Stockmayer, Otto - Es ist doch alles nur Gnade

Stockmayer, Otto - Es ist doch alles nur Gnade

Auf Gnade kann man trauen!

Deshalb umgürtet die Lenden eurer Gesinnung, seid nüchtern und hofft völlig auf die Gnade, die euch gebracht wird bei der Offenbarung Jesu Christi.
1. Pet. 1, 13

In der ersten Hälfte des Kapitels hat der Apostel von der großen Errettung gesprochen, die uns durch JESUS Christus geworden ist - von jener Errettung, welche die Propheten von ferne geschaut, deren Größe und Herrlichkeit wir nicht ausschöpfen können, die nur immer unergründlicher wird, je tiefer wir sie zu erforschen suchen. Alle diese wunderbaren Dinge sind für uns, denen jetzt das Evangelium mit Bezeugung des vom Himmel gesandten Heiligen Geistes verkündigt worden ist. Einem solchen Evangelium gegenüber gilt es, sich zusammennehmen und nach der in Vers 13 enthaltenen Mahnung handeln: „Deshalb umgürtet die Lenden eurer Gesinnung!“ (Luthertext: „… eures Gemütes!“) Je wichtiger ein Unterricht ist, um so mehr muß man den Kopf bei der Sache haben und sich selbst und seine Gedanken zusammennehmen. Man hält sein Gewand mit einem Gurt zusammen, damit es nicht nach allen Seiten hin flattere. „Begürtet die Lenden eures Gemütes!“ - die Gewänder der Gedankenwelt, damit sie nicht irgendwo hängenbleiben. Nehmt euch in acht mit euren Phantasien und Stimmungen! Das Sich-Gehenlassen ist in der natürlichen Trägheit des menschlichen Herzens begründet. Man ist zu träge, um sich zusammenzunehmen; um Konflikte zu vermeiden, verlangt man aber, daß die andern sich zusammennehmen. So werden wir zu Leuten, die keinen Luftzug vertragen können und allen Schuld geben, nur nicht sich selbst - zu Leuten, die kein Rückgrat, keinen sittlichen Gehalt haben und blind ihren Stimmungen und Neigungen folgen müssen, weil sie an die eigene Natur verkauft sind. Wer sich nicht zusammennimmt, öffnet allen möglichen Einbildungen Tür und Tor; er glaubt sich von niemand verstanden, von niemand geliebt und meint, alle Ursache zu haben, sich selbst bemitleiden zu dürfen. Arme, beklagenswerte Geschöpfe! Kann man sich wundern, daß keine Geistesmacht auf dem Plan ist, wenn die Leute so heranwachsen? Jeder sucht das Seine, und schließlich klagt man Gott der Erbarmungslosigkeit an.

Woher kommt das?

Weil man nie das nötige Erbarmen mit sich selbst gehabt hat, auch einmal hart und schonungslos mit sich zu verfahren. Wie soll aus Kindern, denen die Eltern nie streng entgegentreten, etwas Rechtes werden? Gott ist ein Vater, der sich nicht scheut, energisch gegen uns aufzutreten, wo es sein muß, und Er hat ein Recht dazu, nachdem Er Seines eigenen Sohnes nicht verschont hat, sondern Ihn zu unserer Errettung dahingegeben hat. Nur wenn man nicht weichlich gegen sich selbst ist, kann und darf man auch einmal fest und energisch gegen andere sein, und es werden dann in der gegenwärtigen haltlosen Zeit Charaktere herangebildet, die fest stehen, wenn die Stürme losbrechen. Wer im Kleinen nicht treu ist, ist auch im Großen nicht treu. Es lohnt sich wohl der Mühe, ein wenig darüber nachzudenken, ob man weich oder hart gegen sich selbst ist. Nehmt euch zusammen!

„Gürtet die Lenden eures Gemütes!“, eurer Gesinnung, eures Sinnes! Die Lenden sind der Schwerpunkt unseres ganzen Körpers. Die einzige Richtschnur für unsere Gesinnung soll sein, gesinnt zu sein, wie Jesus Christus auch war. Er blieb nicht daheim in des Vaters Schoß, in der Herrlichkeit, und ließ die Welt hier unten zugrunde gehen. Nein, Er war hart gegen sich selbst und hat Sein Leben nicht liebgehabt bis in den Tod. Soweit ich es verstehe, hat Jesus dem Vater zugesagt, daß Er als Bürge für die Menschheit eintreten wolle, als es sich für Gott darum handelte, Menschen zu schaffen, die einen freien Willen und somit Macht hätten zu sündigen. Jesus gab sich zum Bürgen für die Menschheit her, auf daß Gottes Name dadurch verherrlicht werde, daß Er Menschen schuf, die Sein Bild trügen. Die Gesinnung Jesu Christi war, Sich Selbst aufs Äußerste zu entäußern, und aus Christi Geist sind nur solche gezeugt, die ihr Leben nicht mehr lieb haben. Wer aus Christi Geist gezeugt ist, hat Christi Art, die Lammesart, und wer aus dem Lamme gezeugt ist, dem ist das Dienen zweite Natur. Zu dauerndem Segen wird man nur, wenn man sich hergibt. Die Liebe Christi erkaltet nie; sie stammt aus einer anderen Welt als der unseren - die durch Christus am Kreuz geoffenbarte Liebe Gottes gibt uns Macht, unseren Weg als Gegürtete zu gehen. Gleichsam als erste Frucht dieses Gegürtetseins gehört dazu, daß wir nüchtern seien. Die Sünde macht unnüchtern - da macht man andern Vorwürfe, läßt sich von seinen eigenen Stimmungen oder den Worten und dem Verhalten seiner Mitmenschen beeinflussen, läßt sich durch Genuß, durch das Beispiel anderer und durch selbstgemachte Erfahrungen berauschen - kein Wunder, wenn man sich als ein beklagenswertes Opfer ansieht und dazu kommt, mit Gott und Menschen zu hadern. Sobald wir nicht mehr völlig an die Liebe Gottes glauben, werden wir unnüchtern, kommen wir unter die Herrschaft unserer Phantasien und dünken uns Märtyrer, welche niemand versteht, werden Irrsinnige, deren Sinne in die Irre geraten sind. Die Geisteskranken sind nicht nur in den Irrenhäusern - auch unter uns sind solche, die im Rückblick auf die Vergangenheit jammern: „Ach, hätte ich nur das und das nicht getan!“ Du hast es nun eben einmal getan, liebe Seele, und Gott hat es zugelassen, damit dir selbst und andern offenbar werde, was für ein Menschenkind du eigentlich bist. Deine Sinne sind in die Irre geraten, wenn du noch so normal in den Augen deiner Mitmenschen bist. Du glaubst nicht mehr völlig an die Liebe Gottes, darum bildest du dir alles mögliche ein und verlangst von andern, daß sie dir die Rechnungen bezahlen, die du über ihr Tun und Lassen führst. Arme Bettler mit verrückten, aus dem Gleichgewicht gerückten Sinnen! Die Welt ist solcher armseligen Existenzen voll.

Wie wird man nun nüchtern? Wenn man sich der Gnade Gottes anvertraut und dem Herrn zutraut, daß Er es fertigbringen wird, das zerstörte und verwüstete Ebenbild Gottes wiederherzustellen von dem namenlosen Ruin, den der Sündenfall angerichtet hat. Der Petrusbrief ist ein Brief der Hoffnung, in dem der Apostel aber immer wieder auf den Glauben zurückkommt, und das ist höchst nötig; denn wie kann man auf die zukünftige Herrlichkeit hoffen, ohne zu glauben? Du magst noch so sehr vom Feinde gebunden sein - und zwar durch eigene Schuld - du magst noch so viel Trauriges von den Vätern ererbt haben - dein Charakter mag noch so schwierig sein - wenn du deinem Gott vertraust und dich auf Seine Gnade stützt, so wirst du nicht zuschanden.

Auf Gnade kann man trauen,
man traut ihr ohne Reu'.

Es ist nichts von Verwüstung in unser Leibes- und Seelenleben hineingekommen, das Gott nicht gutzumachen vermöchte, das Er sich nicht anheischig machte, in göttliche Linien zurückzubringen. Es muß Gott auch schließlich in Bezug auf dein Leben noch sagen können, wie Er nach vollendetem Schöpfungstage sagte: „Siehe, es war sehr gut!“ Er gönnt sich keine Ruhe, bis die Strahlen Seiner Herrlichkeit aus uns hervorstrahlen, nachdem wir so lange das Zerrbild unserer eigenen Natur ausgestrahlt haben. Hoffe und vertraue unbedingt der Gnade, die gerade da die höchsten Siege feiert, wo keine Hilfe mehr möglich scheint! Vertraue dem Herrn, daß er auch mit den Versuchungen fertig werden wird, die bisher immer wiedergekommen sind und dich immer wieder zu Fall gebracht haben - Charakterschwierigkeiten, von deren Vorhandensein bei dir vielleicht niemand Ahnung hat. Vertraue deinem Heiland, der auch aus dir noch einen Heiligen machen kann, der nur für Gott da ist, anstatt immer an sich selbst herumzumachen. Sag Ihm: „Ich vertraue Deiner Gnade und komme als ein mit eigener und von den Vätern ererbter Verschuldung schwer beladener Bettler zu Dir!“ Alles bringt die Gnade wieder zurecht bei denen, die den Mut haben, ihr zu vertrauen.

Gnade, allgenugsame Gnade!

Vers 13 heißt: „Hofft völlig auf die Gnade, die euch gebracht wird bei der Erscheinung Jesu Christi!“ Die Gnade ist im Grunde nicht ein Gegenstand der Hoffnung, sondern des Glaubens. Im zweiten Kapitel des Titusbriefes heißt es in Vers 11: „Die Gnade Gottes ist erschienen, heilbringend für alle Menschen, und unterweist uns, daß wir, die Gottlosigkeit und weltlichen Lüste verleugnend, besonnen und gerecht und gottselig leben in dem jetzigen Zeitlauf, erwartend die glückselige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit unsres großen Gottes und Heilandes Jesu Christi, der Sich Selbst für uns gegeben hat, auf daß Er uns loskaufte von aller Gesetzlosigkeit und reinigte Sich Selbst ein Eigentumsvolk eifrig zu guten Werken.“ In der Erlösung, die uns Christus gebracht - Heil und Rettung bringend allen Menschen - haben wir alles, was uns not tut, um unsre bisherige Gesinnung verleugnen, um uns losmachen zu können von einer Welt von Lüsten, Gottentfremdung, Unbesonnenheit und Ungerechtigkeit. Die Gnade wäscht und löst uns von aller Sünde. Wir haben alles in der Gnade, um jetzt, schon hier, Gott wohlgefällig zu leben in der Erwartung Jesu Christi, der in die Gefangenschaft dieses Erdenlebens heruntergestiegen ist, damit wir nicht gebunden blieben an unserm Leib und die Ausdünstungen einer von Sünde durch und durch vergifteten Welt.

Hier ist nun die Rede von einer Hoffnung. Schon die Stelle im Titusbrief, die wir soeben erwähnt haben, verbindet mit dem Glauben die Hoffnung. Wollen wir in den Versuchungen, die unsrer heute warten, durchkommen, ohne uns zu beflecken und unserm Heiland untreu zu werden, so müssen wir einen Durchblick haben auf das, was vor uns liegt. Der Glaube schöpft jetzt (im gegenwärtigen Augenblick) aus der Gnade mit dem Durchblick auf die Hoffnung, daß der Herr bald erscheinen wird und es - soweit ich es verstehe - nur darauf ankommt, daß er bei Seiner Ankunft ein Volk findet, das sich auf Sein Kommen zubereitet hat. Er wartet mehr auf uns, als wir auf ihn warten. Wer einmal das erfaßt hat, säumt nicht mehr, sich von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes zu reinigen. Es ist die Hoffnung auf eine uns entgegenkommende Gnade, einen uns entgegenkommenden Heiland, der uns zu Sich hinaufzieht und uns auch dem Leibe nach verklärt, nachdem er unsern Geist und unsre Seele geheiligt hat. Das ist unsre Christenhoffnung, und es muß dieselbe immer bestimmter werden. In der Wurzel des griechischen Wortes liegt unter anderem auch der Sinn von Zielbewußtsein; man denkt dabei an einen Menschen der auf das Ziel zusteuert, auf den das Ziel viel mehr wirkt und viel mehr Anziehungskraft ausübt als das, was man durch Augen, Ohren, Nerven usw. in sich aufnimmt. Dem großen Ziele gegenüber verliert das andre allmählich seine Anziehungskraft; es steht einem nur noch das eine vor Augen: „Ich will meinem Herrn entgegenkommen zur Verwandlung!“

Wir hoffen völlig auf eine erst noch in Erscheinung zu tretende Gnade - also auf eine Gnade, die noch nicht da ist. Zur Zeit gebrauchen wir die gegenwärtig vorhandene Gnade, und je treuer wir sie dazu gebrauchen, zu überwinden, wo wir zu überwinden haben, um so bestimmter wird unsre Hoffnung auf die Gnade, die uns durch die Offenbarung Jesu Christi gebracht wird. Da geht Gnade in Herrlichkeit über und wird von der Gnade verschlungen; sie geht aber nur denen auf, welche zielbewußt auf die Gnade hoffen, deren Anker sich durch das, was andre aus der Fassung bringt, nur tiefer und immer tiefer in die Ewigkeit einsenkt. Dann gilt es aber auch, die Zeiten der Stille, die der Herr den einen und andern schenkt, neu auskaufen, sonst kann man zusehen, wie man später durchkommt. Nützt man solche Zeiten der Stille gut aus, so sorgt der Herr dafür, daß der Proviant der Widerstandskraft nicht ausgeht, sondern sich fortwährend erneuert und man auch in der aufreibendsten Tätigkeit immer wieder die nötigen Lichtblicke bekommt, um nicht aus der Welt des Lichts verdrängt zu werden.

„Bei der Offenbarung Jesu Christi.“ - Wir haben ihn noch nicht mit den leiblichen Augen gesehen, aber wir lieben Ihn, und dadurch, daß wir auf ihn hoffen, werden wir ihm entgegengerückt - völlig hoffend auf neue Gnade, auf neue Herrlichkeit, auf neue Überwindungskräfte. „Als Kinder des Gehorsams,“ die sich nicht nur am Worte ergötzen und bloße Eindrücke und Anregungen in Kirche, Kapelle und Versammlungen suchen, sondern denen es bei allem, was sie hören, darum zu tun ist, ihrem Herrn und Meister zu gehorchen, und die wissen, daß der Herr für alles, was er fordert, auch Gnade zum Aufnehmen und Verwerten bereithält - die nicht nur dann und wann gehorchen, sondern Kinder des Gehorsams sind, welche gar nicht mehr anders können als gehorchen, weil sie in den Gehorsam hineingeboren sind, weil es ihre zweite Natur ist, Gott gehorsam und treu zu sein, die lieber sterben würden, als Gott nicht gehorchen.

„Als Kinder des Gehorsams bildet euch …!“ Man redet heutzutage viel von Ausbildung, und Eltern tun was in ihren Kräften steht, um ihren Kindern eine tüchtige Ausbildung zu geben; wenn die Kinder aber vorher nicht eine gründliche sittliche Ausbildung genossen haben, so bringt die andre Ausbildung sie nur in Hochmut hinein, in Hoffart des Lebens und Ehrgeiz, und ihr Trachten geht dann je länger je mehr darauf hinaus, etwas vorstellen zu wollen.

„Kinder des Gehorsams!“ - Durch jeden Gehorsamsakt bilden wir uns selbst - jeder Gehorsamsakt ist eine Ausbildung in das Urbild Christi hinein. Unser Körper ist in einem fortwährenden Verwandlungsprozeß begriffen. So ist auch unser innerer Mensch in einer fortwährenden Ausbildung begriffen durch alles, was er aufnimmt und abwehrt. Es heißt also wohl aufpassen, was man von anderen aufnimmt. Ein gesunder Organismus stößt ab, was ihm schadet. Wo einmal die göttliche Natur in uns angesetzt hat und wir treu sind und über unsrer inneren Ausbildung wachen, werden unsre geistlichen Sinne immer zarter, und der Geist Gottes gibt uns Macht über das, was entweder zu unsrer Stärkung oder Schwächung dient. Es gilt das besonders für den Umgang mit unsern Mitmenschen; denn gerade da wird durch leichtsinniges Geschwätz viel Gottessame zertreten. Wo das der Fall ist, hört die sittliche Ausbildung auf, und der Mensch wird schwächer und immer schwächer; er nimmt ohne Filtrieren alle möglichen Eindrücke in sich auf, vor denen ihn der Geist Gottes anfangs gewarnt hat. Allmählich verliert er seine Zartheit dem Geiste Gottes gegenüber, kommt in Gebundenheit und hat immer weniger Widerstandskraft.

„Bildet euch“ - in ganz neuem Sinne - nicht in neuen Lüsten, wie ihr in eurer Unwissenheit getan habt, da ihr durch Augen und Ohren allerlei Fremdes, Befleckendes aufgenommen habt, so daß ihr in Fleischesausbildung hineingeraten seid. Bildet euch nicht nach den vorigen Lüsten - nicht nach Hoffart und Fleischeslust. So haben wir es früher getrieben. Wohl uns, wenn das aufgehört hat! Wo eine wirkliche Bekehrung stattfindet, da hört die Fleischesausbildung auf, und man findet von Tag zu Tag mehr Kraft, sich in ein neues Vorbild hineinzubilden. Da steht Christus vor uns, und wo wir irgend etwas an und in uns bemerken, was mit diesem Bild nicht stimmt, gehen wir unters Blut und lassen Gott keine Ruhe, bis dieser verderbliche Zug einem neuen Zuge des Bildes Christi, in das wir uns hineinbilden, Platz gemacht hat. Dazu ist der Geist Gottes gekommen, und dazu ist das Blut des Lammes geflossen. Wenn das Weizenkorn stirbt, so bringt es viel Frucht; so wachsen aus dem gestorbenen Christus Leute hervor, die sein Bild tragen und die von allen Dingen gelöst werden, die ihnen früher ihren Stempel aufgedrückt hatten. Solche können ihre Mitmenschen dann nicht mehr reizen; sie stehen unter dem Eindruck des Bildes Christi und bilden sich immer mehr in dieses Bild hinein, indem sie dem Geiste Gottes gehorchen und sich je länger je mehr des Bildes, auf das sie früher so stolz gewesen sind, schämen. Mit allem Hochmut und Ehrgeiz räumt der Geist Gottes auf. Es gibt im Weltall nur einen, in dessen Bild umgestaltet zu werden sich der Mühe lohnt - das ist Christus, das Lamm Gottes - das Urbild.

„In eurer Unwissenheit.“ Ihr habt früher nichts Besseres gewußt und gekannt - jetzt aber ist durch die Predigt des Evangeliums etwas Neues in euren Gesichtskreis gerückt worden. „Christus Jesus ist uns von Gott gemacht zur Weisheit.“ Durch Christus tritt uns eine neue Welt entgegen, und in diese neue Welt sind wir durch Glauben und Gehorsam eingetreten. Der Glaube kommt zuerst; denn der Teufel sorgt dafür, Unglauben und Mißtrauen in unser Herz zu säen, indem er uns zuraunt: „Bilde dir nur nichts ein, du bleibst doch wie du bist!“ „Nein, ich bilde mir nichts ein, aber ich glaube an die Kraft des Wortes Gottes.“ Das Wort Gottes hat eine umgestaltende Macht, und die offenbart sich überall, wo jemand im unverrückten Glauben zielbewußt auf die Gnade vertraut zur Umwandlung. - „Nicht in Unwissenheit.“ - Du hast jetzt von der Macht der Gnade gehört, also vertraue dich ihr auch an! Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn man die Gnade mißbraucht - als wenn man die Gnade an sich herantreten läßt und dennoch bleibt, wie man ist, der alte, unartige, unbesonnene, träge Mensch. Die Gnade bildet uns, wenn wir uns dazu hergeben. Früher habt ihr in eurer Unwissenheit gar nicht geahnt, daß es eine Macht gibt, die aus all dem Zeug, das euch so lange schon gebunden hält, herausbringt, sei es auch nur aus der Gebundenheit in der Phantasiewelt. Die Gnade hört nimmer auf, und die Gnade ist allen Menschen rettungsbringend erschienen und reicht hinein in alle Gebundenheiten der Schwermut, Geisteskrankheit, fixen Ideen, Wahngedanken. Wo das Wort Gottes rein und lauter mit Geistesmacht verkündigt wird, ist die Gnade auf dem Plane.

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