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Psalm 16

Psalm 16

16:1 Ein gülden Kleinod Davids. Bewahre mich Gott; denn ich traue auf dich.

16:2 Ich habe gesagt zu dem HERRN: Du bist ja der Herr; ich weiß von keinem Gute außer dir.

16:3 An den Heiligen, so auf Erden sind, und den Herrlichen, an denen hab ich all mein Gefallen.

16:4 Aber jene, die einem andern nacheilen, werden groß Herzeleid haben. Ich will ihre Trankopfer mit Blut nicht opfern noch ihren Namen in meinem Munde führen.

16:5 Der HERR aber ist mein Gut und mein Teil; du erhältst mein Erbteil.

16:6 Das Los ist mir gefallen aufs Liebliche; mir ist ein schön Erbteil geworden.

16:7 Ich lobe den HERRN, der mir geraten hat; auch züchtigen mich meine Nieren des Nachts.

16:8 Ich habe den HERRN allezeit vor Augen; denn er ist mir zur Rechten, so werde ich fest bleiben.
Dieser Spruch ist aus dem 16. Psalm genommen, in welchem David so redet, daß es der HErr, unser Heiland, auf Sich anwenden kann für die Zeit, da Er im Fleische war. Konnte man Ihn doch auch sagen hören: „Im tue allezeit, was Meinem Vater wohlgefällig ist“ (Joh. 8, 29). Darum erfüllte sich's auch an Ihm am vollkommensten, daß der HErr, Sein Vater, Ihm zur Rechten war und Er wohl geblieben ist unter allen Finsternissen des Erdenlebens, bis es sich bei Ihm zur Verklärung beim Vater gestaltet hatte.
David spricht aber in dem Psalm auch so, als beziehe er's auf sich selbst. Er wagte es demnach zu sagen, er habe allezeit den HErrn vor Augen und fühle den HErrn zu seiner Rechten und hoffe, durch Ihn wohl zu bleiben. Zwar war zeitweise dem nicht so, daß er das von sich sagen konnte: „Im habe den HErrn allezeit vor Augen.“ Dom hatte er im übrigen den frommen Sinn. Und nachdem er infolge eines schweren Falles mit Schaden klüger geworden war, mag es stetiger bei ihm recht gewesen sein, so daß er die Zuversicht wiedergewann und behielt, er werde wohl bleiben.
Von uns, die wir im Neuen Testament stehen, wird es vornehmlich gefordert, den HErrn allezeit vor Augen zu haben - allezeit, wenigstens insoweit, daß wir keine Ihm mißfälligen, Ihn verleugnenden, Ihn hintansetzenden Seitenblicke tun. Solches ist uns leichter gemacht, da nun unser Blick zu Gott dem HErrn ein Blick auf Jesus geworden ist, unsern hocherhöhten Bruder, dessen Vorbild wir vor uns haben. Zu Ihm, dem „Anfänger und Vollender unsres Glaubens“, fühlen wir uns auch hingezogen, weil wir durch Ihn zu Gnaden angenommen sind und Frieden empfangen haben. Von Ihm wissen wir ferner, daß Er, wenn wir zu Ihm blicken, bei uns, uns zur Rechten sein will - wie denn auch zu Ihm all unsre Hoffnung auf Zeit und Ewigkeit steht. Wer sollte nicht Ihn gerne allezeit vor Augen haben?!
Und doch, wo sind sie, die es so tun, wie es gefordert ist? Die nicht immer wieder ihre Blicke seitwärts richten nach den Trebern dieser Welt, durch die sie sich in allerlei Sünden und Übertretungen des göttlichen Gebotes verlocken lassen?
Aber bedenken wir recht, daß die Verheißung, wohl zu bleiben - an welche David sich hält -, nur soweit sich an uns erfüllt, als wir den HErrn vor Augen haben oder wenigstens nicht von Ihm abseits blicken. Jeder Seitenblick, den wir durch Verlassen des HErrn tun, bringt Gefahr oder Züchtigung - eine um so schwerere Züchtigung, je mehr es von uns erwartet werden konnte, daß wir keine solchen bösen Seitenblicke mehr tun. Wer die Welt und deren Lust und Freude und Tand noch im Auge hat, der wird es schwer haben, wohl zu bleiben und wird es früher oder später erfahren, wieviel Schaden es ihm gebracht hat oder bringt.
Wollen wir darum den HErrn allein unser Gut, unsern Schatz, unsre Ehre und Freude, unsre Richtschnur sein lassen! Ach, wie wird's uns dann so wohl gehen, nicht nur in dieser Zeit, sondern auch in der Ewigkeit! (Christoph Blumhardt)


Das Wohlbleiben - Festbleiben - Christi
Denken wir uns den Spruch im Munde des Heilands, so kann er noch allerlei Gedanken in uns wecken.
Schon wenn Er sagt: „Ich habe den HErrn allezeit vor Augen“, erinnert's uns an die versuchungsvolle Lage, in der Er auch als ein ins Fleisch Gekommener stand, da Satan bemüht war, Ihm überall Schlingen zu legen. Rühmt Er's sodann, daß Gott der HErr Ihm zur Rechten stehe, so liegt darin ein Hinweis auf die vielen Trübsale, die über Ihn kamen und die Ihn stets zu vernichten schienen - wie Er denn, mehr als wir es wissen, Sein Leben in beständigem Kampf und Ringen mit Gott um Hilfe zugebracht hat. Wie wichtig ist es endlich, daß all Sein Hoffen - besonders für uns, um derentwillen Er sich so hingegeben hat - darauf stand, daß Er fest bleiben würde. Denn eben daran hing unsre Rettung, weil sonst alle geborenen Menschenkinder unter Satans Macht und Knechtschaft verkauft waren. Wichtig war es insbesondere, daß Er in Seiner schwersten Zeit, da Er am Kreuz hing, so stand, daß Er auch hätte ausrufen können: „Er ist Mir zur Rechten, darum werde ich wohl bleiben“ - „wenn ich auch sterbe“, mußte Er hinzudenken. Dies aber war Ihm so gewiß, daß Er selbst einen der Schächer zu dem Paradies, das Er vor sich sah, einladen, ihm also auch das„ Wohlbleiben“ verheißen konnte. Deswegen konnte Er auch im Psalm (V. 9f.) noch weiter sagen: „Auch Mein Leib wird sicher ruhen; denn Du wirst Meine Seele nicht im Tode lassen und nicht zugeben, daß Dein Heiliger verwese“ - Worte, welche die Apostel ausdrücklich auf den HErrn Jesus beziehen (Apg. 2,25ff.; 13, 35ff.). Wie viel aber hing für uns davon ab, daß Er fest und wohl blieb, die Kämpfe alle zum Siege hinausführte und sich zum ewigen Wohlbleiben beim Vater aus der Trübsal dieser Welt in Seine ursprüngliche Herrlichkeit emporschwang! Damit ist auch für uns das Wohlbleiben gesichert.
Wie wohl aber wird's uns einmal sein bei Ihm, unsrem hocherhöhten Heiland, in Seiner Herrlichkeit und Ruhe!(Christoph Blumhardt)


Dies ist die Weise, wie wir leben sollten. Wenn Gott allezeit vor unsren Augen ist, werden wir die edelste Gesellschaft, das heiligste Beispiel, den süßesten Trost und den mächtigsten Einfluß haben. Dies muß eine entschlossene Tat der Seele sein: „Ich habe gestellt,“, und muß aufrecht gehalten werden als etwas Festes und Beständiges. Immer ein Auge auf des Herrn Auge haben, und ein Ohr für des Herrn Stimme - dies ist die rechte Stellung für den Gottesfürchtigen. Sein Gott ist ihm nahe, erfüllt den Horizont seines Gesichtes, leitet den Weg seines Lebens und bildet den Gegenstand seiner Betrachtungen. Was für Eitelkeiten würden wir vermeiden, was für Sünden würden wir besiegen, was für Tugenden würden wir beweisen, was für Freuden würden wir empfinden, wenn wir in der Tat den Herrn uns allezeit vor Augen stellten! Warum nicht?
Dies ist die Weise, wie wir sicher sein können. Wenn der Herr immer in unsrer Seele ist, so kommen wir dahin, Sicherheit und Gewißheit zu fühlen, weil Er so nahe ist. Er ist zu unsrer Rechten, um uns zu führen und zu helfen; und deshalb werden wir nicht bewegt, weder durch Furcht, noch durch Gewalt, oder Betrug oder Wankelmut. Wenn Gott zur Rechten eines Mannes steht, so wird der Mann selber sicherlich fest stehen. Kommt heran denn, ihr Feinde der Wahrheit! Dringt auf mich ein, wie ein wütender Sturm, wenn ihr wollt. Gott hält mich aufrecht. Gott bleibt bei mir. Wen soll ich fürchten? (Charles Haddon Spurgeon)

16:9 Darum freut sich mein Herz, und meine Ehre ist fröhlich; auch mein Fleisch wird sicher liegen.

16:10 Denn du wirst meine Seele nicht dem Tode lassen und nicht zugeben, daß dein Heiliger verwese.
Dieses Wort hat seine eigentliche Erfüllung in dem Herrn Jesu; aber es bezieht sich auch, mit einer Veränderung, auf alle, die in Ihm sind. Unsre Seele soll nicht in dem getrennten Zustande gelassen werden und unser Leib soll, obgleich er verwesen wird, wiederum auferstehen. Die allgemeine Bedeutung indes, mehr als die besondere Anweisung ist es, worauf wir diesmal des Lesers Gedanken richten möchten.
Wir mögen in tiefe Schwermut sinken, bis es scheint, als wären wir in den Abgrund der Hölle gestürzt; aber wir sollen nicht da gelassen werden. Es mag scheinen, als wären wir an des Todes Pforte in Herz und Seele und Bewußtsein; aber wir können nicht da bleiben. Der Tod der Freude und Hoffnung in unsrem Innern mag sehr weit gehen, aber er kann nicht zu den äußersten Folgen fortschreiten, so daß er die völlige Verwesung schwarzer Verzweiflung erreichte. Wir mögen sehr tief sinken, aber nicht tiefer, als der Herr zuläßt; wir mögen in dem tiefsten Kerker des Zweifels eine Zeitlang bleiben, aber wir sollen dort nicht umkommen. Der Hoffnungsstern ist immer noch am Himmel, wenn die Nacht am schwärzesten ist. Der Herr wird uns nicht vergessen und uns nicht dem Feinde überliefern. Laßt uns in Hoffnung ruhen. Wir haben es mit einem zu tun, dessen Barmherzigkeit ewiglich währet. Gewiß, aus Tod und Finsternis und Verzweiflung werden wir noch zu Leben, Licht und Freiheit auferstehen. (Charles Haddon Spurgeon)

16:11 Du tust mir kund den Weg zum Leben; vor dir ist Freude die Fülle und liebliches Wesen zu deiner Rechten ewiglich.
Kommst Du, Herr Jesu, dem schwachen Thomas entgegen: so eile auch zu meinem Trost und zur Hülfe herbei, wenn mein Glaube schwach und wankend wird, damit ich allezeit den 16. Psalm beten kann. Hast Du Thomä Verlangen erfüllt, weil es seiner Seele heilsam und nothwendig war: ach, so gieb mir auch die himmlischen Gaben in reichem Maaß, Deinen heiligen Geist, ein frommes Herz, Abscheu vor allen Sünden, eine heilige, aufrichtige und beständige Liebe zu Dir, einen lebendigen, mein Herz und Leben heiligenden Glauben. Du weißt, daß ich ohne diese Gaben nicht in Deiner Gnade bleiben und auch nicht selig werden kann; darum laß Deine Liebe mich umfassen und erfreuen. Warest du willig, Deine Wunden dem Thomas nach Verlangen zu zeigen, so sollen auch dieselben mir in meinem ganzen Leben und zu allen Zeiten zu meiner Seele Erquickung dienen. Ich will daran gedenken in gesunden Tagen, und in Betrachtung derselben vor der Sünde fliehen, wie vor einer Schlange. Sollte ich Den mit Wissen noch betrüben wollen, der sich für mich hat blutig schlagen lassen? Ich will an Deine Wunden gedenken in meinen Angststunden, wenn das Sündenregister mich schreckt. Wenn mir der Satan die Seligkeit abspricht, so will ich im Glauben sprechen: diese Wunden sind auch für mich geschlagen, sein Blut ist das Lösegeld für alle meine Sünden. Mein Jesu, reiche mir auch Deine Wunden dar in der Stunde meines Todes, daß ich darein fliehe, mich Deiner Genugthuung tröste und um derselben willen Gnade erlange. Du wirst ja nicht zugeben, daß ich verwese, sondern mir kund thun den Weg zum Leben; vor Dir ist Freude die Fülle und liebliches Wesen zu Deiner Rechten ewiglich. Erschienest Du dem Thomas bald zum Troste und ließest ihn nicht länger als acht Tage in seinem Zweifel und in seiner Ungewißheit: ach, so verzeuch auch nicht, wenn ich mit Trübsal umgeben bin, wenn ich allerlei äußerliches oder innerliches Elend an meinem Leibe oder Gemüthe trage. Indessen laß meinen Glauben nicht aufhören, stärke und erhalte mich in Deiner Gnade, und erfreue mich, wie Du Thomas erfreut hast. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


Der Gott des Himmels frohlockt über Seine Erretteten. Er sehnt sich nach dem Augenblick, da Er sie alle um Seinen Thron scharen kann. Aus dieser Seiner Freude Hießt Freude in die Herzen derer, die Ihm verbunden sind. Bei allem Ablegen und Anziehen, allem Entsagen und Überwinden, in aller Arbeit, Not und Angst des Bewährungsstandes soll der Herr unsere Freude sein. Es ist Wonne, Sein Eigentum und die Freude Seines Herzens zu bleiben! Wie Er sich über uns freut, so wollen wir über Ihn uns freuen. O Pilger im Lande des Staubes und des Todes, welche Gnade ist dir doch zuteil geworden, dass der Allerhöchste, dein Gott und Heiland, dich in Sein treues Herz geschlossen hat und nicht ruht, bis du bist, wo Er ist, bis du den König in Seiner Schöne, in Seiner Pracht und Herrlichkeit sehen kannst, bis du wohnest in den reinen Palästen! Der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit, der Sieger über Satan, Sünde, Hölle und Tod; der Herr der Liebe und der Herrlichkeit hat uns für sich erwählt, dessen freuen wir uns. Sein Verhältnis zu uns und unser Verhältnis zu Ihm ist eine unversiegbare Quelle des Trostes, der Freude, der Kraft und des Mutes. In Ihm ist Freude die Fülle und liebliches Wesen zu Seiner Rechten ewiglich. Bis wir im Reiche der Herrlichkeit von Angesicht zu Angesicht Ihn schauen dürfen, soll Er im Bewährungsstande die Sonne sein, um die sich unser Denken und Tun, unser Hoffen und Sehnen bewegt. O Begnadigter, höre mit stiller Geistessammlung deinem Heiland zu. Er führt dich ein in die Herrlichkeit seines Hauses, wo ewige Freude wohnt. (Markus Hauser)

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