Zwingli, Huldrych - Vom Abthun des Gesetzes

Zwingli, Huldrych - Vom Abthun des Gesetzes

Viele sind, die gar ungeschickt reden vom Abthun des Gesetzes; daraus erwächst, daß danach die Unverständigen, oder eigentlich die Muthwilligen so unbescheiden reden, daß es eine Schmach Gottes ist. Darum, wie da oben verheißen ist, das Abthun des Gesetzes hier folget. Christus spricht Luc. 16, 17.: „Das Gesetz und die Propheten haben bis auf Johannis gereicht.. Dannhin wird das Reich Gottes verkündigt, und ein Jeder drückt gewaltig hinein. Aber es ist leichter, daß Himmel und Erde vergehe, denn daß vom Gesetz ein Buchstabe oder Pünktchen hinfalle.“ Hie hören wir zum ersten klar, daß das Gesetz nur bis auf Johannes gereicht habe. Darnach: es werde vom Gesetz nicht ein Buchstabe noch Tüpflein hinfallen. Welche zwei Meinungen uns bedünken, richtig wider einander zu sein, nun hat sie aber der Mund Gottes selbst geredet und zusammengesetzt, daran wir wohl sehen, daß es nicht vergebens geschehen ist. Hie ist nicht nöthig, daß man anzeige, wie die Ceremonien des alten Testaments, das ist die äußerlichen Opfer, Waschen, Räuchern, Brennen abgethan seien mit den Kleidern, Geschirren, Form der Tempel u. s. w., welche Dinge nur eine Bedeutung gewesen sind auf Christum, darum sie auch wie der Schatten, wenn das Licht kommt, hingefallen sind, als Christus kommen ist. Sondern man muß hier sagen, wie das Gesetz, das den inneren Menschen betrifft, abgethan sei; als: Du sollst Gott aus ganzem Herzen, Seele, Gemüth und Kräften liebhaben, und du sollst den Nächsten so lieb haben als dich selbst. So die Gesetze abgethan wären, so wäre doch der Glaube abgethan, denn nichts anderes ist, denn ein unverwandtes anhangen Gottes. Darum ist zu merken: das Gesetz ist ein gut Ding für sich selbst; denn es zeigt den Willen Gottes an, wie vorhin gesagt ist; sodann tödtet es uns, nicht daß das Gesetz von ihm selbst uns tödten würde, sondern daß wir daran lernen, so wir ihm nicht nachkommen, daß wir des Todes würdig sind. Also tödtet uns der Buchstabe des Gesetzes, 2. Corinth. 3, 6. Röm. 7, 10. Also erlernen alle Menschen an dem Gesetz: Du sollst Gott aus allen Kräften lieb haben, daß sie des Todes würdig sind; denn niemand ist, der nicht entweder andere Dinge lieber hat denn Gott, oder Gottes nicht zu mancher Zeit vergesse. Deßhalb ein Jeder empfindet, daß er billig verdammt werde nach der Gerechtigkeit Gottes. So aber derselbigen Christus genüge thut vor Gott (denn er ist unsere Gerechtigkeit), sieh, so sind wir vom Gesetz erlöst; das ist: wir sind entlastet, daß das Gesetz uns nicht tödten mag; dennoch bleibt das Gesetz in Ewigkeit fest. Also hat das Gesetz, bis daß Christus ist kommen (wiewohl Christus aus Bescheidenheit auf Johannes deutet) alle Menschen verdammt. Denn es war noch keiner gekommen, der, so wir des Todes schuldig waren, für uns bezahlte. Und ist die Rede Christi gleich, als ob er spräche: Die Propheten haben vorhergesagt von meiner Zukunft und Wesen, das hat gereicht bis auf Johannes, an welchem und an mir alles erfüllt ist, das zuvor von uns bedeutet gewesen ist. Das Gesetz hat alle Menschen des Todes schuldig gemacht. Aber, nachdem Johannes mich hat angezeigt der Heiland sein, hat es Alle, die an mich geglaubt haben, nicht mögen zum Tode bringen; denn ich bin die Bezahlung und Erlösung. Dennoch bleibt somit alles Gesetz, so viel es den innern Menschen angeht, in die Ewigkeit unabgethan. Dieß wird mit einem Beispiel klar: Du sollst nicht stehlen! ist ein ewiges Gebot. Dennoch hat einer gestohlen, und du erlösest den bei dem Richter vom Galgen; jetzt ist er vom Gesetz, das ist von der Strafe des Gesetzes erlöst. Dennoch ist er nicht erlöst, daß ihm fürderhin wider das Gesetz zieme zu stehlen, und ob man ihn gleich, so dick er stiehlt, vom Galgen erlöst; dennoch wird er nimmer frei gemacht, daß er das Gesetz nicht solle halten. Also, obgleich Christus für unsre Sünde in Ewigkeit bezahlt, steht dennoch allewege das Gesetz fest; aber, so wir in Christum vertrauen, so können wir nicht verdammt werden. Dieß ist ein Theil des Abthuns des Gesetzes, daß wir von der Strafe des Gesetzes erlöst sind, so wir in den Herrn Jesum Christum, unsern Heiland, vertrauen.

Zum Andern, ist das Gesetz allein dem Frommen abgenommen, ja es ist ihm nie gegeben, 1. Tim. 1,9. Welcher heißt aber in der Schrift fromm? Nicht der nicht sündigt; denn keiner ist ohne Sünde, 1. Joh. 1,8.; sondern der Gläubige, wie geschrieben stehet Habak. 2,4. Röm. 1,17.: „Der Gläubige wird im Glauben leben.“ Der ist allein lebendig, der sich selbst todt und leer weiß, und verläßt sich allein auf die Gnade Gottes, in dem lebt jetzt Gott und er ist todt. Der ist allein fromm und gerecht, der seine Ungerechtigkeit erkennt, und hält sich allein an den gerechten Jesum Christum. Das geht also zu, wie Paulus Gal. 2,19 lehrt: „Ich bin dem Gesetz durch das Gesetz abgestorben, darum daß ich Gott lebe. Ich bin mit Christo gekreuzigt, und lebe aber ich fürder nicht, sondern Christus lebet in mir, denn daß ich jetzt leiblich lebe, das leb ich in dem Glauben und Vertrauen des Sohnes Gottes.“ Wie kann einer durch das Gesetz dem Gesetz absterben? Antwort, wie vorhin oft gesagt ist, daß er das Gesetz eigentlich ansieht, und findet er dasselbige unmöglich zu halten und zu erfüllen. Und demnach folgt, daß er seiner Werke halber verzweifelt selig zu werden, und kommt dahin, daß er sich allein an die Gnade Gottes ergibt., Jetzt ist er der Gnade Gottes; und ist durch die Erkenntniß des Gesetzes dem Gesetz gestorben, und darum lebt er jetzt in dem einigen Trost der Gnade Gottes. Jetzt ist er mit Christo gekreuzigt, so er am Verzweifeln an sich selbst bei sich selbst gestorben ist. Jetzt lebet er nimmer; denn er ist bei sich selbst am Gesetze todt erfunden. Daß er aber lebt (das ist, Trost und Sicherheit hat der Huld Gottes), das ist nichts anders, denn daß er in das Vertrauen auf JEsus Christus allen seinen Trost gesetzt hat; der lebt jetzt in Christo und Christus lebet in ihm. Denn solchen Glauben haben, ist nicht menschliche Vernunft oder Kraft, sondern die Hand und Gewalt Gottes. Sieh, welcher ein solcher Gläubiger ist, der bedarf keines Gesetzes, sondern all sein Leben sieht allein auf Christum, der in ihm lebt und sein Trost ist; wie ein wohlgesinnter, dankbarer Mensch auf einen andren Menschen, der ihm all sein Leben und Nothdurft gibt, in allem Thun und Lassen hinsieht. Welche einen solchen Geist Christi haben, die sind sein, Röm. 8,9. Und ob wir uns gleich noch fern von der Vollkommenheit wissen, finden wir doch eigentlich, daß in uns das Maß des Guten wächst nach dem Maß des Glaubens und Verlassens auf Christum. Und wie der Glaube versucht wird für und für, also gibt auch das Fleisch für und für seine Früchte. Die verleiden uns auf keinem Weg eher, als durch Festigkeit im Glauben, der nichts anderes ist als eine Vereinigung unser mit Gott durch stete Zuversicht und Zulauf zu ihm. Also sind, die jetzt im Glauben sind, das ist, in der gewissen Zuversicht der Gnade Gottes, nimmer unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade, Röm. 6,15. Welcher in dieser lebt, der lebet in Gott und Gott lebet in ihm. Denn alles, was Gott von ihm fordert, ist ihm süß, angenehm und gefällig nach dem inneren Menschen, ob er's gleich aus Blödigkeit nicht erfüllen mag. Denn er hält sich der Gnade Gottes gewiß, und was Gott gefällt, das gefällt auch ihm; obgleich das Fleisch nicht dahin zu folgen vermag; denn also hat ihn das Gesetz des lebendigen Geistes erlöst von dem Gesetz der Sünde und des Todes, Röm. 8,2. Welches ist das Gesetz des lebendigen Geistes? Antwort: Das Führen und Berichten, das uns Gott, so wir an ihn gelassen sind, verleiht aus rechtem Verstand seines Worts, den wir von niemand erlernen mögen, denn von Gott, Joh. 6,45. 1. Joh. 2,27.

Jetzt haben wir zwei Erlösungen vom Gesetz. Eine ist von Ceremonien, das ist, äußeren Bräuchen und Kirchengespinsten, die andere ist von der Straf unsrer Missethat. Und so wir gar in Gott gelassen sind, bedürfen wir keines Gesetzes mehr. Denn da ist Gott selbst, der uns führt, und wie Gott keines Gesetzes bedarf, also in welchem Gott wohnet, der bedarf auch keines Gesetzes, denn Gott führet ihn. Denn, wo Gottes Geist ist, da ist Freiheit, 2. Corinth. 3, 17. Also ist der, der in Gott gelassen ist, auch von den Gesetzen, die den innern Menschen betreffen, frei. Er wirkt aber frei und fröhlich alle Dinge, die einem Christenmenschen zustehen. Welche dergestalt frei sind, sieht man an ihren Früchten. Sind sie demüthig, geschieht es aus dem innwohnenden göttlichen Geist; Christus ist auch also gewesen. Sind sie besorgt um anderer Menschen Heil, so ist Christus auch also gewesen; so muß auch die Sorge allein aus Christus kommen. Sind sie geduldig, dergleichen, denn Christus ist auch geduldig gewesen. Sind sie friedsam, ist es auch aus Gott; Christus ist auch also gewesen. Sind sie tapfer um die Ehre Gottes; Christus ist auch also gewesen. Sind sie fröhlich in Widerwärtigkeit um der Ehre Gottes willen, ist alles von Gott ec. Aber hier finden wir eine große Zahl falscher Christen, die sich ausgeben, als ob sie wohl in Gott erbaut und frei seien, die doch keine Demuth für jenen haben, sondern sie wollen dadurch groß, reich oder hoch werden. Da sie für andere Menschen Sorge tragen sollten, tragen sie allein Sorge für sich selbst; sie mögen nichts erleiden um Gottes willen, aber um ihres Nutz und Namens willen alle Dinge, sind unfriedsam; ihr Ding ist nicht, als mit allen Menschen sich veruneinigen, fechten, zerrütten, da doch die Ursach der Ehre Gottes nicht treffenlichen nöthet; ihre Thaten zu beschirmen, wie letz 1) auch die seien, sind sie gelehrt und tapfer; aber die Ehre Gottes zu mehren und den Nächsten freundlich zu belehren sind sie nichts (wiewohl man den auch zu Zeiten mit Rügen angreifen muß) und um eine kleine Widerwärtigkeit, da ihnen ein klein zeitlich Nützle abgeht, fallen sie ganz hin ec. Aber andere Menschen zu rechtfertigen 2), keinem Blöden was vergeben, ihre Kunst rühmen, und ihr aber nicht mächtig sein, pochen, wie man die Pfaffen todt schlagen, Mönche verbrennen, Nonnen ertränken solle, deren sie sich los zu sein vermeinen, kurz alle äußerlichen Dinge flugs unberathen anzunehmen, ja hie sind sie gute Christen. Aber endlich, findest du nicht, daß sie zum Ersten bei ihnen selbst seien Christen geworden, so erkennst du sie denn aus ihren Früchten wohl. Darum wird hie von Vielen schändlich gemacht die Lehre Gottes und übel verherget 3), die nun darin gute Christen sind, was den Leib und äußeren Schein betrifft, wiewohl man dieser Dinge Mißbrauch mit der Zeit auch muß hinlegen. Aber die inneren Bresten wollen sie nicht anrühren, wiewohl zu hoffen ist, sofern sie angefangen haben, dem Wort Glauben zu geben, sie werden sich mit der Zeit recht leiten.

Zum Dritten sind wir Christen auch von allen den Gesetzen frei, die man uns auferlegt dergestalt, als ob wir fromm oder gut dadurch werden. Als da sind alle päpstlichen Gesetze, die in dem Wort Gottes nicht gegründet sind, Verbot der Speisen, Gebot der Reinigkeit, der Gelübde, der Ohrenbeichte, der Opfer, der Geldbußen, Ablasses und das ganze Zütter Gewürm und Geschwürm.. Wir sind auch frei der Lehren, die von den Menschen erdacht sind, als von der Fürbitte der Heiligen, von dem Fegfeuer, Bildern, Tempelzier, Messe bestellen, Vigilienkauf und anderer Dinge ec., denn sie sind in dem Wort Gottes nicht gegründet. Deß alles Grund ist das einzige Wort Christi Matth. 15, 9.: „Sie ehren mich vergebens, so sie lehren Lehren und Gebot der Menschen.“ Kurz alles das sich aus den Lehren der Menschen läßt für gut ansehen, das ist vor Gott ein Grauen, Luc. 16,15.

Zum letzten wollen sich Etliche des Gehorsams der wahren Obrigkeit, die wir weltlich nennen, entziehen mit dem Schein, daß sie Christen seien, und dieß sind die allerschädlichsten Feinde der Lehre Gottes. Denn zu dem, daß sie wider das helle Wort Gottes thun, verläumden sie auch vor den Menschen die Lehre Gottes, und machen sie unwerth. Gott hat im alten Testament die Gewalt, die das menschliche Zusammenwohnen und die Gerechtigkeit zu Frieden und Ruh aufrecht erhält, eingesetzt, 2. Mos. 18. Im neuen hat Christus befohlen, dem Kaiser (unter welchem wir eine jede Obrigkeit verstehen sollen) geben, das man ihm schuldig sei. Das befiehlt er auch durch den Mund Pauli, Röm. 13. Lies das ganze Kapitel! Durch den Mund Petri I, 2, 13. Folgendes: „Ihr sollt dem Regenten oder seinen Vögten und Hauptleuten gehorsam sein“ ec. Bald darnach V. 16: „Ihr sollt die christliche Freiheit nicht zu Vorwand der Bosheit machen“ ec. „Fürchte Gott und habe den Regenten in Ehren“ ec. Hebr. 8, 17.: „Seid gehorsam euren Vorgesetzten!“ ec. Der Kundschaften ist genug daran man sieht, daß wir aus göttlichem Geheiß der Obrigkeit, die das Schwert trägt, sollen gehorsam sein. Es soll auch eine Obrigkeit nichts gebieten, das wider die Ehre Gottes ist und wider sein Wort; oder aber der wahre Christ wird sprechen: man muß Gott mehr gehorsam sein denn den Menschen, Apost. Gesch. Kap. 4 u. 5. Darum geziemt ihnen nicht, wider das Wort Gottes etwas zu gebieten, sofern sie Christen sein wollen. Welche nun zu diesen Zeiten sich unterstehen, von aller Schuld der Zinsen und Handkäufen und Zehnten (denn die in einen steten Gang gekommen sind, also daß ein Jeder den Boden, den er verzehntet, um so viel dieß macht, ringer kauft, wiewohl man die Mißbräuche der Zehenten hinweg thun muß, oder es läuft alles Gefahr), und anderen redlichen Schulden sich zu entziehen, die sind alle straffällig in dem Gebot: Du sollst nicht stehlen! und sind um so viel bösere Diebe denn andere, so weit sie für ihren Diebstahl Christum zum Deckmantel machen. Sofern es dazu kommen sollte, daß man unter den Christen einem Frommen das Seine nicht geben sollte, und daneben der Obrigkeit nicht gehorsam sein, so wäre bei den Türken besser zu wohnen, denn bei einem solchen Volk. Man kann Gott größere Lästerung nicht anthun, denn solche Schalkheit mit seinem Namen beschirmen. Sorge aber dabei auch eine jede Obrigkeit, daß sie Falschheit, Wucher und Verweigerung der Zinsen hinnehmen, und so ihr Gott das Schwert in die Hand gegeben hat, daß sie nicht um ihres Nutzens willen fechte, sondern den Bösen damit strafe, den Guten schirme. Sonst würde Gott gleich als wohl Wege finden, wie er ihre Herrschaft zunichte mache, wie der Pfaffheit Herrschaft. An welcher Pfaffheit sich auch die Muthwiller versündigen, weil einzelne Personen für sich selbst sie zu schmähen, arm zu machen und zu todt zu schlagen sich unterstehen, was Alles unchristlich ist. Man soll ihre Sache also anheben: sie ihrer Irrthümer berichten, und dieselben hinweg thun und sie in Frieden lassen sterben, wie sie hergekommen sind, so viel rechtmäßige Schuld antrifft. Denn sie darum auch von unsrer, das ist weltlicher Obrigkeit Versicherung haben, die man nicht brechen darf an denen, die darauf eingesetzt sind; aber demnach, so setze man niemand mehr darauf ein! Ob aber Etliche so halsstarrig sind, daß sie dem Wort Gottes nicht weichen wollen, und können doch gründlich nichts dawider, mit denen soll kein Einzelner handeln, sondern die Obrigkeit, die wird sich wohl geschicklich halten, aus Matth. 18. u. 5. Mos. 13. Kurz, die Wütheriche, die anders nicht können, denn rauben und stehlen, sind so schädliche Leute, so sie es mit dem Namen Christi zu beschönigen sich unterstehen, daß es besser wäre, wir hätten an ihrer Statt so viele Türken. Auf der andern Seite sind ebenso schädlich die üppigen Pfaffen, die alle Dinge mit ihrem Gepoche und Gewalt hindurchdrucken wollen. Darum muß sich eine Obrigkeit in den Dingen ernstlich halten, daß der beiderlei Unfrommen Muthwillen nicht zum Nachtheil der Ehre Gottes gereicht. Denn kurz, so soll ein jeder Christ einem Jeden geben, das er ihm schuldig ist, Röm. 13, 7. Das ist eine Schuld, die eine Obrigkeit für eine Schuld erkennt und hält (dabei soll sie aber eigentlich sehen, daß sie die Schulden, so vor Gott nicht redlich sind, verbieten oder verwandeln). Und so man die Pfaffheit gleich einziehen will bis auf eine nothdürftige Zahl, doch gehört ihr Gut, das sie jetzt besitzt, nicht dir oder dem, sondern den Armen, und das nach Verordnung einer Obrigkeit und einer jeden Kirchgemeinde. Hierin ist jetzt nicht der Ort, vollständig zu schreiben. Sofern ein Verkünder des Gottesworts ein lauter einfältig Auge hat, wird er nicht gefährlich fahren.

Diese kurze Einleitung für die Unberichteten vorgetragen, mag ein jeder wohl erkennen, wird vergebens sein, wo die Lehrer nicht mit Ernst zum Ersten von Gott begehren, daß er ihnen Gnade verleihen wolle, und demnach fleißiglich die Schrift erforschen, und Tag und Nacht darin wandeln, und zum Letzten ein Gemüth haben, das wahre Jerusalem zu bauen. So sie aber die Ehre Gottes und Nutzbarkeit der Seelen, wie ihnen zusteht, zu fördern vor ihnen haben, und sehen nicht auf das Zeitliche, sondern auf das Ewige, so wird ihnen Gott das Wort der Wahrheit reichlich darreichen. Er macht den Hirten Amos zu einem predigenden Propheten. Darum sollen sie im Wort Gottes reich sein, und das Evangelium, das ohne das Gesetz nicht verstanden werden kann, dergestalt vortragen, daß Gute und Böse wissen, auf welchem Weg man zu Gott komme. Es sind auch viel Unzahme, die muß man scharf schelten, die rühmen sich von dem Gesetz frei zu sein, und bedürften aber noch viel härterer Gesetze, damit man sie im Weg behalten möchte, und insgemein lehren, welche Werke Gott am allergefälligsten seien, nämlich, die er lehrt Matth. 5, 6. 7. Joh. 13 - 17., auch den Ueberfluß des Spielens, Saufens, Kleidens, Schwörens, Kriegens, Zankens, Geizes sanft und rauh niederlegen. Das sind solche Bestien, daß man mit ihnen genug zu streiten hat, und darf man auf den Kanzeln weder Fabeln noch Sophistenkämpfe predigen. So viel von dem Einleiten der Lehre Gottes.

Quelle: Die vier Reformatoren Luther, Melanchthon, Zwingli und Calvin

1)
schlecht
2)
richten, tadeln
3)
verheert
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