und mir ist geholfen.„ Ihm gilt also Hoffnung für Hilfe, er hofft ja nicht auf etwas Vergängliches, Trügerisches. Er hofft auf den HErrn, den starken großen Gott, der alles machen kann, und den Wahrhaftigen, dessen Wort und Verheißung gilt. Wie kann's ihm fehlen, wenn er auf diesen HErrn hofft? Fehlt es ihm aber nicht, daß er ganz gewiß weiß, das komme, was er hoffe, wie sollte er es nicht ansehen dürfen, als wäre ihm schon geholfen? Jedenfalls weiß er, daß nichts Ungeschicktes ihm widerfahren kann, und alles auf die große und eigentliche Hilfe zielen muß. Solcher Hoffnung und Hilfe gewiß, ruft David noch aus: „Mein Herz ist fröhlich, und ich will Ihm danken mit meinem Liede.“ So jubelt er voll guten Muts, obwohl er noch nicht hat, was er hofft; und so denkt er, wie wenn er's bereits hätte. Wie töricht und verkehrt sind doch wir, daß wir so oft uns nicht trösten lassen wollen, daß wir immer mehr klagen als danken! Aber wir hoffen nicht genug; und nur durch Hoffnung machen wir den HErrn zu unsrer Stärke und zu unsrem Schilde. (Christoph Blumhardt)

28:8 Der HERR ist meine Stärke; er ist die Stärke, die seinem Gesalbten hilft.

28:9 Hilf deinem Volk und segne dein Erbe und weide sie und erhöhe sie ewiglich!
Es irret mich nicht, mein Jesus, daß Du, der Heiland der Menschen, voll Blut und Wunden in Schmach eines Missethäters das schwere Kreuz nach Golgatha trägst, um an demselben zu sterben. Es irret mich nicht, daß Du so matt wirst und unter dieser Last beinahe erliegst. Es irret mich nicht, daß Du in Dein Eigenthum gekommen bist und die Deinen Dich nicht aufgenommen haben, sondern Dich durch den Kreuzestod auszurotten gedenken. Vielmehr sind das mir die deutlichsten Kennzeichen, daß Du mein Erlöser bist. Tausendmal sei Dir gedankt für die Uebernahme des schweren Kreuzes, mit welchem Du meine und aller Menschen Sündenlasten getragen. Nun, so trage nur meine Sünden hin an’s Kreuz und in’s Grab, trage sie aus den Augen und dem Andenken des Vaters hinweg, trage sie von meinem Herzen und Gewissen weg. Laß mich aber auch diese große Gnade, daß Du meine Sünden hinweggetragen, in einem völligen Glauben und nach der Absicht Deines treuen Herzens genießen. – Dein Weg geht den Gang des 28. Psalms, er geht zum Kreuz und vom Kreuz zum Himmel: ist für mich wohl ein angenehmerer Weg zu finden, als dieser? O mache mich willig und tüchtig, ihn zu gehen, Du Heerführer und Herzog meiner Seligkeit, und laß mich ja keinem andern nacheilen. Alle andern Wege führen stracks in die Hölle; aber Dir nachfolgen auf dem Leidenswege, das führt gerade in den Himmel. Laß mich Dir nachfolgen durch Deine Kraft, so gut ich kann; und ob ich schon mit meinem schwachen Kinderschritte Dich nicht völlig erreichen kann, so laß mich desto mehr meine Hände nach Dir ausstrecken, damit, wenn ich fallen will, Du mich sogleich mit Deiner stärkenden Helfershand ergreifen kannst. Sonst kostet’s viel, wenn man eine weite Reise macht, Dich hat’s wahrlich auch viel gekostet; Dein theures Blut und Leben, ja Alles hast Du daran gewagt. Da hast Du aber auch zugleich für mich die Reisekosten bezahlt; Nothdurft, Nahrung und Erquickung hast Du mir erworben; überfällt mich Mattigkeit, so darf ich mich auf Dich lehnen. So machst Du meine Leidensbahn zu einem Himmelsweg. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


Gottes Kinder bedürfen einer Erhöhung. Sie sind von Natur sehr schwerfällig. Sie haben keine Flügel, oder wenn sie Flügel haben, so geht es ihnen wie einer Taube, die im Netz getragen wird; und sie haben nötig, daß die göttliche Gnade ihnen helfe auffahren mit glänzenden Flügeln, die wie Silber und Gold schimmern. Von selbst fliegt der Funke aufwärts, aber die sündebeschwerten Seelen der Menschen fallen zurück. O Herr! „Erhöhe sie ewiglich!“ David selber sprach: „Nach Dir, Herr, verlanget mich,“ und in unserer Stelle fühlt er die Notwendigkeit, daß auch andrer Menschen Seelen ein solches Verlangen empfinden sollten wie er. Wenn ihr diesen Segen für euch erbittet, so vergesset nicht, ihn auch für andre zu erflehen. Es gibt eine dreifache Weise, wie die Kinder Gottes nach dieser Erhöhung verlangen. Sie möchten gern erhöht werden in ihrem Gemüt. Erhöhe sie, o Herr; gib nicht zu, daß die Deinen der Welt gleich seien! Die Welt liegt im Argen, erhöhe sie aus dem Sumpf dieser Welt. Die Kinder dieser Welt sehen mit ihren Augen nach Reichtum: Silber und Gold; sie trachten nach eitler Lust und verlangen nach der Befriedigung ihrer Leidenschaften. Aber, o Herr, erhöhe Dein Volk über solches alles; bewahre sie, daß sie keine Geizknechte werden, die kein andres Verlangen haben, als immer nur Gold zusammen zu raffen! Richte ihre Herzen zu, daß sie ihren auferstandenen Herrn und Heiland suchen und nach dem himmlischen Erbe trachten! Dann bedürfen die Gläubigen der Erhöhung im Streite. Wenn der Feind ihnen den Fuß auf den Nacken gesetzt hat, dann hilf ihnen das Schwert des Geistes ergreifen und den endlichen Sieg erringen. Herr, erhöhe den Geist Deiner Kinder am Tage der Prüfung; laß sie nicht im Staube liegen und ewiglich trauern. Gestatte dem Widersacher nicht, sie schwer zu versuchen und übel zuzurichten; wenn sie aber wie Hanna lange sind verfolgt und gequält worden, so gib ihnen einen Freudengesang in den Mund von der Gnade des erlösenden Gottes. Endlich wollen wir unseren Herrn bitten, daß Er sie erhöhe am Ende. Erhöhe sie damit, daß Du sie zu Dir heimnimmst; erhöhe ihren sterblichen Leib aus dem Grabe, und erhebe ihre Seelen in Dein herrliches Reich der Vollendung. (Charles Haddon Spurgeon)

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