Textor, Gustav Adolph - Am 1. Weihnachtstage.

Textor, Gustav Adolph - Am 1. Weihnachtstage.

Ich steh' an Deiner Krippe hier,
Jesulein, mein Leben!
Ich komme, bring' und schenke Dir,
Was Du mir hast gegeben:
Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn,
Herz, Seel' und Muth, nimm Alles hin,
Und laß Dir's Wohlgefallen: Amen!

Geliebte Christen! Heute ist unser Heiland, Jesus Christus, Gottes Sohn, wahrer Mensch geboren. „Gelobet sei der Herr der Gott Israels, denn er hat besucht und erlöset sein Volk.“ „Was der alten Väter Schaar höchster Wunsch und Sehnen war, und was sie geprophezeit, ist erfüllt nach Herrlichkeit.“ Christus der Weltheiland ist Mensch geworden, der Sohn Gottes, der vom Vater in Ewigkeit geboren ist. Die Engel freuen sich und lobsingen Gott, und wir dürfen nicht schweigen, denn auch uns ist ein Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr in der Stadt Davids. Möchte doch Christus in unser Aller Herzen eine Gestalt gewinnen! Wir feiern Feste mit Singen, Beten und Verkündigen des heiligen Evangeliums, wir dienen Gott mit Psalmen und Lobgesängen, die unser Mund ihm als Opfer darbringt; laßt uns auch Feste feiern, laßt uns insbesondere auch das heutige Fest feiern mit herzlicher Hingebung in die Hand unsres Gottes, der uns erlöst hat, mit aufrichtiger Buße und Bekehrung von den Sünden, laßt uns Gott dienen mit festem Glauben an sein heiliges Wort, mit aufrichtiger Erneuerung unsers Sinnes und Wandels. Denn dazu hat er uns erlöset, daß wir ihm dienen sollen ohne Furcht unser Leben lang, in Heiligkeit und Gerechtigkeit, die ihm gefällig ist.

Wir haben in diesen festlichen Tagen sehr große und heilige Wahrheiten unsers christlichen Glaubens zu betrachten, Geheimnisse Gottes, die er geoffenbart hat zum Heile unsrer Seelen. Aber die heiligen Wahrheiten Gottes haften und wohnen nicht in unheiligen Herzen. Wir können nicht glauben, wir können uns nicht erbauen in Gott, wenn wir nicht zugleich unser Innerstes reinigen, die Finsterniß vertreiben und das göttliche Licht mit geheiligtem Sinne aufnehmen. Was würde es für eine Weihnachtsfeier sein, wenn wir nicht von unsern Sünden lassen wollten? Es würde eine Feier ohne Glauben, ohne Freude in dem Herrn, ohne Dank, ohne Liebe, ohne Hoffnung sein, und das ist keine Feier; wir würden mit hörenden Ohren nichts Göttliches hören, und unsre Herzen würden nichts vernehmen. Darum bereitet nun sein tüchtig den Weg dem großen Gast, macht alle Steige richtig, laßt Alles, was er haßt.

Wir wollen heute nach Anleitung, unsers Vespertextes erwägen, wer der große Gast ist, der uns geboren ist, und erflehen uns dazu im stillen Gebete den Segen Gottes, wenn wir noch vorher den 6. Vers aus dem Liede: „Warum willst du draußen stehen,“ welcher anhebt: „Aller Trost und alle Freude,“ mit einander werden gesungen haben.

Vespertext: Johannis 1, 1-5.
Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbige war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbige gemacht, und ohne dasselbige ist nichts gemacht, was gemacht ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheinet in der Finsterniß, und die Finsterniß haben es nicht begriffen.

Nach Anleitung dieses Textes wollen wir uns die große Wahrheit unsers Glaubens in's Herz einprägen, daß Jesus Christus wahrhaftiger Gott ist. - Von Kindesbeinen an haben wir es auswendig gelernt in den Katechismusworten: „Ich glaube, daß Jesus Christus, wahrhaftiger Gott ist, vom Vater in Ewigkeit geboren.“ Damals verstanden wir noch wenig davon, was für ein großes Wunder und Geheimniß Gottes in diesen Worten ausgesprochen ist, und was für ein Heil der sündigen Welt dadurch geschenkt ist, daß Gott Mensch geworden ist. In späteren Jahren sind Manche unter uns der Wahrheit treu geblieben, daß große Licht der Welt ist ihren Herzen mehr und mehr aufgegangen, und sie wissen es nun, daß in ihm das Leben ist, daß alle Fülle der Seligkeit aus ihm uns zuströmt. Aber Viele haben mit den Kinderjahren auch den Glauben verlassen, und find andern Götzen, andern Freuden und andrer Weisheit nachgelaufen. Theils sind sie ganz und gar ungläubig geworden, leugnen die Herrlichkeit Christi, streiten wider Gott und die Wahrheit, theils sind sie in ihren Sünden verstrick * worden, und haben den Glauben ganz todt in sich, bekennen zwar mit dem Munde, aber beweisen es nicht mit dem Wandel, sagen ,/Herr, Herr!„ zu dem Weltheilande, aber thun nicht den Willen des Vaters im Himmel. Laßt uns doch umkehren und werden, wie die Kinder! Laßt uns glauben, auf daß unsre Sünden vergeben werden.

Nicht mit menschlicher Weisheit wollen wir es erwägen, sondern aus dem heiligen, ewigen Worte Gottes wollen wir es hören, daß Jesus Christus wahrhaftiger Gott ist.

Was sagt unser Text davon? „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.“ Der heilige Johannes, der an der Brust Jesu gelegen, und die Worte des ewigen Lebens aus seinem Munde gehört hatte, der mit dem heiligen Geiste erfüllt war, ein rechter Seher und Zeuge Jesu Christi, nennt seinen Herrn und Meister hier „das Wort.“ Es mag uns schwer werden, einzusehen, in welchem besondern Sinne dieser Name den eingebornen Sohn Gottes bezeichnet; so viel aber ist ganz offenbar, daß Johannes Christum meint, wenn er sagt: „Im Anfang war das Wort;“ denn er fügt im 14. Verse hinzu: „Und das Wort ward Fleisch, und wohnete unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit, als des eingebornen Sohnes vom Vater voller Gnade und Wahrheit.“ Dies zu wissen ist uns genug. Also im Anfang, als Gott den Himmel und die Erde schuf, War das Wort, d. i. Christus; und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort, d. h. Christus war bei Gott, und war selbst Gott. Er wiederholt es noch einmal und sagt: „Dasselbige war im Anfang bei Gott.“ Da sehen wir also, als der Himmel gegründet und die Erde geschaffen wurde, war er schon da, dessen Geburt wir heute feiern, er war bei Gott, war selbst Gott. Höret weiter: „Alle Dinge sind durch dasselbige gemacht, und ohne dasselbige ist nichts gemacht, was gemacht ist.“ Sehet da. Alles, was ist, ist durch ihn geschaffen. Ohne ihn ist nichts gemacht, was gemacht ist. Die Engel und Erzengel, der Himmel und sein Heer, Sonnen und Sterne, die Erde mit Allem, was sie trägt, ist sein Werk. Ohne ihn ist nichts gemacht, was gemacht ist. Wie er redete, so geschah es, wie er gebot, so stand es da. Weiter: „In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.“ Das ewige Leben und Seligkeit war in ihm, er offenbarte es den Menschen. Er redete zu ihnen schon zu der Zeit des alten Bundes, er führte die Gläubigen, er erschien dem Abraham, Jakob und Moses, er sandte die Propheten, er leuchtete in die Finsterniß der Erde hinein, aber' die Finsterniß haben es nicht begriffen. - Wer könnte es noch bezweifeln, daß diese Worte unsers heutigen Textes uns deutlich und mit starken Ausdrücken verkündigen, daß Jesus Christus wahrhaftiger Gott ist? Er wird hier geradezu Gott genannt, es wird gesagt, daß er im Anfang gewesen ist, daß durch ihn alle Dinge geschaffen sind, und daß in ihm das Leben gewesen ist, d. h. bei Johannes, das ewige Leben und Seligkeit trägt er als sein Eigenthum in sich, also daß er es mittheilen und lebendig machen kann, welche er will. Wäre nun weiter kein Zeugniß von seiner wahren Gottheit in der h. Schrift, so würde dieses Eine genug sein, denn es ist klar und unumstößlich. Aber der Herr ist unsrer Schwachheit zu Hülfe gekommen, und hat uns noch viele sehr sichere Zeugnisse von seiner göttlichen Herrlichkeit gegeben.

Schon die Propheten des Alten Testaments weissagen uns davon, daß der zukünftige Erlöser ein Herr sein werde über alle Herren, ein Licht aller Völker, ein Richter aller Welt. Jesaias nennt die Namen des Kindes, das geboren werden sollte:, Wunderbar, Rath, Kraft, Held, Ewigvater, Friedefürst.“ David nennt ihn seinen Herrn, indem er singt: „der Herr hat gesagt zu meinem Herrn, setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße lege.“ Micha nennt ihn, da er seine Geburt zu Bethlehem verkündet, den „Herrn in Israel, welches Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist.“ Was hat nun Jesus selbst von seiner Gottheit gesagt? Haben nur die Propheten ihn also verheißen? Haben nur seine Jünger ihn dafür ausgegeben? Oder hat er selbst auch bezeugt, daß er wahrhaftiger Gott sei? Höret doch, was sein eigener Mund geredet hat. Er nennt sich den Sohn Gottes. Als der Hohepriester ihn feierlich anredete und sprach: „Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, 'daß du uns sagest, ob du seist Christus, der Sohn Gottes “, antwortete Jesus: „ Du sagest es, ich bin' s.“ Nicht ein Sohn Gottes, wie viele Gottes Kinder sind, sondern der Sohn Gottes, wie nur Einer ist. Als Philippus zu ihm sagte: „Herr zeige uns den Vater, so genügt uns;“ antwortete ihm Jesus: „So lange bin ich bei euch, und du kennest mich nicht? Philippe, wer mich stehet, der stehet den Vater. Wie sprichst du denn, zeige uns den Vater. Glaubest du nicht, daß ich im Vater, und der Vater in mir ist?“ An einem andern Ort spricht er: „Ich und der Vater sind Eins.“ Er weiset auf seine Ewigkeit hm, wenn er sagt: „Ehe denn Abraham ward, bin ich;“ und wenn er betet: „Und nun verkläre mich, du Vater, mit der Klarheit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war.“ Er verkündigt uns seine Allmacht, da er .spricht: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.“ Er bezeugt uns seine Allgegenwart, wenn er sagt: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen;“ und an dem andern Orte: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende.“ Er nennt sich das Licht der Welt, er spricht: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, Niemand kommt zum Vater, denn durch mich.“ Er bezeugt uns seine Selbstständigkeit, wenn er sagt: „Gleichwie der Vater das Leben hat in ihm selber, also hat er auch dem Sohne gegeben, zu haben das Leben in ihm selber.“ Und was sagt er von seinen göttlichen Werken? Er spricht: „Ich habe Macht, mein Leben zu geben und es wieder zu nehmen.“ Ist das eines Menschen, oder Gottes Rede? Er will seinen Jüngern den H. Geist geben, denn er spricht: „Wenn ich nicht hingehe zum Vater, so kommt der Tröster nicht zu euch, wenn ich aber hingehe, will ich ihn zu euch senden.“ Er will die Todten aufwecken, nach feinem Wohlgefallen, denn er sagt: „Wie der Vater die Todten auferweckt, und macht sie lebendig, also auch der Sohn macht lebendig, welche er will.“ Seine Stimme sollen Alle, die in den Gräbern sind, am jüngsten Tage hören, und sollen hervorgehen. Er sagt: „Das ist aber der Wille des, der mich gesandt hat, daß, wer den Sohn stehet, und glaubet an ihn, habe das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am jüngsten Tage.“ Er will das Gericht halten, denn er spricht: „Der Vater richtet Niemand, sondern alles Gericht hat er dem Sohne übergeben.“ Darf ein Mensch so von sich reden? - Er will kommen in seiner Herrlichkeit am jüngsten Tage. Er will die Gottlosen zur Hölle verstoßen, denn er spricht: „Alsdann wird der König zu ihm sagen: Gehet von mir, ihr Verfluchten in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln.“ Er will den Kindern Gottes das ewige Leben geben, denn er spricht: „Meine Schaafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir, und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie mir aus meiner Hand reißen.“ Darf ein Mensch so reden, oder darf es allein Gott? Ja, er verlangt für sich gleiche Ehre mit dem Vater, denn er spricht: „Sie sollen alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehret, der ehret den Vater auch nicht, der ihn gesandt hat.“ Ein großes und' wichtiges Wort für uns Alle, merket es wohl, es steht Joh. 5, 23, „sie sollen alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehret, der ehret den Vater auch nicht, der ihn gesandt hat.“ Das sehet ihr doch unzweifelhaft aus allen diesen eigenen Worten unsers Heilandes, den er als der Herr der Herrlichkeit erkannt werden wollte, von Gott geboren, wahrer Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Eben so gewiß ist es auch, daß seine Jünger, die heiligen Apostel, ihn als den wahrhaftigen Gott und das ewige Leben erkannt haben. Sehr unklar und unsicher war ihre Erkenntniß und ihr Glaube, so lange er noch im Fleische unter ihnen lebte. Sie ahnten es und konnten es doch nicht fassen, sie glaubten es und zweiselten doch wieder. Da mußte er noch kurz vor seinem Leiden zu dem Philippus sagen: „So lange bin ich bei euch, und du kennest mich nicht?“ Da rief ein Petrus zwar aus: „Herr, du hast Worte des ewigen Lebens, und wir haben geglaubt und erkannt, daß du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn!“ aber sein Herz war lange noch nicht fest in dieser Wahrheit. Als aber Jesus auferstanden und zu seiner Herrlichkeit eingegangen war, als die Jünger mit dem H. Geiste erfüllt waren, da fingen sie an zu zeugen, und konnten nicht schweigen, da verkündigten sie es der ganzen Welt mit felsenfestem Glauben, daß dieser Jesus von Nazareth, der Gekreuzigte, der Christ Gottes ist, ein Herr und Gott über Alles, hochgelobet in Ewigkeit.

Da zeuget Johannes, daß Jesus der eingeborne Sohn Gottes ist, und sagt: „Niemand hat Gott je gesehen, der eingeborne Sohn, der in, des Vaters Schooß ist, der hat es uns verkündigt.“ Er schreibt in seinem ersten Briefe: „Wir wissen, daß der Sohn Gottes gekommen ist in die Welt , und hat uns einen Sinn gegeben, daß wir erkennen den Wahrhaftigen, und sind in dem Wahrhastigen, in seinem Sohne, Jesu Christo. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.“ Da bezeugt Petrus, daß der gekreuzigte Christus ein Herr geworden sei, ein Fürst des Lebens, welcher muß den Himmel einnehmen, bis auf die Zeit, da herwiedergebracht werde Alles, was Gott geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten, von der Welt an. Ihnen stimmt der heilige Apostel Paulus zu, den der Herr sich besonders zum Zeugen seiner Herrlichkeit berufen hatte, und verkündigt mit großer Kraft die Gottheit unsers Herrn Jesu Christi. Er bezeugt im Briefe an die Kolosser, daß in ihm die ganze, Fülle der Gottheit leibhaftig wohnete. Er bekräftigt und sagt: „Durch ihn ist Alles geschaffen, das im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und unsichtbare, Beide, die Thronen und Herrschaften, die Fürstenthümer und Obrigkeiten, es ist Alles durch ihn und zu ihm geschaffen, und er ist vor Allen, und es bestehet Alles in ihm.“ Er bezeugt im Briefe an die Epheser, daß Gott Jesum Christum gesetzt habe zu seiner Rechten im Himmel über alle Fürstenthümer, Gewalt, Macht, Herrschaft und Alles, was genannt mag werden, nicht allein in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen, und hat alle Dinge unter seine Füße gethan. Er verkündigt uns im ersten Briefe an den Timotheus (3,16): „Kündlich groß ist das gottselige Geheimniß: Gott ist geoffenbaret im Fleisch, gerechtfertigt im Geist, erschienen den Engeln, gepredigt den Heiden, geglaubt von der Welt, aufgenommen in die Herrlichkeit.“ Er ruft im Briefe an die Philipper voll h. Geistes aus: „Darum hat ihn auch Gott erhöhet, und hat ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen ist, daß in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Kniee, die im Himmel und auf Erden und unter der Erden sind, und alle Zungen bekennen sollen, daß Jesus Christus der Herr sei zur Ehre Gottes des Vaters.“ - Hier stimmt der Brief an die Ebräer ein, und nennt Jesum den Sohn Gottes, „welchen Gott gesetzt hat zum Erben über Alles, durch welchen er auch die Welt gemacht hat. Welcher ist der Glanz seiner Herrlichkeit, und das Ebenbild seines Wesens, und trägt alle Dinge mit seinem kräftigen Wort, und hat gemacht die Reinigung unsrer Sünden durch sich selbst, und hat sich gesetzt zu der Rechten der Majestät in der Höhe; so viel besser geworden, denn die Engel, so viel er gar einen höheren Namen er vor ihnen ererbet hat.“ Ja er spricht: ,Es sollen ihn alle Engel Gottes anbeten.„ Wer will es leugnen, daß diese heiligen Gottbegeisterten Männer Jesum Christum verkündigt haben, daß er der wahrhaftige Gott sei? Und nicht allein verkündigt haben sie ihn also, sondern haben auch ihr ganzes Leben ihm geopfert, und mit dem Märtyrertode bewiesen, daß ihre Hoffnung und ihr Glaube an den Sohn Gottes, den Herrn der Herrlichkeit, lebendig, fest und unüberwindlich war.

Eben also hat die Kirche Jesu Christi von Anbeginn bis auf den heutigen Tag unwandelbar geglaubt und bekannt, daß Jesus Christus wahrhaftiger Gott ist. Von ihm sagt das apostolische Glaubensbekenntniß: „Ich glaube an Jesum Christum, Gottes eingebornen Sohn, unsern Herrn.“ Von ihm bekennt das in allen christlichen Kirchen geltende Nizaenische Glaubensbekenntniß seit dem Jahre 323: „Ich glaube an einen Herrn, Jesum Christum, den eingebornen Sohn Gottes, der von dem Vater geboren ist von Ewigkeit, Gott von Gott, Licht vom Lichte, wahrer Gott von dem wahren Gott, gleicher Art mit dem Vater, durch welchen alle Dinge geschaffen sind.“ Dasselbe bekennen und bezeugen alle späteren Bekenntnisse unserer und anderer christlichen Gemeinden, und ist hierin eine große und herrliche Uebereinstimmung in der ganzen Christenheit auf der ganzen Erde, so weit lebendige Glieder unsers Herrn Jesu Christi wohnen. So wird auch bei uns gelehrt und gepredigt unter Jungen und Alten, daß Jesus Christus wahrhaftiger Gott ist. Dieser Glaube hat unsre Väter gestärkt und getröstet im Leben und Sterben, er hat sie getrieben, in köstlichen Liedern die Herrlichkeit Jesu Christi zu preisen und ihm Lob zu sagen. So singen wir sonntäglich: „O Jesu Christ, Sohn eingeborn', deines himmlischen Vaters, Versöhner der'r, die war'n verlor'n, du Stiller unsers Haders, Lamm Gottes, heil'ger Herr und Gott, nimm an die Bitt' von unsrer Noth, erbarm dich unser Aller.“ Wir singen mit Paul Gerhard: „Heute geht aus seiner Kammer Gottes Held, der die Welt reißt aus allem Jammer. Gott wird Mensch, dir Mensch zu Gute, Gottes Kind, das verbind't sich mit unserm Blute.“ Wir singen mit Luther: „Euch ist ein Kindlein heut gebor'n, von einer Jungfrau auserkor'n, ein Kindelein so zart und fein, das soll eure Freud und Wonne sein. Es ist der Herr Christ unser Gott, der will euch führ'n aus aller Noth, er will euer Heiland selber sein, von allen Sunden machen rein.“ Und in dem andern Liede: „Gelobet seist du Jesu Christ, daß du Mensch geboren bist, von einer Jungfrau, das ist wahr, des freuet sich der Engel Schaar. Des ew'gen Vater einig's Kind jetzt man in der Krippen find't; in unser armes Fleisch und Blut verkleidet sich das ew'ge Gut. Den aller Weltkreis nie beschloß, der lieget in Marien Schooß, er ist ein Kindlein worden klein, der alle Ding' erhält allein.“

Gebe der allmächtige Gott, daß wir solches theure und selige Bekenntniß nicht mit dem Munde allein ablegen, sondern auch in seinen und gläubigen Herzen bewahren mögen“ bis in den Tod, ja, daß dasselbe an unsern und an allen Orten, stehen, bleiben und die Herzen überwinden möge, auf daß schon hier in der Gnadenzeit unser Aller Kniee sich vor Jesu Christo beugen, und unsre Jungen bekennen mögen, daß Jesus Christus der Herr sei zur Ehre Gottes des Vaters! Amen!

Dir sei Preis, Lob und Anbetung, Herr Jesu Christe, Du eingeborner Sohn des Vaters voller Gnade und Wahrheit, daß Du den Himmel und Deine Herrlichkeit verlassen hast, die Du hattest von Anbeginn in Deines Vaters Schooß, und hast dich nicht geschämt, uns Deine Brüder zu heißen, die wir Staub und Asche, Sünder von Sündern sind. Herr, laß Dir es gefallen, auch bei uns einzukehren, ja nimm unsere Herzen zu Deiner Krippe hin, daß Du in, uns geboren werdest und Gestalt gewinnest. O zerstreue mit Deinem Lichte alles Dunkel der Sünde, brich allen Unglauben und Herzenshärtigkeit, stille alle unsere Traurigkeit, und erfülle uns mit der Freude, die Niemand von uns nehmen kann. Uns verlangt nach Dir; ach kehre bei uns ein, daß wir Deine Herrlichkeit sehen, und aus Deiner Fülle nehmen Gnade um Gnade, bis wir Dich schauen von Angesicht zu Angesicht. Amen!

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