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Psalm 17

Psalm 17

17:1 Ein Gebet Davids. HERR, erhöre die Gerechtigkeit, merke auf mein Schreien; vernimm mein Gebet, das nicht aus falschem Munde geht.

17:2 Sprich du in meiner Sache und schaue du aufs Recht.

17:3 Du prüfst mein Herz und siehst nach ihm des Nachts und läuterst mich, und findest nichts. Ich habe mir vorgesetzt, daß mein Mund nicht soll übertreten.

17:4 Ich bewahre mich in dem Wort deiner Lippen vor Menschenwerk, vor dem Wege des Mörders.

17:5 Erhalte meinen Gang auf deinen Fußsteigen, daß meine Tritte nicht gleiten.

17:6 Ich rufe zu dir, daß du, Gott, wollest mich erhören; neige deine Ohren zu mir, höre meine Rede.

17:7 Beweise deine wunderbare Güte, du Heiland derer, die dir vertrauen, wider die, so sich gegen deine rechte Hand setzen.1); 2)
Wenn wir mit unsern Almosen auch unser Herz hingeben, dann geben wir, wie's Gott gefällt; aber wir müssen uns oft schuldig bekennen in diesem Stück. Nicht so unser Meister und Herr. Seine Liebesbezeugungen sind immer auch gewürzt mit der Liebe seines Herzens. Er schickt uns nicht das kalt gewordene Gericht und die Brocken von der Tafel seines Überflusses, sondern Er gibt uns unser Teil aus der vollen Schüssel seiner Mahlzeit und füllt unsre Vorratskammern zu rechter Zeit mit den duftenden Spezereien seiner inbrünstigen Liebe. Wenn Er das goldne Wappen seiner Gnade an unsre Palmen aufhängt, so begleitet Er die Gabe mit einem so warmen Händedruck, daß die Herzlichkeit, mit der Er gibt, uns nicht minder entzückt, als die Gabe selbst. Er kommt auf seinen Liebeswanderungen zu uns und kehrt in unserm Hause ein; aber Er macht's nicht wie der Vornehm-Stolze, der des armen Mannes Hütte besucht, sondern Er setzt sich zu uns auf die rauhe Bank und verachtet unsre Armut nicht, noch sieht Er unfreundlich auf unser Elend und unsre Schwachheit. Geliebte Freunde, mit welcher Holdseligkeit spricht Er! Welche süßen Lehren der Weisheit triefen von seinen Lippen, welche goldenen Wahrheiten münzt sein gnädiger Mund! Mit welchen Küssen der Liebe und Freundlichkeit umarmt und beseligt Er uns! Hätte Er uns nichts als ein paar geringe Heller geschenkt, so hätte sein freundliches Geben sie vergoldet; aber es ist vielmehr so, daß Er seine reichen Geschenke in goldenen Barken zu uns sendet. Es ist unmöglich, an der Aufrichtigkeit seines Wohlwollens zu zweifeln, denn alle seine Wohltaten sind mit dem Abzeichen eines blutenden Herzens gestempelt. Er gibt reichlich und rückt es niemand auf. Keine Rede davon, daß wir Ihm lästig werden; von einem kühlen Blick für seine armen Pfleglinge keine Spur! sondern Er freut sich innig ob seiner Gnade und drückt uns an seine Brust, während Er sein Leben für uns dargibt. Es ist ein so köstlicher Duft in seiner Narde, wie er nur seinem Gemüt entquillen kann; es ist eine Süßigkeit in seinem Honigseim, wie sie nie darin vorhanden wäre, wenn nicht der tiefste Inhalt seiner herzlichsten Liebe sich damit vermischt hätte. O, seltene Gemeinschaft, die eine so außerordentliche Herzlichkeit hervorruft! Möchten wir doch ihren Segen und ihre Seligkeit unablässig schmecken! (Charles Haddon Spurgeon)

17:8 Behüte mich wie einen Augapfel im Auge, beschirme mich unter dem Schatten deiner Flügel

17:9 vor den Gottlosen, die mich verstören, vor meinen Feinden, die um und um nach meiner Seele stehen.

17:10 Ihr Herz schließen sie zu; mit ihrem Munde reden sie stolz.

17:11 Wo wir gehen, so umgeben sie uns; ihre Augen richten sie dahin, daß sie uns zur Erde stürzen;

17:12 gleichwie ein Löwe, der des Raubes begehrt, wie ein junger Löwe, der in der Höhle sitzt.

17:13 HERR, mache dich auf, überwältige ihn und demütige ihn, errette meine Seele von dem Gottlosen mit deinem Schwert,

17:14 von den Leuten mit deiner Hand, HERR, von den Leuten dieser Welt, welche ihr Teil haben in ihrem Leben, welchen du den Bauch füllst mit deinem Schatz, die da Söhne die Fülle haben und lassen ihr übriges ihren Kindern.

17:15 Ich aber will schauen dein Antlitz in Gerechtigkeit; ich will satt werden, wenn ich erwache, an deinem Bilde.
Ein Klagepsalm Davids, in großer Noth und Gefahr durch feindliche Bedrängniß! Er schildert ausführlich und beredt die gottlose Bosheit der Feinde, welche Gott laut zum Einschreiten auffordert, und hofft zum Schluß freudig auf das Heil des Herrn, - warum? Um seiner Gerechtigkeit willen, die so fern ist von aller Heuchelei, daß sie die schärfste Prüfung der in die verborgensten Tiefen des Herzens eindringenden göttlichen Allwissenheit nicht zu scheuen braucht. „Wie? Erkannte und fühlte denn David nicht seine Sünde?“ Allerdings, und tief genug, z.B. Ps. 143: „Gehe nicht ins Gericht mit Deinem Knechte, denn vor Dir ist kein Lebendiger gerecht.“ Er meint damit auch keine vollendete Heiligkeit, sondern nur das aufrichtige, sittliche Streben, die der Erfüllung des göttlichen Gesetzes eifrig nachtrachtende Grundrichtung des Gemüths, bei deren Vorhandensein Gott die mannichfachen Schwachheiten nach seiner Gnade verzeiht. Und in [b]dem[/b] Sinne müssen auch wir beten können: [b]Herr, erhöre die Gerechtigkeit.[/b] Diese Lebensgerechtigkeit sproßt aus der Vergebung der Sünden, welche das Aufgeben aller eignen Heiligkeit und Verdienstlichkeit zur Voraussetzung hat, aus der Glaubensgerechtigkeit, die Jesu Verdienst als das allein zur Seligkeit Unentbehrliche und Ausreichende ergreift, und ist so gewiß ein unterscheidendes Merkmal aller Erwählten, so gewiß eine unerläßliche Bedingung der göttlichen Hülfe, als der wahre Glaube durch und durch sittlichen Character trägt und denjenigen, welche Gott mit müßigen Gefühlen abfinden zu können wähnen, gleich von vorn herein das ernste Wort entgegenruft: „Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig.“ – Ach, Herr, das Gebet: „Erhöre die Gerechtigkeit“ erschreckt und erfreuet mich zugleich; es erschreckt mich, wenn ich an meine wirkliche Ungerechtigkeit gedenke, und doch erfreut es mich auch wieder, da die Gerechtigkeit Deines Sohnes für mich zu Dir ruft und schreit und Du das Herz ansiehst, das aufrichtig und ernst es mit Dir meint und gern gerecht und heilig sein möchte vor Deinen heiligen Augen, und den Mund in seinen Gebeten zum Dollmetscher seiner Arglosigkeit macht. Und so wage ich denn auch, ohne Beben zu sprechen: Herr, erhöre die Gerechtigkeit. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


Das Teil, was andre Menschen haben, füllt sie selber und bereichert ihre Kinder, aber das Teil der Gläubigen ist andrer Art. Menschen der Welt haben ihren Schatz in der Welt, aber Menschen der künftigen Welt sehen höher und weiter.
Unser Besitz ist zwiefach. Wir haben Gottes Gegenwart hier und sein „Bild“ dort drüben. Hier schauen wir das Antlitz des Herrn in Gerechtigkeit, denn wir sind in Jesus Christus gerecht gemacht. O, die Freude, das Antlitz eines versöhnten Gottes zu schauen! Die Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi gewährt uns einen Himmel hienieden, und wird uns droben der Himmel des Himmels sein.
Aber mit dem Sehen endet es nicht: wir sollen in das verwandelt werden, was wir anschauen. Wir sollen eine Weile schlafen und dann aufwachen als Spiegel, welche die Schönheiten unsres Herrn zurückstrahlen. Der Glaube sieht Gott mit einem unwandelbaren Blick. Das Herz nimmt das Bild Jesu in seine eignen Tiefen auf, bis Jesu Wesen und Sinn auf die Seele geprägt wird. Dies ist Befriedigung. Gott sehen und Ihm gleich sein - was mehr kann ich wünschen? Davids sichere Zuversicht wird hier durch den Heiligen Geist zu des Herrn Verheißung gemacht. Ihr glaube ich. Ich erwarte es. Herr, gewähre es. Amen. (Charles Haddon Spurgeon)

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