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Psalm 138

Psalm 138

138:1 Davids. Ich danke dir von ganzem Herzen; vor den Göttern will ich dir lobsingen.

138:2 Ich will anbeten zu deinem heiligen Tempel und deinem Namen danken für deine Güte und Treue; denn du hast deinen Namen über alles herrlich gemacht durch dein Wort.

138:3 Wenn ich dich anrufe, so erhörst du mich und gibst meiner Seele große Kraft.

138:4 Es danken dir, HERR, alle Könige auf Erden, daß sie hören das Wort deines Mundes,

138:5 und singen auf den Wegen des HERRN, daß die Ehre des HERRN groß sei.
Die Christen fangen an zu singen auf den Wegen des Herrn, wenn sie ihre Last am Fuße des Kreuzes los geworden sind. Selbst das Loblied der Engel erschallt nicht so lieblich, wie der erste Preisgesang des Entzückens, der aus der innersten Tiefe der Seele eines Kindes Gottes hervorquillt, wenn es Frieden gefunden hat. Ihr wißt, was Bunyan in seiner Pilgerreise davon schreibt: Er sagt, als der arme Pilger am Kreuze sich seiner Last entledigt habe, sei er vor Freuden hoch aufgesprungen und singend weiter gezogen:
„Heil Dir, o Kreuz und Tod!
Heil Dem, der hat erduldet
Des Todes bittre Not Für mich,
der ich's verschuldet!“
Du gläubige Seele, erinnerst du dich der Stunde, da deine Fesseln fielen? Gedenkst du noch der Stätte, wo der Herr Jesus dir begegnete und zu dir sprach: „Ich habe dich je und je geliebt; ich vertilge deine Missetat wie eine Wolke und deine Sünde wie den Nebel, und soll deiner Sünde nicht wieder gedacht werden ewiglich.“ O, was ist das doch für eine selige Zeit, wenn der Herr Jesus die Sündenschuld wegnimmt. Als mir der Herr zuerst die Sünden vergab, war ich so voller Freude, daß ich sprang und tanzte. Als ich aus dem Hause heimkehrte, wo mir meine Freiheit war zur Gewißheit geworden, da meinte ich, ich müßte den Steinen auf der Straße die Geschichte meiner Erlösung verkündigen. So voller Freude war meine Seele, daß ich hätte mögen jeder Schneeflocke, die vom Himmel fiel, von der wunderbaren Liebe Jesu erzählen, der die Sünden eines seiner ärgsten Widersacher ausgetilgt hatte. Aber nicht nur im Anfang des christlichen Lebens haben die Gläubigen allen Grund zu Lobgesängen; so lange sie auf Erden pilgern, finden sie Ursache, zu singen auf den Wegen des Herrn; und alles, was sie von seiner beständigen Liebestreue erfahren, nötigt sie zu dem Bekenntnis: „Ich will den Herrn loben allezeit, sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein.“ Siehe zu, lieber Bruder, daß du heute den Herrn erhebst. (Charles Haddon Spurgeon)

138:6 Denn der HERR ist hoch und sieht auf das Niedrige und kennt die Stolzen von ferne.

138:7 Wenn ich mitten in der Angst wandle, so erquickst du mich und streckst deine Hand über den Zorn meiner Feinde und hilfst mir mit deiner Rechten.
Die Angehörigen des HErrn - im Alten Testament die Gerechten genannt, im Neuen Testament die Heiligen und Auserwählten -, die müssen nun einmal durch viel Angst oder Trübsal hindurch. Auch am letzten Abend sagt der HErr noch zu Seinen Jüngern: „In der Welt habt ihr Angst“ (Joh. 16, 33); und nirgends ist uns verheißen, daß wir der Angst, d. h. der Trübsal in dieser Welt, ganz enthoben werden würden. Es ist zwar verheißen, daß Gott helfen, daß Er auch je und je die Angst wegnehmen werde; aber sie kommt immer wieder. Und ist sie da, so muß. man sie auswarten, denn sie bleibt oft längere Zeit. Und wie gesagt: Wie man wünscht und will, kann man die Trübsal nicht wegschaffen.
So redet auch David in unserm Spruch von einer Erquickung des HErrn mitten in der Angst; aber das Wandeln in der Angst, unter Trübsalen, geht doch fort. Wahr bleibt es denn doch, und es ist oft in der Schrift zugesichert, daß unter der Angst der HErr erquicke. So ist's hier gesagt. Und so setzt auch der HErr zu den Worten: „In der Welt habt ihr Angst“ das weitere hinzu: „aber seid getrost, Im habe die Welt überwunden.“ Die Angst oder Trübsal bleibt, aber die Erquickung ist auch da.
Möchten wir nun auch lernen, mit der Erquickung zufrieden zu sein, auch wenn die Trübsal bleibt! Diese wird doch gemindert und läßt sich leichter tragen, wenn man die Erquickung geschmeckt hat. Lernen wir auch daraus, daß wir mit unsren Bitten vor Gott bescheiden bleiben müssen! Wir dürfen nicht zu arg tun, wenn unsre Not je und je länger verbleibt - als ob uns Gott dann verlassen hätte oder nichts nach uns fragen würde! Wenn wir's so machen, so verlieren wir zu allem hin noch die Erquickung. Denn ein verzagtes und zweifelndes Herz kann vom HErrn nicht erquickt werden, steht gar nicht in der Fassung, um nur auch eine Erquickung anzunehmen. Dann wird's erst wirklich schwer, und dann bringt's minder treue Leute zuletzt in Verzweiflung oder sonst in allerlei Torheit. Merken wir daher doch auf die Erquickung, die Gott den Seinen unter der Angst gibt! Sie ist oft so groß, daß wenigstens die Herzensangst weicht - wenn auch nicht die Trübsal, die Ursache der Angst. Endlich geht auch diese vorüber; denn jeder Trübsal ist ein sicheres Ziel gesetzt.
Immerhin wollen wir uns auf die Zeit freuen, da kein Leid noch Geschrei noch Schmerzen mehr sein wird! Wie wohl wird's uns dann sein, wenn wir hier schon so freundliche Erquickungen erfahren! (Christoph Blumhardt)


Elendes Wandeln mitten im Leide. Nein, gesegnetes Wandeln, weil eine besondere Verheißung dafür da ist. Gebt mir eine Verheißung, und was ist das Leid? Was lehrt mein Herr mich hier sprechen? Nun, dies: „Du willst mich wieder lebendig machen“. Ich werde mehr Leben, mehr Kraft, mehr Glauben haben. Ist es nicht oft so, daß das Leid uns wieder belebt wie ein Hauch kalter Luft, wenn wir einer Ohnmacht nahe sind?
Wie zornig sind meine Feinde und besonders der Erzfeind! Soll ich meine Hand ausstrecken und gegen meine Feinde kämpfen? Nein, meine Hand ist besser beschäftigt im Dienst meines Herrn. Außerdem ist keine Notwendigkeit dafür da, denn mein Gott will seinen weitreichenden Arm gebrauchen und wird mit ihnen weit besser fertig werden, als ich es könnte, wenn ich es auch versuchte. „Die Rache ist mein, ich will vergelten, spricht der Herr.“ Er will mich mit seiner eignen rechten Hand der Macht und der Weisheit mich erretten, und was kann ich mehr wünschen?
Komm, mein Herz, rede über diese Verheißung mit dir selber, bis du sie als das Lied deiner Zuversicht, den Trost deiner Einsamkeit gebrauchen kannst! Bete, daß du selbst wieder lebendig werdest, und überlaß das andre dem Herrn, der alles für dich vollbringt. (Charles Haddon Spurgeon)

138:8 Der HERR wird's für mich vollführen. HERR, deine Güte ist ewig. Das Werk deiner Hände wollest du nicht lassen.1)
„Psalm 138“, sagt Luther, „ist ein Dankpsalm insgemein für allerlei Hülfe von den Feinden, und wünschet, daß Christi Reich komme, und auch Könige sein sollen sein Wort und Lehre annehmen und dafür danken und rechten Gottesdienst thun und lernen, daß Christi Reich sei: hoch sitzen und den Niedrigen helfen, die in Noth und Angst stecken, trösten, die Sünder und Elenden erretten, und beschleußt mit Bitten, Gott wolle solches angefangene Reich und Werk nicht lassen, sondern vollbringen in Ewigkeit.“ Wie selig war David, da er die Gnadenführungen seines Gottes und dessen Heilswerk in seinem Herzen und Leben so recht im Lichte und Zusammenhange des ganzen, ewigen Erlösungsplans schaute, dessen einstige Offenbarung und Verherrlichung auf der ganzen Erde er hier im prophetischen Blicke wie schon vollendet sieht! Und wie viel seliger müssen wir sein, da wir sehen, was Könige und Propheten haben sehen wollen und nicht gesehen haben, und hören, was sie haben hören wollen und nicht gehört haben; wie vielmehr müssen wir unsere Seligkeit in die Worte dieses Psalms ausströmen! Der Psalm ist ein freudiger, im voraus dankender Blick des Einzelnen in dem allgemeinen Dank nach Vollendung des Heils Gottes auf Erden: Ich danke Dir von ganzem Herzen für die überschwängliche Größe der von Dir empfangenen Wohlthaten; vor den Göttern, d.h. vor allen, die sonst noch Götter heißen im Himmel und auf Erden, vor den Engeln und Gotteskindern, auch vor den Fürsten, ja, zum Trotze aller heidnischen, falschen Götzen, will ich Dir lobsingen und Dich, den einigen höchsten Gott bekennen. Ich will anbeten zu Deinem heiligen Tempel und Deinem Namen danken um Deine Güte und Treue, um Deine Güte und Huld, welche die Verheißung des Heils gab, und um Deine Wahrheit und Treue, welche sie in Christo erfüllt hat, denn Du hast herrlich gemacht über allen Deinen Namen, über alles, wodurch Du Dich bis dahin kund gegeben, Dein Wort, Deine Verheißung von Christo. Alles, was wir bisher und sonst von Gott wissen und kennen, wie wir Ihn nennen und preisen, kommt nicht gleich der über Alles gehenden, alle frühere Offenbarung von seiner und Erwartung auf unserer Seite übertreffenden Erfüllung des Verheißenen, der eigentlichen höchsten Verklärung seines Wortes und eben damit seines Namens. Preisen werden Dich, Herr, alle Könige der Erde, wenn sie hören die Worte Deines Mundes, und singen auf den Wegen des Herrn, die sie nach ihrer Bekehrung betreten und einschlagen, daß sie groß ist die Ehre des Herrn; denn erhaben ist der Herr, und siehet auf den Niedrigen, der seine Niedrigkeit fühlt, den alle Welt von Ihm vergessen glaubt, und erhöhet ihn, und kennet den Stolzen von ferne, von der fernen Himmelshöhe, in welchen der Stolze Gott hineinbannt, und stürzt ihn, so daß der Niedrige über ihn triumphiren kann, wie im Vorbilde David über Saul. Wenn ich wandle inmitten der Noth, so belebest Du mich, gegen den Zorn meiner Feinde streckst Du aus Deine Hand und errettest mich mit Deiner Rechten. Der Herr wird vollenden für mich; Herr, Deine Huld währet in Ewigkeit. Die Werke Deiner Hände wollest Du nicht lassen. Was Gott David verheißen, hat Er in Christo vollendet. Er kann keines seiner Werke liegen lassen, am wenigsten ein so herrlich begonnenes. So wahr Er Gott ist, muß Er es auch weiter noch herrlich zu Ende führen. Er ist ewig ein und derselbe. Das ist auch meine Zuversicht in Beziehung auf die Durchführung des Heils an meiner Seele und in meinem Leben. Amen.(Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


Ganz offenbar ist das Vertrauen, das der Psalmist mit diesen Worten ausspricht, ein göttliches Vertrauen. Er sagt nicht: „Ich stehe in solcher Gnade, daß ich es werde ein Ende machen können; mein Glaube ist so unerschütterlich, daß er nicht wankt; meine Liebe ist so warm, daß sie nie erkaltet; mein Entschluß ist so fest, daß ich durch nichts davon abzubringen bin;“ so spricht er nicht, sondern all seine Zuversicht und sein Vertrauen ist allein der Herr. Wenn wir auf irgend etwas unser Vertrauen setzen, was nicht auf den Fels der Zeiten gegründet ist, so ist unsre Zuversicht und Zuflucht von geringerem Halt als ein Traum, sie stürzt über uns zusammen und begräbt uns unter ihren Trümmern, zu unserm tiefsten Schmerz, zu unsrer größten Bestürzung. Der Psalmist war weise, er baute seine Zuversicht auf nichts Geringeres als auf das Werk des Herrn. Der Herr allein ist's, der das gute Werk in uns angefangen hat; Er ist's, der es auch hinausführt; und wenn Er es nicht vollendet, so wird's stets unvollendet bleiben. Wenn an dem himmlischen Kleid unsrer Gerechtigkeit auch nur ein einziger Stich ist, den wir selbst hineingeflickt haben, dann sind wir verloren; unsre Zuversicht aber steht darauf, daß der Herr das, was Er angefangen hat, auch vollendet. Er hat alles getan, Er muß alles tun, und Er wird alles tun. Unsre Zuversicht darf nicht auf das abstellen, was wir getan haben, noch auf das, wozu wir fest entschlossen sind, sondern ganz und gar nur auf das, was der Herr tun will. Der Unglaube flüstert uns zu: „Du wirst's nimmermehr hinausführen, du bist nicht standhaft genug. Siehe deines Herzens Tücke an, du kannst die Sünde nicht überwinden; denke an die sündlichen Vergnügungen und Versuchungen der Welt, die dich locken, sie werden dich gewiß betören und irre leiten.“ Ach ja, wir müßten wahrlich ins Verderben stürzen und umkommen, wenn wir auf unsre eigne Kraft angewiesen wären. Wenn wir ohne himmlischen Beistand unser gebrechliches Fahrzeug müßten über ein so wildes Meer steuern, so müßten wir die Fahrt verzweifelnd aufgeben; aber Gott sei Dank, Er wird es ein Ende machen um unseretwillen und uns landen am ersehnten Ziel. Wir vertrauen nie zu viel, wenn wir auf Ihn allein unser Vertrauen setzen; wir sind nimmermehr betrogen, wenn wir eine solche Zuversicht haben. (Charles Haddon Spurgeon)


Er, der das Werk, das in meiner Seele gewirkt wird, angefangen hat, wird es auch fortführen. Der Herr bekümmert sich um alles, was mich bekümmert. Über alles, was jetzt gut, aber nicht vollkommen ist, will der Herr wachen, es bewahren und zur Vollständigkeit bringen. Dies ist ein guter Trost. Ich könnte das Werk der Gnade nicht selbst vollenden. Des bin ich ganz gewiß, denn ich fehle jeden Tag und habe nur so lange fortgesetzt, weil der Herr mir geholfen hat. Wenn der Herr mich verließe, so wäre alle meine frühere Erfahrung nichts wert, und ich würde umkommen auf dem Wege. Aber der Herr will fortfahren, mich zu segnen. Er wird meinen Glauben vollenden, meine Liebe, meinen ganzen Charakter, mein Lebenswerk. Er will dies thun, weil Er ein Werk in mir begonnen hat. Er gab mir das Verlangen, daß ich fühle, und bis zu einem bestimmten Grade hat Er mein Sehnen erfüllt. ER läßt niemals ein Werk unbeendigt; dies würde nicht zu Seiner Ehre gereichen und würde Ihm nicht ähnlich sehen. Er weiß Seine Gnadenabsicht auszuführen, und obwohl meine eigne böse Natur und die Welt und der Teufel sich alle verschworen haben, Ihn zu hindern, so zweifle ich doch nicht an Seiner Verheißung. Er will vollenden sein Werk in mir, und ich werde Ihn ewiglich loben. Herr, laß Dein Gnadenwerk heute einigen Fortschritt machen! (Charles Haddon Spurgeon)

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