Stark, Johann Friedrich - Der gläubige Christ danket Gott für seine Gesundheit.

Stark, Johann Friedrich - Der gläubige Christ danket Gott für seine Gesundheit.

Aufmunterung.

Syrach 30, v. 14-16

Es ist besser, einer sey arm, und dabei frisch und gesund, dann reich und ungesund. Gesund und frisch seyn, ist besser, dann Gold, und ein gesunder Leib ist besser, dann groß Gut. Es ist kein Reichthum zu vergleichen einem gesunden Leibe, und keine Freude des Herzens Freude gleich.

Gleichwie Gott unterschiedliche Gaben den Menschen austheilt, geistliche und leibliche, so mag man wohl unter die leiblichen als eine der vornehmsten mitrechnen: die Gesundheit. Ein gesunder Mensch ist ein glücklicher Mensch, wenn er dabei fromm ist, er ist aber auch der unglücklichste, wenn er gottlos ist. Daß ein gesunder Mensch glückselig sey, sehen wir daher, weil er kann Gott und seinem Nächsten ungehindert dienen, seinem Beruf abwarten, und viel Gutes verrichten. Ist aber der Mensch nicht fromm bei seiner Gesundheit, so mißbraucht er diese edle Gabe auf das entsetzlichste, zur Ausübung vieler Sünden, Schanden und Bosheiten. O wie heilsam wäre es manchem Menschen, wenn er lahm, stumm und blind, oder mit Schmerzen behaftet wäre, damit er mit seinen Füßen, Zunge, Augen und Leib nicht so viel Sünden uebete, daher auf solchen Mißbrauch der gesunden Leibesglieder eine schwere Verantwortung und Strafe folgen wird. Ein wahrer Christ erkennet diese edle Wohlthat der Gesundheit: 1) wenn er seine gesunden Glieder ansiehet, so danket er Gott dafür. Er wendet seine Gesundheit an: 2) Gott zu dienen, das Gotteshaus andächtig zu besuchen, und in seinem Christenthum zuzunehmen; 3) seinem Nächsten Dienste zu erweisen; 4) seinen Beruf treulich und aufrichtig zu vollbringen. Er erkennet 6), daß die Gesundheit kein ewiges und beständiges Gut sey, sondern daß auf einen Wink des lieben Gottes sich Schmerzen, Krankheit, Lähmung der Glieder und ein ungesunder Leib einfinden könne; er mißbrauche derhalben 6) in gesunden Tagen seine Gesundheit nicht zu Muthwillen, Verwegenheit und Bosheit, damit, wenn die Krankheit und Schmerzens-Tage kommen, das Gewissen nicht sage: das ist eine Strafe Gottes wegen des Mißbrauchs deiner Gesundheit. Ein frommer Christ betet 7) auch fleißig in gesunden Tagen, weil er nicht weiß, ob er in der Krankheit dazu Kraft haben werde, und so wird die Gesundheit heilsam angewendet.

Gebet.

O du gnädiger und barmherziger Gott! wie groß ist deine Liebe und Güte, die du an mir erweisest, indem du mich nicht allein in deinem Schutz und Gnade erhältst, sondern auch ein Jahr nach dem andern in guter Gesundheit vollenden und wieder anfangen lässest. Nun mein Gott! ich erkenne, daß dieses ist eine der guten Gaben, welche von dir, o Vater des Lichts! von oben herab kommen. Herr, Herr! wer bin ich, daß du mir solche Barmherzigkeit widerfahren lässest? Sehe ich doch täglich vor meinen Augen Menschen, die kränklich, elend und schwach sind. Höre ich doch viele klagen, daß sie in großen Schmerzen und langwieriger Krankheit auf dem Krankenbette ihr Leben hinbringen müssen, welche vielleicht viel gottesfürchtiger und frömmer sind, als ich, und viel andächtiger beten, als ich, mir aber giebst du gute Gesundheit, Kraft und Stärke. Ach Herr! ich bin allzu gering deiner Barmherzigkeit, die du bisher an mir gethan hast, und noch thust. Bewahre mich, o lieber Gott! daß ich diese edle Gabe der Gesundheit nicht mißbrauche zur Ueppigkeit, Wollust, Hoffart und Frechheit, sondern gieb mir wohl zu erkennen, daß du mich dadurch willst aufmuntern zur Dankbarkeit und Frömmigkeit. Hilf, daß ich Zeit meines Lebens meine Gesundheit anwende zu deinem Lob und Ehren, zu Nutz meines Nächsten und Vollbringung der Geschäfte meines Berufs. Erhalte mir nach deinem heiligen Rath und Willen meine Gesundheit und geraden Glieder, damit ich ungehindert und eifrig dein Haus besuchen, und in deinem Tempel Lob- und Dank-Lieder anstimmen könne. O mein Gott! gieb mir auch Kraft und Stärke, an dem inwendigen Menschen zuzunehmen, daß ich gesund sey im Glauben, brünstig im Geist, geduldig in Trübsal, andächtig im Gebet, aufrichtig in der Liebe gegen dich und den Nächsten, christlich im Leben, fröhlich in der Hoffnung, und getrost im Tode. Ach! heilige mich, segne mich, und dein guter Geist führe mich auf ebener Bahn. O Gott! du frommer Gott! du Brunnquell aller Gaben, ohn den nichts ist, was ist, von dem wir alles haben, gesunden Leib gieb mir, und daß in solchem Leib, ein unverletzte Seel und rein Gewissen bleib, Amen.

Gesang.

Mel. Alle Menschen müssen sterben.

Geht dirs wohl nach deinem Leiden, und hast Glück auf dieser Erd, so ist dieses wohl zu meiden, daß dein Herz nicht trotzig wird; denk in deinem Glück und Prangen, wie dirs ehmals ist gegangen; denk in Glück du Herrlichkeit, auch an die vergangne Zeit.

2. Bist du nun gesund und stehest, denk auch an das Krankenbett; wenn du fröhlich einher gehest, denk auch an die Lagerstätt; bist du wiederum genesen, denke, daß du krank gewesen; denk in Glück und Herrlichkeit, auch an die vergangne Zeit.

3. Blüht dir Freud und lauter Stücke, stehets um dich wohl jetzund, denk bisweilen auch zurücke, wie es doch vor diesem stund: wie es schlecht um dich aussahe, wie das Elend dir war nahe; denk in Glück und Herrlichkeit, auch an die vergangne Zeit.

4. Bist du reich und groß von Schätzen, denke dabei immerdar, um in Gott dich zu ergötzen, daß es vor dem nicht so war; selig, wer die Demuth liebet, wenn ihm Gott viel Güter giebet; denk in Glück und Herrlichkeit, auch an die vergangne Zeit.

5. Von den hohen Ehrenauen, darauf dirs nach Wunsche geht, sollst du in die Tiefe schauen, und wenn da ein Armer steht, denk, so bin ich auch gestanden, in dergleichen Trübsals-Banden; denk in Glück und Herrlichkeit, auch an die vergangne Zeit.

6. Diese seligen Gedanken, halten dich zu aller Zeit, in den wahren Demuths-Schranken, führen dich zur Frömmigkeit, daß du immer dich erhebest, vielmehr Gott die Ehre gebest. Bleib in deinen Augen klein, so wird Gott dir gnädig seyn.

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