Stockmayer, Otto - Die Gabe des heiligen Geistes

Stockmayer, Otto - Die Gabe des heiligen Geistes

Wie bekommen wir die Gabe des heiligen Geistes? Apg 2,38

  1. Auf welchem Wege gelangen wir dazu?
  2. In welcher Weise empfangen wir sie?

Folgerungen für Stellung und Gang versiegelter Kinder Gottes.

Röm. 14, 7-8, Gelesen: Apg 2, 36-47

Auf welchem Wege gelangen wir zur Gabe des heiligen Geistes

Für die Beantwortung dieser Frage gehen wir wohl am sichersten, wenn wir einen Blick auf die heilige Geschichte werfen und sehen, welchen Weg Jesu erste Jünger geführt wurden.

Der geschichtliche Weg, auf dem Gott die Menschheit für die Erlösung zubereitet hat, nämlich „das Gesetz unser Zuchtmeister auf Christum“ (Gal. 3, 24), ist auch der Weg für Jesu Jünger. Durchs Gesetz zu Christo, und dann durch Christum zum heiligen Geist.

Zuerst das Gesetz. Wenn Elia in den Zeiten tiefsten Verfalls unter dem Volke Gottes berufen ward, den durch Mose gestifteten Gesetzesbund noch einmal zu seiner vollen Geltung zu bringen, so hat Gott für Auftreten und Wirken seines Sohnes, und damit für die Aufrichtung des Gnadenbundes, noch in besonderer Weise Bahn gebrochen dadurch, dass er in Gestalt durch Johannes des Täufers einen zweiten Elia sandte. Mit der alles erschütternden Bußpredigt dieses Mannes hat Gott der Heiligkeit und Unantastbarkeit des Gesetztes ein letztes Siegel aufgedrückt, ehe er auf dem Fundament eines bis aufs letzte Jota hinaus erfüllten Gesetzes diesen seinen Gnadenbund in Christo Jesu aufrichtete.

Was haben Gesunde mit dem Arzte, was haben Gnade Sünder zu schaffen, die noch nicht zu Sündern geworden sind in ihren eigenen Augen, die noch nie gezittert haben vor Gott? – Gottesfurcht ist aller Weisheit Anfang.

Als die Menschen sich nicht mehr strafen ließen vom Geiste Gottes, musste Gott sie vertilgen. Durch Jesum gerettet werden, können nur die, die sich dem Strafamt des hl Geistes unterstellen. Ein solches Strafamt hat Johannes der Täufer geübt, und war hiefür schon von Mutterleibe mit dem hl Geiste erfüllt worden.

Bekanntlich hat der Vierfürst Herodes dem Täufer den Mund geschlossen, indem er ihn gefangen setzte und später enthauptete. Herodes hat dann aber auch keine Silbe aus dem Munde Jesu zu hören bekommen, als man den Herrn vom Richthaus des Pilatus an den Hof dieses Fürsten führte. Wer den die Sünden strafenden Bußprediger nicht hören will, der wird Jesu Stimme nimmermehr vernehmen; Evangelium und Gnade haben keinen Weg zu seinem Herzen.

Und nun vom Gesetz zu Jesu. Johannes konnte mit seiner Bußpredigt die Gewissen wecken, seine Taufe konnte diese für eine Zeit entlasten; aber sein Amt konnte niemand die Vergebung der Sünden versiegeln, endgültige Tilgung der Sünden oder Erlösung von Sünde bieten.

Er konnte eben auch darum keinen Weg öffnen für die Erneuerung und Wiedergeburt. Mit dem Zeugnis über Jesum: „Siehe das ist Gottes Lamm, dass der Welt Sünde trägt“, kam Johannes der Täufer den tiefsten Bedürfnissen eines geschlagenen Gewissens entgegen, womit dann unzertrennbar verbunden war das andere Zeugnis über Jesum; „Das ist der Sohn Gottes, der mit hl Geist tauft“ (Joh 1, 29-34).

Bei zweien der Jünger des Täufers hat dieses Zeugnis gezündet, und als er am andern Tage nur kurz die Worte wiederholte: „Siehe, das ist Gottes Lamm“, da war ihr Entschluss gefasst. Sie verließen ihren Meister, um Jesum nachzufolgen.

Es war ein erster Schritt in der Nachfolge Jesu. Jesus und Johannes trafen sich damals jenseits des Jordans, gegenüber von Judäa, also im Süden des heiligen Landes: mit dem neugewonnenen Meister reisten Jesu erste Jünger nach Galiläa und kehrten bald darauf in ihren Heimatort zurück zu ihrer seitherigen Arbeit. Noch ahnten sie nicht, welche Folgen diese erste Bekanntschaft mit Jesu für ihre Zukunft haben sollte. Aber sie hatten ihn kennengelernt; sie hatten in Ihm den gefunden, auf den die Väter gehofft, von dem Moses im Gesetz und die Propheten geschrieben hatten, und was mehr ist, als Ihn kennenzulernen; sie wussten sich von Ihm gekannt; sie wussten sich verstanden, durchschaut, beherrscht.

„Du sollst nicht mehr Simon heißen“, hatte er zu dem einen gesagt; zu dem anderen: „Siehe da! Ein echter Israelite, in dem kein Falsch ist.“ Und als Jesus sie dann am Galiläischen Meere wieder traf, und zwar mitten in der Ausübung ihres irdischen Berufes, da bedurfte es nur eines Wortes: „Folget Mir nach“, und so unvorbereitet der Ruf auch kam, sie verließen alles und folgten Jesu. Als später ein Jüngling, den der Herr liebgewonnen hatte, traurig von dannen ging, weil Jesus Forderungen an ihn stellte, die ihm zu hoch waren, durfte Petrus zu Jesus sagen: „Siehe wir haben alles verlassen und sind Dir nachgefolgt“, und der Herr hat es gelten lassen (Matth 19,27).

Die Zwölf haben aber nicht nur alles verlassen, um Jesu nachzufolgen; sie haben in seiner Nachfolge auch alles aufgenommen, was aus seinem Munde an sie herantrat. Als eine Schar von Jüngern sich ärgerte an Jesu, und mit den Worten: „Das ist eine harte Rede; wer kann sie hören?“ (Joh 6,60) hinter sich ging, und als dann der Herr die Zwölf auch fragte: „wollt ihr auch weggehen?“, da konnte Petrus im Namen der anderen antworten: „Herr, wohin sollen wir gehen, du hast Worte des ewigen Lebens“ (V.68).

Die Zwölfe, sagen wir, haben alles aufgenommen, was der Herr ihnen bot, und der Herr selbst bezeugt in Seinem hohenpriesterlichen Gebet: „Sie haben dein Wort gehalten“ (Joh 17,6). „Die Worte, die Du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben und sie haben es angenommen“ (Vers 8). Aber mit dem allem waren die Apostel noch nicht reif für die Gabe des hl Geistes; sie waren noch nicht gelöst von irdischen Hoffnungen, von Natur und eigenem Leben. Da war immer noch ein Wort, das sie nicht aufgenommen hatten, und gerade das Wort, in dem Christi ganze Sendung gipfelte, das Wort vom Kreuz. So oft der Her ihr Ohr dafür öffnen wollte, dass er in die Sünder Hände überliefert und gekreuzigt werden müsse; wiesen sie es ab. „Herr das widerfahre Dir nur nicht!“ (Matth 16,22). Sie dachten menschlich und nicht göttlich. Das Wort des Täufers: „Siehe das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt“, noch genauer: „Das die Sünde hinweg trägt“, hat ihnen den Weg zu Jesu gebahnt; aber das Wort musste erst erfüllt, das Lamm musste erst geopfert werden, ehe sie verstehen konnten, was in dem Worte lag. So konnten die Apostel noch nicht verstehen, dass. Wer einem solchen Lamme nachfolgt, damit den Weg des Leidens und der Entsagung betritt, und konnten sie, nachdem sie alles verlassen hatten, die traurige Frage aufwerfen: „Herr, was wird uns dafür?“ Nicht erst in der Wiedergeburt, in der Erneuerung aller Dinge, hofften sie mit dem Herrn auf Thronen zu sitzen. Nein, schon auf Erden, in dieser sichtbaren Welt rechneten sie mit Anerkennung, Glanz und Herrlichkeit. Dieser fleischliche, irdische Sinn wurzelte so tief, dass sie sich streiten konnten, wer der Größte unter ihnen wäre, im Augenblick, wo der Herr sie auf Seinen Weggang vorbereiten wollte.

Konnten die Jünger das Wort vom Kreuz nicht aufnehmen, so konnten sie auch den Weg des Kreuzes nicht gehen. Als andere sich ärgerten, hatten sie gesagt: „Herr wohin sollten wir gehen?“ Als aber die Stunde kam, wo Christus ausgeliefert werden sollte in Bande und Tod, da musste er ihnen sagen: „In dieser Nacht werdet ihr euch alle an mir ärgern“ (Matth 26,31).

Den Heldentod sterben für eine große Sache, in Begeisterung sein Leben opfern unter dem Beifall der Menge, das kann der Naturmensch. Aber den Verbrechertod sterben für Feinde, verraten, verleugnet oder wenigstens verlassen von seinen Freunden, unter dem Druck der Macht der Finsternis, in der Stunde, wo der Brunnen des Abgrunds offen war: das konnte nur Jesus; er konnte es durch den ewigen Geist. Dadurch , dass er es tat, und es tat als ein freiwilliges Opfer der Liebe, Seinem Vater gehorsam bis ans Kreuz - dadurch erst öffnete sich dem ewigen Geiste, der Weg in die Herzen der Jünger, dass sie, versiegelt mit dem Geiste des Gott-Menschen, von Pfingsten an den gleichen Weg gehen konnten, den Ihr Meister gegangen.

„Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach“ – gilt für alle, deren Natur und Fleisch, deren Denken und Streben noch nicht mit Christo gekreuzigt ist. Drei Jahre früher alles zu verlassen, Zollamt oder Fischernetz, war eher ein Riss in ihr äußeres Leben gewesen, während Der Tod Christi eine Umwälzung hervorrief in ihrem tiefsten Innern, in ihrer Lebensauffassung, in ihrem Messias- und Reichgotteshoffnungen. Mit dem Gericht, das im Kreuzestode Christi über die Welt erging, erging das Gericht auch über die Jünger: sie wurden zu Schan- den, zu Schanden vor der Welt und zu Schanden vor ihrer eigenen Augen. Der Tod Christi offenbarte ihnen ihre Schwachheit; treulos und feig standen sie da. Sie waren der Schlechtigkeit überwiesen in einer Weise, wie es keine Bußpredigt des Johannes des Täufers hätte tun können.

Waren die Jünger mit dem Tode des Herrn durch Schiffbruch und Bankrott gegangen, so kann ihnen der Auferstandene auf einem wesentlich neuen Boden wieder begegnen, und ist es jetzt Jesu möglich, ihnen im Verlauf der folgenden vierzig Tage den letzten Vorbereitungsunter- richt zu geben für (den) Empfang des hl Geistes. Geleitet von seinem Wort, durchweht von seinem Geist, - ER hatte sie angeblasen und ihnen damit ein Angeld für Pfingsten gegeben (Joh. 20,22), - konnten die 120 nach Christi Himmelfahrt in Jerusalem stille harren, bis der Himmel sich wieder auftat und ihnen mit der Gabe des hl Geistes mehr gab, als er ihnen mit der „Entrückung“ ihres Meisters genommen hatte.

Und wie gelangten die am Pfingsttage bekehrten Dreitausend (und) wie gelangen wir zur Gabe des hl. Geistes?
Antwort: Durch die gläubige Aufnahme der Botschaft vom Gekreuzigten und Auferstandenen, durch Geistesmund verkündet (Gal. 3,2.5.14).

„Wenn er sein Leben zum Schuldopfer gegeben hat, wird er Samen haben und in die Länge leben, und des Herrn Vornehmen wird durch seine Hand fortgehen“ (Jes 53,10). „Wo das Weizenkorn erstirbt, so bringt es viel Frucht“ (Joh. 12, 24).

Am Pfingsttage wurde Christo in der Person der 120 eine erste Nachkommenschaft geboren. Er war gehorsam gewesen bis zum Tode am Kreuz, hatte sich durch Tod und Grab hindurch Den Weg gebahnt zum Throne Gottes und konnte nun als vollendeter Gott-Mensch Seinen Geist und sein Leben mitteilen denen, die sein Tod mit Gott versöhnt hatte, die Ihn als Erlöser und Herrn anerkannten. So eng wie Christus durch seine Menschwerdung sich mit den Menschen verbunden hatte, so eng wurden die 120 durch die Ausgießung des hl Geistes mit Gott verbunden. Sie wurden Tempel und Wohnstätten des dreieinigen Gottes (Joh. 14, 23).

Eben damit wurden sie aber auch Organe und Werkzeuge des hl Geistes. Alles von Gott geschaffenes Leben ist zeugungsfähig, in der Gnadenwelt wie in der Natur. Der zeugende Samen an Pfingsten und von Pfingsten an war das Wort Gottes, das Wort vom Gekreuzigten und Auferstandenen. Hatte Christus dem hl Geist Bahn gemacht, so macht nun der hl Geist Chris- to Bahn. Er verklärt Christum, indem er seine Person und sein Werk ins Licht stellt.

Dieses Licht am Pfingsttag war ein Flammenlicht. So gewaltig, die ganze Stadt bewegend, die Erschütterungen waren, unter denen der hl Geist auf die 120 fiel, so hell war das Licht, das die Predigt des Petrus auf die Gestalt Jesu Christi warf, hell, ja blendend, wie jenes Licht, das später den Paulus auf dem Weg zu Damaskus zu Boden warf. Dreitausend fielen am Pfingsttage zu Boden. Zu sehen was G o t t , der Gott ihrer Väter, für sie getan, als er nach seiner ewigen Vorsehung und nach bedachtem Liebesrat Seinen Sohn in der Sünder Hände dahingab; und zu sehen, was sie getan, sie oder ihr Volk, - es macht das keinen Unterschied, - was sie getan, als sie diesen, nunmehr auferweckten und zum Herrn und Christ gemachten Jesum ans Kreuz geheftet hatten: dieses beides zu sehen im vollen Lichte des neu aufgehenden Tages, brach ihnen das Herz. „Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir jetzt tun? Riefen sie mit einem vom Schwert „durchbohrten Herzen“ (wörtlich übersetzt). Das Wort des Herrn war erfüllt: Wenn der Tröster kommt, der hl Geist, der wird die Welt strafen um ihre Sünde“ (Joh. 16, 8). Es war nicht die Sünde des Mordes im gewöhnlichem Sinn, von der der hl Geist An diesem Tage die Welt überzeugte. Es war die Sünde, vor der alle anderen Sünden, Verbrechen oder Missetaten in den Schatten treten, nämlich das sie nicht geglaubt hatten an Jesum (V9). Er war in sein Eigentum gekommen und die Seinigen hatten ihn erwürgt.

Und wir? haben wir uns auch schon von der Sünde des Unglaubens Christo gegenüber überzeugen lassen? Oder wollen wir etwa sagen: „Wären wir zu unserer Väter Zeit gewesen, so wollten wir nicht teilhaftig sein mit ihnen an der Profeten Blut?“ (Matth. 23, 30) Von den Dreitausend aus allen Weltteilen damals zusammengekommen Juden waren gewiss nicht alle an Ostern zu Jerusalem gewesen, und noch weniger persönlich beteiligt bei der Auslieferung Christi; aber sie waren alle gottesfürchtige Israeliten und als solche beugten sie sich unter die Schuld ihres Volkes. Fürchte Gott und wolle auch du nicht besser sein als deine Väter! Die Juden haben unseren Herrn den Heiden, und alle zusammen haben Ihn dem Tode ausgeliefert. Das hat die Menschheit getan, und die Schuld der Menschheit ist diejenige, wie die meinige. Was übrigens dich persönlich betrifft: bist du nie in früheren oder späteren Jahren deines Lebens einen Weg gegangen, Glück und Genuss, Bequemlichkeit und Ehre suchend? Und als die Gestalt Jesu dir in den Weg trat und Ansprüche an dich machte, hast du da nicht auch den Herrn der Herrlichkeit verworfen, um in der Eitelkeit weiterzuleben? Ist der Ruf, der am Karfreitag in den Strassen Jerusalems ertönte: „weg mit Ihm, weg mit Ihm!“ Nie von dir ausgestoßen worden, so ist doch in deinem Leben ein Augenblick, vielleicht eine Zeit gewesen, wo deine Lebenseinstellung Jesu gegenüber nichts anders war, als ein „Weg mit Ihm!“ Hast du dich nie mit Verachtung von Ihm abgewandt, nichts an Ihm findend, das dir gefallen hätte? Oder, nachdem du bis in die Nähe on Gethsemane mit Ihm gegangen, hast du dich nicht wieder von Ihm zurückgezogen, weil du fandest, Er verlange zu viel, er gehe zu weit?

Wir sind allzumal Sünder und schuldig am Blute des Herrn, und wenn uns noch kein Blitz- strahl des Wortes Gottes von dieser Schuld überführt und zu Boden geworfen hat, so fehlt es uns noch an den ersten Elementen der Gottesfurcht.

Wir gehen weiter und fragen bestimmter: Wie gelangen von der Sünde des Unglaubens überzeugte zur Gabe des heiligen Geistes?

Der Apostel antwortet im zweiten Kapitel der Apostelgeschichte , V. 38: „Tut Busse und lasse sich ein jeder taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des heiligen Geistes.“

Mit dieser Antwort des Apostels ist die erste Frage unseres Themas gelöst, und zwar endgültig für alle Zeiten, denn der Apostel setzt hinzu: „denn euer und euer Kinder ist die Verheißung, und aller die ferne sind, welche Gott, unser Herr, herzurufen wird“ (V. 39).

Tut Busse! Was bedeutet das ? Nach einer vielfach verbreiteten Anschauung hätte der Apostel damit sagen wollen: Lasst euch noch mehr leid sein, was ihr getan; lasst Reue, Schmerz und Trauer über eure Sünden noch tiefer gehen! – Wer weiß, wie viel vom Geiste Gottes angefasste Seelen durch derartige Anleitung wieder zurückgeworfen worden sind in die Nebelwelt ihrer Empfindungen und Gefühle, ihrer inneren Erfahrungen und Seelenzustände, oder zurückgeworfen unter das Gesetz und die eigenen Anstrengungen? – Ein Blick auf den Zusammenhang zeigt, dass dies nicht der Sinn des Wortes sein kann. Die Ermahnungen des Apostels richtet sich nicht etwa an Leute, die durch das Wort Gottes einen Stolz bekommen, von diesem Schwert des Geistes verletzt, verwundet worden wären, sich dabei aber immer noch hätten aufrecht halten können. Nein, er richtet sich an Leute, die vom Wort Gottes durchbohrt waren und am Boden lagen. Von tödlich Verwundeten verlangt niemand, sie sollen warten, bis ihre Wunden noch schmerzlicher geworden.

Das griechische Wort für Busse bedeutet Sinnesänderung. „Tut Busse!“ kann hier in Zusammenhang mit V. 34-36 nichts anderes bedeuten als: Ändert euren Sinn Jesu gegenüber, tretet zu seiner Person in eine der bisherigen Stellung! Ihr hattet diesen Jesum als Übeltäter ans Kreuz geschlagen, so erkennet in Ihm nun Den, zu dem Gott Ihn gemacht hat: Euren Herrn und Gesalbten. Ihr hattet Jesum verworfen als einen Baustein, mit dem ihr nichts anzufangen wusstet, so verwerfe nun ein jeder sich selbst, er breche den Stab über sich. Ihr hattet euch losgesagt von Jesus und Ihn für nichts geachtet: so sagt euch nun los von euch selbst und eurem eigenen Leben, von eurer Vergangenheit, von Freundschaft und Verwandtschaft. Ihr hattet euch der Welt verschlossen, aus der Christus zu euch heruntergestiegen war und in die Er euch mit seinem Wort und seinem Geist einführen wollte, so scheide sich nun ein jeder von der Welt, in der er gelebt; er steige hinunter in das Wasser der Taufe und lasse sich begraben in den Tod Jesu Christi!

Es darf biblische Busse nicht mit büssen verwechselt werden. Vielmehr kann man sagen, dass Busse und Büssung sich gegenseitig ausschließen. Zur wahren Busse gehört, dass wir uns unfähig erkennen, unsere Vergangenheit abzubüssen und unsere Schuld zu bezahlen. Durch und durch von Sünde überzeugt, steht die Erwartung des Busse Tuenden einzig und allein auf der freien Gnade seines Gottes und Heilandes. Sein Blick ist gerichtet auf das Sünden tragende Lamm. In der Hinschlachtung dieses Lammes, deren er sich schuldig gemacht, findet er seine Begnadigung und Freisprechung, Tilgung seiner Schuld und Versöhnung mit Gott; und wenn er sich nun taufen lässt auf den Namen des Herrn Jesu, und sich damit zum Gekreuzigten bekennt, so tritt er eben damit in den vollen Genuss dessen ein, was Christi Kreuzestod ihm erworben. Seine Sünden sind ihm vergeben, und er empfängt die Gabe des heiligen Geistes.

Erkennt sich der Busse Tuende unfähig, seine Vergangenheit gut zu machen, so erkennt er sich ebenso unfähig, in Zukunft etwas anders und besser zu machen. Busse ist Änderung der inneren Stellung, der Herzensrichtung, nicht Änderung des Lebens. Darum ist auch die an die Busse sich anschließende Taufe nach ihrem tiefsten Wesen und von unserer Seite kein Bund mit Gott. Das Wort 1.Petri , 21), das Luther mit Bund übersetzt, bedeutet: Befragung, Nach- frage, appellieren. Wir schließen in der Taufe keinen Bund, wir geben kein Versprechen, wir fassen keinen Vorsatz. Das alles kann nur, wer leistungsfähig ist, während dem der wahrhaft Busse tut, damit aufhört, etwas von sich zu erwarten.

Ist die Taufe im wesentlichen von unserer Seite kein Bund, kein Versprechen, kein Vorsatz, so ist sie umso mehr eine Entscheidung, ein Akt rückhaltloser Auslieferung und bedingter Hingabe an Jesum im Vertrauen, das Er, der Auferstandene, durch seinen ewigen Geist in uns wirken werde Wollen und Vollbringen, alles, was Gott gefällig ist, zu wandeln, wie er gewandelt hat. Die Aufforderung an den, der Busse tut: „Lasse sich ein jeglicher taufen, auf den Namen Jesu Christi“, bedeutet Christus, der ihm nichts gegolten, werde nun sein Ein und Alles, eine Autorität, neben der alles andere Gewicht und Geltung verliert, Grund und Eck- stein, nach dem sich alles richtet.

In der Busse gibt man sich auf; in der Taufe gibt man sich Jesu hin, und erfüllt damit die einzige Bedingung, die Gott stellt, um seinen Bund mit uns zu schließen, den neuen Bund im Blute des Lammes. Durch diesen Bund bindet uns Gott für immer an sich; er schlägt seine Wohnung in uns auf. Indem Er sein Gesetz in unser Herz schreibt, richtet Er ein neues Lebensgesetz in uns auf. Da heißt es nicht mehr: „du sollst,“ sondern: „ich darf, ich will“. Der Herr wird Quelle und Kraft unseres Lebens.

So ist den die Taufe über alles ein Akt des Vertrauens. „Glaube an den Herrn Jesum, so wirst du und dein Haus gerettet.“ Glaube an Jesum, der dich aus Gnaden selig macht, dessen Gnade nicht nur das Alte tilgt, sondern ein neues schafft, Sein Leben, und damit Kräfte der zukünftigen Welt mitteilt.

Wem der heilige Geist mit einer Predigt, wie die des Petrus an Pfingsten, Christum verklären, d.h. Seinen Kreuzestod und seine Auferstehung ins Licht stellen kann, dem ist Christi Testament entsiegelt, dass einer sich in Busse und Glauben zu Christus bekennt, tritt er sein Testament an; er tritt in sein Erbe ein. Er verschreibt sich dem Gort, der ihn geschaffen, und wem er durch die Erlösung als neu erworbenes Eigentum rechtmäßig wieder zufällt. Wie sollte Gott sich weigern, Seinerseits sein Erbe anzutreten, von dem Ihm wieder Zufallenden so teuer erkauften nun auch wirklich Besitz zu ergreifen? Des Mittelung des heiligen Geistes ist aber nichts anderes als die Wiederbesitznahme des Menschen von Seiten Gottes.

Der dreieinige Gott, Vater, Sohn und heiliger Geist, schlägt seine Wohnung in uns auf und versiegelt uns damit unsere Sohnschaft. „Sein Geist gibt Zeugnis unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind“ (Röm. 8,16). „Versiegelt mit dem heiligen Geist der Verheißung“ (Eph. 1,13).

Nachdem ich von Busse und Taufe gesprochen – und wie konnte ich anders, nach dem mir für mein Thema die Stelle Apg. 2, 38 gegeben war? – kann ich nun auch die Frage des äußeren Aktes der Taufe nicht unberührt lassen. Auf den Gegenstand eingehen zu wollen, liegt mir ferne. Ich bin überzeugt: eine allgemein befriedigende Lösung der Frage der Taufe ist bei der geschichtlich gewordenen Zersplitterung der Kirche zur Stunde gar nicht zu erwarten, Solange es an der nötigen Geistesausrüstung und Geisteseinheit fehlt, um aus diesem Zustand herauszukommen, ist auch der Boden nicht da für einheitliche Erkenntnis in der Frage der Taufe. Heißt es doch in Eph. 4,4-5 in erster Linie: „Ein Leib“; hernach „ein Geist“: und erst später „eine Taufe“.

Eine einheitliche Erkenntnis über diesen Gegenstand wird sich erst in einer wirklich evangelischen Kirche finden, d,h. in einer Kirche, die da „wandelt würdiglich dem Evangelium Christi“ (Phil. 1, 27). Eine Kirche aber, die dem Gebot nicht gehorcht: „Wandelt wie sichs gebühret euer Berufung, darinnen ihr berufen seid….ein Leib und ein Geist“…, die wandelt auch nicht würdig dem Evangelium, und man wird in ihr vergebens „eine Taufe“ suchen (Eph. 4, 16). Einheit des Gebrauchs und der Sitte mag da sein. Fehlt aber Einheit der Erkenntnis, so fehlt es an persönlicher Überzeugung, und da hat die äußere Einheit keinen inneren Wert, keinen sittlichen Gehalt.

Evangelisch ist die Kirche, in der das eine Glied das andere nicht drücken darf, wo niemand seinem Bruder das licht aufzwingt, das er hat. Da wartet man lieber und für fürbittend, bis es Gott dem Bruder offenbart durch seinen Geist, und lässt dabei die Frage offen, ob wir nicht von dem anders denkenden Bruder zu lernen haben. Wer eine sofortige, über alle Fragen und Gebräuche sich erstreckende Einheit in der Kirche will, der kehre in den Schoss der katholischen Kirche zurück. Eine evangelische Kirche will nicht tote Einheit, sondern Einheit im Geiste; auf dem Boden der Liebe und Demut, in zarter gegenseitiger Schonung und Geduld.

Da gilt die Ermahnung, die Paulus an die fleischlichen Korinther richtet angesichts der Unordnungen die in der Abendmahlsfeier unter ihnen eingerissen waren, nämlich: „Einer harre des andern“ (1. Kor. 11,33), und jene andere, vom Apostel aufgestellte Regel Phil 3, 15: „Wie viel unsere nun vollkommen sind, die lasst uns also gesinnet sein; und sollt ihr sonst etwas halten (anderer Meinung sein, oder über etwas anders denken), so wird euch Gott auch das offenbaren.“

Hat eine Mutterkirche keinen Raum mehr in ihrem Schoss für „Taufgesinnte“, so wundere sie sich nicht, wenn die ausgeschiedenen Kinder ihrerseits an der Mutter sich versündigen, indem sie sich weigern, das Brot zu brechen mit lebendigen Gliedern des Leibes Christi, die an ihrer Kindertaufe festhaltend, von einer Taufe nichts wissen wollen.

Damit kommen wir auf unsere Hauptfrage zurück: „Wie bekommen wir die Gabe des heiligen Geistes?“

Wenn Gläubige, seinen sie als kleine Kinder oder nach ihrer Bekehrung getauft, seien sie Lutheraner oder Baptisten, die Frage der Zugehörigkeit zu ihrer besonderen Kirche oder Gemeinschaft nicht in Hintergrund stellen und die Frage der Zugehörigkeit zum Leibe Christi in Vordergrund, so erschweren sie andern den Weg zum Empfang der Gabe des heiligen Geistes, und darf sich niemand wundern, wenn Geistesmenschen, Leute, in deren Herzen die Liebe Gottes wirklich ausgegossen ist, verhältnismäßig selten unter uns zu finden sind.

„Was aus dem Geist geboren wird, ist Geist; was aus dem Fleisch geboren ist, das ist Fleisch“ (Joh. 3, 6). Wo es aber heißt: ich bin Paulisch, ich bin Apollisch, ich bin Kephisch, ich bin Christlich, da herrscht noch Fleisch und fleischlicher Sinn. Da fehlt es an Verständnis für das Kreuz Christi und damit an Raum für Ausgießung des heiligen Geistes.

Die an das Referat anschließende brüderliche Besprechung wird weiters Licht geben über die Frage des Wegs, auf dem wir zur Gabe des heiligen Geistes gelangen. Was aber auch das Ergebnis unserer Zusammenkunft sei, ein Doppeltes steht jetzt schon fest: Nur der heilige Geist kann dich zubereiten zum Empfang des heiligen Geistes; und das andere: Der heilige Geist verweigert nie jemanden den nötigen Vorbereitungsunterricht für den Empfang des heiligen Geistes.

Har ein Konfirmationsunterricht seinerzeit nicht ausgetragen (erreicht), wozu er gegeben war; konnte sich Gott zu deiner Konfirmation und deinen ersten Gang zum Abendmahl nicht bekennen, so gehe jetzt als echter Protestant in Unterweisung zum heiligen Geist. Lass dir von Ihm das Wort aufschließen, den Gekreuzigten und Auferstandenen ins Licht stellen, so wird Busse und Glaube bei dir nicht ausbleiben, und dann kannst du im Geiste und in der Wahrheit Stellung nehmen zu deiner Taufe. Geschieht dies von deiner Seite, so wird es auf Seiten Gottes nicht fehlen; Er wird seine Verheißung an dir erfüllen. Du wirst die Gabe des heiligen Geistes empfangen und kannst dann als ein vollbereitetes und vollberechtigtes Glied des Leibes Christi des Herrn Tod verkünden am Tische des Herrn.

Du darfst auch nicht fürchten, dass Gott dich zurückstelle und auf später vertröste. Steht doch geschrieben: „Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. Wer da bittet, der nimmt, und wer da suchet, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan“ (Luk. 11, 9-10). Und wiederum: „So denn ihr, die ihr arg (niederträchtig, böse) seid, könnet euren Kindern gute Gaben geben, wie viel mehr wird der Vater im Himmel (den) heiligen Geist geben denen, die Ihn bitten!“(V. 13) Der irdische Vater, der uns in diesem Abschnitt von Luk 11 als Kapitel vorgeführt ist, gibt seinen Kindern Brot, Fisch oder Ei, wenn sie Hunger haben, nicht nach dem er sie erst 24 Stunden hat warten lassen. Um Mitternacht, von seinen Kindlein weg, muss der Vater aus seinem Bett heraus auf das Verlangen des Freundes, der für einen dritten, von der Reise kommenden noch etwas braucht und nicht bis zum anderen Morgen warten kann.

„Heute, so ihr hören werdet Seine Stimme, so verstocket eure Herzen nicht!“ (Hebr. 3, 7-8.) Heute bietet sich der heilige Geist dir an; heute, so du willig und verlangend bist, nimmt er sich deiner an, dich zu bereiten, bis er seine Wohnung in dir aufschlagen kann. –

In welcher Weise empfangen wir die Gabe des heiligen Geistes?

An Pfingsten empfingen die in Jerusalem versammelten 120 Jünger den heiligen Geist in wesentlich anderer Weise als die 3000, die gleich hernach bekehrt wurden. Die Mitteilung an die 120 war ein Schöpferakt, ein unmittelbares Ein- greifen Gottes mit Umwälzungen und Erschütterungen verbunden; während bei der Weiterführung und Fortpflanzung des Erschaffenen Gottes Vorsehung mehr in verborgener und stiller Weise waltet. Lag es im Wesen des alten Bundes als Gesetzesbund, unter gewaltigen, erschrecklichen Erschütterungen geschlossen zu werden, und verhält sich die Gnade zum Gesetz wie das sanfte, stille Säuseln auf Horeb zu Sturmwind, Erdbeben und Feuer: so war doch auch der Gnadenbund eine neue Schöpfung, eine Verbindung Gottes mit den Menschen, wie sie nie stattgefunden und erst möglich war, nach dem der vollendete Gott-Mensch zur Rechten Gottes erhoben war. Dieser Schöpferakt vollzog sich in sichtbarer und hörbarer Weise. Sichtbar war das Feuer, das die Jünger erfüllte; hörbar durch ganz Jerusalem hindurch, der Sturmwind, der das Haus erschütterte, in dem die Jünger versammelt waren. Und als dann die mit Feuer getauften Zungen der Jünger sich öffneten zum Zeugnis vom Gekreuzigten und Auferstandenen, wurden nicht nur die Herzen erschüttert in ihren Tiefen, sondern unter der Machtwirkung der feurigen Zungen, die sich auf die Jünger gelegt hatten, war auch aller Unterschied menschlicher Zungen aufgehoben. Jeder hörte das Evangelium in seiner eigenen Sprache (Apg. 2, 6).

Von dem allem finden wir keine Spur bei der Aufnahme der 3000 in die Gemeinde. In aller Stille und ohne das es auch nur erwähnt wurde, empfingen alle, die das Wort aufnahmen und sich taufen ließen, die Gabe des heiligen Geistes, eine Tatsache, mit der Gottes Wort grundlegende und für alle Zeiten maßgebende Linien zeichnet. Wer das Wort Gottes aufnimmt und zu Jesu Stellung nimmt, der bekommt die Gabe des heiligen Geistes, ohne das irgend etwas für andere Sichtbares oder Hörbares vorzugehen hätte.. Ebensowenig braucht der neu Versiegelte sich Rechenschaft zu geben von der Bewegung, die in seinem Innern vorgegangen ist. Wenn er nur das eine weiß: Ich bin eine neue Kreatur; das alte ist vergangen; siehe es ist alles neu geworden.

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