Stark, Johann Friedrich - Der gläubige Christ danket Gott nach angehörtem göttlichem Wort.

Stark, Johann Friedrich - Der gläubige Christ danket Gott nach angehörtem göttlichem Wort.

Aufmunterung.

Jakobi 1, v. 22.

Seyd Thäter des Worts, und nicht Hörer allein, damit ihr euch nicht selbst betrüget.

Wie alle göttlichen Wohlthaten von den Kindern dieser Welt mißbraucht werden, also auch die Anhörung des göttlichen Worts, und sind hierin von den wahren Kindern Gottes weit unterschieden. 1) Weltkinder bilden sich ein, der Sonntag sey zu ihrer Ueppigkeit und Lustbarkeit eingesetzt, da sie von der Arbeit frei, ihrem Fleisch sollen Vergnügen machen, welches doch grundfalsch ist. 2) Weltkinder gehen, wenn sie noch viel thun, des Morgens zu dem Gottesdienste, Nachmittags aber zur Lust, auf die Jagd, zum Spiel, zum sündlichen Vergnügen, da sie hernach, wo nicht berauscht, doch mit eitlen Gedanken, sündlichen Zerstreuungen und weltlichen Thorheiten nach Hause kommen. 3) Weltkinder achten das gepredigte Wort nicht, und wenn man sie Montags fragen wollte: was ihnen ihr Kirchengang genutzt, was sie gehört, was sie gelernt? so wissen sie nichts; der Teufel hat das Wort sogleich wieder von ihren Herzen genommen, auf daß sie nicht glauben und selig werden. Luc. 8, v. 12. 4) Und wenn sie ja noch etwas wissen, so bringen sie es doch nicht in die Uebung. Wahre Kinder Gottes aber, wie sie den Tag mit Gott und mit Gebet angefangen haben, also 1) hören sie mit Andacht das Wort Gottes an; 2) wiederholen sie zu Hause das Gehörte, schreiben es auf, und freuen sich darüber, als über einen großen Schatz; 3) denken sie die ganze Woche dran, und trachten, es in die Uebung zu bringen. Es hatte im alten Testament der Herr die Thiere zum Opfer erwählt, welche wiederkäueten; und die Seelen sind ihm auch am liebsten, welche das gehörte und gelesene Wort wiederkäuen, erwägen, und aus demselben immer neue Nahrung, Kraft und Saft saugen, und sich also damit zum ewigen Leben erbauen.

Gebet.

O du gnadenreicher Gott! wie kann ich dir genug danken, dich loben und preisen, daß du mich diesen Sonntag hast erleben lassen, an welchem ich dein heiliges Wort angehört und vernommen habe, wie soll ich recht glauben, fromm leben, und dereinst selig sterben. Du hast mir lassen kund werden, was dein gnädiger wille an mir sey, du hast mich lassen lehren, was ich soll meiden, und was ich soll thun. Ach ja, du lässest dich nicht unbezeugt, damit Niemand eine Entschudligung habe. Du giebst uns dein heiliges Wort und heilige Sakramente, damit wir sie als Gnadenmittel zu unserm Heil gebrauchen sollen! dein heiliger Geist will uns darin lehren, uns erleuchten, heiligen, stärken und gründen. Ach, barmherziger Gott! bewahre mich, daß ich kein vergeßlicher Hörer, sondern ein Thäter des Worts sey. Was hilft mich alles Hören, wenn ich nicht darnach thue? Darum versiegle, o Gott! selbst in mir, was ich gehört und gelesen habe, und mache es auch in mir lebendig, thätig und kräftig. Ach, du Thürhüter! schließ doch mein Herz zu, wenn das wort des Lebens zu meiner Erbauung in dasselbige gegangen ist, damit es Satan mir nicht raube, und ich leer wieder nach Hause gehen müsse. Gieb, daß ich mich spiegle an dem Exempel so vieler tausend Menschen,die zwar dein Wort, o Gott! anhören, aber sich nicht bekehren. Was hilft solchen ihr Kirchengehen, ihr Singen, ihr Hören, ihr Beten? Wird das Wort sie nicht desto mehr verdammen und verklagen, da sie des Herrn Willen gehört, gewußt, und doch nicht darnach gethan haben? Ach mein Gott! laß mich diese Woche nun frömmer und gottseliger werden; gieb, daß ich das gehörte Wort täglich wiederhole, davon mit den Meinigen rede, darüber mich erfreue, und allezeit darnach thue. Habe ich aus deinem heiligen Wort vernommen, ich sollte sanftmüthig, demüthig und barmherzig seyn: ach! so verleihe mir Gnade, daß ich allezeit daran mich erinnere, und niemals in Zorn, Rachgier, Stolz und Unbarmherzigkeit verfalle, sondern meine Feinde liebe, mich selbst verläugne, und den Armen und Elenden gerne Gutes thue. Habe ich gehört, ich solle gegen meine bösen Lüste und Gedanken streiten, mich verläugnen, den alten Menschen ablegen, hingegen den neuen anziehen. Ich soll züchtig, gerecht und gottselig leben in dieser Welt: so gieb mir Kraft und Stärke, daßich mich darin täglich üben und es vollbringen möge. Ob es zwar gleich im Anfang in großer Schwachheit geschiehet, daß ich doch fortfahre in der Heiligung, und mich jemehr undmehr reinige von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes. Ach! laß mich mit deinem heiligen wort umgehen, wie die Weltkinder mit ihren irdischen Schätzen, welche sie einschließen, und wohl bewahren: so gieb mir Kraft, daß ich die heiligen Wahrheiten, theuren Glaubenslehren, kräftigen Ermahnungen zur Heiligung des Lebesn, als einen lieben und werthen Schatz in meinem Herzen bewahren, ja auch täglich vermehren möge, damit ich in allen schweren Fällen, in Kreuz, Trübsal, in Krankheit, ja in dem Sterben daraus einen Trostspruch nach dem andern hervorlangen könne. Ja, mein Gott! laß mich täglich zunehmen an Alter, Weisheit, Frömmigkeit, Gottesfurcht, Erkenntniß deines Willens, und Gnade bei dir und den Menschen. Höchster Gott! wir danken dir, daß du uns dein Wort gegeben, gieb Gnade, daß auch wir nach demselben heilig leben, du wollest selbst den Glauben stärken, daß er thätig sey in Werken. Höchster Gott! ach sey gepreist, der du lehrst, was wir thun sollen, schenk und deinen guten Geist, gieb uns auch ein eifrigs Wollen, laß es ferner wohl gelingen, gieb zum Wollen das Vollbringen, Amen.

Gesang.

Mel. O Gott! du frommer Gott.

Wer Gottes Wort anhört, der soll auch darnach leben, und also seinem Gott sein Ohr und Herze geben; viel Hören hilfet nichts, wenn man doch gottlos bleibt, und wenn man auch wie vor, die frechen Sünden treibt.

2. Hörst du aus Gottes Wort die wahre Buße lehren, so thu auch wahre Buß, fang an, dich zu bekehren, und wird ein neuer Mensch; ach! bleib nicht, wer du bist, ja, ändre dich bei Zeit, und wird ein frommer Christ.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/s/stark/5_der_glaeubige_christ_danket_gott_nach_angehoertem_goettlichem_wort.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain