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Psalm 115

Psalm 115

115:1 Nicht uns, HERR, nicht uns, sondern deinem Namen gib Ehre um deine Gnade und Wahrheit!
König Ptolemäus Philadelphias von Ägypten ließ am Eingang zum Seehafen von Alexandria durch den Knitter Sostratus einen großen Leuchtturm aus weißem Marmor erbauen. Der berühmte Meister im Hochbau meißelte mit einer Inschrift seinen eigenen Namen in den Stein. Darüber legte der schlaue Mann einen Gipsverputz und schrieb auf diesen den Namen des königlichen Bauherrn, damit, wenn der vergängliche Bewurf abfalle, sein, des Baumeisters Name den künftigen Geschlechtern vor die Augen trete. Er sorgte also für die Ehre seines Namens und nur zum Schein für die Ehre des Königs, in dessen Dienst er stand. Er erbaute den Turm, um sich einen Namen zu machen, nicht aber um den Namen des Königs zu verherrlichen.
Wir hoffen, wir haben mit unserem Kapellenbau das Gegenteil von dem getan. Nicht, um uns einen Namen zu machen, sondern um den Namen des Herrn darin und da-durch zu verherrlichen, haben wir Ihm dieses Haus gebaut. Unser Name mag vergessen werden, wenn nur der alleinseligmachende Name Jesu jeder Seele tief eingedrückt bleibt, die je dieses Haus betreten hat oder noch betreten wird! Unsern Namen mag man verwerfen als einen boshaften, um des Menschen Sohnes willen; wenn nur Seinem Namen Ehre gegeben wird! Der Name, der über alle Namen ist, soll hier verkündigt werden. Es soll diese Kapelle in ihrem geringen Teil dazu beitragen, daß in dem Namen Jesu sich beugen aller Knie und alle Zungen bekennen, daß Jesus Christus der Herr ist, zu Ehre Gottes des Vaters. Wiewohl sie ohne Turm gebaut ist, soll diese Kapelle doch ein Leuchtturm sein, dessen Licht Gott der Herr ist, und ihre Leuchte das Lamm. Möge auch von der Gemeinde, die sich darin versammelt, gesagt werden können: „Ihr waret weiland Finsternis, nun aber seid ihr ein Licht in dem Herrn!“ Möge sie nie vergessen, daß es ihre Aufgabe ist, zu verkündigen die Tugenden dessen, der sie berufen hat aus der Finsternis zu Seinem wunderbaren Licht; möge jeder Jünger und jede Jüngerin des Herrn, die sich hier einfindet, die Mahnung des Meisters befolgen: „Lasset euer Licht leuchten vor den Leuten, daß sie eure guten Werke sehen und euern Vater im Himmel preisen!“
Wir betrachten es als unsere selige Aufgabe, dem Namen des Herrn Ehre zu geben und wir wissen auch warum, nämlich, wie der Psalm sagt: Um Seiner Gnade und Wahrheit willen. Wir verehren unsern Gott um Seines bewunderungswürdigen Charakters willen, dessen hervorragendster Zug die Güte ist. Lauter Güte ist Gott gegen die, welche reines Herzens sind (Psalm 73,1). Es hängt nur von uns ab, daß wir Ihm vertrauen, so werden wir auch Seine Güte erfahren. Den Reinen ist Er rein, aber den Verkehrten erscheint Er verkehrt. Ein einfältiges Auge sieht überall Gottes Güte; aber durch eine schwarze Brille erscheint alles trüb. Bei Ihm ist des Lebens Quelle, in Seinem Lichte sehn wir helle, und wenn das so ist, so müssen wir bekennen: „Herr, Deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und Deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen!“
Wir preisen die Gnade des Herrn, weil Er nicht nach unsern Sünden mit uns gehandelt, sondern uns begnadigt hat. Die Gnade wollen wir rühmen, die auch aus vielen Sünden hilft zur Gerechtigkeit. Zu rühmen wissen wir nichts, denn allein das Kreuz unseres Herrn Jesu Christi, an welchem die Gnade Gottes sich für alle Menschen heilsam erwiesen hat. Denn Gott war in Christo, und versöhnte die Welt mit Ihm selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu, und Er hat in uns das Wort der Versöhnung gelegt, das wir nun in Seinem Auftrag allen Menschen verkündigen, die es hören wollen. Dieses Wort von der Versöhnung ist die Wahrheit; denn es ist eine Tatsache, nicht bloß eine Vermutung, daß durch Christi Opfertod alles, was den Sünder von Gott trennt, beseitigt ist, so daß wir zu Gott nahen dürfen, wie der verlorene Sohn zum Vater. Jesus spricht: „Niemand kommt zum Vater, denn durch mich.“ Er aber hat uns den Weg zum Vater gebahnt durch Seine Selbsthingabe für uns, und Er hat dadurch auch unser verlorenes Vertrauen für Gott wiedergewonnen: denn sollten wir Dem nicht trauen, der Seinen Sohn für uns gegeben hat?
Um dieser Wahrheit willen, die den großen Hauptinhalt unseres evangelischen Glaubens bildet, preisen wir den Herrn. Von dieser Wahrheit schweigen wir nicht; wir verhehlen Seine Güte und Treue nicht vor der großen Gemeine, und, wenn wir keine große finden, auch vor der kleinen nicht. Wir wollen fortfahren, dieses Wahrheit zu verkündigen in unserer evangelischen Kapelle und dadurch auch in unserem Teil zur Ehre des Allerhöchsten unsern geringen Beitrag liefern. (Franz Eugen Schlachter)

115:2 Warum sollen die Heiden sagen: Wo ist nun ihr Gott?

115:3 Aber unser Gott ist im Himmel; er kann schaffen, was er will.
Wenn die Heiden ehemals von den Israeliten sagten: wo ist nun ihr Gott? so antworteten diese: unser Gott ist im Himmel, Er kann schaffen, was Er will. Die Heiden waren gewohnt, Götzen anzubeten, und konnten von einem jeden Götzen sagen, wo er sei, nämlich in dieser oder jener Stadt, in diesem oder jenem Tempel. So war der Dagon in seinem Tempel zu Asdod 1 Sam. 5,2., der Baal-Sebub zu Ekron 2 Kön. 1,2. u.s.w. Die Israeliten wußten dieses wohl, sagten aber noch der Anweisung des Heiligen Geistes: Jener Götzen sind Silber und Gold, von Menschenhänden gemacht. Sie haben Mäuler, und reden nichts: sie haben Augen, und sehen nicht. Sie haben Ohren, und hören nicht: sie haben Nasen, und riechen nicht. Sie haben Hände, und greifen nicht: Füße haben sie und gehen nicht: und reden nicht durch ihren Hals. Die solche machen, sind gleich also, und Alle, die auf sie hoffen. Ps.115,4-8. Wenn nun die Heiden fragten: wo ist der Israeliten Gott? so konnten diese ihnen kein sichtbares Bild zeigen, das auf einem Gestell gestanden, und in einen Tempel eingeschlossen gewesen wäre. Der HErr, der Gott Israels, hatte zwar einen Tempel unter Israel: wenn man aber auch in diesen Tempel ging: so sahe man Ihn doch nicht. Auch wußten alle verständigen Israeliten, daß Er in diesen Tempel nicht eingeschlossen sei, s. 1 Kön. 8,27. Das Glaubensbekenntniß der Israeliten war also dieses: unser Gott ist im Himmel. Sie leugneten dadurch die Allgegenwart Gottes nicht, die auch Ps. 139,1 ff. bezeugt wird; denn wie hätten sie an allen Orten, wo sie waren, beten, und sich des göttlichen Schutzes und Seiner Leitung getrösten können, wenn sie nicht geglaubt hätten, daß Gott allenthalben, oder wie Jer. 23,23.24. gesagt wird, nahe sei, und Himmel und Erde erfülle? Sie sagten aber: unser Gott ist im Himmel, um anzuzeigen, daß man ihren Gott so wenig sehen könne, so wenig man in den Himmel hineinschauen könne. Und gleichwie der Himmel das Höchste sei unter Allem, was man sieht: also sei der Gott Israels der Allerhöchste, und über Alles unermeßlich erhaben. Gleichwie ferner der Himmel Alles umgebe: also umfasse die Regierung und Vorsehung Gottes die ganze Erde, ja die ganze Welt. Und gleichwie endlich alle Menschen unter Einem Himmel leben: also sollen sie auch nur Einen Gott anbeten, nämlich den Gott Israels, der im Himmel ist, wo Er Sein Haus hat, in welchem alle Seine Kinder versammelt werden sollen.
Die Israeliten sagten ferner von ihrem Gott: Er kann schaffen, was Er will, s. Jer. 10,10-13. Er hat geschaffen, was Er wollte, da Er im Anfang Himmel und Erde gemacht hat. Er schafft aber auch noch, was Er will, indem Er Veränderungen in der Natur macht: auch schafft Er in den Seelen der Menschen, was Er will. Sein Wille ist nie ohne Kraft, und Seine Kraft richtet immer Seinen Willen aus.
Als die Weisen aus dem Morgenland, deren man heute in allen christlichen Kirchen gedenkt, zu Jerusalem fragten: wo ist der neugeborene König der Juden? so sagte man zu ihnen, er sei zu Bethlehem. Man konnte also damals sagen: Siehe, da ist euer Gott, wie Jesaias K. 40,9. geweissagt hatte. Der HErr Jesus fuhr aber hernach auf gen Himmel, und setzte Sich zur Rechten des Vaters auf den allerhöchsten göttlichen Thron. Mein Herz sei also aufwärts gerichtet. Ich soll suchen, was droben ist, da Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes, und trachten nach dem, das droben ist, nicht nach dem, das auf Erden ist (Kol. 3,1.2.).(Magnus Friedrich Roos)

115:4 Jener Götzen aber sind Silber und Gold, von Menschenhänden gemacht.

115:5 Sie haben Mäuler, und reden nicht; sie haben Augen, und sehen nicht;

115:6 sie haben Ohren, und hören nicht; sie heben Nasen, und riechen nicht;

115:7 sie haben Hände, und greifen nicht; Füße haben sie, und gehen nicht; sie reden nicht durch ihren Hals.

115:8 Die solche machen, sind ihnen gleich, und alle, die auf sie hoffen.

115:9 Aber Israel hoffe auf den HERRN! Der ist ihre Hilfe und Schild.

115:10 Das Haus Aaron hoffe auf den HERRN! Der ist ihre Hilfe und Schild.

115:11 Die den HERRN fürchten, hoffen auf den HERRN! Der ist ihre Hilfe und Schild.

115:12 Der HERR denkt an uns und segnet uns; er segnet das Haus Israel, er segnet das Haus Aaron;
Ich kann mein Siegel auf den ersten Satz drücken. Könnt ihr es nicht? Ja, Jahwe hat an uns gedacht, für uns gesorgt, uns getröstet, uns befreit und uns geleitet. In allen Fügungen Seiner Vorsehung hat Er an uns gedacht und niemals unsre kleinen Angelegenheiten übersehen. Er ist unsrer „eingedenk“ gewesen - wir sind in Seinen Gedanken gewesen. Und dies unser ganzes Leben lang, ohne eine einzige Unterbrechung. Zu besonderen Zeiten jedoch haben wir dies Denken an uns deutlicher gesehen und möchten uns dieselben jetzt mit überfließender Dankbarkeit ins Gedächtnis zurückrufen. Ja, ja: „Der Herr ist unsrer eingedenk gewesen.“
Der zweite Satz ist ein logischer Schluß aus dem ersten. Da Gott unveränderlich ist, so wird Er fortfahren, unsrer in der Zukunft eingedenk zu sein, wie Er es in der Vergangenheit gewesen ist; und Sein Denken an uns ist dem Segnen gleich. Aber wir haben hier nicht nur den Schluß der Vernunft, sondern die von Gott eingegebene Erklärung: wir haben es auf die Autorität des Heiligen Geistes hin. „Er wird uns segnen.“ Dies bedeutet Großes und Unerforschliches. Gerade die Unbestimmtheit der Verheißung deutet ihren unendlichen Umfang an. Er wird uns auf Seine eigne göttliche Weise segnen und das von Ewigkeit zu Ewigkeit. Möge deshalb ein jeder von uns sagen: „Lobe den Herrn, meine Seele!“ (Charles Haddon Spurgeon)

115:13 er segnet, die den HERRN fürchten, Kleine und Große.
Dies ist ein Wort der Aufmunterung für die, welche niederen Standes und geringen Vermögens sind. Unser Gott siehet sehr gnädig auf die, welche wenig Eigentum, wenig Talent, wenig Einfluß, wenig Gewicht haben. Gott sorgt für die kleinen Dinge in der Schöpfung, und beachtet sogar Sperlinge in ihrem Fallen auf die Erde. Nichts ist klein vor Gott, denn Er gebraucht die unbedeutendsten Mittel zur Ausführung Seiner Zwecke. Laßt den Geringsten unter den Menschen von Gott einen Segen auf seine Kleinheit erbitten, und er wird finden, daß sein enger Kreis ein glücklicher ist.
Unter denen, die den Herrn fürchten, sind Kleine und Große. Einige sind Kindlein, und andre sind Riesen. Aber diese sind alle gesegnet. Kleiner Glaube ist gesegneter Glaube. Zitternde Hoffnung ist gesegnete Hoffnung. Jede Gnade des Heiligen Geistes, auch wenn sie nur noch in der Knospe ist, trägt einen Segen in sich. Überdies, der Herr Jesus erkaufte beide, Kleine und Große, mit demselben teuren Blute, und Er hat es übernommen, die Lämmer sowohl zu behüten wie die voll ausgewachsenen Schafe. Keine Mutter übersieht ihr Kind, weil es klein ist; nein, je kleiner es ist, desto zärtlicher pflegt sie es. Wenn der Herr irgendeinen Vorzug gibt, so heißt es bei Ihm nicht: „Große und Kleine“, sondern „Kleine und Große“. (Charles Haddon Spurgeon)

115:14 Der HERR segne euch je mehr und mehr, euch und eure Kinder!

115:15 Ihr seid die Gesegneten des HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat.

115:16 Der Himmel allenthalben ist des HERRN; aber die Erde hat er den Menschenkindern gegeben.

115:17 Die Toten werden dich, HERR, nicht loben, noch die hinunterfahren in die Stille;

115:18 sondern wir loben den HERRN von nun an bis in Ewigkeit. Halleluja!1)
Ein Lehrpsalm, in welchem der Gott Israels, der im Himmel ist und der Alles thut, was Er will, und die Götzen der Heiden, Silber und Gold, Werk der Menschenhände, gegenübergestellt und die Nichtigkeit und Ohnmacht der letzteren und ihrer Diener geschildert wird; daran schließt sich die Aufforderung an Israel, auf den Herrn seinen Gott zu vertrauen, und die Zuversicht, dass Er das Volk segnen werde, Er, der die Erde den Menschen gegeben hat und nicht zulassen kann, dass sein Volk von der Erde ausgerottet und Ihm also der Preis desselben entzogen werde. Im Grabe ist’s stille, die Todten, welche darin liegen, regen und rühren sich nicht mehr (V. 17.); darum müssen die Lebenden um so angelegentlicher Gottes Ruhm verkündigen. Nicht als ob der Tod der Gläubigen nicht auch ein Lob Gottes wäre; auch nicht, als ob die Seelen der Verstorbenen Gott den Herrn gar nicht mehr lobten, oder als ob sie gleichsam schliefen, und gleichsam, als wären sie todt, die Zeit der Auferstehung erwarteten, wo sie gleichsam wieder erwachen, mit dem Leibe vereinigt werden und alsdann ihre vorigen Verrichtungen wieder abwarten werden, wie das irriger Weise manchmal geglaubt worden ist. Das Alles meint der Psalmist nicht, wenn er sagt: „Die Todten werden Dich, Herr, nicht loben, noch die hinunterfahren in die Stille,“ sondern er redet nur von den todten Leibern im Grabe, und setzt darum hinzu: „sondern wir loben den Herrn von nun an bis in Ewigkeit.“ Wie wir alle Tage nur Wohlthaten Gottes zu sehen und zu genießen bekommen, so wollen wir auch alle Tage das Lob des Herrn anstimmen und ausbreiten. Ob unser Lob Gottes ernst und aufrichtig sei, erkennt man nur an seiner Beständigkeit. Dann ist es Vorspiel des himmlischen Hallelujah und gegenseitige Anfrischung des Himmels und der Erde zu solchem Engelgeschäft. Sei denn unser ganzes Dankopfer, Dir gegeben, der du lebest und regierest in Ewigkeit! Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

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