Textor, Gustav Adolph - Am 1. Sonntag nach Epiphanias.

Textor, Gustav Adolph - Am 1. Sonntag nach Epiphanias.

Wirk', mein Heiland, wahre Buße
Und ein reines Herz in mir;
Ach, ich falle Dir zu Fuße,
Gib doch, dass ich für und für
Allen Sünden widersteh',
Und auf deinen Wegen geh';
Lass mein ganzes Tun und Leben
Deinem Dienste sein ergeben. Amen!

Geliebte Christen! Der Herr, Jesus Christus, sagt bei Matthäus im 7. Kapitel, indem er vor den falschen Propheten warnt: “An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Kann man auch Trauben lesen von den Dornen, oder Feigen von den Disteln? Also ein jeglicher guter Baum bringt gute Früchte; aber ein fauler Baum bringt arge Früchte. Ein guter Baum kann nicht arge Früchte bringen, und ein fauler Baum kann nicht gute Früchte bringen. Darum an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“ Dies Wort ist nicht allein auf die falschen Propheten anzuwenden, sondern auf alle Christen, daher auch auf uns. An den Früchten muss es sich offenbaren, wes Geistes Kinder wir sind, ob Christus oder die Welt, ob das Leben oder der Tod in uns herrsche. Die Früchte, an welchen sich dies offenbaren soll, sind nicht einzelne Werke des Menschen, sondern die ganze Richtung seines Tuns und Treibens. Nach einem einzelnen Werk kann man des Menschen Herz nicht beurteilen, weder im Guten noch im Bösen. Auch die Kinder Gottes fehlen hie und da, und sind keine Engel, denen die Sünde nichts zu schaffen machte. Wiederum auch den Gottlosen wandelt hie und da eine gute Regung des Herzens an. Der Unzüchtige ist zuweilen gutmütig, der Trunkenbold ist zuweilen ehrlich. Der Gottesfürchtige wird zuweilen von einem Fehler übereilt; der Fromme redet oder tut zuweilen, was nicht recht ist. Solche einzelnen Werke sind nicht die Früchte, an welchen man den Baum erkennen soll. Diese Früchte sind vielmehr die ganze Lebensart des Menschen, seine Gewohnheiten, seine Bestrebungen, die ganze Richtung seines Gemütes. Sind diese nach dem Lauf der Welt auf die sündlichen Lüste, auf eitle Ehre, auf schändlichen Gewinn, Reichtum, und was da mehr in der Welt ist, gerichtet, so ist der Baum ein fauler, und die einzelnen guten Werke, die ein solcher Mensch an sich trägt, sind sehr gering zu achten. Sind sie nach dem Willen Gottes auf das Rechte, Gute und Göttliche, auf das, was droben im Himmel ist, auf Glauben, Treue und Wahrheit gerichtet, so ist der Baum ein guter, und die hie und da vorkommenden Fehler und Mängel müssen auf die menschliche Schwachheit gerechnet und vergessen werden, bis es ihm gelingt, sie abzulegen. Ist aber die ganze Lebensart eines Menschen, seine Gewohnheiten, seine Bestrebungen, die ganze Richtung seines Gemütes geteilt, bald zu Gott und und bald zum Teufel, bald zum Himmel und bald zu der Welt, bald nach dem Geist und bald nach dem Fleisch, so helfe ihm Gott, der die Herzen durchschaut; wir aber halten unsere Meinung zurück, und sprechen: Wir wissen nicht, was aus dem Menschen noch werden kann, der Tag des Herrn wird es offenbaren. Wollte nun Gott, dass wir alle gute Bäume werden möchten, erfüllt mit Früchten der Gerechtigkeit zur Ehre und Lobe Gottes. Unsere heutige Epistel wird uns solche guten Früchte des guten Baumes zeigen, und wir wollen uns zur gottseligen Beherzigung derselben den Segen Gottes erflehen in einem stillen und andächtigen Gebet.

Epistel: Römer 12,1-6
Ich ermahne euch, liebe Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber begebt zum Opfer, das da lebendig, heilig und Gott wohlgefällig sei, welches sei euer vernünftiger Gottesdienst. Und stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern verändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, auf dass ihr prüfen mögt, welches da sei der gute, der wohlgefällige und der vollkommene Gottes-Wille. Denn ich sage durch die Gnade, die mir gegeben ist, jedermann unter euch, dass niemand weiter von sich halte, denn sich's gebühre zu halten, sondern dass er von ihm mäßig halte, ein jeglicher, nach dem Gott ausgeteilt hat das Maß des Glaubens. Denn gleicher Weise, als wir in Einem Leib viele Glieder haben, aber alle Glieder nicht einerlei Geschäfte haben, also sind wir viele Ein Leib in Christo, aber unter einander ist einer des andern Glied, und haben mancherlei Gaben, nach der Gnade, die uns gegeben ist.

Diese Epistel führt uns vier gute Früchte am guten Baum vor die Seele, und wir wollen dieselben unter Gottes Beistand näher betrachten.

Ich ermahne euch, liebe Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber begebt zum Opfer, das da lebendig, heilig und Gott wohlgefällig sei, welches sei euer vernünftiger Gottesdienst.“ Das ist eine gute Frucht des Glaubens, wenn ein Christ auch seinen Leib, sein leibliches Leben, Gott zum Opfer bringt. Gleichwie Jesus Christus seinen Leib für uns dargegeben hat, zum Opfer für unsere Sünden, so sollen auch wir unser leibliches Leben als ein Eigentum Gottes, unsers Heilandes, betrachten, und sollen dasselbe so einrichten, dass es zur Ehre und zum Dienst Gottes gereiche, wie die Worte sagen: „Welches sei euer vernünftiger Gottesdienst.“ Ihr esst nun, oder trinkt, oder was ihr tut, so tut es Alles zu Gottes Ehre. Selbst hingeben sollen wir es in den Tod um des Namens Jesu willen, Blut und Leben, wenn er es fordern sollte. Das wäre ein rechtes Opfer und ein rechter Gottesdienst, wenn der Herr es verlangte, und wenn er uns die Kraft dazu gäbe, das Leben um seines Namens willen daran zu geben. Davon spricht er: „Wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden.“ Das haben die Blutzeugen, die um Christi willen den Tod erlitten haben, wohl erkannt, und haben sich des getröstet. So konnte ein Stephanus voll heiligen Geistes den Himmel offen sehen, und den Herrn Jesum zur Rechten des Vaters im Himmel. So konnte er im Augenblicke des Todes voll Glaubensfreudigkeit ausrufen: „Herr Jesu, nimm meinen Geist auf!“ - So konnte ein Paulus in seinen Ketten mit aller Freudigkeit Jesum Christum bekennen, und mit getrostem Mut schreiben: „Ich werde schon geopfert, und die Zeit meines Abscheidens ist vorhanden. Ich habe einen guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten. Hinfort ist mir beigelegt die Krone der Gerechtigkeit, welche mir der Herr an jenem Tag, der gerechte Richter geben wird; nicht mir aber allein, sondern auch Allen, die seine Erscheinung lieb haben.“ - Er wusste, dass wer sein Leben verliert um Jesu willen, der wird es finden. Und nicht allein diese und andre Blutzeugen, welche der Herr gewürdigt hat, um seines Namens willen den Tod zu erleiden, haben ihre Leiber Gott zum Opfer gegeben, sondern auch die andern Gläubigen und Heiligen zur Zeit des alten und des neuen Bundes. Moses wollte lieber die Schmach Christi mit seinem Volk ertragen, als das Wohlleben an dem Hof des Königs genießen. Abraham wollte lieber im Gehorsam gegen Gott ein Fremdling sein im fremden Land, und alle Sorge und Beschwerde, die damit verbunden war, dass er sein Vaterland verließ, ertragen, als die fleischliche Ruhe und den zeitlichen Frieden unter seinem Volk genießen - denn er suchte ein besseres Vaterland und einen ewigen Frieden. Die heiligen Propheten haben den Hass, die Schmach und Verfolgung von ihrem gottlosen Volk willig erduldet, denn das Wohlgefallen Gottes war ihnen lieber als das Wohlleben der Welt. Sie haben in Höhlen gewohnt, in Gefängnissen geschmachtet, wie Elias und Jeremias, sind den wilden Tieren vorgeworfen, wie Daniel. Ihr Leben war Gott dem Herrn geweiht und geopfert, sie dienten ihm mit Leib und Seele. Nicht minder haben die Gläubigen zur Zeit des neuen Bundes dies getan. Ihr Leben und Sterben war ein Opfer, dass sie Gott darbrachten, lebendig, heilig und Gott wohlgefällig, so dass Paulus schreiben konnte: „Leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn; darum wir leben, oder wir sterben, so sind wir des Herrn.“

So sollen auch wir nicht bloß unsere Herzen und Sinne, sondern auch unsere Leiber Gott zum Opfer darbringen. Das ist eine gute Frucht am lebendigen Baume des Glaubens. Dieser Leib, den wir an uns tragen, ist zwar nur Asche und Erde, Staub vom Staub, muss wieder zur Erde werden, davon er genommen ist, aber Gott hat ihn doch zu großen Ehren erwählt und bestimmt. In diesem zerbrechlichen Gefäß des Leibes tragen wir den Geist Gottes, den er uns durch Jesum Christum gegeben hat. Dieser Leib ist ein Tempel Gottes des heiligen Geistes. Er soll auch nicht in der Erde bleiben nach diesem Leben, sondern auferstehen durch die Kraft Gottes, und wenn wir lebendige Glieder Jesu Christi geworden sind, verklärt und verherrlicht werden, zu einem ewigen himmlischen Leben geschickt. Hinweg also mit allem, was unsern Leib beflecken und schänden würde, denn er ist Gottes Tempel, und es steht geschrieben: „So jemand den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben!“ Hinweg mit allen fleischlichen Lüsten, welche wider die Seele streiten, denn es steht geschrieben: „Welche Christo angehören, die kreuzigen ihr Fleisch samt den Lüsten und Begierden!“ Lasst uns tun, wie der Apostel Paulus von sich sagt: „Ich bezähme meinen Leib und betäube ihn, dass ich nicht Andern predige und selbst verwerflich werde.“ Nüchtern, mäßig, züchtig, keusch, arbeitsam, einfach und ehrbar, das sind die Dinge, die dem Leibe wohl anstehen, und durch welche wir ihn Gott zum Opfer begeben, wenn zuvor unser Herz durch den Glauben an Jesum Christum Gott geopfert worden ist.

Und stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern verändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, auf dass ihr prüfen mögt, welches da sei der gute, der wohlgefällige und der vollkommene Gotteswille.“ Abermals eine gute Frucht am guten Baum des Glaubens. Wenn ein Christ nicht still steht in dem Wachstum seines inwendigen Menschen, sondern sich von Jahr zu Jahr verändert durch Erneuerung seines Sinnes, so dass Christus in ihm immer mehr Gestalt gewinnt, das ist ein gutes Zeichen und eine gute Frucht. Gleichwie unser Leib von einem Jahr zum andern den Tod entgegenreift, wie die Glieder nach und nach erstarren, wie die Kräfte mit den Jahren abnehmen, so soll umgekehrt der inwendige Mensch dem ewigen Leben entgegenreifen, er soll mit den Jahren, die wir in Christi Gnade, im Glauben an seinen Namen verleben, nach und nach kräftiger, frischer, lebendiger werden. Davon schreibt der Apostel Paulus (2. Kor. 3,18): „Nun aber spiegelt sich in uns Allen des Herrn Klarheit mit aufgedecktem Angesicht, und wir werden verklärt in dasselbige Bild von einer Klarheit zu der andern, als vom Herrn, der der Geist ist.“ Wie die Frucht eines Baumes sich nach und nach entwickelt; erst ist es ein kleiner Ansatz in der Blüte, danach fällt die Blüte ab, aber die Frucht bleibt, sie ist noch herb und ungenießbar, aber sie wächst in den Strahlen der Sonne, sie wird reif und fallt endlich ab zur Zeit ihrer Ernte; so soll es auch mit dem inwendigen Leben des Christen gehen, immer vorwärts, immer verändert durch Erneuerung des Sinnes. Da soll man die Blüte nicht für die Frucht ansehen, da soll man sich nicht wundern, wenn es manche unreife Christen gibt, deren ganze Art noch ist, wie die unreife Frucht eines Baumes. Wenn Gottes Gnade mit ihnen ist, so geht es vorwärts, sie verändern sich durch Erneuerung ihres Sinnes, sie werden reifer und reifer, bis endlich der Herr kommt, und sie sammelt in seine ewigen Hütten. Uns aber ist es notwendig, dass wir diesen Gang der Sache erkennen, und dass wir das Gnadenwerk Gottes, das er an unserm inwendigen Menschen tut, nicht aufhalten. Darum spricht das Wort zu uns: „Stellt euch nicht dieser Welt gleich.“ Sie liegt immer im Argen. In ihr geht es immer von Sünde zu Sünde, als in einem ewigen Kreis herum. Schickt das Herz auf den schmalen Weg zum Himmel zu. Bleibt nicht, wie ihr gewesen seid, sondern verändert euch durch Erneuerung eures Sinnes. „So legt nun von euch ab nach dem vorigen Wandel den alten Menschen, der durch Lüste in Irrtum sich verderbt: erneuert euch aber im Geist eures Gemüts, und zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in rechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit.“ Lasst uns mit Paulus unsere Sache so treiben, dass wir sprechen: „Nicht dass ich es schon ergriffen habe, oder schon vollkommen sei, ich jage ihm aber nach, ob ich es auch ergreifen möchte, nachdem ich von Christo Jesu ergriffen bin.“ Je weiter sich unser Sinn erneuert, desto mehr werden „wir erkennen, welches da sei der gute und der wohlgefällige und der vollkommene Gotteswille.“ Und das ist ein großer Gewinn, dass wir wachsen in der Erkenntnis und Gnade Gottes, „bis dass wir,“ (wie geschrieben steht Epheser 4,13-15), „alle hinankommen zu einerlei Glauben und Erkenntnis des Sohnes Gottes, und ein vollkommener Mann werden, der da sei in der Maße des vollkommenen Alters Christi: auf dass wir nicht mehr Kinder sein, und uns wägen und wiegen lassen von allerlei Wind der Lehre, durch Schalkheit und Täuscherei der Menschen, damit sie uns erschleichen zu verführen. Lasst uns aber rechtschaffen sein in der Liebe, und wachsen in allen Stücken an dem, der das Haupt ist, Christus.“

Das ist nun etwas Großes, so sich zu erneuern, so vorwärts zu dringen auf der Glaubensbahn, so aufzustreben nach einem hohen und herrlichen Ziel; aber merkt wohl, dass unser Fleisch uns nicht betrüge, und sich aus der Erneuerung des Sinnes, aus der Gerechtigkeit und Gottseligkeit einen Ruhm mache. Darum sagt unsere Epistel weiter: „Denn ich sage durch die Gnade, die mir gegeben ist, jedermann unter euch, dass Niemand weiter von sich halte, denn sich's gebührt zu halten, sondern dass er von ihm mäßig halte, ein jeglicher, nachdem Gott ausgeteilt hat das Maß des Glaubens.

Abermals eine gute Frucht am guten Baum des Glaubens. Wenn ein Mensch sich nicht selbst rühmt, sich nicht erhebt, sondern in Demut und Bescheidenheit mäßig von sich denkt, sich selbst gering ansieht, und seine Sünden eher bedenkt, als seine Tugenden, das ist ein sehr gutes Zeichen. Es ist recht widerlich anzuhören, wenn leider so viele Christen mit eitlem Geprahle, mit Lob und Rechtfertigung ihrer selbst, mit Anpreisen und Rühmen ihrer Werke und ihrer Gesinnungen so schnell bei der Hand sind. Andere, ob sie es schon nicht aussprechen, tragen doch diesen Hochmut und Eigendünkel in ihrem verkehrten Herzen, oder legen ihn durch stolze Gebärden und Übermut an den Tag. Das gebührt sich für keinen armen Sünder, dergleichen wir Alle sind. Darum ermahnt der Apostel Paulus: „Ich sage durch die Gnade, die mir gegeben ist, jedermann unter euch, dass Niemand weiter von sich halte, denn sich's gebührt zu halten.“ Wie nun die ruhmredigen Worte und stolzen Gebärden unser Herz verletzen und zurückstoßen, so gewinnt eine wahrhafte, stille Demut unser ganzes Herz. Wir können es nicht ohne innere Bewegung betrachten, wenn Abraham sich beugt und spricht: „Ich habe mich unterwunden mit dem Herrn zu reden, wiewohl ich Erde und Asche bin;“ wenn Jakob sich demütigt und spricht: „Ich bin zu gering aller Barmherzigkeit und Treue, die du an mir getan hast;“ wenn Petrus Jesu zu den Knien fällt und spricht: „Herr, gehe von mir hinaus, ich bin ein sündiger Mensch“; wenn der Hauptmann von Kapernaum voll Demut bekennt: „Ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach gehst, sondern sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund“: wenn Paulus sich den Vornehmsten unter den Sündern, und den Allergeringsten unter den Aposteln nennt, als der nicht wert sei, dass er ein Apostel heiße. Wir wissen es Alle, das ist der Sinn, das ist die Art, die Gott gefällt. Darum lasst uns hingehen, und desgleichen tun. Ich sage nicht, desgleichen sprechen, sondern desgleichen tun, dass wir in rechter, herzlicher Demut vor Gott und Menschen wandeln.

Durch den eitlen Hochmut werden wir losgerissen sowohl von Christo, unserm Haupt, als von der Gemeinschaft in der Liebe, die wir unter einander haben sollen. Das hochmütige Herz kann keine rechte Liebe fassen, es kann keine innige Gemeinschaft mit Andern haben, es steht immer allein. Die Herzens-Demut aber vereinigt uns mit Christo und seinen gläubigen Gliedern zu einer rechten, lebendigen Gemeinschaft in der Liebe. Darum erinnert unsere Epistel weiter: „Denn gleicherweise, als wir in einem Leib viele Glieder haben, aber alle Glieder nicht einerlei Geschäfte haben; also sind wir viele Ein Leib in Christo, aber unter einander ist Einer des Andern Glied, und haben mancherlei Gaben, nach der Gnade, die uns gegeben ist.“ Das ist die vierte gute Frucht am guten Baum des Glaubens, wenn wir uns in rechter Liebe erkennen und halten als Glieder eines Leibes unter Einem Haupt, welches ist Christus. Untereinander ist Einer des Andern Glied, bestimmt, den Andern zu dienen mit der Gabe, die er empfangen hat, bestimmt, in den Andern und mit den Andern gemeinschaftlich dem Haupt, d.i. Christo zu dienen. Das lehrt uns die Liebe, dass wir uns selbst vergessen und verleugnen, uns untereinander die Fehler vergeben, Einer des Andern Last tragen, uns freuen mit den Fröhlichen, weinen mit den Weinenden, dass wir in allen Brüdern Glieder Jesu Christi erkennen, welchen Gott der Allmächtige zum Haupt der Gemeinde über Alles gesetzt hat.

Es ist also eine gute Frucht am guten Baum, wenn wir unsere Leiber Gott zum Opfer begeben, ihm allein auch mit dem leiblichen Leben zu dienen. Köstlicher ist die Frucht am guten Baum, wenn wir uns unablässig verändern durch Erneuerung unsers Sinnes und nach der Vollkommenheit ringen. Noch köstlicher ist die Frucht, wenn wir den eitlen Hochmut des Herzens brechen, und niedrig, arm und gering werden bei uns selbst. Aber die köstlichste von Allen ist die Liebe, die sich selbst vergisst und verleugnet, die sich zum Dienen berufen fühlt gegen Gott und Menschen, ja, die ihre Freude darin hat, dem Herrn zu dienen auch in dem Allergeringsten unter seinen Brüdern.

So helfe denn der Geist des Herrn, Herrn, dass unser Glaube an ihn immer fester und stärker werde, und dass diese guten Früchte des Glaubens an uns reichlich offenbar werden mögen zu Lobe seines herrlichen Namens! Amen.

Herr Jesu, Du Anfänger und Vollender des Glaubens! der Du musst in uns wirken Beides, das Wollen und das Vollbringen nach Deinem Wohlgefallen, gib Gnade, dass wir uns selbst mit allen Kräften Leibes und der Seele Dir zum Opfer und Eigentum ergeben, und in täglicher Heiligung nachjagen dem Ziel, das Du uns vorhältst in der himmlischen Berufung. Lass uns von Dir lernen, der Du bist sanftmütig und von Herzen demütig, dass wir Ruhe finden für unsere Seelen. Vor Allem aber, o Herr, gib uns Deine Liebe, die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit, damit wir Dir nachfolgen können in Deinen Fußtapfen, und wandeln in der Liebe, gleichwie Du uns geliebt, und Dich für uns selbst dargegeben hast zur Gabe und Opfer, Gott zu einem süßen Geruch. Amen!

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