Glaubens bekentnus der reformirten Evangelischen Kirchen in Deutschland.

Auff sonderbahren befehll, und anordnung
des
Durchlauchtigsten Hochgebornen Fürsten und Herrn,
Herrn Johannis Sigismunds,
Marggraffens zu Brandenburg, deß Heil. Römischen Reichs Ertz-Cämmerers, und Chuzfürstens ec.
Anderweit gedruckte

Glaubens bekentnus der reformirten Evangelischen Kirchen in Deutschland.

Cum Privilegio Electoral. Brandeb.

Zum achten mahl gedruckt,

Zu Franckfurt an der Oder, bei Friderich Hartman,
im Jahre nach der Geburt Christi, 1615.

An den Christlichen Leser.

Es sind jetzt acht und siebenzig Jahr, da der Durchleuchtigste, unnd Hochgeborne Fürst, Herr Joachim der ander, Marggraff zu Brandenburg, Chuerfürst, ec. Dem Papstumb abgesagt, sich zu der Evangelischen Religion bekant, unnd dieselbige offentlich in der Chuer und Marck Brandenburg hat predigen lassen. Ob nun wol hierdurch das Papstumb in diesen Landen, einen gewaltigen stos bekommen. So seind doch, neben dem Papistischen wahn von der gegenwart deß Natürlichen und wesentlichen Leibs Christi im Brod, auff welche das leidige Abgöttische Meßopffer gegründet ist, die Bäpstische Ceremonien, mehrertheils, in ihrem alten wesen verblieben. Daher es offtermals geschehen, das, wan aus andern Lutherischen Kirchen, guthertzige Leuth, ja wenn Papisten alhero kommen, und das Kirchen gepräng angesehen, sie nicht anders gemeint, als wenn es noch Papistisch allhie were. Damit nu die Märckische Kirchen andern Evangelischen, zuvorderst aber der Uhralten Apostolischen Kirchen, allgemach ehnlicher, und gleichförmiger würden, haben die hochlöbliche Fürsten und Herren, Herr Johan Georg, und Herr Joachim Fridrich, beyde Marggraffen zu Brandenburg, und Churfürsten, ec. an ihrem fleisse nichts lassen erwinden, und dabey gethan, was ihnen nach gelegenheit derselbigen zeiten zu thun ist müglich gewesen. Dann es hat Herr Johan Georg Marggraff und Churfürst, balt zu eintrettung I. Churfürstlichen G. regierung, den Theologis befohlen, das nicht allein die Agenda, oder Kirchenordnung, sondern auch das Cantional, Missal, Brevir, durchsehen, und allem dem, was unordentlichs und ergerlichs geschehen, vornemlich in euserlichen Ceremonien, geprängen, Gesängen auß Gottes wort, und Apostolischem Kirchengebrauch geholffen, Gottlose superstitiones und mißbreuche nidergelegt, und was mehr ungereimbtes, wider Gottes wort, von Menschen eingemenget, außgemustert, ja gantz und gar verworffen würde, wie solches mit mehrerm aus der Vorrede, uber das Anno 1577. getruckte Breviarum zuevernehmen.

Weil aber diesem statlichen befehlich, nicht allerdings der gepür nachgesetzt, Als hat der fromme Gottselige Fürst, Herr Joachim Friderich, Marggraff und Chuerfürst, viel Götzenbilder aus der Thumbkirchen, die elevation wie dann auch die leidige Monstrantz und Procession miit allen Bäpstischen Bischoffshüten abzuschaffen befohlen, und damit allerwelt zuerkennen geben, was I. Chuerf. Gn. von den ubrigen Götzen, Meßgeräth, und Chorgesäng des Bapstes halte. Diesen löblichen Exempeln, zuvorderst aber dem befehlich des Allmechtigen GOTTes zufolge, hat der Durchleuchtigste, Hochgeborne Fürst und Herr, Marggraff Johan Sigismundt Churfürst, ec. ihme aus Christlichem, und recht Fürstlichem eyffer vorgenommen, die noch hinterbliebene unsauberkeit deß Bapstthums aus dem Schaffstall Christi vollend auszufegen, Hergegen aber, was der Bapst außgemustert, wider in die Kirch GOttes einzuführen. Dieses recht Fürstliche und Christliche vorhaben, wie es von allen Gottseligen Leuten, in, und ausser Teutschland gerühmet, unnd gepriesen wird: Also wird es von etlicihen unbesonnenen, gelestert, und vor Calvinisch ausgeschrien, gleich als wann das guet Calvinisch, das ist, wie sie es auslegen, Kätzerisch sey, Wenn man nicht allein also lehret, wie das Wort Gottes lehret, (daß nemblich Christus gen Himmel gefahren sey, und das Nachtmal zu seiner gedächtnus gestifftet habe, bis das er komme) Sondern wenn man auch die Ceremonien also anstellet, wie sie Gott anzustellen hat befohlen, Und mit nahmen, wenn man des Bapstes Götzen aus den Kirchen weg thuet, wie Gott alle götzen wegzuthunbefohlen, Item, wenn man die zehen Gebot dem Volck Gottes gantz fürspricht, wie sie Gott selbst auf dem Berge Sinai seinem Volck hat fürgesprochen. Item, wenn man also in den Kirchen singet und betet, das es auch ein armer Laye verstehen, und Amen dazu sagen kan: Wie es der Geist Gottes bey den Corinthern haben wolte, Unnd entlich, wenn man das Brodt bricht beym Nachtmal, gleich wie Christus, in der Nacht, da er verrathen ward, das Brodt nam, und dancket und brachs, ec.

Nu finden sich viel gutherzige Leute, welche sagen, sie können mit der Einführung des Brotbrechens bey dem NAchtmal, mit der verwerffung der mündlichen niessung des Leibs unnd Bluts Christi im Abendmal, und dann mit abschaffung der ubrigen Bäpstischen Ceremonien, wol zufriden sein, allein besorgen sie sich, es möchte etwas anderst darhinder sein, das ist, es möchte vielleicht I. Churf. Gn. die schreckliche Lehren, welche man den genannten Calvinisten zumisset, inn Ihrer Landen Kirchen lassen einführen, Als:

  1. Das GOtt nicht Almechtig sey:
  2. Das Gott ein ursacher der sünden sey:
  3. Das die Göttliche und Menschliche Natur in Christo, durchaus keine thätliche unnd wirckliche Gemeinschafft miteinander haben:
  4. Das, wer zum ewigen Leben versehen sey, seelig werden müsse, er sey so Gottlos, als er immer wolle, ec.

Damit nun solchen gedancken bey zeiten vorgebawet werde, Ist vor rathsam angesehen worden, das man die Glaubens bekandnus derjenigen, welcher Lehre, unter dem verhasten Nahmen der Calvinisten, dem gemeinem Volck wird verdechtig gemacht, allhie auffs newe liesse aufflegen, auff das männiglichen kund würde, was das für ein Glaube sey, zu welchem ssich I. Churf. Gn. wieauch deroselben Eltester Sohn Herr Georg Wilhelm, unnd eltister Bruder Herr Johan Georg, Stadthalter, beyde Marggraffen zu Brandenburg, ec. offentlich bekennen, und also allen lästern und verleumdern desto eher das maul gestopffet würde.

Wer nun dieser Bekantnus in der forcht GOttes wil nachdencken, der wirds innen werden, was hinder der vorgenommenen Chuer Brandenburgischen Kirchen reformation stecke, Nembliich das, das I. Chuerf. Gn. sinn und meinung ist, Christus der HErr allein, sol in I. Chuerf. Gn. Landen mit seinem Wort herrschen, aller Menschen tand und Aberglaube solle weichen, und aus den schrifften der Propheten und Aposteln allein sollen die unterthanen unterwiesen werden, wie sie recht glauben, Christliich leben, und seelig sterben können.

Welches herrliche werck ja von keinem verstendigen menschen zutadeln, von allen Gottesfürchtigen aber, höchlich zu rühmen ist. Und bezeugen wir mit Gotte, deme aller Menschen hertzen , und gedancken offen und unverborgen: das kein anders hierunter stecke, noch gesucht werde. Wie uns, und unsere lehren, von etlichen, zu verwirrung des gemeinen Mannes schuld geben werden wollen. Signatum, zu Cölln an der Sprew, den 10. tag Maii, Jahres 1614.

Inhalt dieser Glaubensbekantnus

In dieser Glaubensbekandnuß wird gehandelt:

  1. Von grunde der rechten Religion.
  2. Von Gott.
  3. von der Schöpfung.
  4. Von der Fürsehung.
  5. Vom Fall der Engel und Menschen und ursprung der Sünden.
  6. Von der straff deß falls.
  7. Von der Erlösung deß menschliichen Geschlechts.
  8. Von der Person Christi.
  9. Von dem Ampt Christi.
  10. Von dem jetzigen zustand Christi.
  11. Von der krafft des todes Christi.
  12. Von der gerechtigkeit deß Glaubens.
  13. Von den kenzeichen des rechten Glaubens.
  14. Vom ursprung deß Glaubens.
  15. Von der gnadenwahl.
  16. Von den Sacramenten.
  17. Von der Taufe.
  18. Vom Nachtmal.
  19. Von der eusserlichen Ceremonien der Sacramenten.
  20. Von unbilligerstimmelung der zehen Gebot.
  21. Beschluß.

Glaubens Bekantnus:

1. Vom grunde der rechten Religion.

I. ERstlich, gläuben wir, unnd haltens für gewiß, daß man sich in glaubenssachen auff keines menschen ansehen, sondern allein auff gottes wort gründen sol. Denn es stehet geschrieben:
Nach meinen gebotten solt ihr leben, nicht nach den gebotten ewrer Väter. (Ezech. 20. 18. 19.)

II. ZUm andern gläuben wir, das niemand Gottes Wort kan recht verstehen, es sey denn das ihn GOTT durch seinen Geist erleuchte. Denn es stehet geschrieben:
Der natürliche Mensch vernimt nichts vom Geiste Gottes. (1. Cor. 2. 14.)
Item: Uns aber hat es Gott offenbaret durch seinen Geist. (1. Cor. 2. 10.)

III. ZUm Dritten, gläuben wir, das GOtt seinen Geist niemande versage, der ihn herzlich und mit gewisser zuversicht darumb bittet. Denn es stehet geschrieben:
So ihr, die ihr arg seyt, könnet ewren kindern gute gaben geben: viel mehr wird der Vater im himmel den heiligen Geist geben denen, die ihn bitt. (Luc. 11. 13.) Item: Alles, was ihr bittet im gebet, so ihr gleubet, so werdet ihrs empfahen. (Matth. 21. 22.)

Doch muß solch gebett geschehen in der furcht GOttes, und mit einem solchen fürsatz, das wenn GOtt inem seinen willen geoffenbaret, er demselben folgen wölle, es gereiche ihm bey der welt zur ehre oder zur schande, zum nutzen oder zum schaden. Denn es stehet geschrieben:
So jemand wil thun den willen des, der mich gesand hat, Der wird innen werden, ob diese lehre von Gott sey. (Joh. 7. 17.)

Von denen aber, die auff zeitliche ehre sehen, und des glaubens halben ihnen keinen unglimpff bey den Menschen machen wollen, stehet geschrieben:
Wie könt ihr glauben, die ihr Ehre von einander nemet, und die ehre die von Gott alleine ist, suchet ihr nicht. (Joh. 5. 44. )

Und von denen, so hindan gesetzt die furcht Gottes, in sünden wider ihr gewissen leben?
Die welt kan den Geist der warheit nicht empfangen. (Joh. 14. 17.)

2. Von Gott

IV. Wir gleuben ferner und bekennen, daß ein einiger wahrer Gott sey, der Vater sampt den Sohn und heiligem Geiste. Denn es stehet geschrieben:
Höre Israel, der HERR unser Gott, ist ein einiger HERR. (Deut. 6. 4.).

Und gleichwol hat sich dieser einiger HErr also geoffenbahret, das er sey der Vater, der Sohn, unnd der heilige Geist. Wie geschrieben stehet:
Täufet in namen des Vaters, und des Sohns, und des heiligen Geistes. (Matth. 28,19).

Und Johannes sagt außdrücklich:
Wer den Sohn leugnet (wie ihn dann die Jüden und die Türcken leugnen) der hat auch den Vater nicht. (1. Joh. 2. 23.

3. Von der Schöpffung.

V. Wir gleuben unnd bekennen, das der einige wahre Gott, der Vatter, Sohn, unnd heilige Geist, himmel und erden und alle ding auß nichts erschaffen. Denn es stehet geschrieben:
Im anfang schuff Gott himmel und Erden. (Gen. 1. 1.) Item: Alle ding sind durch das Wort (das ist, durch den Sohn Gottes)gemacht. (Joh. 1. 3. Col. 1. 16. Heb. 1. 2.) Item: Der Himmel ist durchs Wort des HERRN gemacht, unnd all sein heer durch den Geist, seines mundes. (Psal. 33. 6. )

4. Von der Fürsehung.

VI. WIR gleuben und bekennen, das Gott, wie er alle ding erschaffen also auch alle ding in seiner hand habe, erhalte und regiere, so lange und auff was weise es jm gefellet. Denn es stehet geschrieben:
In jm leben, weben und sind wir. (Act. 17. 28.) Item: Unser Gott ist im himmel, er kan schaffen, was er wil. (Psal. 115. 3.)

Und weil er kan schaffen was er wil, so kan er auch verhindern, was er nicht wil geschehen lassen: Darumb geschicht nichts ohn Gottes verhengnus. Wie abermal geschrieben stehet:
Kauffet man nit zween sperling umb einen pfennig, noch felt derselben keiner auff die Erde, ohn ewren Vatter? (Matth. 10. 29.)

Dannenher wir wissen, das uns keine Creatur kan schaden ohn den willen GOttes, der nichts uber uns wird verhengen, alß was uns zum besten dienet. (Rom. 8. 29.)

VII. WIr gleuben und bekennen, daß Gott was er jedeßmal thut oder verhenget, also zu thun oder zu verhengen von ewigkeit zuvor gewust, unnd zu einem guten ende beschlossen habe. Denn es stehet geschrieben:
Gott sind alle seine werck bewust von der Welt her. (Actor. 15. 18.) Item: Gott wircket alle ding nach dem rath seines willens. (Eph. 1. 11.) Item: Ihr gedachtets böse mit mir zu machen, gott aber gedacht es gut zu machen, das er thete, wie es jetzund am tage ist, zu erhalten viel volcks. (Gen. 50. 20.) Item: Warlich, ja sie haben sich versamlet uber dein heilig kind Jesum, welchen du gesalbet hast, Herodes, und Pontius Pilatus, mit den Heiden und dem Volck Israel, zu thun was deine hand unnd dein rath zuvor gedacht hat, das es geschehen solte. (Act. 4. 27.)

5. Vom fall der Engel und Menschen, und vom ursprung der sünden.

VIII. WIR gläuben unnd bekennen, das die sünde, die in der Welt ist, ob sie schon nicht geschiehet ohne Gottes verhengnus, dennoch nicht von Gott herkomme, sondern von dem Teuffel und seinen Engeln, die Gott anfangs gut erschaffen hat: sie sind aber mutwillig von GOtt abgefallen, und haben auch unsere erste Eltern verführet, das sie gleichfals von Gott abgefallen, und sich unnd alle ihre Nachkommene auß freiem willen in die sünd und tod gestürtzet haben, da sie doch Gott anfänglich zu seinem bilde und zu seliger unsterbligkeit erschaffen hatte. Denn es stehet geschrieben:
Und Gott sahe an alles was er gemacht hatte, unnd sihe es war sehr gut. (Gen. 1. 31.)

Item von dem Teuffel:
Er ist nicht bestanden in der warheit. Item: Wenn er die lügen redet, so redet er von seinem eigenen denn er ist ein lügner, und ein vatter derselbigen. (Joh. 8. 44.)

Von den Menschen aber:
Und Gott schuff den menschen im zum bilde, das ist, zu seiner Erkantnus, und in rechtschaffener gerechtigkeit und heiligkeit. (Gen. 1. 27. Col. 3. 10. Eph. 4. 26.) Item: Die schlange betrog mich, das ist, der Teuffel. Denn der Teufel ist die alte schlang, der die gantze welt verführet. (Gen. 3. 13. Apo. 12. 9.) Item: Durch einen menschen ist die sünd in die welt kommen, und der tod durch die sünde. (Ro. 5. 12. 16. 17. 18. 19.) Dannenher ist des menschen tichten und trachten böse von jugend auff. Und wir sind alle von natur kinder des zorns. (Gen. 6. 5. Gen. 8. 21. Eph. 2. 3.).

IX. DOch gleuben unnd bekennen wir beyneben, daß, nachdem der Teuffel und die Menschen die Sünde haben inn die welt bracht, Gott der HErr auß gerechtem urtheil offtmal sünde mit sünden, item, einen bösen buben mit dem andern straffet, auch etwa seine liebe kinder durch die sünde böser buben züchtiget. Wie dessen alles viel Exempel in der Schrifft zu finden, als da gesaget wird von den abgöttischen Heiden:
Sie haben verwandelt die herrligkeit deß unvergenglichen Gottes in ein bilde gleich dem vergenglichen menschen, und der vögel, und der vierfüsigen und kriechenden thiere. Darumb hat sie Gott auch dahin gegeben in ihrer hertzen gelüste, in unreinigkeit, zu schenden ihre eigene leibe an inen selbst. (Rom. 1. 23. 24.)
Item von Simei, der seinem könig David flucht:
Der HERR hats ihn geheissen. (2. Sam. 14. 10.)

6. Von der strafe des falls.

X. WIr gläuben und bekennen, das Gott den Teuffel und seine Engel von wegen ihres mutwilligen abfalls in ewigkeit hat verstossen, und nimmermehr wider zu gnaden wird annemen. Denn es stehet geschrieben:
Gehet hin in das ewige fewr, das bereit ist dem Teuffel und seinen Engeln. (Matth. 25. 41.)

XI. WIr gläuben und bekennen, das GOtt wol fug unnd macht gehabt, uns menschen gleichfals zuverstossen, Sintemal wireben so wol als die bösen Engel, von GOTt abgefallen, und sein gebot ubertreten haben, ungeachtet daß er uns so hart gedrewet unnd gesprochen:
Welches tages du von diesem baum issest, wirst des tods sterben. (Gen. 2. 17.) Verstehe nicht allein deß zeitlichen, sondern auch des ewigen tods, welcher ist die ewige pein und qual, In dem pful, der mit fewer und Schwefel brennet. (Apoc. 21. 8.)

7. Von der Erlösung des Menschlichen Geschlechts.

XII. ABer GOTT hat nicht mit uns gehandelt wie wirs verdienet hatten, sondern nach seiner grossen barmhertzigkeit hat er sich unser wieder angenomen, und ehe er das gantze menschliche Geschlecht verderben liesse, ehe hat er seinen sohn für uns dahin gegeben, wie geschrieben stehet:
Also hat Gott die welt geliebet, das er seinen eingebornen Sohn gab, auff das alle die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige leben haben. (Joh. 3. 16.)

XIII: UNd solches hat Gott gethan nach seinem ewigen rath und fürsatz, wie abermal geschrieben stehet:
Ihr seyt erlöset mit dem blut Christi, als eins unschüldigen, unbefleckten lambs, der zwar zuvor versehen ist, ehe der welt grund geleget ward, aber offenbahret zu den letzten zeiten. (1. Petr. 1. 19.20.

XIV. DIeweil nun nach der gnedigen versehung GOttes der sohn Gottes solte unser Mitler werden, so muste er auch mensch werden, das ist, menschliche natur an sich nemen, auff das er inn angenommener menschheit den tod für uns leiden, und also unsere sünde büssen und bezahlen köndte. Wie geschrieben stehet:
Nach dem nu die kinder fleisch und Blut haben, ist ers gleicher masse theilhafftig worden, auff daß er durch den tod die macht neme deme, der deß todes gewalt hatte, das ist, dem Teuffel: und erlösete die, so durch furcht des todes im ganzen leben knechte seyn musten. (Heb. 2. 14.)

XV. UNd das solches solte geschehen, hat Gott von anbegin verheissen, wie geschrieben stehet:
Deß weibssamen sol der schlangen den kopff zertreten. (Gen. 3. 15.)

XVI. ABer in den letzten tagen erst geleistet, wie geschrieben stehet:
Da die zeit erfüllet war, sandte Gott seinen sohn geboren von einem weibe (nemblich von der Jungfraw Maria) unnd unter das gesetz gethan, auff daß er die, so unter dem GEsetz wahren, erlösete. (Gal. 4. 4.)

8. Von der Person Christi

XVII. GLäube demnach von der person Christi, daß er nit ein blosser mensch sey, wie die Arrianer gläuben: Sondern daß er sey der ewige allmehtige Sohn GOttes, der in der letzten zeit der Welt hat menschliche Natur an sich genommen, und da er vorhin alleine GOtt war, jetzund zugleich Gott unnd Mensch ist, unnd in ewigkeit bleiben wird. Denn es stehet geschrieben
Im anfang war das Wort, (das ist, der sohn gottes) und das Wort ward fleisch. (Joh. 1. 1. 14.) Item: Der Sohn Gottes, durch welchen Gott die welt gemahct hat, und der da alles treget mit seinem kräfftigen wort, der hat den samen Abrahams an sich genommen. (Heb. 1. 2. 3. Heb. 2. 16.) Item: JEsus Christus, ob er wol in göttlicher gestalt war, hielt ers nicht für einen raub GOTT gleich seyn, sondern eussert sich selbst, und nam Knechtsgestalt an, ward gleich wie ein andrer Mensch erfunden: Er nidriget sich selbst, und ward gehorsam bist zum tode, ja zum tode am Creutze. (Philip. 2. 5. 6. 7. 8.) Item: Er mußte aller ding seinen brüdern gleich werden. (Hebr. 2. 17.) Item: Er ist versucht allenthalben, gleich wie wir, doch ohne sünde. (Heb. 4. 15.)

XVIII. UNd weil nu Christus Gott und mensch ist, so gläuben wir, daß man auch von ihm kan sagen, alles was von Gott, und alles was von einem menschen gesaget werden mag. Jenes, dieweil er Gott ist, unnd nach der Gottheit: Dieses, weil er Mensch ist, unnd nach der menschheit. Zum exempel:

Es wird von ihm gesaget an einem ort der Schrifft:
Sein außgang sey von ewigkeit. (Mich. 5. 2.)

An einem andern ort:
Er sey geboren in der fülle der zeit (Gal. 5. 4.) oder zu den letzten zeiten. (1. Pet. 1. 20.)

Beydes ist wahr, jenes nach der Gottheit: Dieses, nach der menschheit. Wie uns die Apostel unterscheiden lehren, alß da Paulus spricht:
Er ist geboren von dem samen Davids nach dem fleisch (das ist, nach der menschheit) und erweiset der allmächtige Son Gottes nach dem Geist (das ist, nach der Gottheit) (Rom. 1. 3. 4.) Und Petrus: Er ist getödtet nach dem fleisch, aber lebendig gemacht nach dem Geist. (1. Pet. 3. 11.)

9. Von dem Ampte Christi.

XIX. VOn dem ampte Christi gleuben wir, das er sey unser Seligmacher der uns durch seinen tod mit Gott versöhnet, und solche versöhnung uns verkündiget, unnd noch leßt verkündigen, und dieselbige seinen gleubigen zueignet, und sie in ewigkeit darbey erhelt, und schützet, Denn es stehet geschrieben:
Jesus Christus ist in die welt komen, die sünder selig zu machen. (1. Tim. 1. 15.) Item: Christus ist für uns gestorben. (Rom. 5. 8.) Item: Gott war in Christo, und versöhnt die welt mit jhm selber, und rechnet jnen jhre sünde nicht zu: und hat unter uns auffgerichtet das wort der versöhnung. (2. Cor. 5. 19.) Item: Ich gebe meinen schafen das ewige leben, unnd sie werden nimmermehr umbkommen, unnd niemand wird sie auß meiner hand reissen. (Joh. 10. 28.)

10. Von dem itzigen zustand Christi.

XX. VOn dem itzigen zustand Christi gleuben wir, daß er mit seinem leibe nicht mehr auff erden sey: sondern daß er viertzig tag nach seiner aufferstehung auffgefahren sey gen himmel, und im himmel sitze zu der rechten GOttes, als dem der vatter alle vollmacht und regierung ubergeben, uber alle creaturen im himmel unnd auff erden, uns zu troste. Und das er von dannen werde wider kommen am jüngsten tage, zu richten die lebendigen und die todten. Denn es stehet geschrieben:
Ich verlasse die welt, und gehe zum Vater. (Joh. 16,28.) Item: Ich fahre auff zu meinem Vatter. (Joh. 20. 17.) Item: Er schied von ihnen, und fuhr gen himmel. (Luc. 24. 17.) Item: Er ist eingegangen in den himmel selbst, nu zu erscheinen für dem angesicht Gottes für uns. (Heb. 9. 34.) Item: Ihr habt allezeit arme bey euch, mich aber habt ihr nicht allezeit. (Matth. 26. 11.) Item: Gott hat ihn gesetzt zu seiner rechten, im himmel, uber alle fürstenthume, gewalt, macht, und herrschaft. (Eph. 1. 21.) Item: Mir ist gegeben aller gewalt im himmel und auff erden. (Matth. 28. 18.) Item: Suchet was droben ist, da Christus ist, sitzend zu der rechten Gottes. (Col. 3. 1.) Item: Dieser Jesus, welcher von euch ist auffgenommen gen Himel, wird kommen wie ihr ihn gesehen habt gen himmel fahren. (Act. 1. 11.) Item: Welcher muß den himel eynnemen, biß auff die zeit, da herwider bracht werde alles was Gott geredet hat durch den mund aller seiner heiligen Propheten, von der welt an. (Act. 3. 21.)

XXI. Wir gleuben aber auch ferner, daß ob schon Christus jetzt nicht mehr bey uns ist nach seiner menschheit: daß er dennoch bey uns sey, und alle zeit bey uns bleiben werde nach der Gottheit. Sintemal er gesprochen:
Ich bin bey euch alle tage, biß an der welt ende. (Matth. 28,20) Item: Wo zween oder drey versamlet seyn in meinem namen, da bin ich mitten unter ihnen. (Matth. 18,20)

XXII. UNd solche seine gegenwertigkeit ist uns nutz und trostlich. Denn wenn er bey uns ist mit seiner göttlichen allmacht, so kan er uns wol helffen in allen unsern nöten, ob er schon mit seinem leibe nicht zugegen ist: gleich wie ihm das der Hauptmann von Capernaum zutrawete, da er sprach:
Herr, ich bin nicht wärth, daß du unter mein dach gehest, sondern sprich nur ein wort, so wird mein knecht gesund. (Matth. 8, 8.)

Welchen glauben Christus höchlich rühmete, und sprach:
Warlich ich sage euch, solchen glauben hab ich in Israel nicht funden. (Matth. 8, 10.

XXIII: WEnn wir aber gleuben solten, das Christus uns nicht helffen könte, er were dann leiblich bey uns: Das were nit allein seiner göttlicihen allmacht verkleinerlich: sondern auch, wenn wir glaubten, das Christus noch leiblich bey uns auff erden were, so würde durch solchen glauben uns unser höchster trost benomen.
Denn, so ich nicht hingehe, spricht Christus, so kompt der Tröster (der heilige Geist) nicht zu euch. (Joh. 16,7.)

Und der Apostel an die Hebreer.
Wenn er nu auff erden were, so were er nicht Priester. (Heb. 8, 4.) Das ist, so were er nit unser versöhner und fürsprecher bey dem Vatter.

Wehe aber uns elenden menschen, wenn wir Christum nicht zum Fürsprecher, und den heiligen Geist nicht zum Tröster haben solten? Darumb spricht Christus mit grossem Ernst zu seinen Jüngern:
Dieweil ich solches zu euch geredt habe (das ich nemlich hingehe zum Vatter) ist ewer hertze voll trawrens worden. (Joh. 16, 6.)
Aber ich sag euch die warheit, es ist euch gut, das ich hingehe: Denn so ich nicht hingehe, so kompt der tröster nicht zu euch, So ich aber gehe, wil ich ihn zu euch senden Und der sol bey euch bleiben ewiglich. (Joh. 14. 16.)

Und weil der bey uns bleibt, so wissen wir auch, daß Christus bey uns ist: wie geschrieben stehet:
Daran erkennen wir, daß er in uns bleibet, an dem Geist, den er uns gegeben hat. (Joh. 3, 24.)

XXIV. UNd wird drumb die persönliche vereinigung beyder naturen in Christo nicht getrennet, ob er schon mit der menschlichen natur nicht allenthalben ist, wie mit der göttlichen. Denn die Persönliche vereinigung bringet das gar nicht mit sich, das die menschliche natur eben so wol unendlich und zugleich an allen orten gegenwertig sein müsse, als die göttliche. Sonst müßte folgen, daß die gantze zeit uber, als Christus noch auff erden war, das ist, in die vier und dreissig jahr lang, entweder die persönliche vereinigung der beyder Naturen, in Christo noch nicht geschehen, oder die Evangelisten falsch geschrieben haben, daß er nach der menschheit nicht an allen orten, Sondern jetzt in Mutterleib, jetzt in der krippen, jetzt zu Bethlehem, jetzt in Egypten, jetzt zu Nazareth, jetzt zu Cana in Galilea, jetzt zu Capernaum, jetzt zu Bethanien, jetzt nicht zu Bethanien, jetzt am Oelberg, jetzt im Richthauß, jetzt am Creutz, jetzt vom Creutz, jetzt im Grabe, jetzt nicht im Grab, jetzt im garten bey JErusalem, jetzt in Galilea, jetzt auff dem berge, jetzt vom berge, und in er höhe, ec. sey gewesen. In summa, Christus bleibet wol Gott und mensch in einer unzertrenten Person, ob er schon mit seinen Menschlichen gliedmassen nicht zugleich an allen orten ist, wie mit seiner göttlichen allmacht, ec.

11. Von der krafft des todes Christi.

XXV. VOn der krafft des todes Christi gleuben wir, daß obschon der tod Christi die versöhnung ist für der gantzen welt sünde, wie Johannes redet: gleichwol solche versöhnung keinem menschen zu gutem kome, ohne allein denen, die an ihn gläuben. Denn es stehet geschrieben:
Auff daß alle die an ihn gläuben, nicht verloren werden, sondern das ewige leben haben. (Joh. 3,16.) Wer aber nicht gleubt, der wird verdammet werden. (Marc. 16, 16.) Item: Ueber deme bleibet der zorn Gottes, (Joh. 3. 36.) welcher nemblich von natur auff allen menschen liget, wie der spruch lautet: Wir sind alle von natur kinder des zorns. (Eph. 2. 3.)

12. Von der gerechtigkeit deß Glaubens.

XXVI. SO nu jemand an Christum gläubet, und das hertzliche vertrawen hat zu Gott, daß er umb deß blutvergiessens Christi willen ihm werde seine sünde verzeihen, und ihn annemen zu einem Kind unnd erben deß ewigen lebens, denselben spricht Gott loß von allen seinen sünden, und schetzt jn für so gerecht, als wann er nie keine sünde an sich gehabt oder begangen hette. Wie geschrieben stehet:
Die Gerechtigkeit für Gott, kommet durch den glauben an Jesum Christum, zu allen und auff allen, die da glauben. (Rom. 3,22.)

Und also wird erfüllet, was abermal geschrieben stehet:
Der mensch wird gerecht, ohne des gesetzes werck (das ist, one verdienst, und auß lauter gnade) allein durch den Glauben. (Rom. 3,23.)

13. Von den Kenzeichen deß rechten Glaubens.

XXVII. OB aber einer solchen Glauben unnd Vertrawen zu Gott habe: nicht aber mit falschem munde, wie die Heuchler, sich auf Christum ziehe und beruffe: das will bewisen seyn durch die werck der liebe. Denn es stehet geschrieben:
In Christo Jesu gilt weder beschneidung noch vorhaut etwas, sondern glaube, der durch die liebe thätig ist. (GAl. 3,8i.)
Das ist aber die liebe zu Gott, spricht Johannes, das wir seine gebot halten. (1. Joh. 5. 3.)

Und das ist die liebe des nechsten, das wir dem nechsten nichts böses, sondern guts thun nach unserm eussersten vermögen, wie geschrieben stehet:
Die Liebe thut dem NEchsten nichts böses. (Rom. 11. 10.) Item: Wir sollen auch das leben lassen für die brüder. (Joh. 10. 16.)

XXVIII. UNd gewißlich, wo der glaub an Christum bey dem menschen recht ist eyngewurtzelt im hertzen, und nicht nur schwebet auff der zungen, da lest er sich auch also mercken durch die wercke der liebe sintemal es unmüglich, daß einer der da gleubet, das GOtt seinen oshn für ihn hat sterben lassen, nicht hinwider Gott sollte lieben, unnd thun, was ihm lieb ist: Wie geschrieben stehet:
Die liebe Christi dringet uns also, sintemal wir halten, das so einer für alle gestorben ist, so sind sie alle gestorben, und er ist darum für alle gestorben: auff das die, so da leben, hinfort nicht ihnen selbst leben, sondern deme, der für sie gestorben und aufferstanden ist. (2. Cor. 5. 14.15.)

Darumb, wenn jemand sagt, er glaube an Christum, und hoffe durch ihn selig zu werden, und unter deß in sünden lebet und verharret, dem gleuben wirs nicht, das er solchen glauben und hoffnung habe. Denn es stehet geschrieben:
Ein jeglicher der solche hoffnung hat zu ihm, der reiniget sich, gleich wie er auch reine ist. (Joh. 3. 3.) Item: Ist jemand in Christo, so ist er eine newe creatur. (2. Cor. 5. 17.) Item: Welche Christum angehören, die creutzigen ihr fleisch sampt den lüsen und begierden. (Gal. 5. 24.)

XXIX. UNd das ist der bund Gottes mit uns menschen, dessen so offt in der Schrifft gedacht wird, das nemlich GOTt uns wölle gnedig seyn umb Christi willen, wir aber sollen solche seine gnade mit danck erkennen, und hinwider ihme getrewlich dienen: und wer das zu thun, sich nicht mit allem ernst befleisset, demselben wird GOtt seine angebottene gnad nicht widerfahren lassen, Sondern
Die gnade des HErrn ist bey denen, die seinen bund halten, unnd gedencken an seine gebott, daß sie darnach thun. (Ps. 103. 19.) Aber zum gottlosen spricht Gott, Was nimpstu meinen bund in deinen mund, so du doch zucht hassest, und wirffest meine wort hinder dich ec. (Ps. 50. 16. 17.)

Wer aber thut, so viel er weiß unnd thun kan auß verleihung GOTtes, mit dessen ubrigen schwachheiten wil GOtt nicht allein gedult habem, umb Christi willen, sondern er wil ihm auch je lenger je mehr guts zu thun, durch seinen Geist verleihen, wie geschrieben stehet:
Wer da hat, dem wird gegeben werden, und wird die fülle haben: Wer aber nicht hat, dem wird auch das er hat, genomen werden. (Matth. 25. 29.)

14. Vom ursprung des Glaubens

XXX. WIR gleuben ferner, das Gott die Predigt seines wortes hat verordnet, den glauben an Christum in uns zu wircken. Denn es stehet geschrieben:
Wie sollen sie gleuben, von dem sie nichts gehöret haben: Wie sollen sie aber hören, ohne predigt: Wie sollen sie aber predigen, wo sie nicht gesandt werden, ec. So kompt der glaube aus der predigt, das predigen aber aus dem wort Gottes. (Rom. 10. 14. 15. 17.)

XXXI. WIr gleuben auch beneben, wie schon zuvor berühret, das der Mensch durch den fall also verderbt ist, daß er die predigt deß Evangelii von Christo nicht kan verstehen und derselben beypflichten, es sey denn das jm Gott durch seinen Geist das hertz eröffne unnd lencke. Denn es stehet geschrieben:
Niemand kan Jesum ienen Herren nennen (das ist, für seinen Herren und Seligmacher erkennen) ohn durch den heiligen Geist. (1. Cor. 12. 3.) Item: Es kan niemand zu mir kommen, es sey denn daß jhn der Vatter ziehe. (Joh. 6. 44.)

XXXII. DArumb halten wirs gewiß dafür, das der glaube sey eine sonderbahre gabe Gottes. Denn es stehet geschrieben:
Der glaube ist nicht jedermans ding. (1. Thess. 3. 3.) Item, Aus gnaden seyt ihr selig worden durch den glauben, unnd dasselbige nicht aus euch: Gottes gabe ist es, nicht aus den wercken, auf daß sich nicht jemand rühme. (Eph. 2. 8.)

XXXIII. UNd diese gabe gibt GOtt wem er wil. Denn es stehet abermal geschrieben:
Er erbarmet sich wessen er will, und verstocket welchen er wil. (Rom. 9. 18.)

XXXIV. DOch thut GOtt niemand unrecht. Denn, sie sind allzumal sünder (Rom. 3. 23.) und derwegen würdig, daß sie Gott alle verstockte.

Unnd etliche insonderheit sind so halsstarrig, daß sie mit sehenden augen nicht sehen wöllen: Denen geschicht dann recht, wann sie Gott volends gar verblendet, und es wird ihnen auch gewißlich widerfahren, wie geschrieben stehet:
Dafür, daß sie die liebe zur warheit nicht haben angenomen, das sie selig würden, darumb wird jhnen Gott krefftige jrthumb senden, daß sie glauben der lügen, auff daß gerichtet werden alle, die, der warheit nicht gleuben, sondern lust haben an der ungerechtigkeit. (2. Thess. 2. 6. 11. 12.)

15. Von der Gnadenwahl.

XXXV. WIR gleuben ferner, das welchen Gott den glauben gibet, dieselbigen zum ewigen leben sind erwehlet. Dann es stehet geschrieben:
Es wurden gleubig wie viel jhr zum ewigen leben verordnet waren. (Act. 13. 48.)

XXXVI. UNd hinwider, das welche Gott zum ewigen leben hat erwehlet, denselbigen gibt er auch den glauben an Christum, und den fürsatz und fleiß eines Christlichen guten lebens und wandels. Denn es stehet geschrieben:
Er hat uns erwehlet durch Christum, ehe der welt grund geleget war, das wir solten seyn heilig und unstrefflich für ihm in der lieben: Und hat uns verordnet zur kindschafft, gegen ihm selbst durch Jesum Christ, nach dem wolgefallen seines willens, zu lob seiner herrlichen gnade, durch welche er uns hat angenem gemacht in dem geliebten. (Eph. 1. 4. 5. 6.)

XXXVII. DArumb das ein gottlose rede ist, wenn die spötter sagen: Hat mich GOtt erwehlet, so werde ich selig, ich mache was ich wolle (Eph. 1. 4.) Denn hat dich Gott erwelet, das du selig werdest, so hat er dich erwehlet, das du solt heilig sein und unsträflich für jm in der liebe.

ITem, Welche Gott zum ewigen leben hat erwehlet, die behütet er auch, daß sie nicht in verdamliche jrthume oder beharrlichen unglauben und unbußfertigkeit gerathen. Denn es stehet geschrieben:
Wo es müglich were, so würden auch die außerwehlten in den jrrthumb verführet werden. (Matth. 24. 24.)

Mit welchen worten Christus klärlich zuverstehen gibt, es sey nit müglich.

XXXIX. DAher kompt es, daß die außerwehlten nicht verlohren werden.
Dieweil sie aus GOTtes macht durch den glauben bewahret werden zur seligkeit. (1. Pet. 1. 5.)

XL. WElches denn unser unnd aller außerwehlten kinder Gottes höchster trost ist, daß wir nemlich sagen können mit dem Apostel Paulo:
Ich bin gewiß, das weder tod noch leben, weder Engel noch Fürstenthumb, noch gewalt, weder gegenwertiges noch zukünfftiges, weder hohes noch tieffes, noch kein andere Creature mag uns scheiden von der liebe Gottes, die in Christo JEsu ist unserm HErrn. (Rom. 8. 38. 29.)

XLI. WIR gläuben ferner, daß wer da begeret zu wissen, ob er sey erwelet, der sols nicht suchen in geheimen rath Gottes, sonst wird ers nimmer finden.

Sondern, wer da wil wissen, ob er sey erwehlet, der glaube an Christum, so weiß ers. Dann alle, die da gläuben, sind erwehlet. Wie geschrieben stehet:
Der glaube ist der außerwelten Gottes. (Tit. 1. 1.)

Und die Verheissung bleibet unfehlbar.
Auf daß alle die an ihn gläuben, nicht verlohren werden, sondern das ewige leben haben. (Joh. 3. 16.)

Item: Wer da wil seiner gnadenwahl je lenger je gewisser werden, der werde je lenger je frömmer: Denn das thun die auserwelten. Das meynet Petrus, da er spricht:
Darumb, lieben brüder, thut desto mehr fleiß, ewren beruff unnd erwehlung vest zu machen. (2. Pet. 1. 10.)

XLII. UNd ob schon der glaube in uns etwan sehr gering ist, so sollen wir darumb nicht verzweifeln: Dann
Das zerstossene rohr wird er (Christus) nicht zerbrechen, und das glimmende tocht wird er nicht außleschen. (Jes. 42. 3.) Item: Wer da zu mir kompt, spricht Christus, den werde ich nicht hinaus stossen. (Joh. 6. 37.)

Das aber heist auch zu Christo kommen: begeren durch ihn selig zu werden. Wenn du nu die begierde hast, so wird er dich nicht verstossen, dein glaub sey so schwach als er wolle. Wer aber diese begierde nicht hat, der wird sich auch umb die Gnadenwahl nicht viel bekümmern.

Item: Ob wir schon etwan mit grossen fellen ubereilet werden: so sollen wir darumb nicht verzweifeln. Es sind vilen außerwehlten viel erschreckliche felle begegnet, alß dem Petro daß er Christum selbst verleugnete, ist dennoch ein außerwehlter Gottes gewest und blieben, welches er mit seiner busse hat bezeuget. Nach welchem Exempel ein jeder, der da gesündigt hat sol busse thun, das ist, seine sünde erkennen, und berewen, zu der gnad in Christo zuflucht haben, und was er böses gethan hat, nimmer thun, So wird ihn Gott nit verstossen. Denn es stehet geschrieben:
So wahr als ich lebe, spricht der HErr HErr, Ich hab keinen gefallen am tode des gottlosen, sondern das sich der gottlose bekehre von seinem bösen wesen und lebe. (Ezech. 33. 11.) Item: So jemand sündiget, so haben wir einen fürsprecher bey dem Vatter Jesum Christum den gerechten, derselbige ist die versöhnung für unsere Sünde. (1. Joh. 1. 1. 2.) Item: Wo die sünde mächtig worden ist, da ist doch die gnade viel mächtiger worden. (Rom. 5. 21.)

16. Von den Sacramenten.

XLIII. UNd eben darumb weil Gott bewust war, daß wir von natur zum zweifel sind geneigt: hat er sein gnade in Christo, nicht alleine mit verstendlichen worten uns verheissen, sondern auch mit sichtbarn zeichen, welche man Sacramenta nennet, fürgebildet, bestetiget, und versigelt: Daß wirs also nicht alleine mit den ohren hören, sondern auch mit den augen sehen, und also zu reden, mit allen unsern sinnen, fühlen, greifen, und empfinden könten, wie er gegen uns gesinnet sey.

17. Von der Taufe.

ALs erstlich mit dem wasserbad der Tauffe hat er uns bestetiget die Verheissung, daß er umb des Blutvergiessens Christi willen uns wölle für gewaschen halten, und reine schetzen von allen unsern sünden, und durch seinen heiligen Geist je lenger je mehr ernewern zu einem reinen unbefleckten wandel, unnd endlich ewig selig machen.

Daß das die meinung sey der Tauffe, und daß darumb von der Taufe gesagt wird, sie sey das bad der widergeburt, sie reinige von sünden, und mache selig dieweil sie diese gaben Gottes uns gleubigen anbildet, und vergewissert, nicht aber, als wenn das wasserbad der Tauffe für sich selbst die sünd abwüsch, unnd uns selig machte: Das gleuben wir darumb, Denn es stehet geschrieben:
Nicht aber das abthun des unflats am fleische (nemlich, macht uns selig) sondern der bund eines guten gewissens mit GOTt. (2. Pet. 3. 1.)

Welcher nemlich durch die Taufe bestetiget wird, gleich wie er vorzeiten bestetiget ward durch die Beschneidung, an welcher stat die Tauffe ist kommen, wie geschrieben stehet:
Ihr seyt beschnitten mit der beschneidung Jesu Christi, in dem das ihr mit ihm begraben seit durch die Tauffe. (Coloss. 2. 11. 12.)

XLIV. GLeich nu wie vorzeiten die Beschneidung der Bund Gottes war genennet, dieweil sie war ein zeichen des bunds Gottes, und ein siegel der gerechtigkeit des gleubens, wie geschrieben stehet:
Das ist mein Bund. (Gen. 17. 18.)

Und bald drauff:
Das sol euch ein zeichen sein des bunds. (Gen. 17. 10.) Item: Abraham empfieng das zeichen der beschneidung zum sigel der gerechtigkeit des Glaubens. (Rom. 8. 11.)

Also wird jetzund die Taufe das bad der wiedergeburrt, unnd demnach auch des bundes und der kindschafft GOttes genennet, dieweil sie ist ein zeichen und siegel solcher gnaden GOttes. Und dieselbe gnade uns gläubigen so gewiß ist, so gewiß alß wir die Tauffe empfangen haben, laut der verheissung:
Wer da gleubet und getauffet wird, der wird selig werden. Wer aber nicht gleubet, der wird verdammet werden. (Marc. 16. 16.)

XLV. WEr da bleubet, nemlich, mit einem solchen glauben, der da thätig ist durch die liebe. Denn
In Christo Jesu gilt weder beschneidung noch vorhaut (und in gleichem weder Tauff noch Untauff) etwas, sondern der glaube, der durch die liebe thätig ist. (Gal. 5. 6.)

XLVI. DArzu wir denn auch in der Tauffe, als danckbare bundsgenossen gottes, uns verpflichten, und unser lebenlang verpflicht erkennen sollen, Wie geschrieben stehet:
Wie solten wir in sünden wöllen leben, der wir abgestorben sind: Wisset ihr nicht, daß alle die wir in Jesum Christ getaufft sind, die sind in seinen todt getaufft: So sind wir je mit im begraben durch die Tauffe in den Todt, auff das gleich wie Christus ist aufferweckt von den todten, also sollen auch wir in einem newen leben wandeln. (Rom. 6. 2. 3. 4.).

XLVII. UNd wer nu also wandelt, der ist ein rechter widergeborner Gottes. Wer aber nicht also wandelt, der ist noch nicht auß Gott geboren, ob er schon getaufft ist. Denn es stehet geschrieben:
Wer aus Gott geboren ist, der thut nit sünde, Denn sein same bleibet bey jm, und kan nit sündigen, denn er ist von Gott geboren. Daran wirds offenbar, welche die kinder Gottes, unnd die kinder des Teuffels sind. Wer nicht recht thut, der ist nicht von Gott, und wer nicht seinen bruder lieb hat. (1. Joh. 3. 9. 10.)

XLVIII. VOn den kindern der Christen gläuben wir, das wenn sie nach Christlicher Odnung zur Taufe kommen mögen, man dieselbigen zu teuffen nicht sol unterlassen. Denn es stehet geschrieben:
Ewer und ewer kinder ist diese verheissung. (Act. 2. 39.)

Und darumb spricht Petrus:
So lasse sich ein jeglicher täuffen, ec. (Act. 2, 38. 39.)

XLIX. DAS aber nennen wir die Christliche Ordnung, wenn man einen Lehrer oder Prediger haben kan, der da täuffet. Denn Christus hat niemand befohlen zu täufen, als denen, welchen er auch hat befohlen zu lehren, wie geschrieben stehet:
Gehet hin und lehret alle völcker, und täufet sie. (Matth. 28. 19.)

L. IM fall aber ein kind mit tod verführe, ehe man es zum Prediger, oder den Prediger zu ihm bringen könte: so gläuben wir, daß es darumb nicht verloren sey. Denn es stehet geschrieben:
Ich bin dein Gott, und deines samens nach dir. (Gen. 17. 7.)

Solche Verheissung wird Gott allen gleubigen alzeit halten, ob er sie schon nit allen jren kindern sonderwerts versigelt, und er kans auch halten. Denn er kans bey allen kindern, was er gethan hat beym Johanne, von welchem er ließ sagen:
Er würde noch in mutterleibe mit dem H. Geist erfüllet werden. (Luc. 1. 16.)

18. Vom Nachtmal.

LI. ALlso nu hat Gott mit der tauffe uns bestetiget und versigelt die Verheissung, das er uns unnd unsere kinder in seinen bund hab auffgenommen, und vermög desselben bunds uns unsere Sünde verzeihen, den heiligen Geist unnd ewiges Leben schencken wölle umb deß blutvergiessens Christi willen.

Damit wir aber in solchem bunde, noch getröster würden, hat er neben steter predigt seines worts, dadurch wir seiner gnad ohn unterlaß erinnert würden, auch das Nachtmal eingesetzt und verordnet, auf das er durch den brauch desselbigen, daß leiden und sterben JEsu Christi, darinnen sein bund mit uns gegründet, uns offtmal für die augen stellen, und in gläubiger gedechtnus unter uns erhielte, wie geschrieben stehet:
Der HErr Jesus in der nacht, da er verrathen ward, nam er das brot, dancket und brachs, und gabs den Jüngern, und sprach: Nemet, esset, Daß ist mein leib, der für euch gegeben wird (oder der für euch gebrochen wird). Solches thut zu meinem gedechtnus. Desselbigen gleichen auch den Kelch nach dem Abendmal, und sprach: Trincket alle drauß, dieser kelch ist das newe Testament (das ist, der neue bund) in meinem blute, das für euch und für viele vergossen wird zur vergebung der sünden. Solches thut, so offt ihrs trincket zu meinem gedecchtnus. (Matth. 26. 26. Marc. 14. 22. Luc. 22. 19. 1. Cor. 11. 23.)

So ist nu das Nachtmal, eigentlich darvon zu reden, eine gedechtnus des tods Christi, und eine erfrischung des bunds Gottes mit uns menschen. Wie Christus selber spricht: Solches thut zu meinem gedechtnus. Item: Dieser Kelch ist der newe Bund. Alß wolt er sagen: Diese Ceremoni haltet darumb.

Erstlich, daß ihr dadurch erinnert und versichert werdet, das ich warhafftig meinen leib am stam des Creutzes für euch in tod gegeben, unnd mein blut vergossen habe zur vergebung ewrer sünden (Heb. 8. 10. 11. Jer. 31. etc.): oder, zur Bestetigung des newen bunds, darin euch GOtt die vergebung der sünden, den Geist der heiligung und das ewige leben hat verheissen. (1. Cor. 10. 15. 16.) Und das ihr an allen diesen gütern so gewiß theil und gemeinschafft haben sollet, als gewiß ihr von diesem brot esset, und von diesem kelch trincket.

Zum andern, daß ihr solche meine grosse lieb und trew gegen euch (das ich nemlich meinen leib für euch in tod gegeben, und mein Blut vergossen habe zur vergebung ewer sünden) mit dieser öffentlichen und herrlichen begengnus, meines tods, für der gantzen welt verkündiget, rümet und preiset, (1. Cor. 11. 26.). Und mir zu ehren heiliglich zu leben, und euch untereinander herzlich zu lieben, und wie ihr alle von einem brot esset: also auch ein hertz und leib, ein geist auch allesampt eine seele zu seyn, euch hinwiderumb verpflichtet. (1. Cor. 10. 16. 17. 1. Cor. 12. 12. 13. etc.)

LII. DAß das der verstand sey der Einsatzung Christi, unnd daß Christus darumb das brot hab seinen leib genennet, dieweil ers hat gestifftet zur gedechtnus seines leibs, ec. nicht aber, dieweil es den leib Christi in sich habe, Das gläuben wir darumb: Dann daß der leib Christi im brot sey, oder jemals gewesen sey, das stehet in der gantzen Bibel nirgend nit geschrieben, sondern da Christus das erste Nachtmal hielt mit seinen Jüngern, da schrieben die Euangelisten, daß er sey bey ihnen am tisch gesessen: (Matth. 26. 20. Marc. 14. 17. Luc. 22. 14.),

Nicht aber, das er sey im brot verborgen gewesen. Jetzund aber, nachdem Christus ist gen himmel gefahren, bezeuget die Schrifft, daß er nun nicht auff erden sey, unnd demnach auch nicht im brote. Und Christus hat auch nie gesagt: (Heb. 8. 4.)

Darinne ist mein leib: Sonst wolten wirs seiner allmacht ungezweifelt gleuben: Sondern er nam dasw brot, und von demselbigen saget er: (Matth. 26. Marc. 14. Luc. 22. 1. Cor. 11.)

Das ist mein Leib. So ist nun das brot der leib Christi: nicht etwas anders im brot. Nun weiß ein jeder Christ, daß das brot nicht natürlich der leib Christi sey. Denn das brot ist ja nicht geboren aus der jungfraw Marien, und für uns gecreutziget. Darum hat diese rede

Das brot ist mein leib, keinen völligen verstand: biß so lange darzu kompt, was da folget: Das thut zu meiner gedechtnus. (Luc. 22. 1. Cor. 11.) Alßdann verstehet ein jeder Christ, warumb der HErr das brot habe seinen leib genennet, unnd wie das brot der leib Christi sey, nemblich gedächtnus weise, oder, wie man sonst pfleget zu reden, Sacramentlich, das ist, nach art der Sacramenten. Denn das ist die art der Sacrament, daß die zeichen oder gedechtnus der wolthaten Gottes (die wolthaten seyen nu irrdisch oder himmlisch) mit den namen solcher wolthaten selbst pflegen genent zu werden. (S. Nr. XLIV.) Als, die Beschneidung wird gennet der Bund Gottes, dieweil sie war ein zeichen des bundes GOttes. Die Tauffe wird genennet das bad der widergeburt und auffnemung in den bund und kindschafft Gottes. (Exod. 12. 12. 13. 14. 15. Exod. 13. 9.) Das Osterlamb wird genennet das Passah oder der fürübergang, dieweil es war ein zeichen und denckmal des fürübergangs des Würgengels für den hesern der Kinder Israel. Auff solche weise nu, die sonst in allen Sacramenten breuchlich, wirdt auch in diesem Sacrament, das warzeichen des leibs Christi, der leib Christi selbst genennet.

Und vergewissert uns in solchem glauben die vergleichung aller worte, die bey einsatzung deß Osterlambs, und bey einsatzung deß Nachtmals gebraucht sind worden: Alß wann Christus hette mit fingern auff das osterlamb weisen und sagen wöllen: Gleich wie vorzeiten das osterlamb war eingesetzt zur gedechtniß der erlösung auß Egypten, Also setze ich jetzund eyn das nachtmal zur gedechtnus der Erlösung aus der Hellen. Denn aller dings

Wie Gott saget von dem Osterlambalso spricht Christus vom brot im Nachtmal
Nemets, ec.Nemet,
Essets, ec. (Exod. 12. 3. 5. 8. 11.)Esset.
Es ist deß HErren Passah, (das ist, fürübergang): (Exod. 12. 12.)Das ist mein leib.
Und solt diesen tag haben zum gedechtnus: (Exod. 13. 14.)Das ist mein leib.

Und in gleichem Verstande:
Darumb sol diß ein zeichen seyn in deiner hand, und ein denckmal für deinen augen. (Exod. 33. 9.)

Hierzu kompt auch, daß von dem kelch gesaget wird, Dieser kelch ist das newe testament in meinem Blut. [Luc. 2. 1. Cor. 2.) Welche wort abermal nicht können verstanden werden, wie sie lauten, sondern müssen verstanden werden nach folgender erklärung, Das thut zu meiner gedechtnüß. (1. Cor. 11.) Denn wenn die wort solten verstanden werden wie sie lauten, so müßte der kelch im blut sein, nicht das blut im kelch, Item, der kelch müßte das newe Testament, das ist, die vergebung der sünden ec. selbst seyn, welches kein Christ wird sagen.

LIII. ISt demnachc unleugbar, daß die wort im Nachtmal:Das ist mein leib, Das ist mein blut, so von brodt unnd wein gesagt werden, nicht natürlich wie sie lauten, müssen verstanden werden, sondern wie sie der HErr erkleret, (Luc. 12. 1. Cor. 11.) nemblich, Solches thut zu meiner gedechtnus, Als wenn er hette gesprochen, Nemet hin und esset, das brodt ist mein leib, daß ist, daß brot sol euch eine gedechtnus seyn meines leibes, den ich für euch hab in todt gegeben. Welche erklerung, wie sie Christus selbst gegeben hat, also ist sie auch allen gläubigen tröstlich. Denn weil daß Nachtmal ist gestifftet zur gedechtnus, daß Christus seinen leib für uns in tod gegeben, und und sein blut für uns vergossen habe zur vergebung unserer sünden, Und er uber solchs uns nicht würde erinnern, und mit ubergebnen denckzeichen so viel, und offt betewren, wens nicht wahr were, So werden wir durch das Nachtmal versichert und gestercket, in diesem unserm glauben, daß warhaftig der sohn Gottes sey für uns gestorben, und durch seinen todt uns das ewige leben haben erworben. Welcher glaube ist das rechte seligmachende essen und trincken deß Leibs unnd Bluts Christi. Denn wer also Christi leib und Blut isset und trincket, das ist, wer diesen trost vest in sein hertz schleußt, und sich damit labet unnd erquicket, daß Christus seinen leib hab für ihn in todt gegeben, ec. denselben wird nimmermehr hungern oder dürsten, sondern wird nach diesem leben komen in daß ewige leben. Wie Christus von solchem essen und trincken spricht:
Wer zu mir kompt, den wird nit hungern, und wer an mich gläubet, den wird nimmermehr dürsten. (Joh. 6. 35.) Item: Wer mein fleisch isset, und trincket mein blut, der hat das ewige leben, und ich werde ihn aufferwecken am Jüngsten tage. (Joh. 9. 54.) Item: Wer mein fleisch isset, und trincket mein blut, der bleibet inn mir und ich in ihm, ec. (Joh. 6. 56.)

Von dem mündlichen essen aber seines fleisches, spricht Christus:
Das fleisch ist kein nütze. (Joh. 6. 63.)

Darumb sich der mensch vergebens darumb bekümmert, Wird auch von Christo stracks verworffen, der solchen fleischlichen gedancken entgegen setzet den artickel von seiner Himmelfarth, der da spricht:
Wie, wenn ihr denn sehen werdet des menschen Sohn auffahren dahin, da er vor war? (Joh. 6. 6.)

So lange nu der artickel war bleibt, das Christus ist gen himmel gefahren, so lange leibet auch dasjenige wahr, was er selbst daraus schleust, nemlich, das wir ihn mit unserm munde nicht ergreiffen und essen können.

19. Von den eusserlichen Ceremonien der Sacramenten.

LIV: VOn den eusserlichen Ceremonien der Sacramenten gläuben wir, daß kein mensch macht habe, dieselbigen zu endern, sondern man sols machen wie es Christus habe befohlen, wie er spricht:
Liebet ir mich, so haltet meine gebot. (Joh. 14. 15.)

Darumb lassen wir unsere Kinder teuffen, nicht anders als im namen des vatters, und des sohns und deß H. Geistes. Denn also und nicht anders hats Christus eyngesetzet und befohlen:
Gehet hin, und lehret alle völcker, und täuffet sie im namen des Vaters, und des Sohns, und des heiligen Geistes. (Matth. 28.19.)

Die wort aber, Fahre auß du unreiner geist, ec. hat Christus bey der Tauffe zu brauchen nit befohlen. Darumm lassen wir sie auch nicht brauchen. Ist auch nicht von nöten: Denn nirgend in der Schrifft zu finden, daß die ungetaufften Kinder en Teuffel hetten: Sonder der gläubigen kinder, wiewol sie von natur unheilig sein, so sind sie doch auß gnaden heilig, wie geschrieben stehet:
Sonst weren ewre kinder unrein: Nu aber sind sie heilig. (1. Cor. 7. 14.)

Also in dem Nachtmal, lassen wir nit Hostien, wie der Bapst gestifftet, sondern recht brot nemen, wie von Christo stehet geschrieben:
Und in dem sie assen, nam er das brot, ec. (Matth. 26. etc.)

Item: wir lassen das brot nicht gantz außtheilen, wie der Bapst die runde Hostien gantz außzutheilen hat gestifftet, sondern wir lassen das brot brechen, wie es Christus hat befohlen, Denn
Er nam des brot, und brachs, ec. und sprach, Solches thut: zur gedächtnus, daß der Tempel seines Leibs sey für uns zerbrochen worden, ec. (Matth. 26. etc. 1. Cor. 11. Joh. 2. 19. 20. 21.)

20. Von unbillicher stümlung der zehen Gebot Gottes.

LV. UNd wie wir von den ceremonien der Sacramenten gleuben, daß niemand dieselben macht hab zu endern, also gläuben wir auch vom Gesetze GOttes, das kein mensch macht habe dasselbige zu endern, zu mehren oder zu mindern. Denn es stehet geschrieben:
Ihr solt nichts darzu thun, das ich euch gebiete, unnd solt auch nichts darvon thun. (Deut. 4. 2.)

Darumm gebürts keinem Christen, daß er die zehen gebot Gottes stümele, wie sie der Bapst zu Rom gestimmelt, und das gebot von den bildern außgekratzt hat, zu seinem vortheil, damit der gemeine Mann nit merckte das sein Bilder und götzen werck von Gott verboten werde. (Exo. 10. 4. Deut. 5. 8.)

21. Beschluß.

DAs ist unser glaub, und wir sinds durch Gottes wort und Geist gewiß, daß wer solchen glauben hat und mit der that beweiset, nicht kan verloren werden. Drumb wünschen wir von hertzen, daß unser trewer GOtt und Vater, der uns solche erkäntnus gegeben hat, dafür wir ihm nimmermehr genugsam dancken können, auch andere noch irrende mit gleichem verstand erleuchten wolle. Sein werck ist es: Und gewißlich, wer Gott fürchtet, und die angezogene sprüche betrachtet, den wird sein eigen hertz zwingen und treiben, daß er GOtt die ehre gebe, unnd sein Wort wahr wird bleiben lassen müssen. Denn es stehet geschrieben:
Wer von Gott ist, der höret Gottes wort. (Joh. 8. 7.) Item: Das wort Gottes ist lebendig und krefftig, unnd scherfer dann kein zweyschneidig schwert, und durchdringet biß das es scheidet seel unnd geist, auch marck und bein, und ist ein richter der gedancken. (Heb. 8. 12. 13.) Item: Recht muß doch recht bleiben, und deme werden alle fromme hertzen zufallen. Ps. 94. 25.

ENDE.


In der Churfürstlichen Stadt und Academien Franckfurt an der Oder mit Churfürstl. zu Brandenburgk Gnaden bewilligunge gedruckt bey
Friederich Hartman,
Buchdrucker und Händler daselbst, Im Jahr M. DC. XV.

Quelle: Heppe, Heinrich - Die Bekenntnisschriften der reformirten Kirchen Deutschlands

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