Unbekannt - Die Lehre der lutherischen Kirche von der Rechtfertigung des Menschen vor Gott

Unbekannt - Die Lehre der lutherischen Kirche von der Rechtfertigung des Menschen vor Gott

allein durch den Glauben
in 27 Sätzen.
Herausgegeben vom
Verein Ev.-Luth. Glaubensgenossen für innere Mission rc.
in Dresden
Leipzig und Dresden,
Justus Naumann's Buchhandlung

Einleitendes.

Worte Luthers: Da dieser Artikel rein bleibt, so bleibet auch die Kirche rein; wird er aber verfälscht, oder fällt, so ist die Kirche zur Hure worden und dahin, wie wir im Papstthum gesehen und erfahren haben. Was ist Petrus und Paulus, was ist ein Engel vom Himmel, was sind alle Creaturen, gegen diesen Artikel gerechnet, so da lehret, wodurch und wie man der Sünden los, vor Gott gerecht und selig werde? verstehen wir diesen Artikel recht und rein, so haben wir die rechte himmlische Sonne, verlieren wir ihn aber, so haben wir auch nicht anders, denn eitel höllische Finsterniß. Darum, wenn du merkst, daß derselbe geschwächt wird und darniederliegt, so scheue weder Petrum noch Paulum, ja auch keinen Engel vom Himmel, sondern widerstehe ihnen, denn man kann ihn nimmer hoch genug heben und vertheidigen. Dieser Artikel leidet keinen Irrthum bei sich, so ist der heilige Geist auch dabei und die solches glauben, leiden keinen Irrthum. Werden sie aber verführt, so ist es ein gewisses Zeichen, daß sie den Artikel nicht verstanden haben. Hätten sie ihn recht gefasset, so wären sie nicht betrogen worden.

Daraus man denn wohl siehet, daß alle Die, so den Artikel von der Rechtfertigung nicht recht verstehen, nicht anders thun können, denn daß sie die zwei Stücke, Gesetz und Evangelium unter einander vermengen müssen; darum vermag kein Papst, kein falscher Christ, kein Schwärmer diese zwei von einander zu theilen; das mögen sie wohl thun, daß sie unsere Worte, so sie von uns gehört oder in unseren Schriften gelesen haben, uns nachreden, daß sie aber sollen den Handel so gewaltig treiben und schärfen können, daß es schneide, durchdringe und bei den Leuten Etwas schaffe und ausrichte, das lassen sie wohl, denn sie verstehens nicht und könnens auch nicht verstehen, sondern hangen und kleben in der Gerechtigkeit des Gesetzes und ihres eigenen Thuns; sind also und bleiben auch einen Weg wie den andern, nichts anders denn Werktreiber, so da über die Gerechtigkeit ihres eignen Thuns nimmermehr nicht kommen mögen. Bleiben derhalben eben die, so sie unterm Papstthum gewesen sind, ohne allein, daß sie neue Namen und andere Worte erdichten, sonst sind sie im Grunde und in der Hauptsache gleich wie zuvor, Ein Kuchen mit dem Papstthum.

1.

Der dreieinige Gott hat nach seinem Schwur bei sich selbst keinen Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern will, daß er sich bekehre und lebe und hat in Voraussicht des kläglichen Sündenfalles vor Grundlegung der Welt den gnädigen Rathschluß gefaßt, daß Er das gefallene Menschengeschlecht durch die Menschwerdung und stellvertretende Genugthuung des Sohnes erlösen wolle.

Hes. 33, 11. So wahr als ich lebe, spricht der Herr Herr, Ich habe keinen Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern daß sich der Gottlose bekehre von seinem Wesen und lebe. So bekehret euch doch nun von eurem bösen Wesen. Warum wollt ihr sterben, ihr vom Hause Israel?

Ephes. 1, 4. Gott hat uns erwählet durch Jesum Christum, ehe der Welt Grund gelegt war, daß wir sollten sein heilig und unsträflich vor ihm in der Liebe.

Luther: Der Wille des göttlichen Wohlgefallens ist von Ewigkeit her festgesetzt und in Christo offenbaret und dargelegt. Dieser Wille ist ein lebendig machender, süßer liebenswerther Wille, und diesen sollte man allein den Willen des Wohlgefallens nennen, der Sohn selbst ist dieser Wille des Wohlgefallens. Steige weiter durch Christi Herz zu Gottes Herz, daß Christus dir die Liebe nicht hätte mögen erzeigen, wenn es Gott nicht in ewiger Liebe gewollt, welcher Christus mit seiner Liebe gegen dich gehorsam ist, da wirst du finden das göttliche gute Vaterherz und wie Christus sagt, durch Christum zum Vater gezogen werden, Joh. 14, 9.

2.

Christus ist unsere Gerechtigkeit weder allein nach der göttlichen Natur noch allein nach der menschlichen Natur, sondern der ganze Christus nach beiden Naturen ist unsere Gerechtigkeit in seinem Gehorsam, den er als Gott und Mensch dem Vater bis in den Tod geleistet und uns da mit Vergebung und das ewige Leben verdient hat.

Gal. 4, 4. 5. Da aber die Zeit erfüllet war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einem Weibe und unter das Gesetz gethan, auf daß er die, so unter dem Gesetz waren, erlösete, daß wir die Kindschaft empfingen.

Röm. 5, 19. Denn gleichwie durch Eines Menschen Ungehorsam viele Sünder geworden sind; also auch durch Eines Gehorsam worden viele Gerechte.

2. Cor. 5, 19. Gott war in Christo und versöhnete die Welt mit ihm selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung.

Luther: Darum soll man, wie ich oft zu vermahnen pflege, den Artikel, daß Christus, Gottes Sohn, Mensch worden sei, für uns gelitten, gekreuzigt, gestorben u. s. w. mit allem Fleiß aufs Beste lernen. Denn in demselbigen werden alle andere Artikel unsers Glaubens begriffen; wenn der rein und rechtschaffen ist, so steht es recht und wohl um die andern alle. Derhalben, wenn wir lehren, daß die Leute gerecht werden durch Christum, daß Christus überwunden habe Sünde, Tod und den ewigen Fluch, lehren wir auch zugleich, daß er von Natur rechter und wahrhaftiger Gott sei. Ausl. d. Gal. Br.
Denn wenn ich das glaube, daß allein die menschliche Natur für mich gelitten hat, so ist mir der Christus ein schlechter Heiland, so bedarf er wohl selbst eines Heilandes. Wenn ich aber den Schatz und das Gewichte daran hänge, daß Christus beide, wahrhaftiger Gott und wahrhaftiger Mensch für mich gestorben ist, das wiegt weit über alle Sünde, Tod, Hölle und allen Jammer und Herzeleid.

3.

Christus, Gottes und Mariens Sohn, obwohl, seiner Person nach über dem Gesetz, war dennoch unter das Gesetz gethan und hat des Gesetzes Forderungen für uns, das ist an unserer Statt und uns zu gut durch seinen thätigen Gehorsam vollkommen erfüllt, wodurch er alle Menschen von der Verbindlichkeit vollkommen befreit hat, durch die Erfüllung des Gesetzes vor Gott gerecht zu werden.

Matth. 5, 17. Ihr sollt nicht wähnen, daß ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen.

Matth. 3, 15. Jesus antwortete und sprach zu ihm: Laß jetzt also sein; also gebühret es uns alle Gerechtigkeit zu erfüllen.

Röm. 10, 4. Christus ist des Gesetzes Ende, wer an den glaubt, der ist gerecht.

Röm. 8, 3. 4. Denn das dem Gesetz unmöglich war (sintemal es durch das Fleisch geschwächet ward), das that Gott und sandte seinen Sohn in der Gestalt des sündlichen Fleisches und verdammete die Sünde im Fleisch durch Sünde. Auf daß die Gerechtigkeit, vom Gesetz erfordert, in uns erfüllet werde, die wir nun nicht nach dem Fleisch wandeln, sondern nach dem Geist.

Col. 2, 14. Gott hat ausgetilget die Handschrift, so wider uns war, welche durch Satzungen entstand und uns entgegen war, und hat sie aus dem Mittel gethan und an das Kreuz geheftet.

Luther: Weil denn Christus unter das Gesetz gethan ist, auf daß er die, so unter dem Gesetz waren, erlösete, ist klar und gewiß daraus zu verstehen, daß wir durch den Glauben allein gerecht werden. Denn da Christus mit dem Gesetze diesen Kampf gehalten hat, sind unsere Werke und Verdienste ferne davon gewesen, geschweige, daß sie sollten etwas dazu geholfen haben. Christus aber ist allein dagewesen, hat unsere Person angezogen, sich unter das Gesetz gethan, hat es mit ihm, ob er wohl unschuldig war, alle Gewalt und Tyrannei üben lassen. Dadurch denn das Gesetz, als ein Mörder und Gottesdieb, der Gott seinen Sohn ermordet hat, alle sein Recht verliert und wird der Verdammniß schuldig, also, daß, wo Christus ist, oder nur genannt wird, doch im Glauben, das Gesetz vor seinem Namen ferne davon fliehen und weichen muß. So sind nun wir Gläubigen vom Gesetze frei durch Christum, der es überwunden hat. Ausl. des Gal. Br.

4.

Christus hat durch sein unschuldiges, freiwilliges, stellvertretendes und genugthuendes Leiden und Sterben am Stamm des Kreuzes die Sündenschuld aller Menschen vollkommen getilgt, den Zorn Gottes wider sie vollkommen gestillt und sie von der Gewalt des Todes und Teufels und vom Fluche des Gesetzes vollkommen erlöst, da er ward ein Fluch für uns.

Gal. 3, 13. Christus hat uns erlöset von dem Fluch des Gesetzes, da er ward ein Fluch für uns, denn es stehet geschrieben: Verflucht sei Jedermann, der am Holz hänget.

Luther: So hat nun der liebe Herr Christus mit uns zu unserm Besten gewechselt, hat unsere sündliche Person, die unter der Sünde und des Teufels Gewalt gefangen ist, an sich genommen, und uns dagegen geschenkt seine unschuldige und sieghaftige Person. Wenn wir mit derselbigen seiner Person bekleidet und angezogen sind, das ist, wenn wir glauben, daß unsere Sünden, um deren willen er ein Fluch worden ist, auf ihm liegen und daß seine Unschuld unsre eigne sei, so sind wir frei und los vom Fluch des Gesetzes. Ausleg. des Gal. Br.

5.

Ein armer sündiger Mensch wird vor Gott gerechtfertigt, das heißt absolvirt, los und ledig gesprochen von allen seinen Sünden und von dem Urtheil der wohlverdienten Verdammniß, auch zur Kindschaft und Erbschaft des ewigen Lebens angenommen, ohne alle unsere vorgehenden, gegenwärtigen oder nachfolgenden Werke, Verdienst oder Würdigkeit, aus lauter Gnade, allein um des einigen Verdienstes, des ganzen Gehorsams, bittern Leidens, Sterbens und Auferstehung unsers Herrn Christi Willen, dessen Gehorsam, dem der glaubt, zur Gerechtigkeit gerechnet wird.

Röm. 4, 5. Dem aber, der nicht mit Werken umgehet, glaubet aber an den, der die Gottlosen gerecht macht, dem wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit.

Röm. 3, 24. Wir werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, so durch Christum Jesum geschehen ist.

Phil. 3, 9. Auf daß ich in Christum erfunden werde; daß ich nicht habe meine Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz, sondern die durch den Glauben an Christum kommt, nämlich die Gerechtigkeit, die von Gott dem Glauben zugerechnet wird.

Luther: Gott spricht: Ich weiß, daß dir deine Sünden gar zu schwer sind zu tragen, derohalben siehe, ich will sie auf mein Lämmlein legen und von euch wegnehmen, dasselbe glaube du; denn so du es thust, so bist du frei von Sünden. Es hat nur die Sünde zwei Oerter, da sie ist; entweder sie ist bei dir, daß sie dir auf dem Halse liegt, oder liegt auf Christo dem Lamme Gottes. So sie nun dir auf dem Rücken liegt, so bist du verloren, so sie aber auf Christo ruhet, so bist du ledig und wirst selig, drum greif, zu welchem du willst. Daß die Sünden auf dir geblieben, das sollte wohl sein nach Gesetz und Recht, aber aus Gnaden sind sie auf Christum, das Lamm, geworfen. Sonst, wenn Gott mit uns rechte wollte, so wäre es um uns geschehen.

6.

Gott hat, als in Seinem Gericht, alle Sünden des ganzen Menschengeschlechts Christo als Schuld zugerechnet, am Stamm des Kreuzes und ihn gestraft, als sei Er die Sünde selbst.

Joh. 1, 29. Des andern Tages siehet Johannes Jesum zu sich kommen und spricht: Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt.

1. Petri 2, 24. Christus hat unsere Sünden selbst geopfert an seinem Leibe auf dem Holz, auf daß wir, der Sünde abgestorben, der Gerechtigkeit leben, durch welches Wunden ihr seid heil geworden.

2. Cor. 5, 21. Gott hat den, der von keiner Sünde wußte, für uns zur Sünde gemacht, auf daß wir würden in ihm die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt.

Luther: Ja nicht allein meine Sünde, sondern auch der ganzen Welt, die von Adam an bis auf den allerletzten Menschen gethan ist, die will Er gethan haben und auch dafür leiden und sterben, damit ich ohne Sünde sei und das ewige Leben und Seligkeit erlange. Zu Joh. 1, 29.

7.

Gott hat in der Auferstehung Christi das ganze Menschengeschlecht von der Schuld und Strafe der Sünde absolvirt, so daß, als im Gericht Gottes, keine Schuld der Sünde an irgend einem Menschen haftet, der da glaubt, sondern eitel Gerechtigkeit vor Gott vorhanden ist.

Röm. 4, 25. Christus ist um unserer Sünde willen dahingegeben und um unserer Gerechtigkeit willen auferwecket.

Luther: Unsere Sünden, wenn wir sie in unserem Gewissen handeln und bei uns lassen bleiben und in unsern Herzen ansehen, so sind sie uns viel zu stark und leben ewiglich. Aber wenn wir sehen, daß sie auf Christo liegen und er sie überwindet durch seine Auferstehung und wir das kecklich glauben, so sind sie todt und zu nichte worden, denn auf Christo mochten sie nicht bleiben, sie sind durch sein Auferstehen verschlungen und siehest jetzt keine Wunden noch Schmerzen an ihm, das ist, keine Anzeigung von Sünden. Predigt am Charfreitage.

8.

Gott hat diese feste, gewisse, göttliche Thatsache der durch Christum erworbenen Gerechtigkeit und vollbrachten Versöhnung Gottes und der Erlösung des ganzen menschlichen Geschlechts von dem Zorne Gottes, von dem Zwange und Fluche des Gesetzes, von der Schuld und Strafe der Sünde und in Folge dessen auch von der Strafe und Herrschaft des Todes und von der Gewalt des Teufels in das Evangelium gefasset und durch die h. Sakramente versiegelt, um dadurch Christum und Sein Verdienst zur Vergebung der Sünden jedem Einzelnen im Glauben persönlich zuzueignen, auf daß Niemand zweifle, daß der im Evangelio begriffene, für Alle gekreuzigte und auferstandene Christus und in Ihm Vergebung der Sünden Leben und Seligkeitjedem Einzelnen, der da glaubt, eigends und sonderlich zugehöre.

2. Tim. 1, 9. 10. Gott hat uns selig gemacht und berufen mit einem heiligen Ruf, nicht nach unseren Werken, sondern nach seinem Vorsatz und Gnade, die uns gegeben ist in Christo Jesu vor der Zeit der Welt, jetzt aber geoffenbaret durch die Erscheinung unseres Heilandes Jesu Christi, der dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen an das Licht gebracht, durch das Evangelium.

2. Thess. 2, 14. Darein er euch berufen hat durch unser Evangelium zum herrlichen Eigenthum unseres Herrn Jesu Christi.

Röm. 1, 16. Denn ich schäme mich des Evangelii von Christo nicht, denn es ist eine Kraft Gottes, die da selig macht, Alle, die daran glauben.

Luther: Zu dem, daß solches gepredigt wird, gehört nun, daß es auch geglaubt werde. Darum giebt Gott den heiligen Geist dazu, der drücket solche Predigt ins Herz, daß sie darinne haftet und lebt. Denn es ist je gewißlich wahr, Christus hat es Alles ausgerichtet, Sünde hinweggenommen und Alles überwunden, daß wir durch ihn Herren seien über alle Dinge. Da liegt der Schatz auf einem Haufen; er ist aber darum nicht überall ausgetheilet noch angeleget. Darum, sollen wir ihn haben, so muß der heilige Geist kommen, der uns in's Herz gebe, daß wir glauben und sprechen: ich bin auch der Einer, der solch Gut haben soll. Wie denn durch das Evangelium einem Jeden, der es höret, solche Gnade angeboten und dazu berufen wird, wie er Matth. 11, 28 spricht: Kommet her zu mir alle, die ihr beladen seid u. s. w.

9.

Nachdem Gott in Christo die Welt mit ihm versöhnet hat (also daß durch menschliches Thun und Leiden dieser vollbrachten Versöhnung Nichts zufließen kann), hat er darnach das Wort von der Versöhnung, die Predigt des Evangelii, aufgerichtet, die da lautet: „lasset euch versöhnen mit Gott“ das ist, ergreift nun kraft dieses Wortes mit gläubiger Zuversicht des Herzens die bereits durch und in Christo für euch vollkommen vollbrachte Versöhnung, damit ihr dadurch nun auch Gotte versöhnt werdet und ihn in Christo für euren lieben Vater haltet, wie Er euch bereits in und durch Christum versöhnt ist.

2. Cor. 5, 19. 20. Gott war in Christo und versöhnete die Welt mit ihm selber und rechnete ihnen ihre Sünde nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung. So sind wir nun Botschafter an Christi Statt, denn Gott vermahnet durch uns; so bitten wir nun an Christi Statt: Lasset euch versöhnen mit Gott.

Luther: Gott will nicht leiden, daß wir uns sollen auf etwas Anderes verlassen, oder mit dem Herzen hangen an Etwas, das nicht Christus in seinem Worte ist, es sei, wie heilig und voll Geistes es wolle. Der Glaube hat keinen andern Grund, darauf er bestehen könne. Wir müssen Christum suchen in dem, das des Vaters ist, das ist, daß wir uns schlecht und blos an das Wort des Evangelii halten, welches uns Christum recht zeigt und zu erkennen giebt. Ausleg. des Evang. am 1. Sonntag nach Epiph.

Derselbe: Der Glaube, so sich im Worte verwickelt, erkennt aus dem Worte die Gnade des Vaters das Blut Christi, wird theilhaftig des heiligen Geistes und beruhet auf dem Wort und als stark und gewiß das Wort ist, so stark und gewiß ist auch der Glaube, der sich auf dem Worte gründet und steift, obwohl die Wankelung oder Schwachheit des menschlichen Herzens immer mit der Gewißheit des Glaubens kämpft.

10.

Obgleich der Glaube die Hand ist, die die im Evangelium dargebotene Gnade annimmt, so ist doch das Wesen und die Kraft dieses Evangeliums durchaus unabhängig vom Glauben des Menschen, denn so gewiß die Sonne die ganze Welt erleuchtet, wenn gleich alle Menschen die Augen schlössen und so gewiß das Brod die nährende Kraft in sich selber hat, wenn es auch kein Mensch genösse, so gewiß ist durch das Evangelium die ganze Welt thatsächlich absolviret, auch wenn kein Mensch glaubte, denn die Erlösung aller Sünden ist eine durch Christum bereits geschichtlich vollbrachte göttliche Thatsache. So gewiß aber jeder im Finstern tappen muß, der vor dem Sonnenlichte die Augen verschließt, und so gewiß keiner ernährt wird, der das Brot nicht genießt, so gewiß kommt die im Evangelium dargebotene Absolution nur Dem zu gute, der dieselbe im Glauben annimmt.

Röm. 5, 18. Wie durch Eines Sünde die Verdammniß über alle Menschen gekommen ist, also ist auch durch Eines Gerechtigkeit die Rechtfertigung des Lebens über alle Menschen gekommen.

Luther: Gottes Wort ist größer und vornehmlicher denn der Glaube, sintemal nicht Gottes Wort auf den Glauben, sondern der Glaube auf Gottes Wort sich gründet und baut, dazu der Glaube ist wankelbar und wandelbar, aber Gottes Wort bleibet ewiglich.

11.

Der Glaube ist allein das Mittel und Werkzeug, damit wir Christum und in Christo solche Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, ergreifen.

Gal. 2, 16. Doch weil wir wissen, daß der Mensch durch des Gesetzes Werke nicht gerecht wird, sondern durch den Glauben an Christum Jesum, so glauben wir auch an Christum Jesum, auf daß wir gerecht werden durch den Glauben an Christum und nicht durch des Gesetzes Werke, denn durch des Gesetzes Werke wird kein Fleisch gerecht.

Ap. Gesch. 13,39. Wer an Christum glaubt, der ist gerecht.

Luther: Der Glaube verbindet mich härter mit Christo, denn irgend ein Ehemann mit seinem Weibe verbunden sein mag, darum soll man vom Glauben recht lehren, nämlich also, daß du durch denselbigen mit Christo also verbunden und vereinigt werdest, daß aus dir und ihm gleich als eine Person werde, welche sich von einander nicht scheiden, noch trennen lasse, sondern Christo immerdar anhange und mit aller Freudigkeit getrost sagen möge: Ich bin Christus, nicht persönlich, sondern Christus Gerechtigkeit, Sieg, Leben und Alles, was er hat, ist mein eigen. Und Christus wiederum auch saget: Ich bin dieser arme Sünder, das ist, alle seine Sünde und Tod sind meine Sünde und mein Tod, sintemal er durch den Glauben an mir hanget und ich an ihm, ja lebe in ihm. Ausleg. des Gal. Brf.

12.

Der Glaube ist nicht eine blose Erkenntniß der Historien von Christo, sondern eine solche Gabe Gottes, dadurch wir Christum, unsern Erlöser im Wort des Evangelii, recht erkennen und von Herzen auf ihn vertrauen, daß wir allein um seines Gehorsams willen aus Gnaden Vergebung der Sünden haben, für fromm und gerecht von Gott dem Vater gehalten und ewig selig werden wider alles Fühlen des Zornes Gottes und wider die Schrecknisse des Teufels und der Hölle.

Eph. 2, 8. 9. Denn aus Gnaden seid ihr selig worden durch den Glauben, und dasselbe nicht aus euch, Gottes Gabe ist es: nicht aus den Werken, auf daß sich nicht Jemand rühme.

Ebr. 11, 1. Der Glaube ist eine gewisse Zuversicht deß, das man hoffet und nicht zweifelt an dem, das man nicht siehet.

Eph. 3, 12. Durch Christum haben wir Freudigkeit und Zugang in aller Zuversicht durch den Glauben an ihn.

Luther: Wo du glauben sollst, mußt du nicht an dem hangen, was deine Gedanken und dein Fühlen dir sagt, sondern an dem, was dir Gottes Wort sagt, wie wenig du auch davon fühlest. Glaube ist nicht allein dieses, daß man wisse und glaube, es sei wahr, was man von Christo predigt, sondern daß du dich's auch annehmest, daß es um deinetwillen und dir zu gut geschehen sei. Denn der Teufel weiß auch, daß Christus gestorben ist, und glaubt's ja gewiß; aber das glaubt er nicht, daß Christus für ihn und ihm zu gut gestorben sei. Solcher Glaube, daß ich mich's annehme und du auch dich's annimmst, daß es für uns geschehen ist, ist allein des heiligen Geistes Gabe.

13.

Durch solchen Glauben allein geschieht es, daß, wie Christo, dem Heiligen, Unschuldigen und Gerechten, im Gerichte Gottes die Schuld aller Sünden zugerechnet wurde, als habe Er alle Sünden begangen, ja sei die Sünde selber, also wird dem unheiligen, schuldigen und ungerechten, aber gläubigen Menschen, im Gerichte Gottes das Verdienst Christi dergestalt zugerechnet, als habe er nie eine Sünde begangen und eine Schuld über sich geführt und eine Strafe verwirkt.

2. Cor. 5, 21. Gott hat den, der von keiner Sünde wußte, für uns zur Sünde gemacht, auf daß wir würden in ihm die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt.

Eph. 5, 25. 26. 27. Christus hat geliebet die Gemeinde und hat sich selbst für sie gegeben, auf daß er sie heiligte und hat sie gereiniget durch das Wasserbad im Wort, auf daß er sie ihm selbst darstellete, eine Gemeine, die herrlich sei, die nicht habe einen Flecken oder Runzel oder deß etwas, sondern daß sie heilig sei und unsträflich.

Joh. 15,3. Ihr seid jetzt rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe.

Luther: Hat Christus meine Sünde, so habe ich sie ja nimmer, weil Er sie hat. Er hat sie aber aus meinem Herzen und Gewissen gerissen, da hatte ich ein Register, darauf war geschrieben: Du bist ein Ehebrecher, ein Mörder, ein Dieb rc. gewesen. Weil ich aber das Wort habe, Christus hat meine Sünde auf sich genommen, so soll man meine Sünden in keinem Register noch Buche, weder im Himmel, noch auf Erden, finden. Sie sind an den Sohn Gottes geschrieben, da soll ich sie sehen und sonst nirgends.

14.

So oft die heilige Schrift vom wahren Glauben redet, meint sie den Glauben, der auf lauter Gnade baut, denn der Glaube macht allein darum vor Gott fromm und gerecht, daß er die verheißene angebotene Gnade ohne Verdienst aus reichem Schatz geschenkt nimmt und solcher Glaube und Vertrauen auf Gottes Barmherzigkeit ist der größte heiligste Gottesdienst.

Röm. 4, 20. Abraham zweifelte nicht an der Verheißung Gottes durch Unglauben, sondern ward stark im Glauben und gab Gott die Ehre.

Phil. 2, 11. Alle Zungen sollen bekennen, daß Jesus Christus der HErr sei zur Ehre Gottes des Vaters.

Luther: Glaube ist eine lebendige, erwegene Zuversicht auf Gottes Gnade so gewiß, daß er tausendmal darüber stürbe. Und solche Zuversicht und Erkenntniß göttlicher Gnade machet fröhlich, trotzig und lustig gegen Gott und alle Kreaturen, welches der heilige Geist thut im Glauben. Zu Joh. 1,13.

15.

In solcher Lehre vom Glauben sind unbedingt auszuschließen sowohl alle vorausgehenden Gesetzeswerke, als alle nachfolgenden Werke des neuen Gehorsams, desgleichen alle Leiden, Büßungen, selbsterwählte Andacht, selbsterwählter Gottesdienst, fromme Gefühle u.s.w., als wirkten sie auch nur zum kleinsten Theil mit, die Vergebung der Sünden zu verdienen und die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, zu erlangen.

Röm. 4, 5. Dem aber, der mit Werken umgehet, wird der Lohn nicht aus Gnaden zugerechnet, sondern aus Pflicht.

Röm. 3, 28. So halten wir es nun, daß der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.

Gal. 2, 16. S. ad 11. Doch weil wir rc.

Gal. 5, 4. Ihr habt Christum verloren, die ihr durch das Gesetz gerecht werden wollt und seid von der Gnade gefallen.

Luther: Es bleibt immer im Herzen, daß wir nicht wollen gar nichts sein, noch Christus allein Alles soll gethan haben, sondern wollen stets die Hand im Sode haben, so viel thun und Gott dienen, daß Gott müsse uns ansehen und um desselben willen die Sünde vergeben und gnädig sein und soll doch und kann nicht sein. Denn damit geht der ganze Glaube und der ganze Christus zu Boden. Soll Christus allein gelten, und ich soll solches bekennen, so muß ich sprechen: So es Christus thut, so muß ich's nicht thun; denn die zwei leiden sich nicht mit einander im Herzen, daß ich auf beide mein Vertrauen setze, sondern eins muß heraus, entweder Christus oder mein eigen Thun, das ist klar und wohl zu verstehen.

16.

Der Glaube, es sei der eines Kindes oder eines erfahrenen gereiften Christen, hängt und haftet pur lauterlich am göttlichen Worte und zieht daraus allein seine Kraft und Nahrung, auch ohne alles Fühlen der Gnade Gottes oder Liebe Christi, ja wider alles Fühlen der Schuld der Sünde, der Ungnade und des Zornes Gottes und wider alle Regungen und Gedanken des Unglaubens.

Röm. 10, 8. Das Wort ist dir nahe, nämlich in deinem Munde und in deinem Herzen. Dies ist das Wort vom Glauben, das wir predigen.

Joh. 20, 31. Diese Zeichen sind geschrieben, daß ihr glaubet, Jesus sei der Christ, der Sohn Gottes; und daß ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen.

Joh. 5, 24. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort höret und glaubet dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen.

Luther: Wenn ich höre, daß Jesus Christus gestorben ist, meine Sünde hinweggenommen und mir den Himmel erworben hat, so höre ich das Evangelium. Das Wort ist bald vergangen, wenn man es predigt, aber wenn es in's Herz fällt und mit dem Glauben gefasset wird, so kann es nimmer abfallen. Diese Wahrheit kann keine Kreatur umstoßen, der Höllengrund vermag Nichts dawider. Und wenn ich auch schon dem Teufel im Rachen steckte, kann ich das Wort ergreifen, so muß ich wieder heraus und muß bleiben, wo das Wort ist. Zur 1. Epistel Petri

17.

Die Vergebung der Sünden ist durchaus nicht bedingt und hängt durchaus von der Lauterkeit des Glaubens, sondern von der Lauterkeit des Glaubens, daß nämlich in dem Glauben des Menschen keine Heuchelei und kein Falsch sei; denn auch das schwächste Kind kann dieselbe Perle in der Hand halten, wie der starke Mann.

Psalm 32, 2. Wohl dem Menschen, dem der Herr die Missethat nicht zurechnet, in deß Geist kein Falsch ist.

2. Cor. 12, 9. Laß dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in dem Schwachen mächtig. Darum will ich mich am allerliebsten rühmen meiner Schwachheit, auf daß die Kraft Christi bei mir wohne.

Luther: Gott kann mir auf diese Stunde einen solchen starken Glauben schenken, aber wiederum, ehe man sich umsieht, sinken lassen und den Glauben irgend einem großen Sünder geben. Warum thut er denn solches, daß er seine Heiligen nicht immer im starken Glauben läßt gehen? Darum, daß sie nicht stolz werden oder meinen, sie hättens von ihnen selbst und sich selbst zum Gott machen. Darum muß ers so karten und mengen, daß sie wissen, daß Er Gott sei, sich selbst erkennen und in der Demuth bleiben, die will er haben nicht allein von uns, sondern von dem allerhöchsten Heiligen. Zu 1. Mos. 32.

18.

Dem Evangelio, das heißt der Kundmachung und Ausrufung der bereits in der Auferweckung Christi thatsächlich von Gott vollzogenen Rechtfertigung aller Menschen gegenüber, giebt es keine Sünde als den Unglauben des Menschen, denn der Ungläubige stößt die ihm im Evangelio dargebotene Gnade muthwillens von sich; wer demnach verdammt wird, und verloren geht, geht nur um deswillen verloren, weil er nicht geglaubt hat.

Joh. 3, 18. Wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, denn er glaubet nicht an den Namen des eingebornen Sohnes Gottes.

Joh. 6, 40. Das ist aber der Wille deß, der mich gesandt hat, daß, wer den Sohn siehet und glaubet an ihn, habe das ewige Leben und ich werde ihn auferwecken am jüngsten Tage.

Joh. 6, 47. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubet, der hat das ewige Leben.

Marc. 16, 16. Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden. Wer aber nicht glaubet, der wird verdammet werden.

Luther: Das Lamm predigt uns selber, spricht: Sehet zu, wie ich doch eure Sünde trage, aber Niemand wills annehmen; und wenn wir's glaubten und annähmen, so würde Niemand verdammt. Was soll das Lamm mehr thun? Es spricht: Ihr seid alle verdammt, aber ich will eure Sünde auf mich nehmen; ich bin die ganze Welt geworden, habe die Person aller Menschen von Adam her angenommen; daß, so man von Adam Sünde bekommen hat, so will Christus uns Gerechtigkeit dafür geben. Zu. Joh. 1, 29.

19.

Durch den Glauben empfangen wir ein anderes, neues, reines Herz und Gott will uns um Christi, unseres Mittlers willen, für ganz heilig halten, obwohl die Sünde im Fleisch noch nicht ganz weg oder todt ist, so will er sie doch nicht rächen, noch wissen.

Act. 15, 9. Gott machte keinen Unterschied zwischen uns und ihnen und reinigte ihre Herzen durch den Glauben.

Röm. 6, 22. Nun ihr aber seid von der Sünde frei und Gottes Knechte geworden, habt ihr eure Frucht, daß ihr heilig werdet, das Ende aber ist das ewige Leben.

Luther: Der Glaube ist ein göttlich Werk in uns, das uns wandelt und neu gebiert aus Gott und tödtet den alten Adam, machet uns ganz andere Menschen von Herzen, Muth, Sinn und allen Kräften und bringt den heiligen Geist mit sich. Zu Joh. 1, 13.

Derselbe: Dies Leben ist nicht eine Frömmigkeit, sondern ein Frommwerden, nicht eine Gesundheit, sondern ein Gesundwerden, nicht eine Ruhe, sondern eine Uebung. Wir sind es noch nicht, wir werden es aber, es ist noch nicht gethan und geschehen, es ist aber im Gange und Schwange. Es glüht und glänzt noch nicht Alles, es feget sich aber alles.

20.

Der gerechtmachende Glaube kann nicht bestehen bei und neben einem bösen Vorsatz zu sündigen, sondern diesem gerechtmachenden Glauben folgen allezeit gute Werke.

Joh. 15, 5. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibet und ich in ihm, der bringt viele Frucht; denn ohne mich könnet ihr Nichts thun.

Luther: O, es ist ein lebendig, schäftig, thätig, mächtig Ding um den Glauben, daß unmöglich ist, daß er nicht ohne Unterlaß sollte Gutes wirken. Vorrede des Briefes an die Römer.

21.

Die Rechtfertigung ist das Ganzwerk des dreieinigen Gottes und als solches der Ergänzung durch Werke des neuen Gehorsams von Seiten des Menschen weder bedürftig noch fähig.

2. Tim. 1, 9. Gott hat uns selig gemacht und berufen mit einem heiligen Ruf, nicht nach unsern Werken, sondern nach seinem Vorsatz und Gnade, die uns gegeben ist in Christo Jesu, vor der Zeit der Welt.

Luther: Wer Gott nicht dankt, sondern verdienen will, der hat keinen Gott und macht inwendig in seinem Herzen und auswendig in seinen Werken einen andern Gott aus dem rechten Gott. Denn das heißt ein rechter Gott, der da giebt und nicht nimmt, der da hilft und nicht ihm helfen läßt, der da lehret und regieret und sich nicht lehren und regieren läßt. Summa: Der Alles thut und giebt und er Niemandes darf und thut solches alles umsonst aus lauter Gnaden ohne Verdienst den Unwürdigen und Unverdienten, ja den Verdammten und Verlornen.

22.

Alle Artikel der christlichen Lehre concentriren sich in der Lehre von der Rechtfertigung, die der edelste und vornehmste Artikel ist; sie ist das köstliche Kleinod, der Augapfel, das Herzblut der lutherischen Lehre und Kirche; sie ist die Arznei der Kranken, der Trost der Angefochtenen, die Stärke der Schwachen, das Licht der Irrenden, die Stütze der Wankenden, die Milch der Kindlein, die starke Speise der Erwachsenen, das Labsal der Sterbenden, das Leben der Todten, die Pforte des Himmels, die Freude der Engel, der Schrecken der Teufel.

Phil. 3, 8. 9. Denn ich achte es Alles für Schaden gegen der überschwenglichen Erkenntniß Christi Jesu, meines Herrn, um welches willen ich Alles habe für Schaden gerechnet und rechne es für Dreck, auf daß ich Christum gewinne und in ihm erfunden werde, daß ich nicht habe meine Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz, sondern die durch den Glauben an Christum kommt, nämlich die Gerechtigkeit, die von Gott dem Glauben zugerechnet wird.

Luther: Wo dieser einige Artikel rein auf dem Plan bleibet, so bleibet die Christenheit auch rein und fein einträchtig, und ohne alle Rotten. Wo er aber nicht rein bleibet, da ist's nicht möglich, daß man einigem Irrthum oder Rottengeist wehren möge.

23.

Ohne die Rechtfertigung vor Gott ist die Wiedergeburt, die Erneuerung und Heiligung, die fröhliche und selige Auferstehung unmöglich.

1. Joh. 5, 12. Wer den Sohn Gottes hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht.

Luther: Wohl ist's wahr, es soll ja gebessert und anders gelebt, Gutes gethan und Böses gelassen werden. Aber solch Bessern und Leben erreicht's und thut's nicht, was der Gang Christi thun soll, daß wir dadurch vor Gott gerecht und selig werden möchten. Es ist viel zu schwach und zu wenig aller Heiligen Leben und Werk und aller Menschen Vermögen; denn es ist ja noch Alles nicht mehr, denn irdisch vergänglich Wesen, das mit uns aufhören und hienieden bleiben muß. Da ist kein anderer Trost, ohne allein dieser Gang Christi, welcher unser Hauptgut und Erbe, endlicher Trutz und ewige Gerechtigkeit ist.

24.

Alle Wege und Führungen Gottes mit dem sündigen Menschen, nach seiner Güte und nach seinem Ernste, zielen dahin ab, daß derselbe zum rechtfertigenden Glauben gelange und darin erhalten werde, denn hat er diesen, so hat er Alles, den dreieinigen Gott und das ewige Leben, hat er diesen nicht, so hat er Nichts als Gottes Zorn und die ewige Verdammniß.

Matth. 6, 33. Trachtet am ersten nach dem Reiche Gottes, und nach Seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches Alles zufallen.

Matth. 11, 28. Kommet her zu mir Alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.

Luther: Also liegt jetzt all' unser beide, Seligkeit und Verdammniß an dem, ob wir an Christum glauben oder nicht glauben und ist das Urtheil schon endlich gegangen, welches den Himmel zuschließt und abspricht Allen, so diesen Glauben Christi nicht haben, noch annehmen wollen. Denn dieser Unglaube behält alle Sünde, daß sie nicht kann Vergebung erlangen, gleichwie der Glaube alle Sünde aufhebt und also außer solchen Glauben Alles Sünde und verdammlich ist und bleibt, auch in dem besten Leben und Werken, so ein Mensch thun kann, welche, ob sie gleich an ihnen selbst löblich und von Gott geboten sind, doch werden sie durch den Unglauben verdorben, daß sie um desselben willen Gott nicht gefallen können, gleichwie im Glauben alle Werke und Leben eines Christen Gott gefällt. Ausleg. des XIV.-XVI. Cap. Joh.

25.

Alle vorbereitende Arbeit des Gesetzes, das den sichern und selbstgerechten Menschen zur Erkenntniß der Sünde bringt und ihn durch sein Fordern, Drohen, Tödten und Verdammen unter Gottes Zorn wirft und zur Hölle hinabstößt, soll nach Gottes gnädiger und heilsamer Ordnung, nur dazu dienen, daß die süße, tröstliche, evangelische Lehre von der Rechtfertigung des armen Sünders vor Gott wahren lebendigen Glauben an den Herrn Christum in seinem Herzen anzünde, dadurch er Christum, als seine Gerechtigkeit ergreift und dadurch aus Gnaden erlangt, was Gott in seinem Gesetze nach seinem Rechte fordert und dadurch wird er geistlich gesegnet, lebendig und heilig gemacht und in das himmlische Wesen gesetzt.

Gal. 3, 24. Also ist das Gesetz unser Zuchtmeister gewesen auf Christum, daß wir durch den Glauben gerecht würden.

Luther: Derhalben ist das Gesetz auch ein Licht, das da leuchtet, und sichtbar und offenbar macht, nicht aus Gottes Gnade, auch nicht die Gerechtigkeit, dadurch man das Leben erlanget, sondern die Sünde, den Tod, Gottes Zorn und Gericht. Das ist des Gesetzes eigen und recht Werk, dabei es bewenden und weiter nicht schreiten soll. Das Evangelium aber ist viel ein ander Licht, nämlich, das die erschreckten Herzen erleuchtet, lebendig machet, tröstet und ihnen aufhilft. Denn es zeiget an, wie Gott den unwürdigen und verdammten Sündern gnädig sei, um Christi willen, wenn sie glauben, daß sie durch seinen Tod vom Fluch, d. i. von der Sünde und ewigem Tode erlöset sein und daß ihnen durch seinen Sieg und Ueberwindung geschenkt sei der Segen, d. i. Gnade, Vergebung der Sünden, Gerechtigkeit und ewiges Leben.

26.

Wie aber das Gesetz ein Zuchtmeister auf Christum wird, auf daß wir durch den Glauben gerecht werden, so geht nun wiederum darnach alles Thun und Halten der 10 Gebote, wenn es auch wie bei den Wiedergebornen nur dem anfange nach geschicht, vom rechtfertigenden Glauben aus, denn die Liebe Gottes und des Nächsten, die allein die Thäterin der göttlichen Gebote und des Gesetzes Erfüllung ist, geht allein von diesem Glauben aus.

Gal. 5, 6. In Christo gilt weder Beschneidung noch Vorhaut, sondern der glaube, der durch die Liebe thätig ist.

Luther: Das Wort Evangelium heißt auf deutsch eine fröhliche Botschaft, darum, daß darinnen verkündiget wird die heilsame Lehre des Lebens, von göttlicher Zusagung und entboten wird Gnade und Vergebung der Sünde. Darum gehöret zum Evangelium nicht Werk, denn es ist eitel bloses Zusagen und Anbieten göttlicher Gnade. Wer nun daran gläubet, der empfähet die Gnade und den heiligen Geist; davon wird denn das Herz fröhlich und lustig in Gott und thuts alsdann das Gesetz freiwillig umsonst, ohne Furcht der Strafe, und ohne Gesuch des Lohns: denn es hat an der Gnade Gottes satt und genug, dadurch dem Gesetz ist genug geschehen.

27.

Kein anderer Artikel wie dieser bringt des Vaters Gnade, des Sohnes Verdienst und des heiligen Geistes Kraft dem armen Sünder durch den Glauben so tröstlich in's Herz, daß Gerechtigkeit, Friede und Freude darin wohnen.

Röm. 5, 1. Nun wir denn sind gerecht worden durch den Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesum Christ.

Luther: Das Evangelium tröstet und machet fröhlich und guter Dinge, denn es lehret von der großen Barmherzigkeit, von den ewigen und himmlischen Wohlthaten und Schätzen Gottes des Vaters, der seinen Sohn zum Opfer für uns gegeben hat und des Sohnes, der sein Blut für unsere Sünde vergossen hat, und des heiligen Geistes, der das Vertrauen zu Gott im Herzen anzündet durch Christum. Darum, wenn das Herz diesen reichen Schatz, Gottes Barmherzigkeit und Güte, ansiehet, so bricht es heraus, lobet Gott, rühmet und preiset seine Güte, und läßt eher das Leben fahren, denn solche Bekenntniß.

Schluß

Worte Luthers: Welche sich aber dünken lassen, sie wissen und verstehen diesen Artikel nun sehr wohl, die haben gewißlich ihn noch nie recht angefangen zu lernen.

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