Stark, Johann Friedrich - Der gläubige Christ bittet um zeitlichen, geistlichen und leiblichen Segen

Stark, Johann Friedrich - Der gläubige Christ bittet um zeitlichen, geistlichen und leiblichen Segen

Aufmunterung.

Psalm 67, v.7.8

Es segne uns Gott, unser Gott, es segne uns Gott, und alle Welt fürchte ihn.

Ein jeder Mensch betet und bittet etwas von Gott; dabei aber ein jeder wohl erwägen meisten Gebet gehet nur auf das Irdische und Vergängliche, welches sie aber oft zu ihrem Schaden sich bitten. Ein gläubiger Christ bittet 1) um leibliche Dinge, um Gesundheit, Segen, Nahrung, Abwendung der Gefahren, Hülfe in Noth. Beistand im Leiden, Errettung aus Unglück. Er bittet 2) absonderlich um geistliche Dinge, um den heiligen Geist, um ein frommes Herz, um das Reich Gottes, welches ist Gerechtigkeit, Friede und Freude in dem heiligen Geist, Röm. 14, v. 17. Er bittet um Erleuchtung, Wachsthum in dem Guten, Heiligung und die Gabe des heil. Geistes, dieses ist das Vornehmste, was er von Gott bitten kann. Ein gläubiger Christ bittet 3) auch um ewige Dinge, nämlich um ein seliges Ende, fröhlichen Abschied aus diesem Leben, und den erwünschten Eintritt in das Freudenleben, damit er Gottes Angesicht schauen, mit weißen Kleidern angethan, sich nach dem Kampf ewiglich in Gott erfreuen könne. Dabei er aber 4) sich muß eines unsträflichen christlichen Wandels befleißigen, damit er auch so lebe, daß ihm Gott die geistlichen und himmlischen Güter mittheilen könne, welche ein unwiedergeborner und böser Mensch nicht empfangen kann.

Gebet.

O du reicher und gnädiger Gott! wie groß und herrlich, wie reich und mächtig bist du, du hast alles, und kannst auch alles geben. Siehe, ich dein Kind, komme zu dir, und bitte dich um deine Gaben, du weißt, daß ich nichts mit in die Welt gebracht, daß ich auch nichts von mir selbst habe, als die Sünde; daher alles, was ich Gutes an mir habe, das kommt von dir, denn alle guten Gaben und alle vollkommene Gaben kommen von oben herab; ja, was hast du, o Mensch! das du nicht empfangen hast? Ach, mein Gott und Vater! mache mich sonderlich an meiner Seele reich. Gieb mir deinen heiligen Geist, gieb mir ein frommes Herz, bekehre mich, erleuchte mich, damit ich ein neuer Mensch und wahrer Christ werde. Hilf mir kämpfen und arbeiten, daß ich die bösen Lüste bezwinge, die bösen Gewohnheiten ablege, mich von der Welt absondere, hingegen meinen Leib und Seele dir ergebe zu einem Opfer, das da lebendig, heilig und dir wohlgefällig sey. Siehe mein Gott! wie ich in der Welt so vielen Gefahren und Verführungen unterworfen bin, darum leite du mich durch deine Kraft, daß ich nicht verführet werde, noch von dir abweichen möge. Wohne in meiner Seele, beherrsche mein Herz, und verleihe mir Gnade, daß ich ein lebendiges Glied an dem Leibe meines Jesu und eine neue Kreatur sey: so bin ich in der Welt reich genug, geehrt genug, glückselig genug. Sorge auch, o gnädiger Gott und Vater! für mich in dem Irdischen, du weißest, was ich bedarf, du siehest, was mir fehlt, aber gieb mir nicht nach meinem, sondern alles nach deinem Willen. ist mir Gesundheit heilsam, ach! so gieb mir einen gesunden Leib zu desto glücklicherer Verrichtung meines Berufs und Standes, darein du mich gesetzet hast. Gieb mir Nahrung und Kleidung, daß du weißest, daß ich ohne dieselben nicht leben kann. Begleite mich auf meinen Wegen, behüte mich vor Unglück. Lege deinen Segen meiner Arbeit bey; denn was du Herr segnest, das ist gesegnet ewiglich. Du hast mich in die Welt erschaffen, so wirst du mich auch wohl zu ernähren und zu versorgen wissen. Ich werfe all mein Anliegen und Sorgen auf dich. Ach Gott! sorge für dein Kind, erhalte dein Kind, und laße mich deiner Vatertreue und Gnade reichlich genießen. Weil du mich aber, o großer Gott und Vater! nicht um dieses irdischen Lebens willen erschaffen hast, so hoffe ich noch größere Güter. Denn hätte ich nichts von dir zu erwarten, als was ich hie empfangen habe, so wäre ich der elendeste Mensch. Darum, mein Vater! gieb mir auch die himmlischen Güter, erhalte mich im Glauben bis an mein letztes und seliges Ende. Laß mich an meinem End auf Christi Tod abscheiden, die Seele nimm hinaus zu dir, zu deinen Freuden. Ach mein Gott! höre die Stimme meines Flehens, und weigere nicht, was mein Mund bittet. Meinen Ausgang segne, o Gott! meinen Eingang gleicher Maßen, segne auch mein täglich Brod, segne all mein Thun und Lassen, segne mich mit sel`gem Sterben, und mach mich zum Himmels-Erben, Amen.

Gesang.

Mel. O Gott! du frommer Gott.

Mein Vater! denk' an mich, ach! gieb mir deinen Segen, und thue auch an mir, wie treue Väter pflegen; gieb, was ich nöthig hab, und was mir nützlich ist, ich schau allein auf dich, weil du mein Vater bist.

2. Ach! gieb mir deinen Geist, das wahre Seelen-Leben; und wirst du mir dabei ein frommes Herze geben, so bin ich reich genug, so bin ich recht beglückt, weil mich dein guter Geist mit seinen Gaben schmückt.

3. Gieb mir mein täglich Brod, Gesundheit auch deßgleichen, laß deinen Segen nicht von meiner Arbeit weichen, wend alles Unglück ab, begleit mich aus und ein, und laß bei Tag und Nacht, mich dir empfohlen seyn.

4. Laß mich in Jesu Christ, die leben und auch sterben, und laß mich durch sein Blut die Seligkeit ererben, laß mich vor deinem Thron in weißen Kleidern stehn, und Herz! dein Angesicht, mit allen Frommen sehn.

5. Mein Gott! erhöre mich, auf dich steht mein Vertrauen, ich wird noch meine Lust an deiner Gnade schauen, mein Herze, Geist und Sinn sey dir allein geweiht, mein Segen, Freud und Schatz, bleibst du in Ewigkeit.

6. Wohlan, ich bin erhört, Gott wird’s aus Gnaden geben, drum will ich Mund und Herz mit Dank zu ihm erheben. Mein Vater! schenke mir, dieweil ich leb auf Erd, was du mir zugedacht: nur daß ich selig wird.

Aufmunterung zum Abend-Gebet am Montag.

Psalm 4, v.9

Ich liege und schlafe ganz mit Frieden, dann du allein, Herr, hilfest mir, daß ich sicher wohne.

Ist die Dankbarkeit eine schöne Tugend, welche Gott und Menschen wohlgefällt, so soll auch ein gläubiger Christ derselben eingedenk seyn, wenn ihn nun Gott hat den Abend erreichen lassen. Es ist zu beklagen, daß viele Menschen Tage, Wochen, Monate, ja ganze Jahre hinbringen, und nicht erkennen, was Gott an ihnen gethan; sie genießen des göttlichen Schutzes, und danken ihm nicht einmal dafür, meinen, es müßte so seyn, Gott müßte also sie erhalten, und es ihnen lassen wohlergehen. Darum, o gläubiger Christ! sondere dich ab von solchen undankbaren Seelen. Hast du den Tag unter dem Schutz und Beistand Gottes glücklich zurückgelegt, fängt die Sonne an unterzugehen, und will es nunmehr Abend werden, so hebe deine Augen auf gen Himmel mit Danken und mit Beten. 1) Danke Gott, daß er den Tag über dich vor Unglück bewahrt, und denke, wie viel Menschen vielleicht den Tag, daran dich kein Leiden berühret, in das größte Unglück gekommen, des Abends krank und in großen Schmerzen auf ihr Bette sind geleget worden, da sie den Morgen noch frisch und gesund waren. 2) Bitte Gott um Vergebung deiner Sünden, untersuche deine Reden und deine Thaten; hast du den Tag über etwas geredet wider Gott und den Nächsten; hast du etwas vollbracht, das wider dein Gewissen und Christenthum ist, o alsdann bleibe auf, und bitte es Gott ab, ehe du schlafen gehest. 3) Gedenke, vielleicht wird in dieser Nacht Gott deine Seele von dir fordern, o darum mache Frieden mit deinem Gott, ehe du die Augen schließest. 4) Bitte Gott um Schutz und seiner heiligen Engel Macht, daß sie alles Unglück von dir abtreiben. 5) Auch in der Nacht selbst, wenn du etwa vom Schlaf erwachest, denke an Gott, danke ihm, so schläfest du in seinen Armen und unter der heiligen Engel Schutz sanft und selig.

Abend-Gebet am Montag.

Ich liege und schlafe ganz mit Frieden, denn du Herr hilfest mir, daß ich sicher wohne. O du ewiger und allmächtiger Gott! dieses sind meine Abendgedanken, da ich mich zur Ruhe begeben will. O wie soll ich dir genug danken, daß du mich aus und ein begleitet hast, daß ich meinen Fuß an keine Stein gestoßen. Du hast mich gespeiset und getränket, du hast mich getröstet und erquicket, dein Aufsehen hat meinen Odem bewahret, und durch dich und deine Gnade stehe ich noch bis auf den heutigen Tag. Alle diese und andere Wohlthaten sind lauter Stimmen, welche mich zu deinem Lobe aufmuntern, darum so lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen; lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes gethan hat. Vergieb mir, o Herr! vergieb mir aus Gnaden, wenn ich heute das Vorbild meines Jesu nicht vor Augen gesetzt, hingegen nach der Welt und mit der Welt gelebt, und meinen Begierden freien Lauf gelassen habe; wärest du nicht ein langmüthiger Gott, so lebte ich nicht mehr. Ach Herr! ich thue Buße im Staub und in der Asche. Der Tag ist nun dahin, tilge auch meine Sünden wie einen Nebel, und gedenke derselben nimmermehr. Ich gelobe dir hiemit an in rechter Aufrichtigkeit meines Herzens, daß ich dir fleißig dienen, und meinen Wandel nach deinem Wort einrichten ill. Behüte mich diese Nacht vor allen Nachstellungen des Feindes, vor Unglück und allem Uebel, drücke mir selbst, wenn ich einschlafe, die Augen zu, und laß mich auf schlafend dein verbleiben. Sey mein Licht in der Finsterniß, mein Helfer in der Noth; mein Herz hält dir vor dein Wort: ihr sollt mein Antlitz suchen, darum suche ich auch, Herr! dein Antlitz. Bin ich in dem Schutz des dreieinigen Gottes eingeschlossen, so schlaf eich sicher, wie Jakob; ich schlafe getrost wie ein Kind an seiner Mutter Brust; ich schlafe beschützt, wie Petrus. Gedenke, Herr! doch auch an mich, in dieser schwarzen Nacht, und schenke mir gnädiglich, den Schutz von deiner Wacht. Drauf schließ ich meine Augen zu, und schlafe fröhlich ein; mein Gott wacht jetzt in meiner Ruh, wer wollte traurig seyn?

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