Steinberger, Georg - Praktische Heiligung

Steinberger, Georg - Praktische Heiligung

1. Praktische Heiligung ist ein Heilwerden von dem falschen Leben, von dem Ichleben. Die falsche Heiligungsbewegung bewegt den Menschen in die Höhe und macht aus seinem „'-“ Ich etwas, das andre anstaunen und bewundern sollen. Die biblische Heiligungsbewegung führt den Menschen zum Kreuz und zeigt ihm, daß seine Natur so schlecht ist, daß Gott dieselbe im Kreuz als verflucht beiseite gesetzt hat und daß unser eigenes Ich im Kreuz gerichtet und dem Tode übergeben worden ist. Dann hören wir auf, die Natur beschneiden und verbessern und sie mit einem Heiligenschein überkleiden zu wollen; aber dann hören wir auch auf, verzagt zu werden, wenn wir nichts Gutes in uns finden, an dem Gott anknüpfen könnte. Denn jede Heiligungsbewegung, die nicht vom Kreuz ausgeht, ist falsch und endet entweder im geistlichen Hochmut oder in Schwermut. Am Kreuz sind wir eins gemacht worden mit seinem Tod (Röm. 6, 5).

Und die am Kreuz mit ihm eins Gewordenen führt der Geist der Heiligung weiter in die Wege Jesu hinein, die so eingerichtet sind, daß unser Eigenleben praktisch darin umkommen muß. -Wenn nach Röm. 6, 22 die Heiligung eine Frucht ist des Freigemachtseins von der Sünde, so muß Heiligung auch heißen: freigemacht sein von sich selbst. Denn alle Versuchungen knüpfen an unsere Selbstsucht an. Ohne Selbstsucht gäbe es keine Sünde. Darum nimmt der Feind immer Stellung für unser eigenes Ich, hilft unsrer Selbstsucht auf, geht aus nach Brot für unser Eigenleben. Er ist der beste Freund unsres eigenen Ichs und ist sehr besorgt, daß dieser Funke aus der Hölle in uns nicht erlöscht - wenn er aber erlöscht, ist damit auch alles höllische Wesen in uns erloschen. - Jede Nahrung, die dein Ichleben stärkt, ist Brot aus der Hölle, und jede Stimme, die dein Eigenleben in Schutz nimmt, ist eine Satansstimme. Petrus wollte Jesu Leben in Schutz nehmen, und Jesus wandte sich um und sprach: „Satan!“ Darin war Jesus nicht in erster Linie hart gegen Petrus, sondern hart gegen sich selbst, weil er nicht erlaubte, daß Petrus in unrichtiger Weise Partei ergreifen sollte für sein Leben. Die Erlösung kam dadurch zustande, daß Gott seines eigenen Sohnes nicht verschonte (Röm. 8, 32), und deine Erlösung wird dadurch praktisch, daß du dein eigenes Leben nicht schonst. O wie viele wollen frei sein von der Sünde, kämpfen gegen die Sünde und schonen doch dabei ihr eigenes Leben! Das ist unnützer Kampf.

2. Praktische Heiligung muß darum andererseits ein Leben sein für Gott (Röm. 6, 11). Jesus, der Heilige, der Eigenleben nicht kannte, lebte für Gott. Und worin bestand der Höhepunkt seines Lebens für Gott? Darin, daß er sein Kreuz auf sich nahm und dem verlorenen Eigentum Gottes einen Weg der Erlösung schaffte zurück zu Gott. „Er hat uns Gott erkauft mit seinem Blut“, rühmen die anbetenden Ältesten vor dem Thron (Off. 5). Und worin gipfelt der Höhepunkt unseres Lebens für Gott? Doch gewiß auch darin, daß wir unser Kreuz auf uns nehmen und so unsern Brüdern und Schwestern eine freie Bahn machen, zu Gott zu kommen. Wie oft werden in einer Familie die Unbekehrten aufgehalten, zu Gott zu kommen, weil das Kind Gottes, welches da ist, sein Kreuz nicht auf sich nimmt und so, statt mit seinem Kreuz hinzuleuchten auf das Kreuz Christi, dasselbe ihnen verdunkelt und unwert macht. - Wir sprechen viel von Heiligung. Jesus sprach erst von Heiligung, als er vor dem Kreuz stand. Er heiligte sich zum Kreuz, zum Opfer. Er sprach auf dem Weg zum Kreuz: „Ich heilige mich selbst für sie, auf daß auch sie Geheiligte seien in Wahrheit“ (Joh. 17. 19). Wenn wir uns so heiligen: zum Kreuz, zum Opfer, wenn wir hinuntersteigen zu unserm Haupt auf den untersten Platz, dann werden sich auch andre um uns her heiligen in Wahrheit - aber nicht, wenn wir über den Begriff Heiligung streiten. Das Lamm tat seinen Mund nicht auf, sondern ging hin zur Schlachtbank und zeigte uns, was Heiligung ist. Er sprach: „Ich heilige mich selbst für sie.“ Für sie! Das ist der Gradmesser unsrer Heiligung. Die sieben Worte Jesu am Kreuz sind sieben Strahlen seiner Lammesherrlichkeit. Das erste Wort galt seinen Feinden. Für sie bat er um Vergebung. Das zweite galt den Seinen. Für sie sorgte er. Das dritte galt den Verlorenen. Für sie starb er. Ihm gab man Tod, und er gab Leben dafür. Das ist Heiligung - praktische!

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