Johann Friedrich Stark - Der Betrübte bittet um Geduld und Stärke

Johann Friedrich Stark - Der Betrübte bittet um Geduld und Stärke

Aufmunterung.

Hebr. 10, v. 35.36

Werfet euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat. Geduld aber ist euch noth, auf daß ihr den Willen Gottes thut, und die Verheißung empfahet.

Geduld ist eine Frucht des Geistes, sie kommt von Gott, und der muß auch darum angerufen werden. Ein Betrübter muß desto eifriger und herzlicher beten, je heftiger sein Leiden ansetzt, wie dort von Christo stehet: und da er mit dem Tode rang, betete er heftiger. Derohalben soll der Betrübte erwägen: 1) das sey Geduld, wenn der Mensch stille unter seinem Kreuz bleibt, und mit sich läßt umgehen, wie Gott will; er weiß, daß seine Trübsal von Gott kommt, der sie auch wieder abnehmen kann; er weiß, daß ihn Gott im Kreuz doch herzlich liebe, und daß er nicht habe aufgehört, Vater zu seyn, ob er ihn gleich mit Kreuz belegt hat. Darum 2) murret ein Betrübter nicht wider Gott, ob es gleich lang und schwer wird, sondern sagt: ich will schweigen und meinen Mund nicht aufthun, du wirst es wohl machen. Sollte er 3) ja durch die heftigen Schmerzen, durch das vielfältige Leiden kleinmüthig werden wollen, so muß er Gott um Stärke anrufen. Gott aber stärkt Betrübte, theils, wenn er ihnen in ihrem Herrzen zu erkennen giebt, es werde das Kreuz bald aufhören, theils, er wolle sie nicht verlassen, theils auch, wenn er einige Hülfe und Linderung ihnen widerfahren läßt. Dadurch 4) wird ein Betrübter wieder stark werden in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke.

Gebet.

Herr, mein Gott! mein Seufzen ist dir nicht verborgen, und mein Elend und Jammer ist dir wohl bekannt; dieß ist mein Trost, daß ich weiß, es komme von geliebten Händen; ich habe es mir nicht gemacht, sondern du hast es mir aufgelegt; hast du es mir aufgelegt, so hilf mirs tragen. Und weil die Geduld auch gehört unter die guten Gaben, die von oben herab kommen, von dem Vater des Lichts, ach, so verleihe mir dieselben nach deiner Barmherzigkeit. Wenn du mich stärkst, wenn du mir hilfst und beistehst, so kann ich Alles, so vermag ich Alles, so wird es mir nicht schwer werden; ich vermag Alles durch den, der mich mächtig macht, Christus. Greif mich auch nicht zu heftig an, damit ichs kann ausstehen. Habe Geduld mit meiner Schwachheit, stärke die müden Hände, erhalte die strauchelnden Kniee, sage meinem verzagten Herzen: dein Jesus ist bei dir, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und Helfer. Ja, wenn du hilfst, so ist mir geholfen; darum hilf mir, o mein Heil! Stelle doch meiner Seele vor, es sey dein heiliger Wille, daß ich also leiden, und mein Kreuz tragen soll; darauf ich mich denn mit Freuden entschließe, und sage: Vater, nicht mein, sondern dein Wille geschehe. Stelle mir vor deine Liebe, daß du mich unter dem kreuz und in der Betrübniß liebest, daß mein Leiden nur eine kleine Zeit dauern werde, ja daß dieser Zeit Leiden nicht werth sey der Herrlichkeit, die an uns soll offenbar werden. Hilf, daß ich erwäge, daß du mein gnädiger Gott und liebreicher Vater seyest, daß dieses Kreuz nicht sey ein Zeichen des Zorns, sondern der Gnade. Stelle meiner Seele vor das Exempel der Geduld meines lieben Heilandes Jesu Christi, der alles geduldig auf sich nahm. Gieb, daß ich ihm in solcher Gelassenheit durch deine Gnade nachfolge; gieb, daß ich mit dulde und leide, damit ich auch mit zur Herrlichkeit erhaben werde. Laß mein Kreuz dein Wort nicht aus meinem herzen reißen, meinen Glauben nicht schwächen, und das Gebet verhindern, sondern gieb mir neue Kraft und neuen Muth, wann ich einen Sturm ausstehen muß, oder ausgestanden habe. Ja stelle mir vor, daß mich deine Hülfe bald erfreuen, und dein kräftiger Beistand mich erquicken werde. Du bist mein Fels, meine Burg, mein Hort, mein Schild, meine Kraft, sagt mir dein Wort, meine Hülf, mein Heil, mein Leben, mein starker Gott in aller Noth, wer mag dir widerstreben? Amen.

Gesang.

Mel. O Gott! du frommer Gott.

Mein Gott, verzeuch doch nicht, ach sieh, wie ich muß weinen; wann willst du, o mein Licht! zu meinem Trost erscheinen? Zu Hause hab ich Kreuz, und geh’ ich schon oft aus, so geht mein Leiden mit, und kommt mit mir nach Haus.

2. Zwar hoff ich alle Tag, sieh heute wird es besser, allein das Leiden wird, fast alle Tage größer, ich werde schwach und matt, mein Herze ist beklemmt, es ist mein Angesicht, mit Thränen überschwemmt.

3. Durch langes Leiden will, auch die Geduld verschwenden, weil sich die Linderung, sogar nicht will einfinden, ich warte von dem Tag, bis auf die stille Nacht, und in der Nacht bin ich, schon auf den Tag bedacht.

4. Willst du nun länger noch, mein Gott! die Hülf verziehen, wie wird es mir ergehn? Ach! wo soll ich hinfliehen? Ach Gott! verzeuch doch nicht, ach eile doch herbei! ach Herr! wann machst du mich von meinen Banden frei.

5. Die Hülfe steht bei dir, sie steht in deinen Händen, du kannst mit einem Wort, mein Leiden schleunig wenden; ach wende dich zu mir, komm und errette mich, erleicht’re mri mein Kreuz, ach Gott! erbarme dich.

6. Das Leiden ist nicht schwer, wenn du mir hilfest tragen; ich will, wenn du mit trägst, von keinem Leiden sagen; denn trägest du mit mir, so trägst du das Gewicht, ich habe zwar das Kreuz, und fühl’ die Last doch nicht.

7. Ach ja, mein Herr und Gott! laß mich die Stund erblicken, da du nach meinem Leid, mich endlich wirst erquicken, ach! schenke mir dereinst die lang gewünschte Stund, darnach mein Herze seufzt, und der betrübte Mund.

8. Wirst du mir diese Gnad, o großer Gott! erweisen, so will ich, weil ich leb, dafür dich herzlich preisen; mein Freudenwort soll seyn, nach ausgestandner Noth: Wie gnädig ist doch Gott, der Herre Zebaoth!

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