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Psalm 143

Psalm 143

143:1 Ein Psalm Davids. HERR, erhöre mein Gebet, vernimm mein Flehen um deiner Wahrheit willen, erhöre mich um deiner Gerechtigkeit willen

143:2 und gehe nicht ins Gericht mit deinem Knechte; denn vor dir ist kein Lebendiger gerecht.
Das Gedemütigtwerden tut weh, im Schmelztiegel leiden ist schwer; wenn Gott Glaubensproben mit uns anstellt, wenn's ins Examen geht, dann werden wir klein und lernen um so heißer beten. Wieder ins Licht der Freude gestellt, dankt der Gedemütigte seinem himmlischen Erzieher. Er weiß es nun, dass Gott doch mit Ihm ist, und dies ist ein Wonnegefühl in allen Erziehungsmaßnahmen, die Gott trifft. Aber die sich dem Herrn ergeben haben, werden von Ihm nicht nur bloßgestellt und der eigenen Frömmigkeit entkleidet. Ach, dies wäre schrecklich! Die Menschen müssten in Verzweiflung versinken, in ihrer Nacktheit zugrunde gehen, in der Kälte ihres Herzens erstarren, wenn ihr Erzieher nicht über ihnen wachte und sich ihrer erbarmte. Seine Absicht ist ja, sie neu einzukleiden, zu sättigen, zu erwärmen. Seine gezüchtigten und gebeugten Jünger wieder aufzurichten. - Unter Jesu Kreuz erkennst du deine Blöße, aber auch Gottes Liebe. Das Blut Jesu Christi macht deine Flecken rein. Er vergibt dir, versöhnt dich, Er zieht dir an das fleckenlose, kostbare Gewand Seiner göttlichen Gerechtigkeit. Wenn du nun so in des Königs Kleid dastehst, gefällst du deinem Vater im Himmel, und dir ist's wohl! Welche Freude beseelt die mit Jesu Heil Bekleideten! Vom eigenen Wesen los, rühmen sie die Gnade. Jesus allein! das ist's, was nun ihr Herz erfüllt. So wird ihnen das Gericht, in das Er sie geführt, zu lauter Heil. (Markus Hauser)

143:3 Denn der Feind verfolgt meine Seele und schlägt mein Leben zu Boden; er legt mich ins Finstere wie die, so längst tot sind.

143:4 Und mein Geist ist in mir geängstet; mein Herz ist mir in meinem Leibe verzehrt.

143:5 Ich gedenke an die vorigen Zeiten; ich rede von allen deinen Taten und sage von den Werken deiner Hände.

143:6 Ich breite meine Hände aus zu dir; meine Seele dürstet nach dir wie ein dürres Land. (Sela.)

143:7 HERR, erhöre mich bald, mein Geist vergeht; verbirg dein Antlitz nicht von mir, daß ich nicht gleich werde denen, die in die Grube fahren.

143:8 Laß mich frühe hören deine Gnade; denn ich hoffe auf dich. Tue mir kund den Weg, darauf ich gehen soll; denn mich verlangt nach dir.

143:9 Errette mich, mein Gott, von meinen Feinden; zu dir habe ich Zuflucht.

143:10 Lehre mich tun nach deinem Wohlgefallen, denn du bist mein Gott; dein guter Geist führe mich auf ebener Bahn.
David beschreibt Ps. 143. ein sehr großes Gedränge, worein er gerathen sei, und klagt über einen Feind, der seine Seele verfolge, sein Leben zu Boden schlage und in’s Finstere lege, wie die Todten in der Welt. Er bekennt, sein Geist sei in ihm geängstet, und sein Herz sei in seinem Leibe verzehret, das ist, es sei kein Muth und keine Kraft mehr in ihm. Seine Seele war wie ein dürres Land, sein Geist, das ist seine Munterkeit und sein Muth, verschwand, und es däuchte ihn, daß es mit ihm der höllischen Grube zugehe. Auch wurde ihm seine Sündhaftigkeit so vor die Augen gestellt, daß er V. 2. beten mußte: HErr gehe nicht in’s Gericht mit Deinem Knecht, denn vor Dir ist kein Lebendiger gerecht. Es scheint nicht, daß die Sünde, die er mit der Bathseba begangen, oder ein anderer schwerer Sündenfall diesen Zustand und diese Klagen verursacht habe; auch war der Feind, dessen er V. 3. Meldung thut, kein sichtbarer Feind; denn ein solcher hätte den David nicht so muthlos und finster machen können; wiewohl er doch hernach V. 9. 12. der sichtbaren Feinde, aber mit Heiterkeit und Muth, und so, daß er ihren Zudrang nicht so fürchterlich beschreibt, Meldung thut. Der Feind, dessen er V. 3. gedenkt, sit ohne Zweifel der Satan, und Alles, worüber David in dem ersten Theil dieses Psalmen klagt, war, kurz zu sagen, eine schwere geistliche Anfechtung. Was soll nun ein Christ thun, wenn ihn eine solche Anfechtung überfällt? Er soll sich des David und anderer Heiligen erinnern, denen es auch so gegangen ist. Er soll nach ihrem Beispiel beten, seine Noth klagen, seine Sündhaftigkeit eingestehen, und bitten, daß Gott mit ihm nicht in’s Gericht gehe, sondern ihm Gnade erzeige. Weil aber seine Seele finster ist und er den Weg nimmer siehet, auf dem er wandeln soll, soll er auch bitten: thue mir kund den Weg, darauf ich gehen soll, denn mich verlanget nach Dir. Weil der Christ seine Unwissenheit erkennet, soll er bitten: HErr, lehre mich thun nach Deinem Wohlgefallen, denn Du bist mein Gott, und weil er seine Schwachheit empfindet: Dein guter Geist führe mich auf ebener Bahn. Die Worte: denn Du bist mein Gott, zeigen an, daß in solchen Anfechtungen ein Glaubensfünklein in der Seele übrig bleibe, welches der Feind mit allen seinen Fluthen nicht auslöschen kann. Uebrigens dienen solche Anfechtungen dazu, daß der Mensch sein Unvermögen nach allen Theilen besser erkennen und fühlen lernt, und hernach Gott desto lauterer die Ehre geben kann, wenn etwas Gutes in ihm und durch ihn gewirkt wird. Auch helfen sie zum geistlichen Wachsthum, denn der Mensch lernt in denselben einsehen, daß er bei dem bisherigen Maß des geistlichen Lichts und Lebens nicht stehen bleiben dürfe, weil es zum Sieg über die Macht der Finsterniß dießmal nicht zureichend sein will. Er bittet also: HErr, lehre mich, Dein guter Geist führe mich; und bekommt hernach eine neue Unterweisung und eine neue Erfahrung des kräftigen Beistands des Heiligen Geistes. Das Wohlgefallen Gottes erquickt ihn hernach wieder, und indem ihn der gute Geist auf der ebenen Bahn der Gebote Gottes führet, so wird er mit Wonne inne, daß sein Weg nicht (wie er in der Anfechtung gemeint hatte) der Hölle, sondern dem Himmel zugehe.(Magnus Friedrich Roos)

143:11 HERR, erquicke mich um deines Namens willen; führe meine Seele aus der Not um deiner Gerechtigkeit willen

143:12 und verstöre meine Feinde um deiner Güte willen und bringe alle um, die meine Seele ängsten; denn ich bin dein Knecht.
Herr Jesu, Du bekennest Dich für den Sohn Gottes vor dem Hohenpriester, bekennest dich so aufrichtig für das, was Du bist und zwar vor Deinen Feinde, die aus der schönen Blume Deines Bekenntnisses wie die Spinnen Gift saugten: laß auch mich nach Deinem Exempel und ohne Rückhalt aufrichtig bekennen, was ich bin. David that’s im 143. Psalm; laß mich ein gleiches Bekenntniß vor Dir ablegen. Ich darf ja nicht sorgen, daß mir etwas Uebles darauf begegne, wie Dir auf Dein Bekenntniß, vielmehr je offenherziger ich gegen Dich bin, meinen allergetreuesten Freund, desto mehr Hülfe, Gnade und Seligkeit habe ich mir von Dir zu versprechen. Ich bekenne es Dir denn, Herr Jesu, auch jetzt, was ich nach der Wahrheit bin, nämlich ein armer Sünder, der seinem Erbschaden nach durch und durch verdorben ist, von Natur keinen guten Funken in sich hat und keinen redlichen Blutstropfen; dem die Feindschaft gegen Dich angeerbt ist, der sich durch unzählige wirkliche Sünden entsetzlich verschuldet und die Hölle millionenmal verdient hat, der daher in einem solchen Jammer liegt, daraus ihm keine Kreatur im Himmel und auf Erden helfen kann; der einen allmächtigen Arzt braucht, welcher ihn aus dem Grunde heile, nämlich Dich, Herr Jesu, Du Sohn Gottes, Du ohne Maß gesalbter Christus. Ja, so verschuldet bin ich, o Herr, daß Niemand als Du die ungeheure Schuldensumme für mich bezahlen kann. Wüßte ich nun Dein Bekenntniß nicht, so müßte ich in meinem Jammer verzagen und ewig verderben. Da ich aber aus Deinem Wahrheitsmunde weiß, daß Du mein Hoherpriester, Prophet und König, ja, der Sohn Gottes bist, dessen Leiden und Thun von unendlichem Werthe für mich ist, so darf ich nicht verzagen. ja, mein Helfer, Du hast schon den Anfang gemacht, mir zu helfen, mich zu retten und zu heilen; Du wirst nun als ein guter Meister Dein Werk nicht liegen lassen, sondern mich in Deinen Händen unaussprechlich schön vollenden zu Deiner Ehre und meiner Seligkeit. Ja, wenn ich mich in Dir ansehe, so bin ich schon wirklich vollkommen gerecht, rein, heilig und selig. Da Du zum Tode verdammt worden, so habe ich in Dir und durch Dich das Leben, das ewige Leben. Hallelujah. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


Dies ist der siebente Bußpsalm und zugleich ein herrlicher Betpsalm, worin David um Gnade und Vergebung der Sünde in den Aengsten seines Gewissens bittet. Zu solchen Aengsten treiben einen die Feinde der Gnade, die Gesetztreiber, noch mehr, als welche die betrübten, blöden Gewissen am allermeisten plagen - und sie in's Finstere, das ist in die Verzweiflung jagen, und zwar mit ihren schweren Lasten und unerträglichen Lehren der Menschengebote, deren sie doch keines mit einem Finger selbst anrühren, wie Christus sagt Matth. 23.
Aber hier bezeugt David, es müsse die Gnade helfen und nicht das Recht, weil vor Gott kein lebendiger Mensch bestehen kann, wenn Er mit ihm in's Gericht gehen will, wie das auch alle alten Geschichten und Werke des HErrn bezeugen. Denn allen alten heiligen Vätern und sogar auch dem Abraham hat Gott aus Liebe und Gnade und nicht aus Recht geholfen, wie auch St. Petrus sagt Apostelgesch. 15.: „Es haben weder wir noch unsere Väter solche Last tragen können, sondern wir hoffen durch die Gnade Christi selig zu werden, gleichwie sie es geworden sind.“
Solche Werke Gottes und alte Exempel, spricht David, sehe ich an und tröste mich ihrer. Denn die Väter sind ebensowohl aus lauter Gnade getröstet und von Sünden errettet worden, als ich, und sind gerade so Sünder gewesen, wie ich; es gilt hier kein Rühmen der Gerechtigkeit oder Heiligkeit, wie die falschen Propheten uns Plagen, und die Heuchler zu thun pflegen.
Darum stehet eben gleich im Anfang dieses Psalms die Bitte um gnädige Anhörung des Gebets und um die Abwendung der schweren Strafgerichte und um die erwünschte Vergebung der Sünden.
Gott nun hiezu zu bewegen, wird das große Elend und die geistliche sowohl als leibliche Noth erzählet, welche die Sünde angerichtet hat.
In der Fortsetzung des Gebets richtet sich der bußfertige Sünder auf mit den Exempeln der Alten, welchen Gott aus Gnaden ihre Sünden vergeben, und von denen Er Seinen Zorn wieder genommen hat.
Darauf wird mit dem Gebet eifrig angehalten - und immer eine Bitte nach der andern vorgebracht - und gleich die Ursache der Erhörung mit dazugesetzt; - was wir denn dem David ablernen und nachmachen sollen.
Nun, o gnädiger Gott, erhöre auch unser Gebet, wenn wir Dich um die Vergebung unserer Sünden und sonst um Deine Gnade und Hilfe anrufen, - führe uns aus Deinem Worte die Exempel der Alten, denen Du geholfen hast, kräftig zu Gemüth, - mehre dadurch unsern Glauben und das Vertrauen zu Dir in uns, - mache uns brünstig in der Andacht, - laß Dir unsern Gebetseifer gnädig gefallen - und erhöre uns um Jesu Christi willen. Amen. (Veit Dieterich)

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