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Psalm 109

Psalm 109

109:1 Ein Psalm Davids, vorzusingen. Gott, mein Ruhm, schweige nicht!
Eure Seele möge leben und wachsam sein zu Gott hin. Gott hat nämlich eine Zeit für seine Verheißungen festgelegt und eine Zeit, in der sich die Verheißungen erfüllen sollen. Die Zeit der Verheißungen war die Zeit der Propheten bis zu Johannes dem Täufer. Von Johannes an bis zum Ende ist die Zeit der Erfüllung dessen, was verheißen ist. Getreu ist Gott, der sich zu unserem Schuldner machte, nicht dadurch, dass er etwas von uns empfangen, sondern dadurch, dass er uns so Großes verheißen hat. Nicht genug war ihm die Verheißung, er wollte sich auch durch die Schrift binden und mit uns gleichsam einen Schuldschein seiner Verheißungen aufstellen, damit, wenn er anfinge einzulösen, was er verheißen hat, wir in der Schrift die Reihenfolge des Einlösens ablesen könnten. Die Zeit der Prophetie war die Zeit der Voraussage, wie wir schon oft gesagt haben, die Zeit der Verheißungen.Verheißen hat er das ewige Heil und das selige Leben mit den Engeln ohne Ende, das unverwelkliche Erbe, die ewige Herrlichkeit, die Schönheit seiner Gegenwart, sein Heiligtum im Himmel und nach der Auferstehung der Toten keine Todesfurcht mehr. Das ist gleichsam seine endgültige Verheißung, auf die all unser Streben zielt. Wenn wir dorthin gelangen, suchen wir nichts anderes mehr. Wie man aber zu diesem Endzustand kommt, auch das verschweigt er nicht bei seiner Verheißung und Vorherverkündigung. Er hat den Menschen Vergöttlichung verheißen, den Sterblichen Unsterblichkeit, den Sündern Rechtfertigung, den Verworfenen Verherrlichung. Was immer er verheißen hat, das hat er Unwürdigen verheißen, damit es nicht scheint, als ob den Werken Lohn verheißen würde, sondern Gnade sollte - wie der Name sagt - umsonst gegeben werden. Auch wenn einer gerecht lebt, insofern ein Mensch überhaupt gerecht zu leben imstande ist, so ist das nicht menschliches Verdienst, sondern göttliches Geschenk. Keiner lebt nämlich gerecht, außer er wird gerechtfertigt, d.h. zu einem Gerechten gemacht. Durch den aber wird der Mensch gerecht, der niemals ungerecht sein kann. Wie nämlich eine Leuchte nicht durch sich selbst angezündet wird, so kann auch die menschliche Seele sich nicht selber Licht schenken, sondern sie ruft zu Gott: „Du gibst meiner Leuchte Licht, o Herr!“ (Ps 17,29). (Aurelius Augustinus)

109:2 Denn sie haben ihr gottloses und falsches Maul gegen mich aufgetan und reden wider mich mit falscher Zunge;

109:3 und sie reden giftig wider mich allenthalben und streiten wider mich ohne Ursache.

109:4 Dafür, daß ich sie liebe, sind sie wider mich; ich aber bete.
Lügenzungen waren geschäftig wider den guten Namen Davids, aber er verteidigt sich nicht darob; er brachte sein Anliegen vor einen höhern Gerichtshof und flehte vor dem großen König der Könige. Das Gebet ist die sicherste Art, wie wir die Worte unsrer Hasser und Feinde widerlegen können. Der Psalmist betete nicht in kaltherziger Weise, er betete mit ganzer Hingebung seines Wesens, er legte seine ganze Seele und sein volles Herz in sein Gebet und spannte alle Nerven und Sehnen seines Wesens an, wie einst der Erzvater Jakob, da er mit dem Engel rang. So und nur so soll jeder von uns hineilen zum Gnadenthron. Gleichwie der Schatten keine Macht hat, weil ihm Wesen und Wirklichkeit mangelt, so hat ein Gebet keine Kraft, wenn in demselben nicht des Menschen eigenstes Ich völlig gegenwärtig ist in ringendem Ernste und mächtigem Verlangen; es ist ganz und gar unwirksam, denn es mangelt ihm gerade das, was ihm allein Kraft zu geben vermag. „Ernstliches Gebet“, sagt ein alter Gottesgelehrter, „ist wie eine Kanone, die vor den Toren des Himmels aufgepflanzt ist: es sprengt diese Tore.“ Die meisten unter uns leiden an dem allgemeinen Fehler, daß sie sich so leicht zerstreuen lassen. Unsre Gedanken irren unsicher hierhin und dorthin, und wir rücken fast gar nicht gegen das Ziel vor, das uns anliegt. Unser Gemüt ist wie Quecksilber, das nicht zusammenhalten will, sondern da- und dorthin auseinander fährt. Was ist doch das für ein großes Übel! Es bringt uns zu Schaden, und, was noch schlimmer ist, es beleidigt unsern Gott. Unermüdlichkeit und Ausdauer liegen in dem Sinn unsres Schriftwortes. David rief nicht bloß einmal zum Herrn, um darauf wieder in ein müdes Schweigen zu versinken; sein heiliges Anrufen hielt an, bis es Erhörung brachte. Beten muß bei uns keine Gelegenheitssache, es muß unser tägliches Geschäft, unsre Gewohnheit, unser Beruf sein. Gleichwie ein Künstler sich mit seinen Vorbildern, ein Dichter mit den Werken klassischer Schriftsteller abgibt, so müssen wir uns mit ganzer Seele dem Gebet widmen. Wir müssen ganz eingetaucht sein ins Gebet, als in unser Lebenselement, und beten ohne Aufhören. Herr, lehre uns beten, damit wir je mehr und mehr tüchtig werden zum Gebet. (Charles Haddon Spurgeon)

109:5 Sie beweisen mir Böses um Gutes und Haß um Liebe.

109:6 Setze Gottlose über ihn; und der Satan müsse stehen zu seiner Rechten.

109:7 Wenn er gerichtet wird, müsse er verdammt ausgehen, und sein Gebet müsse Sünde sein.

109:8 Seiner Tage müssen wenige werden, und sein Amt müsse ein anderer empfangen.

109:9 Seine Kinder müssen Waisen werden und sein Weib eine Witwe.

109:10 Seine Kinder müssen in der Irre gehen und betteln und suchen, als die verdorben sind.

109:11 Es müsse der Wucherer aussaugen alles, was er hat; und Fremde müssen seine Güter rauben.

109:12 Und niemand müsse ihm Gutes tun, und niemand erbarme sich seiner Waisen.

109:13 Seine Nachkommen müssen ausgerottet werden; ihr Name werde im andern Glied vertilgt.

109:14 Seiner Väter Missetat müsse gedacht werden vor dem HERRN, und seiner Mutter Sünde müsse nicht ausgetilgt werden.

109:15 Der HERR müsse sie nimmer aus den Augen lassen, und ihr Gedächtnis müsse ausgerottet werden auf Erden,

109:16 darum daß er so gar keine Barmherzigkeit hatte, sondern verfolgte den Elenden und Armen und Betrübten, daß er ihn tötete.

109:17 Und er wollte den Fluch haben, der wird ihm auch kommen; er wollte den Segen nicht, so wird er auch ferne von ihm bleiben.

109:18 Er zog an den Fluch wie sein Hemd; der ist in sein Inwendiges gegangen wie Wasser, und wie Öl in seine Gebeine;

109:19 So werde er ihm wie ein Kleid, das er anhabe, und wie ein Gürtel, mit dem er allewege sich gürte.

109:20 So geschehe denen vom HERRN, die mir zuwider sind und reden Böses wider meine Seele.

109:21 Aber du, HERR Herr, sei du mit mir um deines Namens willen; denn deine Gnade ist mein Trost: errette mich!

109:22 Denn ich bin arm und elend; mein Herz ist zerschlagen in mir.

109:23 Ich fahre dahin wie ein Schatten, der vertrieben wird, und werde verjagt wie die Heuschrecken.

109:24 Meine Kniee sind schwach von Fasten, und mein Fleisch ist mager und hat kein Fett.

109:25 Und ich muß ihr Spott sein; wenn sie mich sehen, schütteln sie ihren Kopf.

109:26 Stehe mir bei, HERR, mein Gott! hilf mir nach deiner Gnade,

109:27 daß sie innewerden, daß dies sei deine Hand, daß du, HERR, solches tust.

109:28 Fluchen sie, so segne du. Setzen sie sich wider mich, so sollen sie zu Schanden werden; aber dein Knecht müsse sich freuen.

109:29 Meine Widersacher müssen mit Schmach angezogen werden und mit ihrer Schande bekleidet werden wie ein Rock.

109:30 Ich will dem HERRN sehr danken mit meinem Munde und ihn rühmen unter vielen.

109:31 Denn er steht dem Armen zur Rechten, daß er ihm helfe von denen, die sein Leben verurteilen.1); 2)

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