Textor, Gustav Adolph - Am 2. Sonntag nach Epiphanias.

Textor, Gustav Adolph - Am 2. Sonntag nach Epiphanias.

Herr Jesu, tu' nach Deiner Gnade,
Mehr als wir bitten und verstehn;
Gib, dass wir Deine Lebenspfade
In Einfalt und mit Freuden gehn,
Nach Deinem Wort und nach den Sitten
Des Hauses Gottes, der Gemein';
Zu dem End' bleib' in unserer Mitten
Und lass kein Herz Dir ferne sein. Amen! -

Geliebte Christen! Der Apostel Paulus schreibt an die Römer (Kap. 12,3-6) das Wort: „Ich sage durch die Gnade, die mir gegeben ist, Jedermann unter euch, dass Niemand weiter von sich halte, denn sich's gebührt zu halten, sondern dass er von ihm mäßiglich halte, ein Jeglicher, nachdem Gott ausgeteilt hat das Maß des Glaubens. Denn gleicherweise, als wir in Einem Leib viele Glieder haben, aber alle Glieder nicht einerlei Geschäfte haben; also sind wir Viele Ein Leib in Christo, aber unter einander ist Einer des Andern Glied, und haben mancherlei Gaben nach der Gnade, die uns gegeben ist.“ - Der Gedanke, dass wir eine Gemeinde Jesu Christi sind, wird in unseren Tagen unter den Christen oft sehr vergessen und hintenangesetzt. Wir hören es wohl noch oft genug, wie das klingt: „christliche Gemeinde, Gemeinde Jesu Christi“; aber ich fürchte, wir fühlen es viel zu wenig, was das bedeutet, was für ein Gewicht in dem Wort liegt, und was für ein Segen darauf ruht, eine Gemeinde Jesu Christi zu sein. Wir sollen nicht eine von ungefähr zusammen gekommene Menge einzelner Christen sein, es soll nicht ein Jeder für sich sein, und an sich allein genug haben; sondern wir sollen zusammenstehen und zusammen halten, als die Glieder eines Leibes: „Einer ist des Anderen Glied.“ Wenn ein Glied vom Leibe getrennt wird, so verwest es, und wenn alle Glieder auseinander fallen, so ist der Leib tot. Also auch ein Christ, der sich von Christi Gemeinde absondert, und für sich allein sein will, verliert das geistige Leben, und wenn eine Gemeinde zerfällt, der eine hierhin, der Andere dahin, so ist es ein Zeichen des Todes. Das gibt sich in solchen Gemeinden zu erkennen, wo die Kirchen leer stehen. Da sieht man es, dass kein Band mehr da ist, welches zusammen hält, und keine Gemeinschaft mehr, welche Bruder mit Bruder verbindet. Die größten Gnadenverheißungen hat aber der Herr Christus nicht den einzelnen Christen, sondern der Gemeinde gegeben, dass nämlich die Pforten der Hölle sie nicht überwältigen sollen, dass er will mitten darunter sein, wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind; auch wenn er spricht: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde, denn es ist eures Vaters Wohlgefallen, euch das Reich zu geben.“ Lasst uns also den süßen Klang des Wortes: „Gemeinde Jesu Christi“ recht zu Herzen gehen, Du willst doch gerne ein Glied Jesu Christi sein. So wisse denn auch, dass du nur Ein Glied bist, deines Heilandes Leib aber viele Glieder hat, mit denen du zusammen halten musst. Das ist des Satans Werk und Wohlgefallen, wenn er so aus jeder Gemeinde tausend Häuflein machen, ja jeden Einzelnen allein treiben könnte, nur auf seinen Weg zu sehen, wie Jesaias sagt: „Wir gingen Alle in der Irre, wie Schafe, ein Jeglicher sah auf seinen Weg.“ Davon heißt es: „Der Wolf erhascht und zerstreut die Schafe.“ Hört ihr es? „Der Wolf zerstreut die Schafe!“ Er zerstreut die Schafe so gern, d. h. nicht die Gottlosen, die Ungläubigen: die sind schon zerstreut und vereinzelt genug, sondern die Herde Jesu Christi zerstreut er so gern. Durch welches Mittel, fragen wir, zerstreut er sie denn, dass wir ihm die List ablernen und ihm begegnen? Er zerstreut sie vornehmlich durch den Hochmut, dass ein Jeglicher sich selbst genug, und über Andere hinaus sein, und hinweg sehen will. Daher schreibt St. Paulus: „Ich sage Jedermann unter euch, dass Niemand höher von sich halte, denn sich's gebührt zu halten, sondern dass er mäßiglich von sich halte.“ Der Hochmut scheidet, die Demut bindet. Der Hochmut macht anmaßend, die Demut macht bescheiden. Der Hochmut macht eigensüchtig, die Demut macht hingebend und dienstfertig. - Das wird uns nun unsere heutige Epistel näher zeigen, wie wir in der Demut sollen verbunden, hingebend und dienstfertig sein, auf dass wir unter einander uns als lebendige Glieder des Einen Hauptes, nämlich als lebendige Glieder Jesu Christi erweisen. Wir wollen uns zur gottseligen Betrachtung dieser Epistel den Segen Gottes erflehen in einem stillen und andächtigen Gebet.

Epistel: Römer 12,7-16.
Hat jemand Weissagung, so sei sie dem Glauben ähnlich. Hat jemand ein Amt, so warte er des Amts, Lehrt jemand, so warte er der Lehre. Ermahnt jemand, so warte er des Ermahnens. Gibt jemand, so gebe er einfältiglich. Regiert jemand, so sei er sorgfältig. Übet jemand Barmherzigkeit, so tue er es mit Lust. Die Liebe sei nicht falsch, hasst das Arge, hängt dem Guten an. Die brüderliche Liebe unter einander sei herzlich. Einer komme dem Anderen mit Ehrerbietung zuvor. Seid nicht träge, was ihr tun sollt. Seid brünstig im Geist. Schickt euch in die Zeit. Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet. Nehmt euch der Heiligen Notdurft an. Herbergt gerne. Segnet, die euch verfolgen; segnet und flucht nicht. Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden. Habt einerlei Sinn unter einander. Trachtet nicht nach hohen Dingen, sondern haltet euch herunter zu den Niedrigen.

Diese Epistel hält uns einen Kranz von christlichen Tugenden vor, zur Ermahnung für mancherlei Lagen des Lebens. Dies Alles, was wir gelesen haben, gedeiht und blüht in einer lebendigen, christlichen Gemeinde; nicht Alles in jedem Einzelnen, sondern verschieden nach der Gnade Gottes. Der Eine hat dieses, der Andere jenes, worin er Christo am ähnlichsten ist; in Allen zusammen aber, in der ganzen Gemeinde, spiegelt und offenbart sich das Bild Dessen, zu dem Gott sprach: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“ Je mehr aber ein einzelner Christ von diesen Tugenden in sich vereinigt, desto näher steht er Christo, dem Haupt und Herrn.

Wir wollen das Gelesene einzeln näher erwägen.

Hat Jemand Weissagung, so sei sie dem Glauben ähnlich. Hat Jemand ein Amt, so warte er des Amtes. Lehret Jemand, so warte er der Lehre; ermahnet Jemand, so warte er des Ermahnens.“ Diese Worte gehen auf die, welche der Gemeinde Vorbilder sein sollen in Lehre und Leben, wie der Apostel Paulus den Titus ermahnt (2,7): „Allenthalben aber stelle dich selbst zum Vorbild guter Werke, mit unverfälschter Lehre, mit Ehrbarkeit, mit heilsamen und untadeligem Wort, auf dass der Widerwärtige sich schäme und nichts habe, das er von uns möge Böses sagen.“ Die also ein Amt an der Gemeinde haben, es sei Lehre oder Weissagung, sollen voran sein in guten Werken, in reiner Lehre und Erkenntnis Jesu Christi, des Herrn; nicht voran nach der Welt Art, da mögen sie immer die Letzten sein, sondern voran nach Christi Art. Es ist zum Leben und Gedeihen einer Gemeinde das erste Erfordernis, dass sie treue Lehrer und Verkündiger des Evangeliums habe, deren Verkündigung dem Glauben ähnlich sei, d. h. die nicht weichen von den heilsamen Worten unseres Herrn Jesu Christi, welche die Lehre von der Gottseligkeit unablässig treiben durch Wort und Tat; die sich nicht mischen in weltliche Händel, noch sich verlieren in die Schulgezänke, d. h. in Streitfragen und Wortkriege solcher Menschen, die verdüstert sind und zerrüttete Sinne haben, die da meinen, Gottseligkeit sei ein Gewerbe. Daher ermahnt der Apostel Paulus mit solchen Worten uns Lehrer und Prediger, dass wir des Amtes und der Lehre warten sollen, die uns übertragen ist, und uns des nicht sollen gelüsten lassen, wonach die Welt hungert und dürstet, auch uns nicht mühen und kümmern sollen um das, was uns nicht übertragen ist. Denn er wusste wohl aus eigener Erfahrung, wie denn auch wir es täglich wahrnehmen können, dass das Predigt- und Lehramt seinen Mann ganz in Anspruch nimmt, und dass es selbst damit noch nicht einmal getan ist, wenn wir alle Kräfte Leibes und der Seele daran setzen. Mollen wir es also ausrichten, wie es groß und schwer vor uns und auf uns liegt, so muss außer allen unseren Kräften, die im Vergleich gegen das Werk nichts sind, die Kraft von oben her, die Kraft Jesu Christi in uns mächtig, und der Segen und das Gedeihen von oben her mit uns sein.

Gibt Jemand, so gebe er einfältig. Regiert Jemand, so sei er sorgfältig. Übt Jemand Barmherzigkeit, so tue er es mit Lust.“ Das Regieren ist nicht so leicht, als es sich aussieht. Schon mancher König möchte vielleicht seinen Stand gern vertauscht haben mit dem Stand eines einfachen verborgenen Lebens. Ein Christ soll das wissen, und sich nicht weise dünken in Dingen, die ihm viel zu hoch sind. Es ist in unseren Tagen fast so, dass ein jeder Untertan meint, besser zu wissen, wie der, welcher ihm vorgesetzt ist, regieren müsse, dass ein Jeder sich dünken lässt, das Regieren sei nur so ein Spiel, und viel leichter, als das Gehorchen. Willst du aber sehen und wissen, wie das ist, so siehe doch zu, wie es dir mit dem geht, was du zu regieren hast, und wie du es darin zu Stande bringst. Etliche unter uns haben Haus, Hof und Gesinde, Familie und was dazu gehört, zu regieren. Wie geht es dir damit? Stehst du deinem eigenen Haus wohl vor? Sorgst du für das Leibliche und Geistliche in deinem Haus? Ist Beides, Leibliches und Geistliches in gutem Stand und Gang unter Allen, die dir untergeben sind? Fehlt es nicht oft und täglich, dann hier, dann dort? - Daneben haben wir Alle uns selbst zu regieren, das Gelüsten des Herzens zu zügeln, die Sünde zu vertreiben und abzuwehren, Falschheit zu meiden, die Zunge im Zaum zu halten. Wie geht es dir damit? Fehlt es nicht täglich, bald hier, bald dort? - Daher fordert auch das göttliche Wort von denen, welche zum Regieren gesetzt sind, nicht dass sie Alles auf das Vollkommenste ausrichten sollen, wohl aber, dass sie nicht leichtsinnig sondern sorgfältig zu Werke gehen. Der Leichtsinn ist überall verderblich, aber am meisten, wenn Jemand über Andere gesetzt ist, sie zu regieren. Bei ihnen geht Segen und Fluch ins Große und über Viele, daher wird auch ihre Verantwortung, ihr Lohn oder ihre Strafe ins Große gehen.

Gibt Jemand, so gebe er einfältig; übt Jemand Barmherzigkeit, so tue er es mit Lust.“ Möchte doch Gott allen Christen, die Barmherzigkeit üben, die zwei Worte ins Herz schreiben: „einfältig und mit Lust.“ Einfältig geben ist eine große Kunst. Das sündliche Herz macht sich so gern einen Ruhm daraus, die Leute sollen es doch auch wissen, was wir tun, sie sollen uns doch auch für das ansehen, was wir sind und tun; aber siehe, dann ist der Segen dahin! Der Herr, der Herzenskündiger, wusste das wohl, darum sprach er (Matth. 6,1-4): „Habt Acht auf eure Almosen, dass ihr die nicht gebt vor den Leuten, dass ihr von ihnen gesehen werdet; ihr habt anders keinen Lohn bei eurem Vater im Himmel. Wenn du nun dein Almosen gibst, sollst du nicht lassen vor dir posaunen, wie die Heuchler tun in den Schulen und auf den Gassen, auf dass sie von den Leuten gepriesen werden. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin. Wenn du aber Almosen gibst, so lass deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut, auf dass dein Almosen verborgen sei; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten öffentlich.“ So ist es auch dem sündlichen Herzen schwer, mit Lust Barmherzigkeit zu üben. O wie viel geschieht da nur aus Zwang um der Leute willen, im Herzen aber mit Widerwillen und Murren. Doch haben solche Gaben keinen Segen, denn es steht geschrieben: „Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.“

Die Liebe sei nicht falsch; hasst das Arge, hängt dem Guten an. Die brüderliche Liebe unter einander sei herzlich. Einer komme dem Anderen mit Ehrerbietung zuvor.“ In diesen Worten hängt das ganze Gesetz und die Propheten, denn wer den Nächsten liebt, der hat das Gesetz erfüllt. Ich kann euch diese Ermahnung nicht vorhalten, als von meinetwegen, sondern ich kann sie nur mit euch auch mir vorhalten, dass wir uns untereinander prüfen und richten. „Die Liebe sei nicht falsch.“ Hast du keine Liebe, so erheuchle auch keine Liebe. Wie mancher scheinbare Bruderkuss ist ein Judaskuss! auf wie manches freundschaftlich klingende Wort passt, was St. Paulus Röm. 3,13, sagt: „Mit ihren Zungen handeln sie trüglich, Otterngift ist unter ihren Lippen.“ Das ist falsche Liebe, und davor warnen, darüber strafen wir nicht etwa Solche, die nicht hier sind, sondern gerade uns selbst. Habe nur Acht auf dich selbst, und du wirst sehen, wie genau die Ermahnung auf die Neigung unseres Herzens passt. „Die brüderliche Liebe unter einander sei herzlich; Einer komme dem Andern mit Ehrerbietung zuvor.“ Die brüderliche Liebe hat ihre Wurzel in der Selbstverleugnung. Je mehr wir uns selbst vergessen und verleugnen können, desto herzlicher wird unsere Liebe zu den Mitchristen sein; dann findet sich die Bescheidenheit, die Ehrerbietung von selbst.

Seid nicht träge, was ihr tun sollt; seid brünstig im Geist.“ Träge zu allem Guten ist das Fleisch, eifrig und willig ist der Geist aus Gott, den Christus uns gegeben. Das Fleisch sollen wir töten, auf dass der Geist Raum gewinne, uns zu regieren, zu treiben, und welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. - „Schickt euch in die Zeit; seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet.“ Gleichwie ein Mensch, der auf der Reise ist, nicht seine Ruhe haben kann, wie in der Heimat, sondern sich allerlei Ungemach, Wetter und Wind gefallen lassen, sich allerlei Gefahren aussetzen muss; so ist es auch mit den Christen hier in dieser Welt. Wir sind hier auf der Reise, es kommen Stürme und Ungewitter über des Herrn Volk, und es heißt für sie: „Schickt euch in die Zeit“: es ist den Fremdling in der Fremde nicht anders; es kommen Mangel und Not, der Christ wird der Pilgerschaft satt und müde, und es heißt für ihn: „Sei fröhlich in Hoffnung.“ die Zeit kommt, es ist noch eine Ruhe vorhanden dem Volk Gottes. Es kommen Kreuz und Trübsale, sie ängstigen ihn, dass er seufzen und sagen muss: „Ach Herr, wie so lange!“ - aber es heißt für ihn: „Sei geduldig in Trübsal und halte an am Gebet;“ denn „die Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schafft eine ewige und über alle Maße wichtige Herrlichkeit denen, die nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare,“ wie geschrieben steht (2. Tim. 4,18): „Der Herr wird mich erlösen von allem Übel und aushelfen zu seinem himmlischen Reich!

Nehmt euch der Heiligen Notdurft an. Herbergt gerne. Segnet, die euch verfolgen; segnet und flucht nicht.“ So treiben es die Kinder des Vaters im Himmel, so gedeiht, so geschieht es unter lebendigen Gliedern Jesu Christi. „Nehmt euch der Heiligen Notdurft an“ - damit will der Apostel sagen, dass wir neben der allgemeinen Barmherzigkeit, die nicht erst viel fragt: „Wer ist mein Nächster?“ sondern gleich jenem Samariter hilft, wo Not ist, noch ein besonderes Auge auf die Not frommer Christen haben sollen. Gleichwie die brüderliche Liebe inniger und herzlicher ist, als die allgemeine Liebe, so geht auch die Not des treuen Jüngers Jesu Christi dem Christen tiefer zu Herzen, als die Not Solcher, die draußen sind. Man hat ganz anderes Vertrauen zu dem gottesfürchtigen Christen, dass er seine Not nicht mutwillig herbeiziehe, und dass er die Gabe nicht missbrauchen werde. In Solchen dienen die Kinder Gottes ihrem Herrn und Meister, welcher einst zu ihnen sagen wird: „Ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich gespeist; ich bin durstig gewesen, und ihr habt mich getränkt, ich bin nackend gewesen und ihr habt mich gekleidet; denn was ihr getan habt dieser Geringsten Einem unter meinen Brüdern, das habt ihr mir getan.“ „Herbergt gern,“ wie geschrieben steht: „Gastfrei zu sein vergesst nicht, denn durch dasselbige haben Etliche ohne ihr Wissen Engel beherbergt.“ „Segnet die euch verfolgen, segnet und flucht nicht“ - denn unser Meister spricht: „Ich sage euch, liebt eure Feinde, segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen, bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen, auf dass ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel, denn er lässt seine Sonne scheinen über die Bösen und über die Guten, und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.

Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden. Habt einerlei Sinn unter einander.“ Das ist die Art der christlichen Liebe. Sie kennt keinen Neid, sondern nur Freude, wenn der Mitchrist Freude hat. Sie kennt keine Schadenfreude, sondern nur Mitleid, wenn der Mitchrist leidet. Neid am Glück, und Schadenfreude am Unglück des Nächsten sind Erbstücke vom Satan, die wir nach unserer sündlichen Natur im Herzen tragen. Bei dem Wiedergeborenen ist das umgekehrt: er freut sich mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden. „**Trachtet nicht nach hohen Dingen, sondern haltet euch herunter zu den Niedrigen.“ Das ist eine große Weisheit, die dem Menschen das Herz zufrieden macht, die ihn vieler Sorgen, vielen Verdrusses überhebt, die ihn einzig geschickt macht, nach dem Allerhöchsten zu trachten, nämlich nach dem Reich Gottes und nach der himmlischen Seligkeit. An diesem Spruch, wie an allen, die wir betrachtet haben, haben wir unser Leben lang zu lernen, und werden sie nicht auslernen; aber dass wir doch nur daran lernen, dass wir danach bemüht sind, sie ins Herz zu fassen, das helfe uns Jesus Christus, der uns berufen hat, dass wir ihm nachfolgen sollen. Durch seinen Tod und Versöhnung hat er unsere Banden zerrissen, durch seinen Sieg und Auferstehung hat er uns aus dem Sündentod in das neue Leben des Glaubens versetzt. Sein Leben, Leiden und Siegen war für uns: so sei denn unser Leben, Leiden, Kämpfen für ihn, zu seines Namens Ehre. Ihm sei Preis und Anbetung in Ewigkeit, Amen!

Du bist das Licht der Welt, o Jesu, Gottes Sohn, und hast auch in unsere Herzen einen Schein gegeben von der Klarheit, die aus Gott ist. Unsere Seele freut sich m Deinem Licht, denn nun wissen wir, dass ein Sünder noch kann selig werden, wenn er umkehrt durch Deine Kraft, glaubt durch Deinen Geist, und bis an's Ende beharrt durch Deine Gnade; nun erkennen wir, dass Du der Welt das Leben gibst, und dass Alle, die zu Dir kommen erquickt und gesegnet werden mit allerlei geistlichen Segen in himmlischen Gütern. So stehe uns bei, Du großer Welteiland, dass wir immer beständiger in Deinem Licht wandeln mögen, immer unverrückter Dein Vorbild und Deinen heiligen Willen vor Augen und im Herzen haben mögen, und mit unserem ganzen Wandel beweisen, dass wir Glieder sind Deines Leibes, berufen und auserwählt, zu verkündigen Deine Tugenden, der Du uns berufen hast von der Finsternis zu Deinem wunderbaren Licht. Amen! -

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