Stark, Johann Friedrich - Der Betrübte erwäget die göttlichen Verheißungen

Stark, Johann Friedrich - Der Betrübte erwäget die göttlichen Verheißungen

Aufmunterung.

Psalm 91, v. 14-16.

Er begehret mein, so will ich ihm aushelfen, er kennet meinen Namen, darum will ich ihn schützen. Er rufet mich an, so will ich ihn erhören. Ich bin bei ihm in der Noth, ich will ihn herausreißen, und zu Ehren machen. Ich will ihn sättigen mit langem Leben, und will ihm zeigen mein Heil.

So sehr Kreuz, Unglück und Elend niederschlägt, so herrlich richten die göttlichen Gnaden-Verheißungen wieder auf. Darum soll ein Betrübter bedenken: 1) alle göttlichen Verheißungen gehen auch ihn an; man soll sich nicht einbilden, als ob die Verheißungen nur Mose, David, und denen gegeben sind, die dazumal lebten; nein, sie zielen auch auf uns, denn Paulus spricht, Röm. 15,4: Was zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, auf daß wir durch Geduld und Trost der Schrift Hoffnung haben. Ferner soll er 2) bedenken, alle göttlichen Verheißungen werden erfüllt werden in der Zeit, die Gott hat bestimmt. Darum soll ein Betrübter Gott nicht Zeit und Stunde vorschreiben, sondern in Demuth und im Glauben die Hülfe erwarten. 3) Soll ein Betrübter bedenken, daß die Verheißungen Gottes von der Hülfe, Erlösung, Errettung, Befreiung von allem Uebel, bisweilen auch in diesem Leben erfüllt werden, so daß Kranke gesund, Traurige erfreut, Elende errettet, Betrübte getröstet werden; aber daß bisweilen Gott seine Verheißungen erst in dem ewigen Leben erfüllt. In Betrachtung dessen soll 4) ein Betrübter stille seyn, und auf die Güte Gottes hoffen, der seine Verheißungen an so viel Tausend schon erfüllt hat.

Gebet.

Herr, mein Gott! mein Herz hält dir vor dein Wort: ihr sollt mein Antlitz suchen, darum suche ich auch, Herr, dein Antlitz. Ich weiß in meiner Bekümmerniß nirgends Trost und Rath zu finden, als bei dir, bei dem mein Herz Trost, Hülf und Rath, allzeit gewiß gefunden hat; sonderlich suche ich meinen Trost in deinen herrlichen Verheißungen, darinnen finde ich die wahre und lebendige Quelle, mich in meiner Seelenangst zu erquicken. Ich gehe in dein Heiligthum, ich suche in deinem heiligen Worte ein stärkendes Manna für meine hungrige Seele, und ein lebendiges Wasser für meine matte Seele. Du hast gesagt: ich bin bei dir in der Noth, ich will dich herausreißen. Ach Herr! die Angst meines Herzens ist groß, führe mich aus meinen Nöthen. Du hast gesagt: fürchte dich nicht, ich bin bei dir, weiche nicht, ich bin dein Gott, ich stärke dich, ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit. Du hast gesagt: es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meien Gnade soll nicht von dir weichen. Ach Herr! erbarme dich doch meiner, ach! weiche nicht von mir, verwirf mich nicht von deinem Angesicht, dein feuriger Geist erhalte mich. Dein heiliges Wort stellt dich mir vor als einen mächtigen Gott, als eine liebreichen, besorgten Vater, als einen starken Helfer, als einen gnädigen Beistand, als einen gewissen Erretter, darauf verlaß ich mich, deß tröste ichmich. Darum sey wieder zufrieden, meine Seele, der Herr verstößt nicht ewiglich, er betrübt wohl, aber er erbarmt sich wieder nach seiner großen Güte. Was betrübst du dich demnach, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott, meine Seele wartet auf den Herrn von einer Morgenwache bis zur andern, meine Seele wartet auf den Herrn, bis er uns gnädig werde. Fasse mich in deine Arme, und erquicke mich, verlaß mich nicht, und thue nicht von mir die Hand ab, Gott mein Heil. Auf dich will ich vertrauen in meiner schweren Zeit, es mag dich nichts gereuen, du wendest alles Leid, dir sey es heimgestellt, mein Leib, mein Seel, mein Leben, und was er mir gegeben, Herr mach's, wie's dir gefällt, Amen.

Gesang.

Mel. Alle Menschen müssen sterben.

Wann wird Gottes Stunde kommen, ach! wann kommet doch die Zeit, ach! wann wird mir abgenommen meine Klage, Kreuz und Leid? Seufz' ich doch darnach von Herzen, wart ich doch darauf mit Schmerzen, es spricht oft mein matter Mund: ach! wann schläget Gotttes Stund?

2. Ach! ich zähle alle Stunden, und fast jeden Glockenschlag, bis ich habe Hülf gefunden; in der nacht wie an dem Tag, sprech ich oftermal mit Weinen; ach! wann wird die Stund erscheinen, die zur Hülfe ist bestimmt, die mein Leiden von mir nimmt?

3. Doch ich will dir nicht vorschreiben, es geschehe, Herr! dein Will, ich will dir getreu verbleiben, dir halt ich geduldig still; willst du mit der Stund verziehen, will ich drum nicht von dir fliehen, sondern rufe mit Gewalt: ach! kommt deine Stunde bald?

4. Ach! laß deine Stund anbrechen, deine Stund o lieber Gott! laß mich einmal fröhlich sprechen: nunmehr hört auf meine Noth; nach dem Winseln, nach dem Schreien laß mir Hülfe angedeihen, alle Noth bricht gleich entzwei, wann die Stunde kommt herbei.

5. Ach, mein Vater! hör mein Flehen, sie es betet Herz und Mund, laß mich bald erfreuet sehen, die erwünschte Hülfestund; wirst du deine Stunde schicken, so wird sich mein Geist erquicken. Ach, mein Vater! höre mich, höre mich genädiglich.

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